Yu-Gi-Oh! - die Stütze im Leben?

Wisst ihr, wie das ist, wenn man quasi ewig auf etwas wartet? ^[1] Und es dann endlich bekommt? In diesem Fall bedeutet das: soul is back in da house!

Ich muss ehrlich zugeben, ich habe am vergangenen Wochenende wieder so richtig Blut geleckt. Zwar war ich nie wirklich weg, doch ich habe mich im vergangenen Jahr ganz bewusst weiter zurück gezogen und mir im Schatten lauernd angesehen, wie sich diese Community weiter entwickeln würde. So ein gewisser Abstand kann sehr gesund sein, da es so leichter fällt, sich eine etwas obektivere Perspektive zu verschaffen. Während meiner Abstinenz habe ich immer mal wieder "Ausflüge" in die Yu-Gi-Oh! Community gewagt und so war ich sogar schon vor der DM als Coverage-Schreiber im Einsatz, was es mir wohl auch noch mal etwas einfacher macht, den heutigen Artikel zu schreiben.

Zur DM habt ihr schon hier und da so einiges lesen können und ich denke auch, dass es ziemlich unspannend wäre, wenn ich jetzt einfach nur das wiederhole, was ich bereits in diesem Artikel zu Papier brachte. Folglich unternehmen wir nach nur noch etwas mehr Vorgeplänkel einen kleinen Ausflug in wirre Gedanken und wenden uns einem Thema zu, das ich auf der Deutschen Meisterschaft mit großem Interesse beobachtete und das früher oder später auch jeden von euch (meist indirekt) beschäftigen sollte... doch wie gesagt, erstmal kommt noch mehr Vorgeplänkel. Das darf man, wenn man 1 Jahr auf die Fortführung einer Kolumne gewartet hat!

Als ich Harti von meiner Idee berichtete, dass ich meine Kolumne wiederaufleben lassen will, war er erstmal nur mäßig begeistert. ^[2] Ich selbst bin auch nach wie vor nicht ganz überzeugt, ob ich wirklich jede Woche einen Artikel beisteuern kann und daher möchte ich an dieser Stelle erstmal überhaupt nichts versprechen. Trotzdem hoffe ich, dass sich der ein oder andere Leser über die Aussicht, wieder häufiger von mir zu lesen, freuen wird. Lasst es mich bitte im Feedback-Thread wissen!

Einige der Spieler, die wir am vergangenen Wochenende in der Coverage wieder angetroffen haben, kenne ich mittlerweile seit mehreren Jahren. Jetzt ist es ja glücklicherweise nicht bei jedem so, dass er über Jahre hinweg kaum altert (wie ich), sondern vielmehr spielen manche Jungs und Mädels Yu-Gi-Oh! in einem der interessantesten Abschnitte ihres Lebens: Der Pubertät, bzw. dem "Erwachsen werden."

Hattet ihr bisher noch Zweifel daran, so vergleicht beispielsweise mal die Bilder von Florian Chitic von 2005 (Summer Cup Finale) und 2009:

vs.

Hm... OK... schlechtes Beispiel, Flo wird offenbar auch nicht älter. Versuchen wir's einfach noch mal, bzw. schaut einfach mal in diesen klassischen Artikel rein. Wie wir hier sehen können, haben so einige Spieler in diesen wenigen Jahren heftigste Sprünge in ihrer Entwicklung gemacht.

Extrem offensichtlich wurde das beim Video Deck Feature von Vittorio:

Möglicherweise fällt euch das nicht so auf wie mir, da ihr Vittorio nicht so gut kennt. ^[3] Aber da sind Sätze in dem Video, die lauten beispielsweise:

"Die habe ich da rein genommen. Gegen diese Gadget... Spieler."

Früher wäre dieser Satz nach dem guten Schema

aufgebaut worden. Und dann hätte Vittorio halt irgendwie so was gesagt wie: "Die hab ich da rein genommen. Gegen diese Gadget 1d10t3n."

Besonders beachtenswert fand ich, dass es Vittorio gar nicht allzu schwer fiel, die gesamte Fäkalsprache "abzuschalten". Als hätte jemand einen Schalter umgelegt und ihn einfach mal in den "Erwachsenen-Modus" geschalten.

Dasselbe Phänomen konnte auch bei vielen anderen Spielern auf dem Turnier beobachtet werden. Ich rede jetzt nicht von Leuten wie Umut Serin... der war ja schon erwachsen, als er mit dem Spiel begonnen hat. ^[4] Aber gut die Hälfte der Leute, die noch vor 2 bis 3 Jahren eine riesige Klappe hatten und mit denen eine Unterhaltung immer erstmal durch den "Sprachfilter" gehen musste, damit man überhaupt verstand, was sie einem sagen wollten (Auszug:

"Hat der Bas**** von oben Brigade geluckt und dann hat er mir gegeben. Aber ich hab ihn dann schmatzen lassen!"

), kann mittlerweile auch so verstanden werden. Das finde ich dann doch relativ beachtenswert.

Schaut man genau hin, bzw. fragt man genau nach, so erschließt sich sehr schnell, woran der "Sinneswandel" genau fest gemacht werden kann: Im Grunde hat sich vieles im Leben der jungen Erwachsenen geändert – bis auf das Hobby. So haben sie möglicherweise eine neue, bzw. erstmals eine Freundin. Oder sie haben überhaupt / einen anderen Job und in dem gelernt, dass es sich nicht pauschal empfiehlt, anderen Leuten dazu zu raten, erst mal "zu schmatzen." ^[5]

So erwische ich mich zwar (leider) immer wieder selbst dabei, wie ich anderen Leuten erkläre, wie ich "Vorteil gemacht" ^[6] habe, doch versteht das außerhalb des TCGs Umfelds nicht jeder meiner Freunde.

Ich bin gespannt, ob zuerst die TCGs salonfähig werden und auch Nicht-TCGler verstehen, was wir mit "Plus machen" und all den anderen Fachbegriffen meinen oder ob wir weiterhin immer mehr TCGler erleben dürfen, die erstmal ganz pauschal "umschalten", wenn sie mal wieder Urlaub im Real Life machen (ein paar tolle Beispiele, wie das "in etwa" ausehen würde, findet man auch, wenn man nach "Michael Kuhr" googelt – hier ein hilfreicher Link).

Besonders cool an der diesjährigen DM war vor diesem Hintergrund (und auch wirklich NUR vor diesem Hintergrund) die große Pause davor. So wurde es nämlich gleich noch etwas deutlicher, wie sich einige Spieler entwickelt haben. Ihr kennt das möglicherweise, wenn ihr einen kleinen Bruder habt... wenn ihr den jeden Tag seht und mitbekommt, wie der aufwächst, so bekommt ihr gar nicht mit, was der für Sprünge macht. Einer eurer Onkel hingegen, der ihn zum Beispiel nur einmal pro Monat sieht, wundert sich jedes Mal, "wie groß der Kleine geworden ist" oder was er wieder dazu gelernt hat – was wiederum euch in Verwunderung versetzt, denn aus eurer Perspektive macht er gar keine riesigen Entwicklungssprünge.

So ergeht es auch den Leuten, die euch nur einmal alle 6 Monate auf einem Event sehen. Klar gibt es so einige Jungs, die in der Zeit gefangen zu sein scheinen und die nicht die großen Sprünge machen, aber auf der anderen Seite haben wir auch genügend Gegenbeispiele, bei denen man sehr schön sehen kann, wie die vielen geänderten äußeren Umstände eine Änderung der Person in der Mitte verursacht haben. Umso schöner, wenn es nach wie vor eine "Stütze im Leben", also eine "Verbindung zur eigenen Vergangenheit" gibt und diese dann eben Yu-Gi-Oh! ist.

Nicht jeder kommt damit zurecht, manche Spieler meinen, sie können jetzt nur "erwachsen sein" (als ob man das einfach so beschließt), wenn sie sich von ihrer Vergangenheit lösen und ihr Hobby an den Nagel hängen (ein prominentes Beispiel ist der Berliner Benny Hepper, der nach seinen Erfolgen 2004 und 2005 auf Druck seines neuen Freundeskreises hin mehr oder weniger gezwungenermaßen mit Yu-Gi-Oh! aufhörte. Seine neuen Freunde fanden es einfach "nicht cool" und entsprechend unterlag er dem Gruppenzwang).

Bevor dieser Artikel nun zu lang wird, möchte ich noch eine Sache kurz ansprechen: Besonders beachtenswert finde ich es, wenn junge Leute wie die meisten von euch Lesern da draußen gemeinsam erwachsen werden. Wenn man sich gegenseitig unterstützt, die Freundschaft gerade durch das gemeinsame Hobby begünstigt wurde und ihr zueinander steht. Wenn ich dann die gesamte Truppe der "Awesome Aces" oder "Almighty Playboys" oder "East Emissaries" und wie sie alle heißen nach 6 Monaten wiedersehe und bemerke, wie man aufeinander abgefärbt hat und ALLE einen Sprung nach vorne gemacht haben, dabei aber nach wie vor dem Hobby treu geblieben sind, so freue ich mich ganz besonders. Macht so weiter Jungs, denn wie ihr alle sehen konntet, hat diese Community immer noch das Zeug, um jeden Fast-Abspringer erneut in ihren Bann zu ziehen.

In der nächsten Woche will ich noch einmal gezielt auf einen Spieler eingehen, bei dem wirklich übermäßig offensichtlich ist, wie dieser sich in den vergangenen Jahren weiterentwickelt hat – bitte beachtet die Wortwahl, ich bin durchaus der Meinung, dass er erhebliche Sprünge nach vorne gemacht hat. Seid gespannt und ansonsten freue ich mich natürlich auf euer Feedback.

soul

Da wollte mir doch eine Arbeitskollegin glatt einen Termin für ein Meeting auf den Montag legen. Da meinte ich zu ihr: "Montag kann ich nicht."

Sie fragte: "Warum?"

Ich: "Montag feier ich."

Sie: "Was?"

Ich: "Pfingsten. Solltest du auch tun."

Das funktionierte, sie freute sich und das Meeting wurde auf Dienstag verschoben.

Nachdem das Coverage-Comeback bereits geglückt ist, hoffen ich nun, dass ich ähnliches vom Kolumnisten-Comeback sagen kann. Da ich heute nicht die Zeit hatte, die ich mir ursprünglich nehmen wollte, ist mit Sicherheit noch Potenzial nach oben drin. Gerade deshalb freue ich mich über ehrliches Feedback!

Ich hätte auch mal wieder einen nötig, aber das ist gar nicht der eigentliche Grund für diese Erwähnung. Vielmehr sitzt nach wie vor der Schock über Hartis neue Frisur tief und ich muss daher geglückte Friseur-Besuche noch mal zum Trend erklären!

^[1] "Ewig" heißt in diesem Zusammenhang: Etwas mehr als 1 Jahr. Fühlte sich aber locker wie 2 an...

^[2] Verständlich, schließlich hätte das ja quasi unweigerlich bedeutet, dass er sich jetzt wieder mindestens einmal pro Woche einen schlechten guten Scherz über seine Frisur hätte anhören müssen...

...was quasi der eigentliche Grund für seinen Frisuren-Wechsel war! Da die offizielle Coverage das epische Bild nicht bereitstellen durfte, präsentiere ich hier noch mal, was Harti angedeutet hat:

Ansonsten bin ich auch noch ein halbwegs nerviger Verhandlungspartner und weiß, was meine Arbeit wert ist und Harti hat mittlerweile eine ganz gute Treue zu seinem Arbeitgeber aufgebaut, was ihn mal wieder ganz gut "zwischen den Stühlen" positioniert, denn er muss mich natürlich entsprechend runter handeln – undankbare Position für ihn also.

^[3] Oder ihr habt euch alternativ in der Diskussion verloren, wie gut dieses Deck genau ist... aber das soll hier nicht Thema sein, ich finde es wie gesagt gut, dass Vittorio sein eigenes Ding macht.

^[4] Das ist in keiner Form irgendwie böse gemeint und das soll jetzt kein Umut-Bash sein. Immerhin gibt es ja noch so einige Spieler, die ein paar Jährchen mehr als der gute Umut auf dem Buckel haben.

^[5] Die Vorstellung eines Adrian Madajs, der sich seinem gewohnten Vokabular bedient, bei der Bundeswehr, kann wohl auch den schlechtesten Tag mühelos versüßen. Sagt der Ausbilder: "30 Liegestütz!" und Adrian antwortet: "Du kannst mal schmatzen!" – hätte ein tolles Nachspiel gehabt.

Bei der Freundin kann das schon wieder ganz anders aussehen, aber ich will hier mal keine Beziehungs-Empfehlungen geben.

^[6] Und das, obwohl ich eigentlich ein großer Gegner dieses schrecklichen Vorteils-Denkens bin...