Die Henne im Korb

Bei der Suche nach einem geeigneten Thema für meinen Artikel stieß ich nach längerer Suche und viel Hin und Her endlich auf das Thema, das mir eigentlich sofort hätte ins Auge springen müssen. Es wurde hier wohl noch nie näher beleuchtet und von kaum einem Yu-Gi-Oh!-Spieler kann es überhaupt als Thema in Betracht gezogen werden. Außerdem ist es in diesem Sinne das wohl offensichtlichste Thema für „jemanden wie mich“.


Ums kurz zu machen: Ich werde in diesem Artikel, den Yugi-Spielern das Spiel und alles, was dazu gehört, mal aus der Sicht einer Yugi-Spielerin präsentieren. Frauen und Mädchen sind einfach Mangelware in diesem Spiel, weshalb ich schon einige lustige Erfahrungen auf Turnieren gemacht habe, die ich gerne mit euch teilen würde und die mich selbst immer wieder ins Staunen gebracht haben. Damit ihr euch besser in mich hineinversetzen könnt und mich ein bisschen kennen lernt, kurz etwas zu meiner Person.


Erstmal was fürs Auge:


Tada, das bin ich


So, also: Ich bin 19 Jahre alt und spiele seit knapp drei Jahren Yu-Gi-Oh!. Dazu gekommen bin ich durch meinen Bruder, der seit LOB dabei ist, und durch meinen Freund, die mich immer wieder dazu animiert haben, doch mal mitzuspielen.

Vor ca. 2,5 Jahren hab ich das erste Mal an einem Turnier teilgenommen und alles, was ich in diesem Artikel beschreiben werde, stützt sich auf diese persönlichen Erfahrungen der letzten 2,5 Jahre auf kleinen Turnieren (also 10-24 Teilnehmer).


Außerdem muss erwähnt werden, dass ich im Folgenden keinesfalls für alle Yu-Gi-Oh!-Spielerinnen sprechen kann. Also, los geht’s! (Ich wünsche viel Spaß beim Lesen. ;-))



Frauen/Mädchen und das Yu-Gi-Oh Trading Card Game


Zuerst lässt sich wohl sagen, dass die gesellschaftliche Akzeptanz des Spiels auch für Mädchen/Frauen nur in sehr geringem Maße existiert. Was allerdings hinzukommt, ist, dass es auch schwer ist, unter den Spielern akzeptiert zu werden. Denn, wie schon erwähnt, wird das Spiel von Jungs/Männern dominiert und man wird grundsätzlich erstmal schief angeguckt, wenn man als Frau oder Mädchen an einem Turnier teilnimmt. [1] Am Anfang fühlt man sich dadurch dann doch leicht aussätzig, aber man gewöhnt sich an alles, nicht wahr?!


Nein, Spaß beiseite, es ist wirklich nicht schön und, übertrieben dargestellt, ist es so, als hätte man eine ansteckende Krankheit. Na ja, nachdem ich dieses Ritual des Schief-Anguckens immer wieder neu auf unterschiedlichen Turnieren an verschiedenen Orten beobachten konnte, stellte sich mir irgendwann doch die Frage, warum das so ist. Liegt es einfach daran, dass man Frauen und Mädchen so selten auf Turnieren sieht? Oder steckt etwas ganz Anderes, Tiefgründigeres dahinter?



Bei meinen ersten Spielen auf Turnieren, bei denen mich die anderen Spieler nicht kannten, musste ich feststellen, dass tatsächlich auch etwas Anderes dahinter stecken kann [2]: Man nahm mich einfach nicht ernst. Und während mir zu zu Beginn der Turniere von einigen Teilnehmern skeptischen Blicke zugeworfen wurden, müssen diese sich so etwas gedacht haben wie: „Oh, die hat die Serie gesehen und fand Kuriboh totaaaaaal niedlich. Und nun muss einer von uns gleich gegen ein Dunkles-Magier-Mädchen-Deck spielen. Das wird ein Spaß, hoffentlich darf ich ran.“


Den Höhepunkt in dieser Hinsicht hat sich ein Spieler, dessen Namen ich natürlich nicht nennen werde, auf einem sehr kleinen Turnier im schönen Schleswig-Holstein geleistet, als er gegen mich spielen sollte. Dieses Ereignis muss man in Einzelheiten genießen [3]:


Es fing also damit an, dass dieser besagte Spieler mein Deck nicht mischen wollte, was an sich überhaupt kein Problem ist. Auf kleinen Turnieren verzichtet man da ja auch mal drauf. Kurz darauf rieb er mir dann aber auch den Grund dafür unter die Nase: „Ich mische nie die Decks von Gegnern, die nicht ernst zu nehmen sind.“


Hier sollte ich erwähnen, dass wir beide bis dahin drei Siege erzielt hatten und er außerdem wusste, dass ich Kin-Tele-DAD spiele, während er selbst auf Samurais vertraute. Ohne weitere Beachtung seines Kommentars verlor ich also die erste Runde und bot ihm erneut an, mein Deck zu mischen, woraufhin er sagte: „Ne, das ist nicht nötig. Und nun streng dich mal ein bisschen an, damit es zumindest ein bisschen spannend wird.“

Langsam wurde es mir dann auch zu viel und die zweite Runde verlor er innerhalb weniger Spielzüge. Mittlerweile hatte sich sein Kumpel dazugesellt und, um wohl nicht als Loser dazustehen, daher entgegnete mein Gegner, dass ich nur Glück gehabt und er sich überhaupt nicht angestrengt hätte. Erstaunlicherweise mischte er sogar mein Deck für das entscheidende Spiel.


Er verlor es, so wie das Spiel davor. Sein Kommentar dazu war natürlich - wie sollte es anders sein: „Ich hab dich gewinnen lassen, eigentlich hattest du keine Chance.“

Ein bisschen Trash-Talk sollte wohl jeder in diesem Spiel gewöhnt sein, aber das war pure Diskriminierung (und glücklicherweise ein extremer Einzelfall).


In abgeschwächter Form hab ich so etwas jedoch schon häufiger erlebt. Besonders aus dieser Erfahrung geht ganz stark hervor, dass es Mädchen und Frauen einfach viel schwerer haben, als ernst zu nehmende Spielerinnen akzeptiert zu werden.



Andere Spieler hingegen begegnen mir mit einer Scham, die sie gegenüber den anderen männlichen Spielern nicht aufweisen. Während des Spiels sagen sie so gut wie kein Wort, beenden ihre Züge so schnell wie möglich (wahrscheinlich, damit das Spiel so schnell wie möglich vorbei ist), sie fragen nicht nach, wenn sie eine Karte nicht kennen (erst, wenn ich sie dann frage, ob sie diese und jene Karte kennen, schütteln sie den Kopf -.-’) und sie geben mir vor oder nach dem Spiel nicht die Hand, wie es ja normalerweise eine Art Gegebenheit ist und wie sie es bei den anderen männlichen Spielern tun.


Dies alles kann man natürlich auf die Pubertät schieben und die daraus resultierende Scham vor Mädchen, aber dieses Verhalten lässt sich auch bei einigen wenigen „älteren“ Spielern finden, die der Pubertät eigentlich schon längst entkommen sein müssten.

Ein Muster, das jedoch wieder alle Spieler aufweisen, die mich nicht kennen, ist, dass niemand, absolut niemand, mich je nach Tauschkarten fragt. Muss hier dann wieder ein ähnlicher Gedanke aufkommen, wie der, den ich oben erwähnt habe? Also so etwas wie: „Ein Mädchen… Die muss ich nicht nach Tauschkarten fragen, die hat eh nichts.“


Sollte dies tatsächlich der Gedankengang der meisten sein, haben wir hier schon wieder einen Fall von Diskriminierung. Da ich nicht gefragt werde, frage ich selbst neue, mir unbekannte Leute nach Tauschkarten, die mir dann auch bereitwillig gezeigt werden. Interessant ist, dass Spieler, die dazukommen, mit in meinen Ordner reingucken und gute Karten erspähen, immer nachfragen, wem der Ordner gehört, selbst wenn nur der andere Spieler und ich zusammenstanden, als er dazukam. Demzufolge trauen viele weiblichen Spielern auch nicht zu, dass sie wertvolle Karten besitzen.


Die oben schon erwähnte Schüchternheit oder Scham kommt dann wieder zum Vorschein, wenn man(n) dann doch mit mir tauschen will. Die Wenigsten wagen es, einen Vorschlag zu machen. Es ist beinah so, als fürchteten sie, dass ich sie fressen würde, sobald auch nur ein falsches Wort aus ihrem Mund kommt.


Doch das alles lässt sich zum Glück „überwinden“, wenn man öfter in den gleichen Städten mit den gleichen Leuten an Turnieren teilnimmt und sich bemüht, in diese Gemeinschaft von Kartenspielern aufgenommen zu werden. [4] Es dauert eben nur länger als bei neuen männlichen Turnierteilnehmern, die sich ohne Probleme in die Spielergemeinschaft einschleichen können. Außerdem sollte man sich auch als einziges Mädel unter einer großen Anzahl Jungs wohl fühlen. Anders kann man in diesem Spiel gar nicht überleben, weil das fast immer und fast überall der Fall ist. Ich für meinen Teil hab da überhaupt kein Problem mehr mit.



Ausblick in die Zukunft


Ich befürchte, dass dieser Artikel, wenn er denn gewinnen sollte, zu einer riesigen Diskussion führen wird, ob Yu-Gi-Oh! nun reine Männersache ist und Frauen da nichts zu suchen haben oder nicht. Meine Antwort auf diese Frage lautet wie folgt: Wenn sie daran Spaß haben, sollten sie herzlich willkommen sein. Die Motivation, ein Gleichgewicht zwischen Männern und Frauen in diesem Spiel zu schaffen, sollte durch diesen Artikel nicht zwangsläufig ausgelöst werden (wie oben schon erwähnt hab ich kein Problem mehr damit, die Henne im Korb zu sein (Muhaha, Wortwitz ^^)).

Zurück zum Ziel dieses Artikels: Er soll den Spielern deutlich zeigen, wie sie selbst oder vielleicht auch „nur“ ihre Freunde mit Spielerinnen umgehen. Ich finde, dass den wenigen weiblichen Wesen, die sich „trauen“, auf Turniere zu gehen, ein großer Batzen mehr Respekt zusteht, als ich ihn erhalten habe.


Frauen und Mädchen sollten genauso in die Spielergemeinde aufgenommen werden, wie alle Anderen.



Ich bedanke mich für's Lesen (mindestens bei der Jury ;-))


[1] Um diese Verallgemeinerung ein wenig zu entschärfen: Nicht alle gucken mich skeptisch an, wenn ich an Turnieren teilnehme.

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[2] Vorsicht, wieder meine ich nicht grundsätzlich alle Spieler.

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[3] An dieser Stelle hoffe ich, dass es mehr Leser dieses Artikels gibt, die Yu-Gi-Oh!-Spielerinnen gutheißen und unterstützen, als es Leser gibt, die diese ablehnen.

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[4] An dieser Stelle ein „Aufruf“ an die anderen weiblichen Spielerinnen, nicht gleich den Kopf in den Sand zu stecken.


Es ist möglich von den Jungs/Männern beim Yu-Gi-Oh!-Spiel akzeptiert zu werden. ;-)

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