Duel Masters: Billiger Magic-Clone ...?

Duel Masters: Billiger Magic-Clone, übertriebener Hype oder ein verdammt cooles Spiel?


Nachdem das Sammelkartenspiel Duel Masters in Japan sowohl Magic The Gathering als auch Yu-Gi-Oh! von der Spitzenposition der Verkaufscharts verdrängt hat, ist das Spiel nun seit einigen Monaten in den USA und Europa in der englischen Edition erhältlich. Höchste Zeit also, sich dieses Spiel genauer anzuschauen.


Dieser Artikel richtet sich an Spieler anderer Sammelkartenspiele, die einmal einen Blick über den Tellerrand riskieren wollen.


Duel Masters wurde von Wizards of the Coast (WotC) entwickelt, die ja schon mit Magic, Netrunner und Pokemon bewiesen haben, dass sie durchaus gute Spiele machen können. Auf den ersten Blick wirkt DM dann auch wie eine Light-Version von Magic: Es gibt 5 Farben (Civilizations), es gibt Kreaturen (Creatures) und Zaubersprüche (Spells), und zum Spielen selbiger benötigt man Mana, welches man durch das ‚Tappen’ von Manaquellen erhält.


Allerdings verzichtet DM auf die komplizierteren Magic-Regeln, so gibt es z. B. keine Spontanzauber, keinen Stapel, keine Lebenspunkte und keine Verzauberungen. Die Regeln wurden bewusst einfach gehalten, da das Spiel sich an eine junge Zielgruppe richtet. Deswegen ist es aber noch lange kein Kinderspiel: die strategische Tiefe ist erstaunlich. Es gibt tausend Dinge zu beachten und die Situation auf dem Tisch ändert sich ständig, was stets eine Überprüfung und Anpassung der eigenen Strategie erfordert.


Okay, wenn es keine Lebenspunkte gibt, wie kann ich dann das Spiel gewinnen? In DM gibt es so genannte Schilder (Shields). Zu Beginn einer Partie legt jeder Spieler die obersten 5 Karten seines zuvor gemischten Decks verdeckt vor sich hin. Dies sind die Schilder des Spielers. Ziel ist es nun, sämtliche Schilder des Gegners zu zerstören. Bei jedem erfolgreichen Angriff wird ein Schild zerstört, so dass er schließlich schutzlos ist; ein weiterer erfolgreicher Angriff und der Gegner hat das Spiel sofort verloren.


Haha, das ist ja einfach, ich spiele ein paar Kreaturen aus, zerstöre die Schilder und dann meinen Gegner. Nun ja, ganz so einfach ist es nun auch wieder nicht. Zum einen bekommt der Gegner die zerstörten Schilder auf die Hand, er erhält durch einen erfolgreichen Angriff also einen Kartenvorteil, vielleicht sogar gerade die Karte die er zum Wenden der Partie gerade braucht.


Außerdem gibt es Zaubersprüche mit dem Schlüsselwort Shield Trigger. Dies sind zunächst ganz normale Zaubersprüche. Werden sie jedoch als zerstörtes Schild auf die Hand des Gegners gebracht kann dieser diesen Zauberspruch sofort und ohne Mana-Kosten ausspielen!


Ein weiteres Problem: Zum Angreifen wird eine Kreatur getappt, und da alle deine Karten erst zu Beginn deines nächsten Zuges wieder enttappt werden bleibt sie während des Zuges deines Gegners getappt. Dein Gegner kann in seinem Zug deine getappten Kreaturen mit seinen eigenen Kreaturen angreifen.


Schließlich gibt es auch noch Kreaturen mit dem Schlüsselwort „Blocker“. Dein Gegner kann diese Kreaturen schützend zwischen sich und deine angreifende Kreatur stellen. Dann kämpfen beide Kreaturen gegeneinander, und selbst wenn deine Kreatur gewinnt wird kein Schild zerstört. Wie man sieht ist also ein Angriff nicht nur von Vorteil sondern birgt gewisse Risiken.


Wir reden die ganze Zeit von Mana-Kosten, wo kommt denn dieses Mana überhaupt her? Wer Magic kennt weiß dass es dort Länder gibt, die Mana einer bestimmten Farbe produzieren können. Wer bereits mehrere Magic-Partien gespielt hat kennt auch das Problem des Mana-Screw oder –Flood: man bekommt entweder kaum Länder oder nur Länder auf die Hand. Man kann nichts ausspielen und muss hilflos zusehen wie einen der Gegner zermalmt. Das kann sehr frustrierend sein.


Bei DM gibt es keine speziellen Karten für Mana, jede Karte kann als Manaquelle dienen. Dazu wird die Karte um 180° gedreht in die Manazone gelegt. Dadurch verliert sie jedoch alle aufgedruckten Eigenschaften, die Karte ist keine Kreatur und kein Zauberspruch sondern lediglich eine Manaquelle. Dies führt zu schwerwiegenden Entscheidungen während der Partie. Welche meiner tollen Karten lege ich als Manaquelle und welche spiele ich aus?


Pro Zug darf man genau eine Karte in seine Manazone legen, der zur Verfügung stehende Manavorrat ist also zum Beginn der Partie knapp und muss erst aufgebaut werden. Man kann also nicht nur dicke Kreaturen in sein Deck packen, denn die kosten dann auch entsprechend und bis man die ausgespielt hat, hat einen der Gegner längst überrannt. Die richtige Mischung aus kleinen und großen Kreaturen macht’s.


Ein wichtiger Aspekt bei Sammelkartenspielen ist die Balance. Bei vielen SKS gibt es eine oder mehrere übermächtige Karten, die ein Spiel gewinnen können ohne dass der Gegner eine Chance hat. Da dies für den Gegner frustrierend besorgt er sich ebenfalls diese Karten, was zur Folge hat das alle Spieler das gleiche Deck spielen und die Spiele langweilig werden.


Da DM bereits seit 2 Jahren in Japan verkauft wird haben wir mit der englischen Edition einen ernormen Vorteil: WotC schwächt in der englischen (und später auch deutschen) Edition die übermächtigen Karten ab, so dass die Balance erhalten bleibt. Dies hat leider zur Folge, dass die japanischen und englischen Karten nicht miteinander gespielt werden können; aber dies sollte für die meisten von uns kein Nachteil sein.


Fazit: DM ist sehr einfach zu erlernen aber schwierig zu meistern, das Spiel hat eine enorme taktische Tiefe. Die Partien sind kurzweilig und in 15 Minuten gespielt. Somit eignet es sich auch perfekt für ein schnelles Spielchen zwischendurch. Die Karten sehen toll aus und sind auch vergleichsweise günstig zu erstehen. Zudem ist das Spiel sehr gut ausbalanciert, es gibt keine Über-Karte die jedes Spiel gewinnt und selbst nur mit Common-Karten kann man ein ansehnliches Deck zusammenstellen.


Wenn du nun Lust auf das Spiel bekommen hast besorge dir am besten das 2-Player-Starter-Set. Darin sind 2 20-Karten-Decks, eine exklusive Karte, eine Spielunterlage, Einsteiger- und Fortgeschrittenen-Regeln und ein Booster.


Bei Fragen wendest du dich an www.etcg.de, im Forum sind eine Menge erfahrener Spieler die Einsteigern gerne weiterhelfen.


Markus Seger (MarkusS)