YCS Prag – Recap


Nachdem am Sonntag in Prag die erste europäische YCS des Jahres zu Ende ging, wird es Zeit erneut einen Blick auf das vergangene Wochenende zu werfen, um die Ereignisse und Entwicklungen des Turniers abschließend zusammenzufassen. Deshalb findet ihr hier noch einmal alles, was ihr über die YCS ihr Meta wissen müsst!


Das Meta


Ich möchte mich an dieser Stelle kurz halten. Das Meta war im Grunde wie erwartet, alle, die das Meta bereits kannten, werden deshalb hier wenig neues lesen. Trotzdem für all jene, die das Meta bisher weniger verfolgt haben, die Decks der YCS nochmal kurz zusammengefasst:


Wie erwartet sahen wir auf dem Turnier hauptsächlich Nekroz, es war und bleibt das stärkste Deck und machte in jeder Phase des Turniers den größten Teil der Decks aus. Deutlich und ebenfalls in jeder Phase des Turniers auf Platz zwei standen in Prag die Qliphorts, gefolgt zuerst von Satellarknight und später Burning Abyss.


Hier die wichtigsten Decks des Wochenendes nochmal in Zahlen zusammengefasst:


Tag 1:


Nekroz: 186 (30%)

Qliphort: 137 (23%)

Satellarknight: 56 (9%)

Burning Abyss: 48 (8%)

Sonstige: 181 (30%)


Total: 608


Tag 2:


Nekroz: 68 (53%)

Qliphort: 26 (20%)

Satellarknight: 17 (13%)

Burning Abyss: 8 (6%)

Sonstige: 9 (7%)


Total: 128


Top 32:


Nekroz: 24 (75%)

Qliphort: 5 (16%)

Burning Abyss: 3 (9%)



Man sieht, dass die Dominanz der Nekroz Decks im Verlaufe des Tages immer stärker wurde – je mehr Runden gespielt waren, desto mehr Nekroz Spieler setzten sich gegen ihre Konkurrenz durch, somit positionierte es sich deutlich als das stärkste Deck des Turniers. Die Qliphorts konnten sich über beide Tage hinweg gut halten, obwohl auch sie mit jeder Phase des Turniers prozentual schwächer vertreten waren. Satellarknight hingegen schaffte es zwar noch in den zweiten Tag, fiel danach jedoch komplett aus dem Turnier, lediglich Burning Abyss gelang neben Nekroz und Qli der Sprung in die Tops.


“A Game of Floodgates“


Auf der YCS zeigte sich erneut deutlich, wie sehr YuGiOh mittlerweile durch „Floodgates“ definiert wird („Floodgates“ sind Karten wie z.B. Vanity's Emptiness, welche den Gegner komplett aus dem Spiel ausschließen, ihn daran hindern seine Karten zu spielen und somit die „Flut“ zurückhalten). War das Matchup Nekroz vs. irgendein Deck außer Nekroz, drehte sich praktisch das gesamte Spiel nur um Floodgates, ohne diese konnten es andere Decks mit der viel stärkeren Nekroz Engine kaum aufnehmen. Schaffte es der Nekroz Spieler besagte Floodgates zu zerstören, so war das Spiel meistens seines, schaffte er es nicht gewann das andere Deck.


Am konkurrenzfähigsten waren deshalb alle Decks, die eine starke und konstante Engine mit einem Haufen an Floodgates kombinieren konnten. Besonders bot sich dabei Qliphort an, was mit besonders vielen Floodgates kompatibel ist. Skill Drain, Vanity's Emptiness (mit dem netten Zusatzeffekt, das Pendulum Monster nicht auf den Friedhof gehen), Rivalry of Warlords und auch das sogar suchbare Re-qliate ließen sich alle als Floodgates mit den Qliphorts kombinieren. Ebenfalls profitierten sie von einem Trend unter vielen Nekroz Spielern im Main Deck auf Mystischer Raum-Taifun zu verzichten. Dadurch konnten diese zwar ihre Chancen im Mirror Match verbessern, mussten das erste Spiel jedoch im Grunde direkt abgeben, sobald ihr Gegner eines seiner Floodgates zog.


Während es für alle anderen Decks also zu einem „Game of Floodgates“ wurde, kam es für die Nekroz Spieler lediglich darauf an die Floodgates irgendwie wegzubekommen. Dafür spielten sie Karten wie Twister, Taifun oder die altbekannten Hände im Side, im Grunde waren sie für alle anderen Matchups also gut gerüstet. Umso erstaunlicher war deshalb...


Die große Überraschung


...dass ausgerechnet ein Burning Abyss Deck am Schluss den Titel holte. In einem Meta, in dem Nekroz unumstritten an der Spitze steht und vor dem Turnier viele Spieler überhaupt nur von den Qliphorts ernstzunehmende Konkurrenz erwartet haben, rechnete wohl niemand damit, dass am Schluss gerade eine Burning Abyss Deck ganz oben stehen würde. Daher stellt sich die Frage: „Wie konnte es dazu kommen?“


Für den unerwarteten Erfolg des Decks lassen sich gleich mehrere Gründe finden, einer ist das besondere Floodgate, auf denen unter den Topdecks nur Burning Abyss Zugriff hatte: Elemental Hero Dark Law (über Mask Change II). Dieser setzte den Gegner im Nekroz Matchup mit beiden seiner Effekte stark unter Druck. Zum Einen stellte er den Nekroz Spieler vor die Wahl entweder auf seine Sucheffekte zu verzichten oder eine Handkarte zu verlieren. Zum Anderen sorgte er dafür, dass jede Ritualzauberkarte, die der Nekroz Spieler benutzte, aus dem Spiel entfernt wurde, sodass sie nicht mehr verwendet werden konnte, um später eine neue aus dem Deck zu suchen. Kombiniert mit Vanity's Emptiness und den getechten Mind Crushs konnte der Burning Abyss Spieler so auch ein Nekroz Deck schnell in Bedrängnis bringen.


Der zweite Grund ist die nach wie vor starke Engine des Burning Abyss Decks. Im alten Format war diese bereits dafür bekannt andere Decks problemlos „auszugrinden“ (sprich mit ihnen so lange nach und nach Ressourcen zu tauschen, bis die gegnerische Engine mit der eigenen nicht mehr mithalten konnte) und auch im aktuellen Format kann dies weiterhin funktionieren. Das Nekroz Deck ist dank der Ritualzauberkarten, die sich immer und immer wieder recyceln, und Karten wie Preparation of Rites zwar ebenfalls sehr stark im Grind Game, doch gehen auch einem Nekroz Spieler irgendwann die Ressourcen aus, sodass es auch mit Burning Abyss immer noch möglich ist ein Nekroz ohne Floodgates zu schlagen.


Hinzu kommt das nach wie vor starke Matchup gegen die ebenfalls stark vertretenen Qliphorts, über das sich viele Burning Abyss Spieler gerade jetzt, wo die meisten Qliphort Decks keine Schatteneinsperrender Spiegel mehr spielen, einige einfache Siege holen konnten. Insgesamt half es dem Deck sehr, dass viele Spieler schlicht nicht mehr mit Burning Abyss rechneten und sich deshalb schlechter auf das Matchup vorbereiteten. Alle Anti-Decks stellten sich in erster Linie darauf ein Nekroz und vielleicht noch Qliphort zu schlagen, Burning Abyss hatte mit diesen deshalb leichtes Spiel und konnte sie relativ mühelos abräumen.


Die YCS hat gezeigt: Burning Abyss ist und bleibt weiterhin ein starkes Deck, dass wie Qliphort mit den richtigen Techs auch einem Nekroz gefährlich werden kann. Der überraschende Sieg des Burning Abyss Decks ist vermutlich eine Kombination aus einem „übertechten“ Meta, was sich zu schnell auf das vermeintlich stärkste Deck fixierte, einem gut getechten Deck und womöglich auch einem Quäntchen Glück, ohne das es selbst ein gut getechtes Burning Abyss wahrscheinlich nicht ganz so weit geschafft hätte.


“Top Techs“


Wie auf jedem Großturnier gab es auch am letzten Wochenende in Prag wieder einige „Top Techs“, für die sich besonders viele Spieler entschieden, um sich auf das Metagame einzustellen und/oder die sich als besonders effektiv erwiesen. Diese sind auch für kommende Turniere stets interessant, wenn man an der Spitze des Metas und umfassend informiert bleiben möchte, im Folgenden findet ihr deshalb eine Auswahl der wichtigsten Techkarten des Wochenendes:


Mind Crush


Nun ist Mind Crush auch im aktuellen Meta bei weitem keine super aktuelle Techkarte mehr, doch schaffte sie in Prag auch im Main von so ziemlich jedem nicht Nekroz Deck endgültig den Durchbruch. Viele spielten sie 2-3 Main und selbst in den Side Decks vieler Nekroz Decks war die Fallenkarte vertreten. In einem Meta, in dem fast alle Decks irgendwie Karten suchen, fungierte sie fast wie eine Beschlagnahme als Fallenkarte, die zusätzlich ganze Züge des Gegners unterbinden und durcheinander bringen konnte. Gerade gegen Nekroz konnte Mind Crush glänzen: Besonders effektiv war sie dort, um nach einem Nekroz Kaleidoscope dem Gegner sein Nekroz of Unicore zu nehmen und ihn zusätzlich noch dazu zu zwingen ein ganz anderes Ritualmonster zu beschwören, wodurch oft sein ganzer Zug zerstört wurde. Selbst im eigenen Zug war die Fallenkarte nicht nutzlos und konnte beispielsweise dabei helfen einen OTK durch einen gegnerischen Nekroz of Valkyrus zu drücken.


Shared Ride


In einem Meta, in dem so viele Karten aus dem Deck gesucht werden, wie fast nie zuvor, wurde besonders in Nekroz Decks auch Shared Ride zu einer beliebten Karte, die viele Nekroz Spieler, die am Wochenende toppten, gleich mehrmals im Main Deck spielten, während sie viele andere Decks gerne im Side hatten. Zwar konnte die Schnellzauberkarte gegen Decks wie Burning Abyss, Qliphort oder Satellaknight meist nur einen Ausgleich erzielen, doch wirkte sie gegen Nekroz wie Maxx C früher gegen Wind-Up und zwang sie im Grunde dazu ihren Zug direkt abzubrechen. Zusätzlich sprach für die Schnellzauberkarte, dass sie nicht wie alle anderen Floodgates durch einen angeketteten MST oder Twister beseitigt werden konnte. Deckte man sie einmal um hatte der Nekroz Spieler zwei Möglichkeiten: Entweder er schaffte einen OTK oder er beendete seinen Zug auf der Stelle.


Re-qliate & Rivalry of Warlords


Re-qliate und Rivalry of Warlords erwähne ich hier unter einem Punkt, da es beides Karten waren, die der einzige Qliphort Spieler in den Top 8 – Chris Bowes – techte und auf die viele andere Qliphort Spieler verzichteten. Re-qliate funktionierte gegen Nekroz im Grunde wie ein suchbares Skill Drain, was zusätzlich die Effekte der eigenen, tributbeschworenen Qli-Monster, nicht negierte. Zu Rivalry of Warlords sagte Bowes in seinem Deck Profile selbst, dass er nicht stark genug betonen kann, wie wichtig die permanente Fallenkarte für seinen Erfolg in Prag war. Idealerweise wartete man mit einer verdeckten Rivalität gegen Nekroz bis dieser einen Manju/Senju beschwor und anschließend eine seiner Ritualzauberkarten aktivierte. Erst dann aktivierte man seine Rivalität und verhinderte somit, dass der Gegner irgendetwas aufs Feld bekam.


Wie geht’s weiter?


Vermutlich wird sich das Meta nicht großartig ändern, zwar hat Burning Abyss die YCS gewonnen, doch ist dies wohl kaum ein Zeichen dafür, dass wir ein neues stärkstes Deck haben. Der Sieg eines Burning Abyss Decks, ändert nichts daran, dass 24 Nekroz Decks die Top 32 und 6 die Top 8 erreichten. Sicherlich wird es durch den nun zu erwartenden Hype ein paar mehr Burning Abyss Spieler auf den kommenden Turnieren geben, doch werden sich im Gegenzug auch wieder mehr Spieler auf das Deck einstellen. Alles in allem wird sich deshalb wohl wenig ändern. Lediglich alle Anti-Decks werden es noch schwerer haben, wenn sie sich neben Nekroz und Qliphort nun auch noch auf Burning Abyss einstellen müssen.


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Bis zum nächsten Mal,


~Scarx