Der erste Pharao Tour-Stopp liegt nun bereits hinter uns und brachte uns in Sachen „Metagame“ erfreulicherweise erneut keinen Schritt weiter!


Waren es jüngst noch Zombie-, Die Sechs Samurai- oder Gadget-Builds, die oben mitmischten, so mussten sie sich alle am vergangenen Wochenende Vittorio Wiktors Burner-Version geschlagen geben.


Glückwunsch an dieser Stelle!


Doch wieso findet man eigentlich ständig die ganzen „Pros“ auf den vorderen Tischen? Ich spiel doch auch so ’was und verlier trotzdem ständig!

So oder so ähnlich mag derzeit wohl die innere Gefühlslage manch eines anderen Spielers aussehen, der mit seinem Abschneiden nicht wirklich zufrieden ist.


Aber eigentlich ist die Frage wirklich berechtigt!

Warum landen immer die selben Leute den großen Coup?


Ob es nun daran liegt, dass man „einfach gut ist“, lassen wir mal dahingestellt. Eine weitaus interessantere und auch hilfreichere Antwort auf solch eine Frage, findet man – man glaubt es kaum – doch tatsächlich im Coverage-Interview mit Vittorio Wiktor:



„Ich hab halt das Format verstanden!“


Wie jetzt? Was soll das denn heißen?


Viele erfolgreiche Spieler – und das steht wohl außer Frage – bereiten sich auf Events dieser Größenordnung meist über Wochen hinweg vor. Man sieht sich Decklisten von Decks an, die in der jüngsten Vergangenheit erfolgreich waren bzw. Erfolg versprechend erscheinen und versucht, deren Schwachstellen auszuloten, um sie sich im eigenen Deck dann zu Nutze machen zu können.

Denn zweifellos wird man einmal mehr vielen Spielern begegnen, die versuchen, auf den fahrenden Zug aufzuspringen, so dass man auf solche Strategien vorbereitet sein sollte.


Was macht aber nun das derzeitige Format aus?


Im Groben sind dies wohl v.a. zwei Faktoren, auf die man im Hinblick auf den eigenen Deckbau aber auch den der Konkurrenz achten sollte:


  • Die Geschwindigkeit:

    Die Geschwindigkeit – so scheint es – ist bei Yu-Gi-Oh! nach wie vor das A und O. Wer schneller seine Strategie zum Laufen bringt bzw. Schlüsselkarten verfügbar hat, hat nun einmal einen ungeheuren Vorteil seinem Gegner gegenüber.


    Kein Wunder also, dass man Karte der sicheren Wiederkehr, Schicksalsheld – Disc Commander oder auch die Gadgets derzeit reihenweise auf Turnieren antreffen kann.


    Dem gegenüber stehen zumeist wohl nur noch sehr defensive Spielweisen, die es dem Gegner dann dennoch schwer machen, aus dessen schnellem und aggressivem Spiel Profit schlagen zu können, weil man ihm schlichtweg die Möglichkeit raubt, angreifen zu können.


    Und genau das macht auch ein Burner-Deck! Klar wird man wohl nie den Handkartenvorteil aufbauen können, der einem Schicksalshelden- oder Zombie-Spieler vergönnt ist, doch wenn man überlegt, dass der eigene Friedensbote zusammen mit der einen oder anderen Konterfallenkarte die gegnerische Strategie praktisch auf Eis legen kann, lässt sich das ganz leicht verkraften.


  • Die aggressive Spielweise:

    Eben schon kurz erwähnt, so sind es aktuell größtenteils sehr offensive Strategien, auf die gerne zurückgegriffen wird.

    Egal ob Die Sechs Samurai, Zombie-Decks oder die Maschinen, Spezialbeschwörungen, die damit einhergehende Schlagkraft und der Wunsch, den Gegner möglichst innerhalb weniger Spielzüge besiegt zu sehen, stehen nach wie vor hoch im Kurs.


    Und erneut schafft es das Burner-Deck genau diesen Spielweisen einen Dämpfer zu verpassen, indem Großangriffe meist mühelos aufgehalten werden können und Einzelkämpfer nicht selten einem Magischer Zylinder etc. zum Opfer fallen.


    Hat man dann, nach reiflicher Überlegung, endlich den für einen selbst vermeintlich perfekten Build gefunden, steht man jedoch erst am Anfang, denn jetzt heißt es „testen, testen und noch mal testen“ und das am besten gegen so viele verschiedene Deckarten wie möglich, damit man ein Gespür für das eigene Deck und dessen Chancen gegen andere bekommt aber eben auch Erfahrungen mit dem aktuellen Format an sich sammelt.



    Kommt Zeit, kommt Rat!


    Kann man hier nun auf einen guten Freund und eine ausreichend große Kartensammlung zurückgreifen, ist das natürlich geradezu perfekt, zumal wenn man selbst ein Spieler ist, der versucht, bestimmte Karten eigentlich in jedes Deck zu integrieren, so dass die „Neuerungen der Banned List“ ganz und gar im Vordergrund des Testens stehen können.


    Bei Vittorio sind diese Karten wohl v.a. Maske der Finsternis und Feierliches Urteil.

    Besonders die Konterfallenkarte kann einem selbst aber auch sehr schnell das Genick brechen, wenn man sie zu unbedacht einsetzt. Den optimalen Umgang mit solch einer Karte kann man sich oft nicht binnen weniger Tage aneignen. Hier bedarf es oft einer gewissen Übung, weil man durch das ständige Testen erst lernt, wann man solch einen Effekt am besten einsetzen sollte.


    Und genau dieses Phänomen sieht man nun einmal bei vielen erfolgreichen Spielern immer wieder: Sie bleiben ihrem Deck über einen längeren Zeitraum treu!

    So spielte Vittorio Wiktor sein Burner-Deck beispielsweise auch bereits beim Summer Cup-Finale und Adrian Madaj setzte zuletzt wohl auch ausschließlich auf Die Sechs Samurai.


    Genau dieses Verhalten sollte also auch für unsereins Ansporn sein, einem Thema einmal über längere Zeit hinweg die Treue zu halten und es nicht bereits beim erstbesten Misserfolg wieder in den Wind zu schießen. Denn – und davon könnt ihr ausgehen – auch unsere lieben „Pros“ haben mit ihren Builds schon die eine oder andere Niederlage einstecken müssen, sich – im Gegensatz zu manch anderem – davon aber nicht von ihrem Vorhaben abbringen lassen.



    Eure Ideen braucht das Land!


    Wir können eigentlich von Glück sagen, dass Vittorio vor zwei Wochen in Fürth disqualifiziert wurde, denn ansonsten hätte er womöglich damals bereits das Rennen gemacht und die Spielergemeinschaft hätte nun endlich ihr heiß ersehntes „Meta-Deck“.


    So war jedoch den Gadgets der Sieg vergönnt und wir können uns nun darüber freuen, dass den ersten Pharao Tour-Stopp ein Deck gewonnen hat, mit dem man im Vorfeld wohl nicht mehr so sehr gerechnet hatte.


    Sicher, viele Spieler hatten Burner-Decks auf ihrer Rechnung, aber zumeist eben Strategien rund um die Karte Kräfte Rauben wie wir sie aus den USA kennen und diese sind eben noch einen Tick „combolastiger“, als das gute alte „Standard-Burner“, gegen das man trotz Brecher, magischer Krieger in Runde 1 zumeist sehr alt aussieht, wenn man nicht gerade das Vergnügen hat, sämtliche Zerstörereffekte bereits zu Beginn des Spiels parat zu haben. Und Jäger im Hinterhalt, Brecher, magischer Krieger und Jinzo erschienen wohl manch einem auch als ausreichend, um mit einer solchen Effektschaden verursachenden Strategie zu Recht zu kommen. Ein schwerer Irrtum wie sich herausstellte!


    Auch wenn der eine oder andere nun erneut von „luck“ als Erfolgsursache ausgehen möchte, Vittorios Deck hatte noch eine weitaus interessantere Überraschung im Gepäck: Das Side-Deck!


    Auf die Idee, von einem 08/15-Monarchen-Control auf ein Burner-Deck umzuboarden, ist wohl jeder schon mal irgendwie gekommen (und sei es, weil man sich an den guten alten David „Goblinmeister“ Kretschmer erinnerte).

    Doch von einem Burner-Deck auf ein Monarchen-Control umzusteigen, hielten viele bisher wohl für zu riskant. Oft beschränkte man sich darauf, Anti-Möbius der Frostmonarch- und Anti-Königlicher Erlass-Karten zu boarden, da man das Side-Deck platztechnisch doch für unausreichend groß hielt, um auf eine komplett andere Strategie zu wechseln.

    Nun, das vergangene Wochenende – oder eigentlich bereits das Summer Cup-Finale vor zwei Wochen – haben gezeigt, dass so etwas durchaus im Bereich des Machbaren und zudem noch sehr erfolgreich ist, da dem Gegner so seine geboardeten Anti-Karten meist nichts mehr bringen und man auch das zweite Spiel bereits für sich entscheiden kann.


    Auch hier gilt einmal mehr: Traut euch ruhig mal zu, eine Idee auch umzusetzen!


    Auch wenn es oft eher unratsam ist, den so genannten „Profispielern“ nachzueifern, in einer gewissen Hinsicht kann man nach wie vor noch von ihnen lernen!



    Und wie geht’s weiter?


    Doch glücklicherweise müssen wir nun nicht zwangsläufig davon ausgehen, dass uns auch die übrige Zeit der Pharao Tour einen unermüdlichen Kampf gegen diverse Burner-Decks bescheren wird.


    Bereits beim kommenden Stopp in der Landeshauptstadt werden erstmals Karten wie Schildstoß oder Marshmallon erlaubt sein und auch das nächste Structure Deck, das noch im Oktober erscheinen soll, bringt mit Foolish Burial endlich eine Karte in die westlichen Gefilde, in der ungeheures Kombinationspotential steckt und von der mit Sicherheit nicht nur Schicksalshelden, Zombies und Green Baboon, Defender of the Forest profitieren werden.


    Auf weitaus mehr Veränderungen wird man sich dann jedoch v.a. im Pharao Tour-Endspurt einstellen dürfen, denn ab Dezember werden auch die Karten aus der nächsten Booster-Erweiterung Gladiator’s Assault sowie der von vielen herbeigesehnte Light and Darkness Dragon auf solchen Events turnierlegal sein.


    Für Abwechslung ist also durchaus gesorgt! Hoffen wir also das Beste!



    Karte der Woche



    Dieses Mal habe ich mich etwas “Abseits des Mainstreams“ begeben und eine Karte ausgewählt, bei der sich manch einer vielleicht einfach nur „Häh?“ fragen wird.


    Es geht um Großer Maju Garzett. In Sachen Beatstick gibt’s wohl kein besseres Tributmonster als den netten Unterweltler von nebenan.

    Doch einmal abgesehen von seiner Eigenschaft und seinem Typ ist diese Karte auch noch in ganz anderer Hinsicht interessant. Stichwort „Demise-OTK“.

    Wer hätte gedacht, dass es noch einen derart guten Ersatz für die verbotene Metamorphose und den nunmehr limitierten Megawandler gibt?

    So lässt sich erneut spielend ein Angriffswert von exakt 8000 Punkten aufs Feld zaubern; Demise, König des Jüngsten Tages und Planierrapue des Untergangs bereten das Feld ja für gewöhnlich als Spezialbeschwörung!


    Insofern kann die Karte wohl durchaus als „interressant“ bezeichnet werden!



    Deck der Woche


    Trotz zweier wirklicher Großevents am vergangenen Wochenende gibt es im Bereich „kreative Decks“ dann doch nichts wirklich Neues.

    Ein kleines „Schmankerl“ hab ich dann allerdings doch noch für all diejenigen auftreiben können, die das Durham Shonen Jump TCG Championship Series Tournament aus leicht nachvollziehbaren Gründen dann doch nicht ganz so aufmerksam verfolgen konnten.

    Aber schaut euch Ryne Jeans’ “Perfect-World-Deck“ einfach mal selbst an.


    Vielen Dank für die Aufmerksamkeit!


    MfG,

    Chronos


  • Antworten 14

    • Fand den Artikel mal wieder ganz nett zu lesen, nur habe ich scho mal spannendere geleesen, nicht übel nehme. ;)
      Woran das jeoch genau lag, kann ich jetzt auch nicht sagen, ob es am Thema oder an der Ausführung liegt...
      Naja, im großen und ganzen trotzdem ein lesenswerter Artike,


      Gruß,
      dan-cre

    • War ein schöner Artikel!
      Im Punkt "Treueschwur zum eigenen Deck ablegen" kann ich nur voll und ganz zustimmen! Wielang gibt es schon Dark World? 2-3 Jahre sind es ja schon, und seit dieser Zeit ist Dark World "Ein Teil von mir"^^ und wird es vermutlich auch noch längere Zeit bleiben^^.
      Jedenfalls hat sich der Artikel gut gelesen und mach weiter so Chronos!^^

    • Joar, das mit dem Treueschwur zum Deck stimmt schon. Deswegen werd ich wohl nie was reißen, ich wechsel zu oft mein Deck ^^. War ein gut zu lesender Artikel. Hat mir gefallen.

    • Der arikel war flüssig zu lesen und auch informativ^^


      Aber:
      Das mit dem Deck treu sein stimmt ned so ganz......
      Einer der wie das Spiel angefangen hat Weisser DRache gespielt hat wird heut nix mehr reissen oder?
      Die Zeiten ändern sich also auch die Decks.
      Sicher hat auch was die Banned List damit zu tun aber auch der Wandel der Zeit.
      Gerade die "Pros" wechseln ihr Deck dauernd um immer am neusten Stand zu bleiben und immer das schnellste und Vorteilsreichste (dummes Wort) Deck zu haben.
      Ist halt meine Meinung.
      Ich persönlich wechsle mein Deck alle 1 Monat oder so aber eig hab ich mehrere Decks also von dem her.....

    • Zitat

      Original von Airknight_Mario


      Einer der wie das Spiel angefangen hat Weisser DRache gespielt hat wird heut nix mehr reissen oder?


      Das meint er ja auch gar nicht. Der BEWD ist ja auch keine Schlüsselkarte. Chronos meint vielleicht eher, dass man bestimmten Strategien oder Karten, die man kennt, weiter vertrauen soll. Wenn du mit nem BEWD das erste mal abgeloost hast, legst du ihn weg. Aber vielleicht hast du ihn zusammen mit Royal Decree gespielt und gemerkt, dass du ein gutes Feeling bei der Karte hast. Dann legst du den Kram, der nicht damit lief, weg und bringst neues rein und entwickelst das weiter.
      So ist es eben mit Vittorio und Urteilen. Er kennt sich einfach perfekt mit dieser Karte aus und kann jede seiner Strategien darauf abstimmen. Er macht daher auch wenig Fehler mit einer immens starken Karte.
      Also vertrau nicht unbedingt dem immer gleichen Deck, aber vertrau deiner Erfahrung und den Karten die du kennst. Nix spricht dagegen, neue Strategien auszutesten, das macht ja jeder. Ich z.B. spiel häufig Skill-Drain in verschiedenen Varianten, probier aber auch immer wieder neues aus, setz mal Baboon rein, dann wieder Dark und DDV, usw. usw..

    • Man kann sein deck, welches man in einem großen Event einsetzt gerne wochenlang testen, um sein Deck genau zu kennen und zu sehen, wo Schwachstellen und Stärken liegen. Man sollte sein deck schon genau kennen und wissen wie man damit umzugehen hat.
      Jedoch sollte man auch andere erfolgreiche Decks selber bauen und Tests unterziehen. Auf diese Art und Weise kennt man Strategieen vieler Decks und weiß auch genau, wo die Schwachpunkte dieser liegen.
      Man kann also besser mit dem eigenen Deck umgehen, weil man die Gegnerdecks selbst schon getestet und auch gespielt hat.
      Vielleicht stehe ich ja seit dem Artikel mit meiner Meinung alleine da ;)

    • schöner artikel, muss man wirklich sagen^^


      Schön kurz...


      aber die Stelle mit "Zum Glück wurde vitte DQ" finde ich nicht so toll

    • Wie immer ein sehr informativer Artikel :)


      Als ich das "Perfect Word" Deck zum ersten Mal am Montag auf metagame gesehen hab, hab ich mir erstmal gedacht: Hä? Wie soll denn das funktionieren?^^
      Aber mittlerweile erscheint mir es sehr kreativ und kann, wie man sieht, auch was reißen!

    • Erstmal: toller Artikel sowas liest man doch gerne :klatsch:
      Ich wundere mich nur etwas über das Deck der Woche: wieso spielt der nur eine Tomate? Soll er doch 42 Karten spielen und 2 davon... dann spielt er 2 Goldds und 1 Sillva wieso nicht 3 Goldds?? Und meiner Meinung nach sind 3 D-Draws immer noch besser als 2. Aber wenn er damit Erfolg hat...Oder bin ich einfach nur zu blöd und habe was übersehen?
      Aber wie schon gesagt der Artikel war top und die Idee mit Great Maju Garzett ist auch nicht zu verachten.
      MfG,Power Bond

    • Nyze Artikel, habe aber damit gerechnet, dass eine "Metagemae-Analyse" nach der PT in HH kommt. Achya, tolles Deck der Woche ^^ *LoL*


      Zitat

      Auf weitaus mehr Veränderungen wird man sich dann jedoch v.a. im Pharao Tour-Endspurt einstellen dürfen, denn ab Dezember werden auch die Karten aus der nächsten Booster-Erweiterung Gladiator’s Assault sowie der von vielen herbeigesehnte Light and Darkness Dragon auf solchen Events turnierlegal sein.


      omfg... ich bin evtl. in Augsburg... Neeeiiiin... Na super, aber so what? Ich werd' dann einfach mal mein erstes Big-Event spielen und schön schlabbern gehen xD"


      Greetz,
      Hell Kaiser

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