Was uns nach LTGY erwartet

Eigentlich ist mit Lord of the Tachyon Galaxy nur ein neues Booster erschienen, aber man hat mittlerweile das Gefühl, dass wir uns in einem ganz neuem Format befinden. Grund dafür ist die Masse an spielstarken Karten, die mit der neuen Boosteredition das TCG überfluten und alle bisherigen Decks in den Schatten stellen. Andere Decks, wie zum Beispiel Mermail oder Evilswarm sind nach Tachyon Galaxy zwar immer noch spielbar, kommen jedoch auch nicht völlig ohne die neuen Karten aus.{{...was für eine Marketingstrategie, genial!}} Die Elemental Dragon sorgen einerseits dafür, dass alte, bislang ungespielte Decks wieder ans Licht kommen, andererseits sind sie gemeinsam für eines der bisher stärksten Decks der YuGiOh Geschichte verantwortlich und auch die Prophecys bekommen mit Magiebuch des Urteils eine mehr als kranke Karte. Wo wird das Ganze hinführen, welchen Charakter haben die verschiedenen Decks und mit welchem Meta werden wir in den nächsten Monaten rechnen müssen? Mit diesen Fragen beschäftige ich mich im heutigen Artikel.

Die großen Zwei

„Die großen Zwei“, sprich Prophecy und Elemental Dragon, dass sind die zwei Decks, die mindestens bis zur nächsten Banned List unser Format dominieren werden. Der Grund dafür ist simpel. Dank Tachyon Galaxy verfügen sie über Karten, die das Prinzip begrenzt verfügbarer Ressourcen in Form von Hand- oder Feldkarten praktisch außer Kraft setzen. Im Prophecy ist dafür Magiebuch des Urteils verantwortlich, dass in einem Zug ohne weiteres ein +4 erwirtschaftet. Das Elemental Dragon kann mit den Drachenherrschern stattdessen auf Monster zurückgreifen, mit denen es nicht nur problemlos das Feld mit Rang 7 XYZ überfluten kann. Zusätzlich sind die Drachenherrscher nach ihrer Zerstörung nicht „weg“, sodass man von einem -1 sprechen könnte. Sie wandern in den Friedhof und können sich von dort jederzeit und praktisch umsonst wieder auf´s Feld katapultieren. „Ressourcen“ bekommen so eine ganz neue Bedeutung. Das eine Deck kann über nur eine Karte sich eine schier unendlich große Menge an Karten aus den Deck suchen, dass andere Deck verfügt nicht nur über Hand- und Feldressourcen, sondern zusätzlich noch über Ressourcen im Friedhof.

Wenngleich das Prophecy Deck sich fast immer im ersten Spielzug Magiebuch des Urteils auf die Hand suchen und auch direkt nutzen kann, um sich einen Haufen Magiebücher auf die Hand zu nehmen und dann zusätzlich entweder eine Justice (für ein weiteres Buch – meistens ein neues Judgment – und eine High Priestress) oder einen Jowgen (manchmal auch Kycoo) zu beschwören, bleibt eine ganz signifikante Schwäche: Eradicator Epidemic Virus, kurz EEV. Das Prophecy Deck verfügt mit Spellbook of Fate zwar über eines der flexibelsten Removals im Spiel, es hat mit Spellbook of Secrets eine RotA für Zauberkarten und besitzt nicht zuletzt mit Magiebuch des Urteils eine der stärksten Zauberkarten im Spiel, die zudem noch suchbar ist. Es bleibt jedoch trotz allem abhängig von seinen Zauberkarten, ein EEV bedeutet deshalb „Game Over“. Somit verkommt ein Match zwischen Prophecy und Elemental Dragon oft zu einem Spiel, in dem die Anzahl der Viren entscheidet, wer das Match letztendlich gewinnt und gibt dem Format zurecht seinen schlechten Ruf.

Der Trugschluss liegt dann jedoch darin zu glauben, dass auch das Elemental Dragon Mirror ein unglaublich einfaches Matchup ist. „Einfach Dracossack rauslegen und fertig“, argumentieren viele Spieler (so wie ich übrigens anfangs auch). Die Wahrheit sieht jedoch anders aus. Tatsächlich ist es so, dass sich ein Elemental Dragon Mirror Match in der Regel unglaublich in die Länge zieht, bedingt dadurch, dass man sich gegenseitig kaum tot bekommt. Immer liegt auf der gegnerischen Spielfeldseite irgendetwas, was seine Life Points schützt. Immer hat der Gegner einen Comeback Plan, wenn ich gerade erst sein ganzes Feld entsorgt habe. Das die Spiele sich so stark in die Länge ziehen hat nicht nur zur Folge, dass es viele Spielzüge gibt, in denen man entsprechend viele Fehler machen kann, sondern auch, dass nicht die Starthand über Sieg und Niederlage entscheidet, sondern die Fähigkeit sich über Runden hinweg einen Spielplan zurechtzulegen und nachhaltig zu spielen, sodass es der Gegner ist, dem zuerst die Ressourcen ausgehen (Ja, irgendwann gehen auch einem Elemental Dragon die Drachen aus). Dadurch, dass sich ein Großteil des Spiels im Mirror Match im Friedhof abspielt (die Drachen kommen aus dem Friedhof immer wieder auf´s Feld), man sich viel sucht und besonders später im Spiel relativ wenig Handkarten hat, kann man die Optionen des Gegners stets sehr gut abschätzen. Das Ganze endet dann in einem Spiel, welches fast schon der Komplexität von Schach ähnelt. Über Runden hinweg lässt sich planen, welche Optionen dem Gegner bei welchem Spielzug noch bleiben und wie sich schlussendlich die Oberhand gewinnen lässt. Denn irgendwann kommt der Punkt, an dem einer der beiden Spieler auspackt ohne einen Comeback Plan zu haben. Wenn man dann überlebt und selber noch einen Plan in der Hinterhand hat, gewinnt man das Spiel – unter dem Strich alles andere als ein „unskilliges“ Matchup.

Was sonst noch spielbar ist

Die Liste der Decks, mit denen man ansonsten noch mithalten kann ist (leider) relativ kurz, wobei keines der anderen Decks mit der Spielstärke „der großen Zwei“ wirklich mithalten kann. Was sie stattdessen finden müssen sind Nischen, in denen sie sich behaupten können. Im Falle des Tidal Mermails wäre dies beispielsweise die hohe OTK Gefährlichkeit des Decks, die Evilswarms können mit ihrem Ophion auftrumpfen, der schlicht alles verhindert, was gefährlich werde könnte. Auf einen ehrlichen Ressourcenkampf mit den beiden Top Decks kann sich jedoch keines der „Tier 2“ Decks einlassen, dafür fehlt ihnen ihr Magiebuch des Urteils...

Sehr wichtig vor allem für das Evilswarm wird sein das Deck richtig zu techen. Klar, Ophion ist eine starke Karte, die, solange man sie beschützen kann, das Elemental Dragon im Alleingang zerlegt. Jedoch wird die Fokussierung und die gleichzeitige Abhängigkeit von nur einer Karte dem Deck gleichzeitig zum Verhängnis. Es gibt viele spielstarke „Outs“ gegen den Ophion, beispielsweise Tsukuyomi oder Elektrischer Virus. Da im Evilswarm Deck der Ophion die einzige Gefahr für andere Decks ist, wird es so auch leicht sein auf ihn vorzubereiten. Auch wird es für das Deck sehr schwierig, sobald es nicht anfängt oder den Ophion im ersten Spielzug nicht herausbringen kann. Schnell liegt auf der gegnerischen Spielfeldseite ein Dracossack, der einem das Leben schwer macht. Karten wie Kaiserliche Eisenmauer oder ein selbst gespielter Elektrischer Virus (gegen Dracossack) schaffen da Abhilfe. Gegen´s Prophecy wird die effektivste Waffe wohl der gute alte EEV bleiben.

Durchaus immer noch eine Option im „neuen Meta“ sind die Mermails. Sie bestechen auch dank Tachyon Galaxy durch noch mehr OTK Gefährlichkeit als zuvor. Grund dafür sind einerseits Tidal Drachenherrscher der Wasserfälle und andererseits die neue Ausrüstungszauberkarte Abyss-Scale of the Mizuchi. Danke dieser beiden Karten reicht für den OTK nun schon das simple Setup aus einem Megalo, einem Tidal und 2 Wasser Monstern, (das Deck besteht praktisch nur aus Wasser Monstern) um 9000 Schadenspunkte zu drücken. Man werfe den Tidal gemeinsam mit einem anderen Wasser Monster ab, um den Megalo zu beschwören. Anschließend nutzt man dessen Effekt um sich Mizuchi aus dem Deck zu suchen. Nun beschwört man das zweite Wasser Monster aus der Hand, um es für den zweiten Effekt vom Megalo zu opfern. Gemeinsam mit Mizuchi bringt der Megalo allein nun 2x 3200 ATK auf´s Feld. Beschwört man anschließend den zuvor abgeworfenen Tidal, indem man die zwei Wasser Monster aus dem Friedhof entfernt, so hat man mit 3200 + 3200 + 2600 = 9000 ATK auf dem Spielfeld. Was den Mermails jedoch (abgesehen vom guten alten Ophion) dabei im Wege stehen wird, ist die große Präsenz der Handtraps. Viele Decks spielen mittlerweile 3 Effect Veiler und 3 Maxx C, auch Flinke Vogelscheuche ist immer öfter anzutreffen. Eine große Chance schreibe ich den Mermails deshalb eher nicht zu.

Resume

Lord of the Tachyon Galaxy ist wohl eine der spielstärksten Boostereditionen, die es bisher in der YuGiOh Geschichte gab. Obwohl mit dem Mermail bereits vor LTGY ein sehr starkes Deck vorhanden war, stellen die neuen Karten den alten Primus vollends in den Schatten. Magiebuch des Urteils produziert allein mehr Kartenvorteil als nötig, während die Drachenherrscher alle alten Regeln zum Thema Ressourcen scheinbar ignorieren. Es ist schade, wenn eine Boosteredition alle alten Decks unspielbar macht. Es ist ebenfalls schade, wenn ein Matchup zu einem reinen „Virus-Gebashe“ verkommt (das Mirror Match ausgenommen). Wirklich interessant finde ich allein das Dragon Mirror, welches ich für extrem kompliziert und sehr anspruchsvoll halte. Abgesehen davon freue ich mich auf die nächste Banned List.

Hinterlasst mir gerne eure Gedanken zu dem Thema im Diskussionsthread!

Bis zum nächsten Mal,

~ Scarx

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