Cold Desire - FF von Evil Bakura

  • *Diesen Post nochmal verfass...*


    Ich fand beide Folgen wirklich sehr gut ^^


    Und Minako kann nach wie vor einfach alles ;) *Die nachricht mit der Rose sofort verstanden hab, und darauf stolz ist* xD


    Da ich immernoch keine Lust aufn langen Post habe musst du dich immernoch damit begnügen xD

  • So, ehe der Fan-Stuff völlig ausstirbt (6! Tage kein Post mehr in dem Bereich, oha ._." ), will ich auch mal wieder.
    Tu ich das, was ich seit, oh, auch 6 Tagen machen wollte, und das nachdem ich mich heute Abend erst noch mit dem ganzen TDGS kram rumschlagen durfte, der einen mal wieder ~leider von allem anderen ziemlich gut abhalten tut =/


    Zitat

    Original von -Sinthoras-
    Da ich immernoch keine Lust aufn langen Post habe musst du dich immernoch damit begnügen xD


    Du warst ja auch die arme Sau, die dem Forencrash zu Opfer fiel. Allzu verständlich ;)
    Und danke ^^


    Zitat

    Original von -=GhostRider=-
    *mit-Felsbrocken-nach-EB-werf*
    und das nicht wegen dem Triplepost - NEIN - sondern das er vorher nicht gesgat hat, dass er sich bei der Folge soviel Zeit lässt, ich wieder alles vergesse und deswegen Folge 13 auch nochmal lesen musste - so gesehen also wegen einem FÜNFACHPOST :eek:


    Gomen, gomen ^^§


    Ich werde auch deinen Vorschlag mal testweise übernehmen, und eine Zusammenfassung vorwegschicken, damit ihr nicht unter sowas Leiden müsst (mehr als bei Tripples eh schon :P)


    Zitat


    So?! Ich als Star Wars Kenner kann da nicht so ganz zustimmen!


    Hm, Anakin bekam Padme/Amidala. Anakin = !Spoiler! = Vader; Vader = Gut?
    Ich hab ja nichts dazu gesagt, dass sie die dann auch halten können ;)
    Naja, immerhin hebt Han die Skala auf nen Unentschieden, sofern ich mir jetzt nur die Filme vorhalte. Über den Rest hab ich vor ~Ewigkeiten den Überblick verloren, mit all den Kanon-Zeugs, was von Lucas ja sogar überwacht wird, so dass alles passt.


    Zitat

    Am besten hat mir die Szene gefallen wo die Duellhalle zerstört wurde und einige Charas ihrem Tod nahe waren. Ich hatte diesen blutüberströmten Kantarou schon vor meinem Auge. Aber dann war wieder alles nur eine Vision*bitte-lass-diese-Vision-Wirklichkeit werden*.


    Die Szene mochte ich auch sehr. Du verleitest mich fast zum Spoilern. Nein, ich sag doch nicht, was da noch kommt D:
    Aber es ist ein guter Garant für eine ~Realisierung, wenn ich die Szene mochte (und grundlos war die da sicher auch nicht XD)


    Zitat

    btw nightstroud: was macht denn Alkohol in einem 13-jährigen Körper?! Da gehört er doch gar nicht hin, bzw wie kommt er überhaupt dahin?


    DAS allerdings hab ich mich vor dem dir nachfolgenden Kommentar auch gefragt XD


    Zitat

    Original von nightstroud
    Zu den anderen beiden sag ich jetzt nichts mehr. Will ja nicht noch Ärger mit EB bekommen fürs Diskrieminieren seiner Charas^^


    *EB mit Keule in der Hand schon wartet*: Mach ruhig *grins*


    Aber wenn noch viele solcher Kommentare folgen, gibt das noch echt irgendwann nen nicht-jugenfreies Spin-Off oO
    Ihr gebt mir hier Ideen, weil ich muss sagen, wenn ich das les, stell ich es mir zumindest in dem Moment kurzzeitig vor (Ja, IHR seid daran Schuld, mir sowas in den Kopf pflanzen ) :P


    Zitat

    ...Rosen hätten nur diesen langweiligen Romantik Botschafsscheiß oder wären Grünzeug^^ Gelbe Rosen bedeuten z.B. Eifersucht^^


    Oder sie stehen in vermehrter Zahl auch gern für Dankbarkeit oder Verzeihung, ferner Verehrung.


    Ich mag vom Aussehen her am liebsten schwarze (die es ja nicht gibt ;P ) und bedeutungstechnisch blaue Rosen. Aber naja, das ist hier ja kein Botanikerstammtisch XD


    Zitat

    Original von -Aska-
    Platz 5: -Aska- = meistens gnadenlose Doppelposts, ein Monster
    Platz 4: ruhiger Ninja = ja, er hat ein paar Wörter mehr als ich, dieser TEUFEL!
    Platz 3: Meta-Ridley = nimmt man seine Kommis und Folgen zusammen, weiß man, warum der hier sitzt
    Platz 2: Evil Bakura = Das war nicht der letzte Tripplepost, da bin ich mir ziemlich sicher @.@
    Platz 1: ??? = was die Zeichen nicht tun, füllt das Ego locker aus xD


    Platz 4 und 5 tun sich kaum was, die ringen wahrscheinlich gegenseitig um den höheren. Außerdem bist du doch nicht minder nen Trippler, und ich warte gespannt auf deinen Quadro XD
    Platz 3 verdient nen Addon für die Komments, die sind allein mörderisch
    Und wer is wohl Platz 1, rofl? 8o


    Zitat

    Aber wie man dich kennt, steckt mehr dahinter ... er ist ein machtversessenes, arrogantes Arschloch mit begrenztem Wortschatz. (Loser... ... Loser ... Loser?)


    Durchaus, das meiste hat mehr oder weniger einen Grund, den man irgendwann gewahr wird, aber das vorherige Spekulieren macht doch auch Spaß, wenn man selbst überlegt, was könnte es sein, oder wie sich etwas entwickelt. Mir zumindest.


    Und Kenji hat nicht einmal Loser verwendet, soviel zu eingeschränktem Wortschatz :P
    (Spiel, Satz und Sieg)


    Zitat

    Was für eine Show! Zieht er die Perücke ab und... "Ich bin dein Vater, Luke!"
    Ne, moment...
    ...
    Mensch, der Junge hats drauf. Wieso ist der der Ersatz!? Schmeiß Fukioh raus und setzt Daimon an seine Stelle! =D


    *notiert fürs Spin-Off*


    Und wenn er der Ersatz momentan ist, hat er doch schon die Stelle, gell? Logik strikes again D:


    Zitat

    Hab ich da grad Kantarou gesehen, wie er geoWned wird?!? DAS nenn ich super! Ich kanns garnet erwarten, dieses Duell zu sehen!
    Wage es dir, dich da rauszuschreiben!!!
    Ich will, dass er als Jungfrau stirbt, verstanden?!?


    Der hat es dir aber angetan. Das ist ja fast, als wenn MR über Tara herzieht (ich hoffe, ich hab das richtig in Erinnerung Xd)


    Hm, ich sag einfach, Kantarou is Anfang September geboren, und ich geh dem Ganzen ziemlich geschickt aus dem Weg ^_^


    Zitat

    Mizuki darf auch Laborratte spielen. =D


    Ich wittere Hasskandidatin Nr. 2? Nene, die hat nen Dauervertrag, vorerst *Schlag in Nacken bekommt. "Wag es ja nicht, mich rauszuschreiben!" *


    Zitat

    PPS: WARUM hat Minako pro Folge nur so wenig Sendezeit?!


    Die spart sich das doch auf. Langsam, dafür aber stetig mehr ;)


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    Nice, allein die Comments zu den Comments sind schon wieder 5k+ Zeichen. Aber vor dem Trippler hätte es euch so oder so nicht bewahrt. *diabolisch grins*


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    Dann versuch ich mich mal fix an einer knappen Zusammenfassung der vorangegangenen Folge (und mal schauen, ob man sie in Richtung von GX-Previews trimmen kann):


    Zitat

    Was bisher geschah:
    Schließlich war der Tag der Konfrontation gekommen. Auf der einen Seite Kenji, der sich für die Schmach mit der Niederlage rächen wollte, auf der anderen Fukuin, der eigentlich gar kein Interesse an dem Duell hatte. Nach einem kritischen Treffer jedoch begann Fukuin kurzzeitig, beängstigende Dinge zu sehen, die nur er wahrnahm und nicht der Realität entsprachen. Als Kenji ihn dann noch weiter provozierte, entschloss er sich gereizt, mit vollem Einsatz das Duell weiterzuführen und seinem Gegner eine Lektion zu erteilen.
    Während beide sich so gegenseitig einheizten und die Lage sich immer weiter zuspitzte, traf Mizuki ein weiteres Mal auf Daimon, der sich verkleidet in die Akademie eingeschlichen hatte. Nach einem kurzen Plausch jedoch verschwand er wieder, nicht ohne ihr eine ominöse Warnung hinterlassen zu haben.
    Zeitgleich versuchte Fukuin, die entscheidende Wende im Duell herbeizuführen, doch da aktiviert Kenji seine verdeckte Karte...


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    Chapter 1.15 The Unholy Tag! 2 VS 1



    Ein Donnern ließ die Halle erbeben, als Fukuins steinernes Reptil Tlaltecuhtli aufs Feld zurückkehrte. (ATK 2700)
    Unmittelbar darauf befahl er auch den Angriff auf Kenjis Enishi (ATK 2200), fest entschlossen diesen entgültig zu vernichten.
    Unter Fukuins Augen steuerte ein Regen aus Felsen auf den Krieger zu.
    Mit besten Grüßen vom Loser!


    Denkst du das wirklich? Dass du mich so einfach drankriegst?
    „Du kannst nicht gewinnen. Ich bin in einer ganz anderen Liga als du!“, schrie Kenji aufgebracht.
    „[Soul of the Samurai], los!“
    Verbissen aktivierte er seine Schnellzauberkarte, die sich vor ihm verdeckt auf dem Feld befunden hatte.
    Enishi zückte sein Schwert und zerteilte jeden einzelnen der auf ihn zufliegenden Brocken, bevor er losstürmte und sich zu einem hohen Sprung abstieß.
    Fukuin schaute überrascht nach oben, konnte den Krieger geblendet durch die Strahler an der Decke aber nicht mehr sehen. Plötzlich tauchte er jedoch wieder auf und ließ seine scharfe Klinge auf Fukuins Tlaltecuhtli niedersausen, bevor er kraftvoll auf dem Boden aufsetzte.
    „Was ist da los?“, wunderte sich Fukuin, als nichts weiter passierte.
    Dann jedoch bemerkte er, dass sehr wohl etwas geschah. Langsam begann sein Monster sich in zwei verschiedene Richtungen auseinander zu bewegen, sauber in der Mitte durchtrennt.
    „Mist!“, zischte er, als sich zudem auch noch seine Lebenspunkte verringerten.
    (LP Fukuin: 3500 -> 3300)


    „Soul of the Samurai erhöht die Angriffspunkte meines Kriegers um satte 700 Punkte. Aber das ist nicht alles, sie wird auch noch zu einer Ausrüstung an Enishi“, verkündete Kenji beherrscht.
    (ATK Enishi: 2200 -> 2900)
    Besorgt musste Fukuin mit Ansehen, wie es Kenji gelungen war, das Monster noch weiter zu stärken, anstatt ihm, es zu zerstören.
    „Tlaltecuhtli, Effekt aktivieren!“, rief er widerwillig.
    „Da ich Schaden aus dem Kampf genommen habe, kehren meine Monster auf die Hand zurück.“
    Während sich die Karte von Crag Lizard in seinem Blatt materialisierte, kicherte Kenji leicht darüber, dass Fukuin etwas mit einem Effekt benutzte, der so zweischneidig ist.
    „Lach solange du kannst! Jetzt, Crag Lizards Effekt!“
    „Was?!“, verging es Kenji aber direkt.
    „Wenn Crag Lizard das Feld verlässt, kann ich ein Monster auf dem Feld zurück auf die Hand des Besitzers geben. Du weißt, was das heißt?“, grinste Fukuin fast schadenfroh.
    Enishi begann langsam durchsichtig zu werden, doch dann war er plötzlich wieder vollständig sichtbar. Dafür jedoch zersprang ohne Vorwarnung Irou neben ihm.
    „Verdammt!“, fluchte Kenji, während er die ausgerüstete Zauberkarte aufnahm und sie hinter Irou her auf den Friedhof legte.
    „Solange ein Monster mit Soul of the Samurai ausgerüstet ist, kann ich ein anderes Six Samurai Monster zerstören, um einen Effekt zu negieren, der auf das ausgerüstete Monster zielt. Dafür wird die Karte danach ebenfalls zerstört.“
    Fukuin schüttelte ungläubig den Kopf
    Wie oft muss ich noch dieses Mistding aufs Korn nehmen, bis ich es klein bekomme?
    Sein Blick wanderte über das nur noch einseitig belegte Feld. Kenji besaß immer noch seine Trumpfkarte Enishi, die er nach wie vor verbissen verteidigt hatte, wie auch eine weitere, verdeckte Karte in seiner Zauber- und Fallenkartenzone, die ihm unbekannt war. Er dagegen war nach der fehlgeschlagenen Kampfphase mit nichts auf seiner Seite zurückgeblieben. Dafür hatte er noch vier Handkarten, und die gerade erst zurückgekehrte Crag Lizard obenauf im Blatt dazu. Mit einem leichten Grinsen schob er die nächste Karte darunter seitlich hervor.
    Ich hab immer noch ein Ass im Ärmel…
    „Ich rufe noch einmal Crag Lizard, diesmal in Verteidigung, aufs Feld. (DEF 800)
    Denk dran, wenn du versuchen solltest, sie mit Enishis Effekt zu zerstören, wirst du auch ihn verlieren!“, übte Fukuin bewusst psychologischen Druck aus.
    Während das echsenartige Felsmonster vor ihm erschien und sich defensiv duckte, nahm er seine [Guardian Statue] aus dem Friedhof, welche für die erneute Spezialbeschwörung herhalten musste.
    „Noch eine Karte verdeckt und fertig“, schloss er dann den Zug unverrichtet ab.


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    Daimon stand vor den Türen des Fahrstuhls, der ihn hinunter zur die Eingangshalle der Akademie bringen würde. Abwesend wartete er auf die Ankunft des Lifts.
    „Ich schätze, die brauche ich nicht mehr“, betrachte er die schwarze Perücke, die er in seiner Hand achtlos über einem Abfalleimer hin und her schwenkte. „Beim nächsten Mal werde ich es endlich erledigen.“
    Augenblicklich verschwand der Klumpen Haar in dem Behälter, als er seine Finger spreizte.
    Trotzdem verharrte er noch nachdenklich, ehe er in die menschenleeren Gänge zurückschaute. Es schien, als waren die meisten Studenten als Zuschauer beim Duell oder noch im Unterricht und die Korridore somit zu Recht ausgestorben. Aber das war letztlich nur zu seinem Vorteil. Wo er nicht gesehen wird, stellt auch keiner Fragen.
    Jenes Mädchen, grübelte er in Gedanken über der Begegnung mit Mizuki. Ausgerechnet sie…
    Er jauchzte leicht auf.
    Eigentlich war ich wirklich mit der Absicht hierher gekommen, ihm gegenüberzutreten und es zu Ende zu bringen. Aber mit dem, was sie gesagt hat, könnte es tatsächlich die erhoffte Wirkung haben.
    „Jeez, was interessiert es mich überhaupt“, schüttelte er seine Überlegungen von sich.
    „Zumindest stellt sie immer noch eine adäquate Trumpfkarte dar.“
    Aus der Bauchtasche seines Pullovers zog er eine kleine, zerkratzte Taschenuhr hervor, die sich auf Knopfdruck sofort aufklappte.
    „Verdammt, so spät! Ich muss mich beeilen. Wenn ich nicht bis dann wieder zurück bin, komm nicht nur ich in Schwierigkeiten.“


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    Rena schaute kritisch zu Kantarou. Inzwischen konnte man ihr gar nicht mehr anmerken, dass sie von dieser seltsame Panikattacke heimgesucht worden war.
    „Bist du dir wirklich sicher, dass der Kenji besiegt haben soll?“
    Sie räusperte sich etwas, bevor sie weiter redete, aber gab ihrem Nachbarn trotzdem kaum Gelegenheit, in der Zwischenzeit darauf zu reagieren.
    „Jemand, der solche sich selbst schadende Karten spielt. Warum nutzt er nicht welche, die diese Nachteile nicht haben?“
    „Keine Ahnung“, zuckte Kantarou mit den Schultern. „Ich habe sein Deck noch nie vollständig gesehen, aber vielleicht besitzt er eine solche Karte nicht. “
    Sein Blick überflog die Situation auf dem Feld, als Fukuin den Zug an Kenji abgab.
    „Aber solange man sein Deck kennt, kann auch ein Nachteil zum Vorteil werden, oder?“, grinste er überraschend zuversichtlich.
    „Hmm, schon“, pflichtete Rena ihm darauf bei, auch wenn sie selbst nicht vollkommen davon überzeugt war. Im Gegensatz zu Fukuin war Kenji eine bekannte Stärke, schon in den Schulen vor der Akademie. Jemand, der beinahe an das Level von Mizuki ranreichen konnte.
    „Sag mal“, wechselte Kantarou da das Thema, fast als ob er ihren Gedanken aufgeschnappt hatte, „wo ist eigentlich Mizuki? Ist sie nicht schon etwas lange weg?“
    Im ersten Moment irritiert, gab sich Rena fast gegenwärtig beleidigt.
    „Hmpf, machst du dir etwa Sorgen um deinen Schatz?“
    Das traf ihn unerwartet.
    „Äh… Nein… Nicht …Ich wollte doch nur…“, stammelte er verlegen aus sich heraus, worauf er jedoch nur ein genüssliches Lachen von seiner Seite erntete.
    „Perfekt“, versteckte sie ihr amüsiertes Feixen hinter vorgehaltener Hand. „Dein Gesicht hättest du gerade sehen sollen!“
    Kantarou war wirklich drauf reingefallen. Er schmollte etwas und wendete seinen Blick ab, aber nur so weit, dass er sie immer noch aus dem Augenwinkel sehen konnte. Als er dann merkte, dass sie ein Stück an ihn heranrückte, begann er leise etwas zu murmeln.
    „Was soll ich schon mit Mizuki…Andere waren da mir gegenüber sowieso schon viel freizügiger…“, brachte er mit einem todernsten Grinsen heraus. Er hätte noch einen besseren Spruch gehabt, aber der war ihm auf einen zweiten Gedanken einfach zu peinlich, als das er ihn gegenüber Rena verwendet hätte.
    Außerdem zeigte sich ihm, dass dieser bereits durchaus effizient war. Seine Nachbarin verharrte augenblicklich, nachdem er es gesagt hatte. Nach ein paar Augenblicken lehnte sie sich dann aber wieder zurück in den Sitz und kreuzte die Arme hinter ihrem Kopf.
    „Okay, damit sind wir quitt. Genug der Scherze…“, setzte sie selbst ein zufriedenes Grinsen auf.
    Gelassen schloss sie ihre Augen, ohne eine weitere Reaktion ihm gegenüber zu zeigen. Kantarou überlegte, ob er vielleicht doch zu bissig mit seinem Kommentar war, was er nicht gewollt hätte. Als Rena sich dann hingegen wieder vorbeugte und ihre Arme auf die Beine aufstützte, während sie seine eigentliche Frage beantwortete, waren wohlmöglich aufgekommene Kanten wieder geglättet.
    „Der passiert schon nichts. Aber wenn sie alleine sein will, lass sie am besten einfach. Nach allem…“
    Wie man es durch einen abgebrochenen Satz erwarten würde, wurde er dadurch nur neugieriger und hakte schließlich nach.
    „Nach allem was?“
    „Also,… du hast doch auch sicher schon gemerkt, dass Mizuki irgendwas für diesen Fukuin übrig hat, oder?“
    „Naja… ich denke schon. Aber was hat das damit zu tun?“
    „Hm, kann man dir wohl keinen Strick draus drehen… woher sollst du auch wissen, dass Mizuki und Kenji mal zusammen waren…
    Stille brach über die beiden herein.
    „Kenji und… Mizuki?“ wiederholte Kantarou mit großen Augen, die Stimme voller Skepsis. „Okay, du hast mich erwischt, der war zu gut“, wandelte sich sein Erstaunen jedoch schnell in ein Kichern.
    Als aber eine Reaktion von seiner Gesprächspartnerin ausblieb, kam er ins Strauchen.
    „Du meinst das ernst?“
    „Ja, aber keiner weiß das so genau… aber von dem, was ich gehört habe, waren es nur drei Tage oder so…und wie Mizuki ist, brauchste sie gar nicht erst zu fragen…“
    „Aber was du damit sagen wolltest, dass sie etwa sich nicht entscheiden kann, für wen sie sein soll?“
    „Vielleicht… keine Ahnung…“
    Immer noch ungläubig richtete Kantarou seinen Blick wieder nach vorn. Ratlos zuckte er mit den Schultern.
    „Kenji also… man weiß wirklich nie, was in den Leuten drin steckt … aber ist er deshalb so fixiert auf Fukuin?“


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    „Langsam gehst du mir richtig auf die Nerven!“, maulte Kenji, angesichts der Tatsache, dass Fukuin sich immer noch im Duell hielt und sich dabei von nichts zu irritieren lassen schien.
    Ich akzeptiere das nicht… eine Null wie der! Niemals!
    Voller Anspannung riss er die nächste Karte von seinem Deck. Ohne sie seinem Blatt erst hinzuzufügen, beschwor er das gezogene Monster.
    „Erscheine, [The Six Samurai – Kamon]!“ (ATK 1500)
    Ein kichernder Krieger in einer rostbraunen Rüstung sprang aus dem Nichts hervor. An seinem Oberkörper und den Armen hingen diverse Stangen an Dynamit, von der er nicht zögerte, eine zu greifen und mit ihr herumzuhantieren, als ob ihm langweilig wäre.
    „Das reicht nicht…“, merkte Fukuin trocken an, als er sah, wie Kenji für einen Augenblick unentschlossen in seine Karten und darüber hinweg auf die Duel-Disk blickte.
    „Sag mir nicht, wie ich zu spielen habe! Verdeckte Falle los, [Return of the Six Samurai]!“
    Mit einer Handbewegung ließ er die gesetzte Karte vor sich hochfahren.
    „Sie erlaubt mir, bis zur Endphase dieses Zuges, ein Six Samurai Monster von meinem Friedhof wiederzubeleben. Und deshalb, komm zurück, Irou!“ (ATK 1700)
    Fukuin hatte beinahe aufgehört zu zählen, wie oft er diesen Krieger in dem Duell das Feld hatte betreten und wieder verlassen gesehen, aber es war definitiv zu oft.
    Fast gemächlich gesellte sich Irou währenddessen zu Kamon, und verharrte dort auf weitere Befehle.
    „Das ist mehr als genug, um dir den Rest zu geben! Ich geb dir keine weitere Runde!“
    Kenji triumphierte siegessicher. Es hatte lange genug gedauert, aber das würde das Ende sein. Ein für alle Mal.
    „Du hast dich gut gehalten, aber es war zwecklos!“, gestand er sich unzufrieden ein, fuhr dann aber mit einem Glühen in der Stimme fort, „das wird der letzte Angriff! Ich werde dich zerquetschen!“
    Seine Monster machten sich bereit. Während Kamon ein Streichholz an seiner Rüstung entzündete und damit endlich die Lunte mit dem Sprengstoff in seinen Händen entfachen konnte, blitzten bereits die Schwerter der beiden anderen auf.
    Zeitgleich betrat jedoch ein Mann in eiligem Tempo die Arena. Ohne Umwege stieg er die wenigen Stufen hinter Kenjis Rücken auf das Duellfeld hoch, als er von seiner Hüfte einen stabähnlichen, leicht gebogenen Gegenstand löste und danach fest mit beiden Händen an einem Ende umschlossen hielt.
    „Atta…!“
    Gerade als Kenji die letzten Worte des Duells schreien wollte, spürte er etwas hinter sich. Im gleichen Moment hatte der Mann mit dem länglichen Gegenstand weit ausgeholt und ließ diesen auf den Jungen vor sich zurasen. Doch, ohne auch etwas gesehen zu haben, duckte sich Kenji rein intuitiv und wich nach vorne schnellend aus. Im Zuge der Bewegung spürte er dabei den starken Windstoß in seinen Haaren.
    Im Sturz nach vorn drehte er sich noch und landete hart auf seinem Hintern.
    Mit aufgerissenen Augen realisierte Kenji erst jetzt, was er überhaupt ausgewichen war. Der alte Mann hielt derweil das Schwert in seinen Händen noch immer ausgestreckt von sich.
    „Großvater!“, rief Kenji vor Schock und Überraschung zugleich. Hastig sprang er vom Boden auf und begann zu keifen.
    „Bist du jetzt völlig übergeschnappt, du alter Sack! Wolltest du mich etwa umbringen?!“
    „Die Zeit hier scheint dich wirklich verdorben zu haben. Früher hättest du nie so mit mir geredet, mein Enkel! Außerdem würdest du sicher nicht mehr vor mir stehen, wenn ich dich hätte töten wollen!“
    Der Mann mit dem kahlen Kopf und dem kantigen Gesicht deutete auf sein Schwert, welches immer noch in der Scheide steckte. Hinzu kam, dass er es auf einer Höhe hielt, die gerade so Kenjis Körperlänge überragte.
    „Du….!“
    „Ich bin enttäuscht von dir. Ich dachte, ich hätte dir alles beigebracht, aber das war wohl ein Irrtum…“
    Er schüttelte nachdrücklich seinen Kopf.
    „Du bist doch nur neidisch, weil ich jetzt schon besser bin als du!“
    „Wenn du mich wirklich für so engstirnig hältst, bin ich einfach nur entsetzt, aber noch mehr, dass du mich beklaust, nur um deinen Willen durchzusetzen, und sogar deinen Bruder hineingezogen hast…“
    Masahiro Sagari, Kenjis Großvater, befestigte ungeachtet seines knurrenden Enkels die Schwertscheide wieder an seiner Hüfte. Dann jedoch umfasste er den Griff entschlossen und mit einer eleganten Bewegung zog er das eigentümliche Katana selbst daraus hervor.
    „Also gut. Ich hatte gehofft, es zu vermeiden, aber mir bleibt wohl keine Wahl, als es dir auf dem harten Weg zu zeigen!“
    „Versuchs doch!“, entgegnete ihm Kenji übermütig, als plötzlich die Klinge auf ihn gerichtet wurde.
    „Wir werden das auf unsere Weise erledigen, in einem Duell! Wenn ich dich besiege, wirst du nach Hause zurückkehren und bei meinem Training ausreichend Zeit haben, über deine Fehler zu sinnieren. Gewinnst du, erkenne ich dich als vollwertiges Mitglied der Familie an und lasse dich gewähren!“
    Dies gesagt, schwang er einmal kräftig das Schwert durch die Luft, woraufhin aus der Mitte des Klingenrückens fünf Fächer seitlich schräg nach oben schnellten. Dann hielt er das Katana seitlich vor sich und schob in einer am unteren Ende aus dem Korpus erschienenen Halterung sein Deck. Selbst aus der Entfernung erkannte Fukuin noch gut, dass es sich dabei auch um eine Duell-Disk handelte, aber gesehen hatte er so etwas mit eigenen Augen zuvor noch nie.
    Zur gleichen Zeit fiel der Blick des Mannes auf Fukuin, welcher etwas deplaziert während des Streits der beiden auf dem Duellfeld inmitten der Halle verblieben war.
    Schlagartig verbeugte er sich und bat auf sehr höfliche Art um Verzeihung.
    „Meine Güte, ich habe gar nicht gemerkt, dass ihr in einem Duell ward.
    Entschuldige, dass ich es wegen dieser Angelegenheit unterbrochen habe…“
    Fukuin wusste nicht wirklich, wie er darauf reagieren sollte. Es mutete ihm etwas merkwürdig an, wenn ihm jemand erklären wollte, diese Tatsache dermaßen übersehen zu haben.
    „Ähm… es ist schon okay… nicht das …“
    „Moment mal, du alter Knacker! Du hast mich doch angegriffen, als ich gerade das Duell gewinnen wollte!“, trat Kenji dazwischen und giftete seinen Opa weiter, in höchst aufgebrachter Tonlage, an.
    „Zügel deine Zunge!“
    Masahiro starrte ihn mit finster funkelnden Augen unter den spitzen, fast buschigen Brauen an, wandte sich dann aber erneut zu Fukuin und lächelte verlegen.
    „Wie ich bereits sagte, ich bitte aufrichtig um Verzeihung. Zuerst möchte ich mich noch vorstellen. Mein Name ist Masahiro Sagari, der Großvater dieses Jungen. Du musst Fukuin sein, richtig?“
    Bevor er dies überrascht bestätigte, beobachtete der weißhaarige Junge, wie sich der Mann zur Vorstellung hinzu leicht verbeugte. Nachdem Masahiro diese Geste abgeschlossen hatte, fand er aber ohne Umwege wieder zum ursprünglichen Thema zurück.
    „Leider ist dies eine Sache, die keinen weiteren Aufschub haben kann. Ich war viel zu nachsichtig, ich muss ihm endlich eine Lektion erteilen!“
    Sein Blick wanderte über die beiden Jungen mit ihren aktiven Duel-Disks an den Armen.
    „Ein begonnenes Duell abzubrechen ist eine Schande. Deshalb werde ich stattdessen in das bisherige Duell einsteigen und als euer beider Gegner fungieren. Aber damit es gerecht bleibt… wirst du bitte an Seite meines Enkels fortfahren…“
    Kenji und Fukuin blickten ihn beide überrascht an, dann sich gegenseitig.
    „Wir beide… zusammen?“, wiederholten sie im Einklang.
    „Meinen Sie nicht, dass das ein wenig unfair wäre, Zwei gegen Einen?“, fügte Fukuin skeptisch an, ohne zunächst einen weiteren Gedanken an Teamarbeit mit Kenji zu verschwenden.
    Der alte Mann begann, amüsiert zu lachen, und strich sich dann genüsslich durch den weißen Bart, der zu beiden Seiten hin, spitz wie die Brauen, abstand.
    „Ha ha ha….Ich mag zwar alt aussehen, aber du kannst mir glauben, ich bin noch ziemlich rüstig für mein Alter…“
    Bekräftigend klopfte er sich mit der Faust mehrmals auf die Brust.
    Fukuin zögerte trotzdem für einen kurzen Augenblick. Bis vor wenigen Minuten hatte er noch dieses Schwindelgefühl. Aber jetzt war es verschwunden. Er wusste nicht, ob er lieber kein Risiko eingehen und abbrechen sollte, oder unter den neuen Bedingungen fortfahren. Andererseits schloss er, dass er jederzeit abbrechen kann, falls es zurückkäme. Jedoch korrigierte er sich selbst sehr schnell. Wenn, wollte er das Duell auch zu Ende bringen, selbst wenn er von dem Vorschlag nicht sonderlich angetan war.
    Deshalb…
    Ein Nicken bekundete sein Einverständnis zu Masahiros Eintritt.


    Kenji jedoch zeigte offen, wie sehr er sich dagegen sträubte.
    „Was soll der Mist? Als ob ich mich mit dem da zusammentun würde. Ich krieg dich auch so klein…“
    „Dass ich nicht lache! Ein junger Rotzlöffel wie du hat es nicht einmal geschafft, mich zu schlagen.“
    „Aber…!“
    „Nichts ’Aber’! Entweder wirst du dich jetzt fügen, oder ich werde auf der Stelle dafür sorgen, dass du der Akademie verwiesen wirst! Unterschätze mich nicht!“, brachte der alte Sagari in einem äußerst wütenden Ton heraus, der mehr als deutlich machte, dass mit ihm gerade nicht zu spaßen war. Der Kontrast zwischen der freundlichen Art, in der Fukuin jedes Mal adressierte, und der, wie er seinen Enkel ansprach, war gewaltig.
    Kenji biss sich frustriert auf die Lippe und ging hinüber auf Fukuins Seite des Feldes, wo er sich in etwas Abstand auf gleiche Höhe zu ihm stellte.
    „Also gut, dann leg los! Aber damit eins klar ist: Ich werde nicht dank dem da gewinnen, sondern trotz ihm! Der ist nicht mehr als ein Klotz für mich, verstanden?!“
    Abwertend schaute er zur Seite. Sein Blick genügte, um zu vermitteln, was er nicht offen sagte.
    Komm mir ja nicht in die Quere!
    Unterdessen sah ihn sein Großvater mit einem bekümmerten Gesicht an.

  • „Normalerweise würde der einzelne Duellant bei einem solchen Duell mit 8000 Lebenspunkten starten. Aber angesichts der Tatsache, dass das Duell bereits begonnen hatte, werde ich als zusätzlicher Gegner einsteigen und auch mit nur 4000 beginnen“, erklärte Masahiro den beiden Jungen bereitwillig.
    Selbst mit der halben Menge kann er im Vorteil sein. Ein einzelner, direkter Angriff kann schon ausreichen, um einen von uns aus dem Duell zu werfen… wurde Fukuin sich bitter gewahr.
    Trotzdem, immerhin haben wir bereits mehrere Monster auf dem Feld
    „Es immer noch dein Zug…“, mahnte der alte Sagari Kenji, und deutete auf Fukuin, „ich überlasse dir, ob du deinen Angriff noch fortsetzen willst oder nicht…“
    Fukuin zuckte kurz zusammen. Das wäre doch verrückt, wenn sie jetzt Partner wären. Aber andererseits war es Kenji, und er wusste, wie gut dieser ihn leiden konnte. „Ich verzichte… Zuerst bist du dran, dann er! Zugende…“, lehnte Kenji abfällig ab.
    „Eine gute Wahl. Menschenverstand besitzt du anscheinen noch…“, gratulierte Masahiro ihm zu der Entscheidung.
    „Grr…In der Endphase aktiviert sich der Effekt meiner Falle, Return of the Six Samurai. Ich zerstöre stattdessen jedoch Kamon, um den stärkeren Irou zu behalten.“
    Wie es der immer noch wütende Junge verkündete, explodierte der Samurai durch die Dynamitstange in seiner Hand und nicht einmal seine roten Rüstung blieb zurück.
    „Und nun, beweis es mir, dass du nicht schon verkalkt bist, alter Mann!“


    „Wie du wünscht!“, prustete sich sein Großvater, als er die sechs abgenutzten Karten von seinem Deck zog.
    „Kenji, ich werde dir eine Lektion erteilen! Von meiner Hand, [Six Samurai United]! Und ich habe zwei davon...”
    Beide Exemplare der Zauberkarte erschienen aufrecht auf dem Feld. Während Fukuin nicht wusste, was kommen würde, schien Kenji durchaus eine Ahnung zu haben.
    „Ich rufe [Chamberlain of the Six Samurai] im Angriff (ATK 200)“, deklarierte Masahiro ungerührt von der geringen Stärke.
    Ein Mann mit mechanischen Prothesen an Armen und Beinen wie auch einem künstlichen, robotergleichen Auge betrat das Feld. In seiner Greiferhand hielt er ein abgenutztes Schwert.
    Zeitgleich formte sich ein Symbol mit sechs kleinen Kreisen in einem größeren, verbunden miteinander durch mehrere Linien vor jeder der beiden offenen Zauberkarten neben Masahiro
    „Jedes Mal, wenn ein Six Samurai beschworen wird, erhält die Karte einen Bushido-Counter…“, räusperte er sich, um Fukuin das Geschehene zu erklären. Dessen Aufmerksamkeit richtete sich jedoch deutlich mehr auf den mit 200 Punkten recht schwachen Krieger.
    Zwar schenkte Kenji seinem erzwungenen Mitspieler keine Beachtung, aber auch er blickte angespannt nach vorne. Als ob er einen konkreten Verdacht hatte, was folgen würde, verhieß sein Gesicht nichts Gutes.
    „Außerdem, [Grandmaster of the Six Samurai] als Spezialbeschwörung! (ATK 2100)
    Grandmaster? wiederholte Fukuin den ihm bekannten Namen in Gedanken, während der greise Kriegerherr auf dem Feld erschien.
    Die gleiche Karte, die auch Kenji gegen Kantarou gespielt hat?! Aber eigentlich nicht verwunderlich. Beide Decks basieren anscheinend auf Six Samurai Karten
    Im Moment, als der ehrfürchtige Grandmaster das Feld betreten hatte, legte sich ein weiteres dieser eigenen Symbole über die bereits vorhandenen.
    Beide Karten begannen in einem gelblichen Schein zu leuchten und lösten sich nach und nach von unten her auf.
    Darauf zog Masahiro gleich vier Karten von seinem Deck nach.
    „Indem ich ein Six Samurai United mit Bushido-Countern auf den Friedhof lege, darf ich entsprechend der Zahl der Counter Karten nachziehen.“
    Unglaublich. Fukuin schluckte. Obwohl es der erste Zug für den Mann gewesen war, hatte er zwei Monster beschworen und trotzdem immer noch ganze sechs Handkarten.
    Das ist also die Stärke, die er vorhin meinte… scheint, als hätte er die Wahrheit gesagt…
    „Grandmaster, Angriff auf Irou!“, hielt der alte Sagari sein Monster Augenblicke später bereits zur Attacke an.
    Die Klingen beider Samurai kreuzten sich, doch Irous dunkellila schimmerndes Schwert hielt dem Druck des weißhaarigen Vollbarts nicht stand und zerbrach. Bevor Irou sich schließlich auflöste, war das Schwert des Großmeisters tief in dessen Körper geglitten.
    (LP Kenji: 2200-> 1800 )


    Kenji hatte wortlos zugesehen, wie seine Kreatur zerstört worden war. Selbst wenn er gewollt hätte, hatte er keine Karte, um etwas dagegen zu unternehmen. Stattdessen behielt er zufrieden sein zweites Monster im Auge.
    „Und jetzt? Was kümmert mich Irou?! Ich habe immer noch Enishi, du besiegst mich nicht!“, gab Kenji sich ungerührt und kostete die Überlegenheit wieder aus.
    Masahiro rieb sich seufzend die Stirn.
    „Warum hast du dich nur derart verändert? Du warst früher so herzensgut…“


    -------------------------


    Ein Zimmer im Krankenhaus. Am Fenster stand ein einzelnes Bett, in dem eine Frau ruhte. Die Vorhänge waren zum größten Teil zugezogen, um der Frau im Bett Schatten vor den von draußen hereindringenden Sonnenstrahlen zu bieten.
    Ihr Ehemann befand sich gleich neben ihr. In seinen Armen hielt er einen Säugling, eingewickelt in ein Handtuch, der seelenruhig vor sich hin schlummerte.
    Glücklich reichte er ihr das Bündel mit seinem Kind vorsichtig zurück.
    „Ich habe mich entschieden… Er soll Eiji heißen. Ei mit dem Zeichen für Ewigkeit und Ji wie Güte“, flüsterte er ihr leise zu, nachdem er sich zu ihr hinuntergebückt hatte.
    „Ein schöner Name.“
    Seine Frau stimmte ihm zu.
    „Eiji also“, streichelte sie dann dem Neugeborenen sanft über die Stirn.


    „Kann ich ihn wirklich sehen?“, drang da eine Kinderstimme von draußen durch die Tür zu ihnen hinein.
    Eine zweite, ältere Stimmte antwortete darauf etwas, aber es war zu leise, als es zu verstehen.
    Nach einem Klopfen senkte sich der Türgriff und durch den sich öffnenden Spalt kam sogleich ein junger Knabe fröhlich hineingestürmt.
    „Langsam“, rügte ihn der alte Mann erheitert, der hinter ihm den Raum betrat.
    Der kleine Junge stellte sich neben das Bett und versuchte einen Blick auf das Baby zu erhaschen.
    „Ist es das? Ein Brüderchen?“, fragte er stolz.
    Sein Vater, der noch neben ihm kniete, nickte freudig.
    „Noch so ein Wonneproppen“, stellte Masahiro entzückt fest, der, nachdem er die Tür wieder geschlossen hatte, sich hinter seine beiden Nachfahren postiert hatte.
    „Kann ich ihn auch mal halten?“, begann Kenji da neugierig zu quengeln.
    „Natürlich“, gestatte ihm seine Mutter und reichte das Kind vorsichtig an ihren Gatten, der es seinerseits behutsam an Kenji weiterreichte.
    Mit etwas Mühe gelang es diesem, das Bündel zu halten und das Neugeborene ausführlich zu betrachten.
    Da fasste ihm sein Vater auf die Schulter und schaute ihn eindringlich an.
    „Eiji ist von heute an dein Geschwisterchen. Und deshalb musst du immer auf ihn aufpassen. Das ist deine Pflicht als großer Bruder, verstanden?“
    Trotz der gewichtigen Worte strahlte Kenji, dem damit eine Verantwortung übertragen wurde, über beide Mundwinkel.
    „Ich verspreche es, ich werde ihn vor allem beschützen…“, gab er seinem Vater das Wort.
    „Das ist mein Sohn.“
    Fröhlich wuschelte er Kenji durchs Haar, während der weiter begeistert das Baby ansah.


    -------------------------


    „[Creature Swap]!“, hielt der alte Sagari enttäuscht die Karte in die Luft.
    Kenjis Augen weiteten sich.
    „Nein!“, realisierte er binnen Sekunden mit einem Schrei das Ausmaß des Zaubers für ihn. Diesmal wandelte sich die Unfähigkeit, etwas dagegen machen zu können, in ein Entsetzen. Damit hatte er nicht gerechnet.
    „Ich nehme zurück, was mir gehört“, verkündete Masahiro, während Enishi und der Chamberlain ihre Plätze auf den entsprechenden Seiten der Spieler tauschten.
    „Verdammt!“, zischte Kenji lauthals beim Anblick des neuen Monsters vor ihm. Doch es verblieb nicht lange dort, als es sogleich in seine Einzelteile zersprang. Sein Blick fiel auf die andere Spielfeldseite, wo er Enishi als Urheber der Zerstörung ausmachte.
    „Verdammter Mist! Wie kannst du es…?!“
    Aber Masahiro ließ Kenji gar nicht ausreden und fuhr einfach fort.
    „Ich setze zwei Karten. Zugende!“



    „Ich bin?!“, nahm Fukuin etwas unsicher darüber, ob er jetzt wirklich dran war, eine Karte vom Deck auf.
    Und was jetzt? schaute er aus seinem Blatt auf das Feld vor sich hoch.
    Das ist jetzt also ein Tag-Duell? Naja, nicht dass ich schon mal eins hatte, aber irgendwie ist das doch merkwürdig…
    Es hatte ihn schon die ganze Zeit gestört, aber bisher war er nicht darauf gekommen, was genau es gewesen war. Doch dann fiel ihm etwas wieder ein. Es war eigentlich nur eine Kleinigkeit, nämlich, dass Kenji seine Angriffe auch auf ihn fortsetzen kann. Dennoch verstand Fukuin, wie viel dieses Detail an Einfluss nehmen würde.
    Wir sind also nur theoretisch ein Team… Falls Kenji es will, kann er auch jederzeit mich aufs Korn nehmen. In seinen Augen bin ich sicher ein Gegner, kein Verbündeter, genau wie er es gesagt hat…
    Mit dieser Gewissheit kam jene neue Unsicherheit. Mit zwei Gegnern konnte er nicht einfach auf den einen Druck ausüben, mit dem Risiko für Angriffe des zweiten offen zu bleiben.
    Zudem ergab es alles keinen Sinn. Warum sollte Kenjis Großvater sich bewusst, soweit war er sich sicher, in das Duell eingemischt haben? Er hätte auch einfach warten können, bis es vorbei gewesen wäre. Aber genau das hatte er nicht.
    Deshalb war Fukuin überzeugt, dass mehr dahinter stecken musste, als es den Anschein machte. Aber welchen Beweggrund sollte jener Mann haben, das ging ihm nicht aus dem Kopf.
    Ich habe zwei Möglichkeiten. Entweder warte ich ab und sehe, was passiert, oder ich spiele weiter.
    Die Entscheidung fiel ihm dann letztlich doch nicht schwer. Die Neugier über das Warum überwog in ihm.
    „Ich beschwöre ein Tributmonster. Erscheine, [Hieracosphinx]!“ (ATK 2400)
    Die Felsenechse löste sich auf und an ihrer Stelle tauchte ein neues Ungetüm in der Luft auf. Mit anmutenden, aber zugleich kraftvollen Flügelschlägen ließ es sich langsam zu Boden sinken, ehe die massiven Pranken eines Löwen auf dem selbigen aufsetzten. Anstelle eines entsprechenden Kopfes befand sich der eines Falken oberhalb einer gefiederten Mähne, der mit seinen schwarzen Augen das Feld gänzlich erfasste.
    „Du gibst deine Verteidigung für einen Angriff auf, junger Mann?“, erkundigte sich Masahiro in fröhlich gestimmter Weise.
    „Wird nicht gerade das von mir erwartet?“, schloss Fukuin fordernd, eher er in den Kampf überging. „Meine Sphinx ist stark genug. Attacke auf Enishi!“
    Das chimärenartige Wesen vollführte mehrere starke Schläge mit den Flügeln, wodurch unzählige Federn daraus auf den Krieger mit der edlen Robe geschleudert wurden.
    „Wie ich vermutete, obwohl du Monster vom Typ Erde spielst, versuchst du, schnell wie der Wind zuzuschlagen. Aber diesmal wird es leider vergeblich sein.“
    Der Kommentar des alten Sagari war laut und klar zwischen dem Zischen der fliegenden Federn zu hören, bevor sich eine seiner verdeckten Karten anhob.
    „Schütze mich, [Samurai Barrier]!“
    Wie bei einer Halbkugel wurden er und seine zwei Monster von einem schwach schimmernden Schein umgeben, an dem jede einzelne Feder abprallte.
    Fukuin schluckte seinen Unmut herunter und lauschte stattdessen der Erklärung der Falle, auch wenn er sich es in etwa denken konnte.
    „… und beendet die Kampfphase, wenn ein Krieger als Ziel des Angriff gewählt wurde.“
    Es hatte zwar wieder nicht geklappt, aber Fukuin verspürte kein Unbehagen darüber. Dennoch war ihm jetzt schon klar, was mit seinem Monster absehbar bald passieren würde. Grübelnd schaute Fukuin zu Kenji. Er spürte, dass Kenji sich selbst um Enishi kümmern würde, so ungeduldig, wie dieser wirkte. Aber vollkommen überzeugt war er nicht.
    Masahiro lachte auf.
    „Selbst in so einer Situation gesammelt zu bleiben, das lob ich mir“, brachte er dabei heraus.
    Seine Stimme wirkte gelassen und behaglich, und ließ fast den zuvor ernsten Charakter, den sie vereinnahmte, vergessen. „Wie der Wald…“
    „Wald?“, wiederholte Fukuin verwirrt, setzte dann aber nach einem Moment der Überlegung eine Karte verdeckt.
    „Fertig“, gab er nun an seinen vermeintlichen Partner ab, der schon vor Anspannung explodieren wollte.


    Mit hämischer Mine zog Kenji seine Karte.
    „Ich zeig dir, wie man heute spielt! Da kommst du altes Eisen nicht mehr mit!“
    Es schmerzte. Und das war nur Fukuins Eindruck. Er wollte sich erst gar nicht vorstellen, wie es Masahiro ging, wenn er diese fortwährenden, kränkenden Worte vernahm. Aber zu seiner Überraschung rührte sich bei diesem keine Miene. Entschlossen blickte er den ungestümen Jungen an.
    „Ich wünschte nur, mein Enkel wäre auch ruhig wie der Wald. Aber stattdessen ist ihm einzig das wilde Feuer zu Kopfe gestiegen…“
    „Red du nur. Du und deine Worte. Ich zeig dir Taten!“, sprang Kenji verdrossen darauf an.
    Gereizt hämmerte er geradewegs eine der Handkarten auf die Disk an seinem Arm.
    „[Daimyou Shien]!“ (ATK 1400)
    Währenddessen dachte Fukuin noch angestrengt über das nach, was Masahiro unentwegt von sich gegeben hatte. Weniger die Qualität der Aussagen, als vielmehr einzelne Wörter beschäftigten ihn. ’Feuer’, ’Wald’, ’Wind’, es war ihm, als gab es da einen Zusammenhang. Irgendwo hatte er sie schon einmal gehört, aber es wollte ihm nicht mehr einfallen.
    Als er zunehmend in seine Gedanken versank, riss das Erscheinen des großen Kriegers seine Aufmerksamkeit zurück auf das Duell.
    Der wie ein Hauptmann wirkende, langgewachsene Soldat betrat das Feld in einer rot-bronzenen Rüstung mit einer Vielzahl farblich abweichender Panzerplatten. Seine schwarzen Haare hingen offen herab und wurden nur von einem Stoffband, welches um seine Stirn gebunden war, hochgehalten. Darunter blickte ein Paar zu Allen entschlossenen Augen hervor.
    „Aber das war nicht alles, hier, die Zauberkarte [Shien’s Recruiting]!“
    Nach der Aktivierung streckte Shien sein blankes Schwert in die Höhe, worauf sowohl das Deck als auch der Friedhof von Kenji in Reaktion zu leuchten begannen.
    „Weil wir den Loser hier haben, der Effekt“, räusperte er sich. „Ich wähle in meinem Friedhof eine Anzahl an Six Samurai aus, und kann dann aus meinem Deck die gleiche Menge als Spezialbeschwörung rufen.“
    Zwei Samurai, entsprechend den beiden anderen Kriegern, die sich in seinem Friedhof befanden, erschienen links und rechts von Shien, wobei jeder von ihnen seine Waffen bereithielt. ([The Six Samurai – Yaichi] (ATK 1300), [The Six Samurai – Nisashi] (ATK 1400))
    „Außerdem erhöht mein Daimyou Shien die Stärke eines jeden Six Samurai, den ich kontrolliere, um 400 Punkte, und das für jeden!“
    Kenji juckte es förmlich in den Fingern. Jetzt war er am Zug, und er konnte beweisen, dass nur er im Recht war.
    (ATK Yaichi: 1300 -> 2100; ATK Nisashi: 1400 -> 2200)


    Als Fukuin jedoch von der Seite die Karten zu den Monstern sah, fiel es ihm wie Schuppen von den Augen.
    „Nein, mach das nicht!“, rief er erschrocken, aber Kenji ignorierte ihn vollkommen. Als würde er sich von jemand wie dem helfen noch stören lassen wollen.
    „Yaichi, Effekt aktivieren!“, verkündete er entschlossen, um die letzte Hürde zu beseitigen, die noch in seinem Weg stand.
    „Der Junge hat Recht, Kenji. Es ist zwecklos, wenn du auf niemanden mehr hören willst.“
    Mit einer Handbewegung gab er die verdeckte Karte vor sich frei.
    „Du stehst dir selber im Weg, und das ist der Beweis dafür“, mahnte Masahiro ihn bitter.
    Kenji erstarrte vor Schreck, als er die Fallenkarte sah. Mit weit aufgerissenen Augen stammelte er jene vier Silben nach.
    „[Fuh-Rin-Ka-Zan]…“
    Fukuin knirschte mit den Zähnen. Warum war er nicht eher darauf gekommen, trotz der Hinweise, die Masahiro fast absichtlich hatte fallen lassen. Während er es sich dies vorhielt, fiel ihm etwas anderes auf. Vielleicht waren die Andeutungen nicht für ihn gedacht gewesen, sondern für jemanden, mit dessen Spielweise jener so vertraut war, dass man jenem auf diese Weise etwas mitteilen wollte.
    „’Schnell wie der Wind’, ’Ruhig wie der Wald’“, begann der alte Sagari das zu rezitieren, was weitläufig als Kunst des Kampfes vor Jahrhunderten verfasst worden war.
    „’Wild wie das Feuer’“, setze Kenji widerwillig ein, dem es ebenso bekannt war. Dabei ließ sein ungläubiger Blick nicht von der aktivierten Karte ab.
    Den Schluss ergänzte Fukuin und schloss so die vier Sätze ab.
    „’Unbeweglich wie ein Berg’.“
    Unabhängig voneinander erkannten aber beide jungen Duellanten, wie ernst die Lage dadurch für sie wurde. Fuh-Rin-Ka-Zan war eine mächtige Karte, sobald ihre Aktivierungsbedingung einmal erfüllt war.
    Noch im selben Atemzug verschwand ein Monster nach dem anderen auf Kenjis Seite in einer Explosion. Es war die offensichtlichste Wahl. Fukuin atmete fast erleichtert über die Tatsache aus, dass er und Kenji als Gegner galten und so nur einer davon betroffen war, bevor ihm wieder Enishi in den Sinn kam und damit die Ernüchterung, dass es nicht vorbei war.


    „Argh, Shhhi…!“, zeigte Kenji deutlich sein Missfallen. Dann aber griff er voller Zorn an die Duelldisk, die verbleibende Karte in der Hand.
    „Ich bin noch nicht am Ende! Meine letzte Karte, [Pot of Avarice], los!“
    „Wirklich?“, zuckte Fukuin, als er die Zauberkarte sah.
    Derweil mischte Kenji die fünf Monster (Yaichi, Nisashi, Irou, Kamon, Daimyou Shien) aus seinem Friedhof zurück ins Deck.
    Danach zog er eine neue Hand von zwei Karten nach. Er zog das Monster hervor und wollte es beschwören, um einen Schutz zu haben, als ihm wieder einfiel, dass er bereits ein Monster per Normalbeschwörung gerufen hatte. Angefressen nahm er dann die andere Karte und schob sie verdeckt in den Rücken der Duel-Disk.
    „Fertig“, knurrte er unterschwellig.


    „Kenji, sag, bist du stolz auf dich? Ist es das, was du wolltest?“, fragte ihn Masahiro eindringlich.
    Der Junge mit dem kurzen schwarzen Haar zuckte kurz zusammen. Dann ballte er aber die Fäuste erneut und bis sich auf die Lippen.
    „Du laberst einen Mist… warum sollte ich nicht?! Ich werde immer stärker, genau wie ich es immer wollte!“
    Fukuin beobachtete, was sich äußerlich bei Kenji anspielte, sah dann aber wieder zu dem alten Mann hinüber. Sein betrübtes Gesicht schien für sich selbst zu sprechen.
    Könnte es sein, dass er etwa…


    -------------------------


    „Trainiert er immer noch?“, trat Masahiro an seinen Sohn heran und schaute verwundert in den großen Innenhof hinein. Beide standen an einer der Stirnseiten des rechteckigen, von Gebäuden umgebenen Areals, und stützten sich an das rote Geländer. Am anderen Ende des Gartens befand sich ein Teich, übersäht mit blühenden Seerosen, von dem es leise hinüber plätscherte. Der Rest war in ein wohltuendes Grün vom Rasen und den aufwärts strebenden Büschen und Sträuchern geprägt. Ein Baum ragte seitlich von den beiden Männern empor, so dass sein Laubwerk die ganze Ecke, in der er sich befand, zu bedecken vermochte.
    In mitten dieses Gartens stand der Junge, auf den ihre Blicke gerichtet waren. Immer wieder aufs Neue schwang er ein hölzernes Trainingsschwert, während die Sonne unerbittlich auf ihn runter brannte. Schweißperlen, von Anstrengung und Hitze zugleich, liefen auf seinem blanken Rücken hinunter. Die schwarzen Haare hingen nass herab.
    Ohne seiner zunehmenden Erschöpfung nachzugeben, führte er immer wieder die gleichen Bewegungen aus, die sich schon tief in seinem Geiste eingeprägt hatten.
    „Kenji, denkst du nicht, es ist genug für heute?“, rief ihm sein Großvater sichtlich zufrieden zu.
    „Nein… ich kann noch… ich will stärker werden… stärker, um alles zu beschützen… was mir wichtig ist“, japste der Junge in abgehackten Stücken zurück, während er unermüdlich mit dem Holz Schläge ausführte.
    Masahiro schmunzelte.
    „Was für ein guter Junge…“
    Kenjis Vater neben ihm nickte bekräftigend.
    „Er hat jetzt schon alles, was er fürs Leben braucht. Einen starken Geist in einem starken Körper.“
    „Ja, er wird einmal ein guter Erbe, wenn er das Dojo von dir übernehmen und weiterführen wird“, stimmte ihm sein Sohn zu, während er einen einzelnen Grasshalm zwischen seinen Lippen entfernte, den er bisher genüßlich damit festgehalten hatte.
    Masahiro schwieg für einen Moment.
    „Deine Entscheidung steht also fest?“, hakte er dann aber nach. „Du wirst unser Dojo nicht übernehmen?“
    „So ist es…“, kam die Antwort mit einem Ton von Reue. „Ich bin zu oft nicht da, und ich wäre kein guter Lehrer.“
    Dabei deutete er auf Kenji.
    „Alles, was ihn heute ausmacht, hat er von dir gelernt. Und ich könnte nicht stolzer auf ihn sein.“
    „Sag es bitte nicht so, als hätte nur ich mich um ihn gekümmert. Ihr Zwei seid wunderbare Eltern.“
    „Ich hoffe es…“, seufzte der junge Mann darauf.
    Ungeachtet des Gespräches setzte Kenji sein Training fort. Die Halle des Dojos hinter ihm tauchte bereits einen Teil des Gartens in einen dunklen Schatten, aber er verblieb in dem von der Sonne erhellten Bereich, auch wenn der andere sicherlich eine entspannende Kühle geboten hätte. Immer wieder spannte sich sein ganzer Körper an und schnellte in der hiebgleichen Bewegung nach vorne und wieder zurück. Das Geräusch des Schlags vermischte sich in der Luft mit seinem leisen Stöhnen.
    Als er ein weiteres Mal ausholen wollte, fasste ihn eine Hand behutsam auf die Schulter und gab ihm Einhalt.
    „Genug für heute“, lobte ihn die Stimme seines Großvaters sanftmütig, während er ihm das Holzschwert mit der anderen Hand abnehmen wollte. Doch Kenji versuchte, den Griff fester zu umgreifen.
    „Großvater… lass mich bitte… ich kann noch weitermachen!“
    „Sicher“, strahlte der alte Mann und drückte etwas fester auf die Schulter. Im gleichen Atemzug ließ der Junge das Schwert unweigerlich los.
    „Siehst du. Dein Körper muss schon schmerzen, dass du es kaum noch halten kannst. Ruh dich etwas aus.“
    „Aber…“
    „Kenji, warum trainierst du?“, ließ sich Masahiro auf die erneute Widerrede hin plötzlich in den Schneidersitz fallen und verschränkte die Arme vor sich, das Holzschwert an seine Schulter anlehnend.
    „Um stark zu werden, damit ich die beschützen kann, die mir wichtig sind“, antwortete der Junge von gerade neun Jahren ihm freiheraus, nachdem er sich niedergekniet hatte.
    „Gut, aber bitte bedenke, wenn du dich dabei selbst zerstörst, machst du nicht dann die traurig, die du beschützen willst? Ist es in Ordnung, wenn sie sich Sorgen um dich machen?“
    Kenji machte einen Ansatz, darauf zu reagieren, aber er verstummte sogleich wieder. Sein zuvor sicherer Blick wich zur Seite aus. Er sah ein, dass sein Großvater Recht hatte. Deshalb sah er auch zu ihm auf. Er hatte soviel Erfahrung und Weisheit in seinem Alter. Irgendwann wollte er einmal genauso sein wie er.
    Mit einem Strahlen im Gesicht nickte er dann aber verständig, woraufhin ihm der alte Mann neckend durch die kurzen Haare wuschelte. Kenji drückte zwar sein Unwollen dagegen aus, aber letztlich gefiel es ihm doch.
    „Das Essen ist fertig“, rief eine Männerstimme von mittlerem Alter durch den Innenhof hinüber und den beiden zu. Fast wie in Reaktion darauf knurrte Kenjis Magen laut auf, was Masahiro unweigerlich amüsierte.
    „Na los, geh schon! Auch regelmäßiges Essen ist wichtig für einen gesunden Körper“, erlaubte er dem sich für das Geräusch schämenden Jungen. Dieser sprang auf und lief stolz auf seinen Vater zu. Aus der Ferne konnte Masahiro noch sehen, wie beide die Veranda entlanggingen und in einem der Gebäude verschwanden.
    Er hingegen blieb noch einen Moment sitzen und betrachtete das Schwert, welches er Kenji abgenommen hatte, sorgfältig. Zahlreiche kleine Furchen ziemten den Holzkorpus und zeugten von dem Alter, den es hatte.
    „Vielleicht sollte ich auch mal wieder etwas trainieren. Das junge Bürschchen lässt mich ja richtig faul erscheinen… und dabei bin ich doch der Meister“, stellte er, untermalt von einem urigen, fröhlichem Lachen und einem Klatschen auf den runden Bauch, verlegen fest.

  • Könnte es etwas sein, dass er Kenji…?, schluckte Fukuin überrascht. Wenn er jetzt noch von Kenjis Feindseligkeit mir gegenüber wusste, ergibt alles einen Sinn…


    „Ich frage mich nur, was passiert ist, dass du dich so verändert hast, Kenji? Habe ich irgendwo einen Fehler gemacht?“, klagte Masahiro freudlos.
    „Was weißt du schon von der Welt heute! Du hast doch keine Ahnung!“, schnauzte Kenji bissig zurück. Die Worte seines Großvaters schienen absolut nicht zu ihm durchdringen zu können, aber dann ergänzte der Junge noch etwas, was den alten Mann aufhorchen ließ.
    „Ich zeig dir, dass heute nur noch Stärke zählt. Deine alten Werte kannst du in der Pfeife rauchen!“
    „Vielleicht habe ich dich nicht gut genug trainiert… dass du inzwischen so denkst“, ließ Masahiro den Kopf selbstvorwurfsvoll hängen. Das Schwert mit der Duel-Disk hing zum Boden herunter. Dann aber festigte sich sein Griff wieder und er hielt das Katana vor sich bereit. „Nein, ich zeige dir den Fehler in deinem Denken auf!“
    Es wirkte fast, als amüsierten diese Worte Kenji. Er kicherte.
    „Versuch’s doch!“


    Mit neu gefasster Überzeugung zog der alte Sagari die nächste Karte.
    „Effekt aktivieren!“, richtete er die Schwertdisk auf Enishi, welcher wiederum sein längeres Schwert zückte und mit einem raschen Lufthieb Fukuins Hieracosphinx zerteilte.
    Dieser gab angesichts der auseinander fallenden Chimäre nur einen leisen, frustrierten Laut von sich, während er die Arme verschränkt hielt. Er hatte letztlich nichts anderes erwartet. Trotzdem war er über die Zerstörung seines Monsters höchst unzufrieden.
    Keiner der beiden Jungduellanten hatte jetzt noch eine Kreatur auf dem Feld übrig, als Masahiro seinen Zug fortsetzte.
    „[Aoshi, Shien’s Bursar], im Angriffmodus.” (ATK 1600)
    Ein unscheinbarer Mann in einem roten Gewand erschien auf dem Feld. Seine zugekniffenen Augen unter dem hohen, schwarzen Hut ließen ihn ziemlich verschlagen wirken.
    Fukuin Hand zuckte für eine Sekunde auf, als ob sie darauf gewartet hatte.
    Doch wider seinen Hoffnungen wechselte Masahiro nicht in die Kampfphase über, als er mit einem Finger auf die soeben ausgespielte Karte deutete.
    „Nun kann ich Aoshis Effekt benutzten. Solange ich bei seiner Beschwörung einen Six Samurai kontrolliere, lässt er mich eine gegnerische Zauber- oder Fallenkarte zerstören.“
    „Was?“ stieß es Fukuin unerwartet auf, als eine seiner beiden Karten zu leuchten begann und daraufhin zerplatze. Ungläubig starrte Fukuin der verschwundenen Falle hinterher und ärgerte sich innerlich, eher er hoch und auf die andere Seite des Feldes schaute.
    Argh… hat er gewusst, dass ich damit…? Natürlich… sonst wäre er auch wohl kaum in dem Moment eingeschritten
    „Zeit, es für dich zu beenden, Kenji“, verkündete Masahiro unbeirrt, während Fukuin noch den Verlust gänzlich verarbeitete. „Angriff, Aoshi!“
    „Tst“, murrte sein Enkel. „Ich geh nicht einfach so unter! Verdeckte Karte, [Astral Armor], los!“
    In der Mitte des Duellfeldes erschien eine Rüstung, die wie ein Regenbogen in verschiedenen Farben schimmerte. Dabei drehte sie sich kontinuierlich im Kreis, ehe sie, mit der Vorderseite auf einen der Duellanten gerichtet, abrupt stoppte. Doch dann löste sie sich ohne Vorwarnung auf.
    „Hey, was soll das?“, streckte Fukuin seine Arme von sich, als er plötzlich die Rüstung um seinen Oberkörper bemerkte. Während er versuchte, sie von sich zu stülpen, schaute er irritiert zu Kenji, der nur grinsend vor sich zeigte.
    Fukuins Augen weiteten sich, als er den weißhaarigen Krieger mit der Augenklappe plötzlich auf sich zustürmen sah, anstatt auf sein eigentliches Ziel.
    Bruchteile von Sekunden später wurde er schon von dem Schwert des Grandmasters getroffen.
    (LP Fukuin: 3300 -> 2250)


    „Was zum…?!“, richtete sich Fukuin langsam von dem hingenommenen Schlag wieder auf. Kenji nutzte diesen Augenblick aber schon, um ihn spottend aufzuziehen.
    „Nicht nachlässig werden, du hast es noch nicht hinter dir…“
    Noch im gleichen Moment spürte Fukuin, dass die merkwürdige Rüstung immer noch an seinem Leib haftete. Doch schon musste er einen weiteren Treffer einstecken, diesmal von dem in feineren Gewänden gekleideten Aoshi, welcher ihn mit einem aus dem Ärmel gezückten Dolch attackiert hatte.
    (LP Fukuin: 2250 -> 1450)


    „Hey! Spinnst du?!“, raunzte Fukuin wütend zu seinem Nachbarn. „Nach meinem letzten Stand sind wir Partner! P-A-R-T-N-E-R, verdammt!“
    „Ich sagte doch zuvor, dass ich deine Hilfe nicht brauchte“, schmettere Kenji ihn lässig ab.
    Dann aber schaute er desinteressiert in eine andere Richtung weg.
    „Zumindest habe ich auf die Art nicht verloren, also was solls…“
    Was für ein Idiot… er denkt nur an sich…, fluchte Fukuin im Stillen weiter. Aber wenn ich darüber nachdenke… Zumindest sind wir so beide noch im Rennen, was unsere Chancen doch steigert…
    „Reg dich ab! Dafür kannst du ne Karte ziehen!“
    Unverständig schüttelte Fukuin seinen Kopf für einen Moment, ...und ich kann mir erst recht beim besten Willen nicht vorstellen, dass er das beabsichtigt hat.
    Dann hob er, wie Kenji ihn unfreundlich darauf hingewiesen hatte, eine Karte vom Deck.
    „Sofern wir fortfahren wollen, ich setze noch zwei Karten. Zugende“, vernahmen die Jungen jeder für sich von der anderen Seite.


    Fukuins freie Hand schwebte über dem Deck, zum Ziehen bereit. Sein Blick war aber noch auf Kenji gerichtet. Die anfängliche Wut, die ihn für eine kurze Zeit überkommen hatte, war wieder abgeflaut und wieder von Vernunft ersetzt.
    Meh… wer solche Freunde hat, braucht wirklich keine Feinde…
    Mit Schwung zückte er die oberste Karte vom Deck. Ungläubig las er den Namen der Karte.
    Das ist doch…
    Eilig hielt er diese mit der zusammen, welche er durch Kenjis Falle hatte ziehen müssen. Dies sorgte dafür, dass etwas in ihm ihn andächtig verharren ließ. Skeptisch überlegte er, ob es für ihn in Ordnung sein würde, während seine Augen über das Feld wanderten. Schließlich fällte er die Entscheidung.
    „Weiter geht’s. Von meiner Hand, die Zauberkarte [Trembling Nature].“
    Fukuin begann, den Effekt in Ruhe zu erklären.
    „Zuerst zieht mein Gegner zwei Karten und zeigt sie mir.“
    Den Anweisungen folgend, schickte sich Masahiro an, die entsprechende Menge aufzunehmen, als ihn Fukuin Einhalt gebot.
    „Stopp! Sorry, aber nicht Sie“, entschied er sich und deutete auf Kenji. „Er wird. Und ich sage ’Monster’ an.“
    Unwissend, was ihn erwarten würde, zog dieser. Zähneknirschend hielt er die beiden Karten so zur Seite, dass Fukuin sie sehen konnte. Es waren zwei Zauberkarten.
    „Zu schade. Somit verfällt der weitere Effekt…“, entfleuchte ihm mit einem leichten Grinsen, was ihn nicht gerade darin überzeugend machte, dass er es bedauerte.
    Ist er jetzt etwa durchgedreht? , traute Kenji seinen Augen und Ohren nicht.
    Fukuin bemerkte zwar, dass er von ihm unverständig angestarrt wurde, ließ sich davon aber nicht aus dem Konzept bringen.
    „Die nächsten beiden Karten aus meiner Hand, ich setze sie beide in die Zauber- und Fallenkartenzone“, verkündete er selbstsicher und schob sie in den Rücken der Disk.
    Aus drei von fünf Schlitzen an der Kante schauten die Rückseiten von Karten heraus, wie Fukuin mit einem zufriedenen Gesicht feststellte. Eine letzte mit orangefarbener Front blieb allein als sein Blatt zurück.
    „Du bist dran“, neigte er seinen Kopf zur Seite und wollte an Kenji abgeben.
    „Scheint, als müsste ich mich für das Unterbrechen jetzt schon revanchieren“, meldete sich Masahiro da jedoch zu Wort.
    „Meine Falle, [Reverse Order], ich aktiviere sie noch in deiner Endphase.“
    Überrascht musste Fukuin das Hochfahren der Karte beobachten. Entsetzt hingegen war jemand ganz anderes über die Aktivierung.
    „Unmöglich! Das heißt… ich…“
    „Exakt, die Reihenfolge der Duellanten wird umgekehrt, und dein Zug wird erst nach meinem stattfinden“, bestätigte Masahiro Kenji, was dieser nur äußerst schleppend wahrhaben wollte.


    Ohne Eile zog der Mann nun seine Karte. Jene kurz angesehen, fügte er sie zu den anderen dazu, er brauchte sie nicht mehr.
    „Angriff Enishi. Bring ihn zur Vernunft!“, sprang er dafür direkt über in seine Kampfphase.
    „Sh… Ich bin erledigt! Aber ich kann nicht verlieren!“, klagte Kenji, und war kurz davor, seine Hände über den Kopf zu schlagen. Innerhalb kurzer Abstände kontrollierte er immer wieder sein Feld, seine Disk, sein Blatt. Aber da gab es nichts, das er machen konnte. Wütend ballte er seine Fäuste und blickte verbissen zu Fukuin. Das ist alles deine Schuld! Alleine wäre ich niemals…
    „Was ist los?“, schaute jener weißhaarige Junge aber starr nach vorne. Trotzdem erkannte Kenji sofort, dass die Worte an ihn gerichtet waren.
    „Dank dir wurde ich hier rein gezogen…Ich lass nicht zu, dass du dich jetzt so einfach verdrückst! Du machst schön weiter!“
    Dann rief er laut den Namen der Karte, die sich vor ihm auftat.
    „[Seismic Collapse – 10.0]!“
    Die ganze Arena und sogar die ganze Halle gerieten scheinbar ins Beben. Selbst die oben auf den Rängen stehenden Zuschauer kamen teilweise ins Wanken und hielten sich Halt suchend an den Griffstangen fest. Plötzlich tat sich ein langer Spalt auf, der nach und nach quer das Duellfeld durchzog und alle Monster gnadenlos eins nach dem anderen in die endlose wirkende Tiefe riss. Wenig später aber kehrte sich die Tektonik um und die Kluft schloss sich wieder. Augenblicke danach deutete schon nichts mehr darauf hin, dass sie je da gewesen war.
    „Scheint, als würde man selbst einen alten Mann noch kalt erwischen können“, gab sich selbst Masahiro überrascht, aber trug den Verlust sämtlicher seiner Monster mit Fassung. „Falle los, [Diversion Tactics]!“
    Beinahe wäre Fukuin dadurch aus dem Konzept gebracht worden. Er hatte einfach gehofft, dass es alles glatt laufen würde. Mehrmals beruhigend durchatmend sah er die lilane Karte vor sich an. Das Bild zeigte mehrere Krieger, die in einen Hinterhalt gerieten und von der Seite aus dem Gebüsch angegriffen wurden
    „Indem ich Aoshi aus dem Friedhof entferne, kann ich Diversion Tactics durch eine Karte meines Gegners ersetzen.“
    Bei den letzten Worten zuckte Fukuin unweigerlich zusammen. Er ahnte regelrecht, welche Karte dies sein würde. Und das Aufleuchten seines Friedhofs verhieß nichts Gutes.
    Also wirklich die!, bestätigte er sich in seiner Befürchtung. Es war die Karte, die Masahiro zuvor durch Aoshis Effekt zerstört hatte.
    Fukuin sah seine Karte nun auf der anderen Seite verdeckt liegen, aber er wusste auch, dass er dem keine Abhilfe mehr leisten konnte.
    „Nichtsdestotrotz, da hast du aber eine seltene Karte“, gab sich der alte Mann da beeindruckt, was Fukuin geschmeichelt schmunzeln ließ
    „Man nimmt, was man bekommen kann“, aktivierte dieser gefestigt die nächste seiner verdeckten Karten.
    „[Sleeping Geysir]! Indem ich 1000 Lebenspunkte zahle, kann ich eine Karte an meinen Gegner weitergeben.“
    Die Karte, die er im Auge hatte, verschwand von seiner Seite und materialisierte sich stattdessen in Kenjis Disk, sehr zu dessen Verwunderung.
    „Es ist unmöglich, nachzuschauen, um was es sich handelt, aber sollte sie in seiner nächsten Standby-Phase noch bei ihm liegen, würden alle seine Monster in die Hand zurückkehren.“
    Fukuin legte wieder ein zuversichtliches Grinsen auf. „Das heißt, sofern er überhaupt welche hat.“
    Ohne eine weitere Karte in seiner Zone blieb er mit gänzlich leerem Feld zurück, aber es störte ihn nicht.
    Mit einem verschmitzten Lächeln erkundigte sich der alte Mann bei Fukuin. „Alles so, wie du es willst?“
    „Absolut. Hat mich etwas Zeit gekostet, aber dann habe ich es verstanden“, entgegnete dieser, während er leicht die Zähne zeigte.
    „Also gut, dann beende ich meinen Zug unverrichtet mit einer verdeckten Karte. Danke für deinen Einsatz.“
    Masahiro verbeugte erneut seinen Oberkörper leicht, was Fukuin diesmal höflich erwiderte.
    „Was soll das wieder heißen?“, brachte sich Kenji da ein, der nicht verstand, was sich gerade zwischen beiden abspielte. Eine Antwort bekam er nicht.
    Zeitgleich bemerkte Fukuin beim Nach-Vorne-Lehnen einen blassen Kreis, der sich unter ihm bildete.
    „Mist… daran werde ich mich nie gewöhnen!“
    Noch bevor er den Satz vollenden konnte, wurde er in einem lauten Knall in eine Explosion gehüllt.
    (LP Fukuin: 450 -> 0)


    -------------------------


    „Was für ein müh’volles Duell“, maulte Fukuin leise, während er sich mit der Hand gelassen durchs Haar streifte. Die Hologramme auf seinem Feld waren schon längst verblasst, der Staub verschwunden. Kein Zeichen von Reue oder Enttäuschung drang in ihm nach außen. Als er fertig war, drehte er sich um und schickte sich geradewegs an, die Arena zu verlassen.
    Kenji stand noch immer verdattert da, eher er sich aus seiner Sprachlosigkeit zu lösen vermochte.
    „Hey, warte! Warum hast du…?“, wollte er fordernd wissen.
    „Hm?“, setzte Fukuin in Reaktion darauf sein unbeschwertestes Gesicht auf und wandte sich ihm zu. „Weil wir Partner waren. Aber ich hätte sowieso nicht gewinnen können. Das ist jetzt dein Duell, genau wie du es wolltest.“
    Er erwartete nicht, das Kenji sich bei ihm bedanken würde oder etwas dergleichen. Schließlich hatte er das Duell freiwillig auf diese Art beendet. Trotzdem, bevor er die Treppe vor sich erreichte, verharrte Fukuin noch einmal und richtete das Wort an den gleichaltrigen Jungen.
    „Aber eins solltest du trotzdem wissen…“
    Aufmerksam horchte Kenji auf, der das Geschehene immer noch nicht vollständig akzeptieren wollte.
    „Wenn du in einer Klemme steckst, ist es okay, sich auf jemand zu verlassen…“
    Fukuin nickte ihm einmal deutlich zu, bevor er mit einem Lächeln endlich das Duellfeld verlassen konnte. Zusätzlich winkte er beim Hinabsteigen der beiden Treppenstufen ein paar Mal in die Menge, die im Gegenzug ausreichend Applaus für ihn übrig hatte, obwohl er aus dem Duell ausgeschieden war. Es war das erste Mal seit Beginn des Duells, dass er die Zuschauer überhaupt realisierte.
    Auf die Art schleppte er sich bis zum Gang unterhalb der Tribünen, wo ihn niemand mehr sehen konnte, bevor er erstmal richtig Gelegenheit hatte, durchzuatmen. Er wollte nicht jedem zeigen, wie sehr es ihn doch geschlaucht hatte. Erst jetzt, nun da sich sein Adrenalinspiegel wieder normalisierte, kehrten auch die unterschwelligen Schmerzen in sein Bewusstsein zurück.
    Fukuin hatte zwar verloren, und das Duell hatte nach dem Erscheinen von Kenjis Großvater eine gänzlich unerwartete Wendung genommen, aber er verspürte keine Enttäuschung darüber. Im Gegenteil, es hatte ihn wider seinen Erwartungen sogar fröhlich gestimmt.
    Im Schatten des Ganges blickte er noch einmal zurück zur Arena, wo sich Kenji und Masahiro immer noch gegenüberstanden und nun davor waren, allein fortzufahren.
    Mach das Beste draus, mehr kann ich dir nicht helfen…
    Dann drehte er sich wieder nach vorne und ging weiter.
    Ich hoffe, er schafft es…sein ehrgeiziges Ziel…
    Mehrere Schritte vor sich sah er bereits Minako, die ihn schon nachsichtig erwartete. Diesmal konnte er ohne Unbehagen auf sie zugehen, nachdem er während der ersten Phase des Duells erkannt hatte, was ihre versteckte Botschaft bedeutete.
    Er schaute sie gerade wieder an, als plötzlich alles vor ihm erneut leicht zu verschwimmen begann. Nicht nur sein Kopf schmerzte jetzt, sondern auch sein Körper tat ihm schlagartig überall weh. Alles pochte wie wild.
    Was ist los mit mir? Ich verliere total die Kontrolle! Los weiter, nicht beigeben. Das geht gleich wieder weg…
    Wie bei einem Muskelkater wurde jede Bewegung zunehmend unangenehmer. Fukuin merkte, wie die Wand rechts von ihm näher kam und wie sie zurückwich. Trotzdem bewegten seine Beine ihn weiter vorwärts.


    Mizuki spülte die letzten Reste an Orangesaft ihren Rachen hinunter.
    „Grässlich“, stöhnte sie auf. „Haben die nichts Anständiges! Und helfen tut es auch nich mal!“
    Aber das Meckern brachte nichts. Wenige Minuten zuvor hatte sie etwas wie einen Kloß in ihrem Hals verspürt, der ihr regelrecht die Kehle zuschnürte.
    Mißfällig schleuderte sie die Dose in den Mülleimer, den sie just passierte und der ihr sichtlich gelegen kam. Mit einem Scheppern verschwand das Stück Metall in dem in der Wand vertieften Behälter.
    In ihrer anderen Hand hielt sie noch eine Dose, auf der die anpreisenden Orangen deutlich zu sehen waren. Als sie eine für sich aus dem Automaten nahe dem Areneneingang gezogen hatte, löste sie noch ein paar weitere ihrer Duel Points für eine zweite ein.
    Sie sollte als kleine Aufmunterung dienen. Als Fukuin die Falle vor sich öffnete, durch die das Feld vollkommen ausgelöscht worden war, realisierte sie bereits, dass er vorhatte, sich zu opfern. Mit einer Karte, die ihm am Ende des Zuges gewaltigen Schaden zufügen würde. Zur gleichen Zeit entstand bei ihr auch der Kloß im Hals.
    Mizuki hatte sich vorgenommen, ihm direkt nach Ende des Duells am Ausgang der Arena abzufangen und ihm zu erzählen, was ihr widerfahren war. Aber als der Moment rapide schnell näher gerückt war, schien ihre Stimme ihren Dienst beklemmt verweigern zu wollen, so dass sie den Umweg über den Automaten einschlug, noch ehe Fukuin wirklich ausgeschieden war.
    Dennoch wusste sie jetzt nicht einmal, ob er diese Sorte überhaupt mochte. Sie hatte einfach das Gefühl, dass es Orangensaft sein solle, als sie die Wahl traf.
    Warum mache ich das überhaupt? , mahnte sie sich, während sie weiterging. Dabei versuchte sie ihrer Handlung ein möglichst simples Motiv zu geben.
    Dafür steht er dann in meiner Schuld. Das ist es…dann hab ich was gut bei ihm,… oder?
    Sie schmunzelte leicht, ohne, dass sie an etwas Konkretes gedacht hatte, dass ihr einen Grund gegeben hätte.
    „Vielleicht können wir einfach wieder miteinander reden, dass wäre doch schon ein Anfang.“
    In ihrem leisen Monolog vertieft, kam sie an der Wegbiegung an, die zur Duellarena führte. Daraus, dass Fukuin ihr bisher nicht begegnet war, schloss sie, dass er noch hinter der Ecke irgendwo sein musste.
    „Aber ich muss ihm von dem Jungen erzählen. Ich kann so was nicht weiter vor ihm verheimlichen. Er hat das Recht. Daimon,… warum habe ich gar kein gutes Gefühl bei der Sache?“
    Da schoss ihr aber plötzlich durch den Kopf, wie sie ihm überhaupt gegenübertreten sollte. Was sollte sie sagen und war diese ganze Sache mit dem Saft nicht doch zu peinlich? Ein wenig Röte überkam ihre Wangen. Es blieb ihr nicht verborgen, worauf sie die Augen verdrehte und aufjauchzte.
    Dieser Idiot. Der macht mich noch ganz kirre…und jetzt fängt mein Hals auch noch wieder an...
    Einmal tief durchgeatmet fasste sie sich aber, und machte nun schließlich den Schritt um die Ecke herum. Doch als sie nach vorne blickte, erstarrte sie sogleich.


    Fukuin stoppte vor Minako, die sich ihm in den Weg gestellt hatte und ihn zufrieden ansah. Soviel zumindest konnte er gerade noch erkennen.
    Aber in dem Moment rutschte seine Sicht schlagartig ein ganzes Stück tiefer. Ohne es verhindern zu können, hatte sein Körper der Belastung nachgegeben und er war auf die Knie gefallen. Kraftlos kippte er dann weiter nach vorne über. Jedoch machte Minako einen Schritt auf ihn zu und fing ihn auf. Fukuin spürte nur noch vage, wie sein Kopf an ihrem Bauch ruhte, während sie ihn fest hielt und ihn leicht an sich drückte.
    „Du hast dich tapfer geschlagen und dir erstmal etwas Ruhe verdient…“, vernahm er dumpf ihre zärtlich klingende Stimme, bevor seine Pupillen trüb wurden und die Spalte seiner Lider sich letztlich vollkommen schlossen.
    Minako streichte sanft durch sein Haar.
    „So ist es gut.“
    Plötzlich hallte da ein metallenes Geräusch zwischen den Wänden entlang, welches die Stille kurzzeitig störte. Wie etwas, dass heruntergefallen war. Aus dem Augenwinkel blickte Minako sich gestört fühlend zurück und sah, wie eine schmale, grünliche-orange Dose in einiger Entfernung über den Boden rollte. Für einen Bruchteil verfolgte sie deren Bahn, wandte sie sich dann aber unbeeindruckt zurück zu der Person vor ihr.
    Entspannt senkte sie ihren Kopf hinab und legte ihn auf seinen auf.
    „Schlaf“, hauchte sie ihm zu, ohne dass er es noch wahrgenommen hätte.


    Derweil lief Mizuki hastig den schier endlosen Quergang entlang. Der ihr unbekannte Schmerz in ihrer Brust wollte einfach nicht nachlassen.
    Als sie gesehen hatte, wie Fukuin in Minakos Arme fiel, wollte sie ihren Augen nicht trauen. Den schlimmsten Hieb versetzte ihr dabei, wie selbstverständlich es für ihn gewesen zu sein schien. Da hatte sich selbst der Saft in ihren Händen gelöst und war auf den Boden geknallt. Doch im gleichen Moment, noch eher dieser aufschlug, war sie schon längst losgerannt, weil sie den Anblick, der sich vor ihr bot und ihr Schmerzen bereitete, nicht länger ertrug.
    Ich verstehe… die beiden… sie sind wirklich zusammen…deshalb…
    Während sie rannte, flog ihre Umgebung ungeachtet förmlich an ihr vorbei. Ihr war für den Augenblick alles egal. Sie wollte nur weg von da. Immer mehr aber schlug sich ihr Unmut in Ärger zu.
    „Wie dumm ich bin! Er interessiert sich doch gar nicht für mich. Aber ich brauche ihn nicht!“
    Abrupt stoppte sie, und blickte aufgebracht in die Richtung zurück, aus der sie hierher gestürmt war. Mit der geballten Faust schlug sie gegen die Wand des Korridors
    „Ich brauch niemanden, der mich im Stich lässt! Nicht ihn! Nicht Mama! Und Papa auch nicht!“
    Aufgebracht packte sie sich auf Brusthöhe an der Uniform und zerrte daran.
    „Ich hasse sie alle! Und ich hasse diesen schwachen Körper!“



    1.15 The Unholy Tag! 2 VS 1 - Ende


    -------------------------


    Karten der Folge:


    ..::Fukuin::..


    Crag Lizard
    Erde/Fels/3/800/800
    Diese Karte kann nicht als Normalbeschwörung beschworen werden. Diese Karte kann nur als Spezialbeschwörung beschworen werden, indem du ein Fels-Typ Monster aus deinem Friedhof entfernst. (Wenn diese offene Karte vom Spielfeld durch einen Karteneffekt entfernt wird, gebe ein Monster auf dem Feld auf die Hand ihres Besitzers zurück.)


    HieracosphinxHieracosphinxLevel 6 / ATK: 2400 / DEF: 1200Erde * Fels * EffektSolange diese Karte offen auf deiner Spielfeldseite liegt, kann dein Gegner keine Monster in verdeckter Verteidigungsposition als Ziel eines Angriffs wählen.


    Trembling Nature
    Normaler Zauber
    Nenne eine Kartenart (Monster, Zauber, Falle). Dein Gegner nimmt 2 Karten auf. Wenn mindestens eine der aufgenommenen Karten der genannten Art entspricht,… *Rest unbekannt*


    Seismic Collapse – 10.0
    Normale Falle
    Nachdem du diese Karte aktiviert hast, sende alle Monster auf dem Feld auf den Friedhof. Bis zum Ende deines nächsten Zuges können weder du noch dein Gegner als Normalbeschwörung beschwören. Am Ende des Zuges, in dem du diese Karte aktiviert hast, nehme Schaden in Höhe der ATK des stärksten Monsters, das durch den Effekt dieser Karte zerstört wurde.


    Sleeping Geysir
    Normale Falle
    Zahle 1000 Lebenspunkte während der Main-Phase deines Gegners. Übergib die Kontrolle über eine deiner verdeckten Zauber- oder Fallenkarten an deinen Gegner. Dein Gegner kann sich die erhaltene Karte nicht ansehen. Wenn sich die übergebene Karte während der nächsten Standby-Phase deines Gegners unter seiner Kontrolle befindet, gib alle Monster auf seiner Seite des Feldes auf die Hand ihres Besitzers zurück.



    ..::Kenji::..


    Daimyou Shien
    Feuer/Krieger/3/1400/1100
    Erhöhe die ATK aller offenen “Six Samurai“-Monsters, die du kontrollierst, um 400 Punkte für jedes “Six Samurai“, das du kontrollierst.


    Soul of the Samurai
    Schnellzauber
    Aktiviere nur, wenn du ein offenes “Shien”-Monster kontrollierst und rüste es mit dieser Karte als Ausrüstung aus. Die ATK des mit dieser Karte ausgerüsteten Monsters erhöht sich um 700 Punkte. Wenn das ausgerüstete Monster von dem Effekt einer Karte deines Gegners betroffen wird, kannst du den Effekt negieren und jene Karte zerstören, indem du diese Karte und ein offenes “Six Samurai“-Monster, welches du kontrollierst, auf den Friedhof sendest.


    Shien’s Recruiting
    Normaler Zauber
    Aktiviere nur, wenn du ein offenes FEUER “Shien“-Monster kontrollierst. Wähle bis zu zwei “Six Samurai“ in deinem Friedhof. Beschwöre aus deinem Deck eine gleiche Anzahl an „Six Samurai“-Monstern mit geringerer ATK als das gewählte Monster mit der höchsten ATK. (Du kannst kein Monster beschwören, welches das gleiche Attribut wie eines der beiden gewählten Monster hat)


    Topf der TrägheitTopf der TrägheitZauber * NormalWähle 5 Monster in deinem Friedhof; mische alle 5 ins Deck, dann ziehe 2 Karten.


    Rückkehr der sechs Samurai!Rückkehr der sechs Samurai!Falle * NormalWähle 1 „Sechs Samurai“-Monster in deinem Friedhof; beschwöre das gewählte Ziel als Spezialbeschwörung. Zerstöre es während der End Phase dieses Spielzugs.


    Astral Armor
    Normale Falle
    Du kannst diese Karte aktivieren, wenn ein Monster deines Gegner einen Angriff deklariert hat. Wähle zufällig einen Spieler, und das Monster muss diesen Spieler direkt angreifen. Jeglicher Kampfschaden in diesem Zug wird halbiert. Für den Rest des Zuges kann dein Gegner nur diesen Spieler als Ziel wählen und ihn direkt angreifen. Am Ende der Kampfphase zieht der Spieler, der Kampfschaden erlitten hat, 1 Karte.



    ..::Masahiro Sagari::..


    Kammerherr der Sechs SamuraiKammerherr der Sechs SamuraiLevel 3 / ATK: 200 / DEF: 2000Erde * KriegerDie Sechs Samurai werden aus den Schatten heraus von diesem stillen und geheimnisvollen Krieger unterstützt. Seine Vergangenheit ist ihnen unbekannt, aber seine zahllosen Narben sind Beweis seiner Erfahrung.


    Großmeister der Sechs SamuraiGroßmeister der Sechs SamuraiLevel 5 / ATK: 2100 / DEF: 800Erde * Krieger * EffektDu kannst nur 1 „Großmeister der Sechs Samurai“ kontrollieren. Falls du ein „Sechs Samurai“-Monster kontrollierst, kannst du diese Karte als Spezialbeschwörung (von deiner Hand) beschwören. Falls diese Karte, die dir gehört, durch einen Karteneffekt eines Gegners zerstört wird: Wähle 1 „Sechs Samurai“-Monster in deinem Friedhof; füge das gewählte Ziel deiner Hand hinzu.


    Aoshi, Shien’s Bursar
    Wind/Krieger/4/1600/1500
    Wenn diese Karte erfolgreich als Normalbeschwörung oder Spezialbeschwörung beschworen wird, und du 1 oder mehr offene “Six Samurai”-Monster kontrollierst, kannst du eine Zauber- oder Fallenkarte auf dem Feld zerstören.


    Sechs Samurai vereintSechs Samurai vereintZauber * PermanentJedes Mal, wenn ein oder mehr „Sechs Samurai“-Monster als Normal- oder Spezialbeschwörung beschworen werden, lege 1 Bushido-Zählmarke auf diese Karte (max. 2). Du kannst diese Karte auf den Friedhof legen; ziehe 1 Karte für jede Bushido-Zählmarke auf dieser Karte.


    KreaturentauschKreaturentauschZauber * NormalJeder Spieler bestimmt 1 Monster, das er kontrolliert, und ihr tauscht die Kontrolle über jene Monster. Jene Monster können für den Rest dieses Spielzugs ihre Kampfpositionen nicht ändern.


    Samurai Barrier
    Normale Falle
    Aktivere nur, wenn ein offenes Krieger-Monster, das du kontrollierst, als Ziel eines Angriffs gewählt wurde. Negiere den Angriff und beende die Kampfphase.


    Fuh-Rin-Ka-ZanFuh-Rin-Ka-ZanFalle * NormalWenn offene WIND, WASSER, FEUER und ERDE Monster auf dem Spielfeld liegen: Führe 1 dieser Effekte aus.
    ●Zerstöre alle Monster, die dein Gegner kontrolliert.
    ●Zerstöre alle Zauber- und Fallenkarten, die dein Gegner kontrolliert.
    ●Dein Gegner wirft 2 zufällige Karten von seiner Hand ab.
    ●Ziehe 2 Karten.


    Reverse Order
    Nachdem du diese Karte aktiviert hast, wähle und führe entsprechend einen der folgenden Effekte aus:
    - Wenn es in diesem Duell mehr als zwei Spieler gibt, drehe die Reihenfolge der Spieler um.
    - Wenn es in diesem Duell nur zwei Spieler gibt, ziehe eine Karte.


    Diversion Tactics
    Normale Falle
    Aktiviere, wenn ein “Aoshi, Shien’s Bursar“, den du kontrollierst, vom Spielfeld entfernt wird. Entferne alle “Aoshi, Shien’s Bursar“ in deinem Friedhof aus dem Spiel. Wähle eine Falle aus dem Friedhof deines Gegners und setze sie auf deine Seite des Feldes.

  • Dann werde ich ersteinmal die Comments kommentieren^^.

    Zitat


    Hm, Anakin bekam Padme/Amidala. Anakin = !Spoiler! = Vader; Vader = Gut?
    Ich hab ja nichts dazu gesagt, dass sie die dann auch halten können ;)
    Naja, immerhin hebt Han die Skala auf nen Unentschieden, sofern ich mir jetzt nur die Filme vorhalte. Über den Rest hab ich vor ~Ewigkeiten den Überblick verloren, mit all den Kanon-Zeugs, was von Lucas ja sogar überwacht wird, so dass alles passt.


    Naja dazu würde ich aber sagen, das Anakin Padmé als Anakin hatte (Anakin = gut) und nicht als Vader. Denn nachdem er Vader ist wendet sie sich gegen ihn, woraus letztendlich ja ihr Tod resultiert. Für mich ist es also eher eine 'Gute' Beziehung.


    Das Einzige was mir wirklich als Dunkle Liebe einfällt ist die, zwischen Darth Bane und Githany. Aber auch nur ein bisschen. Da will ich mal nicht ins Detail gehen.


    Bei dem Kanon Zeugs hat George wohl keinen Überblick mehr, sonst würde Shaak Ti nicht auf mitlerweile drei Arten sterben. Und für die neue Clone Wars Serie *Schleichwerbung mach* wurde bewusst gesagt, das über die Comics, Bücher etc für eine gute Handlung hinweg gesehen werden kann.


    so genug des StarWars Off Topic Geredes *nochmal Glück hab - wir sind ja im Off Topic Bereich*


    wobei mir der Satz gleich wieder besonders in der Folge aufgefallen ist:

    Zitat


    [...]… und dabei bin ich doch der Meister“[...]


    Zitat

    Die Szene mochte ich auch sehr. Du verleitest mich fast zum Spoilern. Nein, ich sag doch nicht, was da noch kommt D:
    Aber es ist ein guter Garant für eine ~Realisierung, wenn ich die Szene mochte (und grundlos war die da sicher auch nicht XD)


    Warum denn nicht. Am besten du machst dafür gleich noch ein Thema im Spoiler-Part auf ;).
    Nein das war auch gar nicht meine Absicht. Es ist schon alles so gut wie es ist. Das die Szene nicht gänzlich umsonst war hatte ich schon befürchtet.


    Zitat


    Oder sie stehen in vermehrter Zahl auch gern für Dankbarkeit oder Verzeihung, ferner Verehrung.


    Ich mag vom Aussehen her am liebsten schwarze (die es ja nicht gibt ;P ) und bedeutungstechnisch blaue Rosen. Aber naja, das ist hier ja kein Botanikerstammtisch XD


    Och. Warum denn nicht. Mich stört das nicht. Unter Umständen lern ich noch etwas dazu, denn für mich ist der Botanik-Kram alles dasselbe 'Unkraut'


    so nun aber zur Folge:


    Die 'was bisher geschah'-Einleitung hat mir persönlich gefallen und war Aufgrund meiner Vergesslichkeit dementsprechend nützlich. Bin in dieser Hinicht auf jedenfall für eine Fortsetzung.
    Die Story war hier bewusst etwas kürzer gehalten oder vll nur in eine andere Richtung, wer weiß nachher taucht Loser-Typ noch öfter auf. War ganz gut zu lesen. Freu mich dann doch mehr wieder auf eine Folge mit guter Story.
    Wobei mir das Samurai Thema sehr gut gefallen hat, auch mit der Hintergrundgeschichte.
    Jetzt hast du es endgültig geschafft, das Mezuki eifersüchtig ist. Ob es da einen ernsthaften Grund gibt?! Wer weiß, wer weiß.


    so genug


    so far
    GhostRider


    P.S.: @EB: Tun tut man nicht sagen ;)

    Zitat von Blastoise


    Wir spielen schließlich Yugioh, nicht Golf !!!
    (zum Vergleich: die Mitgliedschaft im Golfclub kostet ca. 160€ im Monat, und Golf wird schon als relativ exklusives Hobby betrachtet)

    3 Mal editiert, zuletzt von -=GhostRider=- ()

  • Langsam werden Tripple-Posts zur normalität im Fanstuff, kann das sein (wobei die ja mitlerweile dank Aska auch überholt sind xD)?


    Naja, ich find die Folge super ^^
    Das Duell und der alte Knacker+Hintergrundstory waren sowieso sehr gut, am besten war aber ohne Zweifel das Ende. *Mizuki einfach mal auslach* Minako kann bekanntermaßen eh viiieeel mehr :P


    Und da ich bekanntermaßen (ja, ich mag dieses Wort xD) nicht so gerne lange Posts verfasse wars das auch schon wieder.

  • Ich glaub, ich weiß was du erreichen willst. o___O'''
    Je länger die Folgen, desto schwerer ist es, was dazu zu sagen. Wirklich wahr. Du willst meine Posts nicht, gib es zu! >.<
    Aber du kriegst sie, kannste garnix gegen tun! =P


    So, wer ist heute mein erstes Opfer?
    *Mizuki ins Auge fass*
    Ah ja, die wird nen gutes Aufwärmtraining abgeben.
    Ist aber auch wirklich wahr. Kaum sieht die, wie Fukioh Minako glücklich machen will, wird sie total depri und heult rum.
    "Oh nein, Oh nein, mein SM-Sklave dient jetzt der wahren Domina der FF, was mach ich nur?"
    Bitte Mizuki, stürz dich eine Klippe hinunter, dann sind alle glücklich und zufrieden. Und selbst wenn nicht, such dir wenigstens einen Kerl, der was taugt. (Aber zu Fukioh komm ich später noch -.-)
    Und ich hab auch schon den passenden Kerl für dich gefunden, du freches Früchtchen: Yugi! =D
    Warum der? Na ganz einfach...
    Yugi = Siegertyp.
    Mädchen <3 Sieger.
    Dann Mädchen => verwöhnte Biester.
    Verwöhnte Biester = unbeliebt.
    Und EBs Fans machen dann Randale und wollen sie nimmer sehen... und ich bin sie los. *freu*
    Aber das passiert eh nie und Mizuki regiert am Ende der FF die Welt mit Kinderkartenspielen und Peitsche. -.-''


    Dennoch müssen sich auch in meinem Kommi die Charas die Verarschungszeit teilen.
    Und sofort springen mir Fukioh und Kenji, den ich absofort nur noch The Body nennen werde, ins Gesicht.
    Ersterer ist ein absoluter Oberversager! Der hat es nich verdient, Loser genannt zu werden... den sollte man einfach ignorieren! O__O
    Wer verliert denn bitte absichtlich aus Mitgefühl?!? Der soll zur Hölle fahren und nie wieder kommen!!!
    Schlimmer ist aber noch The Body... der hat sonen coolen Opa und ist so gemein zu dem. Dabei hat er dem sein gutes, oder vielleicht auch weniger gutes (das liegt an dir, EB ;)) Aussehen zu verdanken. Zumindest seinen Spitznamen, denn wer soviel trainiert, muss schon knackig sein.
    Mizuki scheint er aber nicht damit beeindruckt zu haben, wenn die ja eh... dem Loser nachheult. Und da The Body so dermaßen in allen Lagen des Lebens versagt hat und bestimmt vom Opa gepWnd wird, muss er sich erhängen.


    Als nächstes wären da Rena und Kantarou.
    Ich bitte dich... die haben diese Folge ja mal überhaupt nix sinnvolles gemacht. Soviel Dummheit gehört zu den Kindern auf den Scheiterhaufen!


    Aber das ist sie! Da ist Minako, der Lichtblick dieser ganzen Farce... und du... DU...


    Zitat


    Die spart sich das doch auf. Langsam, dafür aber stetig mehr


    DAS IST UNVERZEIHLICH! Stirb, du Miststück! *EB vor den Zug schmeiß*


    Huch... nanu, is ja so leer hier...
    *sich in der FF-Welt umschau*
    Oh... ich glaub, das is meine Schuld. Hehe...^^'
    Naja, ich krall mir mal Minako und las mich in ihre dunklen Künste des Verführens einweisen... und du... viel Spaß bei den Engeln.^^

  • So, es ist mal wieder so weit. Warum so spät, dazu unten mehr ^^
    Aus Platzmangel, um nicht wie gewisse andere Schreiberlinge auf Quadros (:P ) zurückzugreifen, quote ich heut mal nicht und geh so auf die Kommentare ein.


    @ -=GhostRider=-
    ich glaub ich weiß, mit wem ich mich nicht mit meinem StarWars Wissen messen mag XD
    (Aber Anakin hatte zumindest angefangen, zu 'faulen' (z.b. das Massaker mit den Tusken). Dennoch war das Beispiel zugegeben nicht sonderlich gut.


    Für Vergesslichkeit und lange Verzögerungen meinerseits wird die Mini-Revue dann wohl zum festen Bestandteil werden (Auch wenn ich vllt Vorwürfe bekomme, bestimmte Charaktere darin zu heroisch emporzuheben xD)


    Die Story versuche ich möglichst mit den Duellen zu verbinden, so dass es sich abwechselt. Eine Folge nur Duell könnte meines Erachtens dröge sein. Eine storyintensive hingegen weniger, auch wenn ich dann wieder den Vorwurf bekommen mag, dass in eine YGO-FF Duelle gehören. (Vielleicht wehre ich mich unbewusst so gegen das Klischee, dass bei YGO alles mit Duellen gelöst werden muss?)


    Das Samurai-Thema hat mir auch viel Spaß gemacht, genauso wie das Entwickeln von Kenjis Geschichte, von der man jetzt erstmals ein paar Brocken erfährt und so einen Blick hinter den ersten, vermutlich negativen Eindruck gewinnt.


    Mezuki ist eine Karte, die meinst du wohl sicher nicht ;)
    Aber das es zwischen Fukuin und Mizuki durchaus Knisterpotential gibt, lässt sich dennoch nicht abstreiten. Fast schade, dass es diese Wendung genommen hat (Sowas als Schreiber zu sagen, ist richtig fies xD).


    Und einmal 'tun' tut doch niemandem schaden ";)


    -Sinthoras-
    Tja, die Aussage hat wohl was, wird man auch an der Folge sehen. Wobei mir Mizuki schon Leid tut. ;(


    nightstroud
    Trippels, genau, aber mehr nach Möglichkeit nicht, und für die nächste mag ich eigentlich sehr gern nen Double nur noch anstreben xD


    -Aska-
    So, du meinst, es is schwer, auf meine Folgen zu antworten. Dann antworte mal auf deine Kommentare xD


    Deine Abneigung gegen Fukuin und Mizuki ist ja schon hoch, ich frag mich echt, was passiert, wenn ich die vielleicht mal als Paar auftreten lasse. Wahrscheinlich kann ich dann ein paar Briefbomben in meiner Post erwarten xD


    Beim zweiten Absatz dachte ich irgendwie an ne Löwenzahn-Reportage, 'klingt komisch, ist aber so' XD
    Und Kenjis Opa ist richtig fesch für seine Ü60 (Sei lieb, dann gibt es vllt mal nen Bild ^^)


    Rena und Kantarou, die müssen doch gar nix großartig in der Folge machen. Warum? Siehe unten, die haben doch die ganze Zeit Modell gestanden. Nützlichkeit erwiesen, Fall abgeschlossen D:


    Minako (auf Sinthoras verweis), an der mangelt es nie lang, gell?
    (Und wenn du 'P'ösewicht mich auf die Schienen wirfst, gibt es gar keine Minako mehr für dich, da haste es XD)


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    Puh, damit bleib ich gerade so im Zeichenlimit für den Trippel, nen Quaddro, den mag ich "noch" vermeiden. Sonst haben wir am Ende eine Forenseite mit 20 Posts für ne Folge, ne? D:


    Also, heute gibt es wieder nen Extra, und zwar ein weiteres Charabild. Dieses Mal Kantarou und Rena. Ich hoffe, man sieht nicht zu sehr, dass ich mich teils etwas mit herumschlagen musste. Aus dem Ursprung für diese Zeichnung stammte auch der Ava von Rena, btw. Kantarou wurde nach einer Kritik nochmal komplett überarbeitet. So gefällt er mir auch schon besser, durch die Pose sicher nicht so optimal erwischt, wie ich ihn wollte, aber ich bin ja kein Leonardo (wäre zwar verlockend, aber nur weil Zeichnen Spaß macht D: )



    Die Szene ist vorgegriffen, ein ähnliches Setting wird es zu einem späteren Zeitpunkt wirklich geben (Aber es sollte nicht schon wieder ein plumper BG werden, daher etwas vom Festival) ;)


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    Zitat

    Was bisher geschah
    Im Höhepunkt der Konfrontation zwischen Kenji und Fukuin wurde das Duell durch das plötzliche Erscheinen von Masahiro, Kenjis Großvater, unterbrochen. Mehr oder weniger freiwillig geduldet steigt dieser in das Duell ein, und trotz diverser Nachteile gelingt es ihm leicht, sich gegen beide Jungen gleichzeitig zu behaupten. Während Masahiro sichtlich beunruhigt über dem ihm fremden Kenji ist, wird nach und nach deutlich, dass der alte Mann anscheinend ein eigenes Ziel verfolgt, und warum er Kenji zunehmend in die Enge treiben will. Als das Duell entschieden scheint, ist es Fukuins zu verdanken, dass Kenji nicht verliert. Dennoch war der Preis dafür die eigene Niederlage. Kenji eine letzte Karte überlassend, verlässt Fukuin die Arena und fällt erschöpft in Minakos Arme…


    1.16 Samurai Showdown! Generation Conflict


    „Hier, ‘kannste haben! Damit geht’s einem gleich besser“, hielt das junge Mädchen ihrem Gegenüber eine Dose hin. Auf der metallisch glänzenden Oberfläche waren mehrere Orangen gezeichnet.
    „Wir Duellanten bekommen so was ja umsonst…“
    Sie schaute den gleichaltrigen Jungen vor sich skeptisch an, als er ihr das Getränk nicht abnahm und nur teilnahmslos da stand.
    „Was ist? Nimm schon!“, wiederholte sie ihre Aufforderung etwas eindringlicher.
    „Es ist mir verboten, so etwas zu trinken“, erwiderte der Junge ganz nüchtern. Seine Augen waren auf den Boden gerichtet. Es wirkte fast, als zählten sie die Ameisen, die über die Steine entlang eines schmalen, unsichtbaren Weges in beide Richtungen wanderten. Und doch schauten sie nur in die Leere.
    Beide Kinder standen alleine inmitten eines kleinen Parks mit einigen Grünanlagen, der sich direkt neben einer wuchtigen Halle befand. Von den Bäumen über ihnen trug der Wind bereits die ersten Blüten hinaus, die regengleich gemütlich zu Boden sanken. Aus der Ferne drangen diverse miteinander vermischte Geräusche. Nur über ihnen in den Wipfeln schöpften einige Vögel ihre Aneinanderreihungen von klar vernehmbaren Tönen.
    Das blauhaarige Mädchen ließ den Kopf hängen.
    „Du bist ein komischer Kauz“, nörgelte sie dabei mit kindlicher Stimme.
    Aber darauf reagierte der Junge gar nicht. Stattdessen schaute er auf und hoch in die Bäume, aus denen die Blüten hinuntersegelten, nachdem mehrere auf die Steine in sein Sichtfeld gefallen waren und seinen trüben Pupillen Leben eingehaucht hatten.
    Ganz langsam weitete er seine beiden roten Augen vor Neugier immer mehr, als ob er ein solch elegantes Schauspiel noch nie zuvor gesehen hatte.
    Gelangweilt kehrte sie dem gleichgroßen Knaben, mit dem man nicht wirklich etwas anfangen konnte, den Rücken zu und steuerte auf eine der Parkbänke unter einem der anderem Bäume zu. Bemüht, dass sie ihr hellrotes und weißes Sommerkleid nicht dreckig wurde, setzte sie sich vorsichtig auf die Holzbretter hin.
    Derweil war der unscheinbare Junge in seiner schwarzen Weste und der grauen Hose schon übersät mit den zartrosanen Blüten. Ab und zu bewegte er sich leicht hin und her, aber weniger um jene abzuschütteln, als dass ihm die Kleidung ein wenig unangenehm war und wohl auch nicht richtig saß.
    „Du warst ziemlich gut… bei den Duellen mein ich. Seit wann spielst du schon?“, erkundigte die Kleine sich auf der Suche nach Gesprächsstoff, während sie eifrig mit ihren Beinen gegensätzlich hin und her wippte und zwischendurch an ihrem Getränk schlürfte.
    „Das erste Mal war… heute“, schien er ihr wie als ob es selbstverständlich wäre und ohne seinen Blick abzuwenden zu entgegnen.
    Das Mädchen verschluckte sich fast vor Überraschung.
    „H-h-heute?“, wiederholte sie ungläubig. „Willst du damit sagen, dass das heute dein allererstes Turnier, nein, Duelle waren…?“
    Unmissverständlich wurde es ihr aber bestätigt, auch wenn sie es dadurch immer noch nicht wahrhaben wollte.
    Ihr Versuch, auf diese Weise ein Gespräch anzufangen, scheiterte jäh. Etwas gekränkt stand sie auf und stellte sich neben den Jungen.
    „Was gibt es da oben eigentlich so Interessantes?“, blickte sie neugierig in die gleiche Richtung, wie der weißhaarige Knabe neben ihr es schon die ganze Zeit tat.
    Doch der Junge wirkte wie in Gedanken vertieft und antwortete ihr nicht. Doch dann plötzlich zuckte er kurz zusammen und huschte einen Augenblick später einen Schritt nach vorn. Seine Hände hielt er wie zu einem Teller gewölbt vor sich.
    Es geschah so schnell, dass das Mädchen gar nicht wusste was passiert war, als sie zwischen den Händen ein leises Zwitschern vernahm. Aus dem Baum über ihnen war ein junges Vögelchen hinuntergefallen und von ihm aufgefangen worden.
    „Wow, ich hab nicht mal was gehört“, staunte das Mädchen. „Los, der Kleine muss wieder in sein Nest.“
    „Wir brauchen nicht…“, murmelte er darauf aber nur.
    Für ein paar Sekunden musterte sie den schwächlich und unentschlossen wirkenden Jungen neben sich noch mal kritisch. Deshalb entschied sie spontan auch, dass sie klettern würde.
    Mit wenigen Schritten hatte sie schon den Stamm erreicht und klomm daran empor. Sie hatte schon oft in Bäumen gekraxelt und es fiel ihr nicht schwer, selbst mit ihrem Kleid gelang es ihr ziemlich gut nach oben voranzukommen, sogar ohne sich dabei dreckig zu machen. Dann drehte sie sich mit einer Hand an einer Astgabel festhaltend um und verlangte, dass er ihr den Vogel geben sollte, damit sie ihn ins nahe Nest zurücksetzen konnte.
    Der stille Junge jedoch hob seine Hände leicht in den Wind und formte eine ebene Fläche aus ihnen. Im gleichen Moment spreizte das flügge gewordene Küken seine Flügel, gleichwie es die Luft im Gefieder spüren wollte.
    „Flieg“, verabschiedete der Knabe sich von dem kleinen Piepmatz, dem er eine Starthilfe gab, indem er ihn mit Schwung aber dennoch nur sanft warf. In der Luft begann das junge Vögelchen sogleich instinktiv zu flattern und nach einem kleinen Absacken erhob es sich gekonnt in die Lüfte und glitt davon.
    „Dummkopf, der Kleine hätte draufgehen können!“, schimpfte das Mädchen mit ihm, während es immer noch im Baum hing und die Szene teils verwundert, teils erschrocken still mit angesehen hatte. Unverrichteter Dinge wollte sie wieder hinuntersteigen, als der Junge sie aus heiterem Himmel anschrie.
    „Nicht bewegen!“, sah er das Mädchen entsetzt an. Sie verstand nicht, was er hatte und wollte weiter, als sie mit der Hand am Ast unglücklich abrutschte. Hektisch griff sie mehrmals in die Leere, weshalb sie aber auch keinen neuen Halt fand. Stattdessen musste sie erkennen, dass sie kopfüber zu Boden stürzte. Ängstlich kniff sie ihre Augen zu, als die Sekunden zu Stunden wurden.
    Doch sie landete viel weicher, als sie es erwartet hätte. Als sie durch ihre Lider lugte, verstand sie auch wieso. Der Junge war ihr geistesgegenwärtig über die Parkbank hinweg entgegen gesprungen und hatte vor, sie aufzufangen. Jedoch gelang es ihm nicht, aber zumindest konnte er ihren Sturz mit seinem eigenen Körper abfedern.


    Das blauhaarige Mädchen war gerade daran, sich um die Kratzer des Jungen zu kümmern.
    „Entschuldige, dein schönes Kleid ist kaputt“, bemerkte dieser dabei, völlig unberührt von seinem eigenen Zustand. Das luftige Kleidungsstück hatte sich beim Sturz einen langen Riss an einer der Seiten zugezogen. Inzwischen waren die beiden nun offenen Enden aber von dem Mädchen mit einem Knoten verbunden worden, so dass es weniger auffiel. Sie bedauerte zwar, dass es beschädigt war, aber letztendlich war es unwichtig.
    „Ist doch egal… viel wichtiger bist du jetzt.“
    Zum Glück waren es wirklich nur ein paar Abschürfungen an der Haut und abklopfbarer Dreck an seiner Kleidung. Auch er hatte Sturz relativ gut überstanden.
    „Wir werden Ärger deswegen kriegen…“, bemerkte der Junge bedrückt.
    „Keine Sorge…“
    Sie blickte sich um. Beide waren auf mehreren Seiten von einer prächtigen Rosenhecke umgeben. Ohne aufstehen zu müssen, knickte sie eine der Blüten ab und hielt sie dem Jungen hin. Der jedoch wusste damit nichts anzufangen, worauf das Mädchen grinsen musste.
    „Kennst du das etwa nicht? Immer wenn ich etwas angestellt hatte, hat mein Papa mir eine Rose geschenkt…“
    Ihr Grinsen wandelte sich förmlich in ein Strahlen, als sie in den Erinnerungen schwelgte
    „Er hat immer gesagt, es bleibt unser Geheimnis, und er wird Mama nichts erzählen…“, erzählte sie stolz „Hier, das soll unser Geheimnis sein…“
    Unentschlossen nahm der Junge ihr die Rose am Stiel ab.
    „Es war schließlich meine Schuld. Du hast nichts falsch gemacht.“
    Beim Anblick ihres freudigen Gesichts in seiner Nähe errötete er leicht.
    „Lass uns Freunde sein, ich bin Mizuki. Wie war dein Name gleich?“
    Zögerlich begann auch er sich zu lockern und ihr erstmals freier zu antworten.
    „Mein Name? Sie nennen mich nur ’___’.“


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    „Ich erinnere mich gut an unsere erste Begegnung…
    Die Wunden, die du mir an diesem Tag zugefügt hast, brauchten über eine Woche, um zu heilen, selbst mit diesem Körper von mir.
    Aber ich hege keinen Groll gegen dich, … nach allem hast du nur versucht, ihn zu beschützen.
    Nicht jeder kommt in den Genuss eines solchen Privilegs…“
    Für einen Moment kehrte wieder Stille ein.
    „Acht Jahre sind seit damals vergangen…
    Ich muss zugeben, er ist ein stattlicher Junge geworden…“
    Ein dumpfes Gefühl herrschte in Fukuins Kopf. Wie ein Kater, wenn man sich maßlos dem Alkohol hingegeben hätte. Und doch fühlte es sich fern wie an, gleichwie ein weiterer Traum.
    Eine ganze Weile schon hörte er diese Stimme, leise und hallend, seit jener anderer abrupt geendet hatte. Immer wieder verschwammen die Worte ineinander, sodass er letztlich nicht mehr als die Tatsache vernahm, dass sich jemand unterhielt.
    Doch er spürte in regelmäßigen Abständen auch etwas Angenehmes an seinem Kopf. Ein sanftes Gefühl, und so beruhigend.
    Vorsichtig spähte er schließlich durch seine Lider, und war es nur allein, um sich zu vergewissern, dass er nicht schlief. Das Erste, was er sah, war ein stimmiges Farbenspiel aus verschiedenen Rottönen. Erst auf den zweiten Blick konnte er einzelne Wolken ausmachen, die wie der Himmel zur Leinwand für diese Farben wurden.
    Wieder war da dieses entspannende Gefühl, welches von der Stirn über die Oberseite seines Kopfes wanderte.
    „Scheint, als wäre da jemand aufgewacht…“
    In sein Blickfeld wehten zusammen mit einer angenehmen Brise ein paar blonde Strähnen, ehe sich ein vertrautes Gesicht in selbiges hineinbeugte und senkrecht zu ihm hinunter lächelte.
    „Ich dachte schon, du schläfst noch die Nacht durch…“, bemerkte die vertraute Stimme.
    „Minako?!“, riss Fukuin die verschlafenen Augen, als er es gänzlich realisiert hatte, auf einen Schlag auf. „Was ist passiert?“
    Zögerlich versuchte er sich aufzurichten und streifte dabei die streichelnden Hände an seinem Kopf von sich. Mit der Lageänderung nahm das Brummen im Schädel kurzzeitig zu, aber es ging schnell wieder. Doch darauf begann er schon, sich langsam überrascht umzuschauen, als er zunehmend erkannte, dass er sich oben auf dem Dach der Akademie befand. Die Sonne befand sich zwar hinter ein paar Wolken, aber vom Stand hätte man wohl erst auf frühen Abend getippt, aber ganz sicher war er sich dabei nicht. Verwundert drehte er seinen Kopf so weit es ging und sah zu Minako.
    Fukuin erinnert sich noch, dass er die Kontrolle über seine Beine verloren hatte und dann alles schwarz geworden war. Und nun war er hier aufgewacht. Eigentlich erwog er zu fragen, ob sie ihn etwa hierher gebracht hatte, aber nach einem zweiten Gedanken lag die Antwort auf der Hand.
    „Wer von beiden hat gewonnen?“, hielt er etwas benommen seinen Kopf.
    Minako lächelte ihn zufrieden an, ehe sie ihm antwortete, „Alle.“
    Während Fukuin darin keine befriedigende Auskunft fand, korrigierte sie sich selbst.
    „Jeder hat etwas dabei gewonnen, findest du nicht? Du zum Beispiel Erkenntnis, oder denkst du immer noch so wie vorher über Sagari?“
    „Ich mag seine Art nicht, aber ich schätze, mein Bild von ihm hat sich wirklich geändert…“
    Minako setzte mit einem leichten Kichern ein, „Ja, im Vergleich zu dir ist er nur ein verirrtes Schäfchen, das vom Weg abgekommen ist.“
    Im Gegensatz zu ihr konnte Fukuin sich darüber jedoch gar nicht amüsieren. Er spürte genau, wohin das zielen sollte, auch wenn sie es hinter etwaigen Vorwitz versteckte.
    Ohne etwas gesagt zu haben, wandte er sich von ihr ab und blickte gen Horizont. Mehrere Minuten verharrte er regungslos, dann erst setzte er sich etwas angespannter aufrecht hin und zog die Beine zu sich heran. Während er die Knie mit den Armen umschlossen hielt, legte er seinen Kopf zwischen beiden auf und starrte nachdenklich in die Ferne vor sich.
    Wieder verging eine Weile andächtiger Stille, ehe Minako sich langsam rührte und von ihrem Platz erhob. Dabei schaute sie flüchtig neben sich, wo sie Fukuins Duell-Disk abgelegt hatte.
    Ohne Eile stellte sie sich dann aber zu Fukuin, kehrte sich von ihm ab und ließ sich vorsichtig hinter ihm nieder. Nachdem das Mädchen kurz aus dem Augenwinkel zurückgeblickt hatte, überschlug sie seufzend ihre Arme hinterm Kopf und lehnte sich mit ihrem Rücken an Fukuins durch die Beugung nach vorne entstandenen Buckel an. Als die beiden unterschiedlichen schwarzen Stoffe von seinem Mantel und ihrem Gewand aneinander rieben, fröstelte es Fukuin leicht. Aber da war auch etwas wie eine angenehme Nähe, die den ersten Eindruck zu vertreiben wusste.
    Es wirkte, als wartete jeder darauf, dass der andere das Gespräch beginnen würde. Schließlich eröffnete Fukuin von sich aus die unausweichliche Unterhaltung.
    „Ich werde bald sterben…“, brachte er geradezu emotionslos heraus. Vielmehr wirkte es aber, als ob er viel zu sehr in Gedanken vertieft war, die ihn beschäftigten. „Das ist das Mindeste, was ich dir schulde, dass du es über mich wissen solltest.“
    Das Geständnis war etwas unerwartet für Minako, da sie mit etwas anderem gerechnet hätte. Trotzdem blieb sie beherrscht und zeigte keine überraschte Neugier. Mit Bedacht wählte sie ihre Worte, um seine Öffnung ihr gegenüber nicht schon im Keim zu ersticken.
    „So ist das also…“, murmelte sie in leiser Lautstärke.


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    Einige Zeit zuvor…
    Masahiro beobachte Kenji sehr aufmerksam, während dieser erst langsam realisierte, was alles passiert war. Völlig neben sich starrte er immer noch zu dem Ausgang der Arena hinüber, durch den Fukuin verschwunden war.
    „Scheint, als ist das etwas, dass du dir überhaupt nicht mehr vorstellen kannst“, richtete sich sein Großvater nach einer Weile an ihn. „Zu schade, wirklich…“
    Kenji jedoch ballte mit neu aufkommender Wut seine Fäuste.
    „Was soll der Scheiß überhaupt?“ begann er zu maulen. „Der is’ doch selbst Schuld, wenn er mitmachen wollte. Und dann so idiotisch sein, ein Duell zu schmeißen, weil man eh keine Chance mehr…!“
    „Ruhe, du naives Bürschchen!“
    Die scharfe Mahnung des alten Mannes ließ ihn trotz seines Unwillens instinktiv verstummen.
    „Solange ich anwesend bin, dulde ich es nicht, dass du über andere herziehst!“
    Darauf zischte der Junge aber nur verächtlich. Ablehnend griff er an sein Deck.
    „Bringen wir es endlich zu Ende!“ zog er kräftig die oberste Karte ab.
    „Warte!“
    Der eindringliche Ruf seines Opas ließ Kenji erneut verharren.
    „Warum?“ fragte er dann aber in einem verständnisvollen Ton. „Was hat dafür gesorgt, dass du dich so verändert hast? Willst du mir es nicht erzählen?“
    „Warum kümmert es dich denn auf einmal, wie es mir geht?! Solange ich der Vorzeigeenkel bin, is’ doch alles okay!“
    „Weil ich mir Sorgen um dich mache, und weil ich dir helfen will, wenn du Probleme hast!“
    „Du bist wirklich nervig…“, fluchte der Junge genervt und biss sich auf die Lippe. „Aber gut, dann spitz mal deine Ohren…“


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    Ungebremst landete Kenji auf dem Boden. Sein Kiefer schmerzte höllisch von dem Schlag, den er soeben eingesteckt hatte. Der Kerl hatte ihn so gut getroffen, dass er für den Augenblick gar nicht mehr in der Lage war, sich wieder aufzurichten.
    „Mistkerl“, brachte er ächzend heraus, nachdem er etwas Blut auf den Boden ausgespuckt hatte.
    „Hast du was gesagt, du Kröte?“
    Kenji spürte fast sofort wieder den festen Griff vorne an der Kleidung nah bei seinem Hals, mit dem er schier mühelos erneut in die Luft gehoben wurde. „Los, sag’s noch mal!“
    Wenn der erste Schlag ihn nicht so getroffen hätte, wäre er sicher in der Lage gewesen, sich zu befreien, aber er spürte deutlich, dass sein Körper nur noch zu einem kleinen Teil seiner Kontrolle unterstand.
    „Lass mich runter, Mistkerl!“, wollte er mit einem leichten, spöttischen Ton erwidern, doch noch im letzten Wort sah er schon wieder die Faust auf sich zuschnellen, die ihn ohne Umwege zurück zum Boden schleuderte. Diesmal hatte der Schläger sein linkes Auge perfekt anvisiert gehabt.
    Kenji fehlte aber nach diesem neuen Treffer fast gänzlich die Kraft, sich überhaupt noch zu rühren. Doch das interessierte die anderen Jungen nicht, die um ihn herum standen, ihn höhnisch beobachteten und auslachten. Herablassend stellte sich der Kerl, der ihm schon zwei brutale Schläge verpasst hatte, neben ihn und trat ohne Rücksicht zu.
    Der Schmerz in seiner Bauchgegend war so überwältigend, dass Kenji Blut aufstieß. Sich krümmend, während er mit letzten Willen sein anderes Auge noch aufhalten konnte, schaute er hoch. Der verschwommene Blick wanderte über den Rowdy, der über ihm beugte, die Kumpane des Typen entlang, bis er bei einem Jungen mit Brille ankam, der etwas abseits stand und nur zögerlich zusah, ehe er sich wieder angewidert abwendete. Kenjis Mundwinkel hob sich zufrieden.
    „Was für ein Trottel!“, amüsierte sich der Schläger, der offensichtlich der Anführer der Gruppe war, über ihn mit einer tiefen Lache. „Versucht den Retter zu spielen, und kann sich selbst nicht ’mal retten!“
    Dann schnellte sein Fuß wieder auf Kenji zu. Der Tritt war nicht schwächer als der zuvor, doch die Sinne des sich am Boden quälenden Jungens begannen allmählich zu schwinden. Schließlich fiel ihm das Auge zu, als er sich dem betäubenden Gefühl hingeben wollte.
    „Nichts da!“, hämmerte ihn der Schuh ein weiteres Mal in die Besinnung zurück. Wieder verkrampfte sich Kenjis gesamter Körper in Reaktion auf den Treffer, und sackte dann wieder zusammen.
    „Hey, du da, Brillenschlange!“, vernahm er die kehlige Stimme des Anführers. Mühvoll öffnete er sein eines Auge wieder, um zu sehen, was passierte. Jener Junge mit der kaputten Brille und ein paar Schrammen kam näher und stellte sich neben ihn. Noch bevor Kenji überlegen konnte, was das sollte, befahl ihm der deutlich größere Typ daneben ’es’ schon.
    „Los, tret zu!“, ließ dieser die Schultern des Schülers in Kenjis Alter los und entfernte sich zwei Schritte von ihm nach hinten weg. Zögerlich sah sich der selbst schon geschundene Knabe mit ängstlicher Mimik zu ihm nach hinten um, dann hinunter zu dem Jungen am Boden.
    Kenji traute seinen Ohren nicht, was die von ihm verlangten, diese Schweine. Das war die Höhe gewesen. Doch ein weiterer Schmerz auf Höhe seines Magens ließ ihn überrascht zusammenfahren.
    Mit inzwischen ganz bleichem Gesicht richtete er seinen Kopf auf und schaute hoch.
    „Noch mal!“
    Der nächste Treffer ließ ihm kaum noch Zeit zur Vorbereitung. Und noch einer folgte. Und ein vierter und fünfter Tritt gesellten sich dazu. Kenjis Sinne begannen für ihn endgültig zu schwinden. Völlig kraftlos fiel er auf den Rücken über. Er vernahm nicht einmal mehr, wie der Schlägertyp dem Jungen befahl, weiterzumachen. Stattdessen hörte er das Gelächter der anderen, die um sie herum standen Doch dann durchfuhr es ihn mit Erschrecken. Er war nicht so abwesend, dass er es nicht mitbekam. Hingegen sagte der Kerl wirklich nichts mehr, da der Junge von sich aus weitergemacht hatte. Mühevoll öffnete Kenji ein letztes Mal seine Augen. Während der Junge mit seinem Fuß schon zum nächsten Tritt ausholte, konnte er noch in dessen Gesicht blicken. Als er dann seitlich getroffen wurde, glitt er gänzlich in die Bewusstlosigkeit ab und alles wurde schwarz.


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    „Haben deine Zusammenbrüche auch etwas damit zu tun?“, zeigte Minako Interesse, versuchte aber gleichzeitig, Fukuin von sich aus erzählen zu lassen.
    „Nein, ich denke nicht… momentan fühle ich mich meist noch gut… die Medikamente tragen ihren Teil dazu bei.“
    Für das, was er jetzt rekapitulieren sollte, musste er zunächst tief Luft holen.
    „Vermutlich stoße ich nur langsam an meine Grenzen.“
    Sie war die Erste, der er es erzählen würde.
    „Ich kann nachts kaum noch schlafen… Wenn ich es mache, habe ich sie immer…“
    „Sie? Meinst du etwa…“
    „Albträume?“, nahm ihr Fukuin die Schlussfolgerung ab, die er sonst sowieso noch bei sich ergänzt hätte. „Ja, ich habe sie. Immer und immer wieder, jede Nacht.
    Ein stilles Seufzen unterbrach ihn erneut für einen Moment. Jedoch festigte sich seine Stimme jäh.
    „Sie quälen mich jedes Mal. Ich beobachte Dinge, die ich nie sehen wollen würde. Oder sie zeigen mir Augenblicke, die ich absolut nicht noch einmal erleben will.“
    Was Minako nicht sehen konnte war, wie Fukuin unfreiwillig vor seinem inneren Auge Szenen aus jenen Albträumen abrief. Das Gefühl von jemand Nahen betrogen zu werden. Schmerzen und Schreie, erfüllt von Angst wie Leid. Menschen, im Augenblick ihres Todes.
    Nicht nur Leute, die er kannte, auch ihm völlig fremde sah er immer wieder dort. Übertroffen wurden sie noch von den Momenten, in welchen er qualvolle Erinnerungen nach seinem Aufwachen gemacht hat. Selbst jetzt weigerte er sich, diese in irgendeiner Form noch mal hervorzuholen.
    Betrübt blickte er hinunter auf den kahlen Betonboden des Daches. Nach außen schien er gefasst, aber an seinen Rücken gelehnt spürte Minako, wie er innerlich bebte.
    „Kannst du dir vorstellen, wie das ist?“, suchte er jedoch sofort wieder den Dialog mit ihr, um nicht den trüben Gedanken weiter zu verfallen.
    Minako überlegte lange für ihre Antwort. Kurzzeitig machte sie einen Ansatz, etwas zu sagen, aber dann zuckte sie zusammen und verstummte wieder. Mit starrem Blick und ernstem Gesicht verneinte sie schließlich seine Frage.
    „Nein, weiß ich nicht.“
    Dann neigte das Mädchen ihren Kopf leicht und blickte zurück zu Fukuin.
    „Aber das Ganze klingt für mich wie die Hölle auf Erden.“
    Sie drehte sich zu ihm herum und fasste ihm einfühlsam auf die Schulter.
    „Muss hart sein, oder?“
    Noch in der gleichen Sekunde erhob er sich, wobei Minako beinahe mitgerissen worden wäre. Er entfernte sich einige Schritte von ihr, ehe er sich ihr aufgebracht zukehrte. Zur Verstärkung seiner Aussage streckte er mit Schwung seine Hand gespreizt weit von sich.
    „Wenn ich Mitleid gewollt hätte, dann hätte ich das Ganze mit noch mehr Details ausgeschmückt! Ich kann bestens darauf verzichten.“
    Im gleichen Moment als sie getroffen ihr Gesicht abwendete, realisierte Fukuin aber auch schon, welchen harschen Ton er plötzlich angeschlagen hatte. Erschrocken über sich selbst ließ er den Kopf sinken.
    „Entschuldige, ich meinte es nicht so.“
    „Schon gut“, verzieh Minako ihm seine schroffe Bemerkung, die nur aus dem Impuls heraus geschehen war. Dazu machte sie eine kleine Geste mit dem Kopf, mit der sie ihn wieder zu sich rief. Fukuin verstand das dezente Zeichen und ließ sich neben ihr nieder.
    Er zögerte nach seinem Ausbruch fortzufahren, aber jetzt war es ihr noch mehr schuldig als zuvor, weshalb er sich schließlich ohne Anstalten zu durchrang.
    „Du sagtest, ’wie die Hölle auf Erden’…“, wiederholte der Junge aufmerksam ihre Formulierung, was Minako mit einem kurzen Nicken bestätigte. „Für mich ist etwas anderes jene Hölle.“


    „Laut den Ärzten habe ich weit über sieben Jahre im Koma gelegen, ehe ich vor etwa acht Monaten wieder aufgewacht bin. Aber seit diesem Moment kann ich mich an nichts erinnern. Nicht ein Detail aus meiner Vergangenheit ist mir geblieben.“
    Fukuin stützte sich nach hinten ab und legte seinen Kopf in den Nacken, geradewegs hoch in den Himmel schauend. Er überlegte, wie er seine eigene Wahrnehmung anschaulich rüberbringen konnte.
    „Jeden Tag bekommt man aufs Neue vorgehalten, dass man keine Erinnerungen hat. Man sieht in den Spiegel, und obwohl man weiß, wen man vor sich hat, ist es doch so, als ob ein völlig Fremder vor einem steht. Nicht ein Zug des Gesichts ist einem vertraut, obwohl es das eigene ist. Ich lebe, und doch lebe ich eigentlich nicht.“
    Während seine Augen einem imaginären Punkt inmitten der Wolken zu fixieren suchten, lächelte er ertappt.
    „Das ist für mich der wahre Albtraum, aus dem ich einfach nicht erwachen kann. Um diesem Gefängnis zu entkommen, würde ich inzwischen wohl alles machen.“
    „Das heißt, … zum Beispiel in der Nacht Studenten anzugreifen?“, drückte Minako sich etwas an seinen Arm, während sie das erste Mal nun das Thema anbrachte, welches die ganze Zeit erdrückend in der Luft gelegen hatte. Aber Fukuin schien die Frage zu ignorieren.
    „Ich habe niemals aufgegeben. Trotz der Narben, die das Koma hinterlassen hatte. Vieles von neuem auf zu lernen, an das man sich ebenfalls nicht mehr erinnerte. Das Gleiche galt für den Körper. Obgleich es schmerzvoll war, gelang es mir dennoch nach und nach.“
    Fukuin begann mehr zu schmunzeln. Er amüsierte sich jedoch nicht wirklich. Vielmehr war es einfach eine Fassade, die seinen wirklichen Gemütszustand zu kaschieren versuchte, indem sie sich eines fröhlicheren Gedanken bediente.
    „Aber egal wie viel Mühe ich mir gab, egal wie viel Wissen ich mir angeeignet habe, meine Erinnerungen von der Zeit vor dem Koma sind nicht zurückgekehrt. Und mit diesem schwächelnden Körper läuft mir jetzt die Zeit davon.“
    Bei den letzten Worten war seine Stimme zunehmend leiser geworden, ehe sie völlig verstummt war.
    „Ich will endlich wissen, wer ich bin. Deshalb habe ich den Vertrag akzeptiert.“
    Mit zurückgekehrter Stärke betonte er dies besonders kraftvoll, als ob er keine Zweifel an der Richtigkeit nach außen aufkommen lassen wollte.
    „Ein Vertrag? Mit wem?“, hakte Minako darauf hellhörig, mit Pausen voneinander getrennt, nach. „Nein. Ich hab schon einen Verdacht mit wem. Ich nehme an, jene Person ist Nyx?“

  • „Du weißt es also?“
    Fukuin zuckte nur minimal überrascht zusammen.
    „Ich dachte es mir. Ich habe es herausgefunden, als ich dich das erste Mal danach gefragt habe“, erklärte das aufgeweckte Mädchen es ihm. „Deine Antwort kam direkt, wie von jemand, der andere nicht in seine Angelegenheiten hineinziehen will. Deshalb habe ich auch mitgespielt, weil ich nicht wusste, warum du so reagiert hast, und damit du eben keine Probleme bekommst. Es war Zufall, dass ich dein Buch zuvor gesehen hatte. Während du schliefst, schaute es aus dem Mantel hervor. Ich las darin, als du den Namen versessen vor dich hin murmeltest. Wenn sich das nicht so ergeben hätte…“
    „Scheint, als müsste ich dir wirklich dankbar sein.“
    „Nicht der Rede wert. Erzähl mir mehr davon. Was soll das Duellieren bringen?“
    „Ich habe keinen Schimmer. Nyx hat kein Wort darüber verloren.“
    Ahnungslos bewegte Fukuin die Schultern. „Aber Nyx hat mir eine Bedingung auferlegt. Ich darf nicht verlieren, oder es kostet mich mein Leben. Noch kann ich enttarnt werden oder aufhören…“
    Manche Dinge aus der Nacht konnte Fukuin kaum noch abrufen. Zwar erzählte er ihr nicht alles von jener Begegnung, einige Details gingen einfach nicht, aber dennoch genug, an das er sich erinnern konnte, um seine Situation zu schildern. Es fühlte sich gut an, erstmals jemand bei sich zu haben, dem er davon berichten konnte, so unglaublich es doch war, selbst wenn sie ihm vielleicht nicht alles glauben würde.


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    Kenji packte sich an den Pullover und zog diesen demonstrativ ein Stück nach oben, wodurch eine Narbe an der Lende hervorkam.
    „Siehst du das! Das hab ich davon! Die Typen haben mich übelst zusammengeschlagen!“
    Der Puls des Jungen raste und das Blut kochte vor Wut über dieses Erlebnis.
    Doch sein Großvater gegenüber konnte erstmals jetzt dadurch einen Einblick in ihn gewinnen.
    „Ich verstehe…“, murmelte er nachdenklich. „Du hast versucht, diesen armen Jungen zu beschützen, und dann haben diese Schläger dich stattdessen verprügelt, und letztlich auch jenes eigentliche Opfer dazu gezwungen!
    Dann jedoch seufzte er. „Kein Krieger kann immer erfolgreich sein. Kenji, egal was passiert ist, ich bin stolz auf dich, dass du das…“
    „Halt’s Maul!“, unterbrach ihn der immer aufgebrachtere Junge entschieden. „Siehst du, du verstehst rein gar nichts!“
    Er begann wild mit den Armen zu gestikulieren, während er fortfuhr.
    „Wenn es nur das gewesen wäre… oder das sie den Jungen gezwungen haben, weiterzumachen…! Aber diese Ratte! Sein Gesicht! Er hat gelächelt! Das Schwein hat gelächelt, als er zugetreten hat!“
    Plötzlich musste Kenji hektisch mehrmals Luft holen, als sie ihm beim Schreien ausgeblieben war.
    „Es hat dem Drecksack auch noch Spaß gemacht, jemand am Boden zu treten, obwohl ich der Einzige war, der ihm geholfen hat!“, stieß er voller Enttäuschung und Verachtung aus.
    Selbst Masahiro war von dieser Wendung getroffen. Es dauerte, bis er entsprechende Worte gefunden hat.
    „Wie grausam,… das habe ich nicht gewusst…aber zu hören, dass du jemanden anderen helfen wolltest, macht mich trotzdem stolz“, doch dann schaute er auf, und hielt beide Hände fragend vor sich. „Aber… hat dich das schon von deinem Weg abgebracht? Jeden Tag werden Unmengen aufs Bitterste enttäuscht, und dennoch sehen sie mit Zuversicht voran. Auch das ist eine Form von Stärke…“
    Aber sein Enkel schnaubte nur. Wieso wusste er, dass der alte Greis nichts Besseres zu tun hätte, als ihm ne Moralpredigt zu halten, wenn er ihm davon berichten würde. Als ob er sich das nicht selbst immer wieder gesagt hätte, egal wie enttäuscht er damals war. Aber das war nicht alles gewesen, etwas hatte er noch nicht erzählt. Nämlich, dass sich auch niemand einen Dreck um ihn geschert hat, wie er verwundet auf der Straße zwischen der Schule und der Unterkunft lag. Niemand, außer ihr…
    „Was lass ich mich auch drauf ein, mir war so klar, dass du mit dem Mist anfängst!“, schüttelte er den Gedanken aus seinem Kopf. „Ich beweise dir hier und jetzt, dass das Einzige was noch zählt, ganz allein Stärke ist!“
    Doch Masahiro bewegte seinen Kopf auf diese Aussage hin betrübt zu beiden Seiten.
    „Wenn das dein Entschluss ist, dann bleibt mir wirklich nichts anderes übrig, als dir den Fehler in deiner Denkweise aufzuzeigen.“
    „Tst“, ließ Kenji das aber kalt von sich abprallen.
    Dann schaute er kurz zu seinem Deck, nur um daran erinnert zu werden, bereits gezogen zu haben. Doch ehe er sich die Karte ansehen konnte, hatte sein Großvater ja gewagt gehabt, einen auf verständig vorgaukeln zu müssen.
    Dies holte er jetzt nach, doch als er jene lilane Karte erblickte, erstarrte er vor Überraschung.
    Was zum Teufel macht diese Falle hier? Ich habe das Teil nie in mein Deck getan
    Seine Gedanken kreisten förmlich, wusste er doch absolut, dass er diese Karte gar nicht hatte. Doch er kannte jemand, der sie besaß.
    Eiji…, knirschte er mit den Zähnen, aber wie hat er...? Natürlich…
    Langsam leuchtete ihm ein, wie es passiert sein musste. Sicher war die Falle an Masahiros Enishi befestigt gewesen, und er hatte sie nicht bemerkt, als er diesen sofort zufrieden in sein Deck getan hatte. Dann musste sie sich nur noch beim Mischen gelöst haben und alles wäre erklärbar gewesen.
    „Kenji… erzähl mir bitte den Rest.“, bat ihn sein Großvater zu seiner Verwunderung verständnisvoll. „Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass das alles war. Gab es niemanden, der dir letztlich geholfen hat?“
    Für Masahiro war es ein letzter Versuch, seinen Enkel auf diese Art zu erreichen und mit Glück etwas des Schmerzes nachvollziehen zu können, als er bemerkte, wie dieser vom Anblick seiner gezogenen Karte überrascht worden war.
    „Kannst du mich nicht in Ruhe lassen? Was willst du denn hören? Deine alten Tugenden sind heute doch nur noch einen Dreck wert! Die meisten Menschen kehren sich heute doch nicht mehr um ihre Mitmenschen!“
    „Die meisten…?“
    Dem alten Mann waren in dem Vorwurf besonders diese beiden Worte aufgefallen. „Das heißt doch, dass da jemand gewesen ist, der…“
    Kenji wendete seinen Blick ab und biss sich erneut auf die Lippen, dass er sich wieder darauf eingelassen hatte, so eine Diskussion zu führen. Und dann musste es noch diese Richtung nehmen, weil er sich verhaspelt hatte.
    „Ja, da gab es jemanden…“, lächelte der Junge andächtig, während er an die Person dachte.


    --------------------


    Die Zeit verging. Kenji wusste nicht mehr, wie lange er schon gebrochen auf dem kalten, harten Boden gelegen hatte, wann er das Bewusstsein wiedererlangt hatte. Seit einer Weile hörte er hin und wieder Schritte, wie sie näher kamen und lauter wurden, und wie sie wieder in der Ferne entschwanden. Manche von ihnen verstummten für einen Augenblick auf seiner Höhe, aber setzten dann ungestört ihren Weg fort.
    Das allein verletzte ihn noch mehr. Doch aus eigener Kraft konnte er sich nicht mehr aufrichten. Die Körperteile, die er noch spürte, schmerzten schier unvorstellbar. Der bittere, metallische Geschmack von Blut in seinem Mund wollte ebenso wenig abklingen.
    Als er sich so hilflos auf der Straße befand, spürte er nach und nach feine, kalte Einschläge auf seinem Gesicht. Die feuchten Perlen waren das Zeichen, dass es zu allem Überfluss auch noch zu regnen begann.
    Zaghaft lugte Kenji durch sein Auge, der Bereich um das andere war so zugeschwollen, dass er es gar nicht richtig aufbekam. Starr blickte er hinauf in den grau-bewölkten Himmel, der eine triste Stimmung vermittelte, genauso wie er sie gerade fühlte.
    In dem Moment tauchte eine Gestalt in seinem Sichtfeld auf. Zunächst sah er sie nur verschwommen. Ohne, dass er sie zuvor bemerkt hatte, stand sie plötzlich neben ihm und betrachtete ihn.
    Kenji versuchte seinen Kopf anzuheben, um zu sehen, wer die Person war, die er inzwischen als Mädchen erkannt hatte, aber es gelang ihm nicht. Erschöpft und geschwächt glitt er in die Ohnmacht zurück.


    Als er wieder erwachte, spürte er zunächst unter sich die weichen Wölbungen einer Matratze, die sich sanft an seinen Körper anschmiegte. Über ihm ruhte hinzu ein Laken, das ihm zusätzlich Wärme spendete. Mehr verwirrt als erschrocken riss Kenji dann aber plötzlich seine Augen so weit es ging auf. Mühselig versuchte er sich aufzurichten, was ihm auch gelang, aber deutlich Schmerzen an Bauch und Rücken verursachte. Erst in dem Moment, als dabei das Laken heruntergerutschte, realisierte er auch, dass jemand ihm seinen Oberkörper freigemacht und bereits ein paar Pflaster und eine Bandage angelegt hatte. Auf dem Nachttisch links von ihm lagen weitere, benutzte und von Blut rotgefleckte Stoffbinden.
    Ungeachtet seiner Blessuren, schaute Kenji sich im Bett aufgerichtet weiter im Raum um. Das Zimmer war sehr spartanisch eingerichtet. Neben der Schlafmöglichkeit gab es dort nur einen Schreibtisch, einen Tisch und einen Kleiderschrank. Durch die tristen Vorhänge am Doppelfenster neben ihm fielen Wolkenstrahlen hinein und tauchten den Raum in ein zartes Gelb.
    Kenji kannte dieses Zimmer. Es war sein eigenes. Er hatte keinen unnötigen Krimskrams rumliegen und war immer sehr auf Sauberkeit bedacht gewesen. Daher stach ihm nicht zuletzt auch die dreckige Oberbekleidung am Boden sofort ins Auge.
    Unvermittelt öffnete sich die Tür und ein blauhaariges Mädchen kam hinein. Ihre Augen nahmen knapp und nur nebensächlich zur Kenntnis, dass Kenji aufgewacht war.
    „Wer bist du? Und was machst du hier?“, erkundigte sich dieser irritiert, war dies schließlich eine reine Jungenunterkunft.
    Das Mädchen jedoch ignorierte seine Frage gänzlich, während sie, beladen mit einem klaren Glasbehälter und weiteren Stoffanhäufungen auf ihren Armen auf ihn zu ging und ihre Fracht vorsichtig auf der unteren Hälfte des Bettes entlud. Dann setzte sie sich auf den Stuhl neben dem Bett, den Kenji bisher gar nicht bemerkt hatte und griff nach der Flasche.
    „Moment… bist du nicht die gewesen, die sich über mich gebeugt hatte?“, rief der Junge erste Ähnlichkeiten mit der Person, die er vor nicht allzu langer Zeit erst gesehen hatte, ab. Auch wenn er sich bei dieser Annahme nicht hundertprozentig sicher war, sagte ihm sein Gefühl, dass er richtig lag.
    „Halt still“, kommentierte sie dies jedoch in nüchterner Weise, als sie mit der Flüssigkeit aus dem Behälter einen Tupfer befeuchtete und mit diesem über eine noch wunde Stelle an seiner Brust wischte.
    „Ah… das brennt!“
    „Stell dich nicht an, dass ist nur Iod“, schmetterte das Mädchen seine Empörung aber umgehend ab. „Dein Glück, das Meiste sind nur Schürfwunden. Trotzdem kommt nachher noch ein Arzt, der sich das ansieht.“
    Nachdem sie die Stelle mit einem weiteren Pflaster bedeckt hatte, sah sie ihn hinzu noch eindringlich an.
    „Sag besser nicht, was dir passiert ist, sonst gibt das nur noch mehr Ärger…“
    Kenji jedoch konnte seinen Blick nicht von den klaren, türkisen Pupillen der Person ihm gegenüber abwenden.
    „Äh…ja“, räusperte er sich verlegen, ehe er kleinlaut fortfuhr, „Warst du es auch, die mich hierher gebracht hat?“
    „Alleine wirst du es wohl kaum hierher geschafft haben“, reagierte das Mädchen etwas griffiger. Dann betrachtete es aber wieder die Wunden am Körper vor sich. „Jungs sind Idioten! Hauptsache sich gegenseitig verprügeln, oder was!?“
    Die Aussage sorgte dafür, dass Kenji enttäuscht zur Seite weg blickte, da sie die unfreiwillig gemachten Erinnerungen wieder hervorholte.
    „Ich hab das nur gemacht, weil ich jemandem helfen wollte… Was ist daran verkehrt?“
    „Das war purer Selbstmord… Es war doch absehbar, dass du keine Chance hast. Gegen so jemand bist du zu schwach, und dazu warst du allein. Das war einfach dumm.“
    Während sie ihn mahnte, wechselte das Mädchen eine schwarze Binde an Kenjis Stirn gegen eine frische aus. Ungeachtet warf sie das benutzte Stück Stoff zu Boden.
    „Wenn man was ändern will, musst man stark sein. Nur den Starken wird Respekt gezollt und zugehört, die Schwachen werden ignoriert.“
    „Aber dann sollte lieber jemand für die Schwachen eintreten, oder?!“, warf Kenji kritisch ein.
    Bis das Mädchen die Binde um den Kopf herum fertig fixiert hatte, entgegnete sie ihm darauf nichts. Erst als sie sich darauf erhob und zu dem schwarzen Fetzen auf den Dielen bückte, reagierte sie.
    „Vielleicht, aber denen ist das letztlich doch egal… Wenn sie selbst einmal ’Starker’ sein können, vergessen sie völlig, woher sie kommen…“
    Kenji wollte ihr gerade erwidern, dass dies nicht stimmen würde, als er rekapitulierte, wer ihm die schmerzvollsten Tritte verpasst hatte. Augenblicklich verstummte er und ließ den Kopf hängen. Dennoch wich sein Blick nicht von ihr.
    „Aber wer seinen Platz nicht kennt und meint, den Helden zu spielen, der kriegt immer einen drauf…“, raunte das Mädchen aber noch ernüchternd nach.
    Dann begann sie, die restlichen benutzten Binden vom Nachtisch auch aufzusammeln und begab sich zur Tür. Als die eindeutig daran war, dass Zimmer so wortlos zu verlassen, wie sie es betreten hatte, richtete Kenji sich ein weiteres Mal an sie.
    „Du gehst?“, wollte er zunächst zögerlich wissen. „Wie heißt du eigentlich? Du kommst mir irgendwoher bekannt…“
    „Mizuki Rikou, das ist mein Name.“
    Kenjis Augen weiteten sich. Mit dem Gesicht konnte er nichts anfangen, aber mit dem Namen durchaus. „Bist du nicht…?“
    „Ruh dich aus, bis der Arzt kommt, du hast immerhin ganz schön was eingesteckt. Ich komme morgen wieder, und wechsel die Verbände.“
    Dann öffnete sie schließlich die Tür, deren Klinke sie die ganze Zeit über festgehalten hatte, und entschwand aus dem Raum. Aber bevor sie diese wieder schließen konnte, rief ihr Kenji noch ein eiliges Danke, welches er bisher versäumt hatte, hinterher, auf das jedoch keine Antwort mehr folgte.


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    Kenji erinnerte sich daran, dass er erst im Nachhinein bemerkt hatte, dass der eigenartige, schwarze Stofffetzen gar keine Binde, sondern ein Stück ihres Rocks gewesen war. Diesen hatte sie noch an der Stelle, wo sie ihn gefunden hatte, herausgerissen und ihm umgebunden, ehe das souveräne Mädchen ihn in seine Unterkunft hat bringen lassen. Damals war ihm das ziemlich peinlich gewesen.
    Am nächsten Tag war sie zurückgekommen, genau wie sie es versprochen hatte, und erneuerte die Verbände, wie auch am Tag darauf noch ein weiteres Mal.
    Jedoch hat er nie herausgefunden, warum sie ihm geholfen hat. Denn nach diesen drei Tagen kam er ihr nie wieder so nahe noch würdigte sie ihm mehr Aufmerksamkeit als jedem anderen, was so gut wie gar keine war. Das Letzte, was sie ihm am dritten Tag auf jene Frage erwidert hatte, war, dass sie etwas für sich herausfinden wollte. Etwas, dass ihr wichtig war, aber an das sie sich nicht mehr erinnern konnte. Mehr war von dem Gemurmel nicht verständlich gewesen.
    In den Wochen nach dem Vorfall versuchte Kenji zwar, wie früher weiterzuleben, doch die Erinnerungen an die Prügelei konnte er einfach nicht ausradieren, und je länger er damit und mit dem Alltag konfrontiert wurde, merkte er, dass sie an jenem Tag die Wahrheit gesagt hatte. In der Welt zählte nur, stark zu sein. Moral und Werte hatten keine Bedeutung mehr.


    „Ich verstehe“, räumte der alte Mann mit klagender Stimme ein. „Was das Mädchen dir da erzählt hat, es stimmt. Aber auch wenn Stärke wichtig ist, hast du es falsch verstanden.“
    „Was meinst du damit jetzt wieder?“ plusterte sich Kenji dagegen erneut auf.
    Jedoch schüttelte Masahiro deutlich den Kopf.
    „Spiel weiter, mein Enkel. Falls du es bis dahin nicht verstanden hast, werde ich es dir nach deinem Zug erklären…“
    „Tst…“
    Kenji wendete den Blick von seinem Großvater ab und betrachtete wieder die Karten in seiner Hand, wobei er jene Falle darunter, die ihm nicht gehörte, ignorierte.
    „Das wirst du noch bereuen!“, holte er eine der beiden Zauber heraus und zeigte sie vor.
    „[Last Samurai]! Die obersten drei Karten von meinem Deck werden auf den Friedhof gesendet, und sofern ein Six Samurai Monster darunter ist, kann ich es beschwören! Für jede Karte, die kein Monster ist, verliere ich 500 Lebenspunkte.“
    Es war ein riskantes Manöver, da er im Gegenzug seine Normalbeschwörung einbüßen würde, aber die Verlockung, es noch in diesem Zug beenden zu können, war größer.
    Nicht überschwänglich, aber zufrieden präsentierte Kenji darauf die drei Karten, unter der sich zwei Monster und ein Zauber befanden.
    (LP Kenji: 1800 -> 1300)


    „[Tenkabito Shien] ist kein Six Samurai, also wandert er mit [Reinforcements of the Army] zusammen auf den Friedhof“, merkte der Junge an, während er die beiden in den Schacht in der Disk schob. „Aber der hier, der kommt! [Bladesmith of the Six Samurai]“ (ATK: 1600)
    Auf dem Feld vor ihm erschien ein wuchtiger, dunkelhäutiger Muskelprotz mit diversen Narben im Gesicht und dem nur von einem zerschlissenen Shirt bedeckten Oberkörper.
    „Wenn Bladesmith beschworen wird, darf ich ihn automatisch mit einem Ausrüstungszauber aus meinem Deck ausstatten. Und ich wähle [Cursed Blade – Muramasa]!
    In der kräftigen Hand des Schmieds materialisierte sich eine überaus scharfe Klinge, an der noch schwach Blut klebte.
    (ATK Bladesmith: 1600 -> 2400)


    „Und jetzt, direkter Angriff!“, brach Kenji die Gelassenheit in sich und ließ seine Kreatur auf seinen Großvater zustürmen.
    (LP Masahiro: 4000 -> 1600)


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    „Hey, pass auf, wo du hinläufst!“, fauchte Mizuki einen willkürlichen Jungen an, der ihr entgegen gekommen war.
    „Moment mal, du hast mich doch angerempelt!“, wehrte dieser sich empört. Dabei hatte er schon einen leichten Bogen um sie gemacht, aber jenes Mädchen war stur geradeaus marschiert, als ob sie es darauf angelegt hatte.
    Darauf hin sah sie ihn mit einer finsteren Miene unter ihren blauen Haarsträhnen hindurch an, und hielt eine Faust drohend hoch.
    „Willst du etwa Ärger?“
    Ihr Tonfall ließ keinen Raum für auch nur ein falsches Wort. Verängstigt winkte der eingeschüchterte Jung eilig ab.
    „Nein, schon gut, mein Fehler…“, meinte er noch bekennend, bevor er sich umdrehte und zusah, von ihr Abstand zu bekommen. Dumme Pute… maulte der unschuldige Student in Gedanken nach.
    Mizuki hingegen blickte ihm noch für ein paar Sekunden hinterher. Irgendwie war ihr gerade egal, wer ihr quer kommen könnte. Jeder war recht, damit sie ihren Ärger an ihm oder ihr ablassen könnte. Sie lauerte schon auf den Nächsten, als sie undeutlich eine Stimme vernahm, und hastete um die nächste Ecke vor sich. Und wie erhofft, stolperte sie auch direkt in jemanden hinein.
    „Hast du keine Augen im Kopf, Sac…!“, fuhr sie sofort mit der Stimme an, doch dann verstummte sie. „Samejima-Kouchou? Verzeihen Sie, ich habe nicht aufgepasst.“
    Ihre Entschuldigung war geradezu kleinlaut geworden entgegen ihrer zuvor aufbrausenden Art.
    „Keine Sorge“, beruhigte sie jener ältere Mann aber sogleich. „Sag mal, bin ich zu spät? Das Duell ist doch hoffentlich noch nicht zu Ende?“
    „Ich weiß nicht… es war einfach nur öde, da hab ich mich verdrückt…“
    „Oh… dass klingt ja nicht sehr erfreulich…“
    Der Direktor seufzte enttäuscht auf.
    „Wenn’s das war, verzieh ich mich jetzt“, blies das Mädchen vor ihm ihre Backen auf und versuchte ohne eine Antwort abzuwarten an ihm vorbeizukommen. Aber als sie ihn gerade passiert hatte, wandte er sich doch einmal an sie.
    „Mizuki, würdest du noch einen Augenblick warten, es gäbe da noch etwas zu besprechen“
    Geh mir nich auf die Nerven! , blickte diese ärgerlich zurück, während sie sich Momente später nach einem geschlagen gebenden Durchatmen schon an die Gangwand hinter sich lehnte.
    „Was ist denn?“, rutsche ihr nur gezwungen die desinteressierte Frage raus. Doch was kam, weckte unmittelbar ihre Aufmerksamkeit
    „Es gibt ein Problem mit deiner Unterbringung“, brachte Samejima die Angelegenheit mit einem anfänglichen Zögern hinaus. „Scheinbar hat sich jemand beschwert, dass du nicht in der Unterkunft für Mädchen wohnst.“
    Mizukis Gesicht entglitt förmlich. Der Direktor konnte ihre Reaktion jedoch nicht zuordnen. Deshalb steuerte er darauf auch sofort zurück. „Aber wenn du bleiben willst, dann respektiere ich deinen Wunsch und werde die Verantwortung übernehmen. Du weißt, …“
    „Den Teufel tu ich“, schrie das Mädchen da auf. „Ich wollte da von Anfang an nicht bleiben, aber Sie haben mich gezwungen. Zuallererst Mal weiß ich immer noch nicht, was ich da überhaupt sollte. Wenn ich endlich dahin kann, wo ich hingehöre, ist es doch nur recht!“
    Dann drehte sie ihren Kopf in die andere Richtung und blies erneut eingeschnappt die Backen auf.
    „Das war doch von Anfang eine beknackte Idee, weil Sie wieder in Sorge um mich waren, oder? Ich bin bald erwachsen! Ich kann selbst entscheiden, was das Beste für mich ist!“
    Das gesagt, wandte sie sich endgültig von dem Direktor ab und marschierte davon. Jener schaute ihr nur bedröppelt hinterher, bevor er sich wieder fassen konnte.
    „Wenn das deine Entscheidung ist, wird eines der Gästezimmer für dich gerichtet, bis dein neues Einzelzimmer zur Verfügung steht.“
    Den enttäuschten Ton versuchte er dabei mit bester Mühe zu kaschieren, und sprach mit sehr eindringlich vernehmender Stimme, die Autorität vermittelte. Unwissentlich war es vielleicht ein letzter Versuch, über die ernsthafte Schiene ihr die Konsequenz ihrer Wahl verständlich zu machen. Doch Mizuki interessierte es überhaupt nicht. Während sie zwar für einen Wimpernschlag zurückgesehen hatte, setzte sie dann ihren Weg unbeeindruckt fort. Gleichwie sie nochmals ausdrücken wollte ’Mir nur recht!’.
    Samejima schüttelte seinen Kopf.
    Warum ist das Kind nur so stur? Ich hatte wirklich nur… Oh je… Ich wollte sie noch auf das Foto ansprechen. Wo bin ich nur mit meinen Gedanken?
    Wie er aber schon wusste, war es dafür zu spät, da Mizuki sprichwörtlich bereits über alle Berge verschwunden war. Außerdem war sie in einer solchen Laune, die sie deutlich vermittelt hatte, sowieso nicht ansprechbar, weshalb er diese geringfügige Sache auf ein anderes Mal vertagte.
    Da aber lenkte eine Jubelwelle seine Aufmerksamkeit auf den nahen Duelldom und ließ den altehrwürdigen Mann erkennen, dass das Duell wohl doch nicht so langweilig war, wie Mizuki es rüber gebracht hatte. Jedoch war ihm natürlich nicht bewusst, dass ihre Meinung darüber nur entfernt noch mit dem Duell zusammengehangen hatte.
    Nach dem erneuten, einerseits unfreiwilligen Zwischenstopp beeilte sich der Direktor aber nun, damit er nicht auch noch den Ausgang verpassen würde, nachdem er seinen guten Freund schon so lange nicht mehr bei einem Duell beigewohnt hatte.


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    Minako erhob sich aus ihrer Sitzposition und stellte sich vor den grübelnden Jungen, der sich gerade an andere Dinge erinnerte, die er in jener Nacht gesehen hatte.
    „Langsam ergibt das Bild einen Sinn. Klingt wie eine ziemliche Zwickmühle…“, bemerkte sie sich dessen sicher.
    Fukuin blickte an ihr hoch, wie sie mit verschränken Armen überlegend seine Sicht versperrte. Eine Frage lag ihm bei dem Gedanken an die letzte Nacht auf der Zunge, aber er wusste jetzt schon, dass die Antwort darauf ihn nicht befriedigen würde.
    Mit ein wenig Mühe stieß er sich nun auch vom Boden ab und richtete sich vor Minako auf, die er selbst im lockeren Stand um beinahe eine Kopflänge überragte.
    „Warum machst du das ei-…?“, sah er gerade kritisch zu ihr hin, als sie ihn mit einer eigenen, einschneidenden Frage unterbrach.
    „Hat es dir Spaß gemacht?“
    Sein unverständiger wie überraschter Blick über den plötzlichen Einwurf gab ihr da zu verstehen, dass er nicht wusste, worauf sie hinaus wollte. Deswegen formulierte Minako es noch einmal neu, obwohl sie ihn dabei fast neckisch ansah.
    „Ich meine, hast du es genossen, dich zu duellieren, obwohl dein Leben auf dem Spiel stand?
    Oder wie war es?“
    Fukuin wandte seinen Blick beschämt ab.
    „Wie könnte man so etwas genießen? Spaß ist das sicher nicht…“
    Angespannt bis er sich leicht auf die Lippe. Es war nicht so, dass er gelogen hatte. Vergnügen oder dergleichen empfand er wirklich nicht daran, sich unter diesen Umständen zu duellieren. Aber trotzdem gab da es etwas, dass er sich selbst nicht eingestehen konnte. Etwas, dass ihm einen gewissen Reiz bot, auch wenn er nicht in der Lage war, es mit einem Begriff zu erfassen.
    Das Mädchen vor ihm schien seine Unschlüssigkeit auch zu bemerken, aber hakte dem nicht nach.
    „Natürlich nicht…“, schloss sie das Thema ihm den Rücken zukehrend ab und blickte träumerisch in die Ferne.
    Für einen Augenblick rührte sie sich nicht, und auch Fukuin verharrte stillschweigend, bis sie unscheinbar zu ihm zurücksah. Während dieser immer noch ihren Blick mied, erlangte sein einbandagierte Arm für einen kurzen Moment ihre Aufmerksamkeit. Mit einer nachdenklichen Miene drehte sie sich aber wieder weg.
    „Was hast du jetzt vor?“, richtete sich Minako dabei an ihn, ohne sich ihm ein weiteres Mal zuzuwenden. Fukuin haderte. Er wusste selbst nicht, was die richtige Entscheidung wäre.
    „Ich will niemanden mehr verletzen“, brachte er zögerlich wie beschämt hervor. „Und ich habe nichts zu verlieren, also gebe ich lieber mein Leben, als…“
    In dem Augenblick wurde er von etwas gepackt und rücklings zu Boden geworfen. Ehe er sich versehen konnte, was mit ihm passiert war, bemerkte er, wie Minako über seinem Körper sitzend sich zu seinem Gesicht hinabbeugte. Ihre roten Pupillen wirkten ungebändigt wie Feuer.
    „Hör mal zu!“, zischte sie, während ihre Hand an Fukuins Hals ihn tief unten hielt und gerade noch etwas Luft zum Atmen ließ. Fukuin versuchte sich zu lösen, aber es gelang ihm nicht.
    „Du erträgst es nicht, wenn andere verletzt werden? Aber dich selbst zu verletzen, das kümmert dich nicht? Bist du wirklich so dumm? Was ist mit den Menschen, die sich um dich sorgen, die dich mögen? Was ist mit denen, wenn du dein Leben einfach so wegschmeißt? Denkst du etwa, die werden sich darüber freuen? Wie töricht!“
    Fukuins Augen weiteten sich. Er hatte bisher noch nie eine solche Anspannung bei Minako verspürt, wie in diesem Moment. Nur aufgrund dessen, was er gesagt hatte? Es befremdete ihn, dass jemand so intensiv reagierte.
    „Dein Tod macht niemand glücklich! Es lässt nur die leiden, die zurückbleiben. Begreife das, klar?!!“
    Unvermittelt lockerte sich Minakos Griff an seiner Kehle und sie lehnte sich nach dieser Standpauke etwas zurück, wobei sie mehrere Male tief schnaubend durchatmen musste. Fukuin dämmerte es langsam. Zuvor hatte er nie Freunde gehabt, die mit ihm fühlten oder für ihn da waren. Wie egoistisch mussten seine Worte da für jemanden geklungen haben, der sich als seinen Freund ansah.
    „Ich schätze, daran habe ich ni…“, fühlte er sich richtig schlecht, aber er kam nicht einmal dazu, sich ordentlich zu entschuldigen. Schon spürte er erneut Minakos Handschuhe um sein Kinn greifen und er zuckte unweigerlich zusammen, ob er schon wieder etwas Falsches gesagt hätte.
    Aber diesmal war es anders. Die Art, wie sie ihn berührte, war vorsichtiger und zärtlicher. Langsam hob sie seinen Kopf etwas vom Boden ab, während sich ihrer ihm ebenfalls näherte.
    „Was hast du vor?“, flüsterte er leise, während ihm die Aufregung im Gesicht stand.
    „Damit du dich auch dran erinnerst, stehle ich dir jetzt einen kleinen Kuss“, lächelte sie Fukuin fast diebisch zu.
    Für den Jungen war es wie ein Deja-Vú. Er fühlte die gleiche Wehrlosigkeit wie beim letzten Mal. Nur fragte er sich diesmal, ob er sich dagegen überhaupt wehren wollte? Sein Körper lehnte es ab, aber sein Kopf war der Zärtlichkeit nicht abgeneigt. Sie war anders als die anderen, sie schien ihn zu verstehen.
    Schließlich schloss Fukuin bebend seine Augen, als der Spalt zwischen beiden Lippenpaaren sich zunehmend verkleinert hatte. Doch die erwartete Berührung blieb aus. Verwundert lugte er durch die Lider.
    „Hehe, hab dich!“, kicherte Minako da plötzlich, und ließ seinen Kopf los.
    In Fukuins Gesicht reihten sich die Fragezeichen, ehe ihm schleichend die Erkenntnis kam.
    „Ich verstehe. Ich hätte mir ja denken können, dass du mich aufziehen würdest“, blieb er auf dem Boden liegen und streckte seine Arme, die sich zuvor neben seinem Leib verkrampft hatten, etwas erleichtert nach außen weg.
    „Natürlich. Auch ich habe meinen Stolz“, legte das Mädchen die flache Hand mit Nachdruck auf ihre Brust und blickte schmollend zur Seite weg. „In Zukunft bist du an der Reihe.“
    Jedoch machte ihre Art und Weise allzu deutlich, dass sie die Beleidigte nur spielte, ehe sich unweigerlich ein schelmisches Grinsen über sich selbst in ihrem Gesicht breit machte.
    Dabei rückte Minako ein Stück nach hinten, bevor sie sich niederließ und sich gemütlich an Fukuin schmiegte, so dass ihr Kopf sanft auf seinem Oberkörper ruhte. Mit jedem seiner Atemgeräusche wanderte dieser etwas nach oben und dann wieder hinab.
    „Dein Herzschlag… so angenehm…richtig entspannend“, murmelte sie über das noch vorhandene, nervöse Pochen, fast wie in den Halbschlaf abgleitend und legte ihre Arme um ihn.
    Fukuin verharrte nahezu regungslos in der etwas unvorteilhaften Haltung. Auch er spürte sein Herz schlagen, und zwar bis hoch in den Rachen. Aufgeregt überlegte er, ob das wieder ein Scherz sein sollte. Doch als er schließlich irgendwann ihr gleichmäßiges, leises Atmen vernahm, wurde ihm allmählich klar, dass sie anscheinend wirklich eingedöst war.
    Vorsichtig berührte er sie an der Schulter.
    „Hey, du willst doch hier jetzt nicht wirklich schlafen?“, sagte er dazu im Flüsterton, fast als ob er doch instinktiv Rücksicht nahm. Soll ich etwa die ganze Zeit so liegen bleiben? Nicht dein Ernst, oder?
    Aber als selbst nach einer Minute keine Reaktion folgte, tippte er sie nochmals dezent an, worauf sie plötzlich ruckartig alle viere von sich streckte.
    „Typisch Mann. Keinerlei Gespür für eine romantische Atmosphäre“, seufzte Minako richtig genervt, ehe sie sich gänzlich aufrichtete.
    Im Aufstehen ergriff das Mädchen aber zielstrebig seine Hand und zog den davon überraschten Fukuin gleich wieder mit vom Boden hoch.

  • Instinktiv hatte Kenjis Großvater seine Kombination aus Schwert und Duel-Disk hochgehalten, um den Schlag zu parieren, jedoch ohne Erfolg. Von dem eingesteckten Treffer kam er ein wenig ins Wanken. Dabei stützte er sich mit dem Katana schwerfällig am Boden ab.
    „Jetzt der Effekt…“
    „Ich weiß“, stöhnte Masahiro, der die Fähigkeit der Ausrüstung kannte. „Bei einem direkten Angriff auf die Lebenspunkte fügt mir die verfluchte Klinge weiteren Schaden zu“
    Unter einem zufriedenen Grinsen Kenjis verfolgte er, wie sich der alte Mann krümmte. Aber ganz entgegen dem, was man erwarten würde, wurde dieser dadurch nicht beunruhigt.
    (LP Masahiro: 1600 -> 800)


    Derweil blickte der Junge erneut in sein Blatt, wo ihm jene Karte seines Bruders ein Dorn im Auge war.
    Du wolltest mir damit helfen? Aber ich brauche keine Hilfe, um zu gewinnen!
    Dann zückte er die Falle trotzig und steckte sie in die Disk.
    Dennoch taugt sie immerhin als Bluff
    „Zugende…“, verkündete Kenji mit einem Lächeln im Angesicht seines strauchelnden Opas.


    „Inwieweit wolltest du mich nun belehren? Was genau habe ich denn falsch verstanden?“, verschränkte Kenji nach einem Moment mit Häme in seinem Gesicht die Arme vor sich.
    „Du dachtest, der Fehler liegt bei dir…“, mahnte ihn sein Großvater im Aufrichten. „Es stimmt, du wurdest sicherlich bitter enttäuscht, aber vielleicht ging es diesem Mädchen nicht anders?“
    „Was sagst du!?“
    Kenji fauchte erregt, als er sich dadurch angegriffen fühlte.
    „Denkst du nicht, dass du ihr hättest helfen können? Stattdessen hast du an der Richtigkeit deiner Überzeugung gezweifelt. Der Kenji, den ich kannte, hätte das nie getan.“
    Diese Worte ließen den Jungen kurz zusammenfahren. Zeitgleich überkam in der Gedanke, ob er wirklich etwas falsch verstanden hat. Aber dann schüttelte er energisch den Kopf. Er war nicht im Irrtum.
    „Ich bin hier, um dich aus diesem Trugschluss zu retten, Kenji!“
    „Warum sollte ich von dir gerettet werden wollen?“ Verwundert schmetterte der Junge die Aussage ab. „Mein Weg ist der richtige, ich werde es mit deiner Niederlage beweisen.“
    Masahiro ließ enttäuscht den Kopf hängen. Aus seiner geknickten Haltung heraus stellte er seinem Enkel eine gewichtige Frage.
    „Was wartet am Ende dann auf dich? Was ist, wenn du dein Ziel erreicht hast?“
    Davon überrumpelt fand Kenji nicht schnell genug eine Antwort, um das weitere Hinterfragen seiner Motivation abzuwehren.
    „Was ist, wenn du stärker bist als jeder andere? Wenn du deine Stärke bewiesen hast, was bleibt dir dann?“
    „Was soll das jetzt heißen? Warum sollte ich…!“, Kenji gab sich weiter uneinsichtig, und verstand auch nicht wirklich, was er von ihm wollte. Beide starrten sich an voller Energie an, ehe sein Großvater wieder das Wort ergriff.
    „Du wirst deine Existenzberechtigung, deinen Grund zum Leben, verlieren.“
    Masahiro seufzte laut auf.
    „Ich will dich nur retten, vor dir selbst!!“


    In dem Moment, als er die letzten Worte rief, und Kenji überrascht seine Augen weitete, zog er hastig seine Karte.
    „Wie schwer muss es für einen Menschen sein, niemandem vertrauen zu wollen? Glaubst du wirklich, dass es ein Zeichen von Schwäche ist, sich auf andere zu verlassen?“
    Fast zu kraftvoll schmetterte er ungehalten ein Monster in eine der Halterungen auf dem Rücken des Schwertes.
    „[Zatoichi the Blind Samurai] im Angriffsmodus!“ (ATK: 1400)
    Während in den Zuschauerrängen Verwirrung darüber herrschte, dass Masahiro ein deutlich schwächeres Monster ausgespielt hatte, entglitten Kenji geradezu die Gesichtszüge aufgrund des Schocks.
    „Unmöglich! Du wirst doch nicht?!“
    „Ich werde! Zatoichi, Attacke!“, konterte sein Großvater und befahl den Angriff, während er eilig eine Karte aus seiner Hand ablegte.
    Der Samurai mit den kurzen, weißen Haaren und einer Augenbinde machte nur einen einzigen Schritt nach vorne. Mit seiner Hand am Griff des Schwertes setzte ein knapper Windhauch ein, der sein braunes Gewand etwas mitwehen ließ, aber ansonsten geschah nichts.
    Doch dann konnte man leise vernehmen, wie das Schwert den letzten Millimeter mit einem Klickgeräusch in der Scheide verschwand. Im gleichen Atemzug schon wurde der im Vergleich gigantische Schmied von einem Treffer niedergestreckt, den niemand wahrgenommen hatte. Wenige Sekunden später zersplitterte er unvermeidlich in einzelne Dreiecke und verschwand.
    „Bringen wir es zu einem Ende, Enkel…Ich habe dir nichts mehr zu sagen…“


    --------------------


    Beide nahmen darauf etwas Abstand voneinander, ganz im Kontrast zu der Nähe, die sie eben noch geteilt hatten. Minako hatte sich bereits einige Meter von Fukuin entfernt, als ein Windstoß hinter den hohen Säulen hinweg zog und die milde Wärme dort oben durch eine unangenehme Kälte für einen Moment ersetzte. In gleichen Augenblick wandte das Mädchen sich ihm wieder zu, während sie nachdenklich die Hand unters Kinn hielt.
    „Ich glaube, ich weiß, wo dein Problem liegt…“
    Mit musterndem Blick begann sie ihn geradezu auf die Folter zu spannen, ehe sie ihre Vermutung preisgab.
    „Du hast Angst, dass du als der Bösewicht da stehst, oder?“
    Minako konnte förmlich in der Reaktion seiner Augen ablesen, dass er dies zögerlich bejahen würde. Deshalb fuhr sie ohne Umwege fort.
    „Was denkst du, Fukuin? Bin ich ’Gut’ oder ’Böse’? Wenn du meinst, dass du etwas ’Böses’ machst, bin ich dann nicht auch ’Böse’, wenn ich dir helfe? Muss ich dich verraten, um ’Gut’ zu sein?
    Aber was wird dann mit mir, wenn du dich selbst für ’Gut’ hältst? Und wie viel zählt, was ich von mir denke? Können wir uns gegenseitig aufheben?“
    Von da an änderte sich ihre Stimmlage. Jetzt war es mehr ein mahnender und belehrender Ton, den sie anschlug.
    „Gut und Böse sind nur subjektive Begriffe. Hohle Phrasen, die sich von Mensch zu Mensch unterscheiden. Das, was du als Gut und Böse ansiehst, ist nur ein schwammiger, mehrheitlicher Konsens. Aber die Werte sind relativ, sie ändern sich mit der Zeit. Das Gute von heute könnte schon das Böse von morgen sein.“
    Fast wie von selbst schienen die veranschaulichenden Worte ihren Mund zu verlassen.
    „Die Moral, an die du dich zu klammern suchst, existiert nicht. Das Einzige, was existiert, sind die Entscheidungen, die wir für uns treffen. Und das, was daraus resultiert.“
    „Aber…“, versuchte Fukuin sich schließlich mit einem Einwand einzubringen, als er eine Pause in ihrer Darstellung vorfand. Jedoch erstickte Minako dies sofort im Keim.
    „Tief in dir drinnen weißt du, dass es stimmt.“
    Dies veranlasste den Jungen, seinen Blick betrübt abzuwenden.
    „Vermutlich…“, entgegnete er ihr mit einem letzten Aufgebot an Zweifel. „Aber in jedem Fall habe ich verstanden, was du mir damit sagen wolltest.“
    „Das hoffe ich doch…“
    Minako neigte ihren Kopf leicht, und sah ihn ein wenig skeptisch an.
    „Egal, ich denke das reicht für heute“, stöhnte sie letztlich etwas erschöpft auf, lächelte dann aber verschlagen. „Außerdem habe ich noch etwas anderes vor.“
    Fukuin hob auf die letzte Aussage hin eine Braue verwundert an, aber auf diese stumme Frage reagierte Minako gar nicht erst. Als er dies erkannte, verabschiedete er sich resignierend von ihr, auch wenn es ihn gefreut hätte, wenn sie ihm gegenüber nicht immer so geheimniskrämerisch wäre.
    „Dann viel Spaß“, wünschte er dem Mädchen. „Ich schätze, ich bleib noch ein wenig hier, genieße die frische Luft, die Abendröte und so...“
    Doch daraufhin sah Minako ihn mit einem ziemlich ratlosen Blick an.
    „Was meinst du?“, gab sie sich sichtlich verwundert, ehe sie mit einem Finger nach oben deutete. „Wir haben gerade einmal kurz nach Mittag…“
    Verwirrt starrte Fukuin in die Richtung. Der rot gefärbte Himmel, den hatte er sich doch nicht eingebildet? Doch zu seinem Erstaunen war davon nichts mehr zu sehen. Hingegen erwartete ihn ein nur wenig bewölkter, ansonsten strahlendblaues Himmelszelt.
    „Was zum Teu…?“, fluchte der irritierte Junge nach einem Moment der Ungläubigkeit auf, als er zeitgleich vernehmen musste, wie eine schwere Stahltür wieder mit einem lauten Quietschen und einem abschließenden Knall zufiel.
    Es musste Minako gewesen sein, die ohne weiteres das Dach verlassen hatte, als er mit sich haderte, seinen Augen überhaupt noch zu trauen.
    „Werde ich jetzt langsam verrückt? Ich bin mir sicher, dass ich mir das nicht eingebildet habe…“


    „Bin ich vielleicht etwas zu hart gewesen?“, murmelte Minako grübelnd zu sich selbst, während sie mit verschränkten Armen hinter der schwer anmutenden Stahltür lehnte, die zum Dach hinaufführte.
    „Trotzdem solltest du bald lernen, dass diese Welt nicht so nett und freundlich ist, wie du es dir wünscht. Entweder du entscheidest, oder man entscheidet für dich…
    Aber keine Sorge… egal was du letztendlich machst, ich werde dich nicht sterben lassen.
    Dafür bist du mir viel zu wertvoll...“
    Unvermittelt schüttelte sie jedoch ihren Kopf.
    „Dennoch habe ich damit nicht gerechnet. Das Nyx sich so verändert, dass ist ein beträchtliches Problem. Tst, selbst im Negativen ist dieser Junge noch für eine Überraschung gut…“
    Doch Minako wusste, dass es momentan unratsam war, einen weiteren Zug zu machen.
    „Scheint, als muss ich erstmal abwarten, wie es sich entwickelt…“, blickte sie gelassen an die kalte, blassgraue Decke. „Aber solange er keine Schmerzen von dem Mal spürt, sollte Zeit sein.“
    Mit einem kleinen Druck stieß sich das Mädchen von der tiefblauen Tür ab, und ging die Treppenstufen hinter dem kleinen Podest, auf dem sie sich befunden hatte, weiter hinab.
    „Ich Dummerchen, ich hätte ihn einfach küssen und es ein für alle Mal beenden sollen…“, murrte sie dabei. „Andererseits, funktioniert es wahrscheinlich eh nicht…“


    Mit einem Gefühl von völliger Deplatziertheit stand Fukuin erstarrt im seichten Wind auf dem Dach. Anstatt die inzwischen angenehm gewordene Brise genießen zu können, ließ ihn diese Sinnestäuschung nicht los.
    Fast wie aus der Trance riss ihn in dem Augenblick die Vibration an einer seitlich an seinem Gürtel befestigten Tasche. Es war sein PDA, der eine Nachricht empfang hatte. Zumindest machte es den Anschein, denn in Wirklichkeit war es sogar ein Anruf gewesen.
    Nachdem Fukuin die ersten Zeichen noch unfreiwillig ignoriert hatte, griff er nun in Eile an die Tasche und holte das Gerät hervor.
    Kantarou?! Manchmal bist du ja schon aufdringlich… kommentierte der Junge innerlich den Namen auf dem Display. Dann drückte er aber auf eine große Taste an der Seite.
    „Ja, was gibt’s?“
    „Hey, wo steckst du denn? Ich hab schon zweimal versucht, dich zu erreichen. Ohne Erfolg…“, schellte die vertraute Stimme auf dem Gerät, während ein Live-Bild den schwarzhaarigen Jungen zeigte. Hinter Kantarou zeigten sich mehrere, grauweiße Gebilde, auf denen stilisierte Monsterabbildungen zu sehen waren.
    „Ich hab mich etwas ausgeruht“, antwortete Fukuin ihm ohne Eile, und setzte sich mit dem PDA in Bewegung. „Warte mal einen Moment.“
    Nachdem er seinen Freund kurz vertröstet hatte, lugte er über die Kante des Daches hinunter auf den Platz vor dem Hauptgebäude, welches die gleichen Monumente wie hinter Kantarou aufwies. Als er eine einsam stehende Person vor einem der Gebilde dort unten identifizierte, überkam ihn kurzzeitig ein erfolgreiches Grinsen.
    „Ich seh dich. Geb mir zehn Minuten und ich bin bei dir.“
    „Ist irgendwas passiert, du klingst ein wenig komisch?“
    Kantarou schien aufmerksam auf seine Stimme geachtet zu haben, dass er diesen Schluss ziehen wollte.
    „Nein. Alles bestens. Bis gleich“, kappte Fukuin dann jedoch die Verbindung, ehe er einmal tief durchseufzte.


    --------------------


    Kenji sank auf die Knie. Er wusste, dass es vorbei war. Er hatte es versucht, aber dagegen konnte er einfach nicht mehr ankommen. Im Angesicht von Zatoichi erkannte er, dass dies die schlimmste Niederlage werden würde, die er nur einstecken konnte.
    Warum? Warum kann ich einfach nicht gewinnen?! Ich habe so viel trainiert! War das alles umsonst?
    Mit den Fäusten schlug er schwungvoll auf den Boden, so dass es geradezu schmerzte.
    Hat sich wirklich nichts geändert?! Heißt das dann, dass ich falsch lag…? Nein,… ich kann nicht, ich hatte Recht…!
    Verdrossen richtete Kenji den Blick vor sich, auf die Fallenkarte seines Bruders.
    Siehst du, deine Hilfe ist völlig nutzlos gewesen!
    Über die Karte hinweg bemerkte er, wie sich der blinde Samurai in Bewegung setzte und erneut einen einzelnen Schritt nach vorne machte. Kenji wusste genau, dass der eigentliche Angriff so schnell erfolgen würde, dass ihn das menschliche Auge nicht mehr verfolgen konnte. Und der vermeintlich harmlose Windzug war der tödliche Vorbote davon.
    In einem sich vermischenden Gefühl von Resignation und Frustration schloss er die Augen.
    Warum ändert sich nichts? Das kann doch nicht sein… bin ich etwa immer noch zu schwach?!
    Der bedrohliche Wind kam immer näher und man spürte ihn schon förmlich auf der Haut.
    Enttäuscht biss sich Kenji auf die Lippe.
    Ich will hier aber nicht verlieren! Ich darf nicht!
    ’Der einsame Held, hmm? Diese Art von Leuten sind eine aussterbende Rasse, du solltest dich besser nach was anderem umsehen!’
    Unvermittelt spielten sich da die Worte einer vertrauten Mädchenstimme in seinem Kopf ab. Kenji wusste sofort, wie Mizuki ihn damals eindringlich angesehen hatte, als sie ihm dies innerhalb jener drei Tage erwiderte. Das Bild ihres bedrückten Gesichts zeichnete sich dabei in seinen Gedanken ab. Damals hatte er es nicht so enttäuscht wahrgenommen.
    Aber da wurde sein Schwelgen von einer weiteren Stimme jäh unterbrochen. Fukuins Hinweis hallte zwischen seinen Ohren nach.
    ’Wenn du in einer Klemme steckst, ist es okay, sich auf jemand zu verlassen…’
    Verwundert über die plötzlichen Stimmen öffnete Kenji die Augen, und bemerkte zu seinem Erstaunen, dass eine seiner Fallenkarten sich vor ihm aufgerichtet hatte.
    „[Fortress of Sand]?“, las er den Namen er dauerhaften Falle laut vor. Verwirrt stellte Kenji fest, dass es sich um die Karte von seinem Rivalen handelte. Aber wann hatte sie sich aktiviert? War er aus Versehen dagegen gekommen? Er wusste es nicht.
    Aber dafür sah er, dass sich ein Wall aus Sand vor ihm aufgetürmt hatte, der in der Lage gewesen war, den Angriff des Samurais vollständig zu absorbieren.
    „Negiere bis zu 3000 Punkte direkten Schaden an deinen Lebenspunkten“, ging auch Masahiro den ersten Teil des Effektes durch. Das hatte der Knabe also beabsichtigt… wirklich fabelhaft.
    „3000 Schaden?“, traute Kenji seinen Augen und Ohren nicht. Ihn überkam geradezu die Wut.
    „Dieser Drecksack! Will der mich noch verarschen?!“
    Es regte ihn furchtbar auf, dass ihm der Kerl eine solche starke Karte überlassen hatte, zumal Fukuin die Falle für sich selbst hätte nutzen können. Kenji hatte nie um eine derartige Hilfe gebeten, und innerlich war er noch überzeugt, ohne Fukuin hätte er in jedem Fall gewinnen können. Doch konnte er sich in all seiner Rage der Tatsache nicht widersetzen, dass jetzt, in diesem Moment, ihn einzig und allein jene Karte vor der Niederlage bewahrt hatte.
    „Niemand ’verarscht’ dich, Kenji! Selbst wenn du es selbst nicht wahrhaben willst, ’Hilfe’ ist nicht einfach nur Mitleid.“
    Es interessiert mich nicht! Aber warum denkt selbst der, dass ich auf seine Unterstützung angewiesen bin? Seh ich so etwa erbärmlich aus?
    Kenji schüttelte seinen Kopf frei und auch sein bebender Puls beruhigte sich wieder. Er könnte sich darüber später Gedanken machen, wenn er das dann überhaupt noch wollte. Zunächst musste er erst einmal dieses Duell gewinnen. Und um dies zu erreichen, war er sogar bereit, die sich ihm erschlossene Chance zu nutzen.
    „Mach weiter! Das war doch nicht alles, oder?!“, brachte der Junge nun mit fordernder Stimme heraus. Dann hob er sein Haupt an, und blickte mit gefestigten, kämpferischen Augen zu Masahiro hinüber. „Ich verzeihe dir nicht, wenn du dich zurückhältst,… Großvater!“
    „Keine Sorge, das werde ich nicht“, begann auch der alte Mann sich ein wenig zu freuen.
    Dann streckte er aber plötzlich seinen Arm weit aus.
    „Ich aktiviere eine Falle, [Double-Edged Sword Technique]! Nun kann ich zwei Six-Samurai Monster aus dem Friedhof beschwören.“
    Auf seinem Feld erschienen der weißhaarige Grandmaster und eine altertümliche Rüstung, die auf einem Haufen ineinander gestapelt war.
    Kenji beobachtete das Auftauchen der Kreaturen mit einem nicht verkennbaren Erstaunen.
    Wann hat er diese Karte auf den Friedhof bekommen? Natürlich, durch Zatoichi…, wunderte er sich über das zweite Monster, und zog im gleichen Moment schon den richtigen Schluss.
    „Angriff Grandmaster! Angriff, Spirit of the Six Samurai! Nehmt die Festung auseinander!“, schwang Masahiro die Katana-Disk einmal kraftvoll vor sich lang, so dass die Klinge selbst ebenfalls geradezu den Wind zu teilen vermochte.
    Der alte Krieger mit der Augenklappe hatte sein Schwert bereits gezückt, als sich die Rüstung aus dem Stapel erhob und zwischen den einzelnen Teilen eine schimmernde Form wahrnehmbar wurde. Unmittelbar später stürmten beide Monster auf Kenji zu. Der Grandmaster holte zum Hieb aus und durchschlug die Wand aus Sand, die sich vor ihm aufzutürmen versuchte. Jedoch hatte sie ihr Soll erfüllt und den Schaden, den der Junge von dem Treffer einstecken musste, erheblich minimiert.
    (LP Kenji: 1300 -> 800)


    Daraufhin zerfiel der Wall aus Sand und die dauerhafte Falle zersprang in ihre Einzelteile.
    „Wird Fortress of Sand zerstört, wenn der maximale Schaden verhindert wurde, ziehe ich eine Karte“, verkündete Kenji trotzig und nahm eilig eine auf. Nicht zu langsam, so dass ihm genug Zeit geblieben war, seine Arme schützend vor sich zu halten, als der Geist in der Rüstung ihn schließlich erreichte und einen Schlag mit dem Armpanzer verpasste.
    (LP Kenji: 800 -> 300)

    Mit einem entspannten Grinsen schüttelte Kenji sich und zeigte so locker, dass er sich von etwas wie dem doch nicht umhauen lassen würde.
    „Was wirst du machen? Am Ende der Runde erhältst du Schaden in Höhe der Angriffspunkte deiner Monster, Großvater. Sag nicht, du willst so einfach verlieren?“, stichelte er ein wenig, auch wenn er wusste, dass gerade diese Aussage sinnlos war. Vielmehr war es widerwillig ein Impuls in ihm, der dafür sorgen wollte, dass sein Gegner alles geben würde. Dennoch war es ein untypisches Verhalten für Kenji, für den normalerweise nur der Sieg zählte.
    „Wenn du dich erinnerst, der Spirit ist ein Unionsmonster. Das bedeutet, ich kann ihn an den Grandmaster ausrüsten, um seiner Zerstörung und somit dem Schaden zu entgehen.“
    Die Rüstung gab ihre starre Form auf und die einzelnen Teile, begannen, sich dem alten Krieger mit der Augenklappe anzulegen. Gerade, als sich die Angriffsstärke des Grandmasters erhöhen wollte, explodierte die lila-goldene Rüstung aber schon in einem lauten Knall.
    Zwischen der dadurch entstandenen Rauchwolke tauchte zuerst Masahiro wieder auf, ohne einen einzigen Lebenspunkt verloren zu haben.
    Deshalb war seine Aussage sinnlos gewesen. Dem Jungen war diese Taktik relativ früh klar gewesen, und er konnte sich sicher sein, dass sein Großvater genau diese verwenden würde. Durch das Ausrüsten verlor der Spirit die Bindung zu der Falle, und der Grandmaster wurde durch den Spirit geschützt. Da keines der beiden Monster direkt durch die Falle zerstört worden war, wurde auch keinen Schaden verursacht.
    Nachdenklich schaute Masahiro auf die letzte, verbliebene Karte in seiner Hand.
    Vielleicht habe ich auch einen Denkfehler gemacht. Du bist so verbohrt in deine Idee, eine Niederlage wird dir niemals die Augen öffnen, sondern nur deinen Trotz noch vermehren…
    „Damit beende ich den Zug.“
    Ohne jene ausgespielt zu haben, gab der Mann an seinen Enkel ab.


    Doch auch Kenji stand verharrend da und nahm keine neue Karte auf.
    Wenn ich jetzt nichts Vernünftiges ziehe, war’s das!
    Je mehr er sich seiner heiklen Situation bewusst wurde, desto stärker beunruhigte es ihn. Aber der einzige Weg, den er jetzt sah, war nach vorne durchzustürmen, sonst würden ihn die Zweifel wohlmöglich noch zerfressen.
    Mit einem sich selbst geltenden, zuversichtsvollen Nicken kehrte er ins Duell zurück.
    „Mein Zug“, riss Kenji vor neu aufkommender Energie die Karte vom Deck. Aber der Anblick der Zauberkarte ließ ihn verwirrt innehalten. Wenn er sie verwenden würde, hätte er eine Chance. Doch das würde auch zu Folge haben, dass er sich jetzt auf jemand anderen verlassen würde. Dennoch war die Frage, ob er dies nun machen sollte, angesichts des bisherigen Duells schon hinfällig. Er hatte schon längst Unterstützung gehabt, unabhängig davon, ob er sie wollte oder nicht. Und deshalb war wurde es Kenji egal, er entschied sich für die Chance.
    Eiji, bist du jetzt zufrieden, wenn ich sie benutzte?!, knirschte er in Gedanken.
    „Ich spiele auch eine Falle, [Brother in Arms]!“, öffnete sich dann jedoch seine letzte verliebende Karte auf dem Feld. Auf ihr erschienen drei kreisähnliche Symbole, dessen Linien verwinkelt zur Mitte strebten, wo sie in sechs weiteren, deutlich kleineren Kreisen endeten.
    Die Karte, von der Eiji mir erzählt hat, dass er sie ihm geschickt hat? Wenn er sie jetzt aktiviert, bedeutet das, er wird als nächstes….
    In Windeseile folgerte Masahiro für sich den richtigen Schluss.
    „Von meiner Hand, [Mystical Space-Typhoon], den ich soeben gezogen habe!“
    Doch zur Überraschung aller Zuschauer zerstörte Kenji nicht jene einzelne Karte auf Masahiros Seite, sondern seine eigene, die er gerade erst aufgedeckt hatte.
    „Wird diese Falle durch einen Effekt zerstört, kann ich entsprechend der Anzahl der Counter Six Samurai Monster aus meinem Deck beschwören“, erläuterte der schwarzhaarige Junge dabei noch die Fähigkeit der Karte.
    „Kommt hervor, Kamon! Nisashi! Irou!“
    Seinem Ruf Folge leistend erschienen auf dem Feld jene drei Samurai. Kamon in seiner roten Rüstung, der wie irre grinsend mit seinen Dynamitstangen hantierte. Nisashi, der die beiden grün schimmernden Schwerter mit seinen muskelbepackten Armen zum Kampf bereithielt. Und zu guter Letzt Irou, der das Katana über die Schulter legte und in völliger, innere Ruhe verharrend abwartete.
    (ATK Six Samurai Kamon: 1500 ; ATK Six Samurai Nisashi: 1400 ; ATK Six Samurai Irou: 1700)


    „Hervorragend… Und nun? Dir ist es zwar gelungen, sie zu beschwören, aber keine deiner Kreaturen kann es mit meinem Grandmaster aufnehmen...“, mahnte ihn Masahiro von Interesse und Neugier zugleich angetrieben.
    Kenji… ich möchte dir die Augen öffnen. Aber ich werde dich auch als Duellant respektieren. Wenn du mich angreifst, werde ich nicht zögern, die Falle vor meinen Füßen zu benutzen.
    Der Junge schaute nur kurz auf und zeigte angespannt seine Zähne. Dann kehrte der Blick umgehend auf sein Blatt zurück.
    Ich muss nur noch die Zauberkarte hier spielen, dann kann ich einen meiner Samurais mit einem aus Friedhof austauschen. Der Bladesmith wäre in der Lage, seinen Grandmaster auszuschalten. Das wird mein Sieg. Aber…
    Masahiro ließ Kenji nicht aus den Augen. Kritisch beobachtete er das ungewohnte Zögern des Knaben.
    Warum hadert er? Er muss doch eine Möglichkeit gesehen haben, zu gewinnen, sonst hätte er das nicht gemacht…
    Dieser fächerte derweil in geringen Abständen sein Blatt zweimal zu und wieder auf.
    Ich will diese Karte eigentlich nicht benutzen, aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass es besser ist. Ausgerechnet diese Karte…
    Doch das kurzzeitige Zögern Kenjis dauerte nur einen geringen Augenblick an. Er schien sich bereits entschieden zu haben, als er verschlagen zu grinsen begann.
    „Weiter geht es! Ich beschwöre aus meiner Hand…“, streckte der Junge die Monsterkarte hoch in die Luft. Es ist mir egal, ob ich die Karte von dir bekommen habe oder nicht! Jetzt wird sie deine Niederlage einläuten!
    „…[Tenno Shien]!“
    Als Kenji die Karte auf seine Disk schleuderte, lösten sich alle drei seiner Monster umgehend in einem funkenden, gelben Schein auf.
    „Unmöglich… von allen Karten, diese?!“, verfolgte Masahiro die Beschwörung mit Entsetzen und Entzückung zugleich.
    An Stelle der drei Samurai erhob sich ein Hüne geschützt durch eine feuerrote Rüstung, von der man meinen hätte können, dass sie jeden Moment in Flammen hell erstrahlen würde. An der Hüfte des schwarzhaarigen Riesen mit dem spitzen Bart waren drei unterschiedlich lange Schwerter befestigt.
    (ATK: 3000)
    „Effekt aktivieren! Wenn mein Shien mit drei Tributen beschworen wird, vernichtet er alle anderen Karten auf deinem Feld!“
    „So sei es“, schaute der alte Mann den zerspringenden Karten hinterher, ehe er den Spirit of the Six Samurai wieder seiner Hand hinzufügte.
    Dann aber starrte er gebannt vor sich, weder Kenji noch dessen Monster aus den Augen verlierend.
    „Großvater… das ist das Ende…“
    Jener erwiderte darauf nichts.
    „Shien, direkter Angriff auf die Lebenspunkte!“
    Der Koloss setzte sich träge in Bewegung, wurde aber zunehmend schneller, ehe er kurz vor Masahiro sein mittleres Schwert zückte, welches alleine schon eine enorme Größe hatte. Mit einem diagonalen Hieb holte er zum entscheidenden Treffer aus. Derweil stellte sich der alte Mann, die Attacke erwartend, ganz gerade aufrecht hin, und streckte seine Arme sowie das Schwert seitlich von sich weg. Ein Zeichen, dass er seine Niederlage anerkannte und den Hieb freiwillig empfangen würde. Dann sauste das übergroße Langschwert des Shien nieder.
    (LP Masahiro: 800 -> 0)


    „Mein Sieg…“, sank Kenji erschöpft auf die Knie, während die Hologramme verschwanden, fast als ob er es selbst nicht wahrhaben wollte. Ein Stöhnen verließ seine Kehle, „das allererste Mal…“
    Es tat unbeschreiblich gut, die Last für einen Moment nicht mehr auf den Füßen tragen zu müssen. Aber nachdem er mehrere Male durchgeatmet hatte, schwand das Gefühl schon wieder und holte ihn auf den Boden zurück.
    „Herzlichen Glückwunsch“, vernahm er kniend von der anderen Seite der Arena, wo sich sein Großvater, der von dem Treffer niedergestreckt worden war, aufrichtete. Es war wie eine Floskel, die sich so gehörte, und zeitgleich klang es nur halbherzig.
    Aber Kenji achtete nicht darauf. Als er sich ebenfalls erhoben hatte, ließ er stattdessen sein Blick über die Arena schwenken und betrachtete die Zuschauerreihen, die das Duellfeld fast komplett umrundeten.
    Erst zögerlich reagierten Einzelne aus dem Publikum auf das Ende des Duells und ließen Applaus in der Halle erschallen. Nach und nach schlossen sich immer mehr der Zuschauer an, als Kenji demonstrativ seine Faust in die Höhe streckte, mit der er seinen Sieg nochmals deutlich hervorhob.
    Ich habe gewonnen. Ich habe den stärksten Gegner, den ich mir vorstellen konnte, endlich überwunden. Endlich…
    Die Tatsache, dass er dabei unterstützt worden war, verdrängte er durch den ihm geltenden Jubel mühelos.
    „Hey, alter Mann! Ich…“, drehte er sich zu der Person um, der er den Rücken zugekehrt hatte. Aber dort stand niemand mehr. Verdutzt schaute Kenji sich um, aber sein Großvater war bereits, ohne ein weiteres Wort verloren zu haben, verschwunden. Langsam sank sein zuvor fest nach oben empor gestreckter Arm hinab.
    Da klopften ihm mehrere Leute auf Schulter und Rücken und gratulierten ihm. Es waren die gleichen Jungen, die sich auch sonst um ihn scharrten. Aber Kenji achtete nur gleichgültig auf sie. Die Kerle hingen zwar immer um ihn herum, aber er kannte nicht einmal einen von ihnen beim Namen. Niemals hatte er sie als seine Freunde gesehen, und auch jetzt, wie sie ihm beglückwünschten, hatte er keinen solchen Eindruck
    Stattdessen wanderte der Blick des Jungens erneut durch die Arena. Dabei nahm er die zuvor hohe Geräuschkulisse nur noch dumpf war. Zu seiner Enttäuschung konnte er aber eine bestimmte Person nicht mehr inmitten der Zuschauerreihen ausmachen. In seine Augen breitete sich eine betrübte Stimmung aus.
    Schlagartig wirkten das Duellfeld und die Halle so groß auf ihn, oder vielmehr kam er sich so klein darin vor. Und auch die ganzen Menschen um ihn erschienen ihm so irrelevant. Letztlich nahm Kenji nur noch sich selbst wahr, und das Gefühl, welches er dabei verspürte, behagte ihm gar nicht. Es war Einsamkeit.
    Aber er hatte doch gewonnen! Er hatte bewiesen, wie stark er war! Wie konnte er sich da einsam fühlen? Kenji verstand es einfach nicht. Frustriert ballte er die Hände zu Fäusten
    Niemand war in seiner Nähe, der sich wirklich aufrichtig für ihn freute. Nur diese Schmarotzer, wie er sie zunehmend sah, wie sie begonnen hatten, dem Publikum munter zuzuwinken. Diese falschen Freunde, die sich nur zu ihm gesellt hatten, um auch im Rampenlicht zu stehen. Das widerte ihn noch mehr an, als dieses beklemmende Gefühl, dass von ihm Besitz ergriffen hatte.
    Da packte ihn erneut einer der Jungen um ihn herum auf die Schulter und riss ihn so aus seinen Gedanken.
    „Hey, freu dich doch mal. Was sollen die Leute denn denken?“
    Doch Kenji streifte die Hand nur desinteressiert von sich.
    „Lass mich allein, ich muss nachdenken.“
    Die Freude an seinem Sieg war ihm vergangen. Er hatte gewonnen, aber fühlte sich selbst als der eigentliche Verlierer. Mit langsamen Schritten kreuzte er das Duellfeld und steuerte auf den ihm gegenüberliegenden Ausgang der Arena zu. Der Kerl aus der Gruppe, der ihn angesprochen hatte, schaute ihm jedoch nur kurz hinterher und wandte sich dann wieder den anderen Jungen zu, die in angeregte, ausschweifende Unterhaltungen vertieft waren.
    Ohne sich noch einmal umzusehen, verließ Kenji schließlich schwermütig die Halle.


    1.16 - Samurai Showdown! Generation Conflict - Ende


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    Karten der Folge:


    Bitte Link klicken für Karteneffekte (Notbehelf ;) )

  • Man das wahr mal nen geiler Trippel. Die Folge gab einen Aufschluss über die komplexen Gedankenwelten von Fukuin und Kenji.^^


    Die Folge kam mir eher wie eine Hobby-Spychologenstunde vor^^ The next time by EB- der Seelenklempner^^


    Zitat

    „Gut und Böse sind nur subjektive Begriffe. Hohle Phrasen, die sich von Mensch zu Mensch unterscheiden. Das, was du als Gut und Böse ansiehst, ist nur ein schwammiger, mehrheitlicher Konsens. Aber die Werte sind relativ, sie ändern sich mit der Zeit.“


    Deine Trippels sind ein guter Beweis^^ Du siehst sie als gut, doch ich als böse^^


    Zitat

    Das Gute von heute könnte schon das Böse von morgen sein.


    Das heißt, dass du dann das Gute von morgen bist, oder^^


    Das Duell war an sich gut und Kenji, den mag ich immer mehr und mehr^^


    Freu mich schon schon auf die nächste Folge:daumen:


    Aber wenn dies ein Quadro wird( oder ein Trippel), dann gnade dir Gott^^

  • Herzlichen Glückwunsch zum Quadro...das mit dem Link zu den Karten, dass kann ich so nicht gelten lassen. Demnächst machst du die ganze Folge unter so einem Link. :nono:


    Die Folge war wirklich super gewesen. Das Duell fand ich sehr gut, da sich der anscheinende Sieger immer wieder geändert hat. Die Rückblenden haben mir auch sehr gut gefallen. Die Patzigkeit von Me[i]zuki [wir meinen hier die KArte ;)] fand ich herrlich.
    Aber das Beste war - es gab antworten auf einige schon lange im Raum stehende Fragen und das obwohl niemand danach verlangt hat. :daumen:
    Jetzt bin ich endlich über Fukuins handeln aufgeklärt und auch die Geschichte von Kenji war gut.


    Weiß gar nicht warum du dich über das Bild beschwerst, ist doch schön. Gut die Pose von Kantarou ist nicht ganz glücklich, aber ich wäre froh wenn ich mehr als nur Kreise und Vierecke zeichnen könnte ;)


    so far
    GhostRider

    Zitat von Blastoise


    Wir spielen schließlich Yugioh, nicht Golf !!!
    (zum Vergleich: die Mitgliedschaft im Golfclub kostet ca. 160€ im Monat, und Golf wird schon als relativ exklusives Hobby betrachtet)

  • *Aska wird in die Fanfic beschworen*
    Let the Post begin! =D
    Und was fällt mir als erstes auf? Bunte Bildchen, Malen nach Zahlen und dann auch noch so gut. =3
    Bloß kann mir jemand sagen, wer von den beiden es Kantarou ist? Naja wenns nach dem Aussehen geht, kanns nur die Low Quality sein, ergo das Schwarzhaarige, die 0 beim Malen nach Zahlen und in der FF selbst. =D
    Jaja seine Pose gleicht einem Betrunkenen, musste es Kantarou sich wohl seine jämmerliche Person selbst schönsaufen. XD
    (Und um Himmelswillen, keiner sollte das ernst nehmen, ich finde das Bild wirklich sehr schön, aber ihr kennt ja meine Kantarou-Abneigung =D)
    So hat es also Modell gestanden... und das nennst du nützlich? Hätte Minako statt seiner da gestanden, hättest du jetzt Fanpost... stattdessen kriegste deine heiß erwarteten Briefbomben von mir... die wollte ich mir doch für Mizuki x Fukioh sparen. *schmoll*
    Zumindest Rena kann man nicht abstreiten, dass sie eine gute Figur macht... wieso kriegen die guten Charas so wenig Screentime? O___o
    Antwort: Kenjis Ego füllt sie aus... muss man zu dem überhaupt noch was sagen? Wenn Mizicke aus dem Fenster gesprungen wäre, wäre er doch 100 pro hinterhergesprungen. Hätte sie sich vom Lastwagen überrollen lassen... meine Wunschfantasien spielen wieder verrückt, dohhhhhhh. >__<
    Kommen wir lieber zum Knutschmonster Minako. Aber Moment, sie knutscht ja garnet. Sind ihre heißen Schmatzer so cool, dass sie andere töten? Ich will Lesbenaction mit Mizicke! =D
    Oh man oh man, da hat Kenji wohl was fürs Leben gelernt. Er kann ohne Hilfe nicht ein Duell gewinnen... schauen wir uns doch mal die Statistik an:
    Gegen Yami Fukioh: verloren
    Gegen Opi: nur mit Fukiohs Hilfe gewonnen
    Gegen... moment!? Das wars schon? Dohhhh... naja jedenfalls, die Statistik beweist, er ist scheiße! XD
    Oder warte warte warte... wer könnte dran Schuld sein, dass Kenji so miserabel ist... ich sehe da einen bestimmten Namen immer wieder in der Statistik auftauchen... Fukioh...
    Okay, es ist geklärt, Fukioh ist Satan persönlich, der den Menschen den Spaß am Kinderkartenspiel rauben will, indem er es ihnen versaut. Case closed, I'm over and out! XD


    PS: Öh ich glaub ich sollte noch die Folge loben, weil sie wieder mal sehr gut war, besonders das Ende. Mach ich aber nicht, das würde ja meinen Post irgendwie sinnvoll aussehen lassen. XP
    PPS: Eigentlich wollte ich keine lustigen Posts mehr schreiben, aber deine FF ist es wert. Geh auf die Knie und vergöttere mich! XP
    PPSS: Es riecht hier so nach Loser... hat es Kantarou sich eingemacht? Vielleicht sollte dem jemand sagen, dass er sich wieder bewegen darf, oder wie lange steht er schon so dar? XD

  • Ich blieb meinem Motto mal wieder treu, und verpeilte diese Folge... ich verpeile aber wirklich nur deine Folgen, iwas machst du falsch xD


    Soa... Folge war sehr gut, wirklich ^^ Allein schon dank Minako... die könntest du eigentlich in jede noch so schlechte Folge einstreuen, und schon wär die Folge der Hammer xD


    Ne, aber diese Folge war auch so sehr gut, das Duell+Story um Kenji war super, genau wie das, was Fukuin "meiner" Minako gesagat hat, gut gemacht ^^

  • Ein Jahr ist rum! Ein Jahr ist rum!... Und ich verpass es dann doch, gibt es doch einfach nicht >_<
    Gar nicht vorstellen kann, dass das solange schon her ist, als ich hiermit angefangen hab o_o
    Und toll wieviele über die ganze Zeit hinweg nicht mit Kommentaren, Kritiken und allem anderen gegeizt haben. Danke ^_^



    Aber erstmal vorweg eine andere, kleine Sache, die ich loswerden will, da es mal wieder länger gedauert hat. Viel länger als ich eigentlich wollte
    Zum größten Teil hatte dies (und hat noch immer) gesundheitliche Gründe, die mir momentan nur sehr bedingt ermöglichen, überhaupt zu schreiben (..und das Zeichnen gänzlich unterbinden).
    Dadurch wird natürlich das selbst gesteckte Zeitintervall so ziemlich durcheinander geworfen. Das warf die Frage auf, abzubrechen, zu pausieren, oder eben langsamer weiter zu machen?
    Abzubrechen ist für mich keine Alternative, es macht mir sehr viel Spaß, mich mit der Geschichte zu beschäftigen, den ganzen Verlauf immer weiter zu entwickeln und dies auch schließlich alles zu schreiben, auch wenn es mal anstrengend ist. Pausieren kann man jetzt genauso drüber streiten, aber für mich ist ein Aussetzen wie der erste Schritt, aufzuhören.
    Also bleibe ich für mich beim Weiterschreiben hängen, auch wenn es über ne Weile momentan länger dauern kann. Ich bin mir sicher, jeder von euch versteht das.


    So, dann aber munter an die Kommentare:


    @ nightstroud
    Meine Trippels empfindest du als böse? Ich kann dir sagen, warum die noch ’gut’ sind: Du kennst meine Quintupel nicht =)


    Und ich bleib immer böse, hab ja nicht umsonst das Wörtchen „könnte“ verwendet )=D
    *Deshalb brauch ich dann auch nicht Gottes Gnade, besonders wenn es mal länger wird oder ich den Quaddro bring xD *


    @ -=GhostRider=-
    Soll ich? xD
    Näh, solange ich nicht mehr als 5 Bilder pro Post einbauen muss, die ich unnötig mit Extra-Posts kombiniere, um Zeug in die Länge zu strecken, sollte dafür kein Bedarf sein.
    Dennoch werde ich wohl Decklisten für die Charas in irgendeiner Weise extern anlegen, so dass man jederzeit einen Gesamtüberblick gewinnen kann. Muss mich aber noch ein wenig mit der Gestaltung auseinandersetzen. Andere haben die Idee ja schon brauchbar umgesetzt ^^
    Entschuldigt natürlich nicht mein Umgehen eines vierten Posts, aber wegen den paar Extrazeilen nun einen zu machen, mir zumindest liegt das nicht. Auch wenn meine anderen drei Beiträge dafür randvoll gewesen wären.


    Und ich bin froh, dass ihr Antworten auf ungestellte Fragen bekommen habt.
    (*Memo an mich selbst: Unwissentlich Dinge in der Story preisgeben kommt gut an*) xD
    Nein, im Ernst. Anfangs ist es sicherlich etwas zäh, wenn die Geschichte nicht darauf ausgelegt ist, sofort in die Vollen zu gehen. Aber inzwischen ist das alles ja schon ein ganzes Stück weiter, und es kommt jetzt immer wieder was, das aufgeklärt wird. Mal in größerem Umfang, mal vielleicht auch ein wenig subtil oder nur angedeutet. Heißt aber nicht, dass die Geschichte allzu geradelinig wird, ein paar Wendungen hab ich auch noch parat ;)



    -Aska-
    *tief Luft holt in seinem Bombenschutzanzug*
    *Brille zum Filtern von Flames und Abneigungen gegen bestimmte Charas aufsetz*


    Bilder wird es noch so einige hoffe ich geben, und dann natürlich nicht nur Kantarou-zentrisch (wenn man davon bei 25% von insgesamt 2 Bildern sprechen kann oO)
    Und Rena bekommt ihre Screentime *Hint* Hat vielleicht einen Grund, warum sie untern den ersten 6 Charas bisher ist.


    Ja, da Kenji dort auch steht, hat der ebenso Screentime verdient! :P
    Und als Solo-Duellant hat er sich bereits genug bewiesen, für dich als Erinnerung hatte er ja allein schon in der ersten Prüfung mehrere Siege. Aber wenn wir aus Kenji nen Judai-Klon machen, der 90% der Show mit Soloduellen füllt und gewinnt, dann bin zumindest ich falsch am Platz =/
    Aber dass du wieder dem armen Fukuin die Schuld daran gibst. Ist es nicht für dich eher Kantarou, der mit seiner bloßen Anwesenheit für die Niederlagen sorgt? (*Aska denkt nach und bemerkt, der war wirklich bisher jedes Mal in der Nähe, wenn Kenji verloren hat* => o_O)


    Und Küsse können töten, … wenn dem anderen die Luft wegbleibt ^_^
    (*Sich gerne freiwillig meld, um das mit Minako auszuprobieren*)


    -Sinthoras-
    Egal wie oft du sie verpasst, du bleibst trotzdem willkommen ;)
    Außerdem gelingt es dir praktisch eh immer, sie noch zu bemerken, bevor es überhaupt eine weitere gibt, die du verpeilen könntest xD


    (*Memo an mich selbst #2: Minako als Joker-Inhalt verwenden* )


    ‚Deine Minako’? Nix da! Minako gehört nur mir, mir allein (*überhaupt nicht teilt*)
    *Schlag von Minako in den Nacken bekommt, „Ich gehöre niemandem!“ * xD



    Und danke an alle nochmal für das Feedback, schön, wenn es euch gefallen hat ^^


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    Diesmal zwar kein Bild von Charas, aber eine Skizze vom Aufbau der Unterkunft, in der Fukuin und Co hausen. Auch wenn normal Bilder Worte nicht ersetzen sollten, dachte ich, schadet es sicher nicht, auf diese Art die Vorstellungen zu unterstützen ^^



    Die Bezeichnungen sollten die meisten Räume problemelos zuordnen können.
    Der "Heizungsraum" genannte Bereich schließt auch die anderen, haustechnischen Utensilien ein wie Boiler und Co. Falls es irgendjemand interessiert, die Heizung selbst ist auf Erdwärmenutzung konzipiert (Irgendwo muss ein Vulkan auf der Insel doch gut für sein ;) )


    Der nur schwach angedeutete Bereich in der Mitte grenzt den beschriebenen Teil mit den Bücherregalen im oberen Stock ab, der zum Wohnbereich hin mit Geländer offen ist.


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    Zitat

    Was bisher geschah
    Während Fukuin seine Erschöpfung kurierte, ehe er oben auf der Akademie Minako in einer wechselhaften Diskussion die Motive für den Vertrag mit Nyx erklärte, musste Kenji sich weiter mit seinem Großvater in dem offenem Duell auseinandersetzen. Beide schenkten sich nichts, doch nach und nach konnte Masahiro auch einen Einblick in die Sichtweise seines Enkels und die Gründe für dessen Wandel erlangen. Obwohl Kenji schließlich als Sieger hervorging, konnte ihn der ersehnte Triumph gegen den alten Mann nicht befriedigen. Uneins mit sich selbst, zog er sich zurück, um allein zu sein.
    Derweil sorgte Mizuki dafür, dass sie aus der gemeinsamen Unterkunft versetzt wird.



    Chapter 1.17 Threat from above! “Valley of the Roc” activated


    Der nächste Morgen brach gemächlich an. Über der Unterkunft und an den Spitzen der Baumkronen gleich daneben hielt sich immer noch widerständig eine leichte Nebelschicht, die auch den Blick aus dem großen Dachfenster des Hauses gleich ziemlich einschränkte.
    Sieht aus, als würde es heute wohl regnen…
    Von der eintönigen Aussicht gelangweilt und dadurch fast am Wegdösen, setzte sich Fukuin, der seinen Kopf nach hinten über die Stuhllehne gebeugt hatte, wieder aufrecht hin.
    Immer noch konnte er aus einer Ecke des Hauses hinter sich das Plätschern aus der Dusche hören, was ihm versicherte, dass er noch ein wenig Zeit für sich alleine hätte.
    Sorgsam faltete er ein längliches Stoffrechteck vor sich auf, an dem schon erste Arbeiten gemacht worden waren. Daneben lag ein geöffnetes Reisenähset der einfachsten Art. Aber anstatt fortzufahren, schloss er darauf nachdenklich seine Augen.
    Dank Minako habe ich gestern indirekt meinen Denkfehler entdeckt. Ich habe mich nachts immer ohne Tarnung bewegt… Früher oder später, es war nur eine Frage der Zeit, bis mich jemand beobachtet hätte. Ich kann nur froh sein, dass sie es war…
    Aber so gesehen, es gibt zwei Dinge, die mich leider ziemlich leicht erkennbar machen. Meine herausstechende Haarfarbe, und das Auge mit dieser verdammten Heterochromie. Aber die Lösung ist eigentlich so einfach, eine Maske müsste völlig reichen! Auf diesem Weg kann ich beides ohne Probleme verstecken.
    Hmm, da fällt mir ein… Minako… Ich weiß nicht, mein Gefühl sagt mir, dass ich ihr vertrauen kann. Und ein Verbündeter ist vielleicht gar nicht so schlecht…

    Ein Seufzer entfleuchte seinen Lippen.
    „Na, was machst du da?“, erkundigte sich in dem Moment jemand neugierig von hinten. Erschrocken fuhr Fukuin zusammen, der völlig in Gedanken versunken war und nicht mitbekommen hatte, wie Kantarou fertig geworden war und schließlich das Bad verlassen hatte. In der Bewegung versteckte er eilig das Stück Tuch unter seinem Mantel, den er vorsorglich auf dem Tisch hatte liegen lassen, und zog diesen ein wenig näher heran. Dabei deutete der weißhaarige Junge auf eine Stelle an der unteren Kante, die er mit beiden Händen vorsichtig auseinander zog und der schwarze Stoff so einen gut sichtbaren Riss aufwies.
    „Hier, das da muss geflickt werden, ehe es noch schlimmer wird“, entgegnete Fukuin nach außen wieder entspannter. Selbst wenn Kantarou die Maske, an der er gearbeitet hatte, gesehen hätte, würde das unfertige Stück einwandfrei als Ausbesserung für jene Stelle durchgehen. Zwar hatte ihn das plötzliche Auftauchen überrascht, aber nicht soweit aus dem Konzept gebracht, dass er seine Tarnung vergessen hätte.
    „Ahja, hast Recht, besser früher als später, wenn es noch schlimmer geworden ist.“
    Fukuin drehte seinen Kopf leicht, um den hinter seinem Rücken auf den Stuhl aufstützenden, schwarzhaarigen Jungen in den Blick zu bekommen, an dem noch aufdringlich der limonenhafte Geruch von Shampoo hafte.
    Nach einem knappen Mustern dessen unbekleideten Oberkörpers führte er aber die Hand zu seinem Mund und gähnte herzhaft.
    Kantarou beobachtete dies mit einem kritischen Gesicht.
    „Du warst die Nacht wieder unterwegs, oder? Anstatt auch mal zu schlafen und dich auszuruhen…“
    Doch die resignierende Bemerkung konnte Fukuin abwinken und seinen Mitbewohner beruhigen.
    „Keine Sorge, ich war nicht die ganze Zeit weg. Ich hab nur hier auf der Couch geschlafen. Irgendwie lieg ich da angenehmer als auf dem Bett.“
    Einerseits gefiel es dem sitzenden Jungen gar nicht, aber andererseits wirkte es fast natürlich, wie er seinen Gesprächspartner anlog.
    „Na dann bin ich ja beruhigt. Aber denk dran, ich begleite dich gern, wenn du es willst...“ Dann klopfte jener aber auf die Querstrebe an der Rückenlehne und richtete sich wieder auf.
    „Also, ich zieh mich erstmal an. Und danach mal schauen, was wir zum Frühstück da haben.“
    Während Kantarou auf die Schiebetür um das Sofa herum zusteuerte, erhob sich auch Fukuin aus seiner Sitzposition und legte den Mantel, mit der angefangen Maske innen drin versteckt, unauffällig auf den Stuhl neben sich.
    „Gut… ich geh gerade Mal vor die Tür, ein wenig frische Luft schnappen. Kannst mir ja dann sagen, ob du was Spezielles willst, ich bereite es gerne zu.“
    „Danke, aber wegen mir muss der Aufwand nicht sein, mir reicht ein einfaches, belegtes Brot oder so“, grinste der schwarzhaarige Junge verschmitzt, ehe er in den Nebenraum mit den Betten verschwand.
    „Mir Recht, ich beschwer mich sicher nicht über weniger Arbeit“, lächelte auch Fukuin, wie er seinerseits auf dem Weg zur Haustür war. Dabei war es fast von Vorteil, dass sie einander auch über die Räume hinweg hörten und so nicht Angesicht zu Angesicht verharren mussten.
    Mit dem kalten Türgriff in der linken Hand aber trübte sich Fukuins Miene.
    Natürlich war ich wieder unterwegs… es ist ja nicht so, als ob ich eine Wahl habe. Nur habe ich letzte Nacht niemanden gefunden, den man hätte herausfordern können.
    Die Einzigen, auf die er gestoßen war, sind zwei Patrouillen gewesen. Doch sich an diesen zu versuchen, wäre nichts anderes als Selbstmord gewesen. Dennoch war es von Vorteil, dass er zu denen gehörte, die mit den Vorfällen vertraut waren, denn sonst könnte er sich jetzt bei weitem nicht so frei bewegen. Aber unabhängig davon blieb das Problem, dass vermutlich niemand mehr zu finden sein würde. Die Art Ausgangssperre der Akademieleitung hatte ihren Teil dazu beigetragen. Und er wusste nicht, was von derer Seite noch geplant war.
    Kurz in sich gegangen öffnete er dann aber die leicht knarzende Tür und machte einen Schritt hinaus. Sogleich stieg Fukuin der angenehme Geruch von Tannenzweigen und Gras, der in der Luft schwebte, in die Nase, den er mehrmals kräftig inhalierte. Danach lehnte er sich auf die Holzstange zwei Schritte vor sich, die mit weiteren Querstreben darunter als Geländer für das seitlich zur Seite weglaufende Podest und den Stufen diente.
    Zum wiederholten Male musste der Weißschopf dabei feststellen, wie idyllisch sie hier untergebracht waren. Am Haus lief zwar einer der geschotterten Wege entlang, machte aber einen leichten Bogen um den Eingang und teilte so die kleine Wiese mit dem vielen Löwenzahn in zwei Hälften. Dahinter erhob sich abschirmend eine Gruppe von Tannen, die die restlichen Bäume in der Umgebung des Hauses ein gutes Stück überragten. Und wenn man ganz leise war, konnte man ein plätscherndes Geräusch wie das eines Baches in der Nähe vernehmen.


    In aller Ruhe ließ Fukuin seinen Blick von der Hausecke zu seiner Linken über die Freifläche wandern. Noch bevor er sein Umschauen beenden konnte, stieg plötzlich ein kokelnder Geruch in seiner Nase hoch und vertrieb die willkommenen Duftnoten. Unweigerlich drehte er sich in die Richtung, aus der der Gestank samt einer feinen Rauchfahne herüberzog.
    Auf der anderen Seite des Weges befand sich ein wenig versteckt in der Wiese eine provisorische Feuerstelle samt einem Zelt dahinter. Zur Verwunderung des irritierten Jungens waren ihm weder das beige Zelt noch etwa Dinge wie das nun deutlich vernehmbare Knistern des Feuers aufgefallen.
    Über den schwach lodernden Flammen waren zwei Fische aufgebahrt, die ihrerseits auf relativ glatten, nicht zu dicken Ästen aufgespießt gewesen sind.
    Gerade, als Fukuin nach dem bisher unauffindbaren Urheber des Ganzen Ausschau halten wollte, kam jener grummelnd zwischen zwei Büschen aus der Richtung, wo vermutlich auch das Gewässer irgendwo lag, hindurch. Die einzige Kleidung, die der schwarzhaarige Junge trug, war eine knielange Shorts, deren untere Enden durchnässt waren. Mehr provisorisch als recht schien das Schwert, das er bei sich trug, an der rechten Seite der Hose befestigt zu sein. In seiner linken Hand hielt er eine weitere Forelle, sicher fast doppelt so groß wie jede der beiden, die bereits über dem Feuer vor sich hin garten. Mit einem ärgerlichen Gesicht stapfte der Fischfänger durch das Gras auf seine Feuerstelle zu, als er seinerseits Fukuin vorm Eingang zur Holzhütte erspähte.
    „Was machst du denn hier?“, wollte der weißhaarige Junge von ihm wissen, ehe er leicht zu grinsen begann.
    „Ist bei euch das Essen schon so schlecht, dass ihr lieber eure Mahlzeiten selber fangt?“
    Vergnügt beobachtete er, wie Kenji sich samt Fisch und Schwert eingeschnappt neben dem Steinkreis mit dem Feuer niederließ und dies zunächst mit ein paar zusätzlichen dicken Ästen und Holzstücken weiter anfachte.
    „Nun mal im Ernst, was willst du?“, wiederholte Fukuin dann aber seine Frage nachhakend.
    Darauf erhob sich Kenji und zückte seine Klinge, die er entschlossen auf den weißhaarigen Jungen richtete.
    „Ich will eine Revanche für das Duell gestern!“, knurrte der Verärgerte lautstark. „Du Sack hast mich nach Strich und Faden verarscht, dass verzeih ich dir sicher ’nich!“


    --------------------


    Kenji marschierte abwesend den mäßig beleuchteten Gang entlang, in dem immer wieder ein paar Strahler an der Decke aufgrund eines Wackelkontakts kurzzeitig ausfielen. Er verstand es einfach nicht. Warum konnte er sich nicht darüber freuen, als Sieger hervorgegangen zu sein. Es war doch genauso wie immer, außer das sein Gegner diesmal sogar sein Großvater gewesen war. Aber da er diesen bisher noch nie besiegen hatte können, hätte es normalerweise erst recht ein Grund sein müssen, das zu feiern.
    Auf der Suche nach dem fehlenden Gefühl schritt Kenji weiter ziellos auf die Weggabelung vor ihm zu. Anstatt diese zu passieren, blieb er jedoch unter dem flackernden Licht für einen Moment stehen und verharrte.
    „Mist!“, hämmerte er mit seiner rechten zur Faust geballten Hand gegen die kalte Wand, wobei auch die eingefahrene Disk gegen die gräuliche Oberfläche knallte.
    „Du scheinst nicht gerade glücklich darüber zu sein, gewonnen zu haben. Oder irre ich mich?“, hinterfragte eine in die Jahre gekommene Stimme den unzufriedenen Gesichtsausdruck des Jungen.
    Aus dem Augenwinkel blickte Kenji mürrisch hinter sich in den anderen Gang, der von hier begann. Während seine Augen sich noch überrascht über die Gestalt weiteten, die dort im Dunkeln an der Wand lehnte, hatte er schon längst die Stimme seines Großvaters erkannt.
    „Was ist? Ach, lass mich doch in Ruhe!“, gab der schwarzhaarige Junge genervt von sich, und schickte sich an, seinen Weg fortzusetzen, als er nach einem weiteren Schritt erneut inne hielt.
    „Du bist doch so schlau… Kannst du mir sagen, warum ich mich so mies fühle?“
    Masahiro schüttelte in Reaktion darauf aber nur leicht mit dem Kopf
    „Nein, die Antwort darauf kannst du dir nur selbst geben. Hör auf dein Her…“
    „Du kannst es mir also auch nicht sagen“, unterbrach ihn Kenji jedoch schon und ließ unstetig wie zuvor seinen Kopf hängen. Er machte keinen Hehl aus dem dumpfen Gefühl, dass in ihm herrschte. Für den kurzen Augenblick stellte er seinen Stolz hinter seiner Niedergeschlagenheit an.
    Mit ein paar schwächlichen Anläufen konnte sich die einzelne Lampe an der Decke wieder fangen. Enttäuscht stellte sich der Junge derweil mit dem Rücken an die Wand auf der abgekehrten Seite der Ecke, die sich gegenüber von seinem Großvater befand. Auf diese Weise musste er ihm nicht direkt ins Gesicht blicken, und konnte selbst auch nur zu einem kleinen Teil gesehen werden.
    „Was machst du überhaupt noch hier? Ich dachte, du wärst schon lange weg! Hängst du gar nicht mit deinem alten Freund ab?“
    Aber bevor ihm Masahiro, der die letzte Frage nur schleppend verstand, darauf antworten konnte, griff Kenji bereits das vorweg, auf das er von sich aus geschlossen hatte.
    „Ich verstehe, das ist es, was du noch willst…“
    Mit abgewandtem Gesicht griff er in den Friedhofsschacht der Duell-Disk an seinem rechten Arm und zog zwei bestimmte Karten hervor.
    „Hier, da hast du dein Prunkstück zurück, und die von Eiji gleich dazu!“
    Ohne seinen Kopf zu drehen, hielt er beide zwischen seinen Fingern am ausgestreckten Arm an der Ecke vorbei.
    „Du kannst sie behalten“, entgegnete Masahiro ihm mit einem nachdrücklichen Ton. Kenji riss seine Augen vor Überraschung weit auf und hätte beinahe die Karten fallen gelassen.
    „Ich hatte nicht mehr vor, sie zurückzufordern. Sie sind nun ein Teil deines Decks, und gleichzeitig der Beweis, dass wir dir in deinen zukünftigen Kämpfen immer zur Seite stehen. Eiji ebenso wie ich, das ist, was dein Bruder sich von mir gewünscht hat.“
    „Als ob ich sie haben will!“, zog Kenji eine Fresse. „Nimm sie, sonst schmeiß ich sie einfach weg.“
    Aber der alte Sagari lenkte nicht ein. Er vertraute darauf, dass sein Enkel vielleicht gerade eine sehr schwierige Phase durchlebt, aber er nicht so respektlos gegenüber seinen Karten sein würde.
    „Außerdem bitte ich dich, diese Karte wieder dem Jungen zurückzugeben“, reichte ihm Masahiro die Karte, die er im Duell von Fukuin übernommen hatte. „Ich kann sie schlecht behalten.“
    „Was soll ich damit?“, reagierte Kenji mit einem Brummen.
    „Du musst ihm sowieso die Karte, die er dir gegeben hat, zurückgeben…“
    „Na und? Warum gibst du sie nicht gleich beide selbst zurück?“, begann der Junge sich mehr und mehr dagegen zu sträuben, als ob Fukuin ein Reizthema für ihn war. „Oder Samejima, is’ ja dein Freund, kann der doch machen.“
    Als er dies hörte, trat der alte Sagari mit einem kräftigen Tritt auf, dessen plötzlicher Hall selbst Kenji zusammenzucken ließ.
    „Wenn du noch ein Funken Stolz und Anstand besitzt, dann wirst du dies gefälligst selbst erledigen, verstanden?!“
    Nachdem er dies dem Knaben vor sich mit energischer Stimme eingetrichtert hatte, reichte er ihm erneut die Karte, mit der Vorderseite nach unten. Widerwillig nahm Kenji diese nun entgegen. Der Appell an seinen Stolz hatte wohl den effektivsten Punkt seines Egos getroffen.
    „Ich weiß zwar nicht, was zwischen euch vorgefallen ist…“, fuhr Masahiro mit einer Pause in der Mitte fort, „aber ich denke nicht, dass er ein schlechter Umgang für dich wäre.“
    „WAAAAS?“, schnellte Kenjis entsetzter Blick mit weit aufgerissenen Augen von der Karte hoch, ehe er nachdrücklich den Kopf schüttelte.
    „Vielleicht verstehst du irgendwann, was ich meine… Aber nun gut, ich muss langsam aufbrechen, die Zeit hält für keinen an.“
    Ohne ein Wort des Abschieds kehrte Masahiro seinem Enkel den Rücken zu und entschwand tiefer in den Gang, indem er anfangs gewartet hatte.
    Noch über die vorige Aussage erregt, hastete Kenji eilig um die Ecke und machte einen Satz in den gleichen Korridor. In der Bewegung bemerkte er den stabförmig, leicht gebogenen Gegenstand, der noch an der Wand lehnte. Es war die mit silbernen und goldenen Ornamenten verzierte Schwertscheide seines Großvaters, dem darin verwahrten Katana Schutz bietend. An einem dunkelgrünen Band, welches das oberste Ende der Scheide schmückte, war ein Zettel befestigt. Die darauf verfassten Zeichen lasen sich als ’Für den wahren Erben’.
    Dem verwunderten Jungen, der das Stück hochwertiges Papier musterte, entging nicht, dass auf der Rückseite noch etwas stand. Es war eine sehr traditionelle, schwungvolle Schreibweise. Trotzdem konnte er sie ohne Mühe verstehen.
    ‚Ich erinnere mich, dass du dir dies immer gewünscht hast. Als rechtmäßiger Nachfolger sollst du nun ebenfalls dieses Schwert führen dürfen. Halte es in Ehren und beweise weiterhin, dass du dessen würdig bist, bis zu dem Tag, an dem ich es wieder von dir einfordern werde.’
    Die Schwierigkeit, die letzten Zeichen zu entziffern, nahm drastisch zu, aber da es sich nur um die Unterschrift seines Großvaters handelte, war es nicht allzu tragisch.
    Nachdenklich blickte er den Flur entlang, von dem alten Mann war nichts mehr zu sehen. Das Katana in der Scheide hielt er fest umschlossen in seiner rechten Hand.
    Hat er das schon im Voraus geschrieben? Hat er damit gerechnet, dass er verliert, oder… Nein, er wird nur für diesen Ausgang Vorkehrungen getroffen haben… Vielleicht hätte ich mich doch bei dir bedanken sollen, Großvater…?


    Wenn du wüsstest, dass ihr euch vielleicht ähnlicher seid, als du denkst, Kenji, gab sich Masahiro seinen Überlegungen hin, während er sich mit konstantem Tempo durch die Gänge bewegte. Samejima hatte Recht, als er sagte, dass dieser Fukuin sehr hilfsbereit und freundlich sei. Nur im Gegensatz zu dir, jetzt wo ich auch deine Geschichte kenne, hatte er wohl niemanden, der für ihn da war, als er am Boden lag…
    Dann aber wandelte sich sein trauriges Gesicht in ein fröhliches Lächeln.
    „Ich kann es gar nicht erwarten. Der Kuchen von Tome wäre allein schon ein Besuch wert gewesen“, worauf er aber den Kopf kindlich schüttelte, wie er bemerkte, dass er Samejimas Gattin bei ihrem Mädchennamen genannt hatte. Gut gestimmt ging er weiter dem vereinbarten Kaffeekränzchen entgegen.


    Einsam an der Weggabelung zurückgelassen fasste Kenji an seine Disk und zog Fukuins Fallenkarte aus dem Friedhof, um sie wegzupacken.
    Verdammt, warum musste mir gerade seine Karte den Arsch retten…
    Da erinnerte er sich wieder an die zweite Karte, die er beim Erblicken des Schwertes schnell irgendwo in einer seiner Taschen verstaut hatte. Unwissend wohin, tastete er sich danach ab und kramte sie wieder hervor. Ihn überkam die Neugier, um was es sich dabei überhaupt handelte, so dass sein Großvater ihr deshalb den Vorzug gegeben hatte. Doch dann zögerte er einen Moment. Sich eine ungespielte Karte des Gegners anzusehen, würde einem Duellanten einen unfairen Vorteil geben.
    Ach Scheiß drauf!, drehte er sie um, so dass er die Vorderseite erspähte. Aber seine Erwartungen wurden enttäuscht, als er eine seiner Meinung nach zweitklassige Karte vor sich sah. Das Bild von jener zeigte einen Planeten, vor dem ein Feuerstrahl an einem Kraftfeld abgefangen wurde und in verschiedene Richtungen abprallte.
    Shining Mirror Force? Warum hat Großvater nur die …
    Aber wie er zunächst seine Gehirnzellen bemühte, eine Antwort zu finden, kam die schockierende Erkenntnis von ganz allein. Mit jedem rekapitulierten Zug fiel ihm das Schlucken schwerer und die Wut kochte mehr.
    Dieser Arsch! Dieser Riesenarsch!
    Selbst ein abwechselndes, hartes Schlagen gegen die Wand und Stampfen auf dem Boden vermochte nicht den Ärger ausdrücken, den er gerade verspürte. Frustriert biss er dabei die Zähne zusammen.
    Das kann doch nicht sein! Ich hätte verloren, wenn Großvater uns nicht unterbrochen hätte! Verdammt!


    --------------------


    Fukuin ahnte genau, was der Junge vor ihm meinte. Er hatte es also wohl herausgefunden. Nach einem gleichgültigen Schulterzucken stimmte er dann aber mit einem Nicken zu.
    „Also gut, du sollst deinen Willen haben…“
    Angespannt stieß er sich von dem Holzgeländer ab und verschwand zurück ins Haus, nur um einen Moment später mit seiner Disk am Arm, die direkt auf der anderen Seite nahe der Garderobe an der Wand gelehnt hatte, wieder hinaus zu kommen. Anstatt den Weg über die wenigen Treppenstufen links einzuschlagen, packte er behände auf das Geländer und Schwang sich nahezu mühelos drüber hinweg, und landete federnd im Gras unterhalb. Mit ein paar weiteren Schritten erreichte er den Schotterweg und stand Kenji, der sich schon zuvor dort eingefunden hatte, gegenüber. Dieser war nun jedoch auch zusätzlich mit einem zerknitterten weißen Hemd bekleidet, das den trainierten Körper ein wenig verbarg.
    Doch bevor der weißhaarige Junge aber noch sein Deck in die Disk stecken konnte, warf ihm Kenji wortlos zwei Karten scharf hinüber, die er gerade so fangen konnte. Ein flüchtiger Blick bestätigte ihm, dass es sich um seine Karten handelte, die er im gestrigen Duell verwendet hatte. Dann mischte er sie geschwind ins Deck, ehe er die Duell-Disk vor sich bereithielt. Auch Kenji hob nun sein Schwert an und war fertig, um es mit einem gekonnten Schwung in den Duell-Modus wechseln zu lassen. Seine Augen ließen nicht von seinem Gegner ab, von dem er erwartete, dass er den Kampf eröffnen solle.
    Fukuin aber ließ seine Hand nur über der entsprechenden Schaltfläche schweben, die die Disk vollständig ausfahren würde. Sekunden vergingen, die jede für sich schon wie eine Ewigkeit wirkten. Regungslos mied keiner den Blick des jeweils anderen.
    Doch plötzlich senkte der weißhaarige Junge die Disk und lächelte spöttisch.
    „Nö, hab doch keine Lust“, den schlagartigen Sinneswandel quittierend, kehrte er Kenji den Rücken zu. Dieser schaute ziemlich dämlich aus der Wäsche, als er realisierte, dass er wie dumm im Regen stehen gelassen werden sollte.
    „Hey, was soll der Scheiß?! Bleib stehen!“, forderte der Schwertinhaber wütend. „Willst du jetzt etwa kneifen?!“
    „Nicht doch. Wir duellieren uns schon noch. Aber ich entscheide ’wann’.“
    Mit einem breiten, neckischen Grinsen im Gesicht wandte Fukuin sich dann aber dem Jungen hinter ihm zu.
    „So stehst du weiter in meiner Schuld, wegen gestern... das ist irgendwie… lustiger.“
    „Du mieser….“, fluchte Kenji laut auf, ehe er im Flüsterton fort fuhr, „Na warte, das treib ich dir schon aus!“
    Verärgert rammte der Erregte das Schwert senkrecht in die Erde neben dem Weg, wo sich dieses wie ein Messer in Butter versenkte, und krempelte die dreiviertellangen Hemdärmel hoch, ehe er auf Fukuin zuging.
    „Außerdem, riechst du etwa nichts?“, konnte dieser eine gewisse Zufriedenheit immer noch nicht verbergen und sorgte mit seiner Äußerung dafür, dass Kenji gereizt seine Nase in die Luft streckte. Zwar nahm dieser etwas wahr, aber konnte den leicht kohligen Geruch für den Augenblick nicht zuordnen. Um ihm auf die Sprünge zu helfen, deutete Fukuin an dem dunkelhaarigen Kerl in seinem weißen Hemd und den Shorts vorbei.
    „Es sei denn, du magst deine Fische extraschwarz?“
    Ach du Scheiße! war eindeutig das, was man dem durchtrainierten Jungen geradezu aus dem Gesicht ablesen konnte, als er sich erschrocken umdrehte und zu der Feuerstelle hinter sich hastete, um zu retten, was noch zu retten war. Zu seiner Ernüchterung gab es da aber nicht mehr viel, außer zwei pechschwarzen Formen, die nur noch sehr vage an Fische erinnerten.
    „Wenn du willst, kannst du den einen, den du noch hast, mit reinbringen, dann brat ich ihn dir schnell aus…“, bot Fukuin ihm versöhnlich von dem Holzpodest vor der Unterkunft an, wo er sich wieder auf das Geländer gestützt und dem Treiben beim Feuer munter zugesehen hatte.
    „Pfft“, lehnte Kenji die Offerte aber in seinem Stolz gekränkt zügig ab und hielt seine verbleibende Forelle trotzig über die Flammen, nachdem Fukuin in die Hütte zurückgekehrt war.

  • Mit einem halb lächelnden Gesicht, das die Enttäuschung überspielen sollte, drehte sich Fukuin zu Kantarou um, der etwa einen halben Schritt hinter ihm ging.
    „Richtig schade, heute bin ich so gut drauf, dass ich deinen Rat von gestern gern befolgt hätte, und dann ist Mizuki doch ausgerechnet heute krank…“, versuchte er dabei die Aussage locker rüber zu bringen. Sein Blick wanderte über seinen Begleiter hinweg den lang gestreckten Vorplatz des Hauptgebäudes entlang, dessen massiv ausgefallene Steinplatten die Wärme der hoch stehenden Mittagssonne reflektierten. Abseits des Weges und im Schatten ließ es sich da schon eher gut aushalten.
    „Aber ich war sowieso schon überrascht, dass sie ohne ein Wort zu verlieren woanders übernachtet, aber naja, ich schätze bei ihr darf mich so was nicht erstaunen, oder?“
    Kantarou konnte nicht wirklich auf die leicht scherzende Art des Jungens im schwarzen Mantel vor ihm einsteigen. Ahnungslosigkeit demonstrierend zuckte er mit den Schultern.
    Aber als sich Fukuin für einen Moment wieder nach vorne wandte, ließ Kantarou seinen Kopf ein wenig niedergeschlagen hängen. Dabei behielt er jedoch seinen Zimmergenossen im Auge und musterte die scheinbar lockere Art, die dieser an den Tag legte.
    Fukuin… hast du es etwa wirklich nicht bemerkt? Ihre Sachen sind alle nicht mehr da… es ist nicht nur für eine Nacht.
    Der schlendernde Knabe mit dem Rucksack stieß einen innerlichen Seufzer aus, höchst unglücklich über die Situation.
    Was ist gestern nur passiert, dass es dazu gekommen ist? …
    Es wollte ihm nicht einleuchten, wie das Ganze so schnell umschlagen konnte, nachdem er Fukuin fast dazu überreden konnte, die Initiative zu ergreifen. Dann aber lief es ihm plötzlich eiskalt den Rücken runter. Unsicher schaute er sich nach hinten um, und schloss dann mit einem flotten Schritt zu Fukuin gleichauf.
    „Wieso folgt der uns eigentlich? Das macht mich noch ganz kirre, der rennt uns seit heute Morgen ununterbrochen hinterher!“, flüsterte er ihm leise zu, und deutete mit dem Kopf nach hinten.
    Doch sein Kamerad teilte sein Unbehagen überhaupt nicht. Mit einem neckischen Lächeln stoppte er und drehte sich zu ihrem Verfolger um.
    „Hast du keine Lust, aufzuschließen?“
    Darauf hielt der etwa zehn Meter von ihnen entfernte Kenji, der ihnen still und lauernd gefolgt war, ebenfalls an, reagierte jedoch nur mit einem harschen Zischen.
    „Duellier dich einfach mit mir, dann lass ich euch auch in Ruhe!“, knurrte er aber dann und hob demonstrativ seinen rechten Arm mit der Duell-Disk hoch, die er anstelle des in der Unterkunft deponierten Schwertes nun bei sich trug.
    Grübelnd hielt sich Fukuin den Zeigefinger ans Kinn, während er den forschen Jungen musterte, welcher ununterbrochen voller Entschlossenheit und Ungeduld seinen Blick auf ihn heftete.
    „Nein…“
    Relativ plump und spontan gesagt sorgte dies dafür, dass Kenji im wahrsten Sinne des Wortes die Kinnlade herunterfiel. Über seinen grimmig aufgestellten Augenbrauen bildeten sich mehrere Zornesfalten und auch ein paar Äderchen hoben sich auf der Stirn hervor.
    In dem Moment konnte auch Kantarou sich das Grinsen nicht verkneifen, wie er Kenjis vom erhöhten Blutfluss rot anlaufende Ohren bemerkte. Das aber sorgte nur, dass jener noch mehr einschnappte und begann, sich mit abgehackten Schnaufern zu empören, wobei er versucht war, nicht endgültig die Beherrschung zu verlieren.
    Wenn ich nicht in deiner Schuld stehen würde, dann…


    Nachdem er sich knapp ein paar Schweißperlen von der Stirn gewischt hatte, zog nun auch Fukuin seinen Mantel aus und warf ihn sich über die Schulter. Darunter kam ein kurzärmliges, luftiges Hemd zum Vorschein, womit er sich den beiden anderen Jungen nun schließlich anpasste, die ihrerseits schon zuvor bei der Wärme angenehme Kleidung an Stelle von Uniformen trugen.
    „Verstehst du mich jetzt?“, erkundigte er sich dann bei dem neben ihm stehenden Kantarou, der, unfähig ein letztes, heimliches Kichern zu unterdrücken, zustimmend nickte. Jenes unbehagliche Gefühl von zuvor schien nun wie weggeblasen.
    Plötzlich aber vernahm die Gruppe einen lauten, anhaltenden Schrei von weit über ihren Köpfen. Entgeistert blickten alle drei auf der Suche nach dem Ursprung des Geräusches nach oben. Aber bevor sie wirklich etwas entdecken konnten, sauste schon ein rot-weißes Gebilde über sie hinweg und flach den Gehweg entlang, bevor die Kontrolle verloren ging und das Gefährt in einem halben Korkenzieher unter lautem Krachen in die Bäume linkerhand des Weges zur Akademie donnerte. Eilig liefen sowohl die beiden Freunde als auch Kenji, alle zugleich von der Erscheinung irritiert, der Schneise des Objektes ins Gebüsch folgend, hinterher.


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    Fukuin schnitt gerade ein Stück von einer aufgewickelten Mullbinde ab, um sie als Verband für einen größeren Kratzer am Oberarm zu verwenden.
    „Wie lange brauchst du noch?“, wollte Kantarou ungeduldig wissen, als er die Rolle hinter jenem entgegen nahm. Dabei wich sein Blick nicht von dem, was er vor sich sah.
    „Du hast doch nicht etwa Angst, oder?“, ignorierte Fukuin die Frage und neckte ihn scherzhaft, worauf sich sein Kumpel aufrichtete und einen Schritt Abstand nahm. Ein kurzes Kreischen untermalte sein Aufstehen.
    „N-Natürlich nicht“, empörte dieser sich dabei sofort. „Es ist nur so, dass…“
    Unwohl blickte er seitlich auf seine Schulter. Wie sollte er das bloß erklären. Und es kam ihm fast vor, als hätte das ’Ding’ da schon ein Auge auf seinen kleinen Freund geworfen, obwohl er nicht davon ausging, dass überhaupt jemand außer ihm den kleinen Duellgeist in Echsenform sehen konnte. Doch die schien fest davon überzeugt.
    Sein Stammeln sorgte jedoch dafür, dass beide Personen vor ihm amüsiert zu kichern begannen.
    „Keine Sorge, selbst wenn, ist nichts dabei“, versuchte Fukuin, ihn wieder zu entspannen.
    Währenddessen zog er den Verband fest an, und befestigte ein Halt gebendes Klemmband daran.
    „So, dass sollte alles sein“, stellte er dann zufrieden fest, als er sich dem Jungen vor ihm zuwandte, welcher seinerseits dankend nickte. „Du hattest ziemlich Glück, nur ein paar Kratzer und Schürfungen davonzutragen.“
    „Jep, aber das war es wert“, lehnte der Junge seinen Oberkörper vor, weg von dem Baum, an dem ihn seine Retter gestützt hatten.
    Mit dieser Aussage nutzte Fukuin noch einmal die Gelegenheit, einen musternden Blick auf den Kerl vor ihm zu werfen, der vor ihren Augen mit seinem Drachen abgestürzt war. Der Verband und mehrere Pflaster zierten nun die unbekleideten Arme und Unterschenkel, wie auch ein einzelnes, das seitlich im Gesicht klebte. Darüber hinaus wies er noch eine Vielzahl weiterer Kratzer auf, die aber schon von vor dem Absturz stammen mussten.
    Ansonsten wirkte der rothaarige Junge mit den zwei schwarzen Strähnen seitlich des Ponys insgesamt ziemlich sportlich und fit. Die in erster Linie luftige Kleidung in Form einer knielangen, zerschlissenen Hose und des etwas dickeren T-Shirts mit an den Schultern abgerissenen Ärmeln war wohl auch der Hauptgrund, dass er an den unbedeckten Stellen die Verletzungen davon getragen hatte. Einzig der dichten Bodenbepflanzung aus Gräsern, Farnen und ähnlichem war es wohl zu verdanken, dass er halbwegs weich gelandet war.
    Aber ungeachtet einer Tatsache war das Ungewöhnlichste an ihm wohl der in einen Lederstoff eingewickelte Unterarm, dessen Enden in Schlaufen jeweils um den Ellbogen und die Daumenwurzel griffen. Das Ganze wirkte wie eine ziemlich archaische Armstulpe.
    Dann jedoch begann Fukuin, jemand anderes zum wiederholten Male interessiert zu betrachten. Dieser hatte ihn seinerseits fast die ganze Zeit über nicht aus dem Auge gelassen und kritisch beobachtet, was jener mit seinem Begleiter anstellte, als er die Wunden versorgte.


    Kenji stand derweil ein paar Meter entfernt an einem anderen Baum lehnend, und schaute nur ab und zu spitzelnd rüber, ehe er sich wieder in eine andere Richtung drehte oder seine Augen völlig schloss. Dort für sein Empfinden über genug Abstand verfügend, gesellte sich Kantarou dazu, sehr zum Unwillen seines Platznachbarn.
    Vor ihnen am Boden lag zusammengeklappt das rote Fluggefährt, nahezu unbeschädigt, welches Kenji auf Anweisung von Fukuin - unfreiwillig - geborgen hat. Niemals hätte er sich für den Drachen überhaupt abgerackert, wenn jener ihn nicht damit erpresst hätte, sich nicht mit ihm zu duellieren. Auf eine gewisse Art hätte der Junge ihn deshalb am liebsten hier und jetzt erwürgen können. Aber dann hätte er seine Revanche nie mehr bekommen. Frustriert blieb ihm nichts anderes übrig, als geduldig abzuwarten.


    Nachdem nun seine geringfügigen Verletzungen versorgt waren, erhob sich jener rothaarige Junge sogleich und renkte sich wieder ein.
    „Gebrochen ist schon mal nichts“, scherzte er dabei erleichtert.
    „Sorry, ich hab es bisher versäumt, mich überhaupt richtig vorzustellen. Ich bin Washi!“, verkündete er fröhlich.
    „Äh ja, und weiter?“, Kantarou zog in der Entfernung auf die komische Wendung hin eine Augenbraue hoch, versuchte dann aber seine zu ernste Mimik grinsend zu mildern. „Du bist du, soweit kann ich folgen, denk ich.“
    Da machte Kenji einen Schritt um den Baum herum, stellte sich neben Kantarou und verpasste ihm mit der Faust eine Kopfnuss.
    „Idiot, lern wenigstens deine eigene Sprache! Washi heißt nicht nur Washi, sondern auch Washi!“
    Doch damit erreichte er gar nichts bei dem nun erst richtig verwirrten Jungen, dessen Kopf unter der unbeabsichtigt witzig gewordenen Erklärung förmlich zu rauchen begann. Fukuin fing an, amüsiert zu kichern, was Kantarou gar nicht passte, da er sich jetzt noch mehr veralbert vorkam. Sein Gefühl, außen vor gelassen zu werden, unterstrich er mit einem kaum ernstzunehmenden Schmollen
    „Adler! AD-LER!“, fauchte Kenji mit verzweifelnden Unterton ein anderes Wort für Washi, begleitet vom flügelschlaggleichen Schwingen seiner Arme, welches endlich den richtigen Erfolg brachte und ein Licht aufgehen lies.
    Auch der Junge, der sich als Washi vorgestellt hatte, setze auf die bildliche Darstellung hin zusammen mit Kantarou in ein leichtes Feixen ein. Nur Kenji stimmte nicht mit ein.
    „Kein Problem. Ich vergesse auch ständig, dass Washi genauso ’Ich’ bedeuten kann“, winkte er erheitert ab. „Mein richtiger Name ist Watanabe, Shin. Washi ist so was wie ’nen Spitzname, den sich ein guter Freund von mir mal ausgedacht hat, aus offensichtlichem Grund.“
    Fukuin nickte verständig.
    Als nächstes begann er, sich selbst erstmal vorzustellen, wie Kantarou es ihm gleichtat. Kenji zuckte nur kurz, gleichwie ihm das Ganze immerzu egal wäre, weshalb Fukuin für ihn übernahm. Jedoch fügte er etwas scharf hinzu, jene Marotte einfach zu ignorieren, was den Gemeinten beinahe wieder zur Weißglut getrieben hätte.

    Als die Formalitäten soweit abgeschlossen waren, drehten alle von ihnen ihre Köpfe in Richtung des fünften, verbliebenen Anwesenden.
    „Und das hier ist?“, ergriff Fukuin die Gelegenheit beim Schopfe und erkundigte sich bei Shin, den Blick auf den Boden gerichtet.
    „Das ist Zip… ein Riesenseeadlerjunges!“
    Der große Greifvogel machte seinem Namen alle Ehre, und selbst Kenji schluckte still, als er das Anhängsel „-junges“ vernahm. Gute 60 Zentimeter nämlich erhob sich das überwiegend dunkelbraun gefiederte Ungetüm vom Boden. Der Kopf mit den großen, wachsamen Augen und den leicht nach hinten geneigten, aufrecht stehenden Federn mündete vorne in einen, für sich gesehenen, enormen gelben Schnabel. Neben dem körpernahen, oberen Drittel der Flügel hoben sich der Sterz und das Beingefieder bereits in einem schwachen Weiß vom restlichen, dunklen Körper und den grünen Pflanzen am Boden ab. Wie bisher, beobachtete jener Adler aufmerksam das Geschehen um ihn herum, doch nun schien er langsam ungeduldig zu werden, und sprang mehrmals von einer Stelle zur anderen hin und her, gefolgt von einem protestierenden Kreischen.
    „Na, dann komm“, streckte Shin darauf seinen Arm mit dem Lederschutz aus, und wie auf Kommando nahm der Greifvogel mit zwei leicht seitlich ausgerichteten Sprüngen Anlauf und gelangte so mit dem dritten Satz schier mühelos auf die notwendige Höhe.
    „Zip ist zwar mein Problemkind, aber als Freund möchte ich ihn nicht missen.“
    Fukuin war regelrecht überrascht, wie leicht es dem rothaarigen Jungen fiel, den Arm mit dem schweren Gewicht ohne Probleme in der Waage zu halten. Andererseits bestätigte es seinen ersten Eindruck, dass jener Kerl alles, aber nicht untrainiert sein konnte.
    Sorgfältig musterte Shin den gefiederten Kamerad, diesmal genauer als im Sitzen zuvor. Dazu griff er auch vorsichtig an die Flügel und spreizte sie auf, um zu kontrollieren, dass sich nicht irgendwo eine Verletzung verbarg. Dabei deutete sich mit der Spannweite ein weitere, imposante Dimension des Vogels an, bei der ein Flügel allein schon etwas über die Hälfte ausgebreitet rund einen halben Meter beanspruchte. Ohne etwaigen Widerstand ließ Zip die Kontrollen über sich ergehen, wofür er direkt im Anschluss ein Fetzen Fleisch als Belohnung erhielt, den man in der schnellen Bewegung, mit der er aus der Seitentasche des Jungen im Schnabel verschwunden war, als ein kleines Beinchen identifizieren vermochte.
    Im Gegensatz zu Fukuin, der dies alles aufgeschlossen verfolgte, und mit Shin ins Gespräch kam, hielt Kantarou nach wie vor einen gewissen Sicherheitsabstand. Kenji seinerseits konnte keine vergleichbare Begeisterung oder Skepsis aufbringen. Es gab nur einen Grund, warum er dort war. Aber dennoch konnte er sich ab und zu ertappen, einen flüchtigen Blick hinüber zu werfen. Falken, die fürs Jagen abgerichtet waren, hatte ihm sein Großvater zu seiner Zeit im Dojo mal gezeigt, aber die geschmeidigen Dinger aus seiner Erinnerung konnten es nicht mit der majestätischen Ausstrahlung eines Königs der Lüfte aufnehmen, wie sie von diesem Exemplar bereits ausging.
    „Was mich interessieren würde, warum hast du überhaupt diese Bruchlandung hingelegt?“, meinte Fukuin beiläufig, jedoch nicht ohne einen Hintergedanken. „Ehrlich gesagt wirkst du nicht wie jemand, dem das einfach so passiert.“
    „Ich denke, das sollte ich als Kompliment verstehen?“
    Shin rieb sich verlegen den Hinterkopf. „Aber ja, die Bruchlandung war zwar nicht geplant, aber notwendig. Die Sache ist nämlich die…“, begann er nun zu erläutern.
    „Zip… er kann nicht fliegen.“
    Verwundert richtete Fukuin seinen Blick auf den Adler.
    „Nein, ich bin mir sicher, er kann fliegen… er ist gesund und mit einem Jahr auch bei Weitem alt genug, nur will er es einfach nicht“, fügte der rothaarige Junge sich am Kopf kratzend an. „Deshalb nehm ich ihn bei meinen Flügen mit, oder versuch ihn auf andere Weisen zum eigenständigen Fliegen zu motivieren. In den letzten Wochen gelang es ihm zumindest, sich zeitweise in der Luft zu halten, aber dann…“
    Grübelnd drehte sich Fukuin zu dem zusammengestülpten Drachen um.
    „Ich verstehe, damit begleitest du ihn, und versuchst ihn aufzufangen, falls er plötzlich abstürzt. Ziemlich waghalsig, wenn du mich fragst.“
    „Vielleicht. Aber ich sterbe lieber, als ihn in dem Moment im Stich zu lassen“, erfolgte darauf die Antwort mit einer eisigen Entschlossenheit. Ehe Shin jedoch den Kopf lange hängen ließ, hob er sein Haupt wieder und grinste.
    „Mir passiert schon nichts. Der Himmel ist wie mein Zuhause. In der Luft komm ich irgendwie immer zurecht.“


    „Wenn das so ist, dann muss man sich ja keine Sorgen machen“, entgegnete Fukuin mit einem improvisierten Lächeln. Dann hob er seinen einbandagierten, das Mal von Nyx versteckenden Arm, als ob er Shin die Hand reichen wollte. Da aber der Adler das rechte Gliedmaß mehr oder weniger bereits für sich beanspruchte, wischte dieser eilig die andere Hand, an der noch etwas Blut vom Fleisch haftete, am Gesäß ab. Als der junge Falkner sie aber seinerseits hinhalten wollte, machte Zip zu beider Erstaunen einen kurzen Hops nach vorne, und fand sich auf Fukuins ausgestrecktem Arm wieder.
    „Sorry, Sorry“, entschuldigte sich der rothaarige Junge sofort, vertraut mit dem ohne Schutz durchaus mal schmerzhaften Zupacken der Krallen, und wollte den gewichtigen Greifvogel entfernen.
    Unsicher darüber, wer von ihnen beiden am meisten davon überrascht war, hatte Fukuin im ersten Augenblick mit dem zusätzlichen Gewicht kurzzeitig zu kämpfen. Doch aus der Nähe wirkte das Tier noch gleich einmal ganz anders, als zuvor. Selbst als sich der gebogene, gelbe Schnabel des Riesenseeadlers dicht vor seinem Gesicht befand und ihn die Augen noch einmal aufgeweckt betrachteten, verspürte der Junge keinerlei Feindseligkeit.
    „Ich hab leider nichts für dich“, antwortete er dann völlig unverkrampft dem Besucher auf seinem Arm, worauf dieser ihm den Steiß zukehrte, einmal kurz anwippte, und den Sprung zurück auf Shins Lederarmband machte, dem es zuvor nicht gelungen gewesen war, Zip zu sich zu holen.
    Deshalb bat er nochmals für seine Unachtsamkeit um Entschuldigung, die Fukuin aber ausschlug, weil er es keineswegs als Unannehmlichkeit verspürt hatte.
    Nach einem Moment des Überlegens wandte sich Shin noch einmal zu dem Jungen direkt vor ihm, und blickte ihn ernst an.
    „Da wäre etwas…, würdet ihr mir vielleicht bei etwas helfen wollen?“


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    Die Sonne setzte sich weiterhin am strahlendblauen Himmel durch, wobei es ihr inzwischen nicht gelang, dies in mehr als einer angenehmen Wärme umzusetzen. Die frische Luft und milde Winde am Berg trugen den Rest dazu bei, dass man es wirklich aushalten konnte.
    Dennoch kam Kantarou langsam ins Schwitzen. Seit einer Weile schon wanderten sie auf einem Klettersteig, der sich seitlich entlang des Berges hinter dem Hauptgebäude schmiegte. Zwar war er froh darüber, dass sie praktisch gesehen nur ’Treppen steigen’ mussten, aber in entsprechender Anzahl wurde auch das durchaus anstrengend, wie er inzwischen feststellen durfte.
    Ein wenig außer Atem stoppte er, um kurz zu verschnaufen und den Schweiß von der Stirn zu wischen. Alle vier hatten schon ein beträchtliches Stück zurückgelegt, so dass der angestrebte Gipfel, schon greifbar nah lag. Der Bereich des Steigs selbst war ausreichend breit angelegt, aber dennoch empfahl es sich, nicht zu nah an die mit kurzem Gras überwachsene Kante zu gehen.
    Derweil bewegten sich die anderen vor ihm langsam weiter. Vorne vorweg Shin, der den Weg kannte und sie anführte, wenig dahinter Fukuin. Beide waren seit einer Weile wieder in ein Gespräch verstrickt. Kenji folgte ihnen in etwas Abstand, wobei zwischendurch immer wieder Murren und stille Flüche aus seiner Richtung zu vernehmen war.
    Kantarou bildete etwas unfreiwillig das Schlusslicht.
    „Ich kann nicht mal hören, worüber sie reden“, grummelte der Junge über den Abstand zu den beiden Vordersten und legte etwas an Geschwindigkeit zu, als er nun weiter marschierte.
    Das Shin, fit wie dieser wirkte, überhaupt keine Probleme zu haben schien, wunderte ihn dabei nicht. Auch vermutete er, dass Kenji sich absichtlich zurückfallen ließ, damit er für sich allein blieb. Aber dass er selbst mehr zu kämpfen hatte als Fukuin, irritierte ihn schon irgendwo, da er ihn doch unsportlicher als sich eingeschätzt hätte, nicht zuletzt wegen dieser verdammten Krankheit.
    Vielleicht hat er einfach im Eifer des Gespräches alles andere um sich herum vergessen? stimmte es Kantarou jedoch ein wenig traurig, da er sich selbst zu jenem ’alles’ rechnete. Im Zwiespalt dazu freute es ihn aber genauso, wenn sein Freund auf die Art etwas Zerstreuung fand.
    Als er allmählich zu Kenji aufschloss, musste er aber feststellen, dass dieser ihn nicht vorbeilassen würde, und, da er sich dessen Gesellschaft weder berauschend noch allzu unterhaltsam vorstellte, ließ er sich wieder ein Stück zurückfallen.


    „Vielleicht“, wich Fukuin der Antwort auf die letzte Frage des Jungen vor ihm aus. Das Thema war ihm irgendwie unangenehm geworden. Außerdem lauschte er lieber, als von sich erzählen zu müssen.
    „Aber, was mich vorhin schon gewundert hat, normal ist Zip nicht sehr aufgeschlossen gegenüber Fremden, doch dich scheint er sofort akzeptiert zu haben?“, brachte Shin sein Staunen zum Ausdruck. „Hast du früher auch einmal irgendwas mit Vögeln gemacht?“
    „Nein, nicht das ich wüsste…“, entgegnete ihm der weißhaarige Junge zügig. Er vermied es, seine Amnesie hier als zeitliche Grenze zu erwähnen und setzte das Gespräch sogleich fort. „Wie kommst du drauf?“
    „Vögel spüren, ob man ihnen Gutes will oder nicht. Wenn nicht, kommt man gar nicht so nahe an sie ran. Aber viel wichtiger, sie vergessen nicht…“
    Da hielt Shin kurz inne, als er plötzlich spürte, wie das Gewicht von seiner Schulter verschwand und Wimpernschläge später an einer anderen Stelle zurückkehrte. Mit einem kontrollierenden Blick aus dem Augenwinkel stellte er sorglos fest, dass sich der Adler auf die Querstange des Hängegleiters, den der Junge zusammengepackt auf seinem Rücken trug, gesetzt hatte.
    „Seit ich zehn war hab ich die ersten Greifvögel aufgezogen. Zip hier jedoch ist ziemlich auf mich fixiert, die anderen konnten sich alle eigentlich recht schnell selbst versorgen.“
    Dabei streckte er seinen Arm über den Kopf hinweg, worauf der Erwähnte die Hand ausgehend begutachtete, ob nicht etwas Essbares zwischen den Fingern klemmte. Doch als dieser feststellte, dass die Hand leer war, strich er nur einmal seitlich mit dem Schnabel dagegen und das Gliedmaß verlor seinen Reiz.
    „Zum Beispiel, das Erstaunlichste für mich, alle von ihnen konnten sich auch noch viel später an mich erinnern. Nur ein einziges Mal hat mich einer meiner früheren Zöglinge angegriffen. Zugegeben hatte es mich zunächst ziemlich gekränkt, auch wenn mir klar war, dass es nur seiner Natur entsprach.“
    Mit Wehmut brachte Shin die letzten Worte heraus, in seinen Augen machte sich Enttäuschung breit. So gab er ziemlich genau die Emotion wieder, die er damals verspürt hatte. Aber ungetrübt erzählte er dann den Rest der Geschichte.
    „Ich war zu dicht an seinem Horst gewesen, und deshalb ging ich davon aus, dass er ihn schlichtweg verteidigt hat. Erst im Nachhinein stellte sich heraus, dass an der Stelle, wo mich der Adler angegriffen hatte, mehrere Fallen von Wilderern aufgestellt gewesen waren. Ohne es selbst zu wissen, bin ich nur beschützt worden. An dem Tag hab ich gelernt, dass ich niemals wieder an meinen gefiederten Freunden zweifeln sollte.“
    Gleichwie ein Lehrer begann er zum Schluss enthusiastisch zu reden und unterstützte dies noch mit dem dafür typischen, mahnenden Zeigefinger, den er hin und her bewegte.
    Auch wenn er nicht wusste, für wie voll er die vorherigen, etwas schwer zu glaubende Dinge nehmen konnte, kam Fukuin bei jener Pose nun doch ins Schmunzeln.
    „Du magst deine Vögel ziemlich gern, oder?“, schaute er mit etwas besserwisserisch lächelnder Miene zu seinem Vordermann auf. Es hätte auch keiner Antwort bedurft, so offensichtlich war es. „Das dachte ich schon, als ich dich nach dem Absturz das erste Mal gesehen hab. Anstatt auf dich selbst Acht zu geben, hast du mehr Wert darauf gelegt, Zip zwischen deinen Armen schützend festzuhalten.“
    Doch unerwartet blieb Shin da stehen und drehte sich um. Sein Blick wirkte abgeklärt und kühl. Mit nüchterner Stimmte reagierte er nach etwas Zögern.
    „Ja. Denn sie enttäuschen nicht das Vertrauen, dass man ihnen entgegenbringt, solange man sie richtig behandelt. Nur Menschen sind so. Genauso wie sie Schuld an allem mit ihrer Rücksichtslosigkeit gegenüber der Natur sind!“
    Spontan fiel Fukuin nichts ein, was er darauf hätte erwidern können. Dadurch gerieten beide in ein unangenehmes Schweigen, und die einzigen markanten Geräusche, die so kurz vor Erreichen ihres Ziels noch von ihnen zu vernehmen waren, sind die sporadischen Kreischer von Zip oder das Klirren seiner Krallen an dem Metall des Drachen gewesen.
    Oben auf der berggleichen Erhebung angekommen, drehte sich Shin um und reichte Fukuin eine Hand. Mit einem kraftvollen Ruck zog er ihn über die letzte Kante hinweg. Beide atmeten entspannend die frische Bergluft ein, die sie umgab. Vor den Jungen erstreckte sich ein ziemlich ebener, lang gestreckter Klippenstreifen, der nur von ein paar herausstehenden Felsbrocken gebrochen wurde.
    Zwar beobachtete Fukuin weiter, wie Shin den Adler auf den Boden setzte und sich mit diesem beschäftigte, aber etwas anderes an einer vorherigen Aussage ging ihm nicht aus dem Kopf.
    „Hat es einen speziellen Grund, warum du Menschen…?“ In dem Moment richte sich schon Kenji hinter ihm auf und rempelte ihn im Vorbeigehen leicht mit der Schulter an. Dann haute er sich auf den erstbesten Felsen und verschränkte grollend beide Arme.
    Dadurch sorgte jener aber unbewusst dafür, dass Fukuin den Faden verlor, und die Frage nicht mehr vollenden konnte. Stattdessen kehrte die Erinnerung an den noch fehlenden Begleiter zurück.


    „Spar es dir“, grummelte von unten eine Stimme, worauf Fukuin nur mit einem irritierten „Huh?“ reagierte.
    „Den dummen Spruch, der dir auf den Lippen liegt!“, maulte Kantarou und zog sich aus eigener Kraft hoch. „Du wolltest doch bestimmt einen reißen, oder?“, stützte er sich dann mit beiden Händen auf die Schultern des Jungen vor ihm und atmete erstmal kräftig durch.
    „Als ob… Eher hättest du was sagen können. Ich hätte dir den Rucksack zwischendurch ruhig mal abnehmen können, damit du nicht die ganze Zeit das Teil tragen musst“, verzog Fukuin unglücklich die Mundwinkel.
    „Achso… passt schon“, winkte jener überrascht ab, streifte dann aber den Rucksack von den Schultern und stellte ihn neben sich ab. Dabei machte Kantarou aber keinen Hehl aus der Erleichterung, den Ballast für einen Moment los zu sein, was seinen Gegenüber zum Schmunzeln brachte.
    „Eine herrliche Aussicht“, merkte Shin beiläufig an, und sorgte so dafür, dass auch Fukuin sein Blick über die Kante schweifen ließ.
    Halbwegs zentral gelegen, konnte man von dort die Hälfte der Insel überschauen. Vor der dem mittleren Teil Klippe erhob sich dominant das Hauptgebäude, an dem vorbei man auch die verschiedenen Großunterkünfte sehen konnte. Die kleineren Häuser, so wie ihres, standen nur kaum zwischen den Wäldern hervor, und ließen sich am ehesten noch an den vorbeiführenden Wegen identifizieren. Die Sicht zur anderen Seite war jedoch durch höhere Erhebungen versperrt.


    „Wir wollen also versuchen, ihn mit einem Duell zum Fliegen zu motivieren?“, vergewisserte sich Kantarou, nachdem er wieder zur Ruhe gekommen war. „Aber warum mussten wir dafür ganzen Weg hier hoch? Wäre das nicht auch da unten gegangen?“, deutete er über die Akademie hinweg, in Richtung des durch das Gebäude verdeckten Weges auf der anderen Seite.
    „Nun ja, vom Boden komm ich mit dem Drachen nicht weg.“
    Shins Begründung leuchtete ein.
    „Aber warum ein Duell? Du könntest doch auch allein deine Karten projizieren lassen?“ hakte Kantarou noch einmal nach, weniger um das bereits Entschiedene wieder abzuwenden, als nun selbst aus Neugier.
    Shin rieb sich verlegen den Hinterkopf.
    „Stimmt, das wäre natürlich möglich. Aber da bin ich wohl auch das Bisschen Duellant, und warum nicht zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen?“, grinste er ertappt.
    „Also, duellieren wir uns?“, richtete Shin sich dann aber zügig und wie selbstverständlich an Fukuin.
    Doch der lehnte fast genauso schnell ab.
    „Tut mir Leid, aber ich kann nicht. Sonst wäre jemand anderes ziemlich sauer auf mich“, kam er damit Kenji zuvor, bevor dieser sich einmischen konnte.
    Erwartungsvoll schaute er dann zu Kantarou, der verdutzt den Finger auf sich selbst richtete, als er die auf ihn fallenden Blicke bemerkte.
    „Hey, ist eine Chance… deine Angst zu überwinden. Gegen mein Vogel-Deck…“
    „Hä? Ich hab keine Angst!“, schmollte Kantarou auf Shins ungerechtfertigte Aussage hin.
    „Na dann?“, griff der rothaarige Junge an den Gleiter hinter seinem Rücken und löste die daran mitgeführte Duell-Disk, die er sich auch sogleich anlegte.
    Kantarou machte seine eigene vom Rucksack ab und stellte sich dann bereit in einiger Entfernung zu Shin auf. Warum muss wegen dem jeder denken, ich hätte Angst…, verdrehte er die Augen.


    [LP Kantarou: 4000; LP Shin: 4000]


    „Ich schätze, ich spiel mal den Gastgeber und fang an“, erklärte Shin das Duell für eröffnet.
    „Eine Karte verdeckt und dies hier im Angriff.“
    Etwas hinter ihm gelegen erschien ein haushohes, grauweißes Ei, welches sich mit seinem Gewicht in einen Wall aus Erde und Felsen drückte. [Legendary Egg; ATK 0]
    „Woah“, fiel Kantarou vor Schreck kurzzeitig auf seinen Hintern, bevor er sich rasch wieder erhob, noch ehe der Zug damit auch schon an ihn abgegeben wurde.

  • „Verdammt, kann man das Teil überhaupt noch als Ei bezeichnen?!“, konnte der Junge seine Überraschung aber immer noch nicht überwinden. „Ich bin!“
    Gespannt zog er seine Karte, und spielte sie fröhlich sofort aus.
    „[Alien Mars], im Angriff (ATK 1000)!“
    Das Wesen mit beigefarbenem Oberkörper, in dem mehrere rote Kugeln eingelassen waren, schwang drohend mit seinen drei tentakelähnlichen, lilanen Gliedmaßfortsätzen.
    „Sorry, aber auf so was fall ich nicht noch mal rein!“, rief Kantarou gewappnet, sich an sein Duell mit Rena erinnernd, die auch gleich zu Beginn ein schwaches Monster als Köder ausgespielt hatte. „Dazu noch [Corruption Cell “A“]!“
    Auf der hellen, teilweise bläulich schimmernden Oberfläche des Eis materialisierte sich der Counter in Form eines lebendigen Organismus und versuchte, sich festzusaugen, was ihm an der harten Schale fast nicht gelang.
    „Aliens? Nein, Reptilien. Wirklich ein unglücklicher Zufall…“, murmelte Shin zu sich selbst, als er die ersten gespielten Karten seines Gegners begutachtete.
    „Mit einem A-Counter versehen, wird der Effekt deiner Karte nun durch Mars verhindert. Tja,
    diesmal nicht…Angriff, Mars!“
    Sich um die Felsspitzen zwischen und neben ihnen mit Schwung entlang schwingend, landete der Außerirdische schließlich oben auf dem Ei. Ohne Verzug sprang er in die Luft und formte seine Fangarme zu einer gefährlichen Spitze, um die Schale zu knacken.
    (LP Shin: 4000 -> 3000)


    Über die Seiten des Eies rasten mehrere Risse, die durch den Einschlag entstanden waren, und nahmen ein bedrohliches Ausmaß an. Schließlich gab die Schale nach und einzelne, für sich genommen trotzdem große Stücke brachen heraus. Direkt hinterher schoss eine glibberige, orange-rötliche Masse und strömte über die Fläche auf die Klippe zu, bis die Überreste des Eies vollkommen entleert zurückblieben.
    Fukuin, der sich neben Kenji auf einen anderen Felsen gesetzt hatte, starrte beunruhigt auf die letzten, verbliebenen Pfützen des Inhalts. Ich hab ein ziemlich schlechtes Gefühl…
    Ein Kreischen des erwartungsvollen Adlers vor ihm holte ihn aber aus seinem Grübeln zurück. Doch als Fukuin die Hand senkte, die er sich im Nachdenken ans Kinn gehalten hatte, machte Zip schon den Satz hoch auf seinen einbandagierten Arm, bevor der Junge überhaupt ein Wort verlieren konnte.
    Mit seinem neuen, auserkorenen Sitzplatz zufrieden, wandte sich der Vogel sofort dem Duell zu und verfolgte es ebenfalls aufmerksam. Nach einem kurzen, absichernden Blick zu Shin ließ Fukuin ihn auch weiter gewähren. Es hatte den Jungen zwar wiederholt überrascht, aber durch die Bandage spürte er nicht einmal die Krallen, weshalb es ihn auch nicht weiter störte. Am Kopf des Adlers vorbei richtete er seine Aufmerksamkeit ebenfalls wieder auf das Duell.


    Als Mars zu Kantarous Seite zurückgekehrt war, wunderte sich sein Besitzer aber, warum das Ei nicht verschwunden war.
    „Keine Sorge. Es ist zerstört“, versicherte Shin ihm aber umgehend. „Aber es bleibt da, als ein Mahnmal. Weil ’Sie’ niemals vergeben.“
    „Ahja…“, nahm Kantarou jenes sentimentale Gemurmel verwirrt auf. „Zwei Karten verdeckt. Zugende!“


    „Scheint als hätten wir uns damit vertraut gemacht“, kommentierte Shin den jeweils ersten Zug beider Duellanten munter. „Dann geht es jetzt in die Vollen!“
    Zuversichtlich zog er eine Karte nach, ehe er eine andere aus dem Blatt hervorholte.
    „Zu allererst bekommst du noch was. Von meiner Hand, die Zauberkarte [Fake Prey]! Damit wird auf deiner Seite eine Kopie deines Monsters beschworen.“
    Wie der rothaarige Junge es angekündigt hatte, erschien auf Kantarous Feld ein exaktes Duplikat von Mars, was diesen nicht wirklich bedenkenlos stimmen konnte.
    „Normalerweise bieten Vögel ihren Fressfeinden eine Alternative, um sich zu schützen, aber diesmal werden die Echsen dazu gedrängt werden.“
    Darauf öffnete sich Shins verdeckte Falle, die einen kleinen Piepmatz zeigte, der sich erfolgreich gegen eine Katze verteidigte und sie in die Flucht schlug.
    „[Rejection of Food Chain] ist ihr Name und sie erlaubt mir, eine Feldzauberkarte aus meinem Deck zu spielen, wenn ein Monster auf deine Seite spezial beschworen wird.
    „Herzlich willkommen, im [Valley of the Roc]!“ schob er die gewählte Karte sogleich in das sich aufklappende Fach für den Feldzauber.


    Die Klippe, an der sich die Jungen befanden, wandelte sich in ein längliches Tal, an dessen Rändern sich die Felsen steil erhoben. Auch das zerbrochene Ei in seinem Steinwall wurde auf Steinen mit empor gehoben. Von weiter oben hörte man das Kreischen von holographisch dargestellten, kreisenden Adlern, was besonders Zip aufhorchen und hochblicken ließ. Alle Jungen waren praktisch zwischen den schroffen Wänden eingesperrt, denn jener Canyon wies keine offenen Enden aus, durch den man ihn hätte verlassen können.
    Doch die virtuelle Gefahr manifestierte sich in Form von plötzlichem Zischen und willkürlichen Bewegungen unter Steinen und zwischen Felsspalten. Ohne Vorwarnung schoss eine riesige, dunkle Schlange mit gespreiztem Maul aus einer Öffnung hervor, worauf Kantarou vor Schreck direkt mit einem enormen Satz nach hinten flüchtete. Die massiven, zuschnappenden Kiefer vor sich zum Greifen nah, sah er mit an, wie das Reptil Sekunden später seinen Weg, ohne ihn weiter zu beachten, fortsetzte und schlängelnd wieder in einer anderen Spalte verschwand.
    „Beeindruckende Animationen, nicht?“, erkundigte sich Shin amüsiert bei seinem Gegner.
    „Aber die Schlangen sind nur für die bedrohliche Stimmung da, sie tun einem nichts.“
    „Wie bitte? Ich hätte fast einen Herzinfarkt gekriegt…“, stellte Kantarou, noch seinen Schrecken von der Begegnung verdauend, die Aussage zutiefst in Frage.
    „Konnte ja nicht ahnen, dass du dich auch vor Schlangen fürchtest“, zwinkerte ihm Shin neckend zu.
    „Ich hab keine Angst!“, fauchte der andere Junge da aber aufgebracht. „Mach weiter…“
    Hab ich einen wunden Punkt getroffen?, Shin war sich nicht sicher.
    „Bitte sehr, dann legen wir mit dem hier los“, streckte er sein nächste Monster empor. „Ich beschwöre [Divine Avian King – Alector]!


    Aus der Luft ließ sich eine hünenhafte Gestalt in einer silbern glänzenden Rüstung herab. Getragen wurde sie dabei von zwei großen, rotgefiederten Schwingen am Rücken. Ein weiteres Paar Flügel zierten die Hüfte. Mit einem Geräusch von aneinander reibendem Metall setzte das kräftige Monster schließlich auf. An vielen Stellen standen spitze, gebogene Kanten in der Rüstung ab, wie auch am Helm, dessen Front elegant die Vogelcharakteristika nachahmte und aus den zwei grüne Augen finster hervorblickten. (Divine Avian King – Alector; ATK 2400)
    „Alector kann spezial beschwört werden, wenn der Gegner zwei Monster des gleichen Attributs besitzt“, erklärte Shin seinem Gegenüber, dem beim Anblick und angesichts seiner beiden Monster im Angriff mulmig wurde.
    „Was zum Teufel?!“ rief Kantarou erschrocken, als er bemerkte, dass plötzlich jedes seiner Monster nur noch über Null Angriffspunkte verfügte.
    „Das ist der Effekt meines Feldzaubers! Solange sich ein geflügeltes Monster mit hohem Level auf dem Feld befindet, sind Reptilien völlig wehrlos und verlieren all ihre Angriffspunkte“, klärte Shin seinen Gegner sofort auf, ehe er noch etwas drohend anmerkte. „In diesem Tal… sind die Jäger die Beute.“
    Mit ausgestrecktem Arm befahl er seiner Kreatur die Attacke, „Los, mein gefiederter Freund! Zermalme seinen echten Mars!“
    „Dann muss ich das Tal eben loswerden!“, konterte Kantarou sofort und deckte eine seiner verdeckten Karten auf. „[Orbital Bombardment]!“
    Gerade, als sich das ritterhafte Wesen mit kraftvollen Schlägen vom Boden abgehoben hatte, löste sich einer der beiden Mars in einem blassen Schein auf. Und nur wenige Augenblicke später wurde das gesamte Tal schon in einen gelben Strahl gehüllt, der direkt aus dem Weltall hinunterprallte. Für eine kurze Zeit war es unmöglich geworden, etwas zu erkennen.
    Als das grelle Licht allmählich wieder verschwand, traten aber erneut die Konturen des Tals in den Vordergrund.
    „Unmöglich, ich hatte es doch zerstört!“, traute Kantarou seinen Augen nicht.
    „Noch nicht. Solange ich ein geflügeltes Ungeheuer von meiner Hand abwerfe, kann ich die Zerstörung des Tals durch einen Effekt verhindern. Deshalb…“
    Drauf deutete Shin über Kantarou in den Himmel. Unbeeindruckt von dem Strahl hatte Alector im Tal an Höhe gewonnen und stürzte nun auf sein Ziel herab. Das wehrlose Doppel aus Mensch und Monster wurde von einem wuchtigen Hieb mit dem Armpanzer getroffen.
    (LP Kantarou: 4000 -> 1600)


    Schnaufend richtete Kantarou sich wieder auf und wischte den Dreck aus seinem Gesicht. Nervös biss er die Zähne zusammen, denn er hatte die Gefahr des Feldzaubers sehr wohl verstanden.
    Das ist ziemlich schlecht, dachte er, die meisten seiner Monster waren Reptilien. Gut, dass ich nicht nur vom Typ abhängig bin.
    „Damit ist mein Zug beendet“, verkündete Shin und gab an Kantarou ab. „Das ist wirklich Pech, das gerade unsere Deckarten aufeinander treffen“, fügte er noch etwas leiser an.


    „Spar dir das, noch bin ich nicht am Ende. Für mich ist das höchstens eine Herausforderung“, bot ihm Kantarou die Stirn. Seine gezogene Karte war ein weiteres Reptil, aber er war keinesfalls unglücklich darüber.
    „Ich setze ein Monster. Und Zugende!“


    „Ich hoffe, ich habe dich nicht zu sehr in die Ecke gedrängt?“, fühlte Shin sich etwas schuldig an dem kurzen Zug.
    „Überhaupt nicht. Wir werden bald sehen, wer mit dem Rücken zur Felswand steht…“
    „Na dann“, erntete Kantarou nur ein freudiges Grinsen. Shin schien nichts aus der Ruhe bringen zu können. Derweil blickte dieser rüber zu dem gefiederten Kameraden auf Fukuins Arm. In seinen Augen glaubte er förmlich ein Funkeln sehen zu können, wie der Riesenseeadler den hinter Shin stehenden Alector beobachtete.
    Wenn du wolltest, könntest du auch so imposant deine Flügel ausstrecken und dich in die Lüfte erheben, Zip. Sei ruhig neidisch, dass spornt dich letztlich nur an. Zurück mit den Gedanken im Duell richtete er sich wieder nach vorne. Noch zwei…
    Schwungvoll zog er seine Karte am Anfang des Zuges. Überlegen hoben sich seine Mundwinkel an und er zeigte die Zähne.
    „Erstmal schauen, was du da verdeckt liegen hast! Ich aktiviere [Sonic Scream]. Damit wird deine Karte in den Angriff gedreht und somit leichte Beute für Alector.“
    Ein Meer aus schrillen Schallwellen breitete sich von dem geflügelten Monster in der Ritterrüstung aus und erreichte Kantarous gesetzte Karte, die widerwillig ihre Vorderseite preisgab.
    „Das ist jetzt aber schade. Mein Monster ist [Alien Grey] (ATK 300). Und wenn er aufgeflippt wird, kriegt eines deiner Monster ein kleines Geschenk von ihm.“
    Auf Kantarous Drohung hin wandte sich Shin zu seiner einzigen Kreatur auf dem Feld um, und musste mit Erschrecken feststellen, dass sich bereits eine dieser schleimigen Klumpen festgesaugt hatte.
    „Zwar verliert mein Monster noch 300 Punkte an Angriffsstärke, aber die büßt du auch ein, wenn du Grey mit Alector angreifst, also ist es egal.“
    „Ein Detail hast du vergessen… deine Lebenspunkte reichen auch so nicht“, mahnte Shin ihn skeptisch. Ist das eine Falle? Sei es halt so! Negiert Alector eben wieder seinen eigenen Effekt.
    „Alector! Entledige dich der Zwischenmahlzeit da!“
    Dieser drückte sich ein weiteres Mal mit den Flügelschlägen vom Boden weg, um sogleich das kleine graue Wesen mit den wabbeligen Fingern zu vernichten. Mit einer Kombination aus Flug und abfedernden Sprüngen von den Schluchtwänden näherte er sich mit hohem Tempo dem Reptil, als plötzlich aus einer Ritze eine weitere Schlange hervorschnellte. Wie als ob sie nicht da wäre, stieß Alector durch sie hindurch und hinterließ ein großes Loch in ihrem Vorderkopf. Doch während das Ungetüm leblos auf den Boden stürzte, stoppte Shins Monster plötzlich abrupt in der Luft. Mit einem kraftvollen Flügelschlag wandte es sich gegen seinen Besitzer, die Augen leuchteten tiefrot unter dem Helm mit dem spitzen Schnabel hervor.
    „Was ist los?“
    „Deine Kreatur steht jetzt unter meiner Kontrolle“, deutete Kantarou auf die nun aufgedeckte Karte vor sich. „[Subdimensional Jump Device] erlaubt mir, unsere beiden Monster zu tauschen.“
    Durch einen verzerrten Spalt tauchte der Außerirdische langsam schleichend auf Shins Seite auf, während der rotgeflügelte Alector sich nun neben Kantarou positionierte. Es schien, als ob er sich zunächst noch wehren wollte, aber gegen die Säfte, die ihm kontinuierlich injiziert wurden, konnte er sich letztlich nicht behaupten.
    „Mal sehen, wie du dich gegen deine eigenen Monster behaupten wirst!“
    „Mist, der schlimmste Fall…“, rieb sich Shin mit dem Handrücken über den Mund. „Aber da kann man nichts machen. Ich ändere dein Alien Grey in die Verteidigungsposition zurück, das ging doch, oder?“ (DEF 800)
    Er machte es einfach, als ob er keine Antwort auf die Frage erwartete. Und Nervosität zeigte der rothaarige Junge genauso wenig. Eher war es Kantarou, der durch dessen Gelassenheit ein leichtes Kribbeln in der Magengegend verspürte.
    „Eine Karte verdeckt. Und fertig!“


    „Hehe, dann schauen wir auch mal…“, griff Kantarou die oberste Karte vom Deck.
    „Bestens! Zu allererst…“
    „…musst du eine offene Karte wählen, deren Effekt für die Dauer deines Zuges von Alector negiert werden soll“, forderte Shin ihn auf.
    „Wieso musstest du das eben nicht?“
    „Ich habe beide Male Alector selbst gewählt, insofern war es egal.“
    „Äh, na dann… nehm ich deinen Feldzauber!“
    Wie er dies ausgesprochen hatte, begannen die Flügel der Kreatur hinter ihm sich zu bewegen und einzelne Federn lösten sich dabei heraus. Diese landeten, vom gleichzeitig erzeugten Wind verteilt, an den verschiedenen Stellen des Tals, als unvermittelt rote Blitze aus ihnen sprangen und sich über das ganze Feld ausbreiteten. Unter den roten Lichtfunken verblasste das Gebiet schließlich und die eigentliche Klippe, an der sie standen, kam wieder zum Vorschein.
    „Super! Von dem Effekt der eigenen Karte erledigt“, feixte Kantarou diebisch.
    „Damit sind meine Monster auch wieder im Spiel. Komm raus, [Alien Skull]!“ (ATK 1600)
    Auf das Feld sprang eine grimmig wirkende, graue Kreatur, die starke Pranken und kräftige Beine hatte. Zusammen mit zwei der grünen Kugeln wirkte der Leib des Ungeheuers selbst auch wie ein großer Schädel, dessen Kiefer jeweils von vier goldenen Zähnen hervorgehoben wurde.
    Die werde ich trotzdem benutzen, auch wenn ich es anders geplant hatte, sah Kantarou den Sieg mit jener Karte in seiner Hand in greifbarer Nähe.
    „Alien Skull, reiß Grey in Stücke!“
    Ohne jegliche Rücksicht stürmte das Monster auf seinen Artgenossen zu und wetzte seine scharfen, goldenen Krallen an ihm, bis nichts mehr von jenem übrig war.
    „Und eine Karte für mich, dank Greys zweitem Effekt“, fügte der schwarzhaarige Junge eine entsprechend seinem Blatt hinzu, womit er, wie zu Beginn des Zuges, wieder drei in der Hand hielt.
    „Jetzt, dein Monster, Alector, Angriff!“
    Von einer seinen eigenen Karten angegriffen zu werden, musste für manche Duellanten eine schlimme Demütigung sein, und Shin sah sich in genau der Situation dem auf ihn zu schnellenden Alector entgegen. Und dennoch nahm er den Angriff frontal entgegen.
    (LP Shin: 3000 -> 600)


    Mit Wanken stand Shin aufrecht auf den etwas schwächelnden Beinen. Er hustete mehrere Male aufgrund des feinen Drecks, der durch die Attacke aufgewirbelt worden war.
    „Als ob ich zurückweichen würde, wenn ein Vogel mich mal ein wenig hackt. Was wär ich dann nur für eine feige Ratte?!“
    Dann winkte er Kantarou mit der Hand provokativ heran, während er selbst noch mit sich strauchelte.
    „Komm, oder war das etwa schon alles?!“
    „Ich fang gerade erst an!“, hielt dieser gekonnt dagegen, ehe er aus seinem Blatt die nächste Karte hervorzog. „Der Schnellzauber [Cell Mutation]!“
    Der an Alector haftende Brocken außerirdische Masse begann heftig zu zucken, bevor er sich mit rasender Geschwindigkeit vergrößerte und wie ein Efeu über den ganzen Körper des Vogelritters wucherte. Sich dem willenlos beugend war schließlich der ganze Körper hinter der ekligen Masse verschwunden. Zur gleichen Zeit trat auch wieder das düstere Tal in Erscheinung, das nun nicht mehr negiert wurde.
    „Komm hervor, [Alien Mother]!“
    Die riesige Alienzelle zerplatzte und unter ihr erschien ein vierarmiges Ungetüm von keiner geringeren Größe. Zwischen den grauen, knochenähnlichen Körperteilen standen deutlich die Stellen mit den Muskeln an der lilanen Haut hervor. Der Kopf und die Schultern waren besonders durch Platten mit spitz zulaufenden Stacheln geschützt. (ATK 2300)
    „Cell Mutation erlaubt mir, ein Monster mit A-Countern zu opfern, um einen Alien mit gleichem Level aus meinem Deck zu beschwören. Und jetzt…“
    Plötzlich brach Kantarou mitten im Satz ab, als er sah, wie Shin eine Monsterkarte zwischen den Fingern hielt.
    Vom Himmel senkte sich einer der über den Kanten des Tals kreisenden, braunen Adler herab und fegte über die Köpfe der Jungen im Sturzflug hinweg. Hinter Shin flog er eine Wende und setzte dann wuchtig neben seinem Besitzer auf. Aber dort wurde die Größe des Vogels erst richtig deutlich, da das Monster etwa so hoch war wie der Junge direkt daneben.
    „Wenn ich Kampfschaden von mehr als 1000 Punkten einstecke, und einen [Giant Golden Eagle] im Friedhof habe als auch das Tal auf dem Feld, kann ich ihn aufs Feld beschwören.“ (ATK 2000)
    „Mist…“, fluchte Kantarou unruhig werdend, als er bemerkte, wie die Angriffspunkte seiner Monster erneut schwanden. Du denkst sicher, du hast mich mit deinem Feldzauber wieder, aber…
    „Zwei Karten verdeckt. Du bist!“, verkündete er hastig und schob sein restliches Blatt in die Duell-Disk.


    Beide Duellanten blickten sich aufgeregt an. Shin hatte zwar deutlich weniger Lebenspunkte, aber wieder einen großen Vogel aufs Feld gebracht, während Kantarou gleich zwei Monster mit 0 Punkten im Angriff liegen hatte. Ein kühler Wind ging durch das Tal, ein Haufen aus Wolken verdeckte die Sonne und warf einen breiten Schatten auf den klüftigen Boden. Kantarou fröstelte es etwas. Hinzu kamen die gruselig wirkenden Augen der einzelnen Schlangen, die ihn von den Ritzen und Löchern her aus ihren Verstecken anzustarren schienen.
    Fukuin blickte mit Arm schützend oberhalb der Augen gen Himmel, um zu schauen wie lange die Dunkelheit noch im Tal Einzug halten würde, als er verschmitzt lächeln musste. Ich hab mich also nicht geirrt… versicherte er sich. Zip teilte kurzzeitig den interessierten Ausblick nach oben.


    „Ich bin…!“
    Shin zog ohne Umwege seine Karte, als ob auch er es wegen der Kälte eilig hatte.
    Schade, es ging zu schnell, entglitt ihm ein Seufzer.
    „Los, erheb dich und beende das Duell!“
    Auf den Befehl des Jungen hin erhob sich der heimliche Herrscher des Tals und gewann an Höhe, um sich auf sein Opfer pfeilschnell herabstürzen zu lassen.
    „Nicht so schnell!“, warnte ihn Kantarou aber vor falscher Eile, und öffnete eine der Karten vor sich. „Ich aktiviere [’A’-Cell Scatter Burst]!
    Die große Alien Mother spannte ihre Beinmuskeln zum Äußersten an und machte einen hohen Sprung auf den Adler über ihnen zu, jedoch fehlte noch ein gutes Stück. Doch plötzlich gab es einen lauten Knall und das außerirdische Monster wurde von einer Explosion zerfetzt. In alle Richtungen flogen die Überreste und auch der Adler wurde von mehreren Klumpen getroffen und geriet ins Taumeln.
    „Ich verstehe… du hast dein Alien geopfert, damit mein Adler ebenfalls seine Angriffspunkte vollständig verliert. Nicht schlecht!“, erkannte Shin diesen Zug lobend an.
    „Fast. Mein Alien hat sich geopfert, damit dein Monster mit den Alien-Zellen infiziert wird und ich diese Karte hier aktivieren kann!
    Vor dem schwarzhaarigen Jungen tat sich die letzte Karte auf. Die Falle zeigte einen der Klumpen, wie er von innen heraus explodierte.
    „Zerstöre ein offenes Monster mit einem oder mehreren A-Countern und füge dann jedem Spieler 1000 Schaden zu“, las Kantarou gelassen und siegessicher den Effekt von [Destruct Circle - ’A’] vor.
    „Wir erhalten beide gleich viel Schaden, aber nur ich hab von uns noch genügend Lebenspunkte!“, erklärte er überlegen weiter. „Schwer zu glauben, aber das ist mein Sieg!“
    Während Shins Adler oben mit den Fleischstücken zwischen dem Gefieder zu kämpfen hatte, die nun auch noch gefährlich zu vibrieren begannen, konnte der rothaarige Junge seine Freude nicht mehr zurückhalten.
    „Wirklich beeindruckend. Das hab ich ehrlich nicht erwartet. Zugegeben, du hast mich erwischt. Ich nehm das zurück, mit der Angst…“, lachte er aus voller Begeisterung, ehe er abrupt ernüchterte, „aber ICH gehe hier nicht unter! [Godbird Attack], los!“
    Vor Shin öffnete sich ebenfalls dessen letzte verdeckte Karte.
    Dadurch wurde der Giant Golden Eagle in eine Schicht aus Licht und Flammen gehüllt, die die Alien-Zellen kurz vor der Explosion einfach verschmoren ließ. Eingehüllt in diese mächtige Aura setzte der Adler zum Sturzflug auf Kantarous Feld an, wo er mit zerstörerischer Kraft aufschlug.
    Als der Junge wieder etwas erkennen konnte, waren alle Karten von seinem Feld verschwunden, aber auch Shin hatte sein Monster eingebüßt. Verbissen ballte Kantarou seine Faust.
    Shin schaute derweil wieder zur Seite zu den drei Zuschauern, wo er schon fröhlich gestimmt ein viel realeres Geräusch vernahm. Zip hatte, mit feurigem Blick nach oben, zaghaft begonnen, mit den Flügeln Ansätze der nötigen Schlagbewegungen zu machen, das aber noch mehr wie ein Vor- und Zurückwippen auf dem Arm wirkte.
    „Kannst du ihm bitte Starthilfe geben?“, forderte Shin Fukuin freundlich auf, der dies mit einem verdutzten Blick erwiderte. Wie sollte er das anstellen, wunderte der sich.
    Aber der rothaarige Duellant schien ihm die Frage bereits aus dem Gesicht abgelesen zu haben und schwang seinen eigenen, freien Arm mit dem Lederarmschutz zur Demonstration in einem schnellen und zugleich kraftvollen Bogen.
    Unsicher, ob er die eigentlich einfache Bewegung auch richtig machen würde, und nicht Zip auf irgendeiner Weise schaden könnte, erhob sich Fukuin von dem Felsen und machte zwei Schritte vor auf etwas ebeneren Boden. Dort imitierte er nun Shins Bewegung, wodurch der Adler genug Schwung bekam, um sich aus eigener Kraft weiter hochzuziehen.


    Doch im selben Augenblick, als Fukuin dem eine leichte Kurve entlang gleitenden Vogel hinterher blickte, durchzog es seinen ganzen Körper wie einen Blitz. Plötzlich konnte er sich an den Traum erinnern, den er gestern gehabt hatte. Das blauhaarige Mädchen, der wortkarge Junge, der Vogel, der aus dem Nest gefallen war, der ganze Traum kehrte unvermittelt in sein Gedächtnis zurück.
    Mit weit aufgerissenen Augen stand Fukuin wie versteinert da, als er jedes Detail in nur ein paar Wimpernschlägen rekapitulierte.
    War das etwa etwas aus meiner Vergangenheit? Das kann nicht sein! Aber, das hieße, ich kannte… Mizuki? Zitternd bedeckte er mit der Handfläche sein schockiertes Gesicht.


    Ohne es in seinem Zustand bemerkt zu haben, hatte Shin zur gleichen Zeit an einer Leine gezogen, die den Gleiter auf seinen Rücken vollständig entfaltet hatte. Mit seinen eigenen roten, künstlichen Schwingen ausgerüstet, drehte er sich auf eine der Talwände zu.
    „Hey, wo willst du hin?“, griff Kantarou da ein, auch wenn er verstand, dass Shin nur auf seinen Adler aufpassen mochte. „Das Duell ist noch nicht vorbei?“ Er wollte das Duell jetzt einfach nicht unbeendet lassen, jetzt, wo es so knapp geworden war.
    Shin nickte verständig. „Hey, Fukuin“, rief er zu dem verstörten Jungen hinüber und riss ihn so aus dessen geistiger Abwesenheit zurück.
    „Kannst du übernehmen?“ Ohne eine Reaktion abzuwarten, streifte er seine Duell-Disk vom Arm, klemmte die Handkarten an die Unterseite und warf die Gerätschaft schwungvoll hinüber, so dass Fukuin, noch nicht wieder ganz da, ziemlich Mühe hatte, sie unversehrt zu fangen.
    „Warte, ich kenn dein Deck doch gar nicht!“
    „Keine Sorge, du hast ‚ihn’ doch schon bemerkt, oder? Beende einfach den Zug“, beugte sich der Junge zwinkernd vor und rannte los. „Lasst die Disk nachher einfach liegen, ich hol sie mir später ab!“, schrie er noch lauter, wie er bereits auf die Wand vor sich zustürmte.
    Kantarou hielt sich irritiert die Augen bedeckt und spähte nur zwischen den Fingern vorsichtig hindurch, bis Shin zwei Sekunden später durch das Hologramm hindurch stieß und dann verschwunden blieb. Nur ein Freudenschrei aus der gleichen Richtung zeugte von dem unverfolgbaren, aber erfolgreichen Manöver.
    Sowohl Kantarou als auch Fukuin atmeten in Reaktion auf die Aktion hin erleichtert durch. Auch gelang es letzterem, sich wieder vollständig zu fangen, aber den wichtigen Traum würde er nicht vergessen. Zu viele Fragen warf dieser auf, allen voran…
    Der weißhaarige Junge schüttelte seinen Kopf frei, und schaute runter auf die Duell-Disk in seinen Händen. Ein zögerndes Zurücksehen zu Kenji, der im gleichen Moment missmutig den Blick mied, und er konnte das Gerät beruhigt an seinen Arm anlegen.
    „Mach weiter, mir 'is kalt“, rieb sich Kantarou betont die Arme, bei einer leichten Brise, die durchs Tal huschte.
    „Also, Zugende…“
    Fukuin folgte selbst noch skeptisch den Anweisungen Shins.


    Ebenso konnte auch Kantarou es nicht nachvollziehen, aber hob dann seine Karte vom Deck ab. Zufrieden schaute er auf das Bild von [Alien Warrior].
    Doch dann nahm der Wind immer mehr zu und zwischen den Felswänden vernahm man ein lautes Gemisch aus Heulen und Rauschen. Der Schatten, der auf den Boden des Tals geworfen worden war, wurde mit einmal rasend schnell deutlich größer.
    „Was ist hier los?“, drehte sich Kantarou verwirrt um, wobei er die Arme vor das Gesicht halten musste, um in dem Wind halbwegs atmen zu können, der einen sowieso schon gnadenlos auf den Boden zu drücken versuchte.
    Aber was sich dann über seinem Kopf zeigte, raubte ihm im Schock sämtliche Luft sofort wieder.
    Flügel von so enormem Ausmaß, dass sie die Sonne verdeckten. Ein Schwanz, dessen lange Federn sich wallend mit dem Wind verschmolzen. Riesige Klauen, deren Krallen alles zwischen sich zerbrechen zu können schienen. Augen, so groß, dass ihnen nichts entging. Ein Schnabel, den keine Beute restlos füllen könnte.
    Alles vereinigt in einem gigantischen, grünlich schimmernden Körper, den man kaum mit einem Blick fassen konnte.
    „Ach du heilige Scheiße?“, fiel Kantarou zurückweichend auf seinen Hintern, der langsam richtig dreckig war. Er hatte sicher keine Angst vor Vögeln, aber das war alles, nur kein Vogel.
    Auch Fukuin war vor Ehrfurcht erstarrt, wie das große, geflügelte Ungetüm über ihnen zur Landung ansetzte und dabei immer mehr Wind und Druck verursachte. Wenn es kein Hologramm gewesen wäre, hätte sicher keiner mehr von ihnen wirklich noch dort stehen können.
    Trotz den enormen Dimensionen setzte der Vogel geschmeidig auf einer größeren Felsenerhebung im Tal hinter dem Weißschopf auf. Die Pranken bohrten sich dabei schier mühelos in den Stein unter ihm.
    Das ist schlimmer, als ich mir vorgestellt habe, aber zugleich auch atemberaubend. Das Ding verdient wahrlich den Namen ’Felsenvogel’, meinte Fukuin zu sich selbst beim Anblick des Roch.


    Mit sorgenvollem Gesicht betrachtete er aber auch das, was sich zwischen ihm und dem Riesenvogel befand. Es handelte sich um das zerstörte Ei, und er war nicht der Einzige, der es erspäht hatte.
    Scheint, als ob sich mein mieses Gefühl jetzt bestätigt… war sich der Junge sicher, als er die aus dem Deck herausstehende Karte bemerkte. Gegenwärtig zog er sie heraus und begutachtete die Vorderseite. Ein wahres Monster…
    Es dauerte einen Moment, bis der Riesenvogel realisierte, was sich vor ihm ausbreitete, doch dann begann er einen ohrenbetäubenden Schrei abzugeben und spannte seine Flügel weit auseinander. Dabei ließ er einen der Jungen nicht mehr aus den Augen. Wut machte sich in den scharfen Pupillen breit.
    „Was passiert hier?“, versuchte Kantarou, der das Ziel des finsteren Blicks war, Rat suchend zu Fukuin durchzudringen. Doch der drehte sich ziemlich betroffen um, und schüttelte zunächst nur mit dem Kopf.
    „Kantarou… Ich kenn die Geschichte ein wenig. Nur soviel. Es gibt Tiere, die ihren Nachwuchs bis aufs Blut verteidigen. Das hinter mir ist dabei das Schlimmstmögliche von allen, ein Felsenvogel. Und du hast sein Ei am Anfang des Duells zerstört.“
    Kantarou jedoch traute seinen Ohren nicht bei den Stücken, die er zwischen dem unheimlich lauten Kreischen vernahm. Selbst wenn das Ei einen Effekt hatte, hätte ich ihn doch negiert. Es sei denn...es geschieht nicht mehr auf dem Feld.
    „Aber da ist noch eins, was man wissen sollte“, rief Fukuin weiter, während hinter ihm das Ungetüm begann, heftig mit seinen Flügeln zu schlagen ohne vom Boden loszukommen. „In den Sagen hat ein Roch keinen natürlichen…!“
    In dem Moment wurde die Erklärung des Jungen von einem berstenden Krachen übertönt, weshalb sich selbst Fukuin erschrocken zurückdrehte.


    Der Roch hatte endlich abgehoben, doch zwischen seinen großen Klauen hielt er einen riesigen Felsbrocken fest gepackt. Mit wiederholtem, peitschendem Schlagen seiner Schwingen entfernte sich der gigantische Vogel weiter vom Boden und näherte sich unaufhaltsam Kantarou. Der jedoch geriet zunehmend in Panik und lief Hilfe suchend auf der Stelle umher.

  • „Hey, es war ein Duell, nur ein Duell, ich hab das nicht mit Absicht gemacht!“, schrie er gegen den Wind an, als ob er das Monster wie auch den Felsen für völlig real hielt und wirklich versuchte, den Vogel dadurch zu besänftigen. Doch als der Roch über Kantarou ankam, ließ er gnadenlos seiner Rage freien Lauf und den Felsbrocken fallen.
    Ohne Chance auf Rettung wurde Kantarou unter dem Gesteinsstück begraben, als dieses mit einem schweren Beben auf dem Boden einschlug.
    (LP Kantarou: 1600 -> 0)



    Fukuin blickte in den Himmel, wo sich der Roch gen Horizont fliegend mit dem Ende des Duells wieder in Luft auflöste. Dabei erspähte er auch einen roten Drachenflieger, der in der Nähe des Ungetüms umherschwebte.
    „Kein Wunder, dass du so schnell los wolltest. Seite an Seite mit ihnen fliegen. Eine wirklich eindrucksvolle Leidenschaft“, folgerte Fukuin lächelnd.
    Dann wandte er sich von der Kante der Klippe, auf der die Hologramme schon längst wieder verschwunden waren, ab und ging auf Kenji zu, der sich auf der anderen Seite des Streifens nach dem Aufruhr wieder auf seinen Stammplatzfelsen gehockt hatte.
    „Ich gehe Recht in der Annahme, dass du mir nicht helfen wirst, ihn hier runterzukriegen?“, zeigte der Junge dabei über seine Schulter auf den im Sand liegenden Kantarou. Und wie erwartet, wurde ihm die Hilfe kommentarlos verweigert.
    „Stimmt irgendwo. Den kriegen wir auch nicht zu zweit runter. Nun gut, warten wir halt, bis er wieder auf den Beinen ist“, gab Fukuin seine Idee schnell auf und gesellte sich neben Kenji. Ein leises Stöhnen aus der Entfernung vermittelte ihm zumindest, dass es nicht mehr viel Zeit brauchen würde.
    Aber für eine Weile blieben beide stumm an ihrem Ort sitzen und beachteten einander kaum, bis Fukuin irgendwann doch noch mal die Initiative ergriff.
    „Hast du irgendwas, das du mir über dich erzählen magst? Du bist irgendwie nicht halb so schlimm, wie du dich immer gibst...”
    „Lass mich, ich hab keine Lust, mit dir auf gut Freund zu machen. Ich bleib nur an dir dran, dass du dich endlich mit mir duellierst. Danach kannst du mich mal gern haben.“
    „Schade“, seufzte Fukuin etwas enttäuscht, grinste dann aber aus der Überlegenheit heraus. „Naja, gut, dass unser Duell, wie du gerade meintest, dann ja noch etwas Zeit hat.“
    „Wie bittttte?“, sprang Kenji auf und versuchte, den Nervtöter am Kragen zu packen, der aber im Ausweichen nach hinten vom Felsen runterrutschte. Am harten Steinboden liegend entfleuchte Fukuins Mund ein Kichern, der das Gezanke in gewisser Weise als richtig erheiternd empfand.


    1.17 Threat from above! "Valley of the Roc" activated - Ende




    ..:: Karteneffekte ::..


    ..:: Shin ::..


    Legendary Egg
    Wind/Geflügeltes Ungeheuer/1/0/2000
    Diese Karte kann nicht gesetzt werden. Wenn diese offene Karte auf dem Feld zerstört und auf den Friedhof gesendet wird, wird eine deiner Monsterkartenzonen unnutzbar, solange sich diese Karte in deinem Friedhof befindet. In der Standby-Phase des dritten Spielzug deines Gegners nach der Zerstörung dieser Karte, entferne diese Karte aus deinem Friedhof, um einen „Legendary Bird – Roc“ aus deinem Deck als Spezialbeschwörung zu beschwören.


    Divine Avian King - Alector
    WIND/Geflügeltes Ungeheuer/6/2400/2000
    Wenn dein Gegner 2 oder mehr offene Monster mit dem gleichen Attribut kontrolliert, kannst du diese Karte von deiner Hand als Spezialbeschwörung beschwören. Einmal pro Zug wähle eine offene Karte auf dem Feld. Während dieses Zuges werden die Effekte der gewählten Karte verhindert. Nur ein "Devine Avian King - Alector" kann zur gleichen Zeit offen auf dem Feld sein.


    Giant Golden Eagle
    Wind/Geflügeltes Ungeheuer/5/2000/1600
    Wenn du 1000 oder mehr Schaden aufgrund eines Kampfes erleidest, während du ein offenes „Valley of the Roc“ kontrollierst, und sich diese Karte in deinem Friedhof befindet, kannst du diese Karte auf dein Feld in offene Angriffsposition beschwören. […]


    Legendary Bird – Roc
    Wind/Geflügeltes Ungeheuer/9/3000/2400
    […] Wenn diese Karte durch den Effekt von „Legendary Egg“ als Spezialbeschwörung beschworen wird, kannst du den Schadenseffekt dieser Karte sofort im gegnerischen Zug verwenden. Einmal pro Spielzug, anstatt mit dieser Karte anzugreifen, kannst du einem gegnerischen Monster 4000 Schaden zufügen. Kontrolliert dein Gegner kein Monster, kann dieser Schaden direkt zugefügt werden. Wenn du diesen Effekt benutzt hast, kann diese Karte im nächsten Zug nicht angreifen.


    Valley of the Roc
    Feldzauber
    Solange du ein Monster vom Typ Geflügeltes Ungeheuer der Stufe 5 oder höher kontrollierst, wird die Grund-ATK aller Monster vom Typ Reptil und Insekt zu 0. […]
    Wird diese Karte durch einen Effekt zerstört, kannst du ein Monster vom Typ Geflügeltes Ungeheuer von deiner Hand abwerfen, um die Zerstörung zu verhindern.


    Fake Prey
    Normaler Zauber
    Wähle ein Monster deines Gegners. Beschwöre dann eine Trugbild-Spielmarke auf die Spielfeldseite deines Gegners, die die gleichen Werte und Eigenschaften wie das gewählte Monster hat.


    Rejection of Food Chain
    Schnellzauber
    Du kannst diese Karte aktivieren, wenn ein Monster auf das Spielfeld deines Gegners spezialbeschworen wird und du weniger Monster als dein Gegner kontrollierst. Aktiviere eine Spielfeldzauberkarte aus deinem Deck heraus. War bereits ein Spielfeldzauber aktiv, ziehe eine Karte.


    Sonic Scream
    Normaler Zauber.
    Aktiviere nur, wenn du ein "Geflügtels Ungeheuer" kontrollierst. Alle Monster auf dem Feld werden in die offene Angriffsposition gebracht.


    ..:: Kantarou ::..


    Alien Mars


    Alien Grey


    Alien Skull


    Alien Mother


    Corruption Cell A


    Cell Mutation
    Schnellzauber
    Opfere ein Monster mit A-Counter, welches du kontrollierst. Beschwöre aus deinem Deck ein „Alien“-Monster mit gleichem Level.


    'A' - Cell Scatter Burst


    Orbital Bombardment


    Subdimensional Jump Device


    Destruct Circle 'A'


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    //
    Eine kleine Erläuterung zu dem Witz in der Folge:


    Ich hab zwar versucht, es authentisch rüberzubringen, aber der Witz auf Shins Spitznamen mag für den einen oder anderen vielleicht trotzdem nicht sofort ersichtlich sein.


    Man muss zunächst nur wissen, dass die Charas in der Geschichte fast durchweg Japanisch sprechen, was natürlich nicht auffällt, da alles auf Deutsch erzählt wird.


    Daher wird aber das zusammengesetzte "Washi" (Im japanischen Namen erst der Nachname, dann der Vorname: Watanabe Shin) hier nicht von Kantarou als Spitzname aufgefasst, sondern als eigenständiges Wort.
    'Washi' kann sowohl 'Ich' (von alten Leuten verwendet) als auch 'Adler' bedeuten.
    Für ihn klang der Satz, als sich Shin als Washi vorstellte, praktisch so: "Ich bin ich", was ihn dann auch irritiert reagieren ließ.


    Kenji, der im Kontext die richtige Bedeutung verstanden hatte, sorgte mit seiner Erklärung bei dem Guten dann für den entgültigen Overkill, als mit 'Washi' dreimal das gleiche Wort in einem Satz fiel, obwohl sich der Sinn mit jedem von ihnen änderte.
    (Vergleichbar, als wenn man bei uns sagt: " 'Bank' kann nicht nur Bank heißen, sondern eben auch Bank " ; Einmal das Wort 'Bank' als Geldinstitut, beim anderen als Sitzgelegenheit, ohne explizit darauf weiter hinzuweisen.)
    Ohne Sprachkenntnis kann man so etwas nur selten wissen, weshalb Kenji dies auch bei Kantarou 'tatkräftig' bemängelte.


    Hoffe damit ist der Witz dann doch jedem verständlich ^^