Wie ich im letzten Artikel schon angekündigt habe, konnte ich vor zwei Wochen keinen Artikel hochladen. Das lag daran, dass ich in den Urlaub nach Japan geflogen bin. Nun bin ich seit einigen Tagen wieder zurück in Deutschland und möchte euch vorstellen, welche Erfahrungen ich als Yu-Gi-Oh! Spieler in Japan machen konnte. Ich hatte leider keine Zeit auf ein Turnier zu gehen oder viele Spiele zu spielen, konnte aber einige Läden besuchen und möchte euch zeigen, wie Yu-Gi-Oh! Läden in Japan „funktionieren“ und warum ein deutscher Spieler sich anfangs eventuell nicht gut in Japan zurechtfinden wird. Ich besuchte nur Yu-Gi-Oh!- und TCG-Läden in Nagoya und Tokio, kann also nur über diese japanischen Regionen sprechen.

Dieser Artikel wird also eine Art Erfahrungsbericht und ist somit für Personen, die einen Strategieartikel lesen wollen, nicht so sehr geeignet.


Wie sehen deutsche „Yu-Gi-Oh!-Geschäfte“ aus?


Deutsche Spieler wissen, wie die meisten Yu-Gi-Oh!-Läden in Deutschland aufgebaut sind. Betrachtet man beispielsweise meinen Stammladen, ist Yu-Gi-Oh! nicht seine Haupteinnahmequelle. Zum größten Teil wird er nur besucht, wenn Turniere veranstaltet werden, sonst sieht man nur sehr wenige Spieler. Man kann zwar einzelne Karten und Booster kaufen, dies passiert aber eher selten, da sich die meisten Spieler ihre Karten im Internet kaufen oder die Karten durch Tauschgeschäfte bekommen. Auch andere Läden, die ich besucht habe, haben meistens bestimmte Tage, an denen sich die Spieler zum Tauschen, Duellieren und Diskutieren treffen, wobei die Läden an anderen Tagen geschlossen sind, oder einfach fast keine Besucher haben. In Japan sind die Geschäfte hingegen komplett anders aufgebaut.


Einzelkarten vieler verschiedener TCGs



Im Gegensatz zu Deutschland ist der Verkauf von Einzelkarten die Haupteinnahmequelle von japanischen Kartenshops. Einige kleinere Shops bieten manchmal auch nur kaum Plätze für Spieler an, sodass man sich an anderen Orten treffen muss, wenn man sich duellieren möchte. Wenn man den Laden betritt, sieht man an allen Ecken große Glasvitrinen, in denen verschiedene Einzelkarten ausgestellt sind.


Meistens sind die Karten nach bestimmten Decktypen, Eigenschaften oder Seltenheitsstufen sortiert, sodass man relativ einfach die Karten finden kann, die man kaufen möchte. Die Preise sind immer direkt angegeben, sodass man auch ohne Sprachkenntnisse die Karten kaufen kann. Die Auswahl der einzelnen Karten ist dabei meistens ziemlich groß. Dadurch waren in allen Geschäften, die ich besucht habe, immer einige Kunden, die auf der Suche nach neuen Karten waren. Neben den besseren Karten, besitzen alle Shops auch noch Boxen, die man durchschauen kann, um sich Commons im Wert von 30 bis 100 Yen herauszusuchen. Hier kann man eigentlich jede Karte finden, die man sucht, sodass man auch kurz vor großen Turnieren sein Deck vervollständigen kann.

Wenn man die gesuchten Karten selbst nicht finden kann, kann man die Mitarbeiter, die anscheinend zum größten Teil selber TCG-Spieler sind, befragen. Häufig besitzen sie hinter der Theke nämlich noch weitaus mehr Karten, die sie dann gerne für euch durchschauen werden.


Neben Yu-Gi-Oh! Haben viele dieser Läden auch noch Karten von anderen Trading Card Games (Cardfight Vanguard, Duel Masters, Buddyfight, u.s.w.) im Angebot. Die größeren Stores haben aber häufig eine extra Abteilung für Yu-Gi-Oh!, das wohl auch in Japan immer noch das erfolgreichste TCG zu sein scheint. Beim Besuch eines Kartenshops war ich ziemlich verwirrt, da sie keine Yu-Gi-Oh! Karten angeboten haben. Nachdem ich den Laden verlassen habe konnte ich wenige Meter weiter die „Yu-Gi-Oh! Abteilung“ finden, die in einem separaten Geschäft war.


Preise der Einzelkarten


Da diese Läden dafür da sind, Einzelkarten zu verkaufen, wollte ich natürlich auch die Preise der Shops analysieren. Zuerst muss man sagen, dass die Preise (in allen Läden, die ich besucht habe) eigentlich immer ohne Steuer ausgeschrieben sind. Da in Japan aber auf den Preis noch 8% Steuern gezahlt werden müssen, wird eine 100 Yen Karte niemals nur 100 Yen kosten. Personen, die ein enges Budget haben, sollten darauf auf jeden Fall achten und notfalls selber schnell berechnen, was der richtige Preis sein sollte.


Man kann die Preise der Karten sicherlich nicht mit denen der deutschen Versionen vergleichen, da Karten häufig in ganz anderen Seltenheitsstufen erschienen sind und auch das Metagame komplett anders ist. Mein Gefühl ist aber das spielbare Commons in Japan weitaus teurer sind als bei uns. Bekommt man hier – besonders im Internet – gute Commons für ältere Decks (wie Inzektor oder Gladiatoren) für wenige Cents hinterhergeschmissen, zahlt man in Japan meistens für alle diese Karten mindestens 100 Yen (umgerechnet etwa 80 Cent). Sehr gute Rares kosteten in allen Läden sogar um die 500 Yen. Hingegen sind andere Karten natürlich viel preiswerter als bei uns, da sie in Japan als Common oder Rare erschienen sind.


Beim Stöbern sollte man darauf achten, seine Karten nicht direkt im ersten Laden zu kaufen, da sich die Preise doch stark unterscheiden können. Ein Rare Baumfrosch (aus der gleichen Booster Edition) kostete in einem Laden 200 Yen, ein anderer verlangte aber 600 Yen. Es scheint so als ob die Preise auch in verschiedenen Regionen stark variieren können, da die Unterschiede besonders zwischen den Läden in Tokio und Nagoya auffielen.

Englische Karten sind im Prinzip ein bisschen teurer als bei uns, aber man scheint – auch durch das Internet – nicht mehr die Möglichkeit zu haben, billigere englische Karten sehr teuer in Japan zu verkaufen wie es vor einigen Jahren noch der Fall war.


Sprachbarriere und weitere Probleme



Jeder, der schon einmal in Japan war, wird wissen, dass der Großteil der Japaner leider kein Englisch sprechen können. Aus diesem Grund könnte es sicherlich etwas schwierig werden, mit den Verkäufern und mit anderen Spielern zu sprechen. Die bekanntesten Karten wie Solemn Strike sind auch in Japan mit englischem Namen bekannt, ich würde euch aber empfehlen die japanischen Namen der Karten aufzuschreiben, wenn ihr bestimmte Karten in Japan kaufen wollt. Bestenfalls wollt ihr nur Karten kaufen, die in den Vitrinen ausgestellt sind, sodass ihr einfach mit euren Fingern auf die Karten zeigen könnt. Ein sehr einfacher (nicht perfekt japanischer) Satz, der euch in diesen Läden dabei helfen kann, die richtigen Karten zu finden ist: „X ga arimasu ka?“ (wobei X der Name der Karte ist, den ihr sucht). So könnt ihr fragen, ob der jeweilige Laden eine bestimmte Karte auf Lager hat. Daraufhin kann er sie euch zeigen und ihr könnt euch entscheiden, ob ihr sie kaufen wollt.


Viel größere Probleme gibt es natürlich beim Spielen mit japanischen Yu-Gi-Oh! Spielern. Da die Spieler – wie die Verkäufer – eigentlich gar kein Englisch sprechen, ist die Interaktion mit ihnen ziemlich schwierig. Mit etwas Glück kann man zwar ein Duel ohne große Probleme zu Ende bringen, falls aber Regelfragen aufkommen, hat man keine Möglichkeit, sich vernünftig zu artikulieren. Weiterhin existieren in Japan natürlich viele Karten, die man hier im TCG noch nicht spielen kann. Falls man gegen eines dieser neuen Decks spielen sollte, kann man sich die Effekte dieser Karten nicht durchlesen. Deshalb sollte man sich schon vor der Reise über die wichtigsten OCG-Decks und Karten informieren, wenn man wirklich gegen japanische Yu-Gi-Oh! Spieler spielen möchte.


Doch auch wenn die Sprache keine Hürde ist, sollte man nicht annehmen, dass man einfach japanische Spieler ansprechen kann. Viele Bewohner des Landes scheinen Angst oder Respekt vor Ausländern zu haben und haben somit Probleme mit ihnen umzugehen. Dies war – nach meiner Erfahrung – bei den Yu-Gi-Oh! Spielern noch stärker, da sie zum größten Teil eher nerdig wirkten. Es war nur sehr schwer diese Kulturbarriere zu brechen und ich denke, dass man einen Laden häufiger besuchen müsste, um sich ihnen anzunähern.



Wo findet man die Läden?


Manchmal – jedenfalls auf meiner Reise – war es etwas schwierig, die japanischen Kartenshops zu finden. Es gibt zwar größere Ketten (z.B. Hobby Station), die relativ große Geschäftsräume haben, ein Großteil der Shops ist aber ziemlich klein und befindet sich häufig in verwinkelten Straßen oder in höheren Stockwerken über anderen Geschäften. Wenn man die japanischen Zeichen nicht lesen kann, kann es also wirklich zu einem Problem werden, die Läden zu finden, auch wenn man durch Google Maps Hilfe bekommt.


In Nagoya fand man die Läden entweder in der Nähe des Hauptbahnhofs, oder im „Osu-Kannon-Shoppingdistrikt“, wo man auch viele andere Animegeschäfte finden kann. Auch in Tokio findet man in Akihabara – dem Mekka der Nerds – einige Card Shops. Man sollte also immer in Nähe von Animegeschäften schauen, wenn man diese Shops sucht. Passanten können einem bei der Suche leider nur selten helfen, da diese Shops in Japan sogar unter Bewohnern der jeweiligen Stadt nicht besonders bekannt sind.


Als Yu-Gi-Oh! Spieler nach Japan?


Wenn mich ein Yu-Gi-Oh!-Spieler fragen würde, ob es sich für ihn lohnen würde, nach Japan zu fliegen, würde ich diese Frage leider mit „Nein“ beantworten. Ich denke ich habe im Laufe des Artikels auch erklären können, was die Gründe dafür sind. Der wichtigste Grund ist einfach, dass man – solange man die japanische Sprache nicht beherrscht – kaum eine Möglichkeit hat, richtig in die japanische Community einzutauchen. Man kann zwar japanische Karten kaufen, darf mit diesen aber nicht einmal auf deutschen Turnieren spielen. Leider kann man wohl auch mit dem Tauschen nicht mehr so viel Geld machen, wie es früher einmal der Fall war. Personen, die nach Japan fliegen können sich zwar natürlich gerne einmal einen Kartenladen anschauen, eine „Yu-Gi-Oh! Reise“ ist hingegen nicht zu empfehlen.


Ich möchte leider mit diesem Artikel ankündigen, dass ich in nächster Zeit leider nicht mehr so viel Zeit für das Schreiben von Artikeln habe. Ich werde meinen ersten richtigen Job antreten und ich werde in den ersten Monaten nicht mehr so viel Zeit dafür haben, mich mit Yu-Gi-Oh! zu beschäftigen. Da ich außerdem selber denke, dass die Qualität meiner Artikel in den letzten Monaten abgenommen hat, möchte ich eine Pause einlegen, sage aber nicht, dass ich nicht wiederkommen kann.

Ich bedanke mich bei den Lesern meiner regelmäßigen Kolumne. Ich hatte – besonders in den ersten 2 Jahren – unglaublich viel Spaß und war wirklich über jedes Feedback dankbar. Bei Fragen bin ich immer noch hier bei eTCG erreichbar!


Antworten 6

  • Das ist ja schade *shin*, gerade dieser Artikel war wieder sehr spannend, da es einfach mal was anderes war als Strategiepart hier oder Cardrating da.


    Aber vielen Dank für deine Artikel und viel Erfolg in deinem Job :):thumbsup:

  • Hast du noch mehr Bilder gemacht? Bin ab Herbst 2017 1 Jahr für das Studium in Japan und hatte auch vor, während dieser Zeit, falls es mir möglich ist, OCG mitzuspielen.
    Und wie viele Spieler waren in etwa da? Hast du mal ein Turnier gesehen?

  • Leider sind (mal wieder) keine Bilder in deinem Artikel zu sehen. Offensichtlich hat dein Upload-Dienst diese bereits entfernt.

  • Leider sind (mal wieder) keine Bilder in deinem Artikel zu sehen. Offensichtlich hat dein Upload-Dienst diese bereits entfernt.

    Bei mir sind sie ohne Probleme zu sehen :)

  • Bei mir sind sie ohne Probleme zu sehen :)

    Interessant, denn ich kann weder auf dem PC noch mit dem Smartphone die Bilder abrufen.

  • Gleiches Problem wie bei Selfmader. Facebook als Image-Hoster zu nutzen ist aber auch nicht sehr klug.

  • Diskutieren Sie mit!