Skelette aus der Vergangenheit

Nachdem euch Lukas am vor einigen Tagen gezeigt hat, wo das Metagame derzeit steht, möchte ich euch ein spezielles Deck vorstellen, das vor einiger Zeit ziemlich erfolgreich war. Isaiah Martin erreichte mit einem Totenkopfdienerdeck auf einer 200 – 300 Mann Regional die Top16. Dies war eine riesige Überraschung für viele Leute, da man dieses Deck eigentlich noch nie im Metagame erblicken durfte. Im folgenden Artikel möchte ich nun das Deck vorstellen, da viele Spieler sicherlich nicht einmal wissen, wie man dieses Deck spielen kann. Außerdem möchte ich versuchen, zu analysieren, ob das Deck auch weiterhin Chancen auf gute Platzierungen haben wird, oder ob es einfach nur Glück war, das ihn so weit gebracht hat. Ich freue mich jedenfalls darüber, dass so ein ungewöhnliches Deck ein so gutes Ergebnis erzielen konnte.


Die Totenkopfdiener



Totenkopfdiener ist damals zum Start des Spiels in „Legends of The Blue Eyes White Dragon“ erschienen und gehört somit zu den ältesten Karten des Yu-Gi-Oh! Sammelkartenspiels. Als die Karte herauskam, konnte man aber nur über sie lachen. Es war ein schwaches Normalmonster, das man aus keinem einzigen Grund spielen sollte. Sogar Karten wie Feuergras waren stärker und somit spielbarer. Später erschienen zwar Metamorphosis und Kartenvernichtungsvirus aber beide Karten hatten bessere Ziele, sodass niemand sich um das arme Skelett gekümmert hat. Auf meiner allerersten Sneak Preview - „The Lost Millenium“ - durfte ich aber auf einmal eine neue Karte entdecken: König der Totenkopfdiener. Nun gab es einen Grund Totenkopfdiener zu spielen. Man konnte relativ einfach ein Monster mit 2000 oder sogar 3000 Angriffspunkten beschwören. Im Jahre 2005 war dies noch ziemlich stark. Ich probierte das Deck zu dieser Zeit aus, konnte aber leider keine großen Erfolge erzielen, da es nicht genug Möglichkeiten gab, die Totenkopfdiener in den Friedhof zu befördern und da der Archetype aus nur 2 Karten bestand. Man musste also ein Zombiedeck bauen, das zusätzlich Totenkopfdiener spielt. In den laufenden Jahren wurden die neuen Karten immer stärker, sodass der König der Totenkopfdiener seine Stärke verlor und es immer weniger Gründe gab, das Deck zu spielen.


Im Jahr 2008 – drei Jahre nach dem letzten Support – erschien dann das dritte Monster: Die Herrin der Wichte. Dieses Monster brachte endlich den nötigen Schub, um ein einigermaßen vernünftiges Fundeck zu kreieren. Nun gab es neun unterschiedliche Totenkopfdiener, die man spielen konnte, sodass es möglich war, dass der König bis zu 8000 Angriffspunkte erhalten hat. Zusätzlich konnte die Herrin mit ihren 2200 Verteidigungspunkten überzeugen und hatte einen nützlichen Effekt. Wenn man sie auf dem Feld liegen hat, bleiben alle anderen Zombies der Stufe drei oder niedriger von Zauber- und Falleneffekten unberührt. Sie ermöglichte es also, den König der Totenkopfdiener vor seinen größten Feinden zu schützen. Trotzdem fehlte es immer noch an Geschwindigkeit. Es dauerte ziemlich lange, bis man genügend Monster im Friedhof hatte, um einen starken König zu beschwören. Außerdem reichte damals ein einziges starkes Monster nicht, um den Gegner zu überrumpeln. Deswegen verschwand das Deck dann wieder irgendwann in der Ramschkiste.


2010 erhielten wir dann die nächste Karte. Das Erscheinen der Karte Wichtprinz bedeutete, dass es nun 12 verschiedene Totenkopfdiener gab. Hierdurch wurde es wahrscheinlicher, dass ein König 8000 Angriffspunkte hatte und somit das Spiel in einem Angriff beenden konnte. Der Wichtprinz schaffte es auch, eines der größten Probleme des Decks anzugehen und es zu beschleunigen. Armageddonritter konnte nun Wichtprinz in den Friedhof legen, wodurch man gleich drei verschiedene Totenkopfdiener Karten auf dem Feld hat. Durch den zweiten Effekt konnte man dann direkt einen König vom Deck auf das Feld beschwören, der dann aber 0 Angriffspunkte hatte, da drei Monster für den Effekt des Prinzes verbannt werden mussten. Leider hatte der Prinz auch 0 Angriffspunkte, sodass der König als einzige wichtige Karte des Decks immer noch zu wenig war, um das Deck spielbar zu machen.

2014 erschien dann der letzte Support für das Deck. Wichttraum war endlich mal ein Totenkopfdiener Monster, das in der Hand nicht komplett nutzlos war, da man durch ihn entfernte Monster beschwören der in den Friedhof legen konnte. Nun konnte man auch den Effekt von Wichtprinz benutzen, ohne nur eine nutzlose Karte auf dem Feld zu haben.

Da 2014 aber viele neue Mechaniken das Spiel verändert haben und auch die aktuellen Decks zu stark waren, hörte man nur selten von einem Totenkopfdienerdeck. Die Frage ist nun: Warum war es gerade jetzt erfolgreich?


Ab in den Friedhof mit euch!



Es ist natürlich sehr wichtig, die Totenkopfdiener in den Friedhof zu bringen, da die meisten dieser Monster auf der Hand ziemlich nutzlos sind. Außerdem möchte man natürlich einen besonders starken König auf dem Feld haben. Hierfür gibt es mehrere Möglichkeiten, aber besonders Zombie des Gleichklangs sticht dabei positiv heraus. Auf den ersten Blick unterscheidet er sich nicht besonders von Armageddonritter, doch am Ende ist er weitaus stärker als dieser. Dies liegt auf der einen Seite daran, dass er ein Empfängermonster ist und dadurch dem Deck viel mehr Möglichkeiten gibt. Man kann Zombie des Gleichklangs also dazu benutzen, ein Monster in den Friedhof zu legen, die Karte ist danach aber nicht nutzlos. In manchen Situationen ist es sogar ziemlich hilfreich, die Level der eigenen Karten zu manipulieren, um das richtige Synchromonster beschwören zu können. Man kann diesen Effekt – im Gegensatz zu anderen Monstern dieser Art – auch jede Runde einmal einsetzen. Außerdem kann der Zombie auch Mezuki in den Friedhof befördern, was in diesem Deck sehr wichtig ist. Zusätzlich kann man mit dem zweiten Effekt des Zombies auch noch ein Monster aus seiner Hand auf den Friedhof werfen. Dies kann dem Deck manchmal auch helfen. Dadurch kann man seinem König weitere 1000 Angriffspunkte geben oder einen Mezuki auf den Friedhof legen, der in der Hand meistens nutzlos ist.


Eine ähnliche Karte ist Der Mathematiker, der aber auch andere Monster in den Friedhof befördern kann. Da das Deck aber meistens keine anderen Monster spielt, ist dies nicht so wichtig. Der Mathematiker ist für den Gegner manchmal sogar etwas nerviger als der Zombie, da er ihn nur selten im Kampf zerstören möchte. Außerdem hat er höhere Angriffswerte und ist in den ersten Zügen des Spiels sogar stärker, da man mit ihm eine sehr starke Kombo durchziehen kann, falls man Der Mathematiker und Wichttraum auf der Starthand hat:

Zuerst beschwört Mathematiker, legt Wichtprinz und die anderen Zombies in den Friedhof. Dann entfernt man die drei Monster für den zweiten Effekten des Prinzen und beschwört einen König aus dem Deck. Durch Wichttraum kann man nun Die Herrin der Wichte beschwören. Daraufhin überlagert man die Herrin und den Mathematiker zu Leviair, der Meeresdrache. Dieser holt Wichtprinz wieder zurück, den man mit dem König zusammen zu Geistertrick-Dullahan überlagert. Nun kann man Wichtprinz nochmal in den Friedhof befördern und weitere Totenkopfdiener in den Friedhof bekommen.


Der Build von Isiah Martin spielte zusätzlich noch einige Lightsworn-Monster. Dies kann man natürlich tun, wenn man sein Deck noch mehr beschleunigen möchte, doch diese Karten sind – wie immer – sehr glücksabhängig und haben sonst auch keine richtig große Synergie mit dem Deck. Ich persönlich bin kein Freund dieser Engine und würde bei Zombies bleiben.


Weiterer wichtiger Support


Da das Deck mehrere Deathdraws hat ist Zombiemeister auf den ersten Blick in diesem Deck sehr stark. Das Problem ist, dass der Zombiemeister meistens die Normalbeschwörung braucht und in den ersten Zügen des Spiels nicht besonders stark ist. Je nach Präferenz kann man die Karte aber sicherlich spielen. Viel stärker ist sicherlich Mezuki, da das Deck viele Möglichkeiten hat, Monster in den Friedhof zu legen. Leider ist auch Mezuki in der Hand ziemlich nutzlos und an sollte sich überlegen, ob man wirklich drei Kopien spielen möchte. Ein weiteres starkes Monster könnte Aufblühende Blumenzwiebel sein, da man auch sie sehr einfach in den Friedhof bekommen kann.


Bei den Zauberkarten gefällt mir besonders Wau bist du?, da die Karte als universeller Sucher genutzt werden kann. Falls man Effektverschleierin spielen möchte, kann man sie sogar mit der Karte suchen. Außerdem kann man mit dieser Karte, die vorgestellte Leviair-Dullahan-Kombo noch häufiger auf der Starthand haben. Begräbnis aus einer anderen Dimension ist ein Must-Have in diesem Deck, um Mezukis und andere Monster zu recyclen. Außerdem bin ich ein ziemlicher Fan von Topf der Gegensätzlichkeit, um die Starthände zu verbessern. Auch Schwarzes Loch und Raigeki sind in diesem Deck noch stärker als in anderen Decks, da sie den Weg für ein einfaches OTK freimachen können.

Im Gegensatz zu anderen Decks kann das Totenkopfdienerdeck auch ziemlich einfach Ansteckender Ausrottungsvirus aktivieren. Da diese Karte extrem stark ist, sollte man sie auf jeden Fall spielen. Zusätzlich empfehle ich einige weitere Fallen, um das Spiel in den ersten Zügen etwas hinauszuzögern, da das Deck immer noch zwei bis drei Runden braucht, um wirklich loszulegen.


Deckliste


Im Folgenden präsentiere ich euch meine derzeitige Deckliste, die meistens relativ gute Ergebnisse erzielen konnte. Diese Liste unterscheidet sich in vielen Punkten von der erfolgreichen Deckliste aus den USA, da ich – wie schon erwähnt – kein Fan von den Lightsworn-Monstern bin. Ich habe versucht das Deck relativ konstant aufzubauen. Dadurch ist es sicherlich nicht so explosiv wie seine Version, hat aber auch weniger wirklich schlechte Hände. Trotzdem ist dieses Deck sicherlich nicht die einzige spielbare Version des Decks.


Monster (22)

3 König der Totenkopfdiener

3 Herrin der Wichte

3 Wichttraum

2 Wichtprinz

2 Totenkopfdiener

3 Zombie des Gleichklangs

3 Der Mathematiker

2 Mezuki

1 Zombiemeister



Zauber (9)

2 Topf der Gegensätzlichkeit

2 Mystischer Raum-Taifun

1 Begräbnis aus einer anderen Dimension

1 Wau bist du?

1 Raigeki

1 Törichtes Begräbnis

1 Verlockung der Finsternis



Fallen (9):

3 Teuflische Kette

2 Fehler

1 Ansteckender Ausrottungsvirus

1 Leere der Eitelkeit

1 Reißender Tribut

1 Ernste Warnung


Extra Deck (15)


1 Übelschar-Exzitonenritter

1 Nummer 101: Lautlose Ehre ARK

1 Lavalval-Kette

1 Castel, der Himmelssprenger-Musketier

1 Betäubende Magierin

1 Geistertrick-Alucard

1 Leviair, der Meeresdrache

1 Geistertrick-Dullahan

1 Armades, Hüter der Grenzen

1 Vulcan der Göttliche

1 Schwarzflügel - Nothung das Sternenlicht

1 Goyo-Wächter

1 Schwarzer Rosendrache

1 Ogerdrache der Leere

1 Beelze von den diabolischen Drachen


Das Extra Deck kann man natürlich noch verändern, aber die meisten Karten braucht man doch ziemlich häufig. Man könnte höchstens einen der 6er-Synchros herausnehmen, um eine andere Karte hinzuzufügen. Rank 1 Monter beschwört man relativ selten, deswegen braucht man zum Beispiel keine Faulenzende Magierin. Meistens möchte man den König auf dem Feld behalten, anstatt ein Xyz-Monster zu beschwören.


Und was kann ich damit Erreichen?


Auch wenn das Totenkopfdienerdeck in Amerika einen Erfolg feiern konnte, wird man es wohl nur sehr selten auf den vorderen Tischen auf einem Turnier sehen, da die anderen Decks im Durchschnitt stärker sind und dadurch auch von viel mehr Spielern gespielt werden. Trotzdem ist das Totenkopfdienerdeck ein spaßiges Deck, das von vielen Spielern unterschätzt wird, da sie nicht wissen wie schnell es durch die neuen Karten geworden ist. Falls ihr Lust auf ein besonderes, nostalgisches aber relativ starkes Deck hat, das ausnahmsweise nicht nur so stark ist, weil es jede Runde ein Rank 4 Xyz-Monster beschwört, dann schaut euch mal dieses Deck an.

Habt ihr dieses Deck schon einmal gespielt? Was haltet ihr davon? Sollten noch mehr alte Karten ein Comeback erleben? Ich hoffe mein Artikel hat euch gefallen!


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