YCS Madrid - Das neue Meta

Nicht einmal drei Wochen sind es noch, bis auf der YCS Madrid das erste europäische Großevent nach Duelist Alliance und der neuen Banned List steigt. Bereits zur diesjährigen Eurpameisterschaft warf ich ein Blick auf das damalige Meta, doch hat sich seitdem vieles verändert: Mit dem neuen Lightsworn Structure Deck fanden die Lichtverpflichteten wieder ins Turniergeschehen zurück und einige Decks wurden von der Banned List hart getroffen, während Duelist Alliance gleich mehrere neue Archetypes einführt. Besonders wenn auch ihr plant in Madrid vorbeizuschauen, wird es deshalb höchste Zeit sich noch einmal Gedanken über das neue Meta zu machen, um sich auf die veränderten Umstände einzustellen.

Der Einfluss der Banned List und die Lightsworns

Wirft man einen Blick auf die Banned List gibt es, ob man es nun nachvollziehen kann oder nicht, einen deutlichen Verlierer: Geargia. Die Limitierung von Geargiagear trifft das Deck hart. In erster Linie nimmt sie dem Deck ein großes Stück der Explosivität, die das Deck früher einmal hatte (womöglich ist das Deck nun langsamer als eTCG in den letzten Wochen). Ohnehin gehörte Geargia nie zu den besonders schnellen Decks, solange man es nicht gerade mit Karakuris spielte, doch brachte Geargiagear die Möglichkeit in einem Zug ohne weiteres zwei XYZ Monster auf's Feld zu bringen. Hat der Geargia Spieler am Anfang seines Zuges nur eine Geargiarmor auf dem Feld, muss er sich entscheiden: Entweder beschwört er einen Gear Gigant X und setzt den Gegner so zwar unter Druck, lässt ihm jedoch die Möglichkeit im eigenen Zug zu kontern oder er bringt ein Monster, was den Gegner am eigenen Spielafuabu hindert, zum Beispiel Abyss Dweller, jedoch das eigene Spiel stark verlangsamt. Der Druck gegen potenziell zwei XYZ Monster eine Antwort parat zu haben, ist mit der Limitierung von Geargiagear nun weitaus geringer, das Geargia Deck dadurch weitaus ungefährlicher. Zusätzlich lohnt sich die Integrierung der Geargianos, die für Geargiagear zwar notwendig, ansonsten aber er „Deathdraws“ waren, kaum noch und es stellt sich die Frage nach einer passenden Alternative. Zwar gelang es dem Weltmeister letzten Jahres, „Huang Shin-En“, kürzlich auf der WM mit einem Geargia Deck – und nur einem Geargiagear – trotz allem die Top 8 zu erreichen, doch hatte er es dort mit einem komplett anderen Meta zu tun.

Unabhängig davon, ob man nun selber an den Maschinen festhalten möchte, wird die Banned List die breite Masse der Geargia Spieler davon abschrecken es weiter mit ihnen zu versuchen. Folglich ist es recht wahrscheinlich, dass wir auf kommenden Turnieren weniger Geargia Decks sehen werden – doch was bedeutet dies für die übrigen Decks? Der Druck auf eine Geargiarmor eine passende Antwort parat zu haben, wird weitaus geringer sein. Mit dem Aufstieg des Lightsworn Decks im Hinterkopf, werden sich womöglich einige Mermail Spieler dazu entscheiden auf einen Atlantean Marksman zu verzichten, eventuell wird auch die Popularität von Genex Undine sinken. Das H.A.T., was traditionell ein schwieriges Matchup gegen Geargia hatte, würde zwar theoretisch ebenfalls profitieren, doch werden dem wohl die Shaddolls einen Riegel vorschieben.

Ein weiterer, neuer Faktor im Geschehen, ist der Aufstieg der Lightsworns. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie ich zunächst von vielen belächelt wurde, als ich das Deck kurz vor er EM hypte, letztendlich belegte es Platz zwei und wurde, rückblickend betrachtet, von vielen wohl unterschätzt. Dabei verändert der Aufstieg eines Decks, dass kaum Fallen spielt, gerade in einem so fallenlastigen Format, wie wir es auf der EM hatten, das Meta enorm. Einen ähnlichen Effekt konnte man bereits vor rund zwei Jahren betrachten, als auf einmal das Chaos Dragon in Erscheinung trat, und auch heute werden es sich viele wohl zweimal überlegen, ob und wie viele Wiretaps sie noch spielen, wenn immer mehr Lightsworns herumlaufen. Doch viel wichtiger ist womöglich das Tempo, zu dem sie ihre Gegner zwingen. Vor den Lightsworns war das Format sehr langsam, in manchen Matchups wurden Züge hin- und hergeschoben, ohne, dass viel passierte. Bei den Lichtverplfichteten ist dies anders: Gibt man ihnen ein paar Züge Zeit ihr Setup in den Friedhof zu bekommen, wird es schwierig sie noch zu stoppen. Folglich wird es wichtig sein früh Druck ausüben zu können, insgesamt dürfen wir wohl mit einem schnelleren Format rechnen – ein weiteres Argument gegen langsame Karten wie Genex Undine.

Viel wichtiger: Duelist Alliance

Machen wir uns ans Eingemachte – das neue Booster und damit gleich drei neue Themendecks: Shaddoll, Satellaknight und Yang-Zing. Auf die Gefahr hin den Zorn einiger „Experten“ auf mich zu ziehen, halte ich den Einfluss der Yang-Zings für eher … gering, weshalb ich sie an dieser Stelle erst einmal außer Betracht lassen werde – vielleicht überraschen sie mich ja noch, wer weiß.

…viel wichtiger: Shaddoll. Der Schatten hat sich bekanntlich bereits über das OCG gelegt und es ist davon auszugehen, dass auch wir ihm nicht entkommen werden. Es ist inzwischen kein Geheimnis mehr, dass Shaddoll im kommenden Format das deck to beat sein wird. Für das übrige Meta bedeutet das, dass es alle Decks, die weder ein (relativ) einfaches out auf El-Shaddoll Midrash haben, noch gut mit den Flip-Effekten der Shaddolls umgehen können, schwierig haben werden (nicht zu sehr auf XYZ/Synchros angewiesen zu sein, wäre ebenfalls vorteilhaft). Für H.A.T. heißt dies nichts gutes. Schon mit Geargiarmor konnte H.A.T. nur schwer fertig werden, mit den Flip-Effekten der Shaddolls wird es nicht es nicht anders sein. Hinzu kommt, dass die gesamte Hand-Engine in diesem Matchup praktisch nutzlos ist und die sonstige Trumpfkarte des Decks, Artifact Morraltach, gegen El-Shaddoll Midrash genau gar nichts ausrichtet. Zwar wurde das Deck durch Space-Time Trap Hole ein wenig gestärkt, doch werden Fallen letztendlich nicht reichen, um gegen Shaddoll zu bestehen. Auch könnte mit weniger H.A.T. auf der Bildfläche Mystical Space-Typhoon wieder ein Comeback erleben, während die früher allgegenwärtigen „Hand-Splashs“ alleine wegen der Shaddolls wohl deutlich an Popularität verlieren dürften.

Für die Satellaknights sieht es ebenfalls alles andere als rosig aus. Zwar haben sie auf den ersten Blick eine solide Engine und auch durch die Banned List dank der Semi-Limitierung von Verstärkung für die Armee durchaus profitiert, doch fehlt die einfache Antwort auf El-Shaddoll Midrash. Für ein Deck, was grundsätzlich auf XYZ Beschwörungen angewiesen ist, wird es schwierig sein mit nur einer Spezialbeschwörung ein Monster wie Midrash vom Feld zu bekommen. Doch selbst falls dies gelingen sollte, liegt das eigene XYZ Monster letztendlich noch auf dem Feld – der Shaddoll Spieler kann also mit seiner Shaddoll Fusion Materialien aus seinem Deck benutzen und alles geht wieder von vorne los. Da das Deck so sehr auf XYZ Monster angewiesen ist und die „Kombo“ des Decks praktisch daraus besteht ein XYZ Monster zu beschwören, wird Space-Time Trap Hole ebenfalls zu einem großen Problem und kann ganze Züge beenden. Zusätzlich leiden die Satellaknights, selbst wenn sich die Leute in erster Linie nicht auf das Deck einstellen, indirekt durch Techs gegen andere Decks des Formats. Da mit einigen Lightsworns zu rechnen ist, wird sich Lichteinsperrender Spiegel wohl in vielen Boards wiederfinden, während Shaddoll ohnehin für das Mirror Match Super Polymerization sided. So scheint, alles zusammengerechnet, der Zeitpunkt, um ins Satellaknight zu investieren, nicht gerade ideal.

Ich möchte nicht ausschließen, dass ich, was das Mermail angeht, ein wenig voreingenommen bin, da ich das Deck seit einiger Zeit spiele, doch denke ich, dass wir erneut ein Format haben, in dem sie weiterhin mithalten können. Das Mermail noch immer brandgefährlich ist, hat die EM gezeigt, durch die Banned List blieb das Deck komplett unberührt und auch gegen die Shaddolls bietet es einige gute Möglichkeiten. Zwar wird es durch Midrash durchaus eingeschränkt, doch haben die Mermails auf diesen mehrere Antworten: Verbotene Lanze und vor allem Durchbruchsfähigkeit spielte man in dem Deck schon seit langem, beide helfen dabei an der Shaddoll Fusion vorbeizukommen. Mermail Abyssmegalo und Tidal, Drachenherrscher der Wasserfälle brauchen beide nur eine Spezialbeschwörung und können Midrash ganz einfach überrennen, gleiches gilt für Abyss-Sphere, indem man mit der Falle zum Beispiel Mermail Abyssleed auf's Feld bringt. Gleichzeitig bietet das Deck guten Zugang zu Abyss Dweller, ohne allzu sehr auf XYZs angewiesen zu sein, und hat dank Atlantean Marksman eine Antwort auf die Flippeffekte der Shaddolls. Zwar triggert trotzdem deren zweiter Effekt, doch lässt sich mit diesem meist weitaus besser umgehen – vor allem mit der Möglichkeit Schatteneinsperrender Spiegel zu siden.

Wo wir gerade bei Decks sind, die ihr Extra Deck kaum brauchen: Auch Lightsworn und selbst Spellbook könnten durchaus Chancen im neuen Format haben. Beide Decks haben auf der EM bereits bewiesen, dass sie konkurrenzfähig sind und haben auch gegen das Shaddoll ein paar Tricks parat. Zwar kann Urteilsdrache El-Shaddoll Midrash selbst nicht zerstören, doch kann er ganz einfach den Rest des Feldes abräumen und diesen anschließend überrennen. Für das Spellbook ist alles noch viel einfacher: Drei Spellbooks in den Friedhof bekommen, Spellbook of Fate spielen, fertig. Zwar stört Midrash die Hexer ohnehin weniger als andere Decks, doch bietet Fate auch auf alle anderen Shaddolls eine Antwort, ohne auch nur einen ihrer Effekte dabei zu aktivieren. Auf der anderen Seite sind die Schlüsselkarten beider Decks Licht-Monster und somit wiederum anfällig gegen Super Polymerization. Gerade für Prophecy Builds, wie wir sie auf der EM gesehen haben, die darauf bauten mit Karten wie Spellbook of Wisdom eine High Priestress of Prophecy auf dem Feld zu behalten, könnte dies ein großes Problem werden.

Zu guter Letzt, da viele Spieler sich vor allem auf Shaddoll einstellen werden, sollte man bei der Deckwahl darauf achten nicht mit „Shaddoll Hate“ in die Quere zu kommen. Was für Karten werden die Leute gegen Shaddoll boarden? Neben Karten wie Makrokosmos wohl vor allem Schatteneinsperrender Spiegel und Adliger der Auslöschung – jetzt das Grabwächter Deck auszupacken wäre deshalb wohl keine sehr gute Idee. Auch Super Polymerization sollte man immer im Hinterkopf behalten – sobald man entweder Licht- oder Finsternis Monster spielt, wird die Karte zu einem Problem (der "unsterbliche" Bujin Yamato lässt grüßen).

Bevor ich den Artikel quasi beende und zum Schlusswort komme ein Wort zum Infernity: Ja, das Deck hat die WM gewonnen, doch gab es dort ein komplett anderes Meta und vor allem kein Shaddoll. Nicht nur, dass El-Shaddoll Midrash gegen Infernity komplett zur Geltung kommt, zusätzlich leidet das Deck unter Karten wie Schatteneinsperrender Spiegel und Makrokosmos, während sich Super Polymerization so richtig austoben kann und so wäre ich, unter diesen Umständen, schon sehr überrascht, wenn das Deck in Madrid trotzdem etwas reißen kann.

Schlusswort

Wie schätzt ihr das neue Meta ein und welche Decks haben eurer Meinung nach die besten Chancen sich in Madrid zu behaupten? Ist das Shaddoll wirklich so stark wie es scheint und wie lässt sich womöglich mit dem Deck umgehen?

Haut eure Gedanken gerne in den Diskussionsthread!

Bis zum nächsten Mal,

~ Scarx