lieblings superheld?

  • Zitat

    Original von Amazeroth
    Solange ich nur dann moralisch einwandfrei handle, wenn es mir nützt, um es dann zu vergessen, wenn es mir zum Nachteil gereicht, bin ich genauso 'böse' wie jemand, dem Moral gar nichts bedeutet.


    damit stellst du hier auf, daß ein mensch "gut" oder "böse" ist, was rein vom moralischen wert seiner handlung(en) abhängt.


    abgesehen davon daß ich diese einteilung ganz und gar nicht mag, da sie eher eine rhetorische wendung als eine wirkliche aussage ist, finde ich diesen kniefall vor der ach so guten moral ekelhaft. tut mir leid das so schreiben zu müssen, aber was treffenderes fällt mir dazu nicht ein.


    moral, das richtig und falsch, das gut und böse, richtet sich nach den in den jeweiligen kreisen etablierten vorstellungen. damit ist moral nichts weiter als ein in der allgemeinheit (die selten die intelligenz einer gesellschaft stellt) entstandendes pseudo-juristisches konstrukt ohne allgemeine gültigkeit.


    hier würde man es schwer verurteilen wenn jemand wegen ehebruch gesteinigt werden würde, in gewissen wüstenvölkern siehts damit schon wieder ganz anders aus. ist jetzt irgendwer deswegen böser oder besser als das andere?


    nur weil es woanders eine andere moralvorstellung gibt als hier bedeutet das noch lange nicht daß es deswegen falsch ist, oder?
    gut und böse definiert sich an dem subjektiven empfinden der blinden masse, das ist moral und genau das ist aus meiner sicht gefährlich, da es eher dem herdentrieb bei einer stampede gleichkommt als dem ernsthaften wissen um die dinge und der bewertung von handlungen.

  • Sorry, habe ein Wort falsch gewählt. Es sollte heissen:


    Solange ich nur dann moralisch einwandfrei handle, wenn es mir nützt, um es dann zu vergessen, wenn es mir zum Nachteil gereicht, handle ich genauso 'böse' wie jemand, dem Moral gar nichts bedeutet.


    Aber hast Du schon mal was von Menschenrechten gehört?
    Diese sind unabhängig vom jeweiligen Kulturkreis (obwohl manche etwas länger brauchen, um die Allgemeingültigkeit dieser Rechte zu erkennen; ist aber nur eine Frage der Zeit).


    Die Frage, ob eine Handlung 'gut' oder 'böse' ist, ist natürlich in Relation zu den im Umfeld des Handelnden üblichen Vorstellungen zu sehen. Deshalb ist es meiner Ansicht nach wichtig, weltweit gültige Vorstellungen durchzusetzen. Es gibt ja durchaus einige gemeinsame Nenner, auf denen man dabei aufbauen kann. Hilfreich wäre auch, wenn endlich damit aufgehört würde, Menschen wegen Herkunft, Religion oder Rasse zu bewerten.


    'Was Du nicht willst, das man dir tu, das füg auch keinem and'ren zu.'


    Wenn nur alle Menschen danach leben würden, wäre es schon um Einiges friedlicher in der Welt.

  • aber mal ehrlich: so lange menschen menschen sind, wird es sowas nicht geben.


    deswegen finde ich solches gerede von "weltweit allgemeingültigen vorstellungen" (warum nicht gleich ein kommunistischer weltstaat?) nicht nur in gewisser weise anmaßend, sondern auch utopisch, was um längen gefährlicher ist als die anmaßung. meiner ansicht nach grenzen solche forderungen an realitätsverlust bzw -verleugnung.
    was würde nur der gute präsident mahmud ahmadinedschad sagen, wenn du ihm erzählen wolltest, seine ansichten wären falsch?


    zum thema gemeinsamer nenner: was ist der gemeinsame nenner zwischen dem oben genannten präsidenten, ghandi und dir? und sag jetzt nicht "sind alles menschen", denke mal du weißt worauf ich hinaus will.

  • hier nochmal was nettes zum thema gerechtigkeit, gut & böse und moral:


    "Aber ich glaube, wenn es einmal einen Mann von ausreichend starker Natur gibt, dann schüttelt er all das ab, zerreißt die Fesseln und macht sich frei, tritt alle unsere Paragraphen, unsere Zähmungs- und Besänftigungsmittel und alle widernatürlichen Konventionen mit Füßen, steht auf und erweist sich, der ehemalige Sklave, als unser Herr: und hier leuchtet dann das Gerechte der Natur hervor."
    -Kallikles nach Platon, Gorgias

  • Und das ist das ultimativ Böse: Die Arroganz und der Größenwahn eines einzelnen Menschen dessen Geist so krank ist das er denkt er könne über andere Herrschen.


    Ja der Grundgedanke des Kommunismus ist wohl das gerechteste. Das er nicht funktioniert liegt an genau dem Gedankengut das Du scheinbar vertrittst. Der Kommunismus scheitert nicht an den Menschen die ihn letztendlich ausführen sondern an den Funktionären die ihn versuchen zu steuern und dabei korrumpiert werden.


    Da der Kommunismus somit keine Lösung bietet und eine wie auch immer geartete Diktatur um ein vielfaches schlimmer ist (was die Geschicht zur Genüge bewiesen hat) bleibt also nur eine Demokratie, die nicht umsonst oft als die beste aller schlechten Regierungsformen beschrieben wird.


    Sobald das Gedankengut aufkommt das ein einzelner Mensch etwas besseres als ein anderer sei ist das Böse in der Welt. Ob man daran glaubt oder nicht die Geschichte (oder Legende) von Adam und Eva sowie Kain und Abel zeigt es recht deutlich. Das Böse entsteht aus Neid und Missgunst. Aus dem Gedanken das jemand anderer etwas hat oder bekommt das ich auch haben will (das mir zusteht?).


    Um zumindest am Randa auf das eigentliche Thema zurück zu kommen: Ich denke das vielen Leuten dies durchaus bewußt ist und daher sind die großen Superschurken oftmals Leute die an der Oberfläche versuchen die Weltherrschaft an sich zu reißen weil sie denken das sie als Herrscher besser für die Welt wären als die aktuellen Situation. Letztendlich stellt sich aber immer wieder heraus das genau das nicht der Fall ist. Wer wie oben angesprochen 20 Konterrevolutionäre erschiesst um an Nahrung zu kommen mag das aus guten Beweggründen tun aber letztendlich zweifle ich das es bei den 20 bleiben wird und das man nicht wirklich eine langfristige Lösung schafft. Ghandi hat sehr eindrucksvoll gezeigt das man gänzlich ohne Gewalt mehr bewegen kann als mit allen Waffen der Welt.

  • Starocotes: ich glaube du hast nicht ganz verstanden was ich mit dem kallikles-text sagen wollte. hab ich auch nicht erwartet.


    das ultimativ böse? realitätsverzerrende augenwischerei von leuten die denken, daß kommunismus o.ä. nicht utopisch ist und daß, wenn wir uns alle ganz doll lieb haben, alles gut wird.


    die von dir erwähnten "funktionäre" sind auch nur menschen die den K. "ausführen", wie du es nennst, also scheitert das ganze wohl doch am menschen und nicht am system ^^


    bzgl demokratie: nehmen wir einfach mal an, wir würden im urdemokratischen sinne handeln. darunter verstehe ich jetzt zum wohle der mehrheit, denn nicht anderes bezweckt demokratie. dann müßte man 49% eines volkes, einer gruppe usw. sterben lassen wenn dadurch 51% überleben können. das, und nur das, ist konsequente demokratie.
    würdest du das wollen?
    hoffe weißt worauf ich hinaus will.


    aber ich denke das führt jetzt viel zu weit vom eigentlichen thema weg. böse und gut war schon ein guter ansatz.
    freu mich schon auf amazeroths ausführungen zu kallikles ^^

  • Ich bin auf jeden Fall der Meinung von starocotes.


    Es ist sehr gefährlich zu glauben, dass ein Einzelner dazu bestimmt sein könnte, über alle anderen zu herrschen (auf welche Weise auch immer). Wir hatten das schon, und nicht nur in Deutschland, sondern überall auf der Welt. Wohin das führt, kann man in jedem Geschichtsbuch nachlesen, nämlich in den Untergang! Nur dann, wenn diese Einzelnen gerade NICHT über die anderen herrschen wollten, haben sich deren Ideen durchgesetzt (siehe Gandhi). Es gibt einen Grund, warum sich die Menschheit in eine andere Richtung entwickelt.


    Ich glaube, Du (Don) hast den Sinn von Demokratie gänzlich missverstanden. Demokratie bedeutet nicht, darüber abzustimmen, wer leben und wer sterben soll. Solche Dinge stehen überhaupt nicht zur Diskussion, da jeder Mensch von Geburt an das gleiche Recht auf Leben hat wie irgendein anderer. Keine noch so grosse Mehrheit kann dieses Recht aberkennen. Und um solche Rechte ging es mir in meinen vorangegangenen Kommentaren.


    Man trifft übrigens in einer Demokratie nicht Entscheidungen zum Wohle der Mehrheit, sondern zum Wohle ALLER! Nur dass es der Wille der Mehrheit ist, der in Zweifelsfällen den Vorrang erhält.


    Dass Demokratie (und auch Kommunismus) nicht wirklich funktionieren, liegt ja genau daran, dass die meisten Menschen noch nicht begriffen haben, dass es ihnen selber besser ginge, wenn alle anderen auch zufrieden wären. In diesem Sinne: Wenn wir uns alle 'ganz doll lieb' hätten, würde zumindest vieles besser werden.


    P.S.: Der gemeinsame Nenner ist, dass alle drei in Frieden leben wollen.

  • Ich habe den Kallikles Text so verstanden das sich eines Tages ein Mensch so weit entwickelt haben wird das er über seine eigenen Grenzen hinaus wächst und somit jenseits von aller bekannten Moral und Rechtsprechung für alle Menschen das Beste bringt. Korrigiere mich wenn ich da falsch liege.


    Diese Denkweise ist nicht nur arrogant und größenwahnsinning sondern auch rundfalsch und böse. Die Geschichte hat gezeigt das einzelne Menschen die sich auf Stärke berufen und nach Macht gestrebt haben dies nie zum Guten eingesetzt haben sondern immer nur anderen geschadet haben. Menschen die "Gut" sind wie z.B. Ghandi oder Mutter Theresa haben nie nach Macht oder Stärke gestrebt sondern nach Frieden und Gleichheit.


    Du denkst das die Menschheit böse ist aber einzelne Menschen über sich hinauswachen können um dann alleine über Andere Gutes zu tun. Ich denke das der einzelne Mensch böse ist aber die Menschheit über sich hinauswachsen kann um gemeinsam Gutes zu tun.


    Die Demokratie ist eine Regierung des Volkes und nicht der Mehrheit (das wäre dann wohl eine Polykratie). Es wird jeder (also auch eine Minderheit) berücksichtigt und deshalb ist das die einzig wahre Regierungsform. Jeder der meint das nur die Starken ein Recht darauf hätten zu entscheiden was gut, böse, richtig oder falsch ist in meinen Augen bedauernswert da er den wahren Wert des Lebens nicht erkannt hat.