Die drei Gestalten kamen langsam näher. Langsam erkannte Bomaru genauere Umrisse. Was auch immer sie waren, sie schienen...so unglaublich das klingen mochte... kleiner zu werden. Bomaru war verwirrt. Er hatte schon von Tieren gehört, die durch Gerüche Illusionen hervorrufen konnten, aber das hier entbehrte jeglicher Logik. Was waren das also für Gestalten, die kleiner wurden, je dichter sie kamen?
*Bomaru umfasst seinen Stab noch fester*
Er hatte keine Wahl. Das Knurren, das inzwischen von den Wesen zu kommen schien, wurde immer aggressiver. Er musste die Initiative ergreifen und sie zuerst attackieren. Nur dann hatte er das Überraschungsmoment auf seiner Seite, nur dann hatte er eine Chance. Bomaru schürte sein Feuer noch ein letztes Mal, bevor er blitzschnell seine Bewegung begann. Er stürmte auf die Wesen zu. Doch was war das? Sie schienen ihn zu bemerken und reagierten in Windeseile. Sie bückten sich und sprangen auf ihn zu...
Das letzte, woran Bomaru sich erinnern konnte, als er erwachte, war ein Gefühl von drückender Kälte auf seinem Brustkorb. Nun lag er. Aber WO lag er? Und war das wirklich eine Felldecke, die nun auf ihm lag? Schlagartig wurde ihm klar, in was für einer miesen Situation er war. Er lag immernoch auf dem Höhlenboden, und was da auf ihm war, hatte mit einer Felldecke, wenn überhaupt etwas, dann nur das Aussehen gemeinsam.
"Verdammter Nachtalb!" Bomaru entzündete mit allerletzter Kraft in seiner rechten Hand eine Flamme und rammte seine Hand frontal in die Luft. Sie verfehlte weder ihr Ziel, noch ihre Wirkung. Der Nachtalb gab ein Kreischen wie Stein auf Schiefer von sich, erhob sich einige Meter in die Luft und verbrannte zu einem kleinen Häufchen Asche.
"Schwein gehabt."
Was ihm da gerade begegnet war, war eines jener Wesen, vor denen ihn sein alter Meister zu Beginn seiner Reise gewarnt hatte. Nachtalben waren, solange sie am Tageslicht waren, nur simple kleine Käfer. Sobald sie sich aber in einer Dunkelheit, wie sie in diesem Tunnel existierte, befanden, breiteten sie ihre mehrere Quadratmeter großen Saugdecken aus. Mit diesen Gift versprühenden Chitin-Gebilden voller Saugrüssel waren sie in der Lage, innerhalb weniger Stunden ein großes Tier komplett auszusaugen. Was übrig blieb, waren Knochen und Sehnen.
Bomaru hatte großes Glück, das er scheinbar nur einige Minuten bewusstlos gewesen war, sonst hätte er niemals noch genug Kraft gehabt, seine Flamme zu entzünden.
*Bomaru erhebt sich und klopft seine Kleidung vom Staub frei.*
Als Bomaru seine Augen erhob, kam ihm nur ein Gedanke:"Oh, shit." In welchen Teil dieses Tunnels er auch gerade war, er WOLLTE hier absolut nicht sein. Vor ihm waberten mehrere Dutzend Nachtalben über den Boden. In diesem Moment war es ihm völlig egal, wen er gesehen hatte, kurz bevor ihn der Nachtalb überfallen hatte. Er schritt langsam rückwarts, in der Hoffnung, die Nachtalben hatten ihn nicht bemerkt. Im Nachhinein ein völlig lächerlicher Gedanke, hatte er doch gerade einen der ihren in einem wunderschönen Feuerwerk ins Grab geschickt. Es kam dann auch so, wie es kommen musste: Die Nachtalben begannen, sich Bomaru zuzuwenden. Dieser sah nur eine Hoffnung: Rennen, und zwar so schnell ihn seine Füße tragen konnten. Auch wenn es vielleicht feige erschien, er wollte sein Leben zumindest so lange behalten, bis er seinen Hass loswerden konnte.
Bomaru machte einen gigantischen Satz in Richtig hinten und begann zu laufen.
Es war erstaunlich, wie schnell diese Käfer hinter ihm her kamen. Nachdem er sein erstes Dutzend Schritte hinter sich hatte, hatten die Alben schon betrachtlich aufgeholt. Laufen fiel also als Option doch aus. Bomaru würde sein Leben wohl tatsächlich aushauchen, wenn nicht plötzlich ein Wunder geschah.
*Bumm*
Natürlich, ein kleiner Höhleneinsturz tat's auch. Bomaru sprang in eine kleine Felsspalte. Nur wenige Augenblicke später fielen riesige Felsbrocken von der Decke und Licht strömte herein. Bläulich-grünliches Licht. "Seltsam...wenn auch recht hilfreich." Bomaru konte sich ein krzes Grinsen nicht verkneifen. Sein Schutzengel hatte scheinbar ein gutes Timing. Nun spürte Bomaru, wie Müdigkeit ihn übermannte. Er wollte eigentlich wach bleiben und herausfinden, wer den Einsturz verursacht hatte. Aber so erschöpft, wie er momentan war, gab es zwei Möglichkeiten:
Entweder er hatte es mit Feinden zu tun und würde so oder so sterben, denn wehren konnte er sich auch im wachen Zustand nicht mehr.
Die andere, und ihm weitaus sympathischere Möglichkeit war, dass es sich um ihm freundlich gesinnte Wesen handelte. Dann hätte er die Chance, seine Kraft zu regenerieren und etwas zu schlafen.