Der Weg zum besseren Turnierspieler

Hallo etcg Community!


Ich werde sehr häufig gefragt, wie man sich denn als Turnierspieler verbessern kann und welche Tipps ich so für unerfahrenere Spieler hätte, vor allem im Bezug auf größere Events wie YCS` oder die WCQ`s Dieser Artikel enthält einige Tipps von mir, wie man sich am besten auf Turniere vorbereitet und wie man am besten durch ein größeres Event hindurchgeht. Auch wenn einiges hiervon für etwas erfahrenere Spieler unter euch trivial erscheinen mag, so sollte es doch hilfreiche Grundlagen für jeden enthalten.


Die richtige Vorbereitung


Die richtige Vorbereitung auf ein Event würde ich in zwei Dinge untergliedern:

Das bilden einer eigenen Erwartungshaltung und das entwickeln einer Routine mit dem Deck, für das man sich aufgrund seiner Erwartungen schlussendlich entscheidet.


Erwartungshaltung


Das richtige und beste Deck für ein Turnier kann von Spieler zu Spieler unterschiedlich sein. Nicht jeder Spieler geht mit den gleichen Voraussetzungen und Ansprüchen in ein Turnier. Ein recht kompliziertes und schwierig zu spielendes Deck kann zwar das an sich das beste Deck sein, wer es jedoch nicht gut genug spielen kann, wird damit nicht die erhofften Ergebnisse erzielen. Wer mit einer Hand bestehend aus 5-6 Komboparts im Nekroz überfordert ist und keinen OTK durch Nekroz of Valkyrus mit Nekroz of Gungnir oder Number 104: Masquerade hinbekommt, der kann das Deck eben nicht mit vollem Potential spielen. Man muss es also entweder lernen oder man entscheidet sich für ein anderes, einfacheres Deck, welches einem besser liegt und mit dem man bessere Ergebnisse erwarten kann, obwohl es an sich wohl nicht das beste Deck ist. Eine kritische Selbsteinschätzung ist hierbei extrem wichtig. Selbsterkenntnis ist auch hierbei der erste Schritt zur Besserung. Auch die Erwartungen an das Ergebnis sind von Spieler zu Spieler unterschiedlich. Der eine möchte unbedingt gewinnen, anderen reicht es schon, die Tops zu erreichen oder sogar einfach nur positiv abzuschneiden. Vor allem zwischen dem Erreichen der Tops und dem Sieg eines Turniers liegt ein Unterschied, der sich auch auf Deckwahl und Deckbau auswirken kann. Zum Einzug in die Tops muss man nämlich nur mit einer bestimmten Win-Loss Ratio durch die Vorrunden gehen, meistens kann man also bis zu zwei Spiele in den Vorrunden verlieren. Dies bedeutet, dass man sich erlauben kann, ein paar schlechte Match Ups zu haben. Will man jedoch unbedingt gewinnen, muss man ab dem Erreichen der Tops eben alles gewinnen. Man muss sich intensiver auf das erwartete Format in den Tops einstellen und hauptsächlich daraufhin sein Deck auslegen, mit dem Risiko natürlich, bereits in den Vorrunden zu scheitern, wenn man den ungünstigen Match Ups begegnet, die man beim Deckbau vernachlässigt hat. So habe ich beispielsweise auf der EM dieses Jahr in Dublin Shared Rides im Main gespielt, obwohl ich in den Vorrunden nicht mit übermäßig viel Nekroz rechnete. Da mein Ziel aber das Erreichen der Top 4 war, nahm ich das Risiko in Kauf, um in den Tops die bestmöglichen Aussichten im Mirror Match zu haben, welches ich dort am häufigsten erwartete. Auch die Struktur eines Turniers kann solche Entscheidungen beeinflussen. Ein Regional beispielsweise hat meistens gar keine Tops und möchte man ein solches gewinnen, darf man kein Match Up wirklich vernachlässigen. Amerikanische YCS`s hatten bis vor kurzem Draft als Format ab den Top 16, was bedeutete, dass man sein Deck möglichst konstant halten musste, da man ja „nur“ die Tops erreichen musste und es nicht auf den kompletten Turniersieg ausrichten brauchte.

Man muss sich also bei Deckwahl und auch beim detaillierten Deckbau immer vor Augen führen, was denn die eigenen Ziele überhaupt sind. Denn nur wer sich über seine Erwartungshaltung im Klaren ist, wird auch die bestmöglichen Entscheidungen zur Realisierung seiner erhofften Ergebnisse treffen können.


Routine


Es ist nicht nur wichtig, das richtige Deck für sich selbst zu wählen, sondern auch mit diesem vertraut zu sein und vor allem zu wissen, wie es am effektivsten gegen andere Match Ups gewinnt. Hier ist gute Vorbereitung das A und O. Sei es nun Online oder auf irgendwelchen Non-Premier Events, Locals oder was auch immer, spielt eucht mit eurem Deck ein. Viele Decks können abhängig von Match Up und Situation komplett unterschiedlich spielen und man sollte natürlich schon bevor man an einem größeren Event teilnimmt wissen, welchen Gameplan man gegen welches Deck verfolgen sollte. So war es beispielsweise offensichtlich, mit Shaddoll im Mirror Match immer brav die Fusionsmonster für ein Shaddoll Beast zu opfern, um nicht in die gegnerische Shaddoll Fusion zu laufen, während man gegen Burning Abyss unbedingt eine El Shaddoll Winda auf dem Feld lassen wollte, da diese das Deck im Alleingang lahmlegen konnte. An sich ist das Konzept simpel, jedoch nicht selbstverständlich für jemanden, der mit seinem Deck noch nicht eingespielt genug ist. Eine sichere Routine für möglichst alle Match Ups führt dazu, dass man viel seltener Spielfehler macht, vor allem in Standardsituationen. Dennoch sollte man nicht zu sehr auf den übergeordneten Gameplan fixiert sein und immer konzentriert bei der Sache bleiben, jedes Spiel kann anders verlaufen und man muss den Plan meistens ein wenig anpassen. Es darf kein Problem sein, mal ein wenig umdenken zu müssen. Das Erkennen der richtigen Win Conditions ist sehr wichtig, vor allem da sich während eines Spiels komplett neue ergeben können. Diese nicht zu übersehen kann oft den Unterschied ausmachen. Ein sehr gutes Beispiel hierfür war das Dragon Ruler Format zu Zeiten von Super Rejuvination und den Baby Dragons. Hier gab es im Mirror Match unzählige Win Conditions, die es im richtigen Moment zu erkennen galt. Es konnte so simpel sein wie einfach einen spielentscheidenden Crimson Blader zu resolven, aber es gab auch durchaus ungewöhnlichere Situationen, in denen man gewinnen konnte, weil der Gegner ein Maxx „C“ abgeworfen hatte, während er ein Monster auf dem Feld hatte, in das man mit Colossal Fighter so oft reinrennen konnte, bis der Gegner Deckout war. Solche Situationen sofort zu erkennen ist wichtig, um keine solche Gelegenheit zu verpassen, aber vor allem auch, um nicht selbst den Fehler zu machen, im falschen Moment ein Maxx „C“ zu benutzen. Dies sind die Situationen, in denen gute Spieler einfache Siege holen und schlechte Spieler unnötig Spiele verschenken. Um erfolgreich durch ein Turnier zu gehen gilt es natürlich, wenn möglich immer auf der Seite des geschenkten Sieges zu sitzen.


Die richtige Mentalität


Es ist wichtig, sich weder zu viel noch zu wenig zuzutrauen. Bereitet man sich gut auf ein Turnier vor und hat man realistische Erwartungen, dann kann man diese auch erreichen. Man braucht sich auch nicht komplett nervös machen, wenn man dann endlich die Tops erreicht hat oder mal gegen einen etwas bekannteren Spieler gepaart wird, solange man keine Fehler macht und solide spielt, gibt es keinen Grund, warum man gegen solche Spieler verlieren sollte. Andererseits sollte man auch niemanden unterschätzen.

Alles in allem, kann man gegen jeden gewinnen, man kann aber auch gegen jeden verlieren. Bleibt realistisch und respektiert jeden Gegner, dann bleiben euch Enttäuschungen und unnötige Niederlagen auf Nervosität oder ähnlichem erspart.


Selbstkritik


Jeder macht Fehler. Der eine mehr der andere weniger. Natürlich ist es das Ziel, durch konzentriertes Spielen und Routine so wenig Fehler wie möglich zu machen, aber wenn man doch mal ein Spiel wegen einem Fehler abgibt, bringt es einen auch nicht weiter, sich nur darüber aufzuregen. Das wichtigste an und für sich ist schon die Erkenntnis, dass man einen Fehler gemacht hat. Man muss sich Fehler eingestehen können und aus ihnen Lernen anstatt immer nur darüber zu jammern, wie sehr der Gegner doch rumgeluckt hat oder wie viel Pech man selber gehabt hat. Ich selber habe die YCS London 2014 nicht getoppt, weil ich mich in der letzten Runde im Shaddoll Mirror Match bei einem OTK um 200 LP verrechnet habe, die ich mit einer Summon mehr hätte machen können. Daraufhin hat mein Gegner eine Super Polymerization von oben gezogen und ich hab das Spiel noch verloren. Aber habe ich da wirklich Pech gehabt? Nein. Selber Schuld, hätte ich den Fehler nicht gemacht, hätte mein Gegner nie auch nur die Möglichkeit gehabt, seine eine Super Polymerization aus 25 Karten zu ziehen. Fehler sollten einen dazu motivieren, noch konzentrierter zu spielen und noch mehr über die Konsequenzen jedes Spielzugs nachzudenken, auch wenn er noch so trivial einfach wirkt. Nur wer sich selber eingesteht, noch kein perfekter Spieler zu sein, kann sich auch wirklich verbessern.


Im direkten Gegensatz zur Aussage des oberen Absatzes, dass man sich immer zuerst selber auf die Finger schauen sollte, wenn es um die Gründe geht, warum man bestimmte Spiele verloren hat, so sollte man auch nicht zu hart mit sich selbst ins Gericht gehen. Yu-Gi-Oh hat immer einen gewissen Glücksfaktor und Varianz existiert bei Kartenspielen nun mal einfach. Manchmal hat man einfach keinen Fehler gemacht und der Gegner hat die eine Karte aus zwanzig gezogen, die ihm das Spiel noch gewinnt. So etwas kommt vor. Es ist ärgerlich, aber man kann es nicht ändern und wenn man zuvor so gespielt hat, dass der Gegner nur mit einer Chance von 1/20 das Spiel noch gewinnen kann, hat man auf lange Sicht ja keine schlechte Arbeit geleistet. Das es halt gerade nicht geklappt hat, war wohl einfach Pech. Es wird immer ein nächstes Mal geben und wer sich immer weiter verbessert, der wird die dementsprechenden Ergebnisse auch einfahren, das ist ja das Gute an dem Spiel.


Schlusswort


So, das war mein Artikel für diese Woche zum Thema Vorbereitung für größere Events. Lasst mir wie immer gerne Feedback im Diskussionsthread und teilt mir und der Community eure eigenen Erfahrungen zu den Themen mit!


Bis nächstes Mal,

Gamebreak0r