EM Review: Qliphort Turbo!


Was für eine EM! Völlig unerwartet gewann Ido Marcus {{übrigens ein echt symphatischer Typ, falls ihr euch mal sein Deck Profile auf YouTube anschaut}} mit seinem Shaddoll Deck auf einem Event, auf dem die Leute weder ihn, noch sein Deck zu den Favoriten zählten. So gelang es ihm nicht nur die bekannten Spieler, sondern auch das bisher stärkste Deck – Nekroz – von seinem Thron zu stoßen. Heute, in diesem Artikel, geht es jedoch nicht um ihn, sondern um eine andere Überraschung des Turniers, die vorher wohl kaum jemand auf dem Schirm hatte: Qilphort Turbo. Mindestens viermal gelang es dem Deck, in verschiedenen Variationen, die Tops des Turnieres zu erreichen und so eine neue Art Qliphort einzuführen. Das alles dank einer Karte:

Wavering Eyes.


Die Strategie des Decks


Die Strategie des Decks ist einfach: Anstatt wie das klassische Qliphort ein langsames Spiel und auf Kontrolle zu spielen, setzt das Qliphort Turbo darauf im ersten Zug entweder einen OTK oder Apoqliphort Towers aufs Feld zu legen. Um dies so konstant wie möglich zu schaffen, spielt das Deck kaum oder gar keine Schutzkarten, so ziemlich jede Ziehkarte, welche man in einem Qliphort spielen kann (Upstart Goblin, Into the Void, Trade-In usw.) und einen riesen Haufen an Qliphort Monstern.


Die Strategie hier ist, wie bereits angesprochen, nicht ein normales, konventionelles Spiel zu spielen, stattdessen läuft alles in der Regel auf eine große Pendelbeschwörung hinaus. Entweder versucht man nach dieser dann seinen Gegner mit Qliphort Disk und Qliphort Shell in einem Zug zu besiegen oder man stellt ihm mit Apoqliphort Towers ein nahezu unüberwindbares Monster in den Weg. Zwar kann das Deck auch grinden (sprich ein längeres Spiel über mehrere Züge spielen), solange man Runde für Runde große Pendelbeschwörungen durchführen kann, doch ist dies nicht das primäre Ziel des Decks.



Wavering Eyes macht's möglich!


Doch wie funktioniert das Ganze? Spielbar wird das Ganze Deck erst durch Wavering Eyes, eine Karte, die vor der EM viele lediglich für eine starke Side Deck Karte im Mirror Match hielten. Sie füllt das Extra Deck mit Qli Monstern, sucht Qliphort Scout aus dem Deck und hilft dabei schnelle OTKs auszuteilen. Das Ganze ist recht simpel und funktioniert wie folgt:


Für den OTK braucht man mit Wavering Eyes lediglich 2 beliebige Qliphorts (oder 1 Qliphort Scout) und zusätzlich ein beliebiges Qliphort Monster (außer Qliphort Monolith mit einer Pendulum Scale von 1. Da man in solchen Turbo Builds fast jedes Qli Monster in dreifacher Ausführung spielt, sind diese Vorraussetzungen extrem einfach zu erreichen. Hat man seine entsprechenden Karten auf der Hand, sieht der OTK folgendermaßen aus:


Als erstes baut man seinen Pendulum Scales auf. Entweder, indem man direkt zwei Qli Monster von der Hand benutzt oder indem man erst Qliphort Scout spielt und sich anschließend das fehlende Monster aus dem Deck sucht.

Anschließend aktiviert man Wavering Eyes, zerstört seine Pendulum Monster und sucht sich Qliphort Scout aus dem Deck.

Mit dem Effekt des Scouts sucht man sich nun Qliphort Disk aus dem Deck.

Nachdem man mit seinem anderen Scale 1 Qliphort Monster erneut beide Pendulum Scales aufgebaut hat, beschwört man die zuvor durch Wavering Eyes zerstörten Qliphort Monster aus seinem Extra Deck und opfert direkt danach beide für Qliphort Disk

Durch den Effekt der Disk beschwört man abschließend 2 Qliphort Monolith aus seinem Deck. Da alle Qliphort Monster durch den Pendulum Effekt des Scale 1 Qliphort Monsters 300 ATK bekommen, hat man nun 2.700 + 2.700 + 3.100 = 8.500 ATK und damit genug Angriffspunkte für einen OTK auf dem Feld.


Zwar reicht dies in vielen Fällen schon, um das Spiel direkt zu gewinnen, doch ist es tatsächlich nur die "Light-Variante" des OTKs. Da das gesamte Deck fast nur aus Qliphorts und und Ziehkarten besteht, kann man meistens mit deutlich mehr Qliphort Monstern arbeiten und so mit Leichtigkeit 9.000 – 10.000 Angriffspunkte aufs Feld bringen.


Doch selbst, wenn man selber anfängt und keinen OTK auspacken kann, hat man im Qilphort Turbo, im Gegensatz zu den meisten anderen OTK Decks, die es bisher gab, dank Apoqliphort Towers noch einen guten Zug. Towers herauszubringen ist hier fast genauso einfach wie der OTK. Geht man von den gleichen Vorraussetzungen aus, braucht man zusätzlich lediglich ein beliebiges Qliphort Monster, um Towers beschwören zu können{{die Ausgangslage ist wieder: 2 Qliphort Monster oder Qliphort Scout, 1 Scale 1 Qliphort Monster und diesmal zusätzlich ein beliebiges Qliphort Monster}}:


Erneut baut man als erstes seine Pendulum Scales auf, zerstört sie mit Wavering Eyes und sucht sich Qliphort Scout aus dem Deck.

Über Qliphort Scout such man sich anschließend Apoqliphort Towers aus dem Deck.

Nun baut man wieder seine Pendulum Scales auf (diesmal ist es sogar vorteilhaft, wenn man als Scale 1 Monster Qliphort Monolith auf der Hand hat) und beschwört per Pendelbeschwörung die beiden zerstörten Qliphort Monster aus seinem Extra Deck und das zusätzliche Qliphort Monster von seiner Hand.

Zu guter Letzt opfert man alle drei Qliphorts für Towers.


Somit hat das Qliphort Turbo dank Wavering Eyes stets einen guten Spielzug, egal, ob man anfängt oder als zweiter startet. Doch ist das Deck keineswegs auf Wavering Eyes angewiesen, alle Kombos sind auch ohne die Schnellzauberkarte problemlos möglich, sodass man nicht darauf angwiesen ist, sie in jedem Spiel zu ziehen. Wavering Eyes sorgt in Turbo Builds lediglich für eine bisher unmögliche Konstanz. Wie das Ganze genau funktioniert, wird deutlicher, wenn man sich die Decklisten der Spieler direkt anschaut.


Variante 1: OTK Fokus | Luigi Alici & Federico Zoppini – Top 16/32


Die am letzten Wochenende erfolgreichste Variante des Qliphort Turbo, gespielt von Luigi Alici und Frederico Zoppini, setzte vor allem auf schnelle OTKs. Mit der Integrierung von Performmapal Trampolynx und Ziehkarten wie Trade-In und Sacred Sword of Seven Stars sollte hier die Chance auf einen OTK optimiert werden. Tatsächlich, so die Spieler in ihrem Deck Profile, stellte sich nach einigen hundert Testspielen heraus, dass das Deck schon in seiner ersten Runde eine 85% Chance auf einen OTK hat. Trotzdem wollten sie nicht komplett auf die Option Apoqliphort Towers zu beschwören, verzichten und spielten ihn deshalb ebenfalls in einfacher Ausführung. Auch die besonders im Qliphort sehr starken Floodgates, Skill Drain und Vanity's Emptiness, die viele Spiele im Alleingang gewinnen können, wollten sie nicht ungenutzt lassen.


Mit ihrem Side Deck hielten sie sich einerseits zum Beispiel gegen Nekroz die Möglichkeit offen mit Vanity's Fiend, Majesty's Fiend und Re-qliate mehr auf Kontrolle zu spielen, während sie andererseits für Decks wie Burning Abyss und Satellaknight eine Menge Z/F-Removals bereit hielten.


Monster: (21)


1x Apoqliphort Towers

2x Qliphort Scout

2x Qliphort-Monolith

1x Qliphort Helix

1x Qliphort Carrier

3x Qliphort Disk

3x Qliphort Stealth

3x Qliphort Shell

2x Qliphort Cephalopod

3x Performapal Trampolynx


Zauber: (17)


3x Upstart Goblin

3x Into the Void

3x Summoner's Art

3x Trade-In

1x Sacred Sword of Seven Stars

1x Saqlifice

3x Wavering Eyes


Fallen: (2)


1x Skill Drain

1x Vanity's Emptiness


Side Deck: (15)


3x Majesty's Fiend

2x Vanity's Fiend

3x Galaxy Cyclone

3x Double Cyclone

3x Mystical Space Typhoon

1x Re-qliate


Variante 2: Towers Fokus | Benedikt Junk – Top 64


Benedikt Junk hingegen setzte anders als die Italiener weniger auf den OTK und konzentrierte sich dafür vollständig darauf Apoqliphort Towers so schnell und konstant wie möglich aufs Feld zu bringen. Dafür spielte er beispielsweise fast jedes Qliphort Monster in maximaler Ausführung und verzichtete komplett auf Fallenkarten. Auch Towers selbst spielte er anders als die Italiener nicht nur einmal, sonder direkt in zweifacher Ausführung. So hatte er, wie er in seinem Deck Profile selbst sagte, eine 80-90% Chance darauf im ersten Zug Apoqliphort Towers herauszubringen. Zusätzlich integrierte er, da er selbst keine Fallen spielte, Denko Sekka, um gegen Decks mit viel "Backrow" vorzugehen. In seinem Side Deck hielt auch er sich die Möglichkeit auf eine Control Variante umzusiden offen. Zwar verzichtete er auf zusätzliche S/T-Removals, jedoch hatte er dafür deutlich mehr Anti-Karten für verschiedene Matchups im Gepäck.


Monster: (26)


2x Apoqliphort Towers

2x Qliphort Scout

3x Qliphort-Monolith

3x Qliphort Helix

3x Qliphort Carrier

3x Qliphort Disk

3x Qliphort Stealth

3x Qliphort Shell

3x Qliphort Cephalopod

1x Denko Sekka


Zauber: (14)


3x Upstart Goblin

3x Into the Void

3x Summoner's Art

3x Wavering Eyes

1x Saqlifice

1x One Day of Peace


Side Deck: (15)


2x Majesty's Fiend

2x Spell Canceller

3x Royal Decree

2x Mistake

2x The Monarchs Stormforth

1x Qlimate Change

2x Shadow-Imprisoning Mirror

1x Imperial Iron Wall


Variante 3: Turbo im Side | Long Dao – Top 32


Long Dao, der es ebenfalls bis in die Top 32 schaffte, hatte einen ganz anderen Ansatz: Anstatt als Main Deck eine Turbo Variante zu spielen, mit der Option auf Contol umzuboarden, spielte er einen relativ normalen Qliphort Build, und hielt sich davon ausgehend die Option offen auf den Turbo Build umzuboarden. Dies begründete er vor allem mit dem schlechten Matchup, den Turbo Builds seiner Meinung nach in Spiel gegen Nekroz hätten, da Apoqliphort Towers von den meisten Nekroz Decks (solange sie Nekroz of Decisive Armor spielen) leicht umspielt werden kann. Da jedoch viele Nekroz Spieler im Main Deck auf S/T-Removals verzichteten, hätte besonders das normale Qliphort dank seiner vielen Floodgates in Spiel 1 eine gute Chance gegen Nekroz zu gewinnen. Ab Spiel 2 konnte er sein Deck dann dank seines Side Decks so umbauen, dass es ähnlich wie Bennos Build funktionierte.


Monster: (17)


1x Apoqliphort Towers

2x Qliphort Scout

2x Qliphort-Monolith

3x Qliphort Helix

3x Qliphort Carrier

1x Qliphort Disk

3x Qliphort Stealth

1x Qliphort Shell

1x Qliphort Cephalopod


Zauber: (13)


3x Pot of Duality

1x Saqlifice

3x Upstart Goblin

3x Wavering Eyes

3x Summoner's Art


Fallen: (10)


1x Vanity's Emptiness

3x Mind Crush

3x Lose 1 Turn

1x Skill Drain

1x Re-qliate

1x Qlimate Change


Side Deck: (15)


2x Qliphort Shell

2x Qliphort Disk

2x Qliphort Cephalopod

1x Qliphort-Monolith

2x Performapal Trampolynx

3x Into the Void

3x Mystical Space Typhoon

Schlusswort


Mit ihren Qliphort Turbo Builds ist einigen Spielern auf der vergangenen EM definitiv eine Überraschung gelungen, die das Potenzial dazu hat, auch in den kommenden Wochen – solange die Banned List das Deck nicht zerstört – das Meta zu formen. Zwar dürfte es auf zukünftigen Turnieren schwieriger werden mit Apoqliphort Towers aufzutrumpfen, da nun viele Spieler auf die Karte vorbereitet sind, doch ist das Deck dank seiner schnellen OTKs wohl weiterhin eine große Gefahr.


Was haltet ihr vom Qilphort Turbo? Werdet ihr es vielleicht selber ausprobieren und wie seht ihr die Zukunft des Decks? Haut eure Meinungen wie immer gerne in den Diskussionsthread!


--> Zum Diskussionsthread


Bis zum nächsten Mal,


~Scarx