Prinz Eselohr

  • Hallo erstmal


    Da ich recht gerne lese, habe ich mich selber mal an eine Geschichte gewagt. ich hoffe, sie gefällt euch. Über Kommentare und Kritiken aller Art würde ich mich sehr freuen.


    Und nun: Viel Spaß mit…


    Chapter 1: Jungenstreiche


    "... doch die Zauberin nahm Rache und sperrte den Prinzen in einen steinernen Turm ohne Dach. Da versengte ihn die Sonne, Regen und Schnee durchnässten ihn, und er hatte keine Zuflucht. Und die Zauberin sandte einen Raben aus, der flog einmal am Tag über den Turm und ließ ein Bröckchen fallen, schwarz und bitter wie Galle, und einen Fingerhut voll Wasser..."
    Tanke verstummte. Die übrigen Jungen, die neben ihm auf den Baumstamm saßen, sahen ihn erwartungsvoll an. Deutlich spürte Florin den brennenden Durst, den Geschmack von Galle auf der Zunge.
    "Und dann?", drängte Senna. "Was geschah dann mit dem Prinzen?"
    Gedankenversunken hob Tanko ein kreisrundes Stück Moos vom Waldboden auf. Wie ein kleines, weiches Tier streichelte er es, dabei erzählte er weiter.
    "Laut stöhnte der Prinz auf in seiner Qual, doch nur das Schweigen des Himmels und das Heulen des Windes antworteten ihm. Und die Zauberin sann darauf, sein Leiden zu vergrößern, und schickte einen Adler aus, der sollte..."
    Ein lautes Knacken im Gebüsch ließ die Jungen zusammenfahren.
    "Was für ein erhebender Anblick", sagte eine vertraute Stimme. Bei ihrem Klang riss es die vier Jungen förmlich auf die Beine. "Da sitzen die künftigen Herren Monfiels aufgereiht wie die Ringeltauben und gruseln sich bei Ammenmärchen Wozu auf den Übungsplatz gehen? Soll der alte Graf Ursio doch seine Strohpuppen das Fechten lehren!"
    Die Büsche teilten sich, ein grauhaariger Mann trat auf die Lichtung heraus. Er war klein und drahtig, mit flinken, energischen Bewegungen und einem Gesicht wie aus gegerbten Leder. Obwohl Graf Ursio uralt war - zumindest fanden das seine Schüler - trug er noch immer den ledernen Waffenrock und die eisernen Beinschienen eines Schwertkämpfers. Wie bei einem Strafappell schritt er nun die vier Jungen ab. Nachdem er jeden von ihnen mit Blicken förmlich aufgespießt hatte, blieb er vor Tanko stehen und wippte angriffslustig auf den Fersen.
    "Warum erzählst du nicht zu Ende?"
    Betreten fixierte Tanko seine Fußspitzen.
    Graf Ursio holte Luft. "Märchendichter!" Er spuckte es heraus wie eine wüste Beschimpfung. „Nichts als ein Schwarmgeist bist du – ein Lufttänzer! Hock dich mit deinen Geschichten zu den Waschweibern!“ Wie ein wütender Hühnerhund kläffte er Tanko an. „Kein Wunder, dass dich jeder Bauernlümmel vom Pferd holen kann! Ritter des Königs willst du werden? Marktschreier der Tandbuden wirst du! Ich gebe dir eine große Klingel in die Hand, dann kannst du neben den Possenreißern und Feuerschluckern das Gesindel auf der Gasse unterhalten!“
    Radbod, der neben Tanko stand, konnte ein Kichern nicht unterdrücken. Das hätte er besser nicht getan: Sofort ging Graf Ursio auf ihn los.
    „Was meinst du, Bürschchen“, mit zwei Fingern drückte er Radbods Kinn empor und zwang ihn dazu, ihm ins Gesicht zu blicken. „Was wird dein hochwohlgeborener Vater sagen, wenn ich dich auf eure schöne Burg zurückschicke? Wenn ich ihm rate, dich noch ein paar Jahre ans Gängelband deiner Amme zu binden, bevor er dich in die Knappenschule des Königs schickt?“
    Radbod war fast dreizehn, zu seinem Kummer jedoch klein und von zartem Körperbau. Mit zusammengekniffenen Lippen steckte er die unglaubliche Beleidigung ein.
    „Aber den allergrößten Witzbold haben wir hier!“ Der alte Graf ließ von Radbod ab und baute sich vor Senna auf, der ihn beinahe um eine Haupteslänge überragte. „Du bildest dir ein, der beste in diesem Jammerhaufen zu sein? Du willst nach Sturmius der nächste Leibknappe des Prinzen werden?“ Je lauter seine Stimme wurde, desto mehr schrumpfte Senna zusammen. „Sag mir: Was hättest du getan, wenn in eure Märchenstunde eine Horde dreckiger Vinländer geplatzt wäre? Sie mit einem Zauberspruch in Kröten verwandelt?“
    Senna riskierte es zu widersprechen. „Ihr wisst genau, Graf Ursio, dass so nah an Burg Monfiel keine …“
    „Sieh dort hinüber!“, herrschte der alte Fechtlehrer ihn an. Mit ausgestrecktem Arm deutete er auf einen hoch aufgeschossenen Jungen, der am Rande der Lichtung auf sein Schwert geschützt dastand. „Sitzt Sturmius etwa bei euch Kindsköpfen? Nein, er hält Wache, wie es sich für den Leibknappen des Prinzen gehört. Auf ihn ist Verlass!“
    Sturmius umklammerte den Griff seines Schwertes und bemühte sich, nicht allzu stolz auszusehen.
    Noch einmal schritt der alte Grad die Reihe der Jungen ab. „Ein Waschweib“, knurrte er verächtlich. „Ein Wickelkind … ein Witzbold…“ Wie zum Gebet faltete er die Hände. „Heiliger Sankt Georg, edler Kämpfer! Steh mir bei und lass diese Burschen endlich erwachsen werden!“
    Florin biss sich auf die Lippen, um nicht zu grinsen. „Mach, Graf Ursio, habt ihr vergessen“, sagte er höflich.
    „Es steht mir nicht an, Euch Vorhaltungen zu machen“, erklärte Graf Ursio mit einer knappen Verbeugung. „Ihr selbst wisst am besten, dass Ihr Euren Gefährten stets mit gutem Beispiel vorangehen müsst!“
    Er zog eine Sanduhr aus der Manteltasche und stellte sie auf einen Baumstumpf. „Ehe sie durchgelaufen ist, steht ihr auf dem Übungsplatz“, knurrte er. „Mit Harnisch, Schwertern und Schilden – Oder ihr werdet mich kennen lernen. Und kommt ja nicht auf die Idee, die Uhr um zu drehen!“ Ein letzter drohender Blick, dann war er zwischen den Bäumen verschwunden.
    „Brrr!“ Radbod schüttelte sich wie ein nasser Hund nach einem Gewitterguss.
    „Das sieht dem alten Hühnerhund ähnlich“, sagte Senna. Sich zu Fuß anzuschleichen! Sein Pferd hätten wir auf einer halben Meile Entfernung gehört.“
    „Wenn es nach Graf Haudegen ginge, dürften wir die Burg nie verlassen“, beschwerte sich Tanko. „Und müssten selbst im Bett noch bis an die Zähne bewaffnet sein.“
    „Graf Ursio schläft jede Nacht in voller Rüstung“, bestätigte Florin. „Was wird er nur tun, wenn nun wirklich Friedenszeiten kommen?“
    „Eine neue Gefahr erfinden“, prophezeite Tanko düster, „und uns noch mehr malträtieren. Graf Ursio braucht Drill und Kampf wie die Lust zum Atmen.“
    „Sieht nach einer Fechtpartie im Regen aus“, meinte Radbod nach einem kritischen Blick in den Himmel. „Aber stört das jemanden?“ Er ahmte Graf Ursios Stimme nach. „Was wollt ihr in der Schlacht tun, meine Zuckerbübchen? Die dreckigen Vinländer um Aufschub bitten, bis das Wetter besser wird?“
    Tanko warf einen besorgen Blick auf die Sanduhr, die bereits zur Hälfte durchgelaufen war. „Gehen wir lieber.“
    „Nur keine Eile.“ Seelenruhig zauberte Senna eine Nadel aus Elfenbein aus seiner Tasche. Nachdem er sie sorgfältig in Baumharz getunkt hatte, beugte er sich über Graf Ursios Sanduhr. „Erst will ich wissen, ob er das aushält.“
    „Wer was aushält?“ Tanko sah ihn verständnislos an.
    „Na, der Prinz im Turm“, erklärte Senna, während er mit einem gezielten Stich die Nadel durch den Lederdeckel der Uhr stieß. Sofort verklumpte das Harz mit dem Sand, und das Rieseln endete jäh. „Am Tag ein Fingerhut Wasser und ein Bröckchen Galle! Unser Prinz jammert schon, wenn nicht zehn seiner Leibspeisen gleichzeitig auf der Tafel stehen.“ Er stieß Florin in die Seite. „Ein Wunder, königliche Hoheit, dass du dabei so mager bleibst.“
    „Bei dir schlägt die Kost jedenfalls gut an“, gab Florin zurück. „In deinen drei Jahren auf Burg Monfiel hast du dich verdoppelt. In Länge und Breite!“
    „Nur kein Neid!“ Mit einem Ruck zog Senna seine Nadel zurück. „Nun, Freunde“, sagte er zufrieden, „da dieses Problem gelöst ist: Was haltet ihr davon, wenn wir uns auf dem Weg zum Übungsplatz ein klein wenig verlaufen?“
    „Waldhaus!“, sagten Florin und Radbod wie aus einem Mund.
    Das Waldhaus war eine verlassene Einsiedlerhütte. Nicht weit von Burg Monfiel stand sie gut verborgen in einem Dickicht von Fichtenschösslingen und Brombeerranken. Durch Zufall waren die Jungen bei der Hirschjagd über sie gestolpert. Der ideale Treffpunkt für kommende Wintertage.
    „Das könnt ihr nicht machen!“ Ängstlich beäugte Tanko die nutzlos gewordene Sanduhr.
    „Niemand hat die Uhr angerührt“, stellte Senna klar. „Sie ist einfach stehen geblieben. Graf Ursio sollte seine Uhr mit feinerem Sand füllen.“
    „Er wird uns den Kopf abreißen.“
    Senna seufzte ungeduldig. „Wie kann man sich nur die spannendsten Geschichten ausdenken, und selbst solch ein Hasenfuß sein?“
    Wie wahr, dachte Florin. Es schien, als ob Tanko all seinen Mut, seinen Witz und seine Abenteuerlust beim Erzählen aufzehrte.
    „Waldhaus“, sagte Senna entschlossen. „Und du, mein Prinz“, er machte eine schwungvolle Verbeugung, „bildest die Vorhut! Du weißt, du musst deinen Gefährten immer mit gutem Beispiel vorangehen!“
    Auf halbem Weg brach der Wolkenbruch los. Es goss wie aus Melkkübeln, und die Jungen rannten um die Wette, immer gefolgt von Florins Leibknappen Sturmius mit seinem hinderlichen Schwertgehänge. Lachend und bis auf die Haut durchnässt kamen sie am Waldhaus an. Ganz selbstverständlich hielten Senna und Radbod die klapprige Holzhütte für Florin auf und verneigten sich leicht, als er eintrat – um im nächsten Augenblick dem Leibknappen die Tür vor der Nase zuzuschlagen.
    „Eine ausgezeichnete Idee von dir, Sturmius, draußen Wache zu halten!“, brüllte Radbod durch die geschlossene Tür hindurch. „Auf dich ist Verlass!“
    „Der arme Sturmius“, meinte Senna versonnen. „Im Regen Wache schieben müssen… Leibknappe des Prinzen zu sein ist eine schwere Bürde. Ich werde noch einmal darüber nachdenken müssen.“
    „Tu das“, sagte Florin, der genau wusste, dass Senna auf dieses Amt brannte wie kein Zweiter. Er sah sich in der Hütte um. Vor zwei Wochen hatte er einen königlichen Waldhüter beschwatzt, das Waldhaus heimlich für sie her zu richten. Sauber und behaglich war es nun, mit frischen Binsen am Boden und dick aufgeschütteten Strohsäcken. In der gemauerten Feuermulde lag trockenes Holz aufgeschichtet.
    „Wartet.“ Radbod zog Feuerstein und Zunder aus seiner Tasche. „Das haben wir gleich.“
    Kurze Zeit später loderten die Flammen hoch, und die Jungen rückten die Strohsäcke dichter ans Feuer und trockneten ihre nassen Mäntel.
    „Mein Vater denkt darüber nach, Graf Ursio abzulösen“, verriet Florin. „Wenn er aus Norland zurückkehrt, könnte Herzog Bonizo de Kampfausbildung übernehmen.“
    „Im Ernst?“ Die Augen der Jungen leuchteten auf. Herzog Bonizos Ruf als Kämpfer war legendär.
    „Spätestens dann werdet ihr die Knappenschule endgültig erweitern müssen“, meinte Radbod. „Unser Schlafsaal platzt jetzt schon aus allen Nähten.“
    Zwanzig Schüler zählte die königliche Knappenschule im Augenblick. König Philip hatte sie gegründet, damit sein einziger Sohn, Monfiels künftiger König, in Gemeinschaft aufwuchs. Aus dem ganzen Land hatte er gelehrte Mönche und erfahrene Kämpfer als Lehrmeister an den Königshof geholt, und jede adelige Familie in Monfiel trachtete danach, wenigstens einen Sohn zusammen mit dem Prinzen erziehen zu lassen.
    „Bestimmt kommandiert Herzog Bonizo die Leibwache deines Vaters“, sagte Senna neidisch. „Wenn man doch endlich etwas erfahren würde. Ein schneller Reiter könnte längst hier sein!“
    „Er hätte aber sofort nach der Ankunft in Norland losreiten müssen“, wandte Radbod ein. „Warum sollte König Philip Boten losschicken, wenn es noch gar nichts zu berichten gibt?“
    „Wahr gesprochen“, sagte Tanko und rieb sich die Hände über dem Feuer. „Ihr werdet sehen, in den nächsten Tagen treffen die Boten ein. Und damit ihr nicht vor Ungeduld platzt, erzähle ich euch schon jetzt, was sie berichten werden.“
    „Bist du unter die Hellseher gegangen?“ Florin lächelte dem Freund zu.
    „Wer weiß?“, tat Tanke geheimnisvoll. „Der Anfang meiner Geschichte jedenfalls ist reine Wahrheit. Hört also“, er rückte sich bequem auf dem Strohsack zurecht. „Es waren einmal zwei Königreiche: Vinland und Monfiel …“
    „Es waren einmal“, brummte Senna. „Lass von mir aus Vinland zum Teufel gehen, Monfiel aber wird in alle Ewigkeit bestehen!“
    „Unterbrich mich nicht!“ Tanko zog die Stirn kraus. „Zwischen den beiden Reichen herrschte Krieg. Ein Krieg, so alt, dass sein Anfang im Dunkel lag …“
    „So alt wie ich“, stellte Senna trocken fest. „Vierzehn Jahre“.
    „Und jedes Wickelkind weiß, warum er angefangen hat“, ergänzte Radbod. „Weil Theodo von Vinland sein gieriges Triefauge auf unsere Silberminen geworfen hat!“
    Entschlossen verschränkte Tanko die Arme. „Jetzt ist Schluss!“
    „Erzähl weiter“, bat Florin. Die wirklichen Geschehnisse wie ein Märchen vorgetragen zu hören war von eigenartigem Reiz. „Mir zuliebe!“
    „Aber nur, weil du es bist“, erklärte Tanko gnädig.
    „Endlos und erbarmungslos war dieser Krieg – erbarmungslos vor allem, weil keines der beiden Reiche den Sieg davon tragen konnte. Immer wieder gab es trügerische Zeiten der Ruhe, in denen die Krieger ihre Wunden leckten und die geplagten Menschen aufatmeten. Umso grausamer wüteten danach die Kriegshorden aufs Neue, plünderten Städte und Dörfer aus, verbrannten Kirchen und Häuser und verwüsteten Felder. So geschah es in Monfiel, so geschah es in Vinland.“
    „Das ist wahr“, sagte Florin leise. Auch wenn der Krieg dank eines ausgeklügelten Verteidigungsrings niemals näher als hundert Meilen an Burg Monfiel herangekommen war – die Heerführer hatten zur Genüge von den Gräueln berichtet.
    „Jahr um Jahr ging es so“, fuhr Tanko fort. „Bis König Theodo von Vinland in einem Frühjahr …“
    „In diesem Frühjahr“, verbesserte Radbod.
    „… in einem Frühjahr“, Tanko funkelte ihn an, völlig unerwartet den Frieden anbot. Das Misstrauen am Hofe von Monfiel war groß …“
    Das war milde ausgedrückt. Vinlands erste Gesandtschaft fand sich im Kerker von Burg Monfiel wieder, bevor sie auch nur ein Wort ihres Königs überbringen konnte. Erst auf ausdrücklichen Befehl von König Philip wurden die Männer wieder freigelassen.
    „… doch ließ König Theodo nicht davon ab, Tag um Tag Gesandte zu schicken. Unermüdlich brachten sie die immergleiche Botschaft: Der König von Vinland wünsche den Frieden mit Monfiel.“
    Bis wir es irgendwann einfach glauben mussten, dachte Florin.
    „Im Frühsommer – gerade hatten die Maikäfer das Feld für die Junikäfer geräumt – trafen Unterhändler beider Reiche am Grenzfluss Neide zusammen. Die Vinländer lagerten am westlichen Ufer, die Monfielder an östlichen, und die Stimmgewaltigsten jedes Gefolges brüllten einander ihre Bedingungen zu …“
    „Das wäre eine Aufgabe für mich gewesen!“, sagte Senna begeistert.
    „Als die Rufer heiser waren, stand fest, dass die feindlichen Könige zusammentreffen sollten. Nicht in Vinland oder Monfiel, sondern auf kriegsfernen Boden: in Norland, an König Sichars Hof…“
    „Dort essen sie Froschbeine und Schnecken“, sagte Radbod mit wohligem Schauer. „Hoffentlich schauen sich unsere Leute genau an, was ihnen vorgelegt wird!“
    „Heiß brannte die Sonne vom Himmel herab, als König Philip mit einem glanzvollen Gefolge nach Norland aufbrach…“
    Das war jetzt sechs Wochen her. Monfiel was seither wie verwaist: Mehr als dreihundert Mann, darunter der gesamte königliche Rar, begleiteten König Philip auf seinem Ritt.
    „… und zwei Wochen später wohlbehalten an Norlands Königshof eintraf.“
    „Jetzt spielst du den Hellseher“, warf Senna ein.
    „Genau das werden die Boten erzählen“, sagte Tanko. „Sie werden davon berichten, dass der König von Vinland König Philip bereits mit Ungeduld erwartete.“ Seine Mundwinkel zuckten. „Sie werden erzählen, dass Vinlands König ein fetter, zahnloser, stinkender Kahlkopf mit Plattfüßen ist…“
    Alle Jungen kicherten. „Hör auf, Tanko“, sagte Florin. „Du weißt doch gar nicht, wie er aussieht.“
    Tanko schloss die Augen. „Unter Lobeshymnen und Glockengeläut“, erzählte er feierlich weiter, „tauschen die Könige den Friedenskuss, und die beiden Reiche schlossen ewigen Frieden miteinander. Ein ganzes Jahr feierte man den Pakt mit rauschenden Festen. Das schönste Fest war die Hochzeit zwischen Monfiels Kronprinz und Vinlands Prinzessin …“
    Radbod und Senna prusteten los. „Nur zu gut, fass du nicht wirklich Hellseher bist“, rief Senna.
    Nach einem Blick in Florins Gesicht sagte Tanko unsicher: „Also in jeden Fall … der Friede war gekommen, er wähnte immerdar, und alle Menschen waren glücklich ihr Lebtag.“
    „So Gott will“, sagte Florin mit großem Ernst.
    „Klingt fast zu schön, um wahr zu sein“, brummte Senna. „Und jetzt, Tanko, erzähl endlich, was der Adler mit dem Prinzen im Turm angestellt hat.“


    Beim abendlichen Mahl hörten sie sich schweigend eine Strafpredigt des Kanzlers an, die mit Worten wie Pflicht, Vorbild, Verantwortung und Respekt nur so gespickt war. Graf Ursio saß mit verschränkten Armen und hochzufriedenem Gesicht daneben.
    Seine Miene wäre vermutlich nicht ganz so zufrieden gewesen, hätte Kanzler er Artolds geflüsterte Worte beim Gutenachtgruß gehört.
    „Wie um alles in der Welt bringt man eine Sanduhr dazu stehen zu bleiben?“
    „Baumharz“, raunte Florin knapp.
    „Senna, nicht wahr?“ Kanzler Artold nickte anerkennend. „Ein Pfiffikus! Ich erinnere mich mit Vergnügen an die Fallgrube vor der Wärmstube unseres hochverehrten gelehrten Patres. Oder an die unglaublich unanständige Fischblase auf dem Stuhl des Monsignore Federino.“ Noch in der Erinnerung gluckste er. „Bei dem Knall wäre Hochwürden vor Scham beinahe im Boden versunken …“
    „Mit Verlaub“, sagte Florin mit bescheidenem Stolz. „Die aufgeblasene Fischblase stammte von mir.“
    „Erfindungsreichtum ist eine Gottesgabe, die man nicht hoch genug loben kann“, erklärte der Schatzkanzler mit ernstem Gesicht. „In nächster Zeit allerdings solltet ihr euren schöpferischen Drang in der euklidischen Geometrie oder der lateinischen Grammatik ausleben. Sonst heißt es am Ende noch, ich alter Esel ließe mir von euch Rasselbande auf der Nase herumtanzen!“



    Das war das erste Kapitel. Wie hat es euch gefallen? Gibt es was zu bemängeln? Her mit euren Kommentaren ;)

  • Ich muss sagen, ich bin beinahe aus den Latschen gekippt.
    Das liest sich wie ein Buch, und wie ein gutes noch dazu.^^
    Endlich mal was anderes im Fanstuff. Meiner Meinung nach hast du nen wunderbaren Anfang geschrieben. Einzig Beschreibungen zu den Jungs hab ich vermisst, weil man sie sich dadurch nur wie Schatten vorstellen konnte. Aber das is nur ne Kleinigkeit, zusammen mit ein paar Tippfehlern.
    Auf jeden Fall will ich mehr davon lesen! Lass dir nicht zu lange Zeit.^^

  • sehr schön :)


    Hatte schon heut morgen vor der Schule angefangen zu lesen, aber leider nur ziemlich wenig weil ich mich beeilen musste und in der Schule konnt ichs kaum erwarten weiter lesen zu können :P


    Das mit den Beschreibungen ist zwar schade das sie fehlten, aber so sehr hats mich jetzt nicht gestört, als dass ich das nicht mehr hätte gut lesen können^^


    Weiter so:daumen:


    PS: Was ist jetzt mit dem Prinzen?^^