Wie ich schon beinahe vermutet hatte, ist der Feedback-Thread des letztwöchigen Artikels immer noch nicht gerade an Diskussionen übergelaufen oder übergesprudelt. Dies allerdings zurecht, da viele von den Schiedsrichtern womöglich eine wichtige Sache noch nicht wissen, die ihnen die Sicherheit beim Beantworten der Fragen genommen hat und sie somit lieber gar nicht gepostet haben.

Einige lagen auch falsch, haben sich dennoch getraut, ihre Möglichkeiten zu präsentieren - was ich toll finde! :)


Wie dem auch sei, jedenfalls wird euch diese Sache heute näher gebracht werden - solltet ihr sie nicht doch vielleicht schon kennen. Aber auch für diejenigen, die sich bereits mit dieser Art von Materie im Player Management auskennen, wird es heute möglicherweise wichtige Ergänzungen zum eigenen Wissen geben. Vielleicht habt ihr aber auch alles richtig beantwortet und höchstens Kleinigkeiten vergessen in eure Antwort mit einzubringen?


Nur, wenn ihr die Fragen aufmerksam lest und sie dann dem entsprechend ausführlich beantwortet, könnt ihr auch beim Siebverfahren für die Pharaoh Tour Stopps und Nationals Pluspunkte sammeln!


"Lösung" Szenario 1

Hier ging es um die Spielsituation zwischen Tolga und Ali, wo nun zur Frage stand, ob der Mobius der Frostmonarch durch Boden unter den Füßen wegziehen zerstört wird oder nicht.


Wichtig an dieser Stelle ist, die Reaktionen der Spieler nicht überzubewerten. Selbstverständlich sind beide Spieler angespannt, daher braucht ihr weder Tolga noch Ali hier ein Warning für unsportliches Verhalten zu geben - höchstens dann, wenn sie sich beim Diskutieren tatsächlich beleidigt haben sollten. Ihr könnt den Spielern allerdings selbstverständlich eine Ermahnung geben und die Verwarnung androhen, falls sie sich nicht bessern.


Sicher ist zu diesem Zeitpunkt jedenfalls schon einmal, dass die beiden Spieler sich kaum um eine ausreichende Kommunikation bemüht hatten. Immerhin ist es vielen Leuten möglich, sich vor dem Match abzusprechen, ob sie zum Beispiel Prioritäten oder Phasen oder ähnliche Geschichten ausdrücklich ansagen wollen oder nicht. Hier ist also auf jeden Fall die doppelte Verwarnung für den "Verfahrensfehler - Geringfügig (Procedural Error - Minor)", nämlich fehlerhafter Kommunikation zwingend notwendig - sowie der Hinweis, dass diese Spielstrafe bei Wiederholung aufgewertet werden kann (falls es einem der beiden Spieler schon jetzt das zweite Mal passierte, könnt ihr hier über ein Game Loss nachdenken).


Doch kommen wir nun zum eigentlichen Problem an dieser Spielsituation: Ihr müsst nun entscheiden, ob ihr Ali den Vorteil gebt und Tolgas Boden unter den Füßen wegziehen nicht erlaubt, da Ali den Effekt "nicht aktiviert" hat - oder, ob ihr den Vorteil an Tolga abgebt, indem Alis Möbius der Frostmonarch durch die Konterfallenkarte zerstört wird.


"ruling by intent"


ist das Stichwort, das viele Schiedsrichter oftmals verwenden, wenn sie den beiden Spielern erklären, warum sie die Situation wie folgt auflösen:

Denn die Tatsache, dass Ali eines seiner Monster opfert, um einen Monarchen auszuspielen, muss ihn eigentlich dazu zwingen, den Effekt des Monarchen zu benutzen - denn nur so würde er richtig Vorteil machen können. Wir gehen als Schiedsrichter in solchen Fällen also IMMER davon aus, dass der Spieler die Absicht ("intent") hat, seine Aktion so durchzuführen.


Demnach muss Ali mit der Konsequenz leben, dass sein Monarch zerstört und auf den Friedhof gelegt wird. Da kann jetzt der Einspruch kommen "Und was, wenn ich die Karte wirklich nicht zerstören wollte?", der allerdings durch ein "Dann hättest du das am besten während der Beschwörung gesagt" ausgehebelt wird.

Übrigens ist das, was Ali euch erzählt hat, nicht zwingend - beziehungsweise zumindest nicht in meinen Augen - eine Lüge und somit braucht ihr ihn nicht für das Belügen von Turnieroffiziellen disqualifizieren, das wäre nicht allzu korrekt. Immerhin mag es ja wirklich so gewesen sein, dass er die Karte gesehen hat. Oder dass er den Effekt des Monarchen nicht hätte nutzen wollen. Die Disqualifikation ohne Preise ist hier also tatsächlich absoluter Unsinn!



Szenario 2

Diese Situation kam unglücklicherweise dadurch zustande, dass sich der Gegenspieler nicht an einen Schiedsrichter gewendet hat, als er sich nicht sicher war, ob Horus, der Schwarzflammendrache LV8 überhaupt durch Ruf der Gejagten aufs Spielfeld kommen darf. Da man aber nie wissen kann, ob der Spieler sich hier unsicher war, wird hierfür selbstverständlich keine Spielstrafe vergeben, sondern lediglich ein Hinweis für die Zukunft verhängt.


Wir befinden uns zu jenem Zeitpunkt vor einem irreparablen Spielzustand wieder. Diese wurden bis 2006 immer so gehandhabt, dass das laufende Spiel wiederholt werden musste (man nannte dies "Double Game Loss"). Da beide Spieler die korrekte Ausführung eines Effektes missachtet haben, müssen sie jeweils eine Verwarnung für diesen geringfügigen Verfahrensfehler erhalten. Doch können wir das Spiel hier nicht einfach weiterlaufen lassen, denn einer der beiden Spieler hat sich in diesem Szenario durch die "Missachtung" seines eigenen Effektes einen unglaublichen Vorteil erhascht, der das Spiel entscheiden hätte können.


Bestrafung zum Nachteil des Vorteiles


Tatsächlich hat Alex durch die Spezialbeschwörung seines Horus, der Schwarzflammendrache LV8 durch Ruf der Gejagten einen schwerwiegenderen Verstoß begangen, denn er griff seinen Gegner mehrmals an und bewahrte ihn davor, dass Max z.B. Blitzeinschlag aktivieren könnte. Dieser ist also aktiv dabei, das aktuelle Spiel zu verlieren - weil Alex einen seiner Effekte falsch ausspielt. Und da heutzutage keine Spiele mehr "einfach so" wiederholt werden dürfen, muss auch eine unabsichtliche Tat von Alex' Seite aus hier mit einem Spielverlust bestraft werden!

Dies nennt man "Bestrafung zum Nachteil des Vorteiles", denn der Spieler, der sich durch das falsche Spielen einen Vorteil verschaffte, erhält nun eine Bestrafung (das Game Loss) und diese ist selbstverständlich zu seinem Nachteil.


Nun gibt es eigentlich nur noch eine Sache zu beachten: Diese Situation fand in der siebten Vorrunde an einem der vorderen Tische statt. Ich wäre hier jetzt nicht übereifrig, allerdings ist es selten so, dass irgendwelche random Noobs in den letzten Vorrunden weit vorne mitspielen. Da dies so ist, haben diese Spieler in der Regel auch oftmals die entsprechende Erfahrung, dass sie eben nicht einen Ruf der Gejagten auf einen Horus, der Schwarzflammendrache LV8 ausspielen.

Es kann also gut möglich sein, dass Alex dir in diesem Szenario eine erfundene Ausrede aufhalsen will, er habe das ja nicht gewusst und ein Schiedsrichter habe ihm dies vorher mitgeteilt. Doch falls ihr nicht jener Überzeugung seid (also falls ihr nicht denkt, dass er euch in diesem Augenblick anlügt), braucht ihr auch nicht über eine Disqualifikation für Alex nachzudenken. Ich persönlich würde es - wenn nicht gerade an Alex' Erklärung etwas ernsthaft enorm eigenartig ist - schon beim Game Loss belassen, da dieses schon ausreichend Bestrafung ist - meiner Meinung nach.


Anhand der eben erklärten Vorgehensweise bezüglich Bestrafung des Vorteiles können wir uns nun auch dem dritten der Beispiele widmen und es auflösen.



Szenario 3


In diesem Szenario gab es das Problem, dass der Effekt des Light and Darkness Dragon falsch ausgespielt wurde. Das Problem war, dass Friedhofseffekte von den Spielern missachtet wurden und nun der eine feststellen muss, dass er durch dieses falsche Spielen das Match verlieren müsste. Da ihr seht, dass sich der Spieler mit dem Light and Darkness Dragon einen Vorteil verschafft hat, gebt ihr ihm kurzerhand ein Game Loss für seinen Vorteil!



...



... na ja. Nicht ganz.


Diese Situation unterscheidet sich vom Horus-Szenario ganz gehörig. Dort war es so, dass Max' Zauberkarten über mehrere Züge hinweg negiert, seine Monster vernichtet und seine Lebenspunkte heftig verringert wurden. Wollte man den Game State hier reparieren wollen, würde man hier alleine schon in der Theorie viel zu viel "kaputt machen" als man reparieren würde. Man gäbe Max die ganzen negierten Zauberkarten zurück, würde versuchen, anhand der Aussagen beider Spieler die Monsteranzahl und alles andere Mögliche wiederherzustellen und schon hat man 60 Minuten gebraucht, um den Game State wiederherzustellen. Daher war in Szenario 2 diese Lösungsmöglichkeit keineswegs passabel - denn der Game State ist irreparabel.

Anders ist dies hier im LADD-Szenario. Hier wurde lediglich eine Sakuretsu-Rüstung (korrekt) negiert und die beiden Friedhofseffekte der Mystische Tomate und des Sangan nicht, so dass zudem noch ein Schicksalsheld - Disc Commander auf die Hand kam (übrigens war die ATK des Light and Darkness Dragon selbstverständlich bei 2300 und nicht bei 1800, allerdings hat das keiner von euch gemerkt, hehehehehehe!).

An dieser Stelle habt ihr als Schiedsrichter unterschiedliche Optionen:

  • Ihr entscheidet euch dazu, den Spielzustand dabei zu belassen und gebt beiden Spielern ein Warning.


  • Ihr beginnt, den Spielzustand zu "reparieren":

    - ihr reduziert die ATK und DEF des Light and Darkness Dragon um jeweils 1000 Punkte und gebt beiden Spielern ein Warning.

    - und gebt - falls ihr es für korrekt haltet - den Schicksalsheld - Disc Commander und den Sangan zurück ins Deck und lasst es mischen (die Lebenspunkte durch den Sangan bleiben unberücksichtigt, denn sonst würdet ihr wieder zu viel am Spielzustand zerstören).


Beides ist hier möglich, wobei ich persönlich dazu tendieren würde, den Game State reparieren zu wollen. Wie ihr bei der zweiten Auswahlmöglichkeit allerdings schon gesehen habt, gibt es hier auch wieder unterschiedliche Ansätze, da ran zu gehen. Denn man kann hier grundsätzlich auf jeden Fall schonmal die Angriffs- und Verteidigungskraft des LADD anpassen und beiden Spielern ein Warning geben. Und es bleibt nun noch zu überlegen, ob man die Karten zurück ins Deck gibt, durch die sich Manuel einen Kartenvorteil verschafft hat!

Hier muss man allerdings selbst abwägen, ob man dies für sinnvoll hält oder nicht - ich persönlich halte es in dieser Situation für sinnig, da der Spieler ja den aufgenommenen Disc Commander noch nicht durch z.B. Schicksalsziehen abwarf oder den Sangan durch Topf der Trägheit ins Deck zurückgemischt hat (wie auch, bei offenem LADD). Da das Deck vor und nach dem Mischen zufällig vermischt ("randomisiert") ist, ist das hier eine sehr gute Möglichkeit, den Spielzustand wiederherzustellen.


Natürlich gibt es auch in diesem Szenario wieder die Möglichkeit, dass Manuel gecheatet haben könnte - jedoch muss ich hierauf nun nicht mehr genauer eingehen, das kennt ihr ja schon. :)






Tops und Flops


Top: Vergesslichkeit

Diese Woche ist es besonders in, vergesslich zu sein. Vor 3 Wochen teilte ich UDE mit, dass ich am Pharaoh Tour Finale terminlich verhindert sein werde. Eine Woche später erfuhr ich, dass ich Head Judge dort sein sollte - doch konnte ich das immer noch nicht.


Und heute wurde ich gefragt, mit wem ich mein Hotelzimmer denn teilen wolle.


Kein Kommentar...


Flop: Keine Ideen!

Allmählich gehen mir die Kolumnen-, sowie die Tops-und-Flops-Themen aus, weshalb ich euch bitten möchte, gegebenenfalls Ideen in die Feedback-Threads hineinzuspammen! Vielen Dank.



Greets,

Harti

Antworten 13

  • Interessant auch mal Judge Perspektiven zu erleben, is schon nicht gnaz einfach immer korrekt zu entscheiden aber man versucht's ja nach bestem Wissen und Gewissen.
    War jetzt nicht die Überkolumne aber auch mal ganz nett.


    SPAM:
    Keine Themen mehr ?
    Ach was, irgendwas findet sich doch immer...gerade jetzt fällt mir nur auch nix ein. ^^

  • ich finde es sehr interesant

  • Ist ein GL in Szenario auf jeden Fall falsch?


    Zu neuen Themen: Über Karten mit seltsam - funktionierenden Effekte philosophieren. Also nicht nur Rulings dazu beschreiben, sondern mal einen logischen Hintergrund herführen.


    Sowas fände ich mal interessant :P


    MfG, Guardic

  • finde die Szenarios und die Judges Hintergründe ganz gut, bin sicher Harti hat noch mehr davon auf Lager... auch die "auf das nächste Turnier Vorbereitungstipps" sind immer willkommen...

  • Neues Thema:
    -Wann wiederhole ich denn ein Spiel?
    (Naja, kann ja eigendlich so gut wie nie vorkommen)


    Ansonsten sind rnd-hinterhältig gestellte Player Management-Fragen ja eigendlich immer ein gutes Thema...



    TOPs/FLOPs:
    Kann ja gar nicht sein, dass dir da nichts zu einfällt...


    Entdecke doch alte Sachen neu...
    Gibts z.B. keine Leute mehr, die dich über ICQ nerven?

  • Zur Monarchen-Situation:


    Spielt es denn so eine große Rolle, ob er den Monarchen-Effekt hätte nutzen wollen oder nicht? Sein Gegner hat Boden unter den Füßen wegziehen aktiviert und das ist doch auch sein gutes Recht, egal ob der Monarch die Karte hätte zerstören wollen oder nicht.


    Dir gehen die Themen aus? Das kommt mir in letzter Zeit verdammt bekannt vor. Da du ja der "Judge-Schreiberling" zu sein scheinst ( ;) ), würde ich vorschlagen, dass du mal einige Judges befragst, wie sie...


    ... dazu gekommen sind, Judge zu werden.
    ... was ihnen geholfen / nicht geholfen hat.
    ... wie sie sich vor Turnieren auf denen sie judgen müssen, vorbereiten.
    ... usw.


    Es wäre sicherlich sehr interessant, einige Ansichten dazu zu hören, aber bitte nicht im Interview-Stil sondern eher so als Geschichte.


    Mehr fällt mir im Moment auch nicht ein. Ich hoffe, das reicht dir als Idee. Ich meine, hey: Es ist gleich 02:00 Uhr. ;)


    MfG


    Lex


  • Voltanis! :deal:
    Wäre für Neulinge und manch andere User bestimmt interessant.



    MfG Nuke

  • jo interresant,
    auch wenn ich kein judge bin finde ich die kolumne SEHR OK....



    ps:wegen den ideen,
    wie wärs etwas übers das klauen auf pts zu berichten,was auch für judges interresant sein könnte. ;)

  • Zitat

    Original von Lex Luthor
    Sein Gegner hat Boden unter den Füßen wegziehen aktiviert und das ist doch auch sein gutes Recht, egal ob der Monarch die Karte hätte zerstören wollen oder nicht.


    Wenn ein "Mobius the Frost Monarch" seinen optionalen Trigger Effekt nicht aktiviert, dann kann "Pulling the Rug" auch nicht aktiviert werden...
    Man kann sich also einen Vorteil verschaffen, indem man behauptet, dass der Gegner den Effekt eigendlich aktivieren wollte und man somit "Pulling the Rug" auch hätte aktivieren können...

  • Aha. Spielerische Feinheiten. Davon verstehe ich nix. ;)


    Lex

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