Letztes Wochenende siegte Marcello Barberi mit seinem Zoodiak-Deck und einem eindrucksvollen 17:0-Lauf auf der Europameisterschaft in Utrecht. Doch möchte ich heute nicht über das lokale Format und über Zoodiak sprechen, sondern zu einem Format kommen, welches uns dann erreichen wird, wenn Zoodiak wieder von den Turniertischen verschwunden sein wird. Die Rede ist hierbei vom neuen OCG-Metagame, welches nun nach der kürzlich erschienenen Bannedliste sowie den kurz darauf folgenden Hauptset und Structure Deck stark verändern dürfte, und welches uns circa im Herbst diesen Jahres erreichen dürfte. Hierbei sollte man noch beachten, dass dieses Metagame noch nicht begonnen hat, und es womöglich Abweichungen und Überraschungsdecks geben könnte.


Aufgrund des neuen Supports in Limit Breaks und den Einschränkungen zuvor viel gespielter, Nicht-Link-Decks, sollte nun endlich der Sprung für die Link-Decks im Meta sein. Hierbei stechen meiner Meinung nach drei Decks besonders stark heraus.

Zuerst einmal wäre hier klar das Stargrail-Deck. Die Strategie dieses auf normalen Monstern basierenden Decks ist es, über eine kontinuierliche Möglichkeit, normale Monster spezialbeschwören zu können relativ schnell und viele Linkmonster ins Spiel bringen zu können. Dabei wird stark davon profitiert, dass ein so genannter "Extra Link" relativ leicht herzustellen ist und das spielen von Extradeckmonstern für den Gegner unmöglich macht, sowie die Konstanz von normalen Monstern auf der Hand zu verbessern[1]. Zugleich leidet es aber daran, dass es nach dem Verlust des Extra Links nichts mehr macht, da jede einzelne Ressource an Handkarten/Feldkarten sowie dem Extradeck zum Aufbau des Extra Links benötigt wird. Insbesondere Kaijus sowie die nun auch im OCG auf zwei angehobene Schwarzes Loch sollte einigen Stargrail-Spielern den Kopf kosten. Außerdem existieren im kommenden Meta wiedereinmal eine Menge Nicht-Extradeck-orientierte-Decks, welche den Verlust der Extra-Monsterzone gut verkraften können und dem Deck somit Probleme bereiten.

Eine andere Option steckt im Cyberse-Deck. Schon vor der Rückkehr von Zoodiak im Metagame fand dieses Deck erste Beliebtheit, meist durch die Kombination mit Sendbote der Schöpfung - Venus und Schwarzflügel - Gofu der Vage schatten. Dieses auf den neuen Typ basierendem Deck konzentriert sich ebenso stark auf die Link-Beschwörung, geht dabei aber einen etwas defensiveren Weg ein, indem das Extradeck weniger stark strapaziert wird und spielt sich ähnlich wie das Tengu-Plant-Deck. Insbesondere durch neue Linkmonster wie Varrel Load Dragon, welcher mit seinem Effekt erinnernd an den Goyowächter auftrumpft, sowie den neuen Cyberse-Monstern aus Circuit Break und dem Link-Structure Deck sollte dieses Deck endlich seinen Eintritt ins Metagame feiern können. Der einzige wirkliche Nachteil an diesem Deck ist sein geringer Output an starken Monstern. Vergleicht man es mit anderen Decks, so kommt es einem vor, als würde dieses Deck wenig bis gar nichts machen.

Als letztes unter den Link-Decks zähle ich das Trickstar-Deck, welches eher weniger durch die Link-Mechanik bekannt ist, sondern eher durch seine Vielseitigkeit. Dieses Deck hat nämlich neben einer starken Suchbarkeit über Trickstar Lightstage und Trickstar Candina auch noch die Möglichkeit mithilfe kleinerer "Burn-Pushs" mit der Zeit viel Schaden zu machen. Als wäre dies nicht genug ist es über die themeneigene Fallenkarte Trickstar Reincarnation und Kauz & Schlossvogel möglich, dem Gegner alle Handkarten zu nehmen, wenn dieser eine Karte von seinem Deck seiner Hand hinzufügt[2]. Wobei gerade letztere Kombo daran schwächelt, dass sie relativ leicht vorherzusehen und umspielbar ist. Und auch wenn die "Burn-Pushs" sich mit der Zeit ansammeln, ist es meist trotzdem notwendig noch auf andere Arten Schaden zu machen, wenn man das Spiel gewinnen will.


Alte Bekannte

Auch wenn die Liste Spuren hinterlassen hat, werden es trotzdem noch einige Decks wieder zurück ins Meta schaffen.

Hierbei sollte insbesondere das Wahre Dracho-Deck erwähnt werden. Während dies nämlich neben zwei Dragonische Darstellung, eine Landformen sowie eine Karte des Untergangs inklusive zwei Kopien des Bossmonsters Meister-Peace, der wahre Drachoschlacht-König eingebüßt hat, sollte dieses Deck immernoch sehr gut spielbar sein. Zwar sollte der Fokus nun mehr zu den kleineren Wahre Drachos hingehen, aber ändert dies nichts an der allgemeinen Spielstärke des Decks. Zudem kann man hier auch andere Decks integrieren, um eine andere Dynamik entstehen zu lassen. So lohnen sich Engines aus Trickstars, Beschwörer und Windhexen inklusive Spellbook of Rudra.

Ein anderer Rückkehrer stellen die Dinosaurier dar, welche zwar ebenso unter den Verlust des Spielfeldzaubers leiden müssen, sowie auf die langsam aber stetigen Einbürgerung der Link-Monster und zugleichen Abschwächung ihres Bossmonsters Ultimativleiter-Tyranno[3], zugleich aber mit neuem Support in Form von zum Beispiel Giant Rex auftrumpfen. Außerdem können sie den verlorenen Feldzauber kompensieren, indem sie einfach wie bei uns vor dem Release von Maximum Crisis die Anzahl der Wahrer König-Karten anhebt.

Als Honorable Mention möchte ich hier noch Zoodiak erwähnen, welches ebenso kleine aber trotzdem noch existente Chancen im OCG haben. Zwar hat dieses Deck im Osten fast gar nichts mehr, doch lässt sich über Zoodiak-Hammerkong und Zoodiak-Chakanine immer noch sehr gute Feldpräsenz aufbauen. Ansonsten kann man diese Monster noch immer als Engine in andere Decks werfen, um sehr schnell über die Normalbeschwörung eines Zoodiak-Maindeck-Monsters einen Missus Radiant, Akashic Magician oder Proxy Dragon zu bauen.


Lieber spät als nie

Neben den alten bekannten könnten sich nun auch zwei weitere Decks einbringen, da sie relativ spielstark sind, und bisher von Zoodiak überschattet wurden.

Darunter fällt zum Beispiel das Beschwörer-Themendeck, welches zwar einzelne Auftritte im Metagame aufzeigen konnte, aber nun richtig durchstarten dürfte. Dies liegt unter anderem daran, dass Aleister zuerst in den Friedhof gelangen muss, um möglichst viel von ihm profitieren zu können. In Kombination mit einem weiteren Monster und einem Link-Monster des Links 2 sollte dies sehr leicht machbar sein. Zwar ging zuvor auch eine XYZ- oder Synchrobeschwörung, doch profitieren sie nun aus der Link-Beschwörung dadurch, dass sie nicht nur weitere Extramonsterzonen generieren, sondern auch weniger Situativ sind[4].

Aber auch die Windhexen dürften nun endlich ihr ganzes Potenzial zeigen. Wobei hier wohl eher ein großer Wert auf ihre Fähigkeit als Engine gesetzt werden dürfte, da sie ein recht kleiner Archetype sind, machen sie ohne große Probleme entstehen zu lassen starke Synchromonster wie Kristallflügel-Synchrodrache oder Sternenstaubdrache möglich mit weiteren Immunitäten.

Hierbei sollte man noch beachten, dass beide Themen ebenso von neuem Support wie Spellbook of Rudra profitieren. Dies macht sie zu sehr starken Engines, welchen in dem Meta besondere Beachtung geschenkt werden darf.

Zudem sollten wir auch bald wieder mehr ABC zu Gesicht bekommen. Denn nicht nur werden die Decks, die es so in die Knie gehen liessen, stark geschwächt wurden, sondern auch dadurch, dass sich die Effekte der Buchstaben aktivieren, wenn sie für eine Linkbeschwörung verwendete werden. Zwar ist die alte Kombo rund um Bujintei Tsukuyomi in ABC - Busterdrache verloren, aber ist es durch zum Beispiel Kikeriki-kikeriki möglich, wieder neue Kombos zu machen.


Die Neueinsteiger: Paleozoisch 2.0

Theoretisch hätte ich dieses Themendeck auch unter den Link-Themen abfrühstücken können, aber in Circuit Break erwartet uns ein neues Thema mit dem Namen Crawler. Diese Insekten der Stufe 2 vom Attribut Erde teilen sich dabei ähnlich wie die Paleozoisch- und die Brennender Abgrund-Monster einen einfachen Effekt: wenn sie durch einen Karteneffekt des Gegners offen zerstört werden, darf man zwei weitere aus dem Deck in verdeckter Verteidigungsposition beschwören. Da jedes von ihnen Flip-Effekte besitzt wird es für den Gegner ein unangenehmes werden, sie im Kampf zu zerstören. Und sollte dies nicht ausreichen, so helfen der Spielfeldzauber und die themeneigene Falle mit, weiteren Vorteil zu generieren. Außerdem besitzt dieses Deck guten Zugriff auf themeneigene und themenexterne Link-Monster und erfreut es sich doch auf den Zugriff wichtiger XYZ-Monster des Ranges 2.

Auch wenn dieses Deck auf dem ersten Blick einen relativ einfachen Wirkungsgrad hat, lässt sich damit eine sehr komplexe Spielweise erzielen, welche es meiner Meinung gegenüber Paleozoisch und Brennender Abgrund gerecht wird. Ob es sich ähnlich durchsetzen wird[5], wie letzteres, steht aber noch in den Sternen.


Decks der 2. Wahl

Zum Schluss möchte ich noch einige Honorable Mentions erwähnen. Diese Decks werden klar einige Plätze im Meta annehmen können, doch vermutlich eher im Tier 2 oder 3 Bereich anzufinden sein.

Starten möchte ich hier mit Gouki. Dieses überzeugt durch seinen vielen Sucher- und Recycling-Karten, um schnell mehrere Link-Monster hinlegen zu können. Dabei ist es aber weniger explosiv wie Stargrail und kann sich in seiner Flexiblität auch nicht mit Windwitches messen. Doch mit kommenden Support sollte auch dieses Deck früher oder später den Meta-Himmel erreichen können.

Ähnliches Schicksal ereilt auch Metaphys. Auf dem ersten Blick erinnert es mich doch sehr stark an Yang Zing, welche eine einfache aber feine Mechanik besitzt, aber alleine einfach nicht den nötigen Druck aufbauen kann, um erfolgreich zu sein. Alternativ müsste man es mit anderen Karten mischen, um mehr Kombos herauszuholen aber die wahrscheinlichkeit auf schwache Hände nur weiter anheben.

Infernoid zähle ich ebenso zu den eher schwächeren Vertretern in dieser Übersicht. Zwar profitiert es enorm von der Link-Mechanik, aber existiert einfach nicht schnell genug Friedhofs-Setup um die wirklich guten Link-Monster zu erhalten. Zwar hat das OCG immer noch drei Nachbars Gras ist grüner und kann somit von dem starken 60-Karten-Mill profitieren, aber ist dies nicht konstant genug, um sich mit den anderen Decks messen zu können. Außerdem ist weiterhin Ascheblüte & freudiger Frühling in dreifacher Ausführung im OCG erlaubt, weshalb selbige ein schnelles Aus bedeuten könnte.

Als letzten Vetreter in dieser Liste möchte ich Atlantisch-Nixenrüstung erwähnen, welche zwar keine wirkliche Beeinträchtigung durch die Link-Monster erhält, aber einfach an der Wandlung des Spiels leidet. Hierbei sollte insbesondere Wahre Dracho erwähnt werden, welche mit Master Peace, der wahre Drachoschlachtkönig ein unüberwindbares Monster darstellt, wenn dieser zuvor ein Monster für die Tributbeschwörung erhalten hat. Zwar ist letzterer nur noch in einfacher Ausführung verfügbar, aber sollte die Such- und Zieh-Engine noch groß genug sein, um das Problem zu umgehen.


Was übrig bleibt

Schlussendlich kann man nur abwarten und schauen wie sich das Meta entwickelt. Es ist eh komplett unmöglich alles hundertprozentig vorauszusagen, aber ich denke, diese Übersicht stellt schon eine gute Basis dar, mit welchen Decks man rechnen wird. Und auch wenn viele neuere Decks noch etwas zu kurz in ihrer Erläuterung gekommen sind, werden sie vermutlich in den folgenden Wochen und Monaten einer genaueren Analyse in Form weiterer Artikel erhalten.

Ich denke aber der Artikel zeigt deutlich auf mit welch großer Deckauswahl wir in naher Zukunft doch rechnen dürfen, was nach so einer langen, einseitigen Zoodiak-Zeit ganz erfrischend sein dürfte.

Ansonsten hoffe ich war der Artikel sehr interessant und informativ. Was haltet ihr von dem kommenden Themen? Welchen Decks rechnet ihr sonst noch gute Chancen ein und wo stimmt ihr mir überhaupt nicht überein? Teilt es doch im Diskussionsthread mit.




[1] Hätte mir damals wer gesagt, dass eine Hand bestehend aus sechs normalen Monstern in ein starkes Feld endet, hätte ich ihn bestimmt ausgelacht.


[2] Ich will erstmal nicht weiter darauf eingehen, da es vermutlich in einem eigenen Artikel nochmal genauer unter die Lupe genommen wird.


[3] Link-Monster sind ja nicht gerade dafür bekannt, sich in Verteidigung drehen zu wollen.


[4] Es mag banal klingen, aber es ist halt sehr viel einfacher 2 Materialien für ein Link-Monster zu bekommen, als neben Aleister noch ein Rang 4 oder einen Empfänger mit akzeptabler Stufe hinzulegen. Die einzigste Schwäche liegt darin, dass die Auswahl an Link-Monstern noch stark begrenzt ist, im Vergleich zu den anderen beiden Beschwörungsarten.


[5] Insbesondere wie es dann hier im TCG einschlagen wird. Denn Paleozoisch konnte sich im OCG wenig durchsetzen, im Vergleich zu dessen Auftritt im TCG.

Antworten 1

  • Der Artikel gefällt mir sehr gut. Danke für deine Arbeit. Ich habe mich noch nicht so sehr mit den Linkdecks beschäftigt. Jetzt hab ich eine grobe Übersicht. Sehr gut.
    Ich glaube, dass Kozmo im OCG gespielt wurde. Das könnte man noch mit rein nehmen.

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