2. Teil der Episode:
Yu-Gi-Oh! Duel Monsters Episode 227: Letter Part III – Boku no Monogatari hajimaru
Yu-Gi-Oh! Duel Monsters Episode 227: Letter Part III – Meine Geschichte beginnt
~ * ~
April
Das Rauschen des Windes übertönte das Lachen und Schwatzen aufgeregter Duellanten, die sich scharenweise unten im Burghof tummelten. Klein sahen sie von hier oben aus, viel zu klein. Und doch schlug in jedem von ihnen ein tapferes Duellantenherz und alle waren sie voller Träume, Wünsche und Hoffnungen auf dieses Turnier gekommen.
Wie damals vor zwei Jahren, hatte Pegasus die Ansammlung von Feiertagen in der Goldenen Woche dazu benutzt, um auf seiner Insel ein Turnier zu veranstalten. Genau wie der KC Grand Prix sollte dieses Turnier jetzt regelmäßig einmal im Jahr stattfinden. Doch in Zukunft würden keine finsteren Pläne dahinterstecken. Ab jetzt war es nur noch ein ganz normales Turnier, um den besten Duellanten zu ermitteln.
Unter all den Duellanten befanden sich viele bekannte Gesichter. Jônouchi war natürlich da, auch Bandit Keith und Rebecca hatten die weite Reise aus America auf sich genommen, um ihre alte Rivalität zu erneuern. Insect Haga redete wichtigtuerisch auf eine Schar kleinerer Jungen ein, die ihm gebannt lauschten, Dinosaur Ryuzaki lieferte sich ein Spaßduell mit Esper Roba, Kajiki Ryota verspeiste genüsslich ein Fischsandwich, und Vivian Wong, die neben Mai und Rebecca die einzige weibliche Teilnehmerin zu sein schien, genoss die Sonne und die Aufmerksamkeit, die ihr zuteil wurde.
Es überraschte Yûgi nicht besonders, dass Kaiba nicht antrat. Zwar hätte er problemlos teilnehmen können, da das Turnier nicht von der KC veranstaltet wurde, und er somit keine Doppelbelastung als Organisator und Duellant zu tragen hätte. Aber offenbar hatte Kaiba ebenso wie Yûgi selbst das Interesse an Turnieren verloren. Sie hatten alles erreicht, was man als Duellanten erreichen konnte und mussten sich nichts mehr beweisen.
Das Einzige, was Kaiba nie geschafft hatte, war, Atum zu schlagen. Aber Atum war fort und Kaiba würde nicht mehr gegen ihn kämpfen können. Vielleicht war auch das der Grund für ihn, sich nicht mehr zu duellieren.
“Beautiful view, nicht wahr, Yûgi-boy?”
Pegasus war neben ihm an die Burgzinne getreten. Mit strahlendem Lächeln winkte er den Duellanten unten im Hof zu. Yûgi trat hastig einen Schritt zurück, er wollte nicht von allen angestarrt werden. Es war ihm unangenehm.
“Kein Grund schüchtern zu sein, sie freuen sich doch, wenn sie dir zuwinken können. Allerdings hoffe ich doch stark, dass sie diese fürchterlichen lauten Dinger zu Hause gelassen haben. Dieses Getröte ist reines Gift für jedes Künstlerohr.“ Pegasus verzog angewidert das Gesicht und kräuselte dabei seine lange westliche Nase.
“Kaiba-kun sagt, ein echter Duellant lässt sich von einem bisschen Lärm nicht beeindrucken,“ beeilte sich Yûgi zu erklären.
“So, sagt er das?“ Pegasus lächelte amüsiert. “War das bevor oder nachdem sich die KC die japanweiten Vuvuzela-Rechte gesichert hat und sich an den Dingern eine goldene Nase verdient? Du bist zu naiv, Yûgi-boy. Was die Leute sagen, ist nicht immer das, was sie auch denken, ganz besonders im Geschäftsleben nicht.“
“Wenn Sie meinen, Pegasus-san.“ Auch Yûgi sagte nicht immer alles, was er dachte und im Moment dachte er sich, dass er keine Lust auf diese Diskussion hatte. Er glaubte an das Gute in den Herzen der Menschen und diesen Glauben würde er sich auch nicht nehmen lassen.
“Das war japanisch für: Lass den arroganten Schnösel doch reden,“ amüsierte sich Pegasus und nun musste Yûgi doch lachen. Manchmal konnte er nur schwer daran glauben, dass dieser Pegasus von heute und der verbitterte, von Hass und Dunkelheit besessene Mann aus der Vergangenheit wirklich ein und dieselbe Person waren. Dabei verstand er nun viel besser, was der Schmerz über den Verlust eines geliebten Menschen in der Seele anrichten konnte.
“Und genau um diese Naivität beneide ich dich,“ fügte Pegasus hinzu und seine Stimme klang um einiges ernster. “Ich war verbittert und konnte meinen Verlust nicht akzeptieren. Du dagegen hast nicht den Glauben an die Menschen verloren.“
Nein, das nicht. Aber als Yûgi an das Duell mit Raphael zurückdachte, erinnerte er sich daran, dass an jenem Tag auch er die Dunkelheit im eigenen Herzen überwinden musste. Solange sein anderes Ich noch bei ihm gewesen war, war er selbst das Licht und der Pharao die Dunkelheit gewesen. Aber nun, seit er fort war, erschien es Yûgi, als trüge er selbst nun beide Seiten im Herzen, Licht und Schatten.
“Aber letztendlich ist es Ihnen gelungen, diese Dunkelheit zu überwinden,“ Yûgi wandte sich wieder an Pegasus. “Und das ist es doch, was zählt, nicht?“
Pegasus nickte zustimmend. “Und einen, nicht geringen Teil davon, verdanke ich dir, deinen Freunden und natürlich dem Pharao. Ich hoffe, er sitzt irgendwo dort oben mit einem guten Glas Wein bei meiner Cynthia und die beiden schauen uns dabei zu, wie wir uns durch die Irrungen und Wirrungen des Lebens kämpfen.
Ich weiß, dass es nicht einfach ist, Yûgi-boy. Aber dem Pharao ist es auch nicht gleichgültig, wie es dir geht. Er hat mir etwas gegeben, das ich heute an dich weiterleiten soll...“
Aibô,
erinnerst du dich an die kleine Aufgabe, die ich dir im Oktober gestellt habe? Schnapp dir einen Duellanten von der Straße und duellier’ dich mit ihm.
Hast du sie erfüllt? Wie hast du dich dabei gefühlt? Hast du wieder die Freunde und die Aufregung verspürt, das Kribbeln im Bauch, wenn man eine gute Strategie im Kopf und die richtigen Karten auf der Hand hat? Und die Nervosität, wenn man nicht weiß, ob man als Nächstes die richtige Karte ziehen wird?
Jetzt habe ich noch eine weitere Aufgabe für dich. In diesem Umschlag liegt ein Zugticket. Ich möchte, dass du nach dem Turnier in Bahn steigst und den Rest der Goldenen Woche an einem ganz besonderen Ort verbringst.
Bis dann,
------------
~ * ~
Mai
Es hatte aufgehört zu regnen und Yûgi schloss für einen Moment die Augen, um die frische, klare Bergluft einzuatmen. Als er sie wieder öffnete, um die Landschaft um sich herum zu betrachten. schien es ihm, als wäre die Zeit stehen geblieben.
Hier hatte sich wirklich nichts verändert im vergangenen Jahr. Die Reise selbst war ein wenig länger gewesen als er sie in Erinnerung hatte, da das Ticket eine günstigere Verbindung nutzte. Zuerst fuhr er mit dem Shikansen von Domino bis Sotogahama, einer der nördlichsten Städte der Hauptinsel Honshû. Von dort aus ging es mit der Kaikyô Linie durch den Seikan-Tunnel unter der Meerenge hindurch nach Hokkaidô, dann zur Hauptstadt Sapporo und schließlich mit verschiedenen Zügen weiter ins bergige Landesinnere der Insel.
Doch der Bummelzug für das letzte Stück der Reise war genau derselbe gewesen, den er letztes Jahr benutzt hatte und als er diesen an der Endstation verließ, sah er sich von grünen Tälern und luftigen Berghöhen umgeben. Nun stand ihm noch ein etwa einstündiger Fußmarsch zum Ryokan bevor, der traditionellen Herberge, in der sie letztes Jahr übernachtet hatten.
Der Ryokan lag auf halber Höhe des Nusakoro mit Blick auf das Tal. Letztes Jahr hatten Kaiba und Atum diesen Berg bestiegen, um sich hoch auf dem Gipfel zu duellieren. Es war ihr letztes Duell vor der Reise nach Ägypten gewesen und sie hatten mit Absicht diesen abgelegenen Ort gewählt, damit die Götterkarten nicht wieder für Stromausfälle und andere seltsame Phänomene sorgen konnten.
Hier gab es kaum Anzeichen von Zivilisation, denn der nächste größere Ort war mehrere Stunden entfernt. Als hier vor Tausenden von Jahren die Ainu, die Ureinwohner das Land besiedelten, hatte diese Gegend vermutlich kaum anders ausgesehen. Heutzutage hatten sich die Ainu größtenteils mit den Yamato-Japanern vermischt, aber viele der Ortsnamen auf Hokkaidô griffen noch auf die alte Sprache zurück.
Letztes Jahr hatte Kaiba den kompletten Ryokan gemietet, damit sie ungestört waren, aber dieses Jahr würden vermutlich noch andere Gäste hier ihre Ferien verbringen. Die Goldene Woche war für viele Geschäftsleute die einzige Zeit im Jahr, wo sie länger frei hatten und Urlaub mit ihren Familien machen konnten. Auch Yûgi’s eigene Familie war öfter zu dieser Zeit weggefahren, aber diesmal lohnte es sich nicht, da sein Vater sich auf einer Tagung befand.
Umso überraschter war Yûgi, als er alles still und dunkel vorfand. Strom gab es hier nur bedingt durch einen eigenen Generator, aber es brannten auch keine Öllampen am Eingang oder im Haus. Yûgi ging um die Herberge herum zu der kleinen Wohnung von Frau Takemiya, der Besitzerin des Ryokan und war sichtlich erleichtert, als er dort Licht brennen sah. Er hatte schon befürchtet, dass irgendwas nicht in Ordnung war.
Als er näher trat, konnte er hinter dem dünnen Papier der Schiebetüre die Konturen von Frau Takemiya und ihrem Ehemann erkennen, die im Flur standen. Und da war noch eine dritte Gestalt...
“...Sie werden schon bald erkennen, dass das die richtige Entscheidung ist.“ Die Stimme des fremden Mannes klang dunkel und sehr förmlich. “Es handelt sich schließlich um ein äußerst großzügiges Angebot.“
“Bitte ersparen Sie uns und sich selbst diese Floskeln.” Mit solch ausdrucksloser Stimme hatte Yûgi Frau Takemiya noch nie sprechen hören. Normalerweise war sie eine fröhliche und ausgeglichene Herbergsmutter, die stets ein offenes Ohr für die Wünsche ihrer Gäste hatte. Aber jetzt klang sie irgendwie – gebrochen. Es gab kein anderes Wort dafür.
“Ich habe den Kaufvertrag gleich mitgebracht,“ kam der fremde Mann ohne weitere Abschweifungen zum Punkt. “Gibt es einen Ort, wo wir ihn unterzeichnen können?“
“Bitte folgen Sie uns ins Wohnzimmer.“ Herr Takemiya klang nicht ganz so resigniert wie seine Frau, seiner Stimme war deutlich die unterdrückte Wut anzumerken.
Kaufvertrag? Yûgi durchfuhr es siedend heiß, plötzlich verstand er, worum es hier ging. Die Takemiyas wollten ihre Herberge verkaufen? Aber warum in aller Welt sollten sie das tun? Sie liebten doch ihren Beruf.
Strenggenommen ging es ihn natürlich nichts an, aber da war dieses unangenehme Gefühl, dass hier etwas nicht mit rechten Dingen zuging. Und er würde herausfinden, was. Das war jedenfalls besser, als hier zu stehen und Gespräche zu belauschen.
“Guten Abend, Takemiya-san,“ sagte er deutlich und ging einen weiteren Schritt auf den Eingang zu, so dass er nun im Licht stand. Nur einen Moment später wurde die Tür aufgeschoben, und überraschte Gesichter blickten ihm entgegen. “Yûgi-san,“ Takemiya erkannte ihn sofort, obwohl er erst einmal hier gewesen war. “Bitte komm doch herein, mein Junge. Ich habe versucht, dich zu erreichen, um die Buchung zu stornieren, aber deine Mutter sagte, du wärst bereits unterwegs; selbstverständlich darfst du heute hier schlafen und bekommst dein Geld rückerstattet. Wir entschuldigen uns für die Unannehmlichkeiten.“
“Bitte, Sie müssen sich nicht entschuldigen.“ Yûgi wurde leicht rot vor Verlegenheit, als das Ehepaar sich ein ums andere Mal verbeugte. “Ich… uhm…“
“Sie sind Mutô Yûgi-san, der König der Duellanten?“ Als die Takemiyas beiseitetraten, um Yûgi einzulassen, konnte er den fremden Besucher zum ersten Mal sehen. Vor ihm stand ein distinguierter Mann in einem dunklen Anzug, dessen Alter schwer auszumachen war. Sein Gesicht war nahezu faltenlos, aber sein schwarzes Haar bereits ein wenig angegraut. Trotz des spärlichen Lichts hielt er seine Augen hinter einer Sonnenbrille verborgen.
“Ich freue mich, endlich Ihre Bekanntschaft machen zu dürfen, Yûgi-san, auch wenn ich natürlich bedaure, dass diese Begegnung nicht unter angenehmeren Umständen stattfindet.“ Er verbeugte sich formvollendet und als er sich wieder aufrichtete, fiel Yûgi auf, dass sein Gesicht vollkommen glattrasiert war, bis auf einen schmalen dunklen Streifen in der Mitte des Kinns.
“Ich bin Projekt Manager bei der Kaiba Corporation.“ Wie es üblich war, stellte er sich zuerst mit Firma und Beruf vor, bevor er seinen eigentlichen Namen nannte. “Mein Name ist Mokushi Akio Ishtar. Bitte nennen Sie mich Akio.“
“Ich bin Mutô Yûgi und es freut mich, Sie kennenzulernen.“ Bei dem Namen Ishtar wusste er sofort, wen er vor sich hatte, aber es war äußerst verwirrend, Isis‘ Ehemann ausgerechnet hier zu begegnen. “Entschuldigen Sie bitte meine Neugier, aber ich habe zufällig einen Teil des Gesprächs mitbekommen. Sind Sie wirklich hier, um den Ryokan zu kaufen?“
“Nun, eigentlich möchte die Kaiba Corporation nur das Grundstück erwerben. Die Herberge wird, soweit ich weiß, abgerissen…“
Das konnte dieser Mann nicht ernst meinen. Diese Herberge befand sich seit Generationen in Familienbesitz und die Takahashis hatten ihr ganzes Leben hier verbracht. Und jetzt sollte das einfach alles verschwinden? Wo sollte das Ehepaar hin? Welches Interesse konnte Kaiba überhaupt an diesem abgelegenen Grundstück haben?
“Selbstverständlich werden die Besitzer äußerst großzügig für ihren Verlust entschädigt,“ fügte Mokushi -Ishtar hinzu. “Die Kaufsumme wird dafür sorgen, dass die Herrschaften Takemiya sich gemütlich zurücklehnen und ihren Lebensabend genießen können.“
“Gemütlich zurücklehnen und dabei zusehen, wie Ihre Firma unser Lebenswerk vernichtet.“ Herrn Takemiya platzte nun doch der Kragen. Seine Frau legte ihm beruhigend eine Hand auf den Oberarm. “Reg dich nicht auf Liebling, es hilft ja doch nichts. Wenn wir nicht einwilligen, stehen wir am Ende mit leeren Händen da.“
Das klang ja beinahe so, als hätte die Kaiba Coorperation Druck auf das Ehepaar ausgeübt. Es kann äußerst selten vor, dass Yûgi jemanden nicht mochte, aber er musste zugeben, dass Mokushi Akio Ishtar ihm immer unsympathischer wurde. Selbst wenn dieser Mann nur auf Anweisung von oben handelte. Oder vielleicht gerade weil.
“Natürlich müssen Sie die Entscheidung treffen, aber letztendlich kann die Kaiba Corporation Sie nicht zwingen zu gehen.“ Nachdenklich blickte Yûgi nach draußen. Als er letztes Jahr hier gewesen war, hatten die Kirschbäume in voller Blüte gestanden. Dieses Jahr, bedingt durch das ungewöhnlich milde Wetter, war die Kirschblüte schon fast wieder vorüber. “Hat nicht Ihr Urgroßvater diese Bäume gepflanzt, Takemiya-san? Das haben Sie mir doch letztes Jahr erzählt. Lohnt es sich nicht, für die Dinge zu kämpfen, die man liebt?“
Frau Takemiya blickte ebenfalls zu den schemenhaften Umrissen der knorrigen Bäume hinaus und Yûgi war erleichtert zu sehen, dass der gebrochene Ausdruck in ihrem Blick verschwunden war. Eine neue Entschlossenheit lag in ihren Augen. “Mokushi-san, wir haben unsere Meinung geändert. Bitte sagen Sie ihrem Chef, dass er uns nicht zwingen kann, zu verkaufen. Wenn ich Sie dann zur Tür begleiten dürfte…“
“Mit Verlaub, meine Dame, Kaiba Seto anzurufen und ihm zu sagen, dass er irgendetwas nicht tun kann, ist vielleicht nicht unbedingt die klügste Vorgehensweise.“ Mokushi hatte sich Frau Takemiya zugewandt, aber dennoch glaubte Yûgi zu spüren, dass der Blick unter den dunklen Gläsern der Sonnenbrille auf ihn gerichtet war. “ Aber ich hätte einen Vorschlag zu machen, wie diese schwierige Situation vielleicht zu lösen wäre. “
“Was meinen Sie damit?“ Yûgi bemühte sich, nicht allzu misstrauisch zu klingen, aber er wusste immer noch nicht, wie er diesen Mann einschätzen sollte. Trauen konnte man ihm jedenfalls nicht. Was hatte sich Isis nur dabei gedacht?
Anstelle einer Antwort zog Mokushi ein ziemlich teuer aussehendes Handy aus der Tasche. “Kaiba-sama? Ich bedaure außerordentlich, Sie stören zu müssen, aber es gibt leider unerwartete Schwierigkeiten mit dem Grundstückskauf. Ich erbitte somit Ihre Erlaubnis, so wie wir es besprochen hatten, die Angelegenheit mit anderen Mitteln zu regeln. Gut, natürlich, wie Sie wünschen, Kaiba-sama.“
“Was meinen Sie mit anderen Mitteln?“, knurrte Herr Takemiya misstrauisch. “Wagen Sie es ja nicht, meine Frau oder mich zu bedrohen!“ Er griff nach dem nächstbesten Gegenstand, einem alten Regenschirm und wedelte damit vor Mokushi’s Nase herum.
“Das war selbstverständlich nie meine Absicht.“ Mokushi Akio steckte das Handy ein und trat einen Schritt zur Seite, um nach dem Aktenkoffer zu greifen, der hinter ihm gestanden hatte. Diesem entnahm er eine Duel-Disc. “Ich fordere Sie, Mutô Yûgi-san. Es wäre mir eine große Ehre und zugleich ein Vergnügen, meine Kräfte mit dem König der Duellanten höchstpersönlich zu messen.“
“Nur damit ich das richtig verstehe.“ Frau Takemiya blickte zwischen Akio und Yûgi hin und her. “Sie wollen sich mit Yûgi-san duellieren, und falls er dieses Duell gewinnt, werden Sie fortgehen und uns nie wieder behelligen?“
“Das haben Sie durchaus richtig verstanden, verehrte Dame.“ Mit leisem Klicken fuhr die Duel-Disc in Angriffsposition.
“Und Kaiba Seto würde das anerkennen?“ fragte Herr Takemiya ungläubig.
Noch bevor Akio die Frage bejahte, wusste Yûgi bereits, dass es darauf nur eine Antwort geben konnte. Kaiba würde weder sein Wort brechen, noch den Ausgang eines Duells in Frage stellen. Und er selbst hatte diesem Duell zugestimmt, wenn auch im Unwissen darüber, gegen wen sein Mitarbeiter antreten würde.
Langsam wurden Yûgi einige Dinge klar. Zum einen dämmerte ihm allmählich ein Verdacht, was Kaiba für ein Problem mit dieser Herberge hatte. Dieser Ort war für ihn mit Erinnerungen verbunden mit denen er nicht mehr konfrontiert werden wollte. Und es genügte ihm nicht, einfach nicht mehr hierher zu kommen. Er wollte alles mit Stumpf und Stiel ausrotten. Genauso wie er damals jede Erinnerung an Gozaburo getilgt und sogar die Insel mit den alten Laboren und Produktionshallen der Kaiba Corporation in die Luft gesprengt hatte.
Damals hatte es ihn nicht interessiert, ob durch sein unüberlegtes Verhalten menschliche Existenzen zu Schaden kamen und offenbar interessierte ihn das auch heute nicht. Sonst würde er nicht ohne zu zögern das Lebenswerk dieser Menschen vernichten. Dafür konnte auch ein großzügiger Kaufpreis nicht als Entschädigung dienen.
Zum anderen fragte Yûgi sich, ob er Akio nicht doch falsch eingeschätzt hatte. Akio schien gar nicht wirklich daran interessiert, die Takemiyas von hier zu vertreiben. Er befand sich in der schwierigen Situation, dass er nicht gegen die Interessen seiner Firma handeln durfte, aber mit diesem Duell hatte er einen Ausweg gefunden, die Sache zu klären, ohne dass irgendjemand sein Gesicht verlor. Yûgi zweifelt nicht daran, dass Mokushi Akio ein ernst zu nehmender Gegner war, aber dennoch räumte er sich gute Chancen ein, dieses Duell zu gewinnen.
Yûgi wurde aus seinen Gedanken gerissen, als er eine Hand auf der Schulter spürte. Erschrocken wandte er sich um und blickte in das entschlossene Gesicht von Herrn Takemiya. “Wir sind bereit, dir unsere Sache anzuvertrauen, mein Junge. Du wirst ihn schlagen.“
“Ich danke Ihnen für Ihr Vertrauen, aber ich kann diesem Duell leider nicht zustimmen. Nicht in dieser Weise.“
Yûgi wandte sich Akio zu. “Ich fühle mich durch Ihre Herausforderung geehrt, aber ich kann sie nicht annehmen, da Sie in dieser Angelegenheit der Mittelsmann sind. Kaiba-kun ist derjenige, der dieses Grundstück haben will, also soll er auch persönlich hierher kommen und dafür kämpfen. Bitte übermitteln Sie ihm das.“
Akio nickte. “Ich verstehe.“ Erneut zückte er sein Handy und begann damit, Kaiba den Sachverhalt zu erklären.
“Kaiba-kun!“ Yûgi konnte sich kaum noch daran erinnern, wann er zum letzten Mal jemandem ins Wort gefallen war. “Kaiba-kun, ich weiß, dass du mich hören kannst. Warum willst du diesen Menschen ihr Zuhause wegnehmen? Ich kann nicht daneben stehen und dabei zusehen, wie du das Lebenswerk ganzer Generationen zerstörst, nur weil du nicht in der Lage bist, mit deinen Erinnerungen umzugehen. Du bist nicht der einzige, dessen Erinnerungen hier sind! Und wenn ein Duell diese Sache entscheiden soll, dann werd‘ ich nur gegen dich persönlich antreten. Morgen früh zu Sonnenaufgang auf dem Gipfel des Nusakoro! Bevor du es wagst anderen Schmerzen zuzufügen, solltest du dich zuerst deinem eigenen Schmerz stellen!“
Yûgi entspannte seine Hände, die er, ohne es zu merken, zu Fäusten geballt hatte und atmete tief durch, um sich wieder zu beruhigen.
“Yûgi-san? Yûgi-san?“ Erst einige Augenblicke später merkte er, dass Frau Takemiya das Wort an ihn richtete. “Geht es dir gut?“
“Machen Sie sich keine Sorgen.“ Yûgi wandte den Kopf, als er ein leises Klicken und anschließendes Surren hörte. Akio hatte seine Duel-Disc abgeschaltet und war gerade dabei, sie wieder wegzupacken. “Offenbar wird mir heute leider nicht das Privileg zuteil, gegen Sie antreten zu dürfen, Yûgi-san. Ich hoffe, dass wir zu anderer Zeit dazu Gelegenheit haben werden.“
“Kommt Kaiba-kun etwa hierher?“ fragte Yûgi ungläubig. Würde Kaiba wirklich über seinen Schatten springen und sich seinen Erinnerungen stellen?
“Kaiba-sama hat mich soeben darüber informiert, dass er, ich zitiere: ‘nicht das geringste Interesse an einem solch lächerlichen und unbedeutenden Grundstück hat.‘“ Akio schwieg einen Moment während sich die Takemiyas erleichtert in die Arme fielen. “ Nun, wie es scheint, ist mein Auftrag hier erledigt und ich darf mich verabschieden. Einen schönen Abend, die Herrschaften.“
In der Tür wandte er sich noch einmal zu Yûgi um. “Was für ein bemerkenswerter Zufall, dass Sie ausgerechnet heute hier Ferien machen. Auf Wiedersehen, Mutô Yûgi-san.“
War das ein Zwinkern hinter der Sonnenbrille gewesen? Hatte Akio am Ende geplant, hier auf ihn zu treffen und somit den Takemiyas zu helfen. Aber er konnte doch nicht gewusst haben, dass Yûgi heute hier sein würde, oder doch? Gut, Yûgi hatte es natürlich seiner Familie und seinen Freunden erzählt und wenn irgendjemand von ihnen in der letzten Zeit mit Isis gesprochen hatte… aber nein, das war zu unwahrscheinlich. Sicher war das alles nur ein Zufall.
“Ich weiß nicht, wie wir dir danken sollen, Yûgi-san.“ Das strahlende Lächeln auf den Gesichtern der Herbergseltern war eigentlich schon Dank genug. Aber zu einer heißen Tasse Tee würde er natürlich auch nicht nein sagen.
“Setz dich doch für einen Moment ins Wohnzimmer, mein Mann bringt dir gleich etwas Warmes zu trinken. Ich mache währenddessen dein Zimmer fertig. Oh, bevor ich es vergesse, möchtest du das Dokument abholen, das du mir letztes Jahr zur Aufbewahrung gegeben hast?“
Aibô,
ich schreibe diese Zeilen im Steingarten hinter dem Teehaus. Wusstest du, dass dieser Garten aus genau sieben Steinen besteht, dass man aber niemals alle sieben gleichzeitig sehen kann. Egal, an welchem Ort man sich befindet, man kann nie mehr als sechs auf einmal erkennen. Das ist ein Symbol dafür, dass es immer Dinge gibt, die uns verborgen bleiben.
Den Kirschgarten kann ich von hier aus nicht sehen, aber der Geruch der Blüten liegt überall in der Luft. Ich blicke hoch zum Gipfel des Nusakoro, hinter dem langsam die Nachmittagssonne versinkt. Dieser Ort trägt die Erinnerung an das letzte Duell zwischen Kaiba und mir und damit auch die Erinnerung an alle anderen Duelle die wir gegeneinander ausgetragen haben. Denn jedes Duell zwischen uns war in gewisser Weise eine Fortsetzung des vorigen Kampfes.
Damals auf dem Duel Tower sagte ich zu Kaiba, wir wären uns ebenbürtig, aber heute wird mir klar, dass diese Aussage nicht ganz zutrifft. Als ich einige Monate später vor der Wahl stand, das Siegel von Orichalcos zu benutzen, habe ich trotz deiner Warnung die Karte eingesetzt, in der Hoffnung meine Niederlage noch abwenden zu können.
In meiner Überheblichkeit und Arroganz habe ich geglaubt, ich könne die finsteren Kräfte kontrollieren, die Orichalcos mit sich bringt, anstatt. mich auf meine eigene Stärke als Duellant zu verlassen. Kaiba dagegen hat in einem Duell auf den Sieg gegen mich verzichtet, als er erkannte, dass die Pyramide des Lichts ebenfalls mit finsteren Kräften arbeitet. Obwohl er immer wie besessen von dem Gedanken war, mich zu besiegen und obwohl er nur noch einen einzigen Zug von seinem Ziel entfernt war, wollte er keinen Sieg annehmen, den er nicht mit eigenen Kräften errungen hatte. Anstatt mich anzugreifen, versuchte er, die Pyramide des Lichts zu zerstören, um die dunkle Magie aus unserem Duell zu verbannen.
Vielleicht fragst du dich, warum ich nicht auch ihm Briefe hinterlassen habe. Aber wahrscheinlich kennst du die Antwort darauf schon, er würde sie nicht lesen. Er würde sie ungeöffnet vernichten, denn er glaubt nicht an die Gefühlsbande, die durch gemeinsame Erinnerungen entstehen. Erinnerung ist ihm zuwider, sogar mehr noch als Freundschaft oder Magie. Sein ganzes Denken ist immer nur auf die Zukunft gerichtet.
Und er würde niemals zulassen, dass ihm ein anderer dabei hilft, seinen Schmerz zu tragen. Dafür ist er zu stolz.
Ich bin froh, dass ich inzwischen erkannt habe, dass es nicht Schwäche, sondern Stärke ist, die Hilfe anderer anzunehmen. Hier in der Natur kann man richtig spüren, wie alle Kräfte ineinandergreifen. Das Wasser formt die Steine, die Steine formen das Gebirge und halten die Erde fest, damit hier Pflanzen wachsen können. Die Kirschblüten fallen zur Erde und sterben, was natürlich traurig ist, weil sie ihre Schönheit verlieren. Aber dadurch können erst die Kirschen reifen und Kirschen sind lecker. Es hat also alles seinen Sinn.
Die Erinnerungen an diesen Ort gehören natürlich nicht nur Kaiba und mir, sondern ebenso dir. Ich hab‘ mit Absicht so lange gewartet, bis ich dich hierher schicke, damit die Trauer über unseren Abschied nicht mehr so frisch ist. Ich denke, jetzt bist du soweit, dass du diesen Ort besuchen und diese wunderschönen Erinnerungen genießen kannst, ohne dabei traurig zu werden. Ein bisschen melancholisch vielleicht, aber nicht mehr traurig.
Genieß‘ die Kirschblüte, die Spaziergänge, den Tee und die heißen Quellen. Und mach einfach mal Ferien.
Bis dann,
-----------
~ * ~
Juni
Es waren Sonnenstrahlen, die ihn weckten, die Sonnenstrahlen, die durch sein Dachfenster ins Zimmer fielen und ihn an der Nase kitzelten.
Yûgi unterdrückte ein Niesen und blinzelte verwirrt in den neuen Morgen. Seltsam, er fühlte sich gar nicht anders als gestern. Und dabei war heute doch ein ganz besonderer Tag.
Wie schön, dass dieser Tag ausgerechnet auf einen Samstag fiel. Keine Schule heute, stattdessen ein gemütliches Frühstück mit der Familie, und abends Party mit seinen Freunden. Obwohl er seine Freunde nun schon eine Weile hatte, erschien es ihm immer noch wie ein kleines Wunder. Früher hatte er nur seine Spiele gehabt und nur Großvater oder Mutter, die sie mit ihm spielten. Dann war Anzu dazu gekommen und jahrelang hatte es ihm genügt, nur eine einzige Freundin zu haben.
Bis er irgendwann gemerkt hatte, was er vermisste. Hatte wirklich das Millennium-Puzzle seinen Wunsch nach Freunden erfüllt oder war es letztendlich er selbst gewesen, der sich den anderen als guter Freund erwiesen hatte. Er wusste es nicht und es spielte auch keine Rolle mehr. Er hatte echte Freunde – und es gab doch nichts Besseres im Leben.
Eigentlich war es noch zu früh, um an einem Samstag aufzustehen, aber Yûgi fühlte sich jetzt wach und wollte den Tag beginnen. Er schwang die Beine aus dem Bett und suchte Klamotten zum Anziehen zusammen. Von unten drang bereits der köstliche Duft von heißem Tee in seine Nase. Schnell warf er sich eine Hose und ein T-Shirt über, schlüpfte barfuss in die Hausschuhe und lief nach unten, zu Großvater und Mutter. Vater hatte es leider nicht geschafft, den Tag frei zu bekommen, aber er hatte Yûgi eine Glückwunschkarte geschrieben, die neben seinem Teller lag.
Als Yûgi nach dem Frühstück und nach einer ausgiebigen Dusche in der untersten Schublade der Kommode nach Socken wühlte, fiel ihm wieder ein, dass es jetzt eigentlich Zeit war, einer alten Tradition zu frönen. Socken-Memory. Es war eins von den vielen Spielen, die er als kleiner Junge erfunden und regelmäßig gespielt hatte. Später, als er älter wurde, spielte er es nur noch an seinen Geburtstagen um der alten Zeiten willen.
Kurzerhand räumte Yûgi alle Socken aus der Kommode, faltete sie auf und begann sie überall im Zimmer zu verteilen. Einige Socken waren bunt, also würde es nicht schwer sein, die passenden Paare wieder zusammenzubringen. Aber bei den schwarzen und weißen Socken würde es immer noch eine Herausforderung sein.
Als die Schublade vollkommen leergeräumt war, kam dort ein kleiner weißer Umschlag zum Vorschein. Yûgi zog die Stirn kraus, konnte Atum sich wirklich gemerkt haben, dass sein Geburtstag der einzige Tag war, an dem diese Schublade komplett leer war? Hastig faltete er den Umschlag auf.
Aibô,
Morgen fliegen wir nach Ägypten und ich weiß, dass ich nicht mehr hierher zurückkommen werde. Aber bis du diesen Brief liest, wird noch ein weiteres Jahr vergehen.
Es fällt mir schwer, meine Gedanken in Worte zu fassen, denn Worte waren zwischen uns niemals notwendig. Aber nun muss ich das tun, muss Worte finden für all die Dinge, die uns ohne Worte verbanden, als wir noch zwei Seelen in einem Körper waren.
Du hast mich gelehrt, dass wahre Stärke aus der Sanftmut entsteht. Du hast mich gelehrt, dass Vergebung wichtiger ist, als Vergeltung. Du hast mich so vieles gelehrt und dafür werde ich dir ewig dankbar sein. Du bist der stärkste Duellant, dem ich jemals begegnet bin und es war mir eine Ehre, dass ich die Straße der Duellanten ein Stück mit dir gemeinsam gehen durfte.
Aber jetzt ist es an der Zeit, dass du deinen Weg ohne mich weitergehst und deswegen ist dies auch mein letzter Brief an dich. Ich weiß, du schaffst das. Ihr schafft das, du und unsere Freunde. Denn du bist Yûgi, der einzige Yûgi auf dieser Welt.
Dies ist nicht die Geschichte eines Pharaos, denn jeder von uns hat seine eigene Geschichte. Eine Geschichte, die im Licht enden wird.
Und deine Geschichte hat gerade erst begonnen.
Bis dann,
-----------
P.S. Alles Gute zum achtzehnten Geburtstag, Aibô.
“Yûgi? Hey, Yûgi!“
Yûgi’s Hände ließen das Blatt sinken und er wandte sich zur Zimmertür. Jônouchi lehnte am Türrahmen, ein leicht gekränkter Ausdruck auf seinem Gesicht. “Ich hab’ dich jetzt schon dreimal begrüßt, mich fünfmal über dieses Sockenchaos gewundert und dich mindestens zehnmal gefragt, was wir alles für die Party vorbereiten müssen. Aber du merkst ja nicht einmal, dass du überhaupt Besuch hast, du verplantes Geburtstagskind!“
“Tschuldigung, Jônouchi.“ Yûgi ging zum Schreibtisch hinüber und rückte ihn ein Stück von der Wand weg, damit er Atum’s letzten Brief zu den anderen ins Geheimfach legen konnte. Irgendwann würde er sich die Zeit nehmen und alle Briefe noch mal in Ruhe durchlesen.
Aber nicht heute. Entschlossen rückte er den Schreibtisch an seinen Platz zurück, wischte sich die letzten Spuren der Tränen aus den Augen und wandte sich dann Jônouchi zu. “Einkaufen gehen wir später, wenn Anzu und Honda hier sind, aber Anzu hat gemeint, wir sollen schon mal eine Liste machen, was wir alles an Essen, Getränken und Deko brauchen. Und du kannst dich erst mal gemütlich hinsetzen und mir dabei zugucken wie ich das Sockenchaos wieder aufräume und mir anschließend helfen, die Tatami-Matten im Zimmer auszubreiten. Da sitzen wir dann bequemer als auf dem Boden und heute Nacht können wir darauf schlafen.“
“Klar, kein Problem.“ Wie erwartet, ließ Jônouchi ein paar Sprüche über das Socken-Memory los, aber es waren gutmütige Witze und am Ende ließ er sich sogar von Yûgi’s Begeisterung anstecken und half ihm, die letzten Paare zu finden. Danach ging es ans Mattenschleppen.
Sie stapften zum Stapel hinüber und hoben die erste Matte an. “Was ist eigentlich mit den Mädchen?“ fragte Jônouchi misstrauisch und schubste die Matte in die Ecke. “Wo sollen die schlafen?“ Yûgi konnte ihm an der Nasenspitze ansehen, dass ihm der Gedanke nicht behagte, seine Schwester eine ganze Nacht lang mit Honda und Otogi im selben Raum zu wissen.
“Keine Sorge. Anzu und Shizuka schlafen nicht bei uns auf den Matten, sie kriegen natürlich das Bett. Für zwei Leute reicht der Platz und mehr Mädchen kommen nicht. Miho ist ja immer noch in Amerika und Rebecca wohnt sowieso dort. Wäre ein bisschen weit für eine Party.“
“Ach so.“ Weitere Matten folgten der ersten. “Und... na ja... nicht, dass mich das irgendwie interessieren würde, aber... was ist mit Mai?“
Yûgi schmunzelte über Jônouchi’s betont gelangweilten Gesichtsausdruck. “Wir haben leider keine E-Mail oder Postadresse von ihr, aber ich hab’ ihr eine Nachricht im KCDN geschickt. Allerdings, als ich heute morgen nachgesehen habe, war die Nachricht noch im Postausgang, also glaub’ ich nicht, dass sie sie gelesen hat.“
“Wie gesagt.“ Jônouchi verpasste der letzten Matte einen kräftigen Tritt. “Nicht, dass mich das auch nur im Geringsten interessieren würde...“
Erneut musste Yûgi grinsen, aber er zog es vor, diesen Satz unkommentiert zu lassen.
“So, alles an seinem Platz.“ Zufrieden blickte Jônouchi sich im Raum um. “Wie viel Zeit haben wir denn noch bis Honda und Anzu hier sind?“ wollte er unvermittelt wissen.
“Etwa eine halbe Stunde, warum fragst du?“ Yûgi blickte auf die Uhr, um sich zu vergewissern. “Nein, Jônouchi, das geht nicht, wir wollten doch noch den Essensplan und die Einkaufsliste für heute Abend machen...“
“Ach komm schon!“ Jônouchi setzte seinen Hundeblick auf. “Nur ein ganz ganz kurzes!“
“Na gut.“ Yûgi ließ sich erweichen. “Aber nur ein kurzes!“
Für eine Weile sagte keiner ein Wort, sie grinsten sich nur gegenseitig an.
Dann schrieen beide im selben Moment los: “Duell!“
Tsuzuku... (to be continued)
Ending Song
Keiner weiß genau, wie du dich fühlst.
Keiner weiß, wofür dein Herz noch schlägt.
Keiner weiß, warum du heute spielst.
Keiner weiß, was dich durchs Leben trägt.
Dein Herz, ist allen stets ein Zeichen,
ein strahlend goldnes Licht
Wahrheit, schaut dir in deine Seele,
und tief in dein Gesicht.
Deine Hand, hält alles Schöne fest,
wir greifen nach den Sternen.
So komm mit mir, es ist soweit, wir glauben an die neue Zeit
Unser Weg ist noch unendlich weit...
Keiner weiß genau, wie du dich fühlst.
Keiner weiß, wofür dein Herz noch schlägt.
Keiner weiß, warum du heute spielst.
Keiner weiß, was dich durchs Leben trägt.
Dein Blick, lässt mich tiefer schauen
als jeder Ozean
Hoffnung sagt, wir können's schaffen,
wir fangen es gemeinsam an.
Freundschaft weiß genau, wie du dich fühlst.
Freundschaft weiß, wofür dein Herz noch schlägt.
Freundschaft weiß, warum du heute spielst.
Freundschaft weiß, was dich durchs Leben trägt.
Freundschaft ist’s, was dich durchs Leben trägt.
ZitatAlles anzeigenEnding Credits
Fun Facts for Freaks: Bevor die Ägyptologen hier alle im Dreieck springen, wir wissen, dass die ägyptische Geschichte etwas anders verlaufen ist, als sie in Yu-Gi-Oh dargestellt wird. Einen Pharao Atum hat’s nie gegeben, aber sein historisches Vorbild war vermutlich Tutankhamun, der letzte “echte“ König der 18.Dynastie, der als Teenager unter mysteriösen Umständen starb. Danach kam der alte Berater Ay auf den Thron (vielleicht das Vorbild für Shimon), danach der Feldherr Horemheb und danach begann die 19.Dynastie mit Ramses I, der ebenfalls Feldherr war. Pharao Set war der Sohn von Ramses, und eigentlich erst der zweite König der 19.Dynastie, aber Takahashi hat wohl Ay, Horemheb, und Ramses mal eben in die Tonne gekippt und Set direkt auf Tutankhamun bzw. Atum folgen lassen, damit es für die Story besser passt. Künstlerische Freiheit nennt man das.
Auch wir haben uns die Freiheit genommen, uns nicht immer an historische Tatsachen halten. Wobei ihr aber keine Angst vor altägyptischen Pommes Frites haben müsst, ganz blöd sind wir zum Glück auch nicht.
Fleißigen Serienguckern wird aufgefallen sein, dass der “Ort der Erinnerung“ vom Monat Mai nicht aus der Serie stammt. Das Duell auf dem Berggipfel ist eine kleine Anspielung an meine andere Fanfic Schicksalsduellanten, die man aber nicht kennen muss, um die Zusammenhänge zu verstehen. Eigentlich kann die Szene ganz gut für sich selbst stehen.
In der nächsten Folge erwartet uns...
Oh, diese Jungs! Da sollen sie eine Party vorbereiten und was tun sie stattdessen? Sich duellieren! Gibt es denn nichts Wichtigeres als diese ewigen Karten? Eine gehörige Standpauke werden sie bekommen, wenn ich sie dabei erwische!
Aber was wir zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht wissen können ist, dass sich an einem anderen Ort etwas zusammenbraut. Im Steinkreis der verlorenen Seelen führt eine Priesterin ein geheimnisvolles Ritual durch und ruft Duellanten aus längst vergangenen Zeiten zu einem seltsamen Wettstreit herbei. Mehr darüber gibt es in der nächsten Folge: Yûjô no Duel – Yûgi tai Jônouchi! (Das Duell der Freundschaft, Yûgi vs. Jônouchi)
Duel Standby!