Die neue Banned List – was hat sich geändert?


Nachdem es nun schon über eine Woche her ist, dass die neue Liste der Limitierten und Verbotenen Karten für das TCG erschienen ist, wird es höchste Zeit, einen Blick auf die Liste und das, was sich mit ihr geändert hat, zu werfen. Anstatt jedoch jede Karte auf der Liste einzeln abzuhandeln, geht es heute konkret um die aktuellen Decks und inwiefern sie durch die Liste beeinflusst wurden.


Das Format vor der Liste war recht simpel: Obwohl Burning Abyss überraschenderweise die YCS in Prag gewinnen konnte, war Nekroz unangefochten das stärkste Deck des Formats. Ganze 24 Nekroz Spieler pilotierten ihr Deck in Prag in die Top 32, gleichzeitig schafften es nur 5 Qliphort und 3 Burning Abyss Spieler in die Tops. Die drei wichtigsten Decks des letzten Formats, Nekroz, Qliphort und Burning Abyss, hätten wir damit gefunden. Zählen wir noch verschiedene Decks wie Hero, Shaddoll oder Satellarknight hinzu, die es zwar nicht in die Tops, aber immerhin deutlich weiter als die Übrigen schafften, ist die Liste der Decks, auf die wir einen Blick werfen müssen, komplett – legen wir los!


Entschärft - Qliphort


Sollte ich das Deck nennen, welches durch die Liste am stärksten geschwächt wurde, so wäre es definitiv Qliphort. Ich möchte nicht soweit gehen zu sagen, dass es im kommenden Format komplett irrelevant sein wird – es hat immer noch eine solide, wenn auch stark geschwächte, Engine – doch bin ich mir sicher, dass Qliphort nicht annähernd so gefährlich sein wird wie vor der Liste. Wahrscheinlich werden es einige Qliphort Spieler auf der kommenden YCS in Bochum in den zweiten Tag schaffen, vielleicht gelingt es anschließend auch einem dieser Spieler, das Event zu toppen, doch wäre ich sehr überrascht, wenn die Qliphorts darüber hinaus großartig etwas erreichen.


Wie komme ich zu dieser Meinung? Dass ich Qliphort so geringe Chancen zuschreibe, hat zwei Ursachen, die geringere der beiden ist die stark geschwächte Engine des Decks. Die Semi-Limitierung von Qliphort Scout ist zwar ärgerlich und wird in der einen oder anderen Situation womöglich mal dazu führen, dass man ohne einen Scout startet, doch ist der Unterschied zu früher sehr gering. Unabhängig davon, ob man mit 5 oder 6 Karten startet, verringert sich die Chance einen Scout auf der Starthand zu haben nur um circa 7%. In den meisten Fällen wird die Semi-Limitierung von Qliphort Scout deshalb wenig ausrichten. Was hingegen wirklich schmerzt, ist die Limitierung von Saqlifice. Zwar wird man sich die erste Ausrüstung immer noch über Scout suchen können, um seine solide „Qliphort + Saqlifice Eröffnung“ hinzulegen, doch ist es danach schlicht vorbei. Die Möglichkeit sich in der nächsten Runde ein zweites Saqlifice zu suchen und das Ganze nochmal zu machen, gibt es nicht mehr. Zwar gibt es Swords at Dawn, mit der man irgendwie versuchen könnte seine Ausrüstung zu recyceln, doch ist die Schnellzauberkarte weder suchbar noch ohne Saqlifice irgendwie zu gebrauchen.


Das noch viel größere Problem für die Qliphorts ist jedoch die Limitierung der wichtigsten „Floodgates“ des Decks: Skill Drain und Vanity's Emptiness. Der Zugriff auf beide dieser Floodgates war das Argument, Qliphort zu spielen. Den Gegner mithilfe dieser Karten komplett aus dem Spiel auszuschließen war die Methode für Qliphort seine Spiele zu gewinnen. Ohne Floodgates ist Qliphort nur ein mehr oder weniger solides Pendulum Deck, dass Beatsticks aufs Feld legt und ab und zu mal eine Karte auf die Hand zurückgibt – kurz gesagt: nicht wirklich gefährlich (relativ zu den anderen Decks). Wenn wir mal von Spielen absehen, in denen der Nekroz Spieler absolut tot und der Qliphort Spieler göttlich zog, hatte Qliphort gegen Nekroz vor der Banned List genau 6 Siegesbedingungen – 3x Emptiness, 3x Skill Drain – aus diesen 6 werden nun 2. Solange Nekroz Spieler nicht urplötzlich aufhören Z/F-Removal zu spielen, weil keiner mehr mit Qliphort rechnet, sehe ich nicht, wie Qliphort ein Nekroz noch auf konstanter Basis schlagen soll (gleiches gilt für das nach wie vor schlechte Burning Abyss Matchup).


Möglich, dass einige von euch das ganz anders sehen, aber momentan rechne ich Qliphort im kommenden Format wenig Chancen zu.


Getroffen – Burning Abyss


Burning Abyss, die Überraschung der YCS Prag, wurde durch die Banned List mit der Limitierung von Tour Guide from the Underworld zwar auch getroffen, jedoch glaube ich nicht, dass es deswegen nicht mehr spielbar sein wird. Die Limitierung von Tour Guide verhindert im Burning Abyss in erster Linie, dass Dante, Traveler of the Burning Abyss Runde für Runde ohne großen Aufwand wieder beschworen werden kann. Der klassische Zug, in dem man mit Tour Guide über Scarm auf Dante ging und sich in der End Phase eine neue Tour Guide holte, ist nun nicht mehr möglich.


Besonders für alle Burning Abyss Varianten, die Mask Change II und Masked Hero Dark Law spielen, (was jeder Burning Abyss Spieler tun sollte) kann dies problematisch sein. Normalerweise ist es zwar kein großes Thema auf Tour Guide zu verzichten und einen neuen Dante ganz einfach mit zwei Burning Abyss Monstern zu beschwören, solange Dark Law auf dem Feld liegt ist dies jedoch nicht möglich (da die Burning Abyss Monster sich selber zerstören, solange ein anderes nicht Burning Abyss Monster auf dem Feld liegt). Früher war es leicht gegen Nekroz Masked Hero Dark Law zu beschwören und in der nächsten Runde mit einer Tour Guide from the Underworld weiter Druck aufzubauen, dies wird nun wesentlich schwieriger. Zwar kann man den Dark Law nach wie vor aufs Feld legen, doch ist nicht mehr so einfach wie zuvor nach dem Dark Law noch zusätzlich Druck aufzubauen.


Als Ersatz für die Tour Guide könnte man zum Beispiel Mathematician spielen, das Burning Abyss, dass die YCS in Prag gewann, spielte ihn ohnehin schon. Er ist in einigen Hinsichten sogar noch flexibler als Tour Guide. So kann er den Effekt jedes Burning Abyss Monsters sofort auslösen und bietet damit über Farfa, Malebranche of the Burning Abyss ein out gegen den „Djinn-Lock“. Solange man zusätzlich noch ein Burning Abyss Monster auf der Hand hat, kann man mit dem Mathematiker über Libic, Malebranche of the Burning Abyss selbst einen Dante ohne weiteres aufs Feld bringen. Einziger Nachteil: Mathematician ist nicht suchbar, man ist also darauf angewiesen ihn irgendwie zu ziehen.


Abgesehen davon hat Burning Abyss nichts abbekommen, weshalb ich vermute, dass es auch zukünftig auf Turnieren noch gut mitspielen kann.


Dominanter als zuvor? - Nekroz


Nekroz dominanter als zuvor? Das mag womöglich erst einmal komisch klingen, schließlich wurde auch Nekroz mit der Semi-Limitierung von Nekroz of Brionac und der Limitierung von Preparation of Rites geschwächt, jedoch wurde die Konkurrenz schlicht noch stärker getroffen. Ja, die Einschränkung der zwei wichtigsten Suchkarten des Decks nagt ein wenig an der Konstanz und führt vielleicht dazu, dass sich Nekroz mal ab und zu nicht das suchen kann, was es gerade braucht. Doch ändert dies nichts daran, dass Nekroz nach wie vor mit Abstand die stärkste Engine im Format hat, die ohne Anti-Karten kein anderes Deck wirklich schlagen kann.


Die wichtigste besagter Anti-Karten - Vanity's Emptiness - welche bisher ein Nekroz im Alleingang schlagen konnte, wurde jedoch limitiert. Für viele Decks hieß es ohnehin schon „Emptiness oder aufgeben“, nachdem Emptiness nun limitiert wurde, werden es Decks, die keine anderen Anti-Karten spielen können, schwer haben. Alle Nekroz Spieler hingegen können, nachdem sie die eine Emptiness zerstört haben, von nun an nach Belieben mit ihren MSTs in der gegnerischen Backrow herumwildern und müssen sich keine Gedanken mehr um eine mögliche zweite Emptiness machen.


Hinzu kommt, dass die beiden größten Konkurrenten der Ritualmonster – Qliphort und Burning Abyss – ebenfalls geschwächt wurden. Gerade dass Nekroz sich um Qliphort nun keine Gedanken mehr machen muss, erleichtert den Deckbau sehr und schafft eine Menge Platz im Side Deck. Während früher viele Nekroz Spieler auf Eishand und Feuerhand zurückgriffen, um eine Antwort gegen die Floodgates der Qliphorts zu haben, kann man nun ganz einfach Denko Sekka spielen, der gegen Burning Abyss ohnehin viel besser ist.


Alles in allem bin ich mir sicher, dass Nekroz nach wie vor das stärkste Deck des Formats ist. Die Einschränkungen, mit denen das Deck getroffen wurde, sind zu gering, um Nekroz ernsthaft zu schwächen. Gleichzeitig wurde durch den Rest der Liste vieles, was Nekroz Spielern sonst Sorgen machte, aus dem Weg geräumt.


Durch die Liste gestärkt? – Hero, Satellarknight, Shaddoll


Wie immer gibt es auch dieses Mal wieder einige Decks, die durch die Liste gestärkt wurden. Zwar wurden weder für Hero, noch für Shaddoll oder Satellarknight irgendwelche Karten von der Liste heruntergenommen, doch haben sie alle drei passiv von den Veränderungen der Liste profitiert. Sie alle hatten vor der Liste ein sehr schwieriges Matchup gegen Qliphort. Wenn Qli nach der Liste weniger gespielt wird und nicht mehr so gefährlich ist wie zuvor, können sie sich mehr auf andere Matchups konzentrieren und müssen sich weniger darauf auslegen, auch Qliphort schlagen zu können.


Im Hero könnte man zum Beispiel komplett auf MSTs verzichten. Stattdessen richtet man sein Deck komplett darauf aus, Dark Law zu beschwören und zu schützen. Sowohl gegen Nekroz, als auch gegen Burning Abyss, ist dieser ein absoluter Matchwinner, solange man ihn beschützen kann. Das einzige Deck, auf das Hero früher eine wirklich effektive Antwort fehlte, war Qliphort. Da dieses Matchup nun sehr viel einfacher werden sollte, könnte Hero im kommenden Format womöglich eine größere Rolle spielen als bisher.


Gleiches gilt für Satellarknight, auch dieser Archetype hatte bisher Probleme mit Qliphort umzugehen. Schon vor der Banned List zeigte Satellarknight Potenzial und war beispielsweise in Prag schon das drittstärkste Deck am zweiten Tag (auch, wenn keiner der 17 Satellarknight Spieler den Sprung in die Tops schaffte). Von daher könnte Satellarknight nun, da sie ein problematisches Matchup weniger haben, durchaus etwas im Meta reichen – wäre da nicht die Limitierung von Vanity's Emptiness. Diese betrifft zwar nicht nur Satellarknight, sondern auch Decks wie Hero, doch fehlt den Satellarknights im Gegensatz zu den Heroes das Alternative Floodgate. Zwar hinterlässt die Limitierung von Emptiness im Hero ebenfalls eine Lücke, doch bleibt diesem im Gegensatz zu Satellarknight Dark Law als Floodgate gegen Nekroz. Ob Satellarknight Nekroz trotzdem noch in Schach halten kann, wird sich zeigen.


Bleibt zuletzt noch Shaddoll: Zwar glaube ich nicht, dass dieses schon jetzt deutlich stärker ist als zuvor, doch lässt allein schon die Tatsache, dass Shaddoll nicht eingeschränkt wurde, aufhorchen. Spätestens, wenn im Mai mit Crossed Souls El Shaddoll Anomalilith erscheint, wird Shaddoll definitiv wieder oben mitspielen können. Bis dahin wird es keine neue Liste mehr geben, dass Shaddoll nach der aktuellen Liste ungeschoren davonkam, ist deswegen ein gutes Zeichen für alle Shaddoll Spieler!


Schlusswort


Was haltet ihr von der Banned List? Wie wirken sich die Veränderungen auf das Format aus und welchem Deck rechnet ihr im kommenden Format Chancen zu? Schreibt eure Gedanken zum Thema wie immer gerne in den Diskussionsthread!


Bis zum nächsten Mal,


~Scarx


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