Neue Liste? Warum nicht gleich neues Format?

So lange es Yu-Gi-Oh! gibt, beschweren sich Spieler über das aktuelle Format. Das Format sei zu schnell, zu langweilig, zu monoton oder zu skillos. Es gab immer wieder Versuche, neue Impulse in das Spiel einzubringen. Teamturniere, Tag-Duelle, Bestiary-Turniere und Deck-Master Duelle sind nur einige Ideen, die in den letzten Jahren umgesetzt wurden. Auf der YCS Chicago wird nun ein neues Format vorgestellt, das eventuell mehr als nur ein Spaßformat sein könnte: Das „Special Format Win-A-Mat Public Event“. Dieses Format richtet sich besonders an Spieler, die langsamere Formate mögen und somit im derzeitigen Metagame nicht so viel Spaß haben.

Im folgenden Artikel möchte ich euch das neue Format vorstellen und versuche zu schauen, inwieweit es wirklich massentauglich ist.


Die Regeln


Wenn man sich heutige Decks anschaut, wird man merken, dass die Beschwörungseinschränkungen des Regelwerks nicht besonders viel bewirken. Ein Spieler darf nur eine Normalbeschwörung pro Zug durchführen, kann aber unendlich viele Monster spezialbeschwören. Da Feldpräsenz eine wichtige Ressource im Yu-Gi-Oh! Kartenspiel ist, nutzen viele Decks diese Lücke aus und zielen darauf ab, viele Spezialbeschwörungen in einem Zug durchzuführen. Decks, die diese Fähigkeit nicht besitzen, können nur sehr selten im Metagame mithalten. Weiterhin können einige Decks ohne eine Beschränkung der Spezialbeschwörungen sehr einfach 8000 Schaden in einem Zug verursachen, sodass viele Spiele in nur einem Zug enden können. Genau auf dieses Problem geht das neue Format ein. Auf diesem Turnier ist es Spielern nur erlaubt, dreo Beschwörungen in einem Zug durchzuführen, wobei es auch für diese Beschwörungen Einschränkungen gibt. Es gibt 3 Arten von Beschwörungen, die man jeweils nur einmal pro Zug fabrizieren darf:


  1. Eine Normalbeschwörung/Setzen/Tributbeschwörung pro Zug
  2. Eine Beschwörung aus dem Extra Deck
  3. Eine andere Spezialbeschwörung


Man sollte dabei beachten, dass Pendelbeschwörungen als Beschwörung aus dem Extra Deck UND als andere Spezialbeschwörung gelten, da man durch sie auch Monster aus der Hand beschwören kann. Alle Karten, die bestimmte Arten von Beschwörungen einschränken, behalten ihre Effekte. Eine Leere der Eitelkeit verhindert beispielsweise immer noch Spezialbeschwörungen. Außerdem gelten diese Einschränkungen natürlich auch für den Zug des Gegners. Man darf also immer noch in der gegnerischen End Phase Ruf der Gejagten aktivieren, um dann in seinem eigenen Zug eine weitere Kopie der Karte zu aktivieren.

Dabei sollte man auch beachten, dass es nicht möglich ist, eine weitere Beschwörung durch bestimmte Effekte zu erhalten. Doppelbeschwörung ist in diesem Format also nutzloser als Hinotama. Falls beispielsweise zwei Kopien von Getrieberiese X gleichzeitig zerstört werden würden, könnte man zwar mit beiden Effekten ein Monster im Friedhof wählen, das man spezialbeschwören möchte, der zweite Effekt würde aber verpuffen.

Welche Vor- und Nachteile ergeben sich aus dem neuen Format?


Alles wird langsamer


Wie ich vorher schon erwähnt habe, wird das Tempo sehr stark eingeschränkt. Viele der heutigen Decks leben von ihren Spezialbeschwörungen. Ich denke, dass diese Tempominderung eher positiv zu bewerten ist, da die Spiele dadurch länger dauern und man in mehr Situationen kommen kann, in denen man überlegen muss. Dies könnte wiederum dazu führen, dass der bessere und nicht der glücklichere Spieler sich häufiger durchsetzt. Weiterhin hilft dieses Format natürlich den schwächeren Decks, da viele Decks (Burning-Abyss, Yosenju, Mermail) ihre Explosivität verlieren. Das Drachenherrscherdeck wäre in diesem Format beispielsweise nicht besonders stark, da es jede Runde nur einen Drachenherrscher auf das Feld legen könnte, welchen man relativ einfach entsorgen kann. Besonders Controldecks wird dieses Format gefallen, da sie nur selten mehrere Spezialbeschwörungen in einem Zug durchführen. Da es immer noch möglich ist, zwei Level 4 Monster auf das Feld zu bringen und dann ein Xyz-Monster zu beschwören, werden sicherlich auch diese Rank 4 Decks wieder stärker werden. Dies ist gut, da es sehr viele dieser Decks gibt und somit eine hohe Vielfalt geben könnte.


Trotzdem ist natürlich nicht jede Neuerung dieses Formates als gut zu bewerten. Durch die beschriebene Deckvielfalt ist es nur sehr schwer, sein Side Deck optimal einzurichten. Im normalen Metagame gibt es meistens nur drei bis vier Decks, die man auf einem Turnier erwarten kann. Deshalb ist es relativ einfach, sein Side Deck auf die wichtigsten Matchups vorzubereiten. Wenn man dagegen Probleme hat, sein Side Deck perfekt zu bauen, ist das Turnierergebnis eines Spielers glücksabhängiger, da man einfach hintereinander mehrere schlechte Matchups erwischen kann, ohne etwas dagegen zu tun.

Außerdem könnte es passieren, dass in diesem Format Decks, die die Community eigentlich hasst, sehr stark sein könnten, da Decks wie Chain-Burn oder Exodia nicht auf Beschwörungen angewiesen sind.


Trotz der vielen negativen Punkte werden – meiner Einschätzung nach - die positiven Aspekte überwiegen, da es die Spieler häufiger zum Nachdenken zwingt. Trotzdem sollte man als Spieler wissen, dass das Spiel in diesem Format ein anderes Spiel ist.

Doch wie genau beeinflusst das bestimmte Karten? Welche Karten sollte man lieber nicht spielen?


Finger Weg von diesen Karten!


Viele Karten, die man im normalen Format spielen kann, werden im neuen Format nutzlos sein. Das zählt besonders für Karten, die einem Spieler weitere Normalbeschwörungen ermöglichen. Aus diesem Grund könnten Decks wie Constellar, Evilswarm und besonders das Donnerdeck große Probleme bekommen, da sie auf diese Mechanik zurückgreifen. Sternzeichenkundler-Pollux und Übelschar-Castor sind die wichtigsten Karten der jeweiligen Decks und da ihre Effekte nicht mehr genutzt werden können, könnten diese Decks es schwer haben, konstant ihre wichtigen Xyz-Monster zu beschwören. Zwar habe ich die Rank 4 Decks vorher gelobt, aber auch diese Decks verlieren ihre Explosivität. Weil viele dieser Decks auf Kagetokage zurückgegriffen haben, war es manchmal möglich, drei Monster in einem Zug zu beschwören, um Rank 4 Xyz-Monster zu beschwören, die drei Materialien benötigen. Dies ist nun nicht mehr möglich. Auch das Satellardeck verliert dadurch einiges an Stärke, da sie nun nur noch durch Ruf der Gejagten größere Kombos starten können.


Noch schlimmer getroffen hat es aber Eishand und Feuerhand. Diese beiden Karten lebten davon, dass sie sich gegenseitig suchen können, um einfach ein relativ großes Feld abzuräumen. Nun kann man zwar immer noch den Effekt einer Hand aktivieren, dies reicht aber häufig nicht als Schutz. Ähnliche Probleme haben andere Floater wie Riesenratte oder Mystische Tomate, die aber im derzeitigen Metagame natürlich nicht besonders relevant sind.


Welche Decks können erfolgreich sein?


Decks, die nicht unbedingt auf die vielen Beschwörungen angewiesen sind, werden dieses Format natürlich lieben. Besonders das Vulkanischdeck muss hier erwähnt werden, da es kaum Spezialbeschwörungen braucht und eher durch seine Fallen- und Zauberkarten überzeugen kann. Dieses Deck kann im normalen Format schon ziemlich gut mithalten und wird – im Gegensatz zu den Konkurrenten – durch die Einschränkungen nicht behindert. Andere Decks, die ähnlich agieren, haben die gleichen Vorteile. Das Spellbook-Deck braucht meistens nur ein Monster auf dem Feld, um ins Rollen zu kommen und würde in diesem Format sicherlich gute Ergebnisse erzielen. Ähnlich verhält es sich mit Monarchendecks, die häufig pro Zug nur eine Normalbeschwörung durchführen und deshalb sich gar nicht auf das neue Format einstellen muss. Von den Top Tier-Decks wird wohl Qliphort am wenigsten eingeschränkt. Es kann immer noch jede Runde pendelbeschwören und eine gewaltige Monsterarmee auf das Feld legen. Natürlich sind auch Burning Abyss, Shadoll und Nekroz noch spielbar, sie werden durch die neuen Regeln aber sehr stark eingeschränkt.


Ausgenommen vom Qliphortdeck sind also zum größten Teil Controldecks in diesem Format ziemlich stark. Das liegt daran, dass diese Decks pro Runde meistens nur noch zwei Monster aufhalten müssen, um erfolgreich zu sein. Dafür kann man Fallenkarten sehr gut nutzen. Fallenkarten werden also wohl das entscheidende Element dieses Formats sein, da man nicht mehr die Möglichkeit hat, soviele Monstereffekte zu benutzen. Deswegen glaube ich auch, dass das Chain-Beat Deck, das nur sehr wenige Monster – aber bis zu 25 Fallenkarten – spielt, ein Geheimfavorit dieses Formats sein kann. Es hat ein ziemlich gutes Matchup gegen Controldecks, kann Floogates wie Leere der Eitelkeit und Makrokosmos im Main Deck spielen und braucht fast gar keine Spezialbeschwörungen.

Da die Controldecks das Format wohl dominieren werden, könnte es passieren, dass das Chain Burn Deck eines der erfolgreichsten Decks des Formats wird, da es gegen diese Decks meistens gute Matchups hat. Aus diesem Grund – und weil Fallen generell beliebt sein werden – wird Königlicher Erlass einer der wichtigsten Side Deck Karten werden. Man könnte sogar Jinzo wiedersehen.


Eine neue Hoffnung?


Am Ende muss man sich die Frage stellen, inwieweit diese neuen Regeln wirklich ein gutes Format hervorbringen können. Es gibt mehrere Vor- und Nachteile, die – je nach individueller Interpretation – unterschiedlich ausgelegt werden können. Manche Spieler lieben Formate, in denen es nur ein Deck gibt, da die besseren Spieler die Mirror Matches gewinnen würden. Andere Spieler mögen aber lieber diverse Formate, da die Monotonie der immer gleichen Decks sie langweilt. Aus diesem Grund wird es auch unterschiedliche Meinungen zu diesem neuen Format geben. Falls dieses Turnier ein Erfolg sein wird, möchte Konami auf weiteren Turnieren andere Formate einführen, die das Spiel auf andere Arten verändern. Ich bin mir ziemlich sicher, dass dieses Format ein Erfolg wird, da viele Spieler, die von dem normalen Format gelangweilt sind, hier die Chance haben, sich auszuleben.

Was haltet ihr davon? Glaubt ihr, dass ihr in diesem Format Spaß hättet oder findet ihr, dass das „normale Metagame“ reicht? Sollte es so etwas auch auf den deutschen Turnieren geben? Welche Regeln können eurer Meinung nach das Format interessanter gestalten? Über euer Feedback würde ich mich freuen!