Ein erster Rückblick auf die DM 2014

Am letzten Wochenende fand nun also die deutsche Yu-Gi-Oh! Meisterschaft 2014 statt. Mit Matthias Lempa hat ein eher unbekannterer Spieler das Turnier mit einem Bujin-Deck gewonnen. Viele Spieler dachten, dass die HAT-Decks - benannt nach den Bestandteilen des Decks: Hands, Artifacts und Traptixmonster – das Turnier dominieren werden. Wurde diese Vorhersage bestätigt oder gab es Überraschungen? Hat Seelenlast das Spiel wirklich so sehr zerstört, wie viele Spieler es glaubten? Im folgenden Artikel möchte ich euch meine Gedanken zur abgelaufenen deutschen Meisterschaft vermitteln. Dabei sollte beachtet werden, dass die Meisterschaft gestern stattfand und somit die vorhandenen Informationen (besonders zu den Decklisten) nicht vollständig sind. Außerdem konnte ich das Event selber nicht besuchen. Dies ist aber auch der einzige Grund, warum der Artikel so aktuell erscheinen kann. Aber auch hier schon einmal: Glückwunsch an den deutschen Meister Matthias Lempa!


Bujin – Die größte Überraschung?



Nachdem eher mit anderen Decks gerechnet wurde, hat doch Bujin das Turnier gewonnen. Neben dem Sieg gab es noch ein weiteres Bujn-Deck in den Top8. Auch das Dragon Duel wurde von diesem Deck gewonnen, so dass man es sicher nicht Zufall nennen kann, obwohl das Deck beispielsweise auf der österreichischen Meisterschaft keine Erfolge einfahren konnte. Doch was ist die Besonderheit des Bujin-Decks? Eine große Stärke gegen viele Decks ist Kolosseum des Kaisers. Diese Karte kann Decks, die sich darauf spezialisieren, viele Monster spezialzubeschwören – wie zum Beispiel Mermail oder Drachenherrscher – im Alleingang auskontern. Auch Decks, die unbedingt Xyz-Monster beschwören wollen, haben keine Chance dies zu tun, da ein guter Bujin-Spieler selten mehr als 1 Monster auf dem Feld liegen hat. Dies kann besonders auch gegen das extrem starke Geargia-Deck helfen, das zwar Vorteil erwirtschaften kann, aber Probleme bekommen wird, große Monster zu beschwören. Das Deck ist also doch ein extrem starkes Stun-Deck. Doch warum hat es denn nun auch gegen die HAT-Decks gewonnen und somit nicht den Kürzeren gezogen?

Dies liegt natürlich an den ganzen Möglichkeiten, seine eigenen Monster zu schützen. Ob es nun zielende oder zerstörende Effekte sind, das Bujin-Deck hat auf fast jede Art von Effekt eine Antwort. Diese Karten sind auch nicht so einfach zu umspielen, da kaum ein Spieler in seinem Main Deck Karten spielt, die Monster aus dem Friedhof entfernen, oder etwas gegen Monster auf der Hand anrichten können. Außerdem hat das Deck in seiner neuen Form neben dem Control-Aspekt auch noch die Möglichkeit, relativ schnell viel Schaden auf das Feld zu legen. Durch Bujin Arasuda und Bujin Hirume – beide von unserem deutschen Meister gespielt, wie man in seinem Featured Match nachlesen kann – hat das Deck noch weitere wichtige Monster neben Bujin Yamato und Bujin Mikazuchi bekommen.

Feuerformation – Tenki und Topf der Gegensätzlichkeit machen das Deck zusätzlich extrem konstant und sorgen dafür, dass man fast immer die Karten auf der Hand hat, die man haben möchte. Zusätzlich hat der deutsche Meister auch einige Fallenkarten gespielt und dabei zum Beispiel auch auf Fallgruben - Albtraum der Fallenstellerin gesetzt, um beispielsweise Xyz-Monster zu entsorgen.

Meiner Meinung nach hat genau dieses Deck gewonnen, weil es besonders dadurch, dass es Kolosseum des Kaisers spielen kann, sehr stark gegen viele Spam-Decks ist. Gleichzeitig aber kann der Spieler sich auch vor zerstörenden und zielenden Effekten schützen Dies führt dazu, dass auch andere Stun- und Control-Decks Probleme gegen das Bujin-Deck haben werden.


Die Tops – Was gab es sonst noch zu sehen und warum?


Neben 2 Bujin-Decks konnten auch noch 2 Mermail-Decks die Top8 erreichen. Nachdem das Deck schon auf vorherigen Turnieren immer gut abgeschnitten hat (beispielsweise konnte Umut Serin damit die türkische Meisterschaft gewinnen), kam der Erfolg sicher nicht unerwartet. Das Deck ist sicherlich das stärkste Deck, das von Seelenlast profitiert hat, auch wenn beispielsweise in der Deckliste der türkischen Meisterschaft nur eine einzige Kopie zu finden ist. Die Karte bietet dem Mermail-Deck noch mehr Möglichkeiten, extrem viele starke Monster zu beschwören. Das Deck hat eigentlich kaum schlechte Matchups und ist mit einem perfekten Start nur extrem schwer zu besiegen.

Weiterhin sah man natürlich 2 Traptix-Hand-Decks in den Tops. Wenn man den Berichten aus Bochum trauen kann, haben – nach dem großen Erfolg dieser Decks auf der YCS Philadelphia – sehr viele Spieler ihr Vertrauen in diese Decks gesetzt, da sie extrem konstant sind und immer Zugriff auf Monster und Fallen haben. Einer der beiden Spieler in den Tops verzichtete dabei auf die Artefakte, wohingegen der andere Spieler sie spielte. Dies scheint zu zeigen, dass beide Versionen stark sein können und man sich auf seine eigene Präferenz beim Deckbau verlassen sollte.

Neben diesen Decks gab es noch ein Geargia- und ein Evilswarm-Deck in den Tops. Geargia wurde von vielen Spielern vor Primal Origins zum stärksten Deck des Formates gemacht und zeigte auch auf der letzten YCS, wie stark es ist. Trotzdem konnte nur ein Spieler die Tops mit diesen Deck erreichen. Evilswarm ist hingegen ein ziemlich guter Metacall, da das Deck durch Beifallpandemie kaum Probleme mit den Fallenkarten des Gegners haben wird und da Übelschar-Ophion eine sehr starke Karte gegen Artefakte und auch gegen das Mermail-Deck ist.

Es ist dagegen sehr überraschend, dass kein einziges Madolche-Deck die Top8 erreichen konnte. Viele Spieler glaubten, dass das Deck nach dem Erscheinen von Magidolce Engelee die Turnierszene dominieren wird. Es gab nicht wenige Spieler, die sogar behaupteten, dass das Deck zu stark sei. Dieses Deck hat aber auch relativ viele Probleme mit Koloseum des Kaisers und kommt auch nicht gut mit Fallenkarten klar, sodass es anscheinend doch nicht so stark ist, wie es alle gemacht haben. Infernities sucht man ebenso in den Tops vergebens, auch wenn Seelenlast das Deck extrem stark gemacht hat. Der deutsche Meister berichtete sogar, dass sein Plan war, das Infernity-Deck zu spielen. Die Omnipräsenz von Fallgruben - Albtraum der Fallenstellerin und vielen „Anti-Backrow-Karten“ machen dem Deck sichtlich zu schaffen. Interessant ist dabei die Idee von Tim Rettig, der bei seiner Deckvorstellung erzählt, dass das Deck sich an das neue Metagame anpassen muss. Er glaubt, dass dies durch die Integration von Synchromonstern geschehen kann.


Weitere Entdeckungen


Wie mein Kollege Devil'sHellfire in seinem Artikel schon ankündigte, scheint D.D. Krähe in diesem Turnier eine sehr starke Karte gewesen zu sein. Sie kann nicht nur Artefakte aufhalten, sondern hilft auch gegen das Bujin-Deck. Der Geargia-Spieler Patrick Haggert spielte sie sogar im Main Deck und konnte damit das Finale erreichen. Es kann gut sein, dass diese Krähe in mehreren Spielen die entschiedene Karte war. Weiterhin spielte das Deck auch Abhören im Main-Deck. Diese Karte scheint immer stärker zu werden, da viele Decks auf Fallenkarten setzen. Mit Abhören kann man beispielsweise die populäre Karte Schwarzes Horn des Himmels sehr einfach auskontern. Zauber- und Fallenkarten scheinen im derzeitigen Format eh ein Problem zu sein. Dies wird sicherlich auch der Grund sein, warum der Übelscharspieler Übelschar-Ketos in seinem Deck gespielt hat. Dieses Monster gehört zu den wenigen Übeslscharmonster, die auch eine andere Aufgabe haben, als bei der Beschwörung von Übelschbar-Ophion zu helfen. Eines der Mermail-Decks spielte sogar 2 Kopien von Fallenbetäubung im Main-Deck und zeigte damit noch einmal, wie wichtig die Fallenkarten in diesem Format sind.

Sehr interessant ist auch Oliver Lukendas Wahl, mehrere Kopien von Adliger der Auslöschung in seinem Side Deck – er spielte das Traptrix-Hand-Deck – zu spielen. Dies ist auf der einen Seite natürlich eine extrem starke Karte gegen Geargia, sie kann aber auch gegen andere Decks eingesetzt werden. Decks mit Händen spielen diese oft erstmals in Verteidigungsposition, um einen gegnerischen Angriff herauszulocken. Außerdem wird auch Nixenrüstung Abysslinde oft in Verteidigungsposition gespielt, die man mit dem Adligen entfernen kann.

Nicht verwunderlich ist, dass die Hände in wirklich jedes Deck gepackt werden können. Es gab ein relativ erfolgreiches TG-Stun-Deck und sogar Monarchendecks haben angefangen, die Hände zu spielen. Die Hände sind Removals und sorgen dafür, dass man immer Monster auf dem Feld hat, um sie für die Monarchen zu opfern. Weiterhin ist die Eishand ein Wassermonster. Dies ist eine wichtige Eigenschaft für Möbius der Megamonarch, der in der richtigen Situation ein Spiel schon einmal fast alleine entscheiden kann, wenn er 3 wichtige gesetzte Karten zerstört. Aus diesem Grund ist er derzeit wohl sogar stärker als der Drache des Lichts und der Finsternis.



Was bedeutet das für die nächsten Turniere?


Ich bin mir ziemlich sicher, dass Mystischer Raum-Taifun wieder öfter in den Decks auftauchen wird. Alleine das Bujin-Deck und Kolosseum des Kaisers sind ein Grund dafür, da ein Deck ohne dieses Removal meistens schon verloren hat, wenn das Koloseum liegt. Daneben werden aber auch andere Karten, die sich gegen die Backrow richten, noch beliebter werden. Man könnte sich außerdem vorstellen, dass noch mehr Spieler D.D. Krähe im Main-Deck spielen, weil die Karte gegen fast jedes aktuelle Metadeck stark ist. Falls ein Deck es sich leisten kann, könnte es auch überlegen, Makrokosmos oder Dimensionsriss zu spielen, da diese Karten gegen Mermail, Bujin und auch gegen die Hände und Artefakte stark sind.

In Side Decks wird man wohl auf den nächsten Turnieren öfter wieder Entlarven entdecken, da auch diese Karte gegen viele derzeitige Metadecks ziemlich stark ist. Auch Durchbruchfähigkeit wird sicherlich noch häufiger gespielt werden, um beispielsweise Fallenstellerin Myrmeleo aufzuhalten. Falls man sehr viele Probleme mit Bujin-Decks hat, könnte man sicherlich auch über Lichteinsperrender Spiegel oder DNA-Operation nachdenken, um das Bujin-Deck einzuschränken. Leider sind sie nicht so flexibel gegen andere Decks einsetzbar.


Fazit


Natürlich kann man so kurz nach der DM noch keine genauen Analysen der Siegerdecks machen, zum größten Teil werden die sich aber sicher kaum von den bisher bekannten Decks unterscheiden. Es ist aber wichtig festzuhalten, dass das derzeitige Format nicht so einseitig ist, wie viele Spieler es gedacht haben. Es gab 6 (5 wenn man die Traptrix Decks zusammenfasst) verschiedene Decks in den Tops und wenn man sich die Top64 anschauen würde, würde man sicherlich noch viele andere Decks sehen; sogar ein Grabwächterdeck hat es in die Top64 geschafft. Das Turnier beweist außerdem wieder einmal, dass die deutsche Meisterschaft sehr oft von überraschenden Decks gewonnen wird (Gladi, Karakuri, Chain-Burn z.B.). Immer, wenn ein Format festzustehen scheint, wirft die deutsche Meisterschaft dies wieder um. Interessant ist außerdem, dass die Hände - und nicht Seelenlast - wohl die mit Abstand wichtigsten Karten aus Dragons of Legend sind.

Ich bitte euch darum, im Thread über das Metagame auf der deutschen Meisterschaft zu diskutieren. War der Sieg für euch eine Überraschung? Warum hat gerade Bujin das Turnier gewonnen? Glaubt ihr, dass das Ergebnis auf der deutschen Meisterschaft auswirken auf das Metagame haben wird?

Außerdem habe ich eine weitere Frage an euch: Würdet ihr gerne einen Turneierbericht von Lukas lesen? Er erreichte bei der Dm Die Top32 mit einem HAT-Deck und würde euch gerne seine Erlebnisse schildern.

Antworten 28

  • Den letzten Absatz hast du liebevoll "Fazut" genannt, sonst aber ein guter Überblick :)

  • Wo hast du gelernt, deine Artikel SO zu formatieren? O_O

  • Wo hast du gelernt, deine Artikel SO zu formatieren? O_O


    Formatierung war ja schon imme eine meiner Schwächen. Würde mich immer über Verbesserungsvorschläge freuen :D

  • Sehr guter Artikel, inhaltlich wie sprachlich. Und vor allem nicht unnötiges Rumgelaber ;)
    Formatierung ist auch sehr gut, wüsste nicht, was man da anders formatieren kann/soll.


    Topic:
    Ich finde es sehr gut, dass Bujin gewonnen hat. Noch besser finde ich es, dass 5 verschiedene Decks in den Top 8 sind. Das zeigt wieder mal, dass das derzeitige Format echt ausbalanciert und abwechslungsreich ist.


  • @ Meister Yoda: Ich wäre einer der Ersten der mitziehen würde, die Pendelum Monster einfach mal nicht zu spielen. Die Idee mit den Synchros war gut, die mit XYZ noch besser. Aber Pendelum geht mal gar nicht mMn

  • Geiler Artikel, gut zu lesen!


    Ich finde ebenfalls, dass Seelenlast einen zu großen Hype hat. Ich finde sie ist eine wahre Skiller Katte, anderst als die Hände^^


    Ich bin ebenfalls gg die Pendelums oder wie man das auch immer schreibt, das spielfeld ist sooo klein, dadurch wird das spiel unnötig verkompliziert.

  • Hi mein bester,
    super artikel, muss den anderen auch zustimmen, kurz und knackig auf den punkt gebracht...
    ich war dieses wochenende nur als beobachter da, bzw. als cheerleader von soner "duelrock88" güngör und christoph blaurock ;) war überrascht von der vielfalt an decks, besonders bei top spielern...
    hab dich vermisst mein lieber ;)
    (dein gladi-hand-ich nerve umut-deck hätte auf der dm 100 pro gerockt)


    also...from umut with love

  • Ich dachte, du wolltest Deutscher Meister werden?! Und dann warst du nicht mal da?...


    Ich bin enttäuscht.



    Aber ganz nette Analyse von einem Außenstehenden. So schlecht kann die Coverage ja nicht gewesen sein, du hast ja hier und da ein paar Infos aus ihr ziehen können. :)


    soul :cool:

  • Formatierung war ja schon imme eine meiner Schwächen. Würde mich immer über Verbesserungsvorschläge freuen :D


    Es würde schon einiges helfen, wenn du die einzelnen Absätze mit einer Leerzeile voneinander trennen würdest. Anstatt also 1x auf Enter zu drücken, drücke einfach 2x auf die Taste.

  • ich blick einfach nich, wie evilswarm so weit kommen konnte. hab selber gegen ein evilswarm deck gespielt (ich mit mermail), is ja eig eines seiner besseren matchups, er hat göttlich gezogen, 2 von 3 spielen mit rescue rabbit eröffnet, macro cosmos, vanity's, so viele kerykeions getopdeckt, dass ich gedacht habe er stackt, hab aber trotzdem gewonnen, auch wenn ich alle spiele nur mittelmässig gezogen habe. da frage ich mich iwie, wie ein anderes evilswarm deck dann so weit kommen kann, wenn es noch bedeutend schlechtere matchups hat. hat er auf beetlelocks gespielt? wäre das einzige, wie ichs mir erklären könnte^^

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