Du spielst ein Meta-Deck? Du Noob!

Letzten Samstag fanden die Christmas-Charity Turniere in vielen Läden statt. Auf diesen Turnieren nehme ich mir immer vor, einfach nur Spaß zu haben, ohne mich darum zu kümmern, wie stark mein Deck wirklich ist. Viele Spieler versuchen nicht nur auf besonderen Turnieren, sondern fast immer, besonders kreative Decks zu spielen. Ich selber spiele meistens - lest ihr meine Artikel, werdet ihr dies sicher schon wissen - eher Decks, die nicht das Metagame dominieren. Viele dieser Non-Meta-Spieler haben anscheinend einen Hass auf Meta-Spieler entwickelt. Doch warum ist das so? Im Folgenden möchte ich euch meine Gedanken zu diesem sehr kontroversen Thema darlegen. Ihr müsst dabei beachten, dass ich selber Non-Meta-Spieler bin und somit der Artikel nur aus einer Perspektive geschrieben wird.


Wer verliert schon gerne?


Der wohl wichtigste und bekannteste Grund dieser Abneigung ist ein gewisser Frust oder Neid, den die Spieler verspüren, die gegen diese Decks spielen. Zum größten Teil werden diesen Meta-Decks so häufig gespielt, weil sie extrem stark sind. Dies bedeutet natürlich auch, dass die Meta-Spieler ihre Duelle meistens gewinnen werden. Verlieren ist niemals besonders spaßig, besonders wenn man weiß, dass man kaum eine Chance gehabt hat. Es bildet sich also sehr viel Frust durch diese Niederlagen. Ich konnte beispielsweise vor 2 Wochen ein Spiel zweier Spieler beobachten: Der eine Spieler spielte ein interessantes, aber eher schwaches, Koala-Deck, weil er wieder einmal richtig Spaß haben wolle. In einer der Runden durfte er dann aber gegen Schattenpuppen spielen und hatte, obwohl seine Starthände nicht schlecht waren, keine Chance, das Spiel zu gewinnen. Daraufhin wurde er ziemlich sauer und versuchte seine Niederlage durch die unterschiedliche Deckstärke zu rechtfertigen.


Diese beleidigenden Anmerkungen gegenüber Meta-Spielern dienen in erster Linie also auch dem Selbstschutz. Man möchte damit sagen, dass man nicht verloren habe, weil man der schlechtere Spieler sei, sondern nur, weil der Gegner ein stärkeres Deck gespielt habe. Mit diesem Deck könne ja jeder gewinnen. Natürlich ist das auch ein indirekter Angriff auf die Besitzer dieser Meta-Decks weil damit ja suggeriert wird, dass sie nicht mit anderen Decks gewinnen können. Doch der Frust resultiert nicht nur aus der Niederlage.


Fast, Monotonous and Boring!


In vielen Artikeln schrieb ich ja schon von dem Konzept des „Fast, Fun and Exciting“, das für viele Spieler der Grund ist, warum Yu-Gi-Oh! überhaupt erfolgreich ist. In den einzelnen Spielen kann immer sehr viel passieren und man sollte eigentlich nicht vorher wissen wer gewinnen wird, denn der Spaß am Spiel kommt zum größten Teil aus der Unvorhersehbarkeit des Ergebnisses. Wenn beide Spieler schon vor dem Spiel wissen, wie es ausgeht, ergibt es ja kaum einen Sinn, das Duell überhaupt durchzuführen. Wenn man nun gegen ein Meta-Deck spielt, verliert man genau diese Eigenschaften. Zum größten Teil ist man sich vorher relativ sicher, wie das Spiel ausgehen wird. Meistens wird man verlieren und in wenigen Fällen, in denen man sein Deck spezifisch auf das Matchup vorbereitet hat, wird man als sicherer Sieger vom Platz gehen. Natürlich kann man durch den Glücksfaktor eines Kartenspiels niemals 100%ig sagen, wer das Spiel gewinnen wird, häufig ist es aber leider ziemlich eindeutig.


Wenn nur der Ausgang des Spiels relativ vorhersehbar wäre, könnte man es noch ertragen, aber viele dieser Non-Meta-Spieler sind anscheinend auch davon genervt, dass die Spiele alle relativ ähnlich und monoton ablaufen. Das Qliphort-Deck hat zum Beispiele nur sehr wenige Standardzüge, die es immer wieder abspult. Aus diesem Grund ist es ziemlich einfach zu erkennen, wie das Spiel ablaufen wird. Ähnlich war es auch mit vielen anderen Meta-Decks früherer Generationen. Sechs-Samurai, Spellbooks oder Dino-Rabbit sind nur einige Beispiele. Natürlich verkennen die Kritiker, dass auch Meta-Deck interessante Duelle liefern können und dass besonders die Mirror-Matches sehr anspruchsvoll sind. Da sie aber schwächere Decks spielen, werden sie häufig nur die ähnlichen Zügen sehen und somit relativ schnell von den Decks genervt sein.


Dies liegt natürlich auch daran, dass die Decks alle ziemlich ähnlich gebaut sind. Wenn man sich auf sozialen Netzwerken, in Foren oder auf Youtube die Kommentare zu Deckprofilen durchliest, erkennt man schnell bestimmte Trends. Die Zuschauer sind genervt von den gleichen Builds der gleichen Decks. Durch die Themendeckoffensive der letzten Jahre, sehen die meisten Decks sehr ähnlich aus und bieten kaum Platz für Kreativität. Wenn jemand nun aber ein Meta-Deck spielt und es komplett anders aufbaut, wird er meistens positive Kommentare bekommen, da dieser Build den Überraschungsmoment wieder mit aufnimmt.

Insofern scheint es nicht nur um das Deck, sondern besonders um die Monotonie zu gehen. Die Non-Meta-Spieler wollen Abwechslung bekommen. Doch wie ist das denn wirklich mit dem Skill der Meta-Spieler?


Skilloses Spielen?


Ein weiterer Kritikpunkt, den die Non-Meta-Spieler haben, ist, dass es relativ einfach ist, die Meta-Decks zu spielen. Wie ich im vorherigen Abschnitt schon erläuterte, sind die Kombos dieser Decks meistens schnell auswendiggelernt und dadurch entstehen nicht so häufig Situationen, in denen man vor schweren Entscheidungen steht. Wenn ich meiner eigenen Erfahrung trauen kann, steht man als Spieler eines schwächeren Decks hingegen dauernd vor diesen schwierigen Entscheidungen, da ein kleiner Fehler direkt die Niederlage bedeuten kann. Außerdem werden die Decks häufig so gebaut, dass komplexe Kombos durchgeführt werden müssen.


Im Grunde genommen ist dies aber wieder nur eine Art Selbstschutz. Wenn man das Spiel schon nicht gewinnen kann, braucht man andere Erfolgserlebnisse. Diese bekommt man, indem man sich von den anderen Spielern abhebt. Wenn man sich die Metadecks genauer anschaut, sieht man, dass viele dieser Decks nämlich nicht besonders einfach zu spielen sind. Mirror Matches von Schattenpuppen, Mermails oder Drachenherrschern haben meistens die besseren Spieler gewonnen, da es in diesen Spielen ganz explizit um die Ressourcenkontrolle geht. Ein Spieler, der seine Ressourcen im falschen Moment benutzt, wird relativ schnell vom Gegner überrannt werden.


Zum größten Teil resultiert dieser Hass also daraus, dass diese Spieler ein anderes Deck spielen, mit dem sie meistens gegen die Meta-Decks verlieren. Außerdem wollen sie überraschende Spielresultate, um die Duelle interessanter zu machen. Doch warum spielen sie denn selber nicht diese Meta-Decks? Damit könnten sie gewinnen und interessante Mirror-Matches bestreiten.


Geld, Emotionale Bindung und Andersartigkeit


Der erste Grund, den viele Spieler häufig angeben ist, dass sie nicht genug Geld haben, um sich die Meta-Decks leisten zu können. Einige dieser Duellanten wollen nicht so viel Geld in ihr Hobby stecken und schauen deswegen, welche billigeren Decks es gibt. Jeder Teilnehmer der Community muss selber entscheiden, wie viel Geld er ausgeben muss, manchmal wirkt es aber doch schon sehr widersprüchlich, wenn diese Non-Meta-Spieler ihr komplettes Deck veredelt haben. Sie spielen 3 Secret Rare Leere der Eitelkeit und auch jede andere Karte muss unbedingt die höchste Seltenheitsstufe haben. Diese Spieler trifft man zwar nicht extrem häufig, aber immer wieder, sodass man ihre Argumentation nicht richtig akzeptieren kann. Außerdem haben viele dieser Spieler sehr viele kleine, billige Decks, die zusammen weitaus mehr kosten würden, als ein teures Deck. Man muss natürlich beachten, dass die Karten über die Zeit angesammelt und nicht auf einen Schlag gekauft wurden. Dies verringert den Druck auf die Geldbörse, auch wenn man im Endeffekt genau die gleiche Menge ausgibt.


Weiterhin haben viele Spieler eine besondere Bindung zu ihren Decks aufgebaut. Nach meiner Rückkehr habe ich beispielsweise sehr lange nur ein Gadget-Deck gespielt. Es bescherte mir meinen ersten kleineren Erfolg und ich konnte mich immer auf dieses Deck verlassen. Ähnlich geht es vielen Spielern – besonders auf kleineren Ladenturnieren. Jede Locals hat ihren „Heroes-Spieler“, den „Plant-Spieler“ oder den „Gladiatorungeheuerfan“. Wenn man einen Laden häufiger betritt, weiß man schnell, welche Spieler welches Deck spielen. Aus dieser emotionalen Bindung folgt irgendwann auch eine spielerische Abhängigkeit. Ich habe beispielsweise gelernt, relativ gut mit Decks umzugehen, die ähnlich wie das Gadget-Deck funktionieren. Da ich mich aber selten mit Kombodecks beschäftigt habe, würde ich mit dem Schattenpupppendeck sehr viele Fehler begehen und schlechtere Ergebnisse einfahren, als mit einem schwächeren Thema.


Zu guter Letzt gibt es etwas, was man auch in vielen anderen Teilbereichen unserer Gesellschaft beobachten kann. Menschen mögen es, wenn sie sich von anderen Menschen unterscheiden. Wenn man sich über Musik unterhält, dann trifft man relativ schnell Personen, die dir erzählen, wie schlecht die Mainstreammusik doch ist und welche tollen Künstler viel zu unbekannt sind. Ähnlich funktioniert das in Yu-Gi-Oh!. Niemand kann sich damit brüsten, eine Locals mit einem Meta-Deck gewonnen zu haben, da das ja jeder kann. Ein Turnier mit einem Rogue-Deck kann kaum jemand gewinnen. Dies verschafft einem ein besonders gutes Gefühl, da man etwas schwieriges erreicht hat. Weiterhin bedeutet dieses Anderssein auch, dass man die anderen Spieler beleidigen darf. Es gibt sicherlich einige Duellanten, die explizit auch Non-Meta-Decks spielen, um die Meta-Spieler zu diskreditieren.


Was lernen wir?


Ich finde nicht, dass man einfach sagen kann, dass es besser wäre, kein Meta-Deck zu spielen. Auf der anderen Seite sollte man sich aber auch nicht besser fühlen, weil man ein Meta-Deck spielt. Beide Herangehensweisen haben ihre Vor- und Nachteile und können aus unterschiedlichen Gründen zu einer spaßigen Zeit führen. Es wäre nur schön, wenn die Community genau das auch auslebt: Es ist egal, was für ein Deck euer Gegner spielt, solange er sich fair und nett verhält. Jeder darf und muss selber entscheiden, welches Deck er spielen möchte!

Wie ist eure Meinung dazu? Spielt ihr selber lieber Meta- oder Rogue-Decks? Habt ihr selber schon einmal Anfeindungen erleben müssen und wie habt ihr darauf reagiert?

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