Gewinnen mit alten Karten? Neuerungen im Chain-Beat Deck

Als ich angefangen habe für eTCG zu schreiben, habe ich ein Deck vorgestellt, das in Deutschland noch nicht besonders bekannt war, da nur sehr wenige (populäre) Spieler dieses Deck gespielt haben: Das Chain-Beat-Deck. Zur Zeit von H.A.T., Lightsworn-Ruler und anderen Artefaktdecks gehörte das Chain-Beat-Deck zu den stärksten Decks des Formats. Dadurch waren diese Monate auch meine erfolgreichsten Monate als Yu-Gi-Oh!-Spieler. Als Casual-Spieler konnte ich auf einmal eine Regional gewinnen, ohne mich groß darauf vorzubereiten. Ich war erstaunt darüber, dass ein Deck, das aus vielen alten Karten bestand, so erfolgreich sein kann. Mit dem Erscheinen von Shadoll konnte das Deck dann leider nicht mehr richtig mithalten und wurde zurecht von kaum einem Duellanten noch gespielt. In letzter Zeit scheint es aber so, dass das Deck stärker wieder eine Chance haben könnte. Welche Gründe es dafür geben könnte, möchte ich im folgenden Artikel analysieren. Außerdem möchte ich auf besondere Karten eingehen, die man heutzutage in dem Deck spielen könnte und möchte diskutieren welche unterschiedlichen Versionen es gibt. Ich möchte dabei nicht großartig darauf eingehen, wie das Deck überhaupt gespielt wird. Wer das Deck bisher noch nicht kannte, kann sich meinen alten Artikel anschauen, da sich die Grundstrategie des Decks noch nicht verändert hat.



Kein Garten? Geht das überhaupt?



Schon vor einiger Zeit gab es viele Spieler, die das Deck ohne Schwarzer Garten gespielt haben. Ich war der Meinung, dass diese Decks nicht stark genug seien, da Schwarzer Garten im Alleingang viele Spiele gewinnen kann. Heutzutage haben aber viele gegnerische Decks keine Probleme mit dem Garten und können ihn ganz einfach entfernen. Ein großes Problem ist das Qliphort-Deck. Mit den Qliphort kann das Chain-Beat-Deck nicht mithalten, da die Floodgates – besonders Kräfte Rauben – das Deck ziemlich stark einschränken, Qliphort sehr viele Karten spiel, um Backrow zu zerstören und die Monster selber nicht richtig zerstört werden können, da sie jede Runde wieder beschworen werden können. Zusätzlich hat das Deck auch noch große Probleme gegen die Schattenpuppen, da Spieler dieses Themas viele Monster in verdeckte Verteidigungspositionen setzen und der Garten somit nutzlos wird.


Glücklicherweise erschien vor einiger Zeit das Nekrozdeck, das die Turnierszene dominierte. Es gibt nur wenige Spieler, die sich darüber wirklich freuen können, aber das Chain-Beat-Deck tut es. Als Anti-Meta-Deck kann das Chain-Beat-Deck sehr viele Karten spielen, die das Nekrozdeck schon vor dem Benutzen des Side Decks vor Probleme stellen können. Eine große Hilfe ist dabei Tal der Toten. Schon im Jahr 2013 dachten viele Spieler darüber nach Tal der Toten im Main oder Side Deck zu spielen, da es sehr viele gegnerische Decks extrem einschränkt. Im heutigen Metagame ist die Karte sogar noch stärker. Nekroz, Satellarknights haben extreme Probleme mit der Feldzauberkarte der Grabwächter und müssen sie, so schnell wie möglich entfernen. Wenn man zusätzlich noch Makrokosmos oder Dimensionsriss auf dem Feld hat, wird es für diese Decks sehr schwer, das Spiel zu gewinnen.

Gegen andere Decks wie Burning-Abyss, oder Shadoll ist Tal der Toten zwar nicht so stark aber in bestimmten Situationen immer noch eine gute Karte. Auf der anderen Seite ist Schwarzer Garten gegen Rogue-Decks immer noch die stärkere Wahl, auch weil viele Spieler nicht wissen, wie sie gegen den Garten richtig spielen sollen. Auf großen Turnieren sollte man somit eher auf Tal der Toten zurückgreifen, wohingegen auf Locals Schwarzer Garten stärker sein könnte. Als Spieler dieses Decks muss man also genau wissen, auf welche Gegner man treffen wird. In diesem Sinne ist Chain-Beat auch ein richtiges Anti-Deck, da es sich an die Gegebenheiten des Metas immer gut anpassen kann.


Ohne Garten andere Monster


Ein großes Problem des Chain-Beat-Decks war immer, dass das Monster-Lineup schon vor dem Bau des Decks feststand. Da es nur wenige Monster gibt, die kein Problem mit Schwarzer Garten haben, war man in der Auswahl ziemlich eingeschränkt. Übelschar-Donnervogel und Aufzieh-Kaninchen sind die stärksten Monster, wenn der Garten liegt, da sie sich vom Feld entfernen können und die Halbierung des Angriffs somit nicht relevant ist. Zusätzlich war die Fallenkarte Zwangsrettungsgerät lange Zeit die wichtigste Karte in dem Deck. Die Karte funktioniert auch nur mit diesen beiden Monstern gut, da man die Effekt von ihnen an die Aktivierung der Falle anketten kann und somit kein Monster zurück ins Deck mischen muss. Ein großes Problem des Kaninchens ist außerdem, dass es ohne den Garten häufig relativ nutzlos ist, da es relativ schwache Angriffspunkte besitzt. Aufgrund der Falle spielte man auch höchstens nur noch zwei andere Monster im Chain-Beat-Deck, da sonst die wahrscheinlich zu hoch war, dass man die Falle nicht gewinnbringend aktivieren kann.


In allen Varianten des Decks sind zusätzlich Fallenstellerin Myrmeleo und Neo-Weltraum Grand Mole ziemlich stark. Erstere ist ein Körper, der eine Falle auf die Hand suchen kann, die im Chain-Beat-Deck äußerst wichtig sind. Außerdem ist die Fallenstellerin eine der einzigen Karten des Decks, die alleine wirklich Vorteil erwirtschaften kann. Der Grand Mole hingegen ist dafür da, Problemmonster vom Spielfeld zu entfernen. Ohne ihn hat das Deck Probleme, Dante, Reisender des Brennenden Abgrunds überhaupt vom Spielfeld zu entfernen. Zusätzlich kann Grand Mole das Auslösen der Effekte der Extradeckmonstern des Satellarknight- und Shadoll-Decks verhindern.

Dadurch, dass das Kaninchen ein Ungeheuer ist, und man Feuerformation - Tenki spielen kann, bietet es sich an ein oder zwei Kopien von Bruderschaft der Feuerfaust – Bär, da er Karten entsorgen kann, mit denen das Deck sonst Probleme bekommen könnte.


Wenn man nun aber auf die den Garten verzichtet, kann man viele weitere Monster spielen. Grabwächters Kommandant kann man natürlich nur spielen, wenn man gleichzeitig Tal der Toten in seinem Deck hat. Wenn man dies tut, kann man relativ einfach auf die Feldzauberkarte zugreifen und hat in schwierigen Situationen auch noch ein weiteres Level 4 Monster, mit dem man eine Xyz-Beschwörung durchführen kann.

Zusätzlich gibt es natürlich viele Monster, die gegnerische Decks so sehr einschränken, dass sie viele ihrer Züge nicht mehr vernünftig durchführen können. Genau diese Monster passen perfekt in das Chain-Beat-Deck, da man sie durch die große Anzahl von Fallen immer beschützen kann. Fossiler Pachycephalosaurier kann Gegner daran hindern, Spezialbeschwörungen durchzuführen und Verbanner des Strahlens verhindert, dass Karten in den Friedhof gelegt werden. Donnerkönig Rai-Oh ist im derzeitigen Metagame sicherlich das stärkste dieser Monster, da viele Decks versuchen, sich Karten vom Deck auf die Hand zu suchen. Der Donnerkönig verhindert das und sollte somit in jedem Chain-Beat-Deck gespielt werden.

Wie bei der Feldzauberkarte muss man sich als Spieler selber genau überlegen, gegen welche Decks man spielen könnte. Je nach Turnier können andere Monster stärker oder schwächer sein und deswegen sollte ein Chain-Beat-Spieler sich sehr gut mit dem Metagame auskennen, wenn er Erfolg haben möchte.


Große Monster überrennen? Kein Problem



Sehr lange hatte das Deck das Problem, dass es nicht gegen sehr große Monster ankommen konnte, besonders wenn sie immun gegen Fallenkarten sind. Häufig konnte man ein Spiel gegen einen Sternzeichen-Kundler Omega verlieren, weil man nicht immer direkt zwei Fallenkarten zur Verfügung hatte, um ihn zu entfernen. Glücklicherweise ist in Crossed Souls eine Karte erschienen, mit der sich kaum jemand beschäftigt hat, im Chain-Beat aber extrem stark ist: Mondspiegelschild.

Durch diese Karte könnten alle Monster des Deck alle gegnerischen Monster leicht überrennen. Diese Karte hilft sogar dabei, nervige Monster in Verteidigungsposition überrennen, mit denen das Deck bisher die meisten Probleme hatte. Zusätzlich ist die Ausrüstungskarte auch noch ein Out gegen Apoqliphort-Türme und hilft somit, das Matchup gegen das Qliphort-Deck etwas erträglicher zu machen. Viel wichtiger ist aber, dass diese Karte die jeweils wichtigsten Monster schützen kann. Fossiler Pachycephalosaurier hat keine besonders hohen Angriffspunkte und kann deswegen leicht von einem Manju oder Senju überrannt werden, Mondspiegelschild schützt den Dino aber und lässt ihn überleben. Im Gegensatz zu anderen Karten dieser Art kann man Mondspiegelschild auch immer wieder benutzen, da man entscheiden kann, ob man die Karte auf das Deck zurücklegen möchte, falls sie in den Friedhof gelegt wird. Insofern hilft es dem Gegner häufig nicht einmal, den Schild zu entfernen.

Doch was bedeuten diese Änderungen für das Deck im derzeitigen Metagame? Wie gut kann die Variante mit Tal der Toten mit den derzeit stärksten Decks mithalten?


Bloß kein Qliphort!


Von den meisten Spielern wird das Nekrozdeck als das derzeit stärkste Deck angesehen. Wie ich schon erwähnte, ist das Nekrozdeck der Grund, warum Chain-Beat überhaupt wieder spielbar ist. Falls man Tal der Toten im Main Deck spielt, ist dieses Matchup relativ einfach, da man sehr viele Floodgates (besonders im Side Deck) spielen kann und viele der spielbaren Monster – wie Fossiler Pachycephalosaurier – das Deck vor einige Probleme stellen werden. Das größte Problem unseres Decks ist Denko Sekka. Aus diesem Grund ist Mondspiegelschild in diesem Matchup extrem wichtig, da diese Karte häufig die einzige Möglichkeit ist, Denko Sekka zu überrennen. Häufig spielen Nekrozdecks Denko Sekka glücklicherweise erst in der zweiten und dritten Runde. Gegen Burning-Abyss ist es schon viel schwieriger. Das liegt daran, dass Burning Abyss zwar sehr schnell sein kann, aber auch ein extrem gutes Late Game hat, da das Deck eigentlich kaum Nachteil erwirtschaften kann. Aus diesem Grund können Spiele gegen das Deck ziemlich lange dauern Ein wichtiger Punkt in diesem Matchup wird Feuersee des Brennenden Abgrunds sein, da diese Karte extrem stark gegen das Chain-Beat Deck sein kann, weil er dadurch viele Zauber- und Fallenkarten zerstören kann und durch das Anketten an den Effekt des Donnervogels oder des Kaninchens sogar die Monster zerstören kann. Hierfür sollte man unbedingt das Side Deck benutzen, um Floodgates zu spielen, die die Burning Abyss Monster einschränken.


Viel schwerer sind leider die Duelle gegen die Schattenpuppen, da sie extrem explosiv sein können, aber auch im Grind Game gewinnen können. Zusätzlich hat das Chain-Beat Deck schon immer Probleme mit verdeckten Monstern gehabt, da das Deck kaum Möglickeiten besitzt, verdeckte Monster zu zerstören, ohne die Flipeffekte zu aktivieren. Besonders die Version mit Schwarzer Garten hat viele Probleme mit diesen Monstern. Falls in eurer Region viele Leute das Shadoll-Deck spielen, solltet ihr darüber nachdenken sogar Verbanner des Strahlens im Main Deck zu spielen. Außerdem wird Schatteneinsperrender Spiegel durch dieses Matchup eine wichtige Karte im Side deck werden.

Noch viel schlimmer ist aber das Matchup gegen die Qliphorts. Die Pendelmonster kann man kaum zerstören, ohne dass sie wiederkommen. Zusätzlich sind diese Decks extrem konstant, da der Kundschafter die Möglichkeit bietet, immer das richtige Monster auf die Hand zu suchen. Besonders, falls man Tal der Toten spielt, ist dieses Spiel eigentlich kaum zu gewinnen, solange man nicht sein ganzes Side Deck auf dieses Matchup ausrichtet.


Eine große Stärke des Chain-Beats ist, dass es kaum Probleme gegen Rogue-Decks hat, da viele dieser Decks darauf ausgerichtet sind, Tier 1 Decks zu schlagen. Niemand ist auf das Chain-Beat Deck vorbereitet. Deswegen werden Spiele gegen diese Decks häufig länger dauern und in diesen langen Spielen kann Chain-Beat seine Stärke ausspielen. Nur gegen die Tellarknights wird das Deck Probleme bekommen, da sie extrem konstant und schnell sind und gleichzeitig auch viele Fallen spielen, die das Chain-Beat Deck stören können. In diesem Matchup kann aber auch Tal der Toten das Spiel im Alleingang gewinnen.Zusätzlich kann man gegen Chain-Burn eigentlich nicht gewinnen, da man viel zu langsam ist.


Das Fazit


Wie ihr sehen konntet, gibt es sehr viele Möglichkeiten, das Deck zu spielen. Durch die vielen Möglichkeiten kann man das Deck so verändern, dass man in jedem Metagame einigermaßen mithalten kann. Ich bin ein großer Fan des Chain-Beat Decks, weil es sehr billig ist und es viele Möglichkeiten gibt, das Deck an die eigenen Präferenzen anzupassen.Außerdem wissen viele Gegner immer noch nicht, wie sie gegen dieses Deck spielen sollen, da es nur wenige Spieler gibt, die dieses Deck bauen. Siege auf Meisterschaften werdet ihr mit diesem Deck sicherlich nicht erringen können, auf lokalen Turniere oder kleineren Regionals könnt ihr damit aber sicherlich die K.O.-Runden erreichen. Eine Deckliste möchte ich euch heute absichtlich nicht vorstellen, da ich möchte, dass jeder seine eigene Version des Decks baut.

Habt ihr das Deck selber schon einmal gespielt und wie hat es euch gefallen? Macht es euch Spaß das Deck zu spielen oder glaubt ihr, dass es langweilig ist?


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