Dies ist nun schon die vierte Ausgabe meiner Kolumne Spiel, Satz und Sieg.

Ich hatte heute eigentlich eine andere Thematik vorgesehen, doch aktuellste Anlässe verleiteten mich dann dazu, meine Themenwahl zu revidieren.


Letztes Wochenende fand die YCS Seattle statt und obwohl viele mit einem Sieg von Atlantean Mermail, Wind-Up, Geargia oder Dino Rabbit rechneten, so setzte sich schlussendlich völlig überraschend Michael Stibbins mit einem Inzektor durch!


So gut wie niemand hätte es für möglich gehalten, dass die bewaffneten Krabbelviecher den herben Schlag, welchen ihnen die Bannedlist verpasst hat, so gut wegstecken würden.


Nun könnte man natürlich erwarten, dass ich im Folgenden den Build analysieren und darlegen werde, warum dieser durch das Meta so gut durchschlüpfen konnte, um so ein großes Turnier zu gewinnen.

Doch dies haben bereits andere gemacht und zwar besser, als ich es vollbringen würde.


Viel mehr hat mich der Sieg dazu verleitet einmal einen kleinen Rückblick auf die Insektoren zu wagen und aufzuzeigen, wie sich das Deck entwickelt hat und wie die Geschichte dieses Decks eigentlich aussieht.


Von der Larve zum Metadeck


Aus dem Kokon geschlüpft ist das Deck am 19.01.2012, sprich Anfang diesen Jahres in der Edition Order of Chaos.

Im Gegensatz zu anderen Themendecks, war dieses schon nach seinem ersten Setrelease so spielstark, dass jedem klar war: Dieses Deck wird im Metagame eine große Rolle spielen.

Wagte man einen Blick gen Osten, so entdeckte man dort eine große Dominanz der gepanzerten Krabbeltiere und es war gar nicht mal so unwarscheinlich, dass dieses auch in Europa so sein könnte.

Doch das Metagame hier, schien so offen wie selten, da mit Dino Rabbit und Wind-Up zwei andere Hochkaräter gerade erst erschienen waren und niemand sagen konnte, welches dieser Themen die Krone an sich reißen wird.


Ein Standardbuild war auch schnell gefunden und so waren diese Insektoren in jedem Maindeck enthalten:


3x Insektor Libelle

3x Insektor Hornisse

3x Insektor Hundertfüßler

1x Insektor Giga-Mantis


Mit diesem gesetzten Build ging es dann auch direkt in das erste große Event. dDe YCS Leipzig sollte viele offene Fragen klären und obwohl viele die Insekoren eher hinter Dino Rabbit und Wind-Up sahen, so nahmen diese doch einen beträchtlichen Teil des Metas ein und es spielten sich sogar 3 Exemplare dieses Decks in die Top 4.

Zwar musste sich der letzte Insektor Spieler Fabian Renner im Finale dem Dino Rabbit von Stephan Sluis beugen, doch der Einstand ins Metagame war geglückt.


Doch dies war bei weitem nicht alles, warum diese YCS für die Geschichte des Decks so wichtig war.


Ein neuer Impuls


Ioannis Mourelatos erreichte das Halbfinale mit einem Insektorendeck, welches


3x Insektor Grashüpfer

3x Insektorschwert-Sektkalibur


maindeckte. Dies war ein völlig neuer Ansatz für das Insektor Thema, da diese beiden Karten eine ganze Menge zusätzliche Konstanz bedeuteten und das Schwert sogar einen OTK vereinfachte.

Zwar setzte sich der radikale Build von Mourelatos nicht ganz durch, aber nach der YCS Leipzig spielte so gut wie jedes Deck 1-2 Exemplare der beiden Karten.


Eine Woche nach der YCS Leipzig trat dann die Bannedlist zum 01.03.2012 in Kraft.

Wie zu erwarten war, wurde das Insektorenthema überhaupt nicht eingeschränkt und somit noch in Vollbesetzung spielbar.

Dies war relativ logisch, da das Thema in Europa und Amerika gerade erst erschienen war und Konami ein Unternehmen ist, welches Booster verkaufen möchte.

Daher wäre es relativ unproduktiv gewesen dieses neue Thema direkt wieder zu schwächen, obwohl es sich als sehr stark bewiesen hatte.


Trotz des neuen Deckansatzes und der positiven Bannedlist war Insektor aber noch lange nicht das dominierende Deck des Formats. Dafür waren die Alternativen, wie Dino Rabbit, Wind-Up, HERO und Dark World einfach zu stark und daher splittete sich das Meta eher auf, als dass es EIN Tier 1 Deck gab.

Dennoch war Insektor immer eins der meistgespielten Decks auf so gut wie jedem Turnier, was auch daran lag, dass dieses eines der erschwinglichsten Decks, also um einiges günstiger, als zB Dino Rabbit oder Wind-Up war.

Also war Insektor eines der Top Decks, aber konnte auch in den folgenden Wochen keines der wirklich großen Events gewinnen.


Weder bei der YCS Long Beach, noch bei der YCS Toulouse konnte das Deck die anderen Themen hinter sich lassen und es schien immer mehr, dass viele Top Spieler eher auf die anderen Alternativen vertrauten.

Mit genannter YCS Toulouse gesellte sich mit dem Chaos Dragon noch ein weiteres Deck in die Tier 1 Riege und splittete das Machtverhältnis weiter auf.

Das Matchup gegen dieses war für die Insekten relativ ausgeglichen, es kam oft darauf an, wer zuerst den OTK aufs Feld bekommt.


Der Yugiglobus drehte sich weiter und es wurde eine Veränderung der Prioritätenregelung bei den Monsterbeschwörungen wirksam gemacht, welche das Insektor allerdings überhaupt nicht betraf und daher eher noch stärkte, da andere Decks etwas an ihrer Explosivität einbüßten (Dino Rabbit).

Kurz vor Beginn der meisten Nationals kündigte sich mit Galactic Overlord die nächste Edition an, welche eine tolle Verstärkung für das Deck bereithalten sollte.


Der Marienkäfer und die DM/EM/WM


Insektor Marienkäfer war eine Karte, von der jeder wusste, dass sie in jedem Insektorendeck ihren Stammplatz erhalten würde.

Sie war ein besserer Insektor Grashüpfer, welche dem Deck den Zugriff auf RK 5/6 Xyz-Monster ermöglichte und somit noch flexibler machte.


Besagte Boosteredition wurde allerdings erst 2 Wochen vor der Deutschen Meisterschaft veröffentlicht und somit wusste man noch nicht so recht, ob diese das Deck so manigfaltig stärken würde, dass es in der Lage wäre die DM zu gewinnen.

Aber aufgrund der neu gewonnenen Stärke war Insektor für viele (mich eingeschlossen) DER Titelaspirant für besagtes Großevent.


Eindrucksvoll bewiesen wurde diese These auf dem letzten Vorbereitungsturnier vor der DM der Destiny Duel(men) Series Vol.3.

Dieses wurde von den Insekten geradzu heimgesucht und folgerichtig konnte sich schlussendlich sogar ein Insektorspieler durchsetzen und dieser die Favoritenstellung besagten Themas für die DM manifestieren.


Folglich war es wenig überraschend, dass es das meistgespielte Deck des Events war.

Doch entgegen aller Vermutungen schafften lediglich 4 Insektoren den Sprung in die Top 32 und in den Top 8 waren sie schlieslich alle ausgeschieden.


Bei der, wenig später stattfindenden, Europameisterschaft sah das Bild nicht wirklich anders aus.

Zwar schaffte es mit Angel Matas ein Insektorspieler bis ins Halbfinale und erreichte die (damit verbundende) Qualifikation zur Weltmeisterschaft, doch insgesamt fielen die Insektoren im Gegensatz zu ihren Hauptkonkurrenten Wind-Up, Dino Rabbit und Chaos Dragon wieder einmal deutlich ab und mussten sich damit abfinden nicht das effektivste Deck des Formats zu sein.


Man muss an dieser Stelle auch noch einmal anmerken, dass sich diese Entwicklung nicht nur in Europa so abspielte. Auch in Amerika und bei der National dort konnte kein Insektor Deck auf sich aufmerksam machen und die Top Plätze gingen allesamt an andere Top Decks des Formats.


Eine sehr große Ausnahme dieses Faktes stellte allerdings die Weltmeisterschaft in Japan dar.

Dies wurde von Insektor gewonnen, mehr noch: Die Top 4 bestanden aussschließlich aus Insektor Decks.

Diese Tatsache war allerdings keine wirkliche Überraschung, sondern lediglich die logische Konsequenz der Bedingungen besagten Turniers.

Da bei der WM grundsätzlich nur Karten erlaubt sind, welche sowohl im TCG, als auch im OCG spielbar sind, waren die Top TCG Decks (Wind-Up, Dino Rabbit) und OCG Decks (Mermail, Geargia) unspielbar, was dazu führte, dass die Insektoren das mit Abstand stärkste Deck dieses speziellen Formats stellte.

Dies ging sogar so weit, dass auf der WM im Grunde nur zwei Arten von Decks gespielt wurden.


1.) Insektor

2.) Decks, welche ein sehr gutes Match Up gegen Insektor haben


Als auch dieses Event der Vergangenheit angehörte stand die nächste Große Veränderung für das Insektordeck bevor, welches auch der erste wirkliche negative Schlag war.


Die neue Bannedlist


Durch die Limitierung der beiden stärksten Karten im Deck (Insektor Libelle, Insektor Hornisse) und den vergleichsweise harmlosen Schwächungen der Konkurrenz wurde das Insektor Thema von so gut wie allen Spielern tot gesagt.

Und während die Spieler ihre Insekten aus den Deckboxen, hinein in die Tauschordner stopften brachte die nächste Edition (mit Geargia) ein neues Tier 1 Deck und die armen Mehrfüßler schienen endgültig raus aus den Köpfen der Spieler.

Zwar sah man hier und da vereinzelte treue Seelen, welche es nicht übers Herz brachten ihr geliebtes Deckthema zu verschmähen, aber diese hatten zumeist wenig Erfolg.


Kein Wunder, wenn man bedenkt, dass das Deck nun quasi komplett anders gespielt werden muss und gegen die Top Decks keine Chance zu haben schien.


Doch dies blieb nicht so und der Grund dafür trägt einen sehr bekannten Namen.


Der zweifache YCS Siger Billy Brake schaffte mit seinem Insektorendeck in die Top 8 der YCS Indianapolis.

Er machte es sich zu Nutze, dass die meisten Spieler Insektor totgeredet hatten und den Side Board Hate entfernten, und auch ihr Main nicht mehr so akurat gegen Insektor ausrichteten, wie noch zuvor.


Brakes Erfolg, sowie seine zwei Artikel (den ersten findet ihr hier) öffnete vielen Spielern die Augen und Insektor war zurück.

Zwar wurde dieses Thema seitdem nicht mehr so oft gesehen, wie noch im alten Format, doch es war wieder im Metagame angekommen.


Aber wie das Yugi Leben so ist, schien das Insektorendeck wenig später wieder weniger interessant, da die nächste Edition erschien und mit Atlantean Mermail ein neues Top Deck geboren wurde.

Somit fokussierte sich jeder bei der YCS Seattle darauf, wie sich das neue Thema im Meta integrieren würde und wie die anderen Top Decks (Wind-Up, Geargia) gegen dieses abschneiden würde.


Doch wie schon am Anfang erwähnt, haben die Insektoren wieder einmal bewiesen, dass man sie nicht abschreiben darf und haben das Event schlussendlich im Finale gegen besagtes Atlantean Mermail für sich entschieden.


Damit endet die heutige Historie des Insektor Themas, doch diese wird weiter geschrieben werden, denn das Deck hat eindrucksvoll bewiesen, dass es in jedem Fall ein Wörtchen mitzureden hat und mit ihm zu rechnen ist.

Man darf sehr gespannt sein, wie sich die Insektoren nun ins Metagame eingliedern werde.


Ich hoffe mein kleiner (oder besser gesagt: Wieder einmal viel zu langer) Artikel hat euch gefallen.

Was haltet ihr von Insektor? Habt ihr sie selbst gespielt? Was sind eure persönliche Erfahrungen mit/gegen das Deck? Und was haltet ihr grundsätzlich von solchen "Themenhistorien"?


Teilt mir all dies gerne im Feedbackthread mit.






Antworten 7

  • Ein absolut wundervoller Artikel. Ich mag solche Rückblicke sehr und finde du hast einen tollen Schreibstil. Alles wichtige wurde meiner Meinung nach beleuchtet und ich konnte es nur bestätigen.
    Ein guter Freund von mir spielt immernoch Insektor. Er hat viel mit Käfron, Zephyros, Armageddon und Safe Zones getestet und ist nun wohl zu einem konstantem Build gekommen. Glaube Safe Zones und Käfron spielt er nichtmehr, Armageddon 1x. Und ich merke wieviel Potenzial das Deck immernoch hat. 3-4 Insektoren rauszuholen indem man einfach Faxen mit Gigamantis und dem Schwert macht sind auch jetzt kein Problem. Man muss eben nun denken und gut spielen und nichtnur stumpf die Dragonfly verballern und jammern wieso man verliert wie es der Fall mit 3 war.

  • Ich frage mich wieso noch keiner auf Dark Grepher gekommen ist? xD
    Der kann Karten wie Hornet doch ganz schnell in den Grave befördern. ^^


    Naja...Jedenfalls netter Artikel. Bin zwar kein Fan von dem Deck aber trotzdem hat es ja gezeigt für was es so alles fähig ist. ^^

  • Ich finde die Insektoren sind im Meta einfach sehr stark keiner hat ein Board gegen das Deck das es das noch viel gefärlicher macht ich spiele selbst insektor und immer wenn ich dachte ich habe ne schlechte hand gewinne ich immer ich hab seit der Banidlist unzählige duelle im turnier als auch noch auserhalb getestet und ich habe von 100 Duellen nur 3 Verloren (2 davon weill ich keine monster zogund nur karten wie heavy und mst(gegen Choas Dragon kommt schon) aber bth die mir nichts half )also um zum schluss zu kommen dein Artikel war Klasse und ich und verscheinlich auch andere können es nicht besser machen.
    Oh und noch viel glück falls du gegen mich spielen musst (ich mach im Samu in 8 von 10 spielen Ungeheuer und Barkion bzw. Shien und Barkion first turn raus macht mal das nach). :D

  • oh und grepher ist nicht so gut man muss nicht umbedingt hornet so schnell auf den grave bekommen ich search ihn mit mit centi immer

  • Ein gelungener Artikel, der die Geschichte der Krabbler im Meta sehr schön zeigt! Allerdings glaube ich nicht, dass sich das Deck nun wieder zu einem oft gespielten Deck entwickeln wird. Die Gründe hierfür liegen nicht nur darin, dass sich die Sides vorraussichtlich wieder verändern werden, sondern auch darin, dass der Erfolg in Seattle auf einen sehr, sehr guten Metagamecall des Spielers zurückzuführen ist. Nur ankettbare Fallen zu spielen, die bei Storm, 3 MSTs und Mermail Vorteil erwirtschaften können, sodass man nie wirklich in Bedrängnis gerät, ist meines Erachtens der Grund für seinen Erfolg gewesen. Vor allem durch die Roars kann man Schlüsselmonster auf dem Feld halten und OTKs unterbinden. Hiermit hat er seine Gegner genial ausgetrickst. Ansonsten sind die Probleme der Insektoren immer noch dieselben, die das Deck vor der Liste auch schon hatte. Manche Decks sind einfach konstanter, flexibler, lassen sich nicht so einfach auskontern. Zudem darf man nicht vergessen, dass wenig Spieler auf der YCS Veiler gespielt haben, wodurch die Insektoren ungestört walten konnten. Trotz all dieser Einwände wird das Deck in den kommenden Monaten immer wieder toppen und für einige Überraschungen sorgen.

  • Also erstmal zum Artikel: Der Artikel war super und solche Rückblicke sind immer sehr interessant.


    Ich spiele jetzt auch grad Inzektor und es spielt sich immer noch gut. Ich wollte es schon zu Anfang spielen aber da es viele spielen und man meines Erachtens keinen Skill brauch um das deck mit 3 hornet und 3 libelle zu spielen hab ich es lieber gelassen. Ich finde es toll das man beim Deck bau jetzt ein bisschen mehr Kreativität brauch.

  • Ich liebe das deck.finde Schade das sie hornisse und liebelle limitiert haben. Ich finde man könnte sie halblimitieren

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