Wie halte ich meine Motivation aufrecht?

Heute habe ich wieder mal ein wenig überlegen müssen, bevor ich auf eine Idee für ein Thema gekommen bin. [1] Schließlich habe ich mich für ein Thema entschlossen, das mich selbst unweigerlich auch immer wieder beschäftigt:


Wie halte ich meine Motivation aufrecht?


Denn sein wir ehrlich – es gibt diese Momente, in denen man sich fragt: Warum eigentlich noch? Manchmal fällt es mir schon sehr schwer, überhaupt das eTCG.de Forum aufzurufen, weil ich genau weiß, dass ich jetzt mindestens 45 Minuten benötigen werde, um alle für mich relevanten Themen durchzugehen. Da ich nicht immer 45 Minuten habe oder aufbringen will, lasse ich dann teilweise sogar den Besuch der Seite ganz aus. Das ist sicherlich nicht Sinn der Sache eines Hobbys – man sollte es genießen und Spaß damit haben. Nun, die große Frage lautet also: Wie kriege ich es hin, mir vor Augen zu halten, dass es eben mein Hobby ist und ich es primär durchführe, um Spaß zu haben? Hier kommen ein paar Antwortmöglichkeiten von mir und ein paar Freunden:

  • Der Kult-Faktor:


    Ich will nicht sagen, dass Yu-Gi-Oh! ein gesellschaftlich akzeptiertes Phänomen ist, das jeder kultig findet. Allerdings geht es mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit allen von uns so. Wir spielen Yu-Gi-Oh! seit mehreren Jahren und wenn man erstmal einem Hobby 3+ Jahre nach geht, so hat es im eigenen Leben einen Platz eingenommen. Man kann nicht ~ einfach so ~ damit aufhören, es gehört eben zum Alltag mit dazu und indem man sich das vor Augen hält, steigt mitunter auch schon mal wieder die eigene Motivation.


  • Reminisce:


    "Reminisce" ist ein tolles Wort, denn es sagt so viel aus wie "In Erinnerungen schwelgen" (ja, die Engländer haben immer 1 Wort für etwas, das wir im Deutschen in 3+ Wörtern ausdrücken können). Immer wenn ich mal wieder davon genervt bin, dass sich das Metagame zwischen zwei beliebigen Turnieren erneut um 180° gedreht hat, halte ich mir vor Augen, dass das alles mal ganz anders war. [2]


    Damals, als die Gummistiefel noch aus Holz waren, habe ich selbst noch mit riesiger Begeisterung Yu-Gi-Oh! gespielt. Da wurden 2on2s mit 3 meiner Freunde gezockt und es war eigentlich immer eine epische Schlacht (bis irgendwann mal ein Herr der Drachen mit Drachenrufflöte und 2 Blauäugiger W. Drache gespielt wurde).

    Erst am vergangenen Wochenende beim Heimaturlaub haben mich ein paar ehemalige Stöpsel (jetzt sind die Jungs immerhin auch schon so rund um die 18) daran erinnert, wie sie damals zu dritt mit ihren Decks gegen mich allein angetreten sind. [3] Man kann gar nicht keine Lust auf das Spiel haben, wenn man sich an solche tollen Erlebnisse zurück erinnert...


  • Die Freunde / Community:


    Das ist hier natürlich der 50/50 Joker. Die Hälfte aller Spieler, die sich schon mal überlegt haben, aufzuhören bzw. sogar schon wirklich aufgehört haben, sind zurück gekommen, weil sie ihre Freunde wieder zum Spiel gebracht haben.

    Es ist ein weit verbreiteter Irrglaube, dass die eigenen Freunde nur dadurch zustande kommen, dass man sich super mit ihnen versteht. In vielen, vielen Fällen besteht der eigene Freundeskreis aus Leuten, mit denen man sich ein Hobby teilt oder allgemein etwas gemeinsam hat. Das merkt man insbesondere dann, wenn man wirklich mal mit einem Hobby aufhört. Viele der Freunde gehen dann nämlich mit und man sucht sich neue Freunde, mit denen man etwas gemeinsam hat.


  • Die Flexibilität:


    Wenn man mal keine Lust mehr auf Spielen hat, heißt das ja nicht direkt, dass man das Hobby ganz an den Nagel hängen muss. Man kann nach wie vor mit der Community in Kontakt bleiben, indem man sich beispielsweise auf die "dunkle Seite der Macht" (Judging) schlägt!

    Genauso kann man sich mittlerweile als Schreiber ein paar Sporen und Brötchen verdienen, so dass euch im Grunde jede Menge Türen offen stehen, die ihr einfach nur mal durchschreiten müsst.


  • Das gute Gefühl, etwas Gutes zu tun:


    [4] Hilft man anderen Menschen, hilft man auch sich selbst. Denn es gibt einem einfach ein gutes Gefühl, wenn man anderen ein wenig zur Hand geht. Das muss nicht unbedingt als Volunteer sein, das geht auch als Spieler. So kann man jüngeren und weniger erfahrenen Spielern bei der Konstruktion ihres Decks helfen oder eben ganz bewusst bei ein paar Tauschgeschäften assistieren, um so zu verhindern, dass die Kiddies abgezogen werden und halbwegs fair an die Karten kommen, die sie noch für ihr Lieblingsdeck haben möchten.

    Probiert es aus, das kann euch wirklich viel Auftrieb verschaffen und euch zusätzlich motivieren, beim Spiel zu bleiben.


  • Der Ash Ketchum-Faktor:


    Das gilt ebenfalls sowohl für die Judge- als auch für die Spieler-Karriere: Man muss das nicht so "larifari" angehen, man kann sich auch selbst ein hohes Ziel setzen und sagen: "Ich will der Beste sein bei dem, was ich tue!"

    Also startet durch, ihr kleinen Pokémon-Trainer da draußen und schaut zu, dass was aus euch wird.


  • Lernen zu verlieren:


    Auch wenn ihr euch alle Mühe gebt, ihr werdet leider nicht drum rum kommen und hin und wieder mal verlieren. Das ist kein Beinbruch, denn auch daraus lernt ihr wieder etwas. Manchmal muss man eben einen Schritt zurück gehen, um anschließend 2 Schritte nach vorn machen zu können.


  • Die Verdienstmöglichkeit:


    Wenn ihr es nicht für den Spaß tun könnt, kann euch möglicherweise das liebe Geld weiterhin dazu motivieren, beim Spiel zu bleiben. Mir geht's wieder mal nicht darum, euch dazu zu motivieren, andere Spieler beim Tauschen abzuziehen, aber als erfolgreicher Spieler oder eben Volunteer lässt sich auch ein kleines Zubrot verdienen. [5] Darüber gab es ansonsten auch schon einen eigenen Artikel: Wie verdiene ich mit Yu-Gi-Oh! Geld?.


  • Die Möglichkeit der persönlichen Entwicklung:


    In einem bestimmten Bereich dazu zu lernen, anderen etwas voraus zu haben und sich nach und nach hoch zu arbeiten, trägt unglaublich zur Persönlichkeitsbildung bei. Ihr lernt hier wirklich für's Leben und das kann man eigentlich gar nicht mit Geld aufwiegen.

    Wenn ihr ein gesundes Maß an Selbstüberschätzungvertrauen entwickelt und dadurch beispielsweise lernt, besser zu verhandeln, habt ihr bereits in jungen Jahren eine Lektion gelernt, die manche Arbeiter mit 30 noch nicht verinnerlichen konnten. Erarbeitet ihr euch dadurch bereits mit 22 eine Gehaltserhöhung, so verdient ihr mindestens 8 Jahre besser als ein anderer Arbeiter, der nicht über das notwendige Selbstbewusstsein verfügte, um mal aufzusprechen. Und selbst wenn es "nur" 100,- € pro Monat sind, so ergibt das auf 8 Jahre gerechnet auch schon einen sehr schönen Neuwagen.


  • Was erleben:


    Gerade dann, wenn ihr am vermeintlichen Ar*** von Deutschland wohnt, lohnt sich die Beschäftigung mit dem Spiel. Ihr kommt mal aus eurem Kuhkaff raus und seht die Welt. Oder zumindest Deutschland.

    Ich selbst wäre womöglich heute noch irgendwo in der Gegend von Unterfranken zuhause, wenn ich mir nicht gesagt hätte, ich mache mein Hobby zum Beruf und ziehe jetzt mal nach Berlin. Mittlerweile war ich in vielen europäischen Hauptstädten, mehrmals in Amerika und sehr häufig habe ich dafür nicht mal etwas gezahlt – ich WURDE dafür BEzahlt.

    Unabhängig davon, ob ihr ein riesiger Freund von Reisen seid oder nicht – Reisen bildet. Also bekommt mal den Allerwertesten hoch und seht ein paar andere Länder, das erweitert euren Horizont ebenfalls ungemein!


  • Gehirn-Jogging:


    Ja, wir schimpfen oft über den Luck-Faktor im Spiel. Doch wenn ihr dauerhaft nur auswürfelt, welche Karte ihr als nächstes spielt, werdet ihr auch nur 70% eurer Spiele gewinnen! In Yu-Gi-Oh! gibt es eben doch eine beträchtliche taktische Komponente und dank dieser schult ihr euer Gehirn. Ein Fehler kann über Sieg oder Niederlage entscheiden und den Anspruch für sich selbst zu gewinnen, keine Fehler zu machen, ist eben auch nicht allzu schlecht.


  • Pausen-Freundlich:


    Wenn alle Stricke reißen, dann macht eben einfach mal eine Pause. Ab und an geht es eben wirklich nicht anders.

    Positiv muss hier allerdings noch angemerkt werden, dass Yu-Gi-Oh! ein Pausen-Freundliches Spiel ist. Wenn ihr mal ein Spiel wie das WoW TCG oder Magic für ein Jahr aussetzt, so müsst ihr jede Menge Karten aufholen. Ihr müsst euch mit dem aktuellen Limited-Format beschäftigen, ihr müsst euch jede Menge neue Karten ran holen, weil ältere raus rotiert sind, usw.

    Bei Yu-Gi-Oh! gibt es kein Block-Format. Euer Schwerer Sturm wird irgendwann wieder spielbar sein und euer 1st Edition Foil Schwarzes Loch, das 7 Jahre alt ist, ist auch heute noch erlaubt. Klar ändert sich das Meta immer ein wenig, doch wenn man mal die grundlegenden Konzepte des Spiels verstanden hat, so gelingt der Wiedereinstieg sehr schnell. Schaut euch doch nur die Jungs wie Flo Chitic oder Adrian Madaj an, die auch nach längeren Pausen immer wieder schnell oben mitspielen können. Das könnt ihr auch.


Sodele, das sind doch so einige Gründe, die euch wirklich dazu anspornen sollten, beim Spiel zu bleiben. Ich jedenfalls fühle mich nach Schreiben dieses Artikels voll motiviert, so langsam mal meine Gedanken für die Coverage der YCS Paris zu ordnen.


Ein großes Dankeschön geht raus an Lava_Golem, NoAshaGuar und Dr.Prof.Wedemann, die ich einfach mal kalt mit der Frage überrascht hatte, was sie denn genau motiviert, beim Spiel zu bleiben. Ihre Antworten wurden in diesem Artikel verarbeitet, so dass er ohne sie nicht möglich gewesen wäre!



soul



Trends der Woche


Bag Man


Letzten Sonntag besuchte ich ein Fußballspiel der 1. Herrenmannschaft und ich hatte meine Reisetasche sowie meine Laptoptasche im Gepäck. Ich wurde gefragt: "Was machst du denn mit den Taschen?"

Meine Antwort: "Ich wohne da drin."


Es wird jetzt – nach 2 Wochen weg von daheim – echt mal wieder Zeit, in meinem Bett zu schlafen. Sonntag ist es wieder soweit.



Social Media


Dank des tollen Mr_Bazil wurde ich auf ein Video eines Vortrags des absolut begeisternden Ramon DeLeon aufmerksam. Er erklärt, was man mit Social Media alles so anfangen kann, um mehr Geschäft zu generieren.


Er hatte am Ende Recht behalten – ich habe mir fest vorgenommen, ihn mal zu besuchen, wenn ich in Chicago bin. Darüber hinaus findet dieses Wochenende der Darkmoon Faire Chicago statt, bei dem ein paar Freunde von mir spielen. Denen habe ich direkt auch mal gesagt, dass sie mal eine Pizza bei Ramon bestellen sollen.

P.S.: Wir haben eben per Facebook einen Tisch in unserer Lieblings-Bar klar gemacht und die Bestellung geben wir heute Abend per WhatsApp durch. Toll, so verbunden zu sein!





[1] Um hier mal keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Ich habe an und für sich noch einen ganzen Haufen Artikelideen hier vor mir liegen. Allerdings eignen sich nicht wirklich viele von ihnen für eine Veröffentlichung.

Teilweise liegt das daran, dass die Themen überhaupt nicht aktuell sind, teilweise weiß ich gar nicht so recht, wie ich die Themen angehen soll und in den restlichen Fällen bin ich nicht so ganz davon überzeugt, dass die entstehenden Artikel auch von irgendjemandem gelesen werden wollen...


Entsprechend dürft ihr euch ruhig auch mal wieder Gedanken machen, über was ihr lesen wollt und mir eure Ideen zukommen lassen.


[2] Keine Seltenheit als "professioneller Coverage-Schreiber", der häufig nur alle 2 – 3 Monate im Einsatz ist...


[3] Wenn man sowas schreibt, kommt man sich unweigerlich wie der große, böse Kaiba vor...


[4] Klingt wie ein abgedroschener Spruch aus der Werbung. Kommt der aus einem uralten Werbespot? Falls ja, sagt mir aus welchem, ich weiß es ehrlich nicht mehr und das wurmt mich jetzt.


[5] Man muss ja neuerdings absolut unmissverständlich und idiotensicher formulieren, damit man nicht als Negativbeispiel in den Artikeln anderer Kolumnisten auftaucht.

Antworten 18

  • klasse Artikel.
    motiviert wear ich zwar schon vorher, aber immer interessant um Freunde "an der Leine" zu lassen.


    Bei den "Stöpseln" musste ich nochmal herzlich lachen.
    Schöne Scene aus South Park xDD


    Weiter so!!

  • Schöner Artikel^^
    "Gotta catch them all!" Lieber fang ich 649 Pokemon, als alle YGO-Karten zu sammeln o.o
    Aber trotzdem passt es, man sollte sich schon höhere Ziele suchen.

  • schöner Artikel, der für manche Leute sicher einige neue Aspekte bringt.
    Motivationsprobleme um beim Spiel zu bleiben, hatte auch ich schon ein paar mal. Aber besonders die Community/Freunde und Kultfaktor Gründe sprechen irgendwie dagegen °>°"

  • Guter Artikel ;)
    Hatte ich auch schon, aber mit Yu-Gi-Oh! aufzuhören ist nicht leicht.
    Deswegen habe ich auch weitergemacht, ausserdem macht es ja richtig Spaß und man lernt auch ein paar Freunde kennen^^


    MfG

  • Wie immer ein spitzen Artikel Oli :daumen:


    2 Sachen fand ich persönlich am besten:


    Wenn man mal keine Lust mehr auf Spielen hat, heißt das ja nicht direkt, dass man das Hobby ganz an den Nagel hängen muss. Man kann nach wie vor mit der Community in Kontakt bleiben, indem man sich beispielsweise auf die "dunkle Seite der Macht" (Judging) schlägt!


    Außer darth yomi oder Darth Bazil kenn ich eig keine "Dunklen Lords des Judging"


    und zum anderen:


    Das gilt ebenfalls sowohl für die Judge- als auch für die Spieler-Karriere: Man muss das nicht so "larifari" angehen, man kann sich auch selbst ein hohes Ziel setzen und sagen: "Ich will der Beste sein bei dem, was ich tue!"


    Ich habe mir in meiner Judgelaufbahn wirklich ein Ziel gesetzt, mein nächstes "Größeres" Ziel is es, nächstes oder in 2 Jahren Headjudge der ÖM zu sein. Was natürlich weitaushöher geht, wäre nicht zu verachten und darum kümmer ich mich erst wenn ich das mit der ÖM geschafft hab^^


    Sowas würd ich persönlich übrigens gern mal lesen, was die Spieler vlt nicht wissen also was so alles abgeht in höheren Positionen auf einer Meisterschaft (da sowohl Harti als auch du solche Erfahrungen schon hatten, würde es sicher genug quellen geben, nur mal als Anreiz)

  • she guter artikel, mein motivationsfaktor waren die freunde und der ehrgez auf turnieren oben mitzuspielen (das fehlt meiner meinung nach im artikel)


    mach weiter so

  • Also, super Artikel.
    Ich frag mich auch öfter mal, warum eigentlich?
    Doch deine Argumentation liefert ein paar gute Gründe, um sich noch ne Weile mit zu beschäftigen.

  • Wuhaa...dieser Artikel ist nicht von schlechten Eltern,der Schreiberling versteht es sehr wohl das Wort treffend zu manifestieren.
    Nun die Motivation ist so eine Geschmackssache,ich meine du sitzt bei einem "major Event"schaust nach links oder rechts auf und siehst eine Reihe von Köpfen aus hunderten von Spielern.Alle wollen diesen großen Titel gewinnen – sofern sie spielen,du auch...Dieses Gefühl ist die höchste Motivation eines renommierten Spielers bzw. dessen,der wirklich mit Herz und Seele spielt...der andere Schnickschnack ist für jeden subjektiv...guter Artikel!

  • Der Artikel zeigt deutlich auf, wie wichtig Hobbys für uns sein können - und das an einem schönen Beispiel =)


    Sehr gut!

  • Also erstmal zum Punkt Freunde und Hobbys: Amen. Mit vielen Freunden aus meinen damaligen YGO Zeiten (seien es jetzt Freunde direkt hier vor Ort oder Leute mit denen ich damals regelmäßig im ICQ schrieb) habe ich kaum bis gar keinen Kontakt mehr. Da ich mich mit dem Ende meiner YGO Zeit mehr auf Magic the Gathering konzentriert habe, besteht mein Freundeskreis nunmehr hauptsächlich aus anderen MtG Spielern oder eben deren Freunden, die ich darüber irgendwie kennen gelernt habe. Der Einfluss, den ein Hobby auf den Freundeskreis haben kann, ist also wirklich enorm.


    War der Ausdruck "Bagman" eine Anspielung auf DEN Bagman?


    http://www.youtube.com/watch?v…n%26aq%3Df&has_verified=1

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