Floater-Theorie oder Warum Grabwächter so erfolgreich sind 1. Teil

In der letzten Woche haben wir die unglaubliche Geschichte von sechs Freunden gehört. Dabei offen geblieben ist jedoch die Frage, warum die sechs Freunde mit ihrem Deck so erfolgreich waren. Dieser Problemstellung wollen wir heute ein wenig näher auf den Grund gehen. Warum also waren die Grabwächter so erfolgreich? Wie kann es sein, dass eine einzige Karte (Grabwächters Anwerber), ein ganzes Deck aus dem Niemandsland an die Spitze eines Yu-Gi-Oh! Championships bringt? Erste Antworten versucht dieser Artikel. Dabei werden wir uns heute nur auf einen einzigen aber sehr komplexen Aspekt konzentrieren: die Floater-Theorie.


Für alle jene aber, die die Deckliste noch nicht gesehen haben, sei diese jetzt noch einmal gepostet:


Monsters: 14

3 Gravekeeper's Spy

3 Gravekeeper's Commandant

3 Gravekeeper's Recruiter

3 Gravekeeper's Descendant

2 Gravekeeper's Assailant


Spells: 15

3 Royal Tribute

3 Pot of Duality

3 Book of Moon

2 Necrovalley

2 Gravekeeper's Stele

1 Dark Hole

1 Allure of Darkness


Traps: 11

2 Solemn Warning

2 Bottomless Trap Hole

2 Starlight Road

2 Dimensional Prison

1 Solemn Judgment

1 Mirror Force

1 Compulsory Evacuation Device


Side: 15

2 Effect Veiler

2 Malefic Stardust Dragon

2 Cyber Dragon

2 Nobleman of Crossout

2 Smashing Ground

2 Mystical Space Typhoon

1 Necrovalley

1 Royal Oppression

1 Compulsory Evacuation Device



Die Floater-Theorie


Um die Macht eines Grabwächter-Decks zu verstehen, muss man die Theorie der sogenannten Floater verstehen. Der Begriff geht zurück auf Jae Kim, welcher diesen vor zweieinhalb Jahren auf Pojo populär machte. Tatsächlich gilt diese Theorie immer noch als eine der absoluten Kerntheorien des Kartenspiels. Jae Kim machte diese Theorie weltberühmt (neben diversen Top-Platzierungen auf Shonen Jump Championships). Er hat Floater folgendermaßen definiert:


Floater sind auf dem Feld präsente Monster, welche ihre Kosten (gerechnet in Kartenvorteil) bereits bezahlt haben.


Wird ein Monster im Kampf zerstört, macht man im Normalfall einen Kartennachteil von -1. Wird aber ein Floater im Kampf zerstört, macht man keinen Kartennachteil. Wird ein Floater hingegen von einem Karteneffekt zerstört (z.B. Aufschlagen, Mirror Force oder Sakuretsu Armor) macht man sogar Kartenvorteil. Am einfachsten lässt sich dies mit ein paar Beispielen verstehen.


Beispiel 1: Ich setzte ein Monster verdeckt: Dekoichi, die Kampfdampflok. Jetzt flippe ich dieses Monster und generiere einen Kartenvorteil von +1. In diesem Moment wird Dekoichi, die Kampfdampflok zum einem Floater. Denn wenn Dekoichi, die Kampfdampflok im Kampf zerstört wird, mache ich insgesamt betrachtet keinen Nachteil. Wird die Dekoichi, die Kampfdampflok hingegen durch ein Dimensionsgefängnis vom Feld genommen, mache ich insgesamt sogar einen Kartenvorteil von +1.


Beispiel 2: Ich beschwöre Sangan. Sangan ist praktisch ein automatischer Floater. Denn wenn Sangan im Kampf zerstört wird, mache ich keinen Kartennachteil, weil ich mir ein Monster suchen darf. Wird Sangan durch einen Effekt zerstört (z.B. Spalt), mache ich sogar Vorteil.


Beispiel 3: Ich beschwöre einen Vorse-Plünderer. Dieser zerstört ein Siebenfarbiger Fisch im Kampf. In diesem Moment wird mein Vorse-Plünderer zu einem Floater, denn ich habe soeben +1 gemacht. Wenn er durch eine Sakuretsu Armor entsorgt werden würde, verlieren wir beide eine Karte. Dadurch dass ich vorher aber bereits sein Monster zerstört hatte, lande ich am Ende insgesamt bei einen Kartenvorteil von +1. Die Situation ist also identisch mit den vorigen.


Dies sind die gängigsten und klassischsten Beispiele. In den beiden ersten Beispielen kann man Dekoichi, die Kampfdampflok ganz einfach durch Grabwächters Spion ersetzen. Außerdem kann man Sangan durch Grabwächters Anwerber ersetzen. Damit hat das Grabwächter Deck Zugriff auf 2 sehr, sehr gute Floater. Gleichzeitig ist es einem Grabwächters Attentäter sehr leicht, gegnerische Monster im Kampf zu zerstören, womit wir das dritte Beispiel bedient hätten. Behalten wir also zunächst einmal im Hinterkopf, das die Grabwächter viele Floater haben.



Was aber macht einen Floater so verdammt gut?


Ich kann einen Floater in der Regel nur im Kampf zerstören ohne Kartennachteil zu generieren. Wenn mich ein Grabwächters Anwerber angreift, kann ich nicht einfach eine Mirror Force aktivieren um den Angriff aufzuhalten. Ich würde dabei schließlich Kartennachteil generieren. Dieser Kartennachteil kann mir am Ende des Spiels den Sieg kosten. Ich habe praktisch keine andere Option, als den Angriff durchzulassen. Das gleiche Prinzip macht die drei Ampelmännchen Grüner Apparat, Roter Apparat und Gelber Apparat so verdammt gut.


Kombiniert man viele Floater mit viel Monster-Removal, hat man ganz leicht ein schlagkräftiges Deck zur Hand.


Der Satz ist nicht ohne Grund fett markiert. Merken! Irgendwann sind die Lebenspunkte des Gegners so gering, dass er doch noch Monster-Removal auf die Floater anwenden muss und damit zwangsweise in Kartennachteil geht. Das Spiel ist damit so gut wie gerwonnen.


Neben Grabwächters Spion, Grabwächters Anwerber und Grabwächters Attentäter hat das Grabwächter-Deck aber noch eine weitere Möglichkeit Floater zu generieren: Grabwächters Stele. Grabwächters Stele ist eine Karte, die bereits bei ihrer Aktivierung Vorteil generiert. Beschwöre ich nun diese beiden Monster und werden die jeweils durch ein gegnerisches Monster-Removal zerstört, habe ich insgesamt einen Kartenvorteil von +1 generiert. Denn ich verliere eigentlich nur meine Stele, während mein Gegner beispielsweise 2 Ernste Warnungen (und 4000 Lebenspunkte) verliert.


Das wirklich geniale (oder meinetwegen auch brutale) aber ist, dass die Grabwächters Stele nicht nur einfache Monster zurückholen kann, sondern erneute Floater. Holt mir die Stele beispielsweise 2 Grabwächters Anwerber auf die Hand und werden beide durch Karteneffekte zerstört, generiere ich nicht nur einen Kartenvorteil von +1, sondern einen Kartenvorteil von +3.


Man kann diese Überlegung jetzt auf Grabwächters Spion kopieren. Flippe ich einen Grabwächters Spion, geniere ich einen Kartenvorteil von +1, indem ich ein weiteres Monster beschwöre. Das kann jetzt meinetwegen ein Grabwächters Abkömmling sein und dann schieße ich den Grabwächters Spion ab und mache Ausgleich. Insgesamt bleibe ich dann bei +1. Jetzt ist dies natürlich eine wichtige Fähigkeit des Spions, denn ich kann so sehr flexibel gegnerische Gefahren entsorgen. Viel Eindrucksvoller aber ist es, wenn ich den Spion flippe und einen Grabwächters Anwerber hole. Dann nämlich habe ich plötzlich 2 Floater auf dem Feld. Damit habe ich virtuell einen Vorteil von +2 generiert. Einfach nur indem ich ein Monster geflippt habe. Das ist extrem gut und extrem mächtig.



Schlusswort


Die Floater-Theorie ist sehr leistungsstark. Sie erklärt den Erfolg von Karten wie XX-Säbel-Darksoul, Vulkanische Rakete, Vulkanische Hülle, Goblinzombie, Mezuki und Maschinenwesen Antriebsrahmen. Die Theorie liefert eine Blaupause für den Deckbau (Floater + Removal). Mit ihr lassen sich in den Editionen gute Karten einfach erkennen. Gleichzeitig hilft sie Spielfehler zu vermeiden (spiele nie Book of Moon auf Sangan!).


Die Floater-Theorie allein kann den Erfolg der Grabwächter aber nicht erklären. Hier spielen noch viele andere Aspekte eine gewichtige Rolle. Die wichtigsten seien hier schon einmal gelistet:


  1. Der Anti-Effekt

  2. Die Draw-Power

  3. Der königliche Tribut

  4. Der Überraschungsmoment


Diesen Punkten werden wir dann in der nächsten Woche / in den nächsten Wochen nachgehen.


Ich hoffe ihr seid auch dann wieder dabei,

Nimrod Hellfire

Antworten 29

  • Netter Artikel, aber liegt es nicht wohl eher daran das Tal der Toten mit seinem Effekt Friedhofslastige Decks zu schaffen macht? Klar kann man jetzt sagen: Die Stele sind im Prinzip sehr gut um Abkömmling und co. zurückzubringen, aber diese Karten sind nicht mehr als Ragigura der Sabers usw. Ich finde das Tal der Toten eher der Aspekt ist, warum das Deck so gut läuft. Sonst wären Karten wie Attentäter zb. nicht wirklich spielbar. Ist das selbe wie das neue Fairydeck wo die meisten Effekte nur durch Zuflucht aktiviert werden können bzw. besser genutzt werden.


    Sonst recht gut geschrieben und der Vergleich mit den Apparaten oder Vulkanischen war recht gut. Es sind eben die Karten die sorgen müssen das das Deck ausgedünnt wird und man trotzdem wichtige Karten suchen kann.


    MFG Spunky

  • Floater, nich Floeter o.0

  • Der Erfolg des Decks ist sicher nicht ausschließlich auf diese Theorie zurückzuführen. Da spielen viele verschiedene Aspekte eine ganz große Rolle. Es diese Kombination, die das Deck so gut macht. Einige davon habe ich am Ende des Artikels genannt. Hätte ich die jetzt aber alle noch ausgetreten, wäre der Artikel ewig lang geworden. Entsprechend habe ich andere Aspekte in die nächste Ausgabe(n) verschoben.


    Das Suchen bestimmter Karten hat apriori erst einmal nichts mit dieser Theorie zu tun. Hätte Sangan den Effekt, eine Karte zu ziehen anstelle ein Monster zu suchen, wäre er genauso ein Floater wie jetzt. Gezielt suchen zu können macht ihn natürlich noch stärker. Das selbe gilt für Spion und Anwerber.


    Floater, nich Floeter o.0


    Oh Mann ... Aus irgendeinem grund kam ich während des Schreibens auf die Idee, es müsse Floeter heißen und habe alle "Floater" mittels Suchen & Ersetzen rausgeschmissen. Ich hatte irgendeinen Artikel vor mir liegen, in dem es immer Floeter hieß und hatte das dann stumpf übernommen. Aber sorum ist es selbstverständlich richtig. Manchmal hat man so komische hirngespinste und redet sich irgend so ein Zeug ein ...

  • Floater, nich Floeter o.0

    !!!
    Erst nachdem ich den halben Artikel gelesen hatte, wusste ich was du mit FlÖter meinst xD


    Zum Deck: wir haben ausführlichst dagegen getestet und ich muss sagen, es war definitiv der Überraschungseffekt! Wenn man mal 1-2 Spiele gegen das Deck gemacht hat, drehts schon wieder zum Vorteil der momentanen Meta-Decks.
    Generell kann man zu den "sechs Freunden" ohnehin sagen, dass sie einfach das Glück haben, während des Turniers auf kein anständig gebautes Gladi- (Amis können kein Gladi spielen...) oder Blackwing-Deck getroffen sind, dagegen macht GK nämlich keinen Stich!
    Oder aber sie haben gegen diese Decks das Glück gehabt in 2 von 3 Spielen ein Tribute für +2/3 zu spielen...


    Beste Grüße
    ~Free

  • GK ist ein Pile. Wenn alle natürlich den großeren Pile, Debris-Plant spielen und dann der Rettungsanker BRD nicht verfügbar ist und auf MST eh aus Bequemlichkeit geschissen wird, ist es klar warum es durchkommt.

  • Zitat

    Beispiel 3: Ich beschwöre einen Vorse-Plünderer. Dieser zerstört ein Siebenfarbiger Fisch im Kampf. In diesem Moment wird mein Vorse-Plünderer zu einem Floater, denn ich habe soeben +1 gemacht. Wenn er durch eine Sakuretsu Armor entsorgt werden würde, würde ich insgesamt wieder bei einen Kartenvorteil von +1 landen.


    da versteh ich was nich ganz...... wenn vorse durch ne armor zerstört wird ises dann nich nur ausgleich? immerhin verliert jeder eine karte, wo kommt also das +1 her? wenn du es so meinst das er im vorherigen zug den fisch zerstört haben muss um +1 zu machen würd ichs aber auch so schreiben, sonst erkennt man die verbindung nich.......

  • schöner artikel und heb auch alle vorteile der gk hervor, trotzdem werden sie meiner meinung nach nicht meta da das einfach nur der überraschungsmoment war und möglicherweise waren die spieler auch richtig richtig gut

  • da versteh ich was nich ganz...... wenn vorse durch ne armor zerstört wird ises dann nich nur ausgleich? immerhin verliert jeder eine karte, wo kommt also das +1 her? wenn du es so meinst das er im vorherigen zug den fisch zerstört haben muss um +1 zu machen würd ichs aber auch so schreiben, sonst erkennt man die verbindung nich.......


    Du musst immer die Gesamtsituation sehen: ich verliere 1 Karte (Vorse-Raider) und du 2 (Fish und Saku). Im Prinzip ist die Situation vergleichbar mit Saku zerstört Stratos. In dem Moment, in dem eine Monster +1 macht, wird sie zum Floater. Bei stratos und Sangan ist das die Beschwörung, bei Dekoichi das flippen und bei Vorse-Raider das Zerstören eines gegnerischen Monster.

  • also besteht das +1 in der vorherigen zerstörung des fisches. ich find das könntest du im artikel noch erwähnen, ich hab mich jedenfalls eben gefragt "+1 mit vorheriger zerstörung oder ohne? ohne wüsste ich nich wie er auf +1 kommt, aber da steht auch nich mit vorheriger zerstörung" wollte nur erwähnt haben das es etwas missverständlich is :P


    btw. find ich den artikel sehr informativ und hilfreich^^

  • Sehr guter Artikel. Du erklärst gut wie der Vorteil durch die Monster im GK-Deck generiert wird.


    Ich spiele schon lange mit meinem Deck herum, Machinasworns, dass ich in Mailand gespielt habe (143. Platz). Habe gemerkt aus welchen Gründen es wirklich funktioniert, habe mich jedoch immer gefragt wieso es diesen Vorteil generiert. Nun durch deinen Artikel erkenne ich das Prinzip und kann es noch weiter ausfeilen.


    Dankeschön für den Artikel, weiter so. :)


    Gruss,
    MasterSephiroth

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