An diesem Wochenende startet in Deutschland und in Österreich das, was man früher wohl als Road to Nationals 2012 bezeichnet hätte. In Deutschland stehen die Bündesländermeisterschaften (aka State Open Championships) in Bayern, Berlin, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen/Sachsen-Anhalt an. In Österreich hingegen, die übrigens wie die Deutschen ihren eigenen Battle of the States bekommen, stehen hingegen Oberösterreich/Steiermark/Kärnten und Wien auf dem Programm. Der Auftakt des Battle of the States ist damit auch der zweite Akt einer wahren Flut von Coverages, die in den nächsten Wochen und Monaten über uns hinein brechen werden. Man betrachte nur diesen Zeitplan:



An gutem Lesestoff wird es in den nächsten Monaten also nicht mangeln. Grund genug also, mal einen Blick hinter die Kulissen einer Coverage zu werfen. Im heutigen Artikel werde ich mich dabei vor allem der Vorbereitung vor dem Turnier widmen. Denn wie jeder gute Spieler und jeder gute Judge, benötigt auch ein guter Coveragler vor jedem Turnier eine gewisse Vorbereitung.


Warum schreibe ich eigentlich?


Bevor man sich an eine Coverage wagt, sollte man sich zunächst im Klaren sein, was man selbst mit dieser Coverage erreichen will. Im Idealfall sollte durch solche Überlegungen ein gewisser Plan entstehen, welche Art von Content man in die Coverage einbauen möchte.


Möchte ich eine bestimmte Zielgruppe ansprechen? Richte ich mich eher an Anfänger, eher an Fortgeschrittene oder gar an Profis. Was möchte diese Zielgruppe lesen? Mir selbst ist es zum Beispiel wichtig, möglichst viele kreative und coole Decks zu zeigen. Entsprechend plane ich insbesondere für die Vorrunden fast ausschließlich kreative Decks für Deck-Features und Featured-Matches ein. Erst in den Tops (wenn die meisten kreativen Decks sowieso ausgeschieden sind), widme ich mich dann den bekannteren Top-Spielern. Das Ziel dieser Vorgehensweise ist auch, durch die Erwähnung in der Coverage einen Anreiz zu geben, ein interessantes Deck auszuprobieren. Zusätzlich bin ich der Meinung, dass die Coverage dadurch auch deutlich interessanter zu lesen ist, als wenn man das fünfte Rabbit Laggia Mirror Match mitschreibt.


Es ist oft aber nicht nur wichtig sich zu überlegen, was man selbst in der Coverage sehen will. Als Angestellter eines Turnierorganisators sollte man auch dessen Wünsche respektieren und berücksichtigen. So kann ich schon jetzt sagen, dass man sich bei AMIGO sehr freuen würde, wenn ich auf der Österreichischen Meisterschaft 2012 mich in der Coverage vor allem den neuen Karten aus Galactic Overload widmen würde, schließlich möchte man diesen Booster möglichst häufig verkaufen. Ihr dürft also ziemlich sicher davon ausgehen, dass es ein Deck-Feature von einem Hieratic-Deck geben wird und die Chancen stehen auch nicht schlecht, dass ein Lightray-Deck ein Featured-Match bekommt. Zufälligerweise überschneidet sich das aber auch mit meinem Interesse, coole, neue und interessante Decks zu zeigen, also sehe ich da auch kein großes Problem. Die daheim gebliebenen Spieler wollen ja auch wissen, wie gut diese Decks wirklich sind. Vor allem mit Blick auf die Deutsche Meisterschaft ist diese Fragestellung ja nicht ganz unwichtig.


Zu einer guten Vorbereitung gehört, sich zu informieren, welche neuen Decks gespielt werden könnten.


Man muss sich als Coveragler auch immer klar machen, dass diese Coverage für den Auftraggeber vor allem ein Werbemittel ist. So ehrenvoll es auch ist, die Community mit kostenlosen Informationen zu füttern: Kein Veranstalter gibt deswegen Geld für eine Coverage aus. AMIGO steckt auch niemand einen hohen dreistelligen Betrag in eine Deutsche Meisterschaft, weil da nur Gutmenschen arbeiten. Entsprechend ist es natürlich für den Veranstalter von Interesse, dass das Turnier im speziellen und das Sammelkartenspiel im Allgemeinen positiv dar stehen. So kommen dann Grundsätze wie die KONAMI Schreiber Knigge zustande.


Es lockt der ewige Ruhm!


Letztendlich geht es immer darum, mehr Spieler auf das Turnier zu locken. Die daheim geblieben Spieler bekommen dank einer Coverage mit, was für ein geiles Turnier sie hier gerade verpassen. Im Idealfall bleiben sie beim nächsten Mal nicht zu Hause, sondern spielen mit. Damit sie dann auch ein schlagkräftiges Deck haben, wird nochmal kräftig in neue Karten investiert ... Aber auch die teilnehmenden Spieler profitieren massiv von einer Coverage. Sie können auch Wochen, Monate und sogar Jahre später noch in Erinnerung Schwelgen und sich die besten Momente eines tollen Turniers noch einmal ins Gedächtnis rufen. Und gewinnt man auf einem Turnier, bei dem es auch eine gute Coverage gab, dann winkt einem nicht nur eine neue X-Box oder eine coole Matte. Dank einer Coverage winkt einem auch Ruhm und Ehre. Jeder Spieler weiß, dass Markus Wichmann und Oliver Lukenda im letzten Jahr Deutscher Meister bzw. Champion of the States wurden. Kaum jemand weiß, wer die letzte Regional in Dreieich gewonnen hat, bei der immerhin 200 Spieler da waren. Der Unterschied? Eine Coverage!


Und so werden auch die State Open Championships deutlich besser besucht sein als die sonst so in den Orten angeboten Turniere. Denn es geht dort eben nicht nur um ein paar Booster oder eine Spielmatte. Hier geht es um einen Titel. Und es geht um die Qualifikation für den Battle of the States. Und ihr könnt sicher sein: Auch wenn nicht jeder State Open Championship eine eigene Coverage hat, spätestens in der Coverage zum alles entscheidendem Battle of the States und der noch wichtigeren Nationalen Meisterschaft werden die einzelnen Landesmeister im Focus der Öffentlichkeit stehen.


Entsprechend wird für mich zur Vorbereitung auf die Österreichische bzw. Deutsche Meisterschaft gehören, dass ich mich informiere, welche Spieler denn eigentlich die Landesmeisterschaften gewonnen haben. Auf anderen Turnieren würde so etwas vermutlich in einer Favoritenschau münden. Auch hier kann man im Vorfeld schon mal die Liste der qualifizierten oder angemeldeten Spieler durchgehen, ob da vielleicht jemand wichtiges dabei ist. So hatte ich beispielsweise bereits vor dem Metropolitan Masters: The Grinder eine Liste der favorisierten Spieler beisammen. Auf dem Turnier selbst musste ich dann nur noch gucken ob die da sind, ein Foto machen, einen kurzen Text schreiben, fertig.


Die liebe Technik ...


Jetzt hatte ich bereits erwähnt, dass man sich bereits vor der Coverage Gedanken über potentiell interessante Decks machen sollte. Dies hat auch technische Gründe. Wir arbeiten mit Ersetzungsskripts, die aus einem 'mst' einen 'Mystischer Raum-Taifun' machen. Diese Abkürzungen erleichtern das mitschreiben eines Featured-Matches enorm. Plane ich in Österreich, ein Hieratic Deck zu featuren, tu ich also gut daran, bereits im Vorfeld entsprechende Abkürzungen zu definieren. Wenn dann in Wien kein einziger Spieler mit einem Hieratic Deck auftaucht, wäre diese Arbeit zwar umsonst gewesen, aber ich bin guter Hoffnung, dass ich zwei Wochen später in Bochum dann doch noch auf meine Kosten komme.


Wenn ich jetzt plane, die einzelnen Landesmeister vorzustellen, muss ich mir auch hier eine Lösung einfallen lassen. Das können Kurzprofile sein, dass kann eine Bilder-Galerie sein, das könnten aber auch Audio- und Video-Interviews sein. Wie dem auch sei: Bereits vor dem Turnier sollte ich mich mit der technischen Realisierung solcher Dinge auseinandersetzen. Ich sollte notwendige Software installieren. Ich sollte definitiv mal ein Probeinterview aufnehmen. Ich sollte mal ein Probevideo bei YouTube hochladen. Kurzum: Ich muss mich mit der (evtl. neuen) Technik auseinandersetzen und ich muss diese beherrschen.


Gerade das Testen von Hard- und Software kann extrem viel zeit in Anspruch nehmen.


Mit zunehmender Erfahrung wird dieser Punkt natürlich immer unwichtiger. Aber auch für die kommenden Coverages planen wir wieder ein paar kleinere technische Neuheiten (manchmal auch hinter den Kulissen), die entsprechend vorbereitet werden müssen.


Der Master-Plan!


Für den Battle of the States Austria habe ich mir primär zwei Ziele gesetzt:


  1. Galactic Overload vorstellen

  2. Landesmeister würdigen


Wenn ich dann noch weiß, dass ich pro Runde entweder ein Featured oder ein bis zwei Artikel schafft, kann ich mir einen regelrechten Master-Plan zusammenbasteln, so dass ich bereits im Vorfeld weiß, was ich ungefähr schreiben will. Für den Battle of the States Austria sieht der beispielsweise ungefähr so aus:


  • Vorstellung der Landesmeister (Audio-Interview?)

  • Featured-Match R1 (kreativ/Hieratic/Lightray)

  • Metagameanalyse

  • Deck-Feature (kreativ/Hieratic/Lightray)

  • Featured-Match R4 (Landesmeister vs. ???)

  • Decklisten Top4

  • Featured-Match Finale

  • Siegerehrung, Interview, usw.


Dazu kommen dann noch Pairings, Bilder, Quick Questions und so weiter, aber das ist eher was für Zwischendurch. Da hängt es dann auch massiv davon ab, wie viel Zeit ich so habe (ich werde parallel auch noch ein wenig bei der Pokemon ÖM aushelfen). Vielleicht muss dann auch der ein oder andere Punkt gestrichen werden. Dies ist bis jetzt aber auch nur eine ganz grobe Planung. Bis zum Event sind es noch mehr als 6 Wochen und bis dahin kann sich noch eine Menge ändern.


Je nachdem was für Decks gespielt werden, kann es durchaus auch passieren, dass ich mich beispielsweise für ein Morphtronic Deck entscheide und gegen ein Lightray. Wenn da bereits in der Vorrunde Peter Gross (ÖM2010) und Long Dao (ÖM2011) gegeneinander spielen, kann es auch passieren, dass ein 'kreatives' Featured-Match flachfällt. So eine Partie sollte selbstverständlich in der Coverage erwähnt werden.


Ihr merkt schon, da sind viele 'wenns' und 'je nachdem'. Aber ich bin der festen Überzeugung, dass eine gute Vorbereitung hilft, in solchen Situationen die richtigen Entscheidungen zu treffen. Man sollte sich übrigens auch immer einen Plan B überlegen. Was mache ich beispielsweise, wenn das geplante Audio-Interview trotz vorigem Test nicht so funktioniert wie geplant? Tippe ich dann lieber? Mach ich was ganz anderes?


Was sonst noch so ansteht


Letztlich gibt es dann direkt vor dem Turnier eigentlich nicht mehr viel zu tun. Ich persönlich räume immer noch mal meinen Desktop auf (aka alles einen Ordner schieben). Ist der Desktop erst mal frei, lege ich eine neue Ordernstruktur für Fotos, verkleinerte Fotos, fertige Artikel und Videos an (diese Ordnerstruktur ist gespeichert und wird bei jeder Coverage einfach kopiert). Danach packe ich noch die Verknüpfungen zu allen wichtigen Programmen wie Texteditor, Bildverarbeitung und FTP-Client auf dem Desktop (ebenfalls ein Kopiervorgang). Die Speicherkarten meiner Kamera werden gesichert und dann formatiert. Die Akkus von Laptop und Kamera werden frisch aufgeladen.


Dann wird alles sicher verpackt. Ladekabel, Mehrfachstecker, Kugelschreiber, Laptop, Stativ, usw. kommen in eine Tasche. Der Rucksack wird dann noch mit Nahrung, Getränken und ein paar Spielkarten gefüllt. Noch ein Buch für die Fahrt und im Prinzip kann es dann schon losgehen.


Schlusswort


Mit der Zeit wird diese Vorbereitung auf ein Turnier immer kürzer. Irgendwann weiß man, was man wann schreiben kann und will. Bestimmte Standarddinge packt man eh immer rein. Das Coverage Schreiben geht einem quasi in Fleisch und Blut über. Trotzdem packt man dann doch hier und da ein paar Neuerungen rein. Ich selbst habe zum Beispiel noch nie selbst Quick Questions durchgeführt. Also überlege ich mir, wie ich das wohl machen könnte und überlege mir vor allem passende Fragen. Gleichzeitig versucht man immer hier und da etwas zu optimieren. Da eine bessere Software und hier ein anderes Mikrofon. All dies verlangt eine sorgfältige Vorbereitung, denn am eigentlichen Tag der Coverage darf nichts schiefgehen, will man ein optimales Ergebnis erzielen.


Denn genau das ist das Ziel. Dies daheimgebliebenen Leser sollen von der Coverage begeistert sein. Sie sollen informiert werden. Sie sollen dazu angeregt werden, selbst der Teil eines großen Turniers zu sein.


Immer eine gute Vorbereitung wünscht,

Nimrod Hellfire


PS: Wenn ihr bestimmte Inhaltswünsche und Ideen für die kommenden Coverages habt, lasst es mich doch in den Kommentaren wissen!

Antworten 4

  • Schöner Artikel.
    Edit: Irgendwie sponn das Iphone grade, naja.
    Bei diesem Artikel bekommt man echtmal Lust selbst Coverage zu schreiben...
    Warum ist der Thread von Yami erstellt und nicht von Nimrod?


  • Warum ist der Thread von Yami erstellt und nicht von Nimrod?


    Nimrod nimmt eine kleine Auszeit vom eTCG Forum, da er einem seiner berühmten EINZEILER zuviel geschrieben hat.


    Silver

  • der artikel war recht nett zu lesen auch die gesichtspunkte wonach man seine coverage aufziehen könnte sind gut gewählt und erläutert.


    das kreative decks und decks aus neueren bzw der neuesten edition bevorzugt behandelt werden in sachen feature match bzw deck feature ist auch nicht zu verachten aber auch irgendwie einleuchtend.


    na jedenfalls ich freue mich auf die coverage und das turnier am 22.04 in hamburg und werde schauen was ich spiele hab derzeit die wahl between kreativ abteilung und ich langweile mich selbst mit rabbit richtung tops ;)



    mfg by a.phantom aka monkey d. adi mit dem strohhut :D

  • Guter Artikel, um mal aufzuzeigen wie viel Arbeit hinter unserer Arbeit steckt.


    Ein grober Fehler, der mir auffiel:
    Die Verwechslung des MM The Grinder mit dem Showdown. Kann man ja vllt noch editieren.

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