Also ich gehöre zwar nicht zur spielenden Community, aber die ganze Geschichte erinnert mich doch sehr daran, was ich selbst in meinem Schachverein erlebt habe. Wahrscheinlich trifft dies auf jede Gemeinde von Spielern oder Sportlern ab einer gewissen Größe zu, dass sich die Frage nach der Professionalität und der Größe stellt.
Viele Probleme habe ich auch mitgemacht. Am Anfang, als ich sieben Jahre alt war, waren noch ziemlich viele gute Spieler dabei. Zu dieser Zeit war Schach noch sehr populär (wie es ja im ganzen ehemaligen Ostblock noch zutrifft) und es gab keine Probleme, an Nachwuchs zu kommen. Dies änderte sich jedoch mit der Zeit und immer weniger Leute kamen dazu. Gleichzeitig haben aber viele Leute auf halbem Weg aufgehört, sei es durch Interessenverlust, sei es durch Wegzug, sei es später aus beruflichen Gründen oder Studium, sodass ich in meiner Altersklasse 22 +/- 6 Jahre der einzig Verbliebene bin. An der Basis jedoch ist mittlerweile wieder einiges an Potential vorhanden, vor allem dank Kinder chinesischer und vietnamesischer Einwanderer, die Schach als gutes Hobby für ihre Kleinen ansehen. Kurz, das Image ist deutlich besser geworden.
Anderen Sportarten geht es ähnlich. Tennis hatte ja nach Becker und Graf einen kurzfristigen gewaltigen Boom erlebt, aus dem Nichts heraus. Wer kennt heute denn mehr als zwei Tennisspieler auswendig? Auch in Sportarten wie Handball und Eishockey stöhnen die Macher mittlerweile über massive Teilnehmerrückgänge. Und so wundern mich solche Berichte über örtlich geringe Spielerzahlen und mittendrin aufhörende Spielerzahlen wenig bis gar nicht. Denn auch das Yu-Gi-Oh-TGC ist ja nichts weiter als ein großes Spiel oder Hobby.
Ich muss jetzt betonen dass ich nicht weiß, in wie fern solche Strukturen schon verankert sind, aber vielleicht sollte man an die Gründung von Vereinen denken. In diesen könnten erfahrenere Spieler jüngeren Spielern in direkten Duellen oder auch in Vorführungen die Grundlagen des Spieles beibringen. Man könnte Vereinsdecks zusammentragen, sodass man sich auch an anderen Decks mal probieren kann - das Wissen um andere Kombinationen als seine Standartzüge dürfte sich sicherlich positiv auf das eigene Spiel auswirken. Und die Eltern dürften sicherlich auch weniger Bedenken haben, ihr Kind einem Vereinsmitglied anzuvertrauen als einem beliebigen Erwachsenen. Somit könnten sich die älteren Spieler auch direkt neue Konkurrenz "heranzüchten" und jedem wäre geholfen. Man könnte auch "Tag-Duelle" abhalten, in denen jüngere und Ältere zusammenspielen und ihnen so direkt die Gründe oder Ideen hinter ihren Zügen zeigen.
Viele mögen jetzt kommen und sagen, dass das Spiel ein Einzelspiel sei, dass jeder sein eigenes Geld in sein eigenes Deck steckt und die Idee gemeinsamer Decks oder ähnlichen Dingen ganz absurd sei. Jeder kämpft ja schließlich nur für sich und sein eigenes Weiterkommen. Sich zusammen zu tun oder gar Karten zu sponsern ist totaler Unsinn. Aber von der Seite ist Schach ja nicht anders: Jeder will für sich gewinnen und seine Strategien zum Erfolg bringen, jeder könnte sich ein eigenes Brett kaufen und seine Schachlehrbücher nur für sich behalten statt diese anderen zu leihen. Aber so kommt man nicht voran, so lernt man nichts und wird immer auf einer niedrigen Stufe festsitzen. Nur durch das gegenseitig zeigen und leihen kommt man voran, ich spreche da aus Erfahrung. Und natürlich wird es dennoch einige Spieler geben die irgendwann herausbrechen, so ist es in allen Sportarten oder Vereinswesen (Briefmarkensammeln?) und so wird es immer sein. Aber gefestigte Strukturen könnten zum einen mehr Anlauf bewirken und zum anderen mehr Spieler halten.