Worüber will die Community lesen?

Oha, in der vergangenen Woche hat sich ja wieder mal ordentlich etwas getan. Während mein Artikel über die Ressourcen in Yu-Gi-Oh! nur für wenig Gesprächsstoff sorgen konnte, zählt der Feedback-Thread bezüglich einer Set-Rotation mittlerweile stolze 8 Seiten. ^[1] Grundsätzlich würde ich zwar gerne wieder Spielmechaniken – oder noch allgemeiner gefasst – "Spieltheorie" mit euch diskutieren, allerdings denke ich, dass man nach 2 Wochen in Folge auch mal wieder eine Pause machen sollte.

Entsprechend soll es heute ein "Meta-Artikel" werden, wobei ihr hier "meta" nicht im gebräuchlichsten Yu-Gi-Oh! Sinn verstehen dürft. Es soll also nicht um "das Metagame" gehen, sondern um einen Meta-Artikel zum Thema "Artikel schreiben". Heißt: Wir befassen uns mit der Theorie des Artikel schreibens und ich möchte euch heute erklären, welche Themen sich grundsätzlich für einen eigenen Artikel eignen und welche nicht. Immerhin stellt das die perfekte Steilvorlage für euch dar, auch mal wieder etwas Content für eTCG.de beizusteuern, nachdem mir momentan etwas die Zeit fehlt.

Fangen wir vielleicht erstmal mit den "Don'ts" an. Wenn ihr nicht in einen dieser Themenbereiche abdriftet, so hat euer Artikel direkt sehr viel mehr Chancen, auch gelesen zu werden.

• Vergleiche mit anderen TCGs

  
  

  Der Tellerrand ist nicht unbedingt der beste Freund des durchschnittlichen Yu-Gi-Oh! Spielers. Daher interessiert es ihn auch nicht sonderlich, was sich jenseits von ihm abspielt. Wollt ihr also der Community erklären, wie viel besser das Spiel eurer Ansicht nach wäre, wenn es "echte Ressourcen" geben würde, wie in Magic, so könnt ihr euch bereits auf nicht wenige Flames im Feedback-Thread gefasst machen.

  Klar, man kann das dann möglichst positiv formulieren und auch die Vorzüge von Yu-Gi-Oh! noch einmal klar heraus arbeiten, aber am Ende wird hier der fade Beigeschmack die Oberhand gewinnen und der Thread ins Negative abdriften.

• Set-Rotationen

  
  

  Ja, dieser Punkt hat einen furchtbar aktuellen Bezug. Unabhängig von Nimrods Artikel, der vorgestern online gegangen ist, habe ich aber für mich schon vor einiger Zeit festgestellt, dass es sich hier um ein Tabu-Thema handelt. Jede Diskussion über eine mögliche Rotation mit Yu-Gi-Oh! Spielern endet üblicherweise im Chaos.

  Dabei kann ich ihre Meinung durchaus nachvollziehen. Als WoW Spieler habe ich miterlebt, wie uns eine Set-Rotation aufgezwungen wurde. Zunächst waren maximal 30% der Community irgendwie mit der Idee von rotierenden Sets einverstanden. "Was mache ich denn dann mit meinen Karten aus dem ersten Block?", war eine der meistgestellten Fragen. "Ich will aber [ die und die ] Karte weiterhin spielen!", war das wohl beliebteste Gegenargument. "Vielleicht wird Jäger mal wieder spielbar?", war die größte Hoffnung. Doch ich schweife ab...

  
  

  Jedenfalls hat man es den WoW Spielern "rein geforced". Und trotz der vielen Bedenken, musste nach den ersten paar Turnieren fast jeder für sich selbst feststellen, dass die Rotation tatsächlich gut war. Zugegeben, aktuell fällt mir der Wiedereinstieg ins Constructed sehr schwer, weil ich fast 1 Jahr lang keine Constructed Decks mehr gebaut habe und das liegt primär an der Rotation... ^[2]

  ... aber die Alternative wäre eben ein "starres" Format, in dem in jedem Magier-Deck die gleichen 3 Fähigkeiten sicher zum Einsatz kommen, in jedem Allianz-Deck dieselben Verbündeten, usw.

  Ihr kennt das ja, bei Yu-Gi-Oh! nennt man die Karten eben "Staples".

  
  

  Ich könnte euch jetzt ellenlang erklären, warum es egal ist, dass Karte A weniger wertvoll wird und dass all die gefühlten Nachteile einer Rotation im Grunde nur halb so schlimm sind. Ich habe es aber aufgegeben. Ich glaube einfach, dass sich der Großteil der Yu-Gi-Oh! Community nicht ändern will. Man will halt ein Spiel haben, bei dem man durch glückliche Topdecks mühelos alles dreht, auch wenn sich der Verlierer nach der Runde bei seinen Freunden ausheult und ihnen erzählt, wie er weggeluckt wurde.

  Bevor ich mich jetzt aber in dem Thema verliere nur kurz die Ergänzung, dass so ein Artikel wohl schon jede Menge Aufmerksamkeit erzeugt, aber nicht zwangsweise "gut ankommt". Habt ihr kein Problem damit, ein wenig zu polarisieren, dann spricht nicht mal etwas gegen einen solchen Artikel. ^[3]

• Jubiläumsartikel

  
  

  Da sich die meisten Fragen, die Yu-Gi-Oh! Spieler beschäftigen, rund um eigene Decks, Karten oder Strategien drehen, braucht ihr ihnen keinen Mist aus eurem Leben zu erzählen. Sollte eure Kolumne also fantastische 50, 100, 150, 200, usw. Ausgaben erreicht haben, dann erwähnt es am besten in einer Fußnote und kommt nicht auf die Idee, dass ihr euch aufgrund eurer Leistung einen Artikel verdient habt, in dem ihr mal über etwas schreiben könnt, was euch beschäftigt. Das interessiert nämlich sonst keinen.

• Alternative Formate

  
  

  Hier kratzen wir wieder an einem Thema, das im Artikel zur Set-Rotation angesprochen wurde. Ich meine hier aber nicht nur ein solches anderes Constructed-Format, sondern insbesondere auch alles, was den Bereich Limited betrifft. Versucht erst gar nicht, den durchschnittlichen Yu-Gi-Oh! Spieler zu erklären, dass es sowas wie Drafts (in anderen Spielen – womit wir wieder gegen eine andere Regel verstoßen!!!) gibt, denn sie kennen und wollen NUR Advanced spielen.

Ihr seht schon, es gibt eine ganze Menge Themen, die man am besten nur in der Theorie im eigenen Kopf ausarbeitet. Kommen wir jetzt auf die Themen, über die man grundsätzlich schreiben kann, aber wenn, dann muss man es richtig angehen. Sonst geht der Schuss gehörig nach hinten los.

• Building on a Budget:

  
  

  Seltsamerweise sind Kartenpreise im Allgemeinen immer ein riesiges Thema in der Community. Thematisiert man diese Problematik, so sind einem häufig ein paar Hits sicher. Wichtig dabei: Das Schlüsselwort "Geld" muss IMMER im Titel des Artikels stehen. Das erklärt auch, warum Flukes Artikel mehr Hits als die ähnlichen Artikel von Dönerschreck oder von mir haben.

  Wobei mein Artikel da direkt einen weiteren Punkt verdeutlicht:

• Spieler-Psychologie

  
  

  Wieder ein Thema, dem man sich mit Vorsicht nähern sollte. Andere Autoren haben hierzu schon längst den Spruch: "Schreib nicht über Spieler-Psychologie, außer du heißt soulwarrior", geprägt. Daher lasst ihr am besten die Finger davon, falls ihr nicht schon zumindest ein paar Artikel verfasst habt.

• Event-Previews

  
  

  Es steht mal wieder eine Europameisterschaft an und ihr denkt euch, man könnte mal etwas über das Event bzw. die Stadt, in der das Event stattfinden wird, schreiben? Keine unendlich schlechte Idee, aber auch keine wirklich gute. Obwohl 2 von 10 Spielern auf quasi jedem Event eine Story erzählen können, wie sie sich verfahren haben, ihr Hotel viel zu schlecht gebucht haben oder wie sonst irgendwas schief gegangen ist, interessiert es niemanden, wie man am schnellsten zum Event kommt oder wo man sich am besten einquartiert.

  Selbst wenn man so einen Artikel wirklich gut aufzieht und mit einer Google-Map vollstopft sowie jeder Menge Links zu hilfreichen Seiten, die euch dabei helfen, eine Unterkunft aufzutreiben, wird man nicht auf wirklich sehenswerte Hit-Zahlen kommen.

Das vervollständigt gleichzeitig die Themen, über die man zwar schreiben kann, aber nicht unbedingt schreiben sollte. Bleiben also nur noch die...

Jeder Horst kann einen Artikel über folgende Themen raus hauen und sie werden trotzdem immer unfassbare Hit-Zahlen erreichen.

• IRGENDWAS über die Banned List

  
  

  Allein das Wort "Banned List" im Betreff eures Artikels verdoppelt dessen Hit-Zahl instant. Yu-Gi-Oh! Spieler klicken ALLES, wo Banned List drauf steht, unabhängig davon, ob auch wirklich Banned List drin steckt.

  Egal ob ihr eure frei erfundene Banned List präsentiert, irgendwas über eine vergangene Banned List schreibt, die nächste Banned List voraussagt oder die aktuelle Banned List kritisiert. Es wird immer geklickt und es wird auch Feedback regnen, weil jeder Spieler sich diese oder ähnliche Gedanken schon 800mal gemacht hat. Ich bin mittlerweile davon überzeugt, dass echte Duellanten auch Banned Listen im Traum basteln...

• Themen über Pros

  
  

  Entweder ihr basht mal wieder die Verhaltensweisen von den Pros oder ihr stellt euch auf ihre Seite und erklärt dem Rest der Community, dass sie einfach keinen Skill haben. Es ist recht egal, weil das Thema automatisch polarisiert und unabhängig davon, was im Artikel eigentlich steht, jeder seine eigene Meinung zum größeren Thema "Gibt es Pros oder nicht?" abgeben muss. Lasst euch davon nicht aus der Fassung bringen, am Ende zählen nur die Hits!

• Deck Features

  
  

  Fällt euch sonst gerade mal wieder nichts mehr ein, so ist ein Deck Feature stets eine gute Wahl für einen Artikel. Ähnlich wie bei Artikeln über Banned Listen verhält es sich auch bei Deck Features so, dass der Artikel automatisch mehr Aufmerksamkeit erzeugt, wenn eine Deckliste drin ist. Das geht sogar soweit, dass ihr den kompletten Inhalt im Artikel getrost in den Abfluss kippen könnt, denn selbst wenn er NUR aus Decklisten besteht, so wird er locker noch 70% aller anderen Artikel abhängen (was in diesem Fall tatsächlich zutrifft – der Artikel hatte damals bis zu 5mal höhere Klickzahlen als alle anderen, die im selben Monat veröffentlicht wurden).

• Previews

  
  

  Die Top X Karten aus [ Set, das bald erscheint ], das brandneue Themendeck aus [ Duelist Pack, das bald erscheint ] und alle Artikel dieser Art erzielen grundsätzlich immer solide bis unendlich gute Klickzahlen. Meist sind auch die Folgediskussionen im Feedback-Thread recht belebt, so dass es automatisch gut abgeht. Das sollten aber alles keine neuen Erkenntnisse für euch sein, das wusstet ihr bestimmt schon.

• Cheating

  
  

  Wir nähern uns der Champions League unter den Artikelthemen. Cheating ist ein absolut zeitloses Thema, das mittlerweile schon seit mehreren Jahren immer wieder für unendlich viel Aufmerksamkeit sorgt. Und das, obwohl sich hier – anders als bei der Banned List – noch nie was geändert hat. Es sind nach wie vor dieselben Techniken, es sind häufig sogar dieselben Leute, die seit all den Jahren für Gesprächsstoff sorgen und es sind immer wieder dieselben Geschichten... trotzdem wird das Thema nicht alt.

  Von daher kann man auch immer mal wieder aufs Neue etwas über diese Problematik schreiben und man wird auch immer wieder ein paar schlafende Hunde treffen, die dann ihren Senf dazu abgeben müssen.

• Weiberscheiß

  
  

  Und hier haben wir ihn, den unangefochtenen Champion in der Klasse der Themen, über die wirklich jeder Horst schreiben kann und bei denen es trotzdem Hit-Zahlen vom anderen Stern hageln wird: Weiberscheiß!

  
  

  Egal ob ihr darüber schreibt, wie man Frauen als TCG Zocker abschleppt, wie das so als Frau ist, ein "Männerspiel" zu spielen oder es um sonst IRGENDWAS geht, bei dem Frauen in irgendeiner Form vorkommen, ihr habt den Homerun gelandet! Wirklich.

  
  

  Natürlich lässt das den interessanten Schluss zu, dass wir in unserer Community ganz viele Nick Nöterichs am Start haben, die voll drauf aus sind, endlich mal einen Schuss zu landen, aber auch das klingt nicht ganz unwahrscheinlich...

  
  

  Jedenfalls ist das für mich die unangefochtene Nummer 1 unter den Artikelthemen, die man auch immer wieder mal ausgraben sollte.

Das war mein keiner Leitfaden bezüglich der Themen, die euch beschäftigen. Als kleine Hausaufgabe habe ich noch mal 2 Themengebiete, bei denen ich von euch wissen möchte, wo ihr sie einordnen würdet: Interviews sowie Judge- und Volunteer-Themen. Ich bin gespannt, ob das für euch "so so" Themen sind, über die man mal schreiben kann oder ob ihr die direkt unter den "No Goes" einordnet und pauschal sagt, dass das nie ankommt. Vielleicht sind es ja eurer Ansicht nach sogar richtig gute Themen, also lasst es uns auf jeden Fall im Feedback-Thread wissen!

soul

Nachdem viele von euch bereits vor ein paar Wochen das Vergnügen hatten, wieder mal eine Sneak zu spielen, ist es jetzt auch seit über 2 Jahren wieder mal für die WoW'ler soweit. Morgen wird in Berlin die Sneak Preview zu Crown of the Heavens stattfinden, bei der es sich um eine von nur 3 weltweit handelt. Das klingt automatisch schon nach Spaß, da jede Menge coole Leute aus allen Teilen Europas Berlin unsicher machen werden!

Ein weiterer Trend, den ich in der vergangenen Woche ausmachen konnte, sind Online TCGs. So geht schon bald eine Beta-Version von Carte online, einem free2play Titel, der sich grundsätzlich an das Magic- oder eben WoW-Publikum richtet. Trotzdem würde ich auch euch dazu raten, mal rein zu sehen, denn wer weiß, evtl. begeistert euch ja so ein Ressourcensystem doch?!

Auf meinem Blog habe ich dazu auch schon die ersten paar Eindrücke vom Spiel zu Papier gebracht.

Wie sich heraus stellte, ist es gar nicht so gut, Kunden immer zu erklären, was man alles tun kann. Vielmehr haben diese üblicherweise irgendwelche Probleme und wollen wissen, wie man diese lösen kann. Entsprechend habe ich meine Firmen-Homepage noch einmal etwas umgebaut und bilde jetzt den typischen Weg zu einer erfolgreichen Webseite ab. Ich bin gespannt, wie viel Anklang das neue System finden wird.

^[1] Übrigens zählt der Artikel von letzter Woche aktuell noch mehr Hits, doch das wird sich wohl noch in den kommenden Tagen ändern.

^[2] Sollte sich jemand fragen, wie ich dann trotzdem noch auf Turniere fahren kann, so lautet die Antwort: Limited. Das spiele ich nach wie vor oft und dazu auch noch gern. Für die Constructed-Teile in den Events muss ich mir dann halt ein Deck leihen, aber das funktioniert ganz gut.

^[3] In der Hinsicht müssen wir uns ja mittlerweile alle vor Großmeister Nimrod verbeugen.