Der Umgang mit Fehlern

Mittlerweile bin ich wieder halbwegs hergestellt. Mein Wochenende in Paris war ziemlich zehrend und entsprechend hatte ich erstmal ein paar Tage gebraucht, bis ich wieder richtig auf der Höhe war. Für die, die es interessiert: Ich wurde 29ter von fast 340, also immerhin Top 32. Das war kein schlechtes Ergebnis, allerdings bin ich so sehr knapp an den Top 8 vorbei und dementsprechend war ich dann doch etwas enttäuscht. Hätte ich in einem Spiel einen kleinen Fehler nicht gemacht, hätte ich den Einzug in die Top 8 quasi schon in der Tasche gehabt. Tja, Fehler entscheiden Spiele und am Ende setzt sich in den meisten Fällen der Spieler durch, der weniger von ihnen gemacht hat.

Der Titel der heutigen Kolumnenausgabe erweckt möglicherweise den Eindruck, dass es auch in ihr um Spielfehler gehen soll – möglicherweise noch wie man am besten über sie hinweg kommt und was man aus ihnen lernen kann. Seid euch versichert: Dem ist nicht so. Vielmehr soll es heute um Fehler einer anderen Art gehen, die meist etwas erheblichere Auswirkungen haben.

Manchmal, da spielt man und dabei fühlt man sich als ob es um alles oder nichts gehen würde. In den meisten Fällen macht man dann tatsächlich einen der bereits angesprochenen Spielfehler und häufig führen diese dann zur Niederlage. In anderen Fällen begeht man zwar auch einen Fehler, dieser führt aber kurioserweise zum Sieg: Man bedient sich unlauterer Mittel. Dabei riskiert man im Grunde aber nur eine sehr viel größere Niederlage: Den Verlust des eigenen Gesichts.

Ich weiß nicht sicher, wie vielen von euch es bereits so ergangen ist. Man weiß beispielsweise, dass der Gegner so abgehoben hat, dass Spiegelkraft plötzlich ganz unten liegt. Vielleicht hat der Gegner die Karte beim abheben unfreiwillig gezeigt oder möglicherweise habt ihr sogar unfreiwillig eine Markierung an der Karte bemerkt und sie auf diesem Weg wiedererkannt. Jedenfalls wisst ihr, wo die Karte liegt. Und folglich könnt ihr auch relativ gezielt so abheben, dass die Karte plötzlich (fast) ganz oben liegt. Die Frage, die ihr euch dann selbst stellt, lautet: Soll ich es riskieren?

In den meisten Fällen seid ihr wohl stark genug, aber manchmal gibt man eben dem inneren Drang nach. Die Konsequenzen sind dann im ersten Moment gar nicht abzusehen. Doch nach und nach wird euch bewusst, was ihr genau getan habt, bzw. ihr werdet permanent damit konfrontiert, denn die Community vergisst üblicherweise nicht so schnell.

Bevor ich jetzt noch weiter vermute, wie sich diese Situation genau für den einzelnen abspielt, vertraue ich lieber auf die Erfahrungen eines Spielers, der sich im Grunde derzeit genau in dieser Situation befindet. Von daher habe ich einfach mal Piyal Peiris befragt, wie er mit dem von ihm begangenen Fehler lebt und was dieser letztlich für ihn bedeutete.

soul: Die meisten der Leser werden das Video gesehen haben, das dich mehr oder weniger über Nacht zu einem der meist-diskutierten Spieler werden ließ. Wie stehst du zu der Aktion, bereust du sie?

Piyal: Ja, auf jeden Fall. Es war nicht richtig von mir, so zu handeln... aber irgendwie hatte ich beim Top 16 Spiel, als ich immer mehr ins Minus gegangen bin, nichts anderes im Kopf als: „Du musst jetzt das Spiel noch gewinnen, egal wie.“ Das hatte ich noch nie auf einem Turnier. Normalerweise, wenn ich merke, ich habe verloren, dann ist das auch OK so... aber an dem Tag in Holland in den Top 16 hatte ich irgendwie dieses Gefühl und habe den Fehler gemacht, 2 Karten zu ziehen. Ich habe dadurch noch das Spiel drehen können und sogar gewonnen... aber froh war ich ehrlich gesagt nicht.

soul: Hast du Lehren aus der Aktion gezogen? Oder anders gefragt: Wenn du erneut in derselben Situation wärst, würdest du es wieder so machen?

Piyal: Ich habe viel aus der Situation gelernt. Wie schon gesagt, ich habe mich sehr schlecht dabei gefühlt. Wenn ich nochmal in der selben Situation wäre, würde ich einsehen, dass ich verloren habe und würde meinem Gegner die Hand geben (was ich immer nach jedem Spiel mache) und zusammen packen.

soul: Hast du eine Erklärung dafür, wie es dazu kam? Standest du unter zu viel Druck? Oder dreist gefragt: Gehört Cheating für dich zum Spiel dazu?

Piyal: In der Situation hatte ich wie schon gesagt dieses komische Gefühl. NEIN, Cheating gehört für mich nicht ins Spiel... und das in Holland war eine einmalige Sache (was auch nie mehr vorkommen wird). Ich würde höchstens noch Game Losses für (ungewollt) markierte Karten bekommen, das trifft aber jeden mal. ;-)

soul: Es wirkt ja im Video so, als würde dir die Aktion relativ locker von der Hand gehen. Hast du geübt, zwei Karten auf einmal zu ziehen? Falls ja, warum?

Piyal: Geübt habe ich es nicht. Ich habe es aber mal bei mehreren Leuten auf Turnieren gesehen, deren Namen ich jetzt nicht nennen möchte. Und dann habe ich es in dem Moment ausprobiert (ich hatte das vorher noch nie gemacht) und es hat irgendwie geklappt. Obwohl es dort keiner gemerkt hat, war das für mich alles andere als locker. Ich hatte eigentlich große Angst, erwischt zu werden. Nur ich hatte das Spiel ja sowieso schon verloren und von daher hatte ich in dem Moment nichts zu verlieren.

soul: Was erzählst du Spielern, die dich danach fragen, wie man sich unerlaubte Vorteile verschafft?

Piyal: Nichts.

soul: Was hast du dir für die Zukunft vorgenommen?

Piyal: In Zukunft werde ich – wie bis jetzt auch – weiterhin fair spielen (bis eben auf die Aktion in Holland) und hoffe, dass die anderen nun auch endlich einsehen, dass ich bei dem, was in Holland passiert ist, einen Fehler gemacht habe.

soul: Wie stehst du zu der Reaktion der Community? Bilder von dir wurden jetzt teilweise auf dem Artwork von "Mogelbaum" verewigt, wie fühlt sich das an?

Piyal: Na ja dagegen kann ich leider nichts machen... Das fühlt sich so an, als ob einer (mit Hilfe des Artworks) seine Meinung dazu sagen will und die 100 anderen machen einfach nur mit und wissen überhaupt noch nicht mal, worum es geht.

soul: Du hast selbst gesagt, du würdest dir wünschen, dass die anderen jetzt einsehen, dass es ein Fehler von dir war. Willst du vielleicht noch ein paar Worte an die Community richten, um noch einmal zu betonen, dass du dich hier geändert hast?

Piyal: Ja. Ich will nur allen sagen, dass es falsch von mir war. Nur jeder macht mal Fehler und ich denke, jeder sollte auch eine zweite Chance bekommen.

soul: Danke, Piyal, dass du hier so offen Rede und Antwort gestanden hast – insbesondere auch, da es sich ja bei so einigen Fragen um weniger angenehme handelte.

Wie ihr hier sehen könnt, nagt so eine Aktion ordentlich an der Seele. Gerade der eines jungen Spielers. Bei einigen Spielern, die möglicherweise etwas weniger willensstark sind, könnte ich mir sogar sehr gut vorstellen, dass sie im Anschluss an so eine Situation darüber nachdenken, ob sie ihre Karriere besser an den Nagel hängen.

Wie Piyal bin ich ebenfalls der Meinung, dass im Grunde jeder Spieler eine zweite Chance verdient. Zumindest, solange er Einsicht zeigt und sich ehrlich ändern will. So kann er im besten Fall sogar zu einem Fürsprecher gegen Cheating im Spiel werden und dazu beitragen, dass wir uns nicht mehr über irgendwelche YouTube Videos ärgern müssen, die Leute „entlarven“.

Wart ihr selbst schon einmal in einer Situation, in der ihr euch einen unerlaubten Vorteil verschaffen konntet? Wie habt ihr euch dann letztlich verhalten? Bedenkt bitte, dass die Yu-Gi-Oh! Community im Schnitt relativ jung ist, so dass es nicht allzu verwunderlich ist, dass aus derartigen Gelegenheiten auch Situationen entstehen, in denen ein Spieler Schwäche zeigt und wie angesprochen einen bedauernswerten Fehler macht. Wie können wir daran arbeiten, dass dies zukünftig seltener vorkommt?

Dies sind meine Fragen für den Feedback-Thread und ich bin gespannt auf eure Antworten!

soul

Diese ziemlich nervigen Tröten sind ja derzeit wirklich in aller Munde (metaphorisch, glücklicherweise nicht wörtlich... sonst würden wir den Ton ja tatsächlich 24/7 hören). Daraus entstehen allerdings auch einige wirklich witzige Bilder, wie mir Matthias täglich aufs neue beweist. Hier mal ein paar ausgewählte Bilder:

Jeder macht man Fehler, wichtig ist nur, dass man aus diesen lernt und es zukünftig besser macht. Entsprechend ist Reue diese Woche so richtig in und ich hoffe, dass auch ihr etwas aus diesen ganz besonderen Erfahrungen mitnehmt.

"Shiny" Karten oder zu deutsch: "Reflektierende" Karten gibt es bei Yu-Gi-Oh! ja jede Menge. Im Grunde sind die nicht-reflektierenden Karten in vielen Fällen nix wert. Gänzlich anders sieht das beim WoW TCG aus, wobei hier die Shinies auch die wertvollsten Karten sind. Diese wurden letztes Wochenende zu meinen Lebensrettern, da sie mehr oder weniger als Bargeld für mich fungierten. Entsprechend liegen auch sie diese Woche klar im Trend!