• Begegnung




    Sie trafen sich in einem Park an einem wunderschönen Sommertag. Es wimmelte nur so von lächelnden Menschen, die den herrlichen Tag genossen. Die Enten im Teich hatten heute viele nette Besucher, die ihnen schmackhafte Brotkrumen zuwarfen. Mütter schoben ihre Kinderwägen durch den Park, trafen sich zu freundlichen Gesprächen mit anderen Müttern.


    Auf einer bequemen Bank im Schatten saß ein älterer Mann mit gütigem Gesicht und beobachtete mit Freude im Herzen das bunte Treiben im Park. Ein Mittvierziger mit hektischen roten Flecken im Gesicht setzte sich schnaufend neben ihn. "Was für eine Hitze heute!", stöhnte er. "Die Sonnenstrahlen lassen die Menschen zusammenkommen. Sie verbindet sie", meinte der ältere Mann. "Ich habe noch so viel zu tun, bin so im Stress, aber diese Hitze macht mich fertig. Wie soll ich das alles nur schaffen?", meinte der andere. "Im Park finden die Menschen einen Platz der Ruhe", sprach der ältere Mann. "Diese vielen Menschen! Haben die nichts zu tun? Sind wohl alles Rentner, Mütter und Arbeitslose!", meckerte der Mittvierziger. "Zu oft ziehen sich die Menschen voneinander zurück, jeder geht seinen eigenen Dingen nach. Hier kommen sie ins Gespräch, tauschen sich aus, finden heraus aus ihrer Einsamkeit", meinte der ältere Mann. "Was die wohl alles zu reden haben, ist doch alles vergeudete Zeit. Die sollten lieber arbeiten und somit etwas Sinnvolles tun!", sagte der andere. "Ein gutes Gespräch kann der Beginn einer wunderbaren Freundschaft sein", sprach der ältere Mann. "Und all die Mütter, die reden doch bestimmt nur über Windelwechseln und Kindergarten", sagte der Hektische. "Die Mütter sind froh, einmal ihre Sorgen mit anderen Müttern zu teilen, sind sie doch so oft durch ihr Baby isoliert von anderen", erwiderte der gutmütige Mann. "Und jetzt muss ich noch den ganzen großen Park durchqueren, bis ich endlich zum Bus gelange. Ich werde wohl meinen Termin verpassen", stöhnte der andere. "In der Ruhe liegt die Kraft. In der Hetze und Eile übersehen wir das Wesentliche, sehen die kleinen guten Momente nicht, die zusammengefügt, unser Leben bilden", sagte der ältere Mann. "Ob ich mir ein Taxi rufen sollte?", fragte der Mittvierziger und kramte nach seinem Handy. "Hetze ist kein guter Antrieb. Sieht man nur den riesengroßen Berg vor sich, fühlt man sich wie gelähmt. Sinnvoller ist es, erst einmal einen Kieselstein abzutragen", sprach der ältere Mann. "Besetzt, so ein Mist. Und sowas nennt sich Taxiservice, dass ich nicht lache!", schimpfte der andere. "Lachen ist Balsam für die Seele, wenn es ehrliches, frohes Lachen ist, welches von Herzen kommt", erwiderte der ältere Mann. "Oh, diese Hitze, selbst hier im Schatten schwitze ich wie verrückt", jammerte der Hektische. "Die Sonnenstrahlen erwärmen die Herzen der Menschen und schaffen somit Frohsinn und Leichtigkeit", meinte der ältere Mann. "Das kann ja heiter werden, oje, wenn das so weitergeht, wird das ein grässlicher Tag!", meinte der andere schwitzend. "Jeder Tag sorgt für sich selbst. Ihn bewusst zu erleben, darin liegt die Kunst", sprach der Gutmütige. "Was mach ich denn jetzt nur? Mit dem durchgeschwitzten Hemd kann ich unmöglich zu dem Kunden gehen?", sagte der andere grübelnd. "Zweifel sind ein wichtiger Weg, unsere eigenen Fragen zu beantworten. Sie gehören zum Leben wie Traurigkeit und Freude", sprach der ältere Mann. "Außerdem bin ich jetzt so demotiviert, da werde ich bestimmt nicht gut sein im Verkaufsgespräch", sagte der andere. "Der Glaube an sich selbst ist das Wichtigste überhaupt. Er ermöglicht es, Berge zu versetzen", meinte der ältere Mann. "Ach, ist doch sinnlos, vielleicht sollte ich dort anrufen und mir einfach eine Notlüge einfallen lassen", dachte der andere laut. "Den Sinn vermag sich der Mensch selbst zu geben, ebenso die Sinnlosigkeit. Er muss sich dessen nur bewusst werden", sprach der gutmütig Lächelnde. "Ob sie mir das auch abkaufen werden? Riskiere ich damit meinen Job? Herrje, was mach ich nur?", fragte der Hektische. "Ehrlichkeit ist das beste Argument. Sie ist der richtige Weg", sprach der ältere Mann. "Ich muss irgendwie versuchen, mir noch schnell ein frisches Hemd irgendwo zu besorgen und weiter die Taxizentrale anzurufen, bis ich durchkomme", sagte der andere. "Oft ist man festgefahren, muss loslassen, damit sich ein anderer Weg zeigt", erwiderte der ältere Mann. "Immer noch besetzt. Ja, ist das denn zu fassen? Es hat sich wohl alles gegen mich verschworen heute!", schimpfte der Hektische. "Verbissenheit führt zu Gram und Verbitterung, Gelassenheit hingegen zu Erleichterung und Heiterkeit", sprach der Lächelnde. "Ich muss los, vielleicht schaff ich es ja noch. Vielen Dank für das nette Gespräch, auch wenn ich nicht viel von dem verstanden habe, was Sie gesagt haben. Wie heißen Sie? Ich heiße ‚Oberflächlichkeit’ ", sagte der andere und sprang auf. "Ich weiß, ich heiße ‚Tiefe’ ", sprach der gütig Lächelnde.