Aktive Sterbehilfe - ja oder nein? Und wenn ja, ab wann?

  • Gestern wurde in Belgien einem Gesetzesentwurf zugestimmt, nach welchem nun auch die aktive Sterbehilfe bei Kindern erlaubt ist. Stein des Anstoßes war die Geschichte des 7-jährigen Benjamin, der unheilbar an Leberkrebs erkrankte und durch seinen Freitod von seinen Schmerzen erlöst werden wollte. Doch noch bevor das Gesetz verabschiedet wurde, starb Benjamin nach einer langen, qualvollen Zeit.


    Obschon die aktive Sterbehilfe in Deutschland verboten ist, sind viele Deutsche pro ärztlich und psychologisch begleiteten Freitod - ich übrigens auch. Sollte bloß das Pro und Contra abgewägt werden, würde auch hier im Forum wohl kaum ein anderer Ton herrschen. Als ich heute morgen aber in der Zeitung einen Artikel zu dem Thema gelesen habe, wäre mir fast mein Kaffee wieder aus dem Gesicht gefallen. Wie kann ein 7-jähriger ohne klares Konzept von Leben und Tod von sich aus entscheiden, dass er sein Leben beenden will? Wie kann ohne eine ausgereifte Urteilsfähigkeit der eigene Exitus gewünscht werden? Wurde die Entscheidung des Jungen in zu großem Ausmaß von seinem Umfeld bestimmt?


    Wie seht ihr das? Seit ihr für oder gegen die aktive Sterbehilfe im Allgemeinen? Wenn ja, unter welchen Bedingungen? Wie beurteilt ihr den obigen Fall? Denkt ihr, dass auch todkranke 5-jährige schon dezidiert ihren Freitod wünschen können?

  • Uh, da haste dir ein pikantes Thema rausgesucht. Ob man hier da gute Kommentare etc. bekommen wird.... ungewiss.


    Ich persönlich bin im ALLGEMEINEN ein Befürworter der aktiven Sterbehilfe, sofern absolut keine Chance auf Heilung besteht, der betroffene nur noch leidet oder künstlich am Leben gehalten wird, ohne Bewusstsein. Es gibt halt die Palliativmedizin, quasi die Sterbebegleitung in Hospizen, jedoch sind einige Menschen so sehr leidend, das sie frei bestimmen können sollten, wann sie gehen wollen und wann nicht. In Punkto Sterbehilfe bei Kindern ist das so eine Sache ... die meisten Kinder haben noch eine sehr naive Einstellung zum Tod und können das evtl. nicht ganz durchdacht entscheiden. Daher bin ich beim letzteren Fall eher gemischter Gefühle, jedoch sollte man abwarten wie sich das noch entwickeln wird.

  • Die Reife eines Menschen hängt nicht unbedingt vom Alter ab. Einige sind da relativ schnell während andere bis in die Rente extrem naiv sind. Ob jedoch ein Freitod schon so früh gewährt werden sollte ist selbstverständlich fraglich. Ich würde für sowas generell zuerst ein psychologisches Gutachten fordern, damit man die mentale Reife einschätzen kann.

    “Your living is determined not so much by what life brings to you as by the attitude you bring to life; not so much by what happens to you as by the way your mind looks at what happens.”


    “Out of suffering have emerged the strongest souls; the most massive characters are seared with scars.”


    Respect yourself. Respect others. Take responsibility for your actions.


  • Uh, da haste dir ein pikantes Thema rausgesucht. Ob man hier da gute Kommentare etc. bekommen wird.... ungewiss.


    in meiner bemühung, das off topic zu beleben, experimentiere ich halt ein wenig mit den niveaustufen.


    Zitat

    In Punkto Sterbehilfe bei Kindern ist das so eine Sache ... die meisten Kinder haben noch eine sehr naive Einstellung zum Tod und können das evtl. nicht ganz durchdacht entscheiden.


    Die Reife eines Menschen hängt nicht unbedingt vom Alter ab.


    da spricht jetzt nicht unbedingt nur der theologe aus mir, wenn ich sage, dass aus kirchlicher sicht der vernunftgebrauch erst mit dem 14. lebensjahr attestiert wird. ich würde jetzt natürlich nicht den finger auf das datum des 14. geburtstages legen, um einem kind vernunftgebrauch zuzugestehen, doch ich denke, dass wir uns einig sind, dass ein 14-jähriger eine andere geistige reife hat, als ein 7-jähriger. folgefrage: ist es dann ethisch vertretbar, einen 14-jährigen aktiv beim sterben zu helfen? wo ist die schwelle?


    wo ich gerade bei der theologie bin: ein professor der moraltheologie von mir ist (oh wunder) strikt gegen aktive sterbehilfe. sein gedanke: wenn jemand krankheitsbedingt um hilfe mit dem freitod bittet, ist es dann er selbst, der spricht, oder spricht quasi die krankheit aus ihm?


    Zitat

    Ich würde für sowas generell zuerst ein psychologisches Gutachten fordern, damit man die mentale Reife einschätzen kann.


    psychologische gutachten sind in ländern, in denen die aktive sterbehilfe erlaubt ist, verplichtend. im fall benjamin gab es 2, die beide ergeben haben, dass der junge wirklich sterben will.

  • Meiner Meinung nach gibt es verschiedene Ansichten. Speziell zum Thema Sterbehilfe bei Kindern, finde ich dass dies generell verboten werden und bleiben soll. Ein Kind kann nicht ueber den Tod entscheiden. Wie angesprochen fehlt ihm einfach die Reife um die Tragweite seiner Entscheidung
    zu treffen. Und damit eaere die Frage dann: Wer entscheidet ueber den Tod eines Menschen?


    Die gleiche Frage stellt sich auch bei Menschen die aus irgendwelchen Gruenden dies nicht selber entscheiden koennen. Und dahabe ich eine klare Ansicht: Niemand darf dies entscheiden, denn die Entscheidung von Leben und Tod unterliegt Gott und der Natur. Wir sind nicht Gott und sollten.auch nicht Gott spielen. Und selbst fuer die Atheisten finde ich: Deer Mensch darf nicht ueber Leben und Tod entscheiden. Die Natur/Gott holt uns zu sich, wenn er es fuer richtig haelt.


    Und selbst bei kranken Menschen, also Todkranken Menschen, hat Chiro richtig angedeutet:Ist es nicht vielleicht die Krankheit die da spricht?


    Man darf das Thema nicht pauschalisieren. Einhergehend mit der Frage nach aktiver Sterbehilfe frage ich: Wo geht diese los? Darf der Mensch entscheiden, wann ein Leben nicht mehr lebenswuerdig ist? Geht es nur um todkranke Menschen? Was ist wenn ein von Kopf abwaerts gelaehmt um.Sterbehilfe bittet?Obwohl.er durchaus eine Lebenserwsrtung von weiteren 30 Jahren hat?


    Das sind Entscheidungen, welche der menschliche Verstand nicht fassen kann. Dieser Verantwortung, der Verantwortung ueber Leben.und Tod ist der Mensch einfach.nicht gewachsen.

  • Zur kleinen Einleitung:
    Ich bin strikter Atheist. Verachte jegliche Argumentationsversuche, die das Wort "Gott" enthalten ...


    wenn jemand krankheitsbedingt um hilfe mit dem freitod bittet, ist es dann er selbst, der spricht, oder spricht quasi die krankheit aus ihm?


    Das ist aus meiner Sicht eine vollkommen überflüssige Frage. Wenn man irgendwann einen Abgrund erreicht, dass einem Krankheit oder was auch immer jeglichen Lebenswillen rauben, dann hat man aus meiner Sicht immer die Option, den Freitod zu wählen.
    (Allein schon aus mathematischer sicht ist nichts, aka 0, größer als alles Negative ...)
    Wer schon mal einen Menschen in einer solchen Situation erlebt hat, sollte das aus dessen Sicht nachvollziehen können, weil man selbst schließlich immernoch die sachlichere Denkweise haben kann, aber den Leidensweg dennoch kennt .


    Folglich ist das eine auf sich selbst bezogen eine vollkommen rationale Entscheidung.
    Sowas kennt ja euer Elfenbeinturm namens Kirche nicht ....
    Dummerweise ist ja der Freitod historisch gesehen (und damit wie immer zu großen Teilen durch die seit Jahrhunderten unzeitgemäße Kirche geprägt) negativ belegt. Aus meiner Sicht natürlich völlig grundlos.
    Wenn Leute, die irgendwie aus anderweitigen Gründen als hier in diesem Thread diskutiert, sich das Leben nehmen, dann würde ich das nicht verurteilen, sondern eher den Fehler in meinem Moralsystem suchen. Ein solcher ist mit einem sehr linken Weltbild, das relativ kühl, wenig gefühlsduselig mit einer Mischung aus Utilitaristischen Kalkülen und einer gesunden Anlehnung an weniger hetzerisch aufgezogene Schriften Nietzsches versehen ist, leicht zu finden:
    Eben jene unsoziale Gesellschaftsstruktur, mit einem minderen, konkurrenzkampfgeprägten Wertesystem, das solche Fälle überhaupt zulässt ...
    Dank solcher historischer Faktoren wie der Kirche ist der heutige Status leider, dass meine Ansicht da wohl der Elfenbeinturm sein dürfte, aber nun ja. Man kann dem Volk eben nicht so schnell sein Opium nehmen .... auch wenn es zu nichts gut ist.


    Back to topic:
    Gehen wir nun mal vom Status sterbenskrank aus, mit langem Siechtum, der sterben will:
    Die einzigen moralisch sinnvollen Bedenken sollte man gegenüber den Angehörigen haben - die leiden schließlich mit. Argumentiert man nun stumpf nach hedonistischem Kalkül, so nimmt der Freitod dann ggf. auch denen eine Leidensphase. Das kommt natürlich ganz drauf an, wie die Leute dann ticken. Einige wöllten lieber eine Phase der Verabschiedung, andere wöllten lieber eine ungetrübtere Erinnerung und wöllten den Leidensweg nicht miterleben. Liegt also in der persönlichen Einschätzung ...
    Und, dass das abgesehen von Schmerzen und Leiden, die als alleiniger Lebensrest drohen, sollte das Denkvermögen nicht getrübt sein.
    Bei Koma- oder Hirntoddiagnostik offenbaren sich noch ganz andere Abgründe für Behandelnde und Angehörige. Man lese sich da mal die Schritte zur Diagnose eines Hirntodes durch. Sehr makaber. Der letzte Schritt dazu führt ihn quasi endgültig herbei. Wenn man im Hinterkopf behält, dass aus eigentlich hoffnungslosen Stadien da schon Leute wieder erwacht sind .... Das Gehirn betreffende Sachen sind aber immer viel unberechenbarer ....


    Jetzt würde ich mich mal langsam in Richtung Sterbehilfe bewegen:
    Das heißt, dass man höchstens das Gewissen aktiv Sterbehilfe Leistenden belasten kann. Man kann argumentieren, dass solche Leute morden und so weiter und so fort .... man kann aber auch, wie es der Name "Sterbehilfe" schon vermittelt, so auslegen, dass man den Betroffenen hilft. Es gibt immer Leute, die letzteres so sehen würden, und die soetwas nicht als verwerflich betrachten. Oder die, die das erlebte ihres Berufes "nicht mit nach Hause nehmen", wie man immer so schön sagt.
    Wenn also jemand den Freitod wählt und es selbst aber nicht mehr umsetzen kann, dann sollte da schon Abhilfe geschaffen werden können. Der in der Schweiz wohl recht gängige Cocktail ist da wohl die humanste Variante und aus Sicht des Sterbehilfeleistenden die passivste Variante.
    Aus Sicht des Staates würde ich die Option der Sterbehilfe definitiv freigeben. Dass Volksgruppen dagegen sind, muss diese Regelung doch nicht blockieren. Diese Gruppen müssen das Angebot ja nicht nutzen. Von Mord oder Totschlag würde ich in diesem Falle niemals sprechen. Die Definitionen im Rechtskatalog kann man da schließlich auch zurechtschleifen. Auch §1 des Grundgesetzes sehe ich an einer solchen Stelle überholt: wer sich in einem solchen Entscheidungsprozess für den Freitod entscheidet, der macht sich auch keine Gedanken mehr um seine "Würde des Menschen", bzw. hat er sie mit dieser Entscheidung freigegeben, als dass ein solches Argument nicht zählen darf.
    Sinnvoll wäre aber dennoch soetwas wie eine Freigabe durch den behandelnden Arzt und/oder Psychologen. Das zu begründen ist wohl überflüssig.


    Zur Frage mit den Kindern habe ich noch keine vollkommen schlüssige Ansicht ....
    Es scheitert schon daran, dass man Kindern (und das auch noch niemals mit 14) ein ausgereiftes Weltbild zurechnen kann. Das wäre aus meiner Sicht eigentlich 21 eine sinnvollere Grenze. Andere bitten, dass man getötet wird, sollte auf einer bzgl Altersbegrenzung höheren Stufe stehen als verschiedene trivialere Entscheidungen, die man legal treffen darf und die irgendwie (wenn auch als Nebenwirkung) zum Tode führen können.
    Die Altersbegrenzung sollte nicht an der Entscheidung sterben zu wollen hängen, sondern an der Fähigkeit die Tragweite zu erkennen, es dem Sterbehilfe Leistenden und den Angehörigen zuzumuten, wenn man es nicht mehr selbst beenden kann.
    Fraglich ist aus meiner Sicht insbesondere die Rolle der Eltern in diesem Prozess, wenn man an eine frühere Freigabe denkt ....


    Zitat von geheimnisman3

    Deer Mensch darf nicht ueber Leben und Tod entscheiden. Die Natur/Gott holt uns zu sich, wenn er es fuer richtig haelt. [...] Dieser Verantwortung, der Verantwortung ueber Leben.und Tod ist der Mensch einfach.nicht gewachsen.


    Das einzige, was die Natur will, ist ihre Entropie zu erhöhen ... und keine eindeutige, vollkommen schlüssige Erklärung für den Kollaps der Wellenfunktion liefern .... etc.pp ....
    Die Natur macht sich keine Gedanken um irgendwelche moralischen Fragen.
    Einzig der Mensch stellt sich selbst vor solche Fragen, also ist er auch die Instanz, die sich an den Antwortversuch wagen muss, um die richtige Lösung zu finden.

  • Ich bin strikter Atheist. Verachte jegliche Argumentationsversuche, die das Wort "Gott" enthalten ...


    natürlich kann man das thema auch anthropologisch angehen. das stärkste theologische gegenargument bezüglich freitod/sterbehilfe ist meines erachtens aber, dass das leben ein geschenk gottes ist. dieses geschenk wegzuwerfen, kommt einem schlag ins gesicht des schöpfers gleich. wie ich diesen standpunkt mit meiner befürwortung von aktiver sterbehilfe zusammenbringen kann, habe ich mir selber noch nicht hinreichend beantworten können. das aber nur als kleiner einschub. ich weiß, dass wir zwei da auf keinen grünen zweig kommen.


    Zitat

    Sowas kennt ja euer Elfenbeinturm namens Kirche nicht ....


    zwar studiere ich theologie, trotzdem bin ich in vielen punkten sehr kirchenkritisch und unterschreibe bei weitem nicht alles, was aus dem vatikan kommt. dieses vorwurf muss ich also entkräften, um die diskussion nicht unfair werden zu lassen.


    Zitat

    Die einzigen moralisch sinnvollen Bedenken sollte man gegenüber den Angehörigen haben - die leiden schließlich mit. Argumentiert man nun stumpf nach hedonistischem Kalkül, so nimmt der Freitod dann ggf. auch denen eine Leidensphase.


    in unserer familie haben wir alle verträge unterzeichnet, die die passive sterbehilfe gestattet, wenn wir uns in komatösen zuständen befinden. der erste gedanke dabei ist eben, dass "man so nicht leben will" und der zweite blick geht nunmal in richtung der angehörigen, denen man eine große last abnehmen will.


    Zitat

    Wenn also jemand den Freitod wählt und es selbst aber nicht mehr umsetzen kann, dann sollte da schon Abhilfe geschaffen werden können. Der in der Schweiz wohl recht gängige Cocktail ist da wohl die humanste Variante und aus Sicht des Sterbehilfeleistenden die passivste Variante.
    Aus Sicht des Staates würde ich die Option der Sterbehilfe definitiv freigeben.


    hier muss unterschieden werden. in deutschland ist die passive sterbehilfe (~ lebenserhaltene maßnahmen abstellen) nicht verboten (s. oben). bei der aktiven sterbehilfe wird - zum beispiel mit dem genannten cocktail - das leben "aktiv" beendet. moralische frage hier: warum ist zweiteres tabuisiert, ersteres aber nicht? weil der aktive eingriff einem mord gleichzustellen wäre und der passive nicht?


    Zitat

    Zur Frage mit den Kindern habe ich noch keine vollkommen schlüssige Ansicht ....
    Es scheitert schon daran, dass man Kindern (und das auch noch niemals mit 14) ein ausgereiftes Weltbild zurechnen kann. Das wäre aus meiner Sicht eigentlich 21 eine sinnvollere Grenze.


    dass 14 auch meines erachtens zu früh ist, sagte ich oben schon. 21 finde ich einen interessanten ansatz. schließlich sind mit dem erreichen der gesetzlichen volljährigkeit von 18 jahren immer noch viele menschen meines erachtens nach sehr naiv. vielleicht sogar zu naiv, um über leben und tod differenziert genug denken zu können.

  • Das mit dem Cocktail war auch eher so gedacht, dass die Cocktailvariante schon fast passiven Charakter hat. Du stellst das Glas mit nem Strohälmchen hin, tust aber als Sterbehelfer nicht sehr viel mehr ....
    Eine Spritze zu setzen ist da schon viel aktiver, der Sterbehelfer wird damit selber wohl vielmehr belastet.


    Das Abschalten lebenserhaltender Maßnahmen ist schon komplizierter.
    Meistens lässt sich die Situation ja auf Hirnschäden reduzierbar, aber genau da wird's eben schwierig - weil es für Ärzte schon unabschätzbar wird, was passiert, und es eben schon immer fälle gegeben hat, die aus einem klassisch gesehen quasi toten Stadium wieder (ohne allzu gravierende Schäden) zurückgekommen sind. Dummes Beispiel, das mir da spontan einfällt: Gibt ja einen Anteil von Leuten, denen eine komplette Hirnhälfte rausgenommen wurde, und die kommen trotzdem mit dem alltag zurecht .... funktioniert aber nicht bei allen.
    Die andere Option, die lebenserhaltende Maßnahmen langfristig aufrechterhalten lässt, wären so Fälle von multiplen Organversagen. Da lässt sich dann, soweit ich weiß, eh nie viel machen.
    Also ist grade die Fragestellung de "Wann stell ich die Maschinen ab" auf Ärzte abzuwälzen. Wie ich schon meinte .... die Hirntoddiagnostik als Beispiel. Die ersten Test erscheinen dermaßen trivial (Lidschlussreflex und Okulozephaler Reflex) ..... und der letzte (gucken, ob Schnappatmung einsetzt, wenn man die Beatmung abdreht -> dauert es länger als ne Minute oder so: hirntod) gibt dem Opfer erst recht den Rest....
    So gesehen empfinde ich DAS als die viel schwierigere Frage.

  • Ich bin auch für Sterbehilfe, aber nur in Fällen wo es wirklich keine Hoffnung mehr gibt oder die Person die Schmerzen absolaute nicht mehr ertragen kann.

    Die gleiche Frage stellt sich auch bei Menschen die aus irgendwelchen Gruenden dies nicht selber entscheiden koennen.

    Du musst in so einem Fall bedenken das die Angehörigen noch viel mehr leiden als das Kind selbst. In dem Moment fragen sie sich würde es meinem Kind besser gehen wenn ich es jetzt beende? Zum Beispiel wenn es nur noch lebt weil es an der Maschine angeschlossen ist und im Grunde schon quasi tot ist.


    Zitat

    Und dahabe ich eine klare Ansicht: Niemand darf dies entscheiden, denn die Entscheidung von Leben und Tod unterliegt Gott und der Natur. Wir sind nicht Gott und sollten.auch nicht Gott spielen. Und selbst fuer die Atheisten finde ich: Deer Mensch darf nicht ueber Leben und Tod entscheiden. Die Natur/Gott holt uns zu sich, wenn er es fuer richtig haelt.

    Du bist also der Meinung das Gott solche Menschen erst Jahre lang leiden lässt bis er sie dann irgendwann von ihrem Leid erlöst weil es dann der richtige Zeitpunkt ist? Bitte was?
    Ich will dir nichts unterstellen aber du klingst grade genau wie eine der Personen, die sagt "Sie ist bei dem Amoklauf gestorben weil Gott es so wollte" oder "Er hat sie ermordet weil Gott meint ihre Zeit wäre gekommen". Ich hoffe inständig das du nicht so drauf bist, weil solche Leute eine Schande für sämtliche Religionen sind.

    Und selbst bei kranken Menschen, also Todkranken Menschen, hat Chiro richtig angedeutet:Ist es nicht vielleicht die Krankheit die da spricht?

    Sie haben schmerzen und quälen sich, es ist die Person die zu dir spricht die durch die Krankheit leidet.

    Man darf das Thema nicht pauschalisieren. Einhergehend mit der Frage nach aktiver Sterbehilfe frage ich: Wo geht diese los? Darf der Mensch entscheiden, wann ein Leben nicht mehr lebenswuerdig ist? Geht es nur um todkranke Menschen? Was ist wenn ein von Kopf abwaerts gelaehmt um.Sterbehilfe bittet?Obwohl.er durchaus eine Lebenserwsrtung von weiteren 30 Jahren hat?

    Für mich geht sie bei Menschen los die ihre Schmerzen nicht mehr ertragen können oder nur noch am Leben weil sie an einer Maschine angeschlossen sind.
    Gelähmte Menschen können trotz ihrer Erkrankung noch ein schönes Leben haben. Die Tochter eines Freundes von mir ist ganz Körper gelähmt aber ihr geht es trotzdem gut.

    Das sind Entscheidungen, welche der menschliche Verstand nicht fassen kann. Dieser Verantwortung, der Verantwortung ueber Leben.und Tod ist der Mensch einfach.nicht gewachsen.

    Sicherlich ist das eine schwere Entscheidung, allerdings wäre es nicht besser für den Jungen in Chiros Post gewesen etwas früher von seinen Schmerzen erlöst zu werden? So musste er bis zu seinem Tod (der fest stand) nur noch länger leiden.

  • @ Cerus:


    Zitat

    Du bist also der Meinung das Gott solche Menschen erst Jahre lang leiden lässt bis er sie dann irgendwann von ihrem Leid erlöst weil es dann der richtige Zeitpunkt ist? Bitte was?
    Ich will dir nichts unterstellen aber du klingst grade genau wie eine der Personen, die sagt "Sie ist bei dem Amoklauf gestorben weil Gott es so wollte" oder "Er hat sie ermordet weil Gott meint ihre Zeit wäre gekommen". Ich hoffe inständig das du nicht so drauf bist, weil solche Leute eine Schande für sämtliche Religionen sind.


    Du hast mich falsch verstanden. Keiner sollte Leiden, nein. Und das man weder Mord und Totschlag will steht außer Frage. Vielmehr wollte ich damit ausdrücken, dass Gott zu sich holt. So sehe ich das. Das Argument gegen die Sterbehilfe ist einfach, dass ich denke, dass unser Leben kostbar ist. Ich beziehe das einfach mal auf eines der zehn Gebote: Du sollst nicht morden. Darunter fällt auch Selbstmord, denn wie Chiro sagte ist das Leben ein Geschenk Gottes und sollte eigentlich nicht selber vom Menschen beendet werden, weil wir nicht Gott sind.


    Ich hoffe ich konnte dir das näher bringen, ich habe mich einfach unklar ausgedrückt.


    Zitat

    Sicherlich ist das eine schwere Entscheidung, allerdings wäre es nicht besser für den Jungen in Chiros Post gewesen etwas früher von seinen Schmerzen erlöst zu werden? So musste er bis zu seinem Tod (der fest stand) nur noch länger leiden.


    Wir beurteilen das als Leiden. Ja erleidet, das werde auch ich so unterschreiben und trotzdem finde ich das es nicht richtig ist, weil er nicht das nötige Verständnis hat. Und ich war nicht dabei und kann nicht sagen ob er den Wunsch geäußert hat oder seine Eltern ihn erlösen wollen. Es kann ja sein, dass seine Eltern darüber gesprochen haben, ich weiß es nicht. Ein 7 Jähriger wird sich kaum mit dem Tod außeinander gesetzt haben.


    Zitat

    Für mich geht sie bei Menschen los die ihre Schmerzen nicht mehr ertragen können oder nur noch am Leben weil sie an einer Maschine angeschlossen sind.
    Gelähmte Menschen können trotz ihrer Erkrankung noch ein schönes Leben haben. Die Tochter eines Freundes von mir ist ganz Körper gelähmt aber ihr geht es trotzdem gut.


    Um auf den ersten Satz einzugehen: Was ist wenn aber eine Chance auf Heilung besteht?


    Zitat

    Sicherlich ist das eine schwere Entscheidung, allerdings wäre es nicht besser für den Jungen in Chiros Post gewesen etwas früher von seinen Schmerzen erlöst zu werden? So musste er bis zu seinem Tod (der fest stand) nur noch länger leiden.


    Ich habe nicht das Recht zu urteilen was besser für den Jungen ist. Das wissen nur seine Eltern und im eingeschränkten Maße er selber.

  • JETZT stern tv auf rtl gucken. da wird genau das thema besprochen. nachher auf rtl-now zu sehen. ich werde den bericht verlinken, wenn ich ihn nachher finde.


    http://rtl-now.rtl.de/stern-tv…=153913&player=1&season=0


    ab minute 30.


    besprochen wurde weniger die obige kontroverse, als vielmehr die geschichte der engländerin hannah jones. als sie im jahr 2008 13 jahre alt war, wollte sie aufgrund ihrer schweren herzkrankheit sterben und weigerte sich, sich einer herz-op zu unterziehen. im interview verteidigte sie damals diesen standpunkt. "leider" war damals wie heute die aktive sterbehilfe [an kindern] in england verboten und ihr wunsch konnte trotz rechtsstreit nicht erfüllt werden. als ihre krankheit fortschritt, entschied sie sich aber anders, wurde operiert und lebt heute. hätte es das recht auf freitod damals gegeben, wäre hannah heute unnötigerweise tot.


    man schaue sich genau das interview von 2008 mit der damals 13-jährigen an. sie erzählt von wissenschaft und spricht, als kämen ihre sätze vom fließband. für mich klingt das so, als wäre sie in ihrer entscheidung von ihrem äußeren umfeld stark indoktriniert worden und dass es damals im grunde nicht ihre eigene entscheidung war. kommt es euch ebenso vor?

  • Seltsam, hab mir erst heute dazu Gedanken gemacht und entdecke jetzt diesen Thread. Oh well.


    Bei schweren Erkrankungen (z.B. Krankheiten, die mit starkem Schmerz verbunden sind und unausweichlich mit dem Tod enden) würde ich mich definitiv für die aktive Sterbehilfe aussprechen. Warum sollte der Betroffene sich damit herumquälen, wenn er selbst sterben will? Es ist natürlich schwer, da eine Lösung (für Dtl.) zu finden, wie so ein System möglichst frei von Missbrauch funktionieren soll. Mein Gedanke war, dass ein von einer höheren, staatlichen Instituion bestimmter Notar o.Ä. den Sterbewunsch des Betroffenen aufnimmt. Dieser gilt nur dann, wenn der Betroffene seinen Wunsch bei klarem Verstand äußern kann. Bloß hier fängts schon an, manche Schwerkranke sind gar nicht mehr in der Lage, solche Wünsche zu äußern. Was macht man mit denen?


    Ich weiß nicht, ich find, dieses Thema hat immer so einen bitteren Nachgeschmack.

  • @geheimnismann: Erst mal danke für die Klarstellung :)


    Zitat

    Um auf den ersten Satz einzugehen: Was ist wenn aber eine Chance auf Heilung besteht?

    Gegenfrage: Was ist wenn selbst nach Jahren keine Änderung/Heilung eingetreten ist?
    Wenns eine Chance auf Heilung gibt würde jeder abwarten und hoffen. Gibt ja leider genug Fälle wo nichts mehr passiert ist und irgendwann die schwere Entscheidung getroffen wurde die Maschine abzuschalten.

  • Gegenfrage: Was ist wenn selbst nach Jahren keine Änderung/Heilung eingetreten ist?
    Wenns eine Chance auf Heilung gibt würde jeder abwarten und hoffen. Gibt ja leider genug Fälle wo nichts mehr passiert ist und irgendwann die schwere Entscheidung getroffen wurde die Maschine abzuschalten.


    was mir dabei in den sinn kommt: ist dieses thema überflüssig, sobald die kryokonservierung ausgereift ist? man lässt sich bei schwerer krankheit einfach einfrieren und wieder auftauen, wenn die medizin genug fortschritte gemacht hat, um die schwere krankheit zu heilen. klar lässt man damit seine angehörigen sprichwörtlich zurück, doch wenn dieser schritt möglich wäre, würde er beide seiten entlasten.


    -Aska-: in ländern, in denen die aktive sterbehilfe praktiziert wird, ist der bürokratische kampf schon recht groß. von einem notar weiß ich zwar nichts, doch man muss durch unzählige dokumente und psychologische gutachten durch.


    über deinen denkanstoß mit schwerstkranken habe ich mal einen bericht aus der schweiz gesehen. dort war jemand schon so schwach, dass er die lebensbeendenen maßnahmen (s.o.) nicht mehr selber durchführen konnte. tja, pech gehabt.

  • über deinen denkanstoß mit schwerstkranken habe ich mal einen bericht aus der schweiz gesehen. dort war jemand schon so schwach, dass er die lebensbeendenen maßnahmen (s.o.) nicht mehr selber durchführen konnte. tja, pech gehabt.


    Genau darauf wollt ich hinaus. Im Endeffekt haben die die A-Karte, denn man ~könnte~ es ja als Mordversuch auslegen, würden z.B. Verwandte für den Sterbewunsch desjenigen eintreten, wenn er es selber nicht mehr kann. Und ich bin mir sicher, solche Fälle gäbe es dann auch. Das ist ja das Schlimme - dass es wirklich Leute geben würde, die solche Möglichkeiten ausnutzen, um sich selbst zu bereichern in irgendeiner Form.


  • was mir dabei in den sinn kommt: ist dieses thema überflüssig, sobald die kryokonservierung ausgereift ist? man lässt sich bei schwerer krankheit einfach einfrieren und wieder auftauen, wenn die medizin genug fortschritte gemacht hat, um die schwere krankheit zu heilen. klar lässt man damit seine angehörigen sprichwörtlich zurück, doch wenn dieser schritt möglich wäre, würde er beide seiten entlasten.

    Diese Technologie würde allgemein viele neue Möglichkeiten eröffnen, wenn sie denn irgendwann nicht mehr nur Sci-fi ist. Aber bis dahin werden wohl noch Jahrzehnte vergehen.

  • @geheimnismann: Erst mal danke für die Klarstellung :)


    Gegenfrage: Was ist wenn selbst nach Jahren keine Änderung/Heilung eingetreten ist?
    Wenns eine Chance auf Heilung gibt würde jeder abwarten und hoffen. Gibt ja leider genug Fälle wo nichts mehr passiert ist und irgendwann die schwere Entscheidung getroffen wurde die Maschine abzuschalten.


    Ich rede nicht nur von komatösen Patienten. Aber selbst dann ist Hoffnung da, denn es gibt Fälle wo Menschen aus jahrelangem Koma erwachen. Es gibt ja auch schwerkranke Menschen, die nicht zwangsläufig an ihrer Krankheit sterben. Und dennoch bei Bewusstsein sind, wie willst du das dann beurteilen?

  • Aktive Sterbehilfe dann..wenn die erkrankte Person ausschließlich selbst darum bittet und es möchte.
    Die Vorstellung einen Menschen in den Tod zu schicken, nur weil er zum krank zum Leben ist und nur noch wenige Tage zum leben gehabt hätte find ich furchtbar..denn Wer sind Wir das Wir zu entscheiden haben, wann ein Mensch endgültig abtreten soll?
    Wenn jemand weiterleben möchte, trotz seiner Krankheit und Schmerzen sollte alles dafür getan werden um das zu ermöglichen.
    Wenn das aber jemand nicht mehr kann und möchte, gilt das selbige zu akzeptieren.
    So einfach ist es, nur die Gesellschaft kann und will es wohl nicht akteptieren, wenn es weiter solche Debatten geben wird..

    Wie Gerechtigkeit so häufig der Deckmantel der Schwäche ist, so greifen billig denkende, aber schwache Menschen mitunter aus Ehrgeiz zur Verstellung und benehmen sich ersichtlich ungerecht und hart, um den Eindruck der Stärke zu hinterlassen. Friedrich Nietzsche.

    Einmal editiert, zuletzt von AnimeGirl ()