Cold Desire - FF von Evil Bakura

  • Oh, my God!


    Dass waren meine ersten Worte, als ich deinen neuen Chapter kurz überflogen hatte. Ein Quadro! Nun wird es nicht mehr lange dauern bis deine Quintupel bei uns erscheinen^^
    Die Folge war in gut und auch teilweise witzig, auch wenn es bis auf einige wenige Stellen nicht viel an Story anbot. Das Duell selbst war uch gut.


    Zitat

    Original von Evil Bakura
    @ nightstroud
    *Deshalb brauch ich dann auch nicht Gottes Gnade, besonders wenn es mal länger wird oder ich den Quaddro bring xD *


    Das werden wir ja noch sehen xD

  • Eine wirklich hübsche Folge. Wird langsam Zeit, dass du daraus ein Buch machst. Die Seitenanzahl nimmt ja mit jeder Folge ordentlich zu ;) *kleine-aber wirklich nur klitzekleine Anspielung auf die Länge des Posts mach*.
    Ich kam auch wiedermal nicht umhin festzustellen, dass die Beschreibungen in deiner FF eifach nur super sind. Damit stehen sie denen eines Buches in nichts nacht *nennt man wohl Kompliment*.
    Andererseits ist es immer wieder erstaunlich, was für Leute so auf der Akademie umherlaufen - Beispiel Vogelzüchter, ... Ich verstehe schon das es für eine Geschichte unabdinglich ist verschiedene Personen einzufügen, nur ist der Gedanke daran amüsant (soll jetzt keine Kritik sein - sondern nur einfach mal gesagt werden).
    Von der FF-Damenwelt sind wir größtenteils verschont geblieben, was vielleicht auch erklärt warum sich -Aska- noch nicht wieder selbst beschworen hat :eek: :)
    Zu dem Bild kann ich meine "fachmännische" Meinung nicht abgeben, da es mir nicht gegönnt ist, dieses zu bewundern.


    so far
    GhostRider


    P.S.: Ich bin wirklich erstaunt darüber, dass die FF schon ein Jahr alt sein soll. Glaubt man gar nicht. Hättest du es nicht gesagt, wäre es mir nicht aufgefallen.


    EDIT: Wir schreiben den 203. Tag des Jahres 2008 neuer Zeitrechnung ( :eek: ) und ich habe exakt 390 Stunden, nachdem du mir die Nachricht geschickt hast, sie doch mal bemerkt. Aber da mir das Glück wiedermal hold war, kam es noch zu keinen neuen Posts.
    Ich wusste gar nicht mehr, dass alle Drei im selben Zimmer schlafen. Aber das können wir wohl wiedermal meiner Vergessligkeit in die Schuhe schieben. Oder es liegt daran das Fukuin sowieso nie da ist.
    Was ich mich jetzt noch frage, was der Schatten ist, der in der Mitte des Bildes über Wohnraum, Schlafraum und Wc geht? Ich meine mich erinnern zu können, dass in der Wohnung eine Bibliothek war. Aber dann frage ich mich, wie kommt man da hin?


    Bezüglich der Länge deiner Posts brauchst du dich gar nicht rausreden. Und schon garnicht mit dem Argument kommen: die Anderen machen's ja auch. Das haben wir schon von Mutti gelernt, dass wir uns nie nach Anderen richten -.-
    Aber wenigstens hast du am Ende eingesehen, dass DU schuld trägst. Damit ist für heute die Schuldfrage geklärt: EB hat schuld! ;)


    Damit hab ich dir noch mehr zum kommentieren gegeben (und hinterhältigerweise dafür gesorgt, dass wir dem nächsten 4er Post nahe kommen *muhaha*).


    so far
    Mutti -.-

    Zitat von Blastoise


    Wir spielen schließlich Yugioh, nicht Golf !!!
    (zum Vergleich: die Mitgliedschaft im Golfclub kostet ca. 160€ im Monat, und Golf wird schon als relativ exklusives Hobby betrachtet)

    3 Mal editiert, zuletzt von -=GhostRider=- ()

  • Da meld ich mich mal wieder, und sogar diesmal ohne das nen ganzer Monat verstrichen ist (es hätte auch eher sein können, aber da musste noch was gezeichnet werden, daher ... ^^§ )


    nightstroud
    Die Quintupel können wegen mir noch gerne bleiben, wo der Pfeffer wächst. Alles, was mal so lang war, hat sich letztlich bis auf 4 und weniger Posts verkürzt (Ja, so lang sind die Tempteile wirklich, aber da ist dann auch ne Menge Reste noch drin xD).
    Aber Quintupel wäre dann irgendwo eine Zumutung. Wenn ich keinen plausiblen Grund für hätte, das sowas in einer Folge zu geschehen hat, definitiv zweiteilige Folge.
    Außerdem lass ich gern erstmal anderen den Vortritt damit, die ich dann bashen kann, dass sie mit den 5ern angefangen haben (Sich angesprochen Fühlende vor ;) )


    @-Sinthoras
    Jap, der Shin ist ne lockere Schraube, ne? Und da der so lustig ist, kann ich versprechen, dass es nicht das letzte Mal war, dass der aufgetaucht ist. ^^


    Und ich hoffe, es war kein artengeschütztes Geflügel, auf das du Appetit bekommen hast xD


    -=GhostRider=-
    Danke für die 'Komplimente' ;)
    Ja, die Anspielung nehm ich zur Kenntnis. Vielleicht glaubt man es nicht, aber die letzte Folge war als 2 Poster geplant... man sieht, was draus wurde xD


    Dass einem immer die skurrilsten Gestalten begegnen, liegt wohl daran, dass die Normalen nicht so herausstechend sind (Saki anyone... ich kenn Leute, die wussten nicht mal mehr, wer das ist, weil die so normal ist oO ).
    Vielleicht haben die MCs aber auch nur so 'ne anziehende Wirkung auf solch schrille Vögel wie Shin ^^


    Und fast schade, dass du die PN doch noch entdeckt hast, somit kann ich jetzt hier nicht mehr schreiben "you have mail" oder Derartiges. Und dann noch gerade heute oO
    So vergesslich bist du aber nicht, das mit der Bibliothek hast du richtig in Erinnerung. Der Bereich wird auf dem Plan durch den Schatten markiert. Die befindet sich, falls du es noch weißt, eine Etage höher und war zum Wohnbereich hin offen.
    Wie man da hinkommt? Ganz einfach, auf dem Plan sind unterhalb des Kamins ein paar Ovale als Schatten skizziert, die in Wirklichkeit eine (recht steile) Treppe darstellen. (*Memo an mich selbst, Vermerk in die Skizze machen*)
    Inspiration war für mich ein früherer Dänemark-Urlaub, wo unser Ferienhaus so etwas in der Art hatte und *me* sich übermütig beinahe nen Bein gebrochen hat, weil dieser jemand schneller runter wollte, als es gut für ihn war xD


    Und wenn ich hier jetzt nicht zu viel geschrieben hab, dann wird das nur nen 3-Poster (YES xD )


    -Aska-
    Ich würd ja was schreiben, aber ich hab ja NYX xD



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    Schnell noch was zu der Folge, die Idee hatte ich bereits, als ich das erste Mal von dem Grundkonzept von 5D's gehört hatte. Leider hat es solange gedauert, bis ich endlich zu ihr kam. (Der Anime läuft schon fast 4 Monat uh uh X_X )
    Trotzdem gibt es so indirekt einen Einblick, wie ich es mir damals vorgestellt hätte xD


    Lustigerweise scheine ich nicht alleine momentan damit zu sein, 5D's aufzugreifen, auch wenn in nem anderen Ansatz. Naja, genug der Vorworte ;)



    Zitat

    Was bisher geschah
    Eigentlich wollte Kenji nur eine Revanche von Fukuin für das Duell am Vortag, doch der ließ ihn am langen Arm verhungern und lehnte für den Moment ab. Jedoch hat er nicht mit Kenjis Hartnäckigkeit gerechnet, der ihn nahezu überall hin verfolgt, um doch noch seinen Willen zu bekommen. Nachdem die Gruppe einen Absturz beobachtet und Shin, den Piloten des Drachens, versorgt hatte, kletterten die vier Jungen zusammen auf den nahe gelegenen Berg hinter der Duellakademie, um Shins Greifvogel Zip zum Fliegen zu motivieren.
    Oben angekommen, beginnt das Duell zwischen Kantarou und Shin beginnt. Dabei verlässt sich Kantarou, durch den Typ seiner Monster im Nachteil, vollends auf die Effekte seiner Aliens, doch wird ihm sein allererster Zug zum Verhängnis, als Shins stärkstes Monster, der Roch, das Feld betrat.



    1.18 An unsual Duel - Confrontation on 2 Wheels



    Am gleichen Abend…


    Die Wassertropfen in der Wanne waren noch nicht getrocknet und auf dem großen, beschlagenden Spiegel vor den zwei Waschbecken haftete der feine Film aus Feuchtigkeit. Auch in der Luft hielt sich noch der mildwarme Dunst von Nässe, der sofort an Rena vorbeizog, als sie die Tür vom Bad zu dem großen Schlaf- und Wohnraum öffnete. Noch damit beschäftigt, sich die Haare fertig abzutrocknen, begutachtete sie zuerst das rechte der beiden an der gegenüberliegenden Wand stehenden Betten. Das Licht am Nachttisch war bereits gelöscht, Saki schlief vermutlich schon.
    Die Lampe an ihrem eigenen Schlafgemach versuchte unermüdlich, die linke Hälfte des Zimmers zu erhellen, wobei das Licht sich in den wallenden Vorhängen zu beiden Seiten des Fensters fing.
    Aber Renas Aufmerksamkeit galt keineswegs ihrem leeren Bett, sondern der weiteren Person im Raum, die still ein Lied summend auf der breiten Fensterbank saß und gedankenversunken zwischen den Fenstersprossen hindurch den Nachthimmel anstarrte.
    „Bald ist Vollmond…“, kommentierte Mizuki in ihrem Schlafgewand trocken den Ausblick, als sich ihre Freundin gerade neben sie stellte und ihr die Hand auf die Schulter legte.
    „Willst du mir nicht erzählen, was passiert ist?“, bot ihr Rena ein offenes Ohr an.
    Aber das Mädchen auf der Fensterbank schwieg und betrachtete weiter die bereits in Dunkelheit gehüllte Nachtlandschaft.
    „Dann leg ich mich schlafen“, meinte Rena nach einem tiefen Seufzer, und strich vorsichtig durch Mizukis gewaschenes, blaues Haar. Auf der vom Fenster abgewandten Seite ihres Bettes ließ sie sich danach nieder, und löschte das Licht.
    Vom Mondschein erhellt, legte Mizuki ihren Kopf seitlich auf die Knie vor sich auf und verharrte. Einige Minuten vergingen, ehe Rena unvermittelt merkte, wie ihre Freundin sich auf die andere Betthälfte legte und mit der geteilten Decke ein Stück einhüllte.
    Wieder herrschte eine Weile Stille, ehe Mizuki mit leiser, rauer Stimme die Stille brach.
    „Rena?“
    „Ja, was denn?“, antwortete die Angesprochene nach einem Moment im Flüsterton.
    „Ach nichts…“, gefolgt von erneutem Schweigen Mizukis. „Danke“, konnte Rena aber dann leise vernehmen, nachdem eine Hand suchend die ihre gefunden hatte.
    „Dafür sind wir doch Freunde, oder?“, erwiderte sie bekräftigend.
    „Stimmt…“, erholte sich die Stimme ein vorletztes Mal kurz. „Fünf Jahre schon…“
    Der Griff um Renas Hand wurde fester, und sollte nicht zu schnell nachlassen.


    Der nächste Morgen…


    „Wie lang ist sie denn schon drin?“, murrte Rena zu ihrer Zimmergenossin, die schon fertig angezogen auf der Bettkante saß.
    „Stunde vielleicht… glaub ich?“, beantwortete Saki unsicher die Frage.
    „Langsam ist mal gut…“, schritt das Mädchen mit den rotbraunen Haaren an die Tür zum Bad und klopfte gegen das edle Holz.
    „Hey, wie lang willst du noch da drin bleiben? Oder willst du heute wieder blau machen? Ist doch gar kein Unterricht!“
    „Misch dich nicht ein, wo nichts ist!“, tönte es im harschen Ton durch die Tür zurück. „Du weißt genau, dass der Unterricht freiwillig ist. Solange die Ergebnisse gut sind, schert sich keiner drum!“
    „Und warum gehst du dann nicht wenigstens mal an die frische Luft? Auf andere Gedanken kommen oder so?“, versuchte Rena weiter, freundlich auf sie einzugehen.
    „Ich will nicht!“, kam die Antwort diesmal schneller und lauter.
    Rena machte vor Überraschung einen Schritt von der Tür weg, schnaubte dann aber und schob sich betont die Ärmel hoch, wo es eigentlich überhaupt keine Ärmel gab.
    „Okay, du lässt mir keine andere Wahl. Komm ich dich eben rausholen…“, knurrte sie ärgerlich, doch Saki hielt sie am Handgelenk fest, ehe sie sich erneut der Tür zum Bad nähern konnte.
    „Lass sie doch, wenn sie nicht will.“
    „Als ob. Du weißt doch, die muss man zu ihrem Glück zwingen. Wenn ich jetzt nichts mache, dann passiert genau das Gleiche wie letztes Mal, und sie hockt zwei Wochen schmollend in der Stube!“, mahnte Rena die Zimmergenossin eindringlich. Weil beide so lange schon befreundet waren, konnte sie sich wohl auch gut in Mizuki hineinversetzen. Und das passte keinesfalls zu dem so stolzen Mädchen, dass sie sonst um sich hatte.
    „Ich komm jetzt rein!“, kündigte sich die Freundin an, ließ aber zugleich keine Zeit und öffnete die schlosslose Tür.
    Mit einem Fuß im Bad, wanderte Renas Blick über die auf einem Hocker sitzende, schmollende Person vor sich, deren Kopf gelangweilt auf den Armen oberhalb der Marmorplatte auflag, in der die Waschbecken eingelassen waren. Als sie aber einen offenen Lippenstift erspähte und sie sich dann weiter zu dem Spiegel an der Wand drehte, platzte ihr der Kragen. Dort wurde zunächst etwas zu schreiben begonnen, was aber ziemlich schnell in sinnlosem Gekrakel endet, und alles mit ihrem teurem Lippenstift.
    „Ich glaub es hackt!“
    Kraftvoll trampelnd packte sie Mizuki am Schlafittchen der Uniform und zerrte sie unter Protest hinter sich her. Ohne lange zu Zögern beförderte sie Freundin und Übermantel, den sie im Vorbeigehen von der Garderobe gegriffen hatte, über die Schwelle zum Flur und knallte gleich darauf die Tür wieder zu.
    „Los! Lass mich wieder rein! Mach sofort auf!“, fauchte Mizuki wütend und klopfte gegen die Tür.
    „Den Teufel werd ich!“, schallte von drinnen eine genauso aufgeladene Stimme heraus. „Komm erstmal mit deinem Liebeskummer ins Reine!“
    „Liebeskummer?! Wer hat hier Liebeskummer!?“
    Weiteres hämmern gegen das Holz brachte aber auch keinen Erfolg, und so sank das blauhaarige Mädchen resignierend gegen die Tür.
    „… das richtig, Rena?“, war Saki plötzlich auf der anderen Seite nur leise vernehmbar.
    „Ich…Ich will ihr nur helfen.“, entgegnete jene genauso still mit etwas traurigem Unterton.
    Mizuki ließ missmutig den Kopf hängen und biss sich vorwurfsvoll auf die Lippe. Ihr Dussel, ich kann euch doch hören…
    Trotz der Stille, die nun einkehrte, änderte sich nichts an Mizukis Situation, und bevor sie noch mehr Aufmerksamkeit erregen würde, entschloss sie sich, wirklich erstmal für eine Weile zu verschwinden.
    Dennoch weigerte sie sich, den Gedanken gerade vor die Tür gesetzt worden zu sein, erstmal zu akzeptieren und griff mürrisch nach dem Mantel am Boden seitlich von ihr. Aber als Mizuki sich wieder aufrichtete, blickte sie in ein ihr bekanntes, aber nicht wirklich willkommenes Gesicht.
    „So, unser kleines Prinzesschen hat Liebeskummer?“, meinte das blonde, lang gewachsene Mädchen mit dem welligen Haar. „Wer ist nur der Arme?“
    Anders, als man es erwarten würde, war es kein hochnäsiger Ton, in dem dies gesagt wurde, sondern schlichtweg etwas neckisch.
    „Niemand! Plapper nicht so einen Müll nach, den du irgendwo aufschnappst“, giftete Mizuki zurück und ließ sich gar nicht darauf ein. „Außerdem, die ’Prinzessin’ von uns beiden bist ja wohl du, Melissa!“
    „Touché“, kicherte diese amüsiert, setzte dann jedoch ihren Weg mit dem Karton in den Armen an Mizuki vorbei kommentarlos fort. Aber als Mizuki ihr gerade den Rücken zukehrte, sinnierte Melissa, ihr zugewandt, noch mal etwas nach.
    „Akane war ziemlich angepisst neulich. Selbst wenn sie selber Schuld war, so was lässt sie nicht auf sich sitzen…“
    „Hast du etwa Angst um mich?“, plapperte Mizuki ihr übertrieben unschuldig betont nach.
    Doch die Blonde ignorierte das Getue völlig. „Sei einfach vorsichtig…“
    Im Weitergehen rekapitulierte Melissa schmunzelnd aber noch einmal an das, was sie eben mitbekommen hatte. Die Erfahrung macht jeder… Deshalb ist es so schade, wenn eine Rose vergeht, weil sie keiner würdigte…


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    Zwei Stunden später…



    Kantarou musste etwas lächeln, als er die letzten Zeilen der Textnachricht auf seinem PDA las. Flink begann er sogleich auch im Gehen, ihr eine Antwort zu schreiben. Mit ein paar aufmunternden Worten eingeleitet, musste er sie aber wegen einem neuen Zeitpunkt für ein Treffen vertrösten.
    „Achja, Shin hatte sich gestern auch noch einmal gemeldet“, merkte Fukuin an Kantarou gerichtet an, als er den kleinen Handcomputer erspähte. „Hat sich nochmals bedankt für das Duell. Auch wenn es nur für zehn Minuten gereicht hat. Aber er ist wohl zuversichtlich, mit der entsprechenden Motivation fehlt jetzt noch die Ausdauer.“
    „Schön zu hören…“, entgegnete ihm Kantarou, während er weiter vertieft mit dem Gerät in seinen Händen zu Gange war.
    „Er meinte auch noch, dass man das bald mal wiederholen könnte.“
    Da schaute Fukuins Gesprächspartner plötzlich entsetzt auf.
    „Danke nein! Ein Rendevouz mit ’nem Felsbrocken hat mir gereicht!“, entrüstete er sich energisch, schloss dann jedoch die Augen und fuhr nach einem nicht ernst gemeintem Stöhnen fort. „Toller Freund, hättest mich ja auch mal warnen können, nicht?“
    „Dann wäre mir aber entgangen, wie du den Roch angebettelt hast…“, konterte Fukuin erheitert, was selbst Kantarou nach einem kurzen Augenblick des Schmollens zum Lächeln brachte.
    Zeitgleich schickte er auch die inzwischen fertige Nachricht ab, als sie an ihrem Zielort ankamen.
    „Und hier sind wir richtig?“, vergewisserte sich Fukuin, während er die massive Tür vor sich musterte. „Forschung“, las er das Schild seitlich daneben.
    „Jep, weißt doch, ich war hier schon mal“, konnte ihm Kantarou aber glaubwürdig versichern.
    „Na ja, also dann…“, murmelte der weißhaarige Junge grüblerisch. „Ich gespannt, was es so Wichtiges gibt, dass Daniel uns gestern deswegen extra herbestellt hatte.“
    Kantarou nickte. „Ich auch.“
    Ein zurückhaltungsloses Gähnen des Dritten im Bunde zeugte davon, dass Kenji sich nicht dafür interessierte, genauso wie er sich an keinem Gespräch zuvor sonderlich beteiligt hatte.
    Mit entsprechendem Kraftaufwand versuchte Fukuin nun die Tür aufzuziehen, aber es gelang ihm einfach nicht. Eine zweite Anstrengung blieb ebenso ohne Erfolg, obwohl er beinahe verzweifelnd seinen Fuß gegen die Wand gestemmt hätte. Doch bevor es soweit kam, griff Kantarou beherzt ein.
    „So geht das“, drückte er den Riegel zur Demonstration seitlich hoch, worauf die Tür sich vergleichsweise geschmeidig öffnete. „Die haben hier eine Feuerschutztür. Ist wohl ne Sicherheitsvorschrift oder so“, erklärte Kantarou zusätzlich noch.
    Kenji entglitt ein hämisches Kichern angesichts der vorherigen Unbeholfenheit des ersten Jungen. Doch wider seiner Erwartung empörte sich Fukuin nicht darüber.
    „Tja, scheint auch gegen mich wirksam zu sein…“, meinte er mit einem ertappten Grinsen.
    Nacheinander schritten sie über die Schwelle in den dahinter liegenden Korridor und zogen die Tür wieder hinter sich zu, deren Riegel mit einem metallenen Klack wieder in der Ausgangsstellung einrastete.


    Was die Jungen nicht bemerkten, als sie durch den Eingang in das Areal vor sich verschwanden, war, wie eine Gestalt mit blauen Haaren hinter einer nahe gelegenen Ecke hervor lugte. Mit einem nervösen Schnaufen verschwand diese aber wieder hinter der Wand, nachdem die drei Jungen, die sie aufmerksam beobachtet hatte, nicht mehr zu sehen waren.


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    Einen Tag zuvor, am frühen Nachmittag…


    „Und, wieder da?“, erkundigte sich Fukuin neckend bei Kantarou, als dieser sich stöhnend erhob und zunächst den Dreck von den Klamotten klopfte. Währenddessen schaute sich der weißhaarige Junge schon einmal nach einem Platz um, wo Shins Duel-Disk gut sichtbar aber auch ein wenig geschützt stehen würde. Kann ich sie einfach hier so stehen lassen?, musterte er zwischendurch unsicher die Gerätschaft in seiner Hand. Die Karten hatte er alle zurück in den Deckschacht gesteckt.
    „Es geht. Aber ’die Vöglein sehen’ hat für mich jetzt eine völlig neue Bedeutung bekommen“, murrte Kantarou enttäuscht. „Was war das nur für ein Horrorvieh?“, kam die Erinnerung an den monströsen Roch wieder hoch.
    „Sah aus wie Shins Schlüsselmonster“, wandte sich Fukuin ihm da wieder zu und war daran, jenem den Effekt zu erklären. „Der Felsenvogel kann einem Spieler 4000 Schadenspunkte auf einen Schlag zufügen.“
    Kantarou schluckte. Er hatte zwar durch die Kreatur verloren, aber warum hatte er bisher nicht gewusst gehabt. Und mit so einer Fähigkeit konnte man einen Gegner ohne Umwege in einem Zug besiegen.
    „Naja, immerhin kann er den Effekt nicht...“, begann sein Gegenüber aber weiter zu erläutern, als sein PDA sich bemerkbar machte. „Huh, ein Anruf?“, zuckte er mit den Schultern, „Wer könnte das sein?“
    Ein Blick auf das Display mit einem schlichten ’Unknown Call’ verriet es Fukuin aber auch nicht, worauf er das Gespräch annahm.
    „Ja, hallo?“, meldete sich der Junge sich in einem forschen Ton. „Daniel? Ja, ich erinnere mich… Etwas mit uns besprechen? Vorbeikommen, heute noch?“
    Mit verwunderter Stimme fuhr Fukuin weiter fort und ging auf die für seine beiden Begleiter nicht vernehmbare andere Seite ein.
    „Das wird nicht klappen. Wir sind unterwegs, ich glaube nicht, dass wir vorm Abend zurück sein werden…Ob wir dann morgen kommen könnten? Da ist doch schon Samstag... Ist am Wochenende überhaupt jemand da?“
    Derweil hatte sich Kantarou interessiert neben ihn gestellt, da er aus den Gesten seines Freundes schlechter als recht zu deuten wusste, und hielt sein Ohr neugierig in die Nähe von Fukuins, um mitzuhören.
    „Ja, ein paar von uns sind auch am Wochenende da. Für uns ist das ein Hobby, wir haben unseren Spaß daran.“
    Fukuin seinerseits hielt kurz die Hand vor das Mikrofon und schaute absichernd zu Kantarou, der einverstanden nickte. Kenji überging er jedoch gänzlich, worauf jener in ein paar Metern Abstand ärgerlich mit dem Fuß am Boden scharrte. „Ignorier mich gefälligst nicht!“, fluchte er dabei leise.
    „Okay, morgen Vormittag dann. Man sieht sich, Daniel!“
    Nachdenklich beendete Fukuin das Gespräch.
    „Was wollte er denn jetzt?“, erkundigte sich sein Freund neben ihn, der nur die Schnipsel am Ende mitbekommen hatte.
    „Hat er nicht gesagt… aber es schien ihm sehr wichtig zu sein.“
    Stutzig schaute er auf den PDA in seiner Hand hinab. „Aber woher er meine Nummer hat, wüsste ich gern?“
    „Das Studentenverzeichnis ist für jeden abrufbar… Deppen!“, wies ihn die brummende Stimme Kenjis von der anderen Seite zurecht, der sich auf die Weise erneut bemerkbar machte.
    Dabei entging dem Weißschopf jedoch nicht, wie dieser langsam ungeduldig wurde. In Aufbruchstimmung wandte er sich an die anderen beiden Jungen, nachdem er das Gerät in der Gürteltasche wieder verstaut hatte.
    „So, wollen wir uns auf den Weg nach unten machen?“
    In dem Moment vernahmen alle drei ein laut schlagendes, schnell näher kommendes Geräusch. Sekunden später sauste schon ein Hubschrauber, wie aus dem Nichts kommend, über ihre Köpfe hinweg und verschwand hinter den Erhebungen auf der anderen Seite des Streifens. Alles ging so schnell und überraschend, dass keiner etwas Näheres erkennen konnte.
    „Merkwürdig, wo will der denn hin?“, dachte Kenji laut und zog so unbeabsichtigt die beiden anderen mit ein. „Der Heliport ist doch unten am Hafen…“
    Von der Unregelmäßigkeit angezogen, begann Fukuin darauf, die paar Meter Felsschräge hochzuklettern, so dass er einen Blick auf die andere Seite werfen konnte.
    Zunächst tauchte der Vulkangipfel in einer Entfernung in seinem Sichtfeld auf, doch seine Aufmerksamkeit fing wenig später das, was sich zwischen den beiden Bergen befand.
    Inmitten des Tals erhob sich ein weiterer Gebäudekomplex, der etwa ein Drittel so hoch wie die Akademie war. Von dort oben erkannte man aber kaum Details, außer zwei heraus stechenden, gelb markierten Landeplattformen auf den flachen Dächern, wo auf einer von jenen der gerade angekommene Hubschrauber von zuvor noch mit laufenden Rotoren stand. Auf der zum Osten des Tals gewandten Seite gab es eine große Glasfront, die am Boden in eine ebenso gläserne Vorhalle mündete, welche gleichzeitig wie ein imposanter Eingang wirkte. Auf den anderen Seiten stellten die niedrigen Betonbauten einen Kontrast zu dem Grün der Bäume dar. Jedoch zeigten die vielen Kräne und Gerüste ziemlich deutlich, dass man noch völlig mit den Bauarbeiten beschäftigt war.
    Selbst Kenji konnte auf Nachfrage nicht beantworten, worum es sich dort unten handelte. Er wusste zwar, dass eine Firma dort ihre Zentrale errichtete, aber näher hatte er sich nie für interessiert. Jeder für sich die Eindrücke verarbeitend, machten sie sich kurz darauf an den Abstieg.


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    Die drei Jungen passierten einen kurzen Korridor, zu dessen Rechten sich zwei Türen befanden, die beide zu einem großen Raum führten, indem mehrere Schreibtische voneinander durch Raumteiler abgetrennt standen. Ein paar eingeschaltete Computer waren von dort zu vernehmen, aber nach den Anwendern suchte man vergeblich, wobei die vielen Papiere und Ordner ein Entdecken sowieso erschwert hätten. Auch die Aktenschränke an der gegenüberliegenden Wand des Großraumbüros wirkten überfüllt und bestätigten indirekt die Vorurteile über zerstreute Wissenschaftler.
    Auf der linken Seite zweigte ein weiterer Gang ab, der zu einer weiteren Unterabteilung in dem Bereich führte. Jedoch war die verglaste Doppeltür für den Weg verschlossen.
    Unter Kantarous zielstrebiger Führung erreichten sie an einer Art Umkleideraum vorbei einen gut doppelt so hohen Saal, der trotz ein paar aufgestellter Trennwände wie eine große Werkstatt wirkte. Einzelne Maschinen und Geräte wurden dazwischen voneinander separiert, an denen ein paar Leute am arbeiten waren.
    Im Großen und Ganzen jedoch wirkte auch dieser Teil ziemlich ausgestorben, aber da es Wochenende war, wohl auch nicht weiter verwunderlich. Ein Stück von ihnen entfernt war das Aufblitzen und Zischen von Schweißen zu entdecken, welches schon nach einem kurzen Moment wieder erlosch und durch das Schlagen eines Hammers abgelöst wurde.
    Zielstrebig steuerte Kantarou auf die Gerätschaft zu, die die Arbeiten verdeckte, als unerwartet von der rechten Seite ein schmaler, lang gewachsener Junge schwer beladen mit ein paar Duel-Disks rückwärts auf ihn zu stolperte.
    „Acht…“, versuchte Kantarou, der jenen gerade so noch bemerkte, ihn zu warnen, bevor er ihn eilig abstützte und so vor dem Sturz bewahrte.
    „Woah, das war knapp…“, bedankte sich die brünette Bohnenstange, und drehte sich um. „Oh, Kantarou, hab gar nicht bemerkt, dass du das bist. Wären wir beinahe wieder zusammengestoßen…“
    „Keine Ursache, Francisco“, grinste dieser zurück. „Was willst du denn mit den ganzen Disks?“
    „Kosuke hat mich drum gebeten, ihm eine zu holen, aber ein paar mehr schaden sicher nicht“, erwiderte der Junge mit einem schwer verständlichen Akzent eifrig, eher er sich eilig umsah. „’Später“
    Während er in die Richtung verschwand, aus der das Hämmern herüber drang, klärte Kantarou seine Begleiter kurz über ihre erste Begegnung auf. Dadurch, dass er vor ein paar Tagen schon einmal von Daniel hierher eingeladen worden war, hatte er den hart gesottenen Kern der jugendlichen Wissenschaftler bereits kennen gelernt. Jenen Francisco stellte er als einen Bastler vor, der hier in der Akademie Reparaturen aller Art übernimmt. Vermutlich waren ebenso jene Duel-Disks, die er mit sich trug, ausgemusterte gewesen, die er wieder in Ordnung gebracht hat.
    Nach ein wenig Überlegen entschloss sich Kantarou, den zwei hinter ihm auch Kosuke vorzustellen, und führte die beiden dorthin, wo es Francisco hin getrieben hatte.
    Dafür mussten sie zunächst um die zwei großen Kästen, die wie Container wirkten und mit einem Bedienpult dazwischen verbunden waren, herummarschieren. Dahinter erspähten sie einen korpulenten Jungen in weißem Hemd und schwarzer Hose, der neben einem aus einer Rampe errichteten Podest kniete, und an der Oberseite des Beiwagens eines Motorradgespanns schraubte. Neben ihm lag der Stapel mit den reparierten Duel-Disks, seitlich davon eine einzelne, an der bereits Stücke der Verkleidung fehlten.
    Bei einer Stellprobe jener Disk an den vorbereiteten Stellen am Beiwagen bemerkte er die drei Burschen, von denen zumindest zwei irritiert zusahen.
    Darauf richtete sich der füllige Kerl auf und wandte sich ihnen zu, was Fukuin ermöglichte, ihn ein wenig zu begutachten, während er freudig lächelnd auf sie zukam.
    Jener hatte nach hinten schulterlange, dunkle Haare und ein pausbäckiges, mehr rundliches Gesicht mit einer breiten Nase und zwei großen Augenbrauen. Der Hals hielt den Kopf nur wenig oberhalb des Hemdkragens. Er wirkte zwar gut beleibt, aber nicht übertrieben füllig.
    „Wie ich sehe hast du diesmal ein paar Freunde dabei?“, bemerkte er zielstrebig und begann seinerseits knapp, Fukuin und Kenji zu mustern. „Ich bin Amano, meines Zeichens Mechaniker“, stellte sich Kosuke stolz beim Nachnamen vor.
    „Amano ist außerdem der Leiter dieser Gruppe hier“, fügte Kantarou honorierend an.
    Während Fukuin die Hand seines Gegenübers schüttelte, konnte er feststellen, dass diese genauso sauber war wie die Kleidung jenes Forschers, was ihn bei dessen Betätigungsfeld doch etwas verwunderte.
    Aber bei Weitem nicht so, wie das sich in der Umrüstung befindliche Motorrad hinter dem rundlichen, jungen Mann. Kosuke bemerkte den neugierigen Blick, sagte aber nichts.
    „Darf man fragen, was das werden soll?“, entsprach Fukuin der Erwartung und erkundigte sich danach. „Warum willst du eine Duelldisk an dem Motorrad montieren?“
    „Das ist Zukunft der Duelle!“, verkündete der Forscher fast euphorisch. „’Biking Duels’!“
    Skeptisch hob sich die Augenbraue der Jungen mit Ausnahme von Kantarou. „Ahja…“
    Um nicht irgendwie unhöflich zu erscheinen, vermied Fukuin es, seinen Zweifeln Ausdruck zu verleihen, doch das musste er auch gar nicht.
    „Wer ist denn so bescheuert, um sich so was auszudenken? Wie soll man sich beim Fahren duellieren… geschweige denn auf einem Motorrad? Das ist doch völlig bekloppt!“, schoss es aus Kenji heraus und bestätigte nur seine Vorurteile von den Freaks hier.
    „Ganz und gar nicht“, korrigierte Amano ihn unbeeindruckt, als ob er solche Reaktionen schon gut kannte. „Das Konzept ist simpel. Rennen und Duell werden kombiniert, und beeinflussen einander. Selbst die Tests in unserem Simulator sind überzeugend. Nur in der Realität bedarf es noch einem Beiwagen, in dem der Duellant getrennt vom Fahrer sitzt.“
    Dabei zeigte er zunächst auf die großen Container neben sich, die er in der Erklärung als jenen Simulator bezeichnet hatte.
    „Aber ich bin zuversichtlich, sobald wir eine Testreihe in der Praxis gemacht haben, wenden wir uns auch diesem Problem zu. Ich werde es diesem Matt von der amerikanischen Duellakademie mit seinen Duellrennwagen zeigen. Der wird sich umschauen“
    Kenji konnte das trotzdem nicht überzeugen und er tat es schlichtweg als Spinnerei ab.


    „Zur Not programmieren wir einfach einen Autopilot, wie bei einem Flugzeug“, brachte eine
    weitere Stimme sich mit einem Vorschlag ein. Mit eiligen Schritten tapste Daniel, dem Schweißperlen auf der Stirn standen, aus der rechten Hälfte des Flügels herbei.
    Doch bevor er auch nur ein Wort der Begrüßung sagen konnte, bemerkte er Kenji.
    „Was will der denn? Du bist hier nicht erwünscht!“, rümpfte der kleine Junge plötzlich voller Arroganz seine Nase und wollte ihn der Forschungsbereiche sofort verweisen. Jemand wie den wollte er nicht in seiner Nähe haben, erinnerte er ihn doch so sehr an die Rowdies, die ihn auf dem Kieker haben.
    „Du kleine Kröte, ich kann dir zeigen, was ich gerade will!“, machte Kenji mit der Faust drohend einen Schritt auf den Knirps zu, was diesen zurückweichen ließ. Doch unerwartet packte ihn Fukuin an der Schulter und stellte sich vor ihn.
    „Daniel…“, begann er erschreckend kühl, „Ich mag den Tonfall nicht, wie du mit meinen Freunden redest. Du willst schließlich was von uns…“
    Unter dem ebenso kalten Blick entschuldigte sich Daniel umgehend kleinlaut für das Gesagte.
    „Hör zu, ich bin nicht dein Freund, ich will nichts mit euch am Hut haben, klar?!“, fauchte Kenji und zog Fukuin auf Augenhöhe zurück.
    „Mir egal“, ignorierte dieser die Drohgebärde aber unbeeindruckt. „Du bist freiwillig hier. Keiner zwingt dich.“
    Dann löste er sich aus dem Griff.
    Kenji schaute ihm nach, wütend und verdattert zugleich. Seine rechte Braue begann nervös zu zucken. Ich schwöre, wenn du so weiter machst, dann passiert ein Unglück! Großvater muss verrückt gewesen sein, als er meinte, dass wir etwas gemein hätten.


    „Das ist praktisch unmöglich…“, versuchte Amano das Thema schlichtend zu wechseln und bewegte den Kopf seitlich hin und her. „In der Luft funktioniert ein Autopilot vielleicht. Aber am Boden gibt es viel zu viele Störfaktoren, die man berücksichtigen müsste. Aber selbst wenn, würde man die Rennkomponente, die uns wichtig war, wieder verlieren…“
    Selbst Fukuin, auch wenn so gar nicht von der Idee überzeugt, leuchteten die Argumente dagegen ein. Doch für den Moment interessierte ihn etwas andere mehr, nun da derjenige anwesend war, der sie herbestellt hatte.
    „Also, Daniel? Was war so wichtig, dass du mich unbedingt sprechen wolltest?“


    „Wie soll ich das formulieren?“, drückte sich Daniel beschämt vor der Antwort. „Wir haben da ein Problem. Professor Kramer hat vor kurzem veranlasst, dass uns ein Teil der Mittel gestrichen wird, den wir von der Akademie gestellt bekommen. Um den Forschungen eine Richtung zu geben, sollen wir externe Sponsoren gewinnen, die bereit sind, unsere Entwicklungen und Konzepte zu fördern.“
    Aufmerksam hörte Fukuin ihm zu. In gewisser Weise kam ihm das Procedere von Kramer sogar logisch vor, da es sie auf die harte Welt nach der Akademie vorbereitete.
    „Naja, einen Sponsor haben wir bereits gefunden, aber wir bekommen nur dann Gelder, wenn sich einer von uns in einem Duell bewährt und gewinnt. Deshalb wollte ich fragen, ob…“

  • „So einen Mist nur zu hören macht mich kirre“, zischte Kenji dazwischen, der verstanden hatte, worauf das Ganze hinauslaufen sollte. „Ihr wollt also, dass einer von uns sich duelliert, damit ihr weiter verrückte Wissenschaftler spielen könnt?“
    Kantarou und Fukuin sahen sich beide verwundert wegen dem Ausbruch ihres Begleiters an. Ohne sich abzusprechen machten beide einen Schritt zurück und standen hinter Kenji.
    „Einer von uns? Wenn du willst, lassen ’wir’ dir gerne den Vortritt“, amüsierte sich Fukuin.
    Von seinen unachtsam gewählten Worten peinlich berührt, versuchte Kenji sofort nach einer Ausrede zu stammeln, aber winkte dann nur ärgerlich mit der Hand ab. Mit einem Grollen verzog er sich und lehnte sich gegen den näheren der beiden Container.
    „Du wolltest also wissen, ob ich für euch antrete? Überschätzt du mich da nicht etwas?“, ließ Fukuin seinem Zweifel freien Lauf. Doch ein zaghaftes Kopfschütteln aus Überzeugung heraus versuchte ihm diesen sofort zu nehmen.
    „Gib mir bitte einen Moment, ich muss darüber nachdenken“, versuchte er etwas Zeit zu gewinnen, um einen Ausweg zu finden.
    „Mach das, bitte. Ich bin gleich wieder da, muss dort drüben gerade noch etwas fertig stellen“, bat Daniel sie eilig und lief zurück in die Richtung, aus der er zuvor gekommen war. Am Ende des Flügels der Halle setzte er sich an ein Terminal und tippte in rasantem Tempo Daten in den Computer vor sich ein, so dass er sich schon nach einem Moment den Schweiß von der Stirn wischen musste.
    „Ich bin gleich zurück“, richtete sich Fukuin da an Kantarou und ging zu dem Jungen, der allein in der Ecke der Halle saß, hinüber. „Ich will noch mal allein mit ihm reden.“


    --------------------


    Fukuin stützte sich seitlich an den Stuhl vor dem Terminal, an dem Daniel saß.
    „Daniel, ich würde gern auch etwas fragen, wenn es recht ist?“
    Zögernd suchte er die Worte für ein ernstes Gespräch, doch die Sorge schien fast unbegründet, als der Junge vor ihm sich freudig bereit erklärte, ihm alles zu beantworten, was er denn wissen möchte.
    „Warum ausgerechnet ich?“ wollte der Weißhaarige unbedingt wissen.
    „Du hast mir neulich geholfen, und ich hab an dich gedacht, weil du so gut bist, dass du den da hinten besiegt hast.“
    In einer kurzen Pause zwischen dem Tippen zeigte Daniel kurz mit dem Daumen über die Schulter, eine gewisse, verbliebene Abfälligkeit immer noch bewahrend, in Richtung Kenji.
    „Das ist…“, fasste sich Fukuin an den Kopf. Er konnte sich an die Nacht nicht erinnern. Immer wieder hieß es, er hätte ihn besiegt, und selbst Kenjis Verhalten bestätigte es ihm. Aber er wollte das alles nicht. Ein tiefes Durchatmen ließ seine Brust anschwellen.
    „Erinnerst du dich an die Nacht… als sie uns im Wald gefunden haben?“, begann er plötzlich mit einem völlig anderen Thema. Daniel konnte es nur verneinen, er wusste nichts von jener nächtlichen Begegnung. Aber gerade dadurch ergab sich eine günstige Gelegenheit.
    Fukuin beugte sich näher heran, und begann im Flüsterton zu sprechen.
    „Das, was ich dir jetzt sage, musst du unbedingt für dich behalten - nicht ein Sterbenswörtchen… zu niemandem.“ In Reaktion auf ein kurzes, ängstliches Nicken lächelte er.
    „Du bist besser als ich. In der Nacht neulich… wir beide haben uns da duelliert…und du hast mich besiegt.“
    Daniels Augen weiteten sich, er wollte nicht glauben, was ihm auf heimlichste Weise mitgeteilt wurde.
    „Batteriemänner, oder?! Ich hab dein Deck gesehen... Es ist die Wahrheit.“
    Fukuin wartete einen Moment ab, der für die letzten Dinge wie eine Zäsur wirkte.
    „Ich weiß aber auch nicht alles, nur…das mit der Ohnmacht von uns beiden, dafür ist irgendjemand verantwortlich. Vermutlich der Angreifer, der momentan Schüler attackiert. Deshalb darf das keiner wissen.“
    Geschickt nutzte er eine gemachte Erkenntnis aus. Sein Leben lag in der Sorgfalt, dass er nicht enttarnt werden durfte. Aber da er durch Minakos Erkenntnis nicht gestorben ist, musste das bedeuten, dass er sich in gewissen Grenzen frei bewegen konnte. Und er hatte hier nicht einmal eine direkte Verbindung zwischen sich und dem Angreifer geschaffen, er war nur ein weiteres Opfer, was nicht einmal gelogen war.
    Dennoch wollte Daniel es nicht wahrhaben, selbst auf erneutes Bestätigen Fukuins klammerte er sich an die Überzeugung, dass Fukuin das Duell für ihn besser führen könnte.
    „Naja, wenn das dein Wunsch ist, dann kann ich dich ja schlecht hängen lassen, oder?“, seufzte Fukuin sich den Kopf kratzend. Er hatte leider erkennen müssen, dass sein Plan, Daniel genug Mut zu machen, damit er selbst antritt, nicht aufgehen würde.
    „Du hilfst mir wirklich?! Danke! Danke!“, nahm da die Freude in Daniel kurzzeitig einen ungeahnten Höhenflug.
    Bis dieser sich wieder gefangen hatte, konnte Fukuin nicht anders, als beschämt zur Seite zu schauen, so unangenehm war ihm der Rummel, den der Kleine darum machte.
    Während sein hinab gerichteter Blick am Terminal nach oben entlang wanderte, entdeckte er ein lose herumliegendes Deck auf einer der Kanten nahe der Tastatur liegen.
    „Deines?“, vergewisserte sich der als Helfer Auftretende. „Hast du es gar nicht in deiner Duel-Disk bereit stecken?“
    „Nicht mehr“, gab Daniel nüchtern zu verstehen. „Wir wollten vorgestern meine Disk schon mal an den Beiwagen montieren, aber als Amano daran war, die Verkleidung zu lösen, hat es einen Kurzen gegeben und sie hat sofort lichterloh gebrannt.“ Seine Sätze waren fast monoton beim Eingeben von etwas, das wie ein Quellcode aussah, als ob es ihn kaum berührte und er sich viel mehr auf das Gerät vor seiner Nase konzentrierte. Dann aber drückte er flink auf eine große Taste mit einem um die Ecke zeigenden Pfeil und schenkte Fukuin seine volle Aufmerksamkeit.
    „Klingt heftig“, erwiderte dieser überrascht über das Geschehene.
    „Schon, aber Defekte gibt es überall. Und so schlimm ist es ja nicht, wir haben hier genug andere Duel-Disk rumliegen.“
    Der Weißhaarige versank in Gedanken. Es war von Vorteil zu wissen, dass die andere der beiden Disks aus jener Nacht damit beseitigt war. Zu unverantwortlich wäre es gewesen, jene irgendwo in der Akademie herumliegen zu haben. Doch zeitgleich erschreckte es ihn auch, da er aus dem Erzählten darauf schloss, dass die beiden Disks einen Sicherheitsmechanismus hatten, der sie gegen unbefugtes Öffnen schützte. Nur gut, dass er auf die Idee gar nicht erst gekommen war.


    --------------------


    „Hey Fukuin, wie wäre es mit einer Demonstration? Amano hat gemeint, er wird uns ein Biking-Duel vorführen!“, rief Kantarou ihm von der anderen Seite voller Elan zu. Ein wenig perplex, konnte Fukuin sich dennoch schnell fassen und entsprechend reagieren.
    „Ich komme…“
    Bevor er jedoch losging, wandte er sich noch einmal erklärend an den jüngeren Knaben vor ihm und legte ihm eine Hand auf die Schulter.
    „Es ist wirklich besser, wenn das von eben unter uns bleibt, ich verlass mich auf dich!“
    Daniel nickte verständig. „Danke für deine Hilfe. Und natürlich kannst du auf mich zählen!“
    Fukuin lächelte zufrieden und beide kehrten zu den anderen Jungs zurück.


    Kosuke wartete auf die beiden neben einem der Container, wo eine stählerne Tür einladend offen stand.
    „Hier entlang“, bat er Fukuin, der jedoch zunächst nur vorsichtig ins Innere der Blechbox hineinlugte. Einzig ein dämmriges, rotes Licht leuchtete im engen gestalteten Innenraum, aber es reichte aus, um eine Maschine zu erkennen, die entfernt an einen überdimensionalen Sessel erinnerte, von dem viele Schläuche und Kabel wegführten.
    „Was soll ich da drin?“, fragte er aber dann verunsichert nach.
    „Ich will sehen, ob du den Gerüchten über dich gerecht wirst. Ansonsten lehn ich Daniels Gesuch, dass du unsere Forschungsabteilung repräsentierst, als Leiter ab.“
    Da war es wieder, diese Gefühl, dass ihn so frustrierte. Warum mussten ihn diese Gerüchte überall heimsuchen?
    „Ich schätze, dann ist das hier ist der Simulator, den du vorhin immer erwähnt hast?“, folgerte Fukuin altklug.
    „Exakt. Ich werde dir persönlich einen Eindruck von einem echten Biking-Duel vermitteln. So echt virtuell sein kann.“
    Doch Fukuin schüttelte den Kopf.
    „Dann muss ich dich leider enttäuschen. Zunächst einmal… kann ich kein Motorrad fahren und ich habe jemandem versprochen, mich mit niemand anderem vor ihm zu duellieren.“
    Dabei blickte er sich absichernd zu Kenji. Doch mit Schrecken musste er feststellen, dass dieser hämisch grinste.
    „Los, mach ruhig! Amüsier dich doch ein wenig! Ich will ja kein Spielverderber sein“, gab der ansonsten überwiegend Miesmufflige sich überraschend freundlich. Innerlich war er komplett angespannt, und konnte es gar nicht erwarten, dass Fukuin sich in die Maschine setzen würde, aber das ließ er sich natürlich nicht anmerken.
    Durch Kenji die Erlaubnis erhalten, setzte der Weißhaarige sich unter Amanos Anweisung behutsam in die Sitzfläche im Inneren der Maschine, nachdem ihm dieser versichert hatte, dass er absolut keine Kenntnisse im Umgang mit einem Motorrad brauche.
    „So, einfach entspannen und die Augen schließen. Daniel wird dir alles über das Comm-Link erklären…“, zog er einen komisch anmuteten Helm auf Fukuins Kopf herunter und legte ihm Klettmanschetten an. Bevor er wieder ging, steckte er noch dessen Deck in einen einzelnen, dafür vorgesehenen Schacht an der Seite.
    Als dann aber die Tür geschlossen wurde, kehrte schlagartig Stille ein. Ohne das schwache, rötliche Licht wäre es dazu stockfinster gewesen, was nur noch mehr zu seinem Unwohlsein beigetragen hätte. Er fühlte sich völlig hilflos, geradezu wie auf einem elektrischen Stuhl angebunden.


    Draußen gab Kosuke Amano Daniel ein paar letzte Anweisungen am Steuerpult zwischen den beiden Boxen, ehe er dem Jungen abschließend ein Paar Kopfhörer aufsetzte. Jener half ihm öfters, weshalb er sich auch mit der Bedienung auskannte. Darüber hinaus hat der Kleine einen Teil des Programmcodes selbst geschrieben gehabt. Neben Amano konnte es also keinen Besseren dafür geben.
    „Das Sutherston-Interface ist angelegt, die Verbindungen stehen. Lass die beiden ersten Tutoriale durchlaufen, das sollte reichen.“
    Dann griff er nach einem aus der Armatur herausstehenden Mikro und richtete es aus.
    „Alles okay bei dir…, Fukuin?“ überprüfte er. Er sah ihn zwar auch auf einem der Monitore, aber dafür war er zu gewissenhaft, als dass ihm das reichen würde.
    „Ja, alles bestens. Fühlt sich nur etwas merkwürdig an.“
    „Keine Sorge, wenn wir fertig sind, wirst du jeden Tag hier stehen und mich anflehen, ’ne Runde zu drehen!“, witzelte der rundliche Kerl herum, und heiterte so die Stimmung merklich auf. „Also, Achtung, es geht los!“
    Genau wie ihm gesagt worden war, schloss Fukuin seine Augen und versuchte sich zu entspannen.


    Als er sie wieder öffnete, fand er sich in einer endlosen, weißen Weite wieder. Dort gab es einfach nichts, egal wie sehr er in die Ferne spähte. Dazu im Gegensatz bemerkte Fukuin sofort die spezielle, dunkle Kleidung an seinem Körper. Eng anliegende Hose und Jacke, überall verstärkt durch rote Schutzpolster und vervollständigt durch einen passenden Helm auf seinem Kopf. Dennoch saß alles gut und trug sich unerwartet bequem. Ohne den Verstand, der ihm versicherte, dass dies alles nicht real sein konnte, wäre er hilflos seinen Sinnen aufgelaufen, die ihm das Gegenteil weismachen wollten.
    „Fehlt da nicht noch etwas?“, flüsterte er verwundert nach der Begutachtung der Klamotten.
    „Schon da.“ Sofort ertönte Daniels Stimme. Ohne Hall oder Echo vernahm er sie kristallklar, als ob sie direkt aus seinem Schädel kam.
    Im Nu eines Wimpernschlags tauchte vor ihm ein quietschgelbes Motorrad auf. Alles daran wirkte nagelneu, ziemlich modern und richtig windschnittig, wie man sich eine Rennmaschine geradezu vorstellte. Ungewöhnlich war nur ein breiter Rahmen, in dem ein Display eingelassen war und der sich seitlich über den Lenker erstreckte. Nach vorne neigte sich dieser wie ein Windschutz über die Handgriffe.
    „Alles okay?“, hörte Fukuin die vertraute Stimme sich erkundigen, als er zögerte, aufzusitzen. Liegen hätte es aber beinahe eher getroffen.
    „Ja, ich dachte nur gerade, dass die Farbe überhaupt nicht zu der Maschine passt. Ein Schwarz wär da sicher…“
    Es gelang ihm nicht einmal, den Satz zu beenden, da hatte der komplette Lack bereits die vorgeschlagene Farbe angenommen.
    „Andere Wünsche?“ folgte unmittelbar die Frage, die deutlich herausstellte, dass innerhalb des Programms alles anpassbar war.
    Für einen kurzen Moment zögerte der Weißschopf, ehe er etwas gefunden hatte.
    „Wie wäre es mit einer Jetdüse auf beiden Seiten?“
    Zwar war es unmöglich, in dem virtuellen Raum auf eine andere Weise etwas von der Außenwelt mitzubekommen, aber die Totenstille auf der Verbindung mit Daniel sprach Bände. Fukuin konnte sich richtig vorstellen, wie alle da draußen sprachlos waren und ihn ungläubig betrachteten.
    „Das war… ein Scherz“, suchte er aber die Situation wieder zu entspannen, und schwang sich über die Maschine. Woher sollte der Junge auch ahnen, dass sein Witz so todernst rüber gekommen war, dass man die Aussage für voll genommen hatte.
    „K-können wir anfangen?“
    Ein Rest Verwunderung klang immer noch in Daniels Stimme nach, doch dann fing er sich wieder und begann auf Fukuins bejahendes Zeichen mit dem ersten Tutorial.


    Amano erklärte draußen derweil, was sich hinter dem Begriff Tutorial verbarg. Jedoch klang alles komplizierter, als es letztlich war. Der Lernende durchlief auch hier die Basiskenntnisse, jedoch konnte man den Prozess in der virtuellen Realität deutlich beschleunigt ablaufen lassen, so dass Fukuin die fehlende Erfahrung und Praxis binnen Minuten gewann. Jedoch, so stellte der Junge im weißen Hemd heraus, bleibt das Wissen nur kurzfristig erhalten, da das Ganze vom Gehirn nicht entsprechend an das Langzeitgedächtnis vermittelt werden kann. Letztlich müsste man erst ähnlich viel Erfahrung wie in der Realität sammeln, damit es einem länger als ein paar Stunden erhalten bleibe.
    „Es sind zwar noch ein paar Minuten Zeit, aber ich logge mich besser auch schon ein“, meinte er zum Ende hin gelassen, bevor er die einzelne Stufe aus metallenen Waben hinter sich auf den Boden hinab stieg.
    Inzwischen fanden sich die restlichen Studenten, die heute in dem Bereich waren, nach und nach als Zuschauer ein und warteten schon gespannt auf das Duell.
    Als Amano gerade um die Ecke vom zweiten Container linkerhand des Steuerpults bog, witterte Kenji endlich seine Chance, und hastete von seinem Platz auf der rechten Seite hinterher. Natürlich hatte er Fukuin den Freischein nicht ohne Hintergedanken gegeben. Von Anfang an wollte er im letzten Moment mit Amano den Platz zu tauchen und sich so die ersehnte Revanche vorzeitig holen. Nur noch ein paar Augenblicke trennten ihn jetzt davon. Gleich…


    --------------------


    Der weißhaarige Junge betrachte eifrig die neue Umgebung, in die er versetzt wurde, während unter seinem Po die Maschine angespannt vibrierte. Die Strecke, so weit er sie vor und hinter sich sehen konnte, war ein befestigter Weg aus Erde, Steinen, Dreck. Nicht die optimalen Verhältnisse, die eine Straße bieten würde, aber auch kein Problem. Auf der linken Seite versperrte ein dicht gewachsener Wald die Sicht. Zur Rechten erhob sich eine kleine schroffe Felswand. Vieles erinnerte von den Landschaftsmerkmalen an die Insel der Duellakademie. Zumindest lag es nahe, dass die Strecke wohl jener nachempfunden war.
    Doch Fukuin wurde allmählich des Wartens überdrüssig, von Amano fehlte jede Spur.
    „Hey, stimmt was nicht?“, erkundigte er sich mit kräftiger Stimme, die versuchte, das Motorgeräusch zu übertreffen, obgleich es unnötig war.
    „Es geht gleich los. Ich erklär dir derweil noch einmal, wie der Duellteil funktioniert“, bereitete Daniel ihn auf den Rest vor. „Du siehst das Display vor dir im Lenker? Das ist das gegnerische Feld. Die Zahl aller anderen Karten werden dir als Nummern links und rechts eingeblendet.“
    Zur Demonstration ließ der Knirps kurz entsprechend die gut lesbaren Abbildungen durchlaufen.
    „Und meine Karten?“, griff Fukuin das Nächste vorweg.
    „Die werden dir auf deinem Visier angezeigt, aber nur transparent, damit du ungestört nach vorne blicken kannst. Eine Karte zu bewegen ist kinderleicht, das geschieht über Augenbewegungen. Versuch es bitte einmal…“
    Der Aufforderung nachkommend, gelang es ihm nach etwas Probieren, auf dem Visier die Abbilder der Karten zu bewegen. Eine mit dem Auge fixierte Karte wurde durch einen Taster am linken Griff zuvor ausgewählt, mit einer entsprechenden Schaltmöglichkeit am rechten gesetzt oder aktiviert.
    Im ersten Moment hatte es zwar kompliziert angemutet, aber schon wenig später hatte Fukuin den Dreh raus. Er sah ein, dass es auf diese Weise tatsächlich möglich war, beides zu kombinieren, da man seine Hände nie vom Lenker nehmen musste und die Handhabung der Karten auf diese Art schnell als einfach erwies.
    In dem Moment vernahm er neben sich ein unbekanntes Geräusch, das sich sofort in ein ähnliches Motorbrummen wandelte. Zu seiner Linken entdeckte Fukuin nun eine rote Maschine mit einem breiten, blauen Blitz über die Seitenflächen. Doch zu seiner Irritation hatte die Statur des Fahrers in identischer Kleidung wie er keinerlei Ähnlichkeit mit dem fülligen Amano.
    „Es gibt eine kleine Änderung“, meldete sich jener unvermittelt auf dem gleichen Kanal, den auch Daniel verwendete. „Wir testen den Computer, um ein paar Daten zu sammeln. Ich benutze meine letzten Läufe als Vorlage und speise ebenfalls mein Deck ein, das er benutzen wird.“
    Für ein paar Sekunden herrschte Stille.
    „Keine Sorge. Ich erkläre Effekte und dergleichen. Du wirst den Unterschied nicht einmal bemerken, dass ich hier draußen bin“, garantierte Amano da sofort, worauf wenig später ein mäßig begeistertes „Einverstanden“ auf gleichem Wege zurück erfolgte.
    „Okay, dann beginnen wir. Wer zuerst Checkpoint Eins passiert, beginnt das Duell.“
    Fukuin ließ mit der rechten Hand herausfordernd das Gas kommen, was der Computer ihm gleichtat. Angespannt schaute er dann aber wieder nach vorne, und erwartete das Signal.
    „LOS!“


    ----------------


    (LP Fukuin: 4000; LP Computer: 4000)


    Der Start verlief ziemlich angeheizt. Bei beiden Motorrädern waren die Hinterräder kurz vorm Durchdrehen und beschleunigten ihre Fahrer auf rasantes Tempo hoch. Ziemlich schnell konnte sich aber das andere Zweirad ein Stück vor Fukuin setzen und diesen kleinen Vorsprung halten. Doch damit hatte er schon gerechnet, dafür war das alles selbst trotz Training zu neu für ihn.
    Während die Kulisse nur so an ihnen vorbeirauschte und sie über ein paar Unebenheiten hinweg flogen, erreichten beide Räder die erste Biegung, die von weitem schon zu sehen gewesen war.
    Mit der Maschine außen gegangen, tippte Fukuin für einen Augenblick mit dem Fuß auf die Bremse und legte sich sogleich in die Kurve. Das ist es! spürte er eine kleine Lücke in der Spur des Computers, als dieser im Zuge des Lenkvorgangs mehr in Richtung des Randes getragen wurde. Seine schwarze Maschine schoss hinter der anderen vorbei an der Innenkante entlang und konnte dadurch besser hinaus beschleunigen, was beide auf eine Höhe brachte. Keiner gab auch nur ein Stückchen nach und steckte zurück, wie zwei schwarzen, senkrecht stehenden Stämme auf beiden Seiten der Strecke nach der Kurve sichtbar wurden. Fukuin war sich sicher, dass das den ersten ’Checkpoint’ darstellen musste.
    Ich schaff’s nicht!, realisierte er, als er durch eine holprige Bodenwelle kurzzeitig den Kontakt zur Strecke verlor und es dem roten Rad gelang, sich einen knappen Meter vorzuschieben.
    Im Nu einzelner Sekunden kamen die breiten Pfähle des Checkpoints näher, und die erste Maschine passierte sie im selben Moment schon. Fukuin traute seinen Augen nicht, als er plötzlich vorne war und durch eine sich schlängelnde Biege steuerte.
    Hab ich…? Nein, der Computer hat direkt vor der Markierung abgebremst und mich absichtlich passieren lassen! folgerte er ohne seinen Blick von der Strecke abzuwenden.
    Da tauchte mit einem markanten ’Bing’ eine dunkelgrüne 100 in der oberen, rechte Ecke seines Visiers unter den Lebenspunkten auf.
    „Bei jedem passierten Checkpoint erhält der Erste jeweils einen Bonus“, schaltete sich Amano auf, ohne dass Fukuin überhaupt erst ans Nachfragen denken konnte. „Der erhöht sich mit jedem Checkpoint, also pass auf, dass du nicht zurückfällst!“ ermahnte er ihn aber direkt im Anschluss.
    „Ich versuch mein Bestes!“, raunte der Weißhaarige, als sich von alleine gleich sechs Karten rechts von dem schwach durchscheinendem Deck an den oberen Rand des Displays schoben und ihre Vorderseiten preisgaben.


    Jetzt beim Fahren wirkte es direkt etwas merkwürdiger, diese so vor sich zu sehen. Fast wie bei einer optischen Täuschung dachte man beinahe sogar, dass sie sich vor dem Motorrad befänden und deutlich größer wären. Trotzdem versperrten sie dabei nicht die viel wichtigere Sicht auf die Strecke, ein ausreichender Streifen war zum Sehen frei und die Karten waren darüber hinaus immer noch transparent dargestellt. Nichts schien einem Zufall überlassen worden zu sein und zeugte von einer gewissen Professionalität.
    Dann versuch ich es jetzt einmal machte Fukuin sich einen Überblick über sein Blatt und fixierte für einen Wimpernschlag sogleich die erste Karte, während er im selben Moment den Taster zum Halten drückte. Ein gelber Rand hob die Auswahl hervor und mit einer weiteren bestätigten Entscheidung verschwand die Karte perspektivisch verzerrt am unteren Rand des Displays, mit der Vorderseite nach oben.
    Dennoch war der ganze Ablauf nur eine Sache von Sekunden und hinter Fukuins Maschine tauchte schon das Abbild des Monsters in Form einer bläulichen, großen Ratte mit gefletschten Zähnen auf. Zusätzlich kam sofort der Bonus vom Checkpoint zum Tragen, der sich als eine Erhöhung der Angriffskraft herausstellte. ([Giant Rat], ATK: 1400 + 100)
    Doch indessen war er bereits wieder hinter das andere Motorrad zurückgefallen. Ihm war ziemlich schnell klar, dass man während des eigenen Zuges nicht wirklich das Tempo halten konnte und so automatisch an Boden verlor. Aber das geht nicht nur mir so, gab er sich zuversichtlich.
    Eilig wählte er eine weitere Karte aus und ließ sie setzen.
    „Fertig“, schnaubte er unter seinem Helm, als er schon wieder das Gas mehr kommen ließ und sich voll dem Aufholen widmete.



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    Wie beide Maschinen mit einem geringer werdenden Abstand über die kleinen Steine in der Erde bretterten, musste er jedoch feststellen, dass sein Gegner mit der ersten Karte weniger stark zurückfiel als er zuvor.
    Über dem rotblauen Rad materialisierte sich ein grünlicher Wirbel, während sich auf Fukuins Display eine Karte von gleicher Farbe zeigte.
    „Amano!“, forderte dieser ihn während des Fahrens auf.
    „Ja…äh…[Different Dimension Hangar]. Drei Unions-Monster werden vom Deck aus dem Spiel entfernt, und sobald eine Karte beschworen wird, an die die entsprechende Union ausgerüstet werden kann, wird sie spezial beschworen“, überschlug dieser sich nach einem anfänglichen Zögern förmlich mit dem Effekt.
    Aber bevor er damit fertig wurde, kam schon die nächste Karte ins Spiel. Der Computer nahm keine Rücksicht auf den Erfinder außerhalb.
    Diesmal eine gelbe Karte, wobei die Kreatur einem blaugelben Roboter mit 2 langen Kanonen auf den Schultern entsprach.
    X-Head Cannon, murmelte der Weißschopf den Namen des Monsters vor sich, bevor es ihm über Funk bestätigt wurde. (ATK: 1800)
    Mit dem Blick auf die braune Strecke entging ihm beinahe, wie sich darauf aus dem Wirbel drei Greifarme hinabsenkten, die jeweils eine weitere Maschine zu Boden brachten.
    Gerade so rauschte er unter dem ersten hinweg, der einen roten Apparat absetzte, der etwas an einen Flugsaurier erinnerte. Es war der gleiche Moment, als er auf eine Höhe mit dem anderen Motorrad kam. Nur für ein Bruchteil gelang es ihm noch mal, sich umzublicken, wo er inzwischen zwei weitere Monster erblickte. Die untere Hälfte eines gelben Panzers und ein grünes, längliches Rohr. Bedrohlich zog das rotblaue Rad alle vier Kreaturen hinter sich her wie ein Bannerträger, der in die Schlacht zog. Aber Fukuin hatte keine Zeit zum Staunen, er versuchte, seinen Abstand jetzt so gut wie möglich zu vergrößern.
    „Amano, hat es dir die Sprache verschlagen? Ich denke, der spielt wie du?“ rief er etwas grantig, denn die vier Monster waren zwar aus den Augen, aber nicht aus dem Sinn.
    „D-Das ist verrückt… Ich wäre darauf nicht einmal gekommen…“, fehlten jenem wirklich die Worte, wie er nur leise vor sich hin murmelte.
    „Nein, Moment, es ist ganz einfach…“
    „Egal, ich muss nur was von dem grünen Monster wissen, der Rest ist mir klar!“, hielt der Junge im Rennen ihn sofort an, nicht zu trödeln. Das [Y-Dragon Head] (ATK: 1500) eine Union zu X-Head war, und [Z-Metal Tank] (ATK: 1500) seinerseits zu der Flugmaschine wusste er, und genau das alle drei zusammen waren bereitete ihm schon alleine genug Sorgen.
    „[G – Gravity Mortar], 0 Angriffspunkte, Union für jedes der anderen“, hetzte Amano sich hab, seine Stimme bebte.
    Plötzlich sausten die anderen drei Monster in den Himmel, und begannen sich zu miteinander zu verbinden. Fukuin sah es nur aus dem Augenwinkel, als er aus einer leichten Biegung hinausfuhr, aber seine Befürchtung bewahrheitete sich.
    Als eine Einheit setzte die Kombination hinter dem Computer auf. ([XYZ - Dragon Cannon], ATK 2800). Und wie von einem Magneten angezogen, sauste das grüne Teil an den Rücken der X-Head in dem Konvolut aus Monstern und rastete dort fest.
    „Fukuin, Achtung!“, stieß Amano einen Warnruf aus, als die Rohre an der obersten Maschine eine erste Salve abfeuerten.
    Mit einem herben Ruck riss der das Motorrad nach rechts und wich so der Wucht der Granaten aus, die hinter ihm einschlugen und die Ratte zerrissen. Doch plötzlich wurde er kraftvoll durchgerüttelt und hatte noch größere Mühe, die Kontrolle zu bewahren.
    (LP Fukuin: 4000 -> 3500)
    „Verdammt! Was war das denn?“, ahnte er fast, dass ihm nicht alles gesagt worden war.
    „Vorsichtig…Gravity Mortar fügt dir für jede zerstörte Karte 500 Schaden zu!“
    „Warn mich nächstes Mal gleich vor, oder ist das zuviel verlangt?“, wurde Fukuin für einen Moment etwas schroffer, doch hatte er nicht viel Zeit dazu, als der nächste Schuss bereits ertönte.
    Nicht so schnell, du Dreckskiste!, schnellte sein Finger auf den Taster nieder, wodurch er die anvisierte Karte aktivierte. Gerade zeigte sich die Vorderseite der Falle [Rock Bombardement], da wurde sie schon zerrissen. Aber diesmal gab es einen Abpraller, der ein Stück früher aufschlug und einen Brocken aus der Strecke hoch schleuderte. Dieser schnellte auf das hintere Motorrad zu und sorgte so für ein Ausweichmanöver, welches die Maschine kurzfristig ins Schlingern brachte.
    (LP Fukuin: 3500 -> 3000; LP Computer: 4000 -> 3500)


    Trotzdem war es Fukuin insgesamt gelungen, sich derweil ein gutes Stück abzusetzen, aber der Abstand sollte sich für den Angriff als völlig nichtig erweisen. Diesmal feuerte das mechanische Ungetüm aus allen Rohren und Öffnungen auf das angepeilte schwarze Rad.
    Wie in einer Fahrt durch ein Minenfeld wurden Fukuin links und rechts die Explosionen nur so um die Ohren gehauen. Bei der letzten brach das Hinterrad aus, und er drohte wegzuschlittern. Aus Reflex schlossen sich seine Augen, doch schnell riss er sie auf, und bremste die Maschine gänzlich runter, wodurch er sie wieder fangen konnte. Ohne die Assistenzprogramme hätte ich das Ding nicht halten können, schlotterte sein Körper bei dem Gedanken an den Beinahe-Unfall.
    (LP Fukuin: 3000 -> 200)


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    „Euer Computer ist verdammt heftig!“, kritisierte Kantarou geradezu Amano für sein digitales Double. Doch der starrte irritiert auf den Bildschirm, der die Daten jenes zweiten Duellanten zeigte, zusammen mit allen Karten auf Hand und Feld.
    Das ist ein total anderer Stil. Ich hätte lieber sicher gespielt, und mir einen Heavy Mech als dritte Karte gewählt. Niemals so brutal offensiv. Wenn der Kerl nur eine Karte mehr gesetzt hätte, wäre das wohlmöglich seine Niederlage gewesen..
    Sein Blick wanderte auf den Container zu seiner Linken, während Daniel versuchte, Fukuin über das Mikro an seinem Headset zu erreichen.
    Mir bei weitem so überlegen zu sein…
    Kenji lehnte an der Laufstange hinter sich, gleich neben Kantarou, den er abfällig anblickte. Seine Arme hielt er vor sich verschränkt
    „Stell dich nicht so an, du Mimose er ist immer noch im Rennen, sofern er nicht noch länger da dumm herum steht…“


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    „Verdammt, wenn das Teil so hart spielt, bedeutet das dann, Amano ist genauso stark?“, murmelte Fukuin mit aufgeklapptem Visier zu sich selbst. Spürbar kalt lief Schweiß ihm über die Stirn hinab. Die Stimmen, die sich nach seinem Wohlbefinden erkundigten, überhörte er völlig. Dafür registrierte er aber in der Entfernung hinter sich, wie das andere Motorrad die letzte, trennende Biegung passierend auf ihn zukam. Mist, das hätte ich beinahe vergessen, klappte er den Sichtschutz wieder runter und legte einen zweiten Start hin. Dabei sah er zwei weitere der schwarzen Säulen nur einen Katzensprung vor sich. Der Checkpoint würde auch ihm gehören, war er überzeugt.

  • Zwar holte das rotblaue Geschoss durch Fukuins unfreiwilligen Zwischenstopp fast restlos auf, aber es gelang ihm nicht mehr, rechtzeitig vorbeizuziehen, um sich den Bonus einzuheimsen. So konnte der Weißschopf feststellen, wie aus der 100 bei ihm eine 300 wurde.
    So ist das also. Und mit jeder Markierung wird es also mehr. Egal, ich bin.
    Die automatisch gezogene Karte ließ ihn unter seinem Helm grinsen. Rache ist süß, du blöder Computer
    Sogleich sorgte er dafür, dass jene Karte bald ausgespielt werden sollte.
    „[Trembling Nature]! Ich schick deine Kiste runter in die Hölle!“, erklärte er in seinem Eifer beim Fahren den Effekt, obwohl er sich klar war, dass sein Gegner ihm nicht zuhören könnte und diesen sowieso als Programm bereits kannte. „Deshalb sage ich Monster… Zieh zwei Karten, wenn ich richtig liege, geht dein Monster drauf!“


    „Na bravo, jetzt verteilt der Idiot auch noch Handkarten, bei ’nem Deck, dass die so dringend braucht!“, schlug Kenji verbal die Hände überm Kopf zusammen, den Zauber wieder erblickend, der ihm in seinem Duell auf die gleiche Weise geholfen hatte.
    „Meinst du, das weiß er nicht?“, hielt Kantarou aber Vertrauen schenkend dagegen.
    „Was spielt der Kerl aber solch miese Karten?! Naja, mir kann es doch egal sein…!“
    „Er kann nicht anders…“, entgegnete der schwarzhaarige Junge direkt neben ihm darauf, was Kenjis Augen verwundert weitern ließ.
    „Was war das?“
    „Natürlich, du kannst das nicht wissen….“
    Kantarou erklärte Kenji, dass er sich bei deren Duell vorgestern auch darüber gewundert und Fukuin darauf später angesprochen hatte. Weiter noch, dass dieser erst nach dem großen Kartenraub mit Duel Monsters begonnen hatte. Ohne Karten und Geld gab es für ihn keine andere Option, als sein Deck mit ungewollten oder billigen Karten zu bauen.
    „Aber ich kann ihn verstehen…“, fügte Kantarou mit den Gedanken abwesend an. „Mit seinen…“
    Plötzlich merkte er, wie er einfach drauf los erzählte und stoppte abrupt. Das war etwas, das nur Fukuin anging, doch Kenji hatte inzwischen schon aufgehorcht.
    „Ich dachte, es interessiert dich nicht?“, baute sein Nachbar schnell eine geschickte Brücke, um ihn vom Nachhaken abzubringen.


    Nach einer Unebenheit im Boden wurden auf Fukuins Display im Lenker beide gezogenen Karten gezeigt. Die erste war ein Zauber, der eine gelbliche Kanone zeigte. Der Name wies darüber eine Buchstabenfolge auf. Aber die andere war viel wichtiger, ein weiteres Exemplar von Gravity Mortar, und damit - ein Monster.
    Plötzlich begann die Erde unter ihnen zu zittern und ein Riss verfolgte beide Motorräder, der die Strecke hinter ihnen entzwei teilte. Bedrohlich näher kommend, erreichte dieser schließlich die Blechbüchse hinter dem rotblauen Zweirad und sorgte dafür, dass das Monster mit all seinen Einzelteilen in die Tiefe stürzte.
    Aber während Fukuin beschäftigt war, die nächste Karte auszuwählen, zog die konkurrierende Maschine endgültig gleichauf. Der Junge stoppte kurz und schaute rüber zu dem digitalen Gegner auf dem Rücken des Motorrads. Es kam ihm fast vor, als hätte dieser ihn durch das pechschwarze Visier ebenfalls angesehen und sich die Blicke von beiden getroffen. Eilig verwarf Fukuin den Gedanken aber wieder, denn er hatte es sich sicher nur eingebildet. Außerdem durfte er nicht weiter zurückfallen als nötig.
    „[Fragment Summoner] im Angriff! Und sofort Attacke auf die Lebenspunkte!“ (ATK: 1400 + 300).
    Die Kreatur, die aus eine Mischung aus Alchemist und Sklaventreiber erinnerte, schwang ihre aus einer Vielzahl zerbrochener und miteinander verbundener Steine bestehende Peitsche, die unmittelbar neben dem Heck des gegnerischen Zweirads aufschlug. Und das nur aus dem Grund, weil jenes gerade so im letzten Moment seitlich ausweichen konnte.
    (LP Computer: 3500 -> 1800)


    Aber dabei schien sich die Peitsche irgendwie verhakt zu haben und im Boden festzustecken, so dass sowohl Fukuin als auch der Träger des Utensils das verklemmte Ende wenig danach passierten.
    „Wir sind noch nicht fertig!“, verkündete der Verfolger energisch. Kurz bevor die Peitsche sich nach hinten wieder voll spannte, riss sein Monster daran und schleuderte sie samt eines Riesenbrockens weit über beider Köpfe hinweg. Dieser schlug wuchtvoll auf Höhe des vorweg fliehenden Motorrads ein. Der aufgewirbelte Dreck sorgte dafür, dass der Computer ein kräftiges Bremsmanöver einleitete, was ihn schlenkernd bis zu der schwarzen Maschine hin zurück warf.
    (LP Computer: 1800 -> 700)


    Fukuin lächelte, als die Oberfläche des mitgeschliffenen Felsbrockens abbröckelte und eine darunter eine gewaltige Steinskulptur preisgaben, die zusammengekauert darin eingeschlossen gewesen war und nun parallel zum Fragment Summoner folgte. ([Guardian Statue]; ATK: 800 + 300)
    Doch so zeigte sie sich nur kurz, ehe ihr Abbild durch das einer verdeckten Karte ersetzt wurde. Mit zwei weiteren, davor platzierten Karten sicherte sich Fukuin vollends ab, und hielt das Tempo des Computers wieder behände.


    Doch anstatt langsamer zu werden, beschleunigte dieser für ein kurzes Stück weiter nach vorne weg, ehe die nächste Karte ausgespielt wurde. Während der Fahrbewegung konnte Fukuin in einem flüchtigen Blick nur ein ’QR’ auf der ihm angezeigten Zauberkarte und etwas mit Abwerfen erkennen. Dafür kam Amano in diesem Zug seiner Aufgabe besser nach.
    „[QR – Quantum Reborner]. Ein Ausrüstungszauber, der ein XYZ Monster für den Preis einer Handkarte zurückbringen kann.“
    „Das heißt ja…“, folgerte Fukuin ungläubig, was sich bestätigen sollte.
    Die Kombination aus drei Monstern tauchte seitlich von ihm aus dem Nichts wieder auf, bedrohlicher als je zuvor. Und als ob es nicht schlimmer hätte kommen können, wurde der durch Trembling Nature aufgezogene [G - Gravity Mortar] (ATK: 0) gleich hinterher gespielt, der nach Erscheinen sofort an die Fusion ausgerüstet wurde.
    „Noch mal das Gleiche?“, stieß der weißhaarige Junge provokativ aus, die nächste Aktion bereits voraussehend.
    Die obersten Kanonen und der grüne Mörser richteten sich erneut wieder auf ihn aus und feuerten aus unmittelbarer Nähe auf eine der beiden verdeckten Karten. Dann erfolgte der Schuss, der auf so kurze Distanz eine sofortige Druckwelle erzeugte und Unmengen an Staub aufwirbelte, in denen beide Maschinen verschwanden.


    „Ich bin noch da!“, schoss das schwarze Motorrad aber kurz darauf völlig unversehrt aus der Wolke wieder hinaus, eine lilane Karte war aufgerichtet.
    „Die Konterfalle [Guardian Spirit] verhindert, wenn ich eine Karte abwerfe, dass etwas von mir bis zum Ende des Zuges zerstört werden kann!“
    Durch das plötzliche, überraschende Erscheinen gelang es ihm, sich bis auf Augenhöhe vorzudrücken.
    „Das klappt nicht noch einmal!“, Fukuin zeigte unterm Helm versteckt die Zähne.
    Doch da schoss das andere Motorrad völlig unerwartet auf ihn zu und drohte ihn zu berühren. Unweigerlich musste er dadurch nach außen ausweichen, während sich die andere Maschine in die entgegengesetzte Richtung zurückzog.
    „Hey!“, wollte der Junge sich vergeblich über das unfaire Verhalten beschweren, als er entdeckte, dass die Strecke sich in ein paar Augenblicken teilen würde. „Verdammt“, folgte sein Blick dem zweiten Rad auf der flach ansteigenden Anhöhe neben sich, die der andere Weg nach einem kurzen Auseinanderdriften nahm. Fukuin hingegen folgte einem Stück, das parallel ebenerdig weiter verlief.
    Da reduzierte sich ebenso unvorhergesehen die Anzeige bei seinem Gegner.
    (LP Computer: 700 -> 200)


    „Indem man 500 Lebenspunkte zahlt, kann die abgeworfene Karte wieder auf die Hand zurückgenommen werden“, wurde Fukuin aufgeklärt, wie der digitale Kontrahent sich seine Munition zurückholte, aber seine Gedanken waren bei etwas anderem. Seitlich über seinem Kopf ragte drohend die Dragon Cannon über den Rand hervor, bevor sie sich zu ihm drehte und die Rohre auf seinen Fragment Summoner hinabsenkte.
    „Jetzt die Tour? So nicht!“, reagierte er abfällig auf den Angriff, der seine Lebenspunkte auslöschen sollte. Schnell sprang sein Auge auf die verdeckte Karte hinter seinem offenen Monster und die Finger griffen auf den Taster.
    „[Spirit Barrier] verhindert Schaden, solange ich ein Monster hab, und selbst wenn du angreifst, kannst du mir keins mehr nehmen!“ erklärte Fukuin dem Computer wie einem normalen Duellanten im Eifer des Gefechts Name und Effekt seiner Falle.
    Mit einem Schall zerberstenden Knall feuerte die Maschinenkombination da ihre Salve ab, die jedoch an einer schimmernden Wand knapp hinter den Rohrmündungen auf der Hälfte zwischen beiden Motorräder aufprallten und explodierten.
    „Dein Zug“, wies Amano Fukuin über Funk an, der zwar noch auf seinem Display mitbekam, wie oberhalb von ihm eine letzte Karte gesetzt wurde, aber nicht, dass der Computer damit auch fertig war.
    Doch zunächst musste er die nächste Rechtskurve voraus noch nehmen, vor der nicht wirklich genug Zeit mehr blieb, um eine erste Aktion zu machen.
    Aber als Fukuin innen um die Ecke raste, fand er eine vertraute Szenerie vor, nämlich die Gerade auf der sie gestartet waren. Somit war klar, dass es sich um einen Rundkurs handelte und sogleich auch, wo der nächste Checkpoint war. Nur so lange würde es nicht mehr dauern, wusste der Junge sicher.


    ---------------


    Kenji blickte seit einer Weile nicht mehr auf den Monitor, wo man das Duell verfolgen konnte. Abgelenkt starrte er auf den linken der beiden Container.
    Das war meine Chance! Warum musstest du gerade jetzt auftauchen??
    In Gedanken erinnerte er sich an den Moment vor dem Duell zurück.


    Eilig hastete Kenji um die Ecke hinter Amano hinterher, der in den Simulator steigen wollte. Doch gerade als er um die Kante bog, erstarrte er.
    Eine weitere Person stand vor Amano, der gegen die Seite des Stahlkastens lehnte. Mit grimmiger Miene forderte diese ihn auf, dass er sie an seiner Stelle reinschicken würde. Doch der füllige Junge weigerte sich fatalerweise, worauf die den beiden bekannte Gestalt plötzlich mit einem Bein ausholte und mit voller Wucht gegen das Metall des Containers trat, nur wenige Zentimeter unterhalb des Schrittes von Amano. Vor Schreck zusammengezuckt und zugleich auf die Zehenspitzen gehastet, schaute er überrascht zu der Person hinab.
    „Ich schätze, dass heißt dann ’Ja’!“, verkündete sie fordernd und streckte die Hand aus. „Außerdem will ich dein Deck!“
    Beunruhigt über das aufgestaute Gewaltpotential, welches sich vor ihm auftat, trat der korpulente Kerl freiwillig Platz und Deck ab.
    „Einmal Tutorial Fünf! Mehr brauch ich nicht, um wieder reinzukommen!“, gab die Gestalt dem deutlich älteren Jungen noch weitere Anweisungen, ehe sie durch die Tür ins Innere verschwand. Zuvor warf diese aber noch Kenji einen drohenden Blick zu, sich hier nicht einzumischen. Darauf verschloss Amano den Container wie den ersten schon, er war sich sicher, dass die Person dort drin seiner Hilfe nicht bedurfte, wie auch seine ’Männlichkeit’ den Sicherheitsabstand sehr zu schätzen wusste.
    Deprimiert und unruhig zugleich schritt er an Kenji vorbei zurück zum Steuerpult, wo er mit überraschten Blicken empfangen wurde, ehe er ein paar Tasten drückte. Der andere, außen vor gelassene Junge jedoch ballte in den Hosentaschen wütend seine Fäuste, ehe er seinem Frust mit einem verächtlichen Schnauben Ausdruck verlieh. „Mist!“, drehte Kenji sich um und kehrte zu den anderen zurück, um das anstehende Duell zu verfolgen, was zumindest jetzt sein Interesse etwas geweckt hatte.


    „Dann heiz ihm wenigstens richtig ein!“, murmelte er zu sich selbst, was Kantarou aufschnappte.
    „Wer soll wem einheizen?“
    Darauf klatschte sich Kenji mit der flachen Hand ins Gesicht.
    „Mann… hast du es denn überhaupt nicht bemerkt?!“, meinte er mit genervtem Unterton.


    ---------------


    Verdammt, wo kam die denn her?!, schaute Fukuin in der Fahrt verwundert nach hinten zu der zweigeteilten Strecke und dann voraus zum rotblauen Zweirad. Sekunden zuvor war die zweite Maschine über seinen Kopf hinweg geflogen und brachial neben ihm aufgesetzt, ehe sie ihren Sprint nach vorn mit dem Monster im Anhang fortsetzte. Den Kerl auf seinem schwarzen Motorrad hatte dies aber so überrascht, dass er für genau diesen Moment den Anschluss verloren hatte.
    Egal, nahm er die gezogene Zauberkarte flüchtig zur Kenntnis. Mit einer Augenbewegung wählte er die Guardian Statue aus und flippte sie auf.
    Gerade auf dem Feld wieder erschienen warf die steinerne Skulptur einen ihrer wuchtigen Arme an Fukuin vorbei auf das kanonenbewehrte Mechamonster zu. Doch ganz anders als gewollt, zersplitterte der tonnenschwere Stein wie Schnee an der Maschine. Vielmehr noch, begann diese nun eigenartig zu glänzen.
    Erst da bemerkte der Verfolger die aufgedeckte Falle seines Vordermanns und wie die Punkte seines Monsters anstiegen. (ATK XYZ - Dragon Cannon: 2800 -> 3300)
    „[Hyper Coat]?!“ las Fukuin fragend und fordernd zugleich den Namen vor.
    „Rüstet sich an eine XYZ-Maschine aus. Schützt vor allen deiner Effekte und gibt ihr ’nen Powerschub.“
    „ALLER?!“, wiederholte der Junge im Sattel voller Argwohn. „Die Karte gehört doch verboten!“, fügte er leise an. Sein Blick fiel auf den einzelnen, verbliebenen Zauber, den er noch hatte. Glückspilz…
    „Ich sende meine beiden Monster auf den Friedhof, um meine Zauberkarte [Ancient Lines of Nasca] zu aktivieren“, gab Fukuin alles was er noch hatte auf, um die einzige Karte zu beschwören, von der er wusste, dass sie ihm jetzt noch helfen konnte.
    „Komm heraus, [Gaiatauros]!“ (ATK 1800)
    Ein lehmiges Mischwesen aus Stier und Mann erhob sich hinter seinem Motorrad aus einer hellen Zeichnung im Boden und stieß einen tiefen Grunzer aus. Über seiner Schulter hielt die nur mit einem Lendenschurz unten, und einer Schicht, die Ähnlichkeit mit Fell hatte, oben bekleidete Kreatur einen massiven Hammer, der seinesgleichen suchte.


    Das Ende der Gerade erreichend fuhr Fukuin weit nach außen, um die Kurve wie beim ersten Mal möglichst schnell durchlaufen zu können. Wie zuvor ließ er etwas von der anderen Maschine ab, um sie besser auszumanövrieren zu können.
    Jetzt!, sah er den Zeitpunkt gekommen, nach innen zu ziehen, doch genau da bremste das andere Motorrad und fiel auf seine Höhe zurück, wodurch ihm der Weg auf die Innenseite versperrt wurde.
    Das war eine Falle!, musste er eilig und unvorteilhaft auf die Bremse treten, was ihn seiner optimalen Position beraubte, aber besser war, als ganz von der Strecke zu fliegen. Dafür nutzte das rotblaue Geschoss seinen Gewinn aus der Aktion und zog mit einer guten Nasenlänge vor.
    Aber Fukuin gab sich nicht geschlagen und holte alles aus dem Rad, was noch da war.
    „Angriff Gaiatauros, bring es zu Ende!“, rief er eilig, wie weiter vor ihm die schwarzen Markierungen am Rande der Geraden sichtbar waren.
    Der Stiermensch aus Lehm holte mit seinem riesigen Hammer aus und machte einen ersten Schritt die verstärkte XYZ Dragon Cannon zu.
    „Suizid?!“ hörte Fukuin mehrere aufgebrachte Stimmen über den Funkkanal ungläubig sagen.
    „Indem ich drei Fels-Monster entferne, kann ich die Angriffskraft um je 1500 Punkte steigern“, erklärte er deshalb verbissen die bereits zeitgleich stattfindende Verstärkung seiner Kreatur, die sich in Form eines immer größer werdenden Hammers zeigte, während er Zentimeter um Zentimeter vom Vorsprung abknabberte. (ATK Gaiatauros: 1800 -> 3300 + 300 Punkte)
    „3600?! Das reicht für den Sieg!“, sorgte Kantarous Freude bei ihm für ein Schmunzeln.
    Die Buchstabenmaschine richtete sich derweil aus und feuerte mit allem was sie noch hatte. Hammer auf der einen, Granaten und Raketen auf der anderen Seite trafen aufeinander. Beide Fahrer wieder fast gleich auf. Ein gigantischer Knall. (ATK XYZ Cannon Dragon: 3300 + 300)
    Jedes der Motorräder wurde von der Druckwelle erfasst und weggeschleudert. Fukuin merkte nur, wie das Gerät unter ihm völlig unkontrolliert über den Boden schlitterte. Aber da hörte er plötzlich einen kreischend lauten Schrei über die Verbindung, ohne zu wissen, woher dieser kam.
    (LP Fukuin: 200; LP ???: 200)


    War das nicht…?, weiteten sich seine Pupillen kurzzeitig im Fallen von der Maschine, die alleine weiterrutsche, ehe er nach mehrmaligem Aufprallen zum Liegen kam.
    Mit einem Gefühl von Schwindel öffnete er seine Augen, als alles vorbei schien. Sein Blick war leicht verschwommen, aber schon auf dem Weg, sich zu korrigieren. Da entdeckte er in einiger Entfernung den anderen Fahrer am Boden liegen. Durch den heftigen Sturz hatte dieser seinen Helm verloren.
    Er traute seinen Augen nicht, wie er an dem regungslosen Körper langes, blaues Haar sah, was seinen Verdacht nur erhärtete. Gegenwärtig versuchte er sich aufzurichten, was nur halbwegs gelang, und hastig zu der vermuteten Person zu laufen. Doch das blieb nicht unbemerkt.
    „Ausloggen, SOFORT!“, verlangte die vertraute Stimme harsch, worauf sie nicht einmal eine Sekunde später in Luft auflöste.
    „Los, ich will sofort raus hier!“, zog Fukuin seinen Helm aus und pfefferte ihn aufgebracht zu Boden.


    ----------------


    Für mehrere Minuten wurde er jedoch zunächst vertröstet, Ein- und Ausloggvorgänge könnten nur nacheinander gestehen, voneinander durch einen Kontrollabstand getrennt. Seine Ungeduld steigerte sich immer weiter.
    Als er endlich wieder das Gefühl seiner angebundenen Gliedmaßen und diese Teils auf seinem Kopf spürte, riss sich Fukuin eigenhändig los und öffnete die Tür nach außen. Sogleich stürmte er um die Kanten herum, an allen vorbei auf die andere Seite, und schaute eilig in den zweiten Metallkasten hinein. Aber zu seiner Ernüchterung war dieser bereits verlassen.
    Darauf ging er aufgebracht auf Amano zu und packte ihn ruppig vorne am Kragen.
    „Was sollte das? Du hast gesagt, das wäre ein Duell gegen den Computer! Seit wann schreit ein Computer wie ein Mädchen, wenn er stürzt?!“ Sein Griff festigte sich noch mehr. „Warum sah sie aus wie…!?“
    Er konnte seine Rage selbst nicht erklären, aber sie nahm ihn immer mehr ein. Bis Kantarou eindringlich an die Handgelenke seines Freundes packte und so dafür sorgte, dass er Amano losließ.
    „Ich mache es kurz. Diejenige, mit der du dich duelliert hast, war wirklich Mizuki!“
    Auf Kantarous mahnende Worte hin wich Fukuin verwirrt zurück. Vielleicht hatte er es schon geahnt, aber die Wahrheit erwischte ihn dann doch unerwartet.
    „Aber… warum? Was sollte das alles?“
    „Sag du es mir…“, der Schwarzhaarige blieb hartnäckig.
    „Woher soll ich das wissen?“, konnte ihm der ahnungslose Fukuin dies jedoch nicht beantworten.
    „Verdammt, was ist zwischen euch passiert, dass sie deswegen sogar aus der Unterkunft ausgezogen ist…?!!“
    Kantarou wurde für seinen friedliebenden Charakter ungewöhnlich laut. „Und tu jetzt nicht so, als ob du es immer noch nicht bemerkt hättest!“
    Doch Fukuins erschrockene Reaktion zeigte ihm genau das. Der Schock über die Aussage war alles, aber nicht gespielt.
    „Sie ist…? …Ich…Ich muss ihr hinterher!“, wandte dieser sich aber plötzlich ab und wollte losrennen. Aber genau da tauchte Kenji auf und versperrte ihm den Weg.
    „Wenn du meinst, mich zu verarschen, ist das eine Sache! Aber wenn du sie demütigst, dann …!“
    In seiner Erinnerung spielte sich ab, wie Mizuki gerade an ihm Vorbeigelaufen war. Sie wirkte so - anders. Ohne dass sein Verstand es zurückhalten konnte, begann sein Blut förmlich zu kochen. Plötzlich holte er ohne Vorwarnung aus und schlug dem Weißhaarigen mit einer voller Wut geballten Faust nieder.
    Ungebremst knallte Fukuin auf den harten Boden. Benommen hielt er sich den Kiefer, der sofort pochend zu schmerzen begonnen hatte, im Gegensatz zu seinem rechten Arm.
    Erst mit einigen Anlaufschwierigkeiten gelang es ihm überhaupt, sich wieder aufzusetzen, wobei der von Kenjis Aktion überraschte Kantarou ihn stützend, an den Rücken packend, aufhalf.
    Ein kleines, rotes Rinnsal begann langsam, aus Fukuins Mundwinkel herab zu kriechen. Mit dem Handrücken wischte er das Blut sofort weg, doch der den metallene Geschmack breitete sich derweil schon in seinem Mund aus.
    Ächzend biss er die Zähne zusammen, als er jähzornig zu Kenji hoch schaute, der sich selbst schnaufend vor ihm aufbäumte.


    ---------------


    In der Unterkunft herrschte eine bedrückende Stille, abgesehen von einem leisen, unterschwelligen Surren einer Glühbirne. Der Esstisch neben der Küchenzeile war für drei Personen gedeckt gewesen, jedoch zeugten nur zwei der Teller davon, dass auf ihnen gegessen wurde.
    Mit einem dumpfen Klacken stellte Kantarou Kenji ein nachgefülltes Glas Wasser hin, welches dieser aus dem Augenwinkel zur Kenntnis nahm.
    „Er hat immer noch nichts gesagt, oder?“, wollte der Kellner spielende Junge von seinem Sitznachbarn wissen, da er für eine Weile den Raum zuvor verlassen hatte, um das Bad aufzusuchen.
    „Nicht ein Sterbenswörtchen…“, gab sein vermeintlicher Gesprächspartner zu verstehen.
    „Seit vorhin sitzt er stur da rum und schweigt vor sich hin…“, wich sein Blick weiterhin nicht von dem dritten Anwesenden ihm Wohnraum, der still nach vorne gebeugt auf dem Sofa saß und vor sich auf den ausgeschalteten Duelltisch starrte.
    Kantarou rief in Gedanken ab, wie sie zurück zur Unterkunft gekommen sind. Fukuin lief wortlos quer hindurch in das Schlafzimmer und öffnete ungläubig den Schrank, nicht wahrhabend wollend, was ihm mitgeteilt worden war. Aber bis auf die von ihr ungeliebte, silbergraue Uniform waren Mizukis Sachen restlos verschwunden.
    Nach der unliebsamen Erkenntnis hockte er sich schweigend auf dem längsten Sofa nieder und begann abwesend und ein.
    „Vielleicht hab ich zu fest zugeschlagen…?“, zuckte Kenji gehässig mit den Schultern, doch darauf reagierte niemand. Zwar wollte er sich immer noch nicht eingestehen, einen Fehler gemacht zu haben, aber langsam kamen auch in ihm Gewissensbisse. Was er dem weißhaarigen Jungen als Mutwilligkeit vorgeworfen hatte passt nicht zu dem, was jetzt ablief.


    „Du kannst deinen Kram hereinbringen“, erhob sich Fukuin ohne Vorwarnung aus der Couch, als Kenji viel später das Haus verlassen und sich niederlegen wollte.
    „Es besteht keine Notwendigkeit, draußen im Zelt zu schlafen wenn hier doch ein Bett frei ist“, räumte er ihm ein, während sein Blick stur in die entgegengesetze Richtung glitt. „Die Formalitäten kann man später klären…“
    „Entscheid du jetzt nicht, was das Beste für mich ist!“, empörte sich dieser sofort, in seiner eigenen Freiheit beschnitten und trat auf dem Boden auf.
    Aus dem Augenwinkel sah Fukuin kurz zu dem Störenfried zurück.
    „Mach, was du willst. Mich interessiert es eigentlich auch gar nicht…“ Er hatte keine Lust, sich auf irgendwelche Zänkereien einzulassen, danach stand ihm der Kopf gerade überhaupt nicht.
    Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, noch auf eine Reaktion zu warten, ging er um den Tisch herum vorm Sessel entlang und verschwand ohne den Lichtschalter zu bemühen durch die Schiebetür im Nebenzimmer.
    Nachdem er etwas aus einem Fach seines Kleiderschranks gekramt hatte, setze sich der enttäuschte Jugendliche auf die Bettkante und legte sich dann auf den Rücken nieder, an die Unterseite vom Bett über ihm starrend.
    Mit der linken Hand begann Fukuin wenig später den Verband zu lösen und eindringlich seinen rechten Arm nachdenklich abzutasten. Im schwachblassen Mondlicht, welches noch von draußen ins Zimmer fiel, sah er die dunklen Konturen auf seinem Unterarm. Es war das Mal, was sich ursprünglich nur in seiner Hand befand, und in den letzten Tagen weiter den Unterarm hoch ausgebreitet hatte.
    Währenddessen hielt der Weißschopf das Objekt, welches er zuvor herausgesucht hatte, in eben jener Hand umschlossen, und drückte immer wieder noch fester zu.
    Dann jedoch nahm er das, was eine dunkle Schachfigur war, zwischen den Fingern der anderen Hand, strich den Unterarm entlang und presste es auf halben Weg mit dem spitzen Kopf voran nach und nach in die Haut hinein.
    Es war genau, wie er es befürchtet hatte. Während er immer noch Dinge zwischen seinen Fingern spüren konnte, hatte der Arm begonnen, seine Schmerzempfindlichkeit zu verlieren. Zur Kenntnis genommen hatte er es erstmals, als er durch Kenjis Hieb zu Boden stürzte. Fukuin kam zu der Überzeugung, dass es sicher noch andere Stellen gab, die er noch nicht bemerkt hatte.
    Für den Jungen war es unverständlich, weil er sich die letzten beiden Tage besser gefühlt hatte. Seine Schmerzmittel hatte er auch nicht gebraucht. Doch dann begann er tiefer in sich gehend nachzudenken. War die fehlende Sensitivität vielleicht sogar der Auslöser dafür gewesen? Oder der Adler von Shin, plötzlich machte es sogar Sinn, dass ihn die Krallen nicht gestört hatten. Ein unterschwelliges Gefühl von Mutlosigkeit machte sich in dem Körper breit.
    „Es hat also begonnen…“, murmelte er enttäuscht und gefasst zugleich, da er dies richtigerweise nicht dem angewachsenen Mal, sondern dem Beginn des nächsten Stadiums seiner Krankheit zuschrieb. „Das muss das Gefühl sein, was eine Sonne verspürt, wenn sie zur Supernova wird.“


    1.18 An unsual Duel - Confrontation on 2 Wheels - Ende




    ..:: Karteneffekte ::..


    ..:: Mizuki ::..


    X-Head Cannon


    Y-Dragon Head


    Z-Metal Tank


    XYZ-Dragon Cannon


    G - Gravity Mortar
    WIND/Maschine – Union/3/0/1000
    Einmal pro Spielzug, falls du dieses Monster auf dem Spielfeld kontrollierst, kannst du ein offenes ’V’,’W’,’X’,’Y’ oder ’Z’ Monster vom Typ Maschine auf deiner Spielfeldseite mit dieser Karte als Ausrüstungszauberkarte ausrüsten ODER sie als Union-Ausrüstung ausklinken und als Spezialbeschwörung in offener Angriffsposition auf deiner Spielfeldseite beschwören. Wenn ein mit dieser Karte ausgerüstete Monster eine gegnerische Karte zerstört, füge deinem Gegner 500 Schaden zu. (1 Monster kann zu jeder Zeit nur mit 1 Union-Monster ausgerüstet sein. Falls das Monster, das mit dieser Karte ausgerüstet ist, im Kampf zerstört würde, zerstöre stattdessen diese Karte.)


    Supply Infinit
    *Art unbekannt*
    Wenn diese Karte durch einen Karteneffekt abgeworfen wurde und sich in deinem Friedhof befindet, zahle 500 Lebenspunkte, um diese Karte wieder auf die Hand zu nehmen.


    Different Dimension Hangar
    Dauerhafter Zauber
    Wähle und entferne aus dem Spiel 3 Level 4 oder geringere Union-Monster aus deinem Deck. Wenn ein Monster auf deine Seite des Feldes als Normal- oder Spezialbeschwörung beschworen wird, und dieses Monster in dem Text eines der durch den Effekt dieser Karte entfernten Union-Monster genannt ist, kannst du dieses Union-Monster als Spezialbeschwörung beschwören. Das Union-Monster welches durch den Effekt dieser Karte als Spezialbeschwörung beschworen wurde kann nicht angreifen oder als Tribut angeboten werden.


    QR – Quantum Reborner
    Ausrüstungszauber
    Werf eine Karte von deiner Hand ab. Wähle ein ’V’,’W’,’X’,’Y’ oder ’Z’ Fusionsmonster vom Typ Maschine in deinem Friedhof. Beschwöre das gewählte Monster als Spezialbeschwörung aus deinem Friedhof in offene Angriffsposition auf deine Feldseite, ungeachtet aller Beschwörungsbedingungen. Wird diese Karte zerstört, entferne das ausgerüstete Monster aus dem Spiel. Wird das ausgerüstete Monster vom Spielfeld entfernt, zerstöre diese Karte.


    Hyper Coat
    Normale Falle
    Nach der Aktivierung wird diese Karte zu einer Ausrüstungskarte. Rüste diese Karte nur zu einem ’V’,’W’,’X’,’Y’ oder ’Z’ Monster vom Typ Maschine. Das ausgerüstete Monster erhält 500 ATK und bleibt unberührt von den Effekten der Zauber, Fallen und Effektmonster deines Gegners.


    ..:: Fukuin ::..


    Giant Rat


    Guardian Statue


    Fragment Summoner
    ERDE/Hexer/4/1400/1600
    Wenn diese Karte deinem Gegner Kampfschaden zufügt, kannst du ein Monster vom Typ Fels aus deinem Deck als Spezialbeschwörung beschwören, welches gleich oder weniger ATK hat wie der zugefügte Kampfschaden. (Dieser Effekt kann nur einmal pro Zug verwendet werden)


    Gaiatauros
    ERDE/Fels/6/1800/1000
    Wenn diese Karte kämpft, kannst du eine beliebige Anzahl an Monster vom Typ Fels aus deinem Friedhof entfernen. Für jedes durch diesen Effekt entfernte Monster, erhöhe die ATK dieser Karte um 500 Punkte bis zur End Phase dieses Zuges.


    Trembling Nature
    Normaler Zauber
    Nenne eine Kartenart (Monster, Zauber, Falle). Dein Gegner nimmt 2 Karten auf. Wenn mindestens eine der aufgenommenen Karten der genannten Art entspricht, wähle einen der folgenden Effekte:
    - Dein Gegner sendet bis zu einer gleichen Anzahl an Karten von der genannten Art von seinem Feld auf den Friedhof.
    - Dein Gegner sendet die Karten der genannten Art auf den Friedhof. Ziehe von deinem Deck eine Anzahl der durch diesen Effekt auf den Friedhof gesendeten Karten.
    - Du kannst ein Monster der Stufe 6 oder weniger aus deiner Hand als Spezialbeschwörung beschwören, wenn nur eine Karte der genannten Art entsprach. Entsprachen beiden der genannten Art, kannst du ein beliebiges Monster aus deiner Hand als Spezialbeschwörung beschwören.


    Ancient Lines of Nasca
    Normaler Zauber
    Opfere eine beliebige Anzahl an ERDE Monstern von deinem Feld. Beschwöre aus deiner Hand, Deck oder Friedhof ein ERDE Monster mit einer gleichen oder geringeren ATK als die Summe der ATK der Monster, die durch diesen Effekt auf den Friedhof gesendet wurden.


    Rock Bombardment


    Guardian Spirit
    Konterfalle
    Aktiviere nur indem du eine Handkarte abwirfst, wenn dein Gegner einen Karteneffekt aktiviert wird, der Karten auf dem Feld zerstört. Negiere den Effekt und bis zum Ende deines Zuges können Karten auf deiner Seite des Feldes nicht mehr zerstört werden.

  • Tja und schon wieder ein Trippel...


    Der Inhalt der Folge ansich war für mich nicht grad der Bringer. Du konntest es schon besser^^ Sie war aber trotzdem nicht schlecht.


    Der Gruppenleiter spielt also XYZ- gute Wahl^^


    Das Ende kündigte jedoch für mich einge sehr interessante Folge für die nächste Zeit an. Mal gucken wie sich Fukuin mit der Erkenntniss herumschlägt, dass er bald sterben wird.


    Edit:


    thx an Ghostrider für die Erinnerung.
    Mehr Lesben Action! xD Aber mit mit notgeileren Mädels xD

  • Doch ein wenig zu langsam gelesen -.-


    Du behauptest nun also, dass du der Erfinder der Motoradduelle bist?! Und das soll ich dir glauben ;) Das nächste Mal hast du dann auch noch GX geschrieben^^
    Um dieser Situation demnächst zu umgehen, sagst du uns am besten was du alles planst *SPOILER hören will*


    Zitat

    Original von Evil Bakura
    Ja, die Anspielung nehm ich zur Kenntnis. Vielleicht glaubt man es nicht, aber die letzte Folge war als 2 Poster geplant... man sieht, was draus wurde xD

    Dann hoffe ich mal das du nie vor hast einen 3er Post zu machen. Dann überspringen wir gleich die nächste Stufe :eek:


    Nachdem ich gestern nochmal über die Folgenlänge und die Comments der gesamten FF gehuscht bin, erstaunt es mich umso mehr das mein Vorposter nicht auf folgende Szene eingegangen ist:

    Zitat

    [...]
    konnte Rena aber dann leise vernehmen, nachdem eine Hand suchend die ihre gefunden hatte.
    [...]


    Aber -Aska- ist ja noch da um hier nach etwas mehr Lesben-Action zu verlangen, damit sich EB das , wenn auch nur kurzzeitig, wieder vorstellen darf.
    Außerdem war ich überrascht, dass es doch mal eine Folge gab, die nur einen Post lang war :OO: Ich hab es ja leider nicht geschafft, dir zum erneuten Quaddro zu verhelfen. Aber eher hättest du die Karten wieder extern verlinkt, um mir ja nicht das Gefühl des Sieges zu geben *fühle dich durchschaut*.


    Das Rumgezicke am Anfang fand ich recht hübsch. Vor allem nachdem wir in der letzten Folge nyx von den Mädels gelesen haben. Dann wurde die Folge wirklich etwas schwächer *kurze Zustimmung an nightstroud geb*
    Aber der Letzte der drei Posts war nochmal richtig geil. Mizukis Duell und Verschwinden, Fukuin der zu blöde ist zu bemerken das er Mist gebaut hat und TheBody *wie von einem Leser eingeführt wurde*.
    Der letzte Absatz hat auch wieder richtig Lust auf die nächste Folge gemacht, aber lass dir dafür nicht zuviel Zeit. Übrigens schöne Metapher im letzten Satz ;)


    Das ist natürlich eine Genugtuung für mich, dass ich 4 Stunden vor der neuen Folge noch die Mail gefunden hab ;)


    so far
    GhostRider


    edit: Rechtschreibung ftw^^

    Zitat von Blastoise


    Wir spielen schließlich Yugioh, nicht Golf !!!
    (zum Vergleich: die Mitgliedschaft im Golfclub kostet ca. 160€ im Monat, und Golf wird schon als relativ exklusives Hobby betrachtet)

    3 Mal editiert, zuletzt von -=GhostRider=- ()

  • Riding Duel... muss sowas sein...? -.-


    Naja, da die Folge zum großteil von den Riding Duells handelte, und ich die net leiden kann, fand ich die Folge auch net wirklich gut, lediglich der Anfang (gezicke) und das Ende (halt die Szene in der Hütte) fand ich gut. Und natürlich wie sich Mizuki aufgeführt hat.


    *Askas Platz einnehm, und Lesben-Action forder... aber mit Minako xD*


    (War grad in Post 1, um den namen von Minako zu suchen, den ich mal wieder vergessen hatte. Wetten, ******* soll ruhiger NInja darstellen?)

  • Ui, der Thread ist ja doch noch offen? XD
    Aber allein, dass du damit gescherzt hast, ihn während deines Urlaubs schließen zu lassen ist für mich Beweis genug... dass du meine Posts fürchtest! XD


    [self-glorification]


    Natürlich hilft es dann ungemein, seiner Freude Ausdruck zu verschaffen, indem man ein unnötiges @ -Aska- schreibt. Aber du bettelst ja förmlich nach bescheuertem -Aska- Nonsense, und da ich von sehr milder und gnädiger Natur bin *hust* *vor Lachen fast verschluckt hat* *hust*... na ja was ich sagen will, weil du wegen mir 4-Fachposts machen sollst, poste ich hier! XD
    Zwar will keiner diese dummen, unlustigen und vor allem gar nicht zynischen Bemerkungen meiner Wenigkeit lesen, aber ok. (Btw, du redest mich ab sofort mit „Eure Hoheit, die Queenb!tch“ an, die anderen dürfen aber weiter -Aska- sagen).
    Dennoch bin ich grad so auf Drogen (sprich leckerer Pfirsich-Eistee), dass ich mich jetzt etwas selbst rühmen werde. Man gönnt sich ja sonst nichts. *die Nase einmal um 360° nach oben zieh*
    Während du in fremden Gefilden... na was man im Urlaub eben so tut... jedenfalls während du’s dir gut gehen lässt, hoffe ich doch wirklich, dass du diese Zeilen fürchtest, weil sie nur so von mir kommen können.
    Selbst Meta-Ridley, der sowieso nur noch... wer war das doch gleich? ... jedenfalls, seit der nicht mehr postet, bin ich der neue Meister der Boshaftigkeiten, der Hasstiraden gegen dumme, weibliche Hauptrollen (sprich, Mizuki und Kantarou), einfach DER MEISTER. Mwahahahahahaha! >D


    [/self-glorification]



    Genug dieser Lobpreisung meiner hoheitlichen Person, schauen wir uns doch mal an, womit du heute aufwartest.
    Zuerst fällt da natürlich sofort die Szene auf, wo dieses blauhaarige Dummchen (wer hat denn schon blaue Haare? Ist die im Verein zur Rettung *durchstreich* Ausrottung von Schlümpfen?)... hach immer verliere ich den goldenen Faden.
    Jedenfalls wurde die dumme Nuss vor die Tür gesetzt, nur weil sie’n Emo ist. Aber liebe Mizuki, gib dich nicht auf, lern einfach den richtigen Umgang mit Mitmenschen und schon wirst du nicht mal mehr halb soviel Spott von mir einfahren, wie im Moment. (Wer’s glaubt... >D)
    Und weil sie also nichts Besseres zutun hat, kommt sie REIN ZUFÄLLIG genau da vorbei, wo Kantarou und Fukioh ihre heimlichen Dates haben. Ist doch klar, warum Schwabbel fast seine Männlichkeit verloren hat, die dumme Pute ist eifersüchtig.
    Nicht etwa, weil Fukioh und Kantarou heimlich Spaß ohne sie haben, nein, weil sie generell Spaß haben! In Mizukis Welt gibt’s keinen Spaß, nur Schmerzen!!! XD
    Wenn sie doch nur wüsste, dass ihr (Alb)Traumprinz mit 2 von 3 Beinen bereits im Grab steht, hach wie schön stell ich mir das vor, wenn alle auf Fukiohs Beerdigung auftauchen, nur Mizuki nicht, weil sie ihm vorher geschworen hat, ihn umzubringen, wenn er stirbt.
    Wir erinnern uns dran, ne?
    Und da sie super zickig und beleidigt ist, kommt sie einfach nicht, sondern fährt aus Protest mit nem D-Wheel gegen die Wand. Ein Bild für die Ewigkeit. =D
    Wo wir schon beim nächsten wären, wieso zur Hölle kann sie fahren? Zu doof, ein bisschen Gemüse zu schneiden, hackt sich dabei fast die Hand ab, nur damit das 2/3-Leicherl ihr den Finger lutscht, aber Motorrad fahren kann sie? Aber vielleicht verbirgt sich dahinter eine geheime Taktik?
    „Wie schaffe ich es in 10 Schritten, mich bei -Aska- unbeliebt zu machen?“
    Herzchen, dafür brauchst du nicht mal nen halben...
    Sie ist aber auch einfach so... so... so bääääääääääääh und ieeeeeeeeeh und vor allem so wuaaaahh... ich hasse solche doofen Zicken einfach. >D
    Kommen wir weg von der und wenden uns lieber interessanteren Dingen zu: ... warte mal, das war’s schon!? Wo ist unser Sonnenschein Minako!? Ich hätte echt erwartet, dass die sich irgendwo unter den Rädern von Fukioh versteckt und mit ihren geheimen Botschaften den wahren Plot der FF aufdeckt: es gibt keinen! =D
    Unser EB ist nämlich so ausgefuchst, der weiß genau, wir entwickeln die genialsten Verschwörungstheorien, wissen genau wer sterben wird usw und was kommt wirklich? Nüscht! Innovation pur, dat hat die Welt noch nit gesehe’!
    Sorry, aber ich konnte einfach nicht meinen Mund halten. Das Wissen ist so schwer, so schwer... hach... ich weiß, dass Mizuki weiterhin so doof bleibt! Damn ich hab schon wieder gespoilert! *jetzt aber den Mund hält* XD
    Mit diesen erschreckenden Erkenntnissen lasse ich diesen eigentlich von meiner Hoheit geplanten Doppel-Kommentar-Post stecken, keine Lust, mir die Finger mit noch mehr Mizuki-Attacken schmutzig zu machen.
    Habe ich nebenbei erwähnt, dass ich sie hasse? Egal, ich tu’s trotzdem: ich hasse sie und alle anderen noch dazu, außer Minako! =D


    *auf dem roten Teppich davon stolzier*



    Zitat

    Dieser Post dient allein zu Unterhaltungszwecken.
    Sämtliche Werbeeinnahmen gehen in die Aska-Foundation, die gegründet wurde, um anderen das Leben schwer zu machen. Bitte spenden sie mit, denn ein Euro kann bereits ein ganzes Forum in den Wahnsinn treiben. ;)


    *sich mal den anderen zuwend und bemerk, wie sie vor Schreck zurückweichen*



    @ nightstroud: Was Fukioh deswegen macht? Selbstmord, was sonst!? XDD
    @ -=Ghostrider=-: Lesbenaction ist so was von out! Das will doch keiner sehen! In Wirklichkeit war das Armdrücken, wer die Stärkere von beiden ist! Wie man sieht hat Rena klar gewonnen! XD Außerdem kannste mich ruhig beim Namen nennen, wir sind hier nicht bei Harry Potter, außerdem, im RL wird euch keiner vor mir retten können! :P
    @ Lesu: Hast du dir überhaupt jemals Riding-Duels angeschaut? O_o Ansonsten war das Duell doch wie immer, nur eben zur Abwechslung auf Motorrädern, die Spielmechanik war die gleiche. Aber Schwamm drüber. Ach öh und ja, es war er. XD
    @ alle: Weiß garnet was ihr habt, die war doch genauso gut wie die letzte Folge. ^^


    Okay, jetzt aber wech! *auf D-Wheel davon rauscht und dabei Mizuki überfährt*
    MUAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHAHA...

  • Hallo erstmal,


    nach über vier langen Monaten ist es endlich soweit, dass ich dann doch die nächste Folge posten kann. Nachdem der Thread zwischenzeitlich schon verschwunden war, weil die 60 Tage für die voreingestellte Anzeigedauer überschritten waren, hoffe ich, dass dies jetzt nicht noch einmal passiert.


    Verantwortlich für die lange Pause waren einmal Gesundheitsprobleme, die mich vom Schreiben abgehalten haben, wie auch eine größere Schaffenskrise. Letztere hat sich dadurch geäußert, dass ich zwei Szenen immer wieder umgeschrieben, von Grund auf neu, leicht verändert und ergänzt habe, weil sie nie wirklich meinen Vorstellungen entsprachen, oder zumindest einem Kompromiss, mit dem ich mich ansatzweise anfreunden konnte.
    Dadurch hat sich das immer weiter hingezogen und die Folge blieb nach wie vor unvollständig. Dennoch wollte ich auch nichts Halbherziges abliefern, zumal mir dieses und das nächste Kapitel (welche ursprünglich eine Folge waren) besonders am Herzen lagen.
    Zwar habe ich durch die verworfenen Passagen indirekt noch Ideen für andere Stellen bekommen, aber um einen Eindruck zu vermitteln. In die Datei mit jenen “Scraps“ würde das im Anschluss folgende Kapitel etwa 4x hineinpassen…


    Eigentlich hätte ich längst mich mal hier im Thread besser zu äußern sollen, aber dann macht man es doch nicht, weil man denkt, in ein paar Tagen geht es sicher wieder weiter, da ist das nur unnötig, es sich dann aber weiter hinzieht, und man irgendwann bei 4 Monaten landet…


    --------------------


    Damit fang ich dann auch mal an, die fast antik anmutenden Kommentare endlich zu beantworten, wobei ich denke, es von hinten aufgerollt am optimalsten ist. Und dabei fällt mir der Post von der selbsternannten Queenb!tch bestimmt genauso schwer wie er es vor 4 Monaten getan hätte xD


    -Aska-
    Ich fürchte nicht deine Posts, nur den Moment, wenn ich sie beantworten soll xD


    Mizuki hat es dir immer noch besonders angetan, das wird sich wohl nimmer ändern, wobei ich dir versichern kann, dass sie dir deinen Thron nicht streitig machen wird, also musst du nicht auf ihr rumhacken, das lässt dich nur eifersüchtig wirken :P
    Wer sagt dir sowieso, dass sie dort zufällig vorbeigekommen ist, vielleicht ist sie ja auch unter die Stalker gegangen und hatte nen Motiv?
    Minako hingegen hebt sich ihre Screentime auf. Die weiß halt, wer sich rar macht, der hinterlässt einen pompösen Eindruck. Außerdem hat sie noch oft genug welche, soviel ist sicher.


    Zitat

    [...] und mit ihren geheimen Botschaften den wahren Plot der FF aufdeckt: es gibt keinen! =D


    Nain - warum verrätst du mein bestgehütetes Geheimnis? … was soll ich denn machen, wenn die alle wissen, dass die Story in Wirklichkeit gar keinen Plot hat? ;_;


    Zitat

    Wo wir schon beim nächsten wären, wieso zur Hölle kann sie fahren? Zu doof, ein bisschen Gemüse zu schneiden, hackt sich dabei fast die Hand ab, nur damit das 2/3-Leicherl ihr den Finger lutscht, aber Motorrad fahren kann sie? Aber vielleicht verbirgt sich dahinter eine geheime Taktik?


    Ist dir sicherlich in der Folge entgangen, aber da ist erklärt worden, wie man so schnell fahren lernen kann. Und zumindest schien es so zu sein, dass sie das durchaus schon öfter benutzt (lies: ‚gestestet‘) hat, aber da gibt es ein anderes Mal noch was zu, wenn dir das da entgangen ist ;)


    Zitat

    „Wie schaffe ich es in 10 Schritten, mich bei -Aska- unbeliebt zu machen?“


    Was hat das mit Mizuki zu tun? Und wer brauch dafür schon 10? xD


    @ -Sinthoras-
    Ja, Riding Duel musste sein, wobei sie hier eben Mittel zum Zweck waren. ;)
    Aber du kannst aufatmen, es wird kein Riding Duel, oder was es eher war, nen Biking Duel, bis zum Finale der Staffel mehr geben xD
    Und du willst Lesbenaction mit Minako…? Sorry, die ist leider aus, haben wir momentan nicht mehr. ( Und Firma hat Lieferschwierigkeiten glaub ich, aber wir sidn bemüht um Ersatz ) xD


    @ -=GhostRider=-
    Moment, der Dritte, dessen Nick mit den Strichen beginnt und endet; das wird langsam auffällig hier xd


    Egal, also zu dem, was du geantwortet hattest:
    Ich hab nie behauptet, der Erfinder davon zu sein, nur ne eigene Vorstellungen davon gehabt zu haben xD
    (Und woher weißt du das mit GX? Die haben aber leider 2/3 von meinem Skript rausgelöscht, deswegen ist das so ein undurchsichtiger Mist geworden, lol)
    Was Spoiler angeht, die rück ich nicht raus, außer welche zu Kartennews :P


    Zitat

    Dann hoffe ich mal das du nie vor hast einen 3er Post zu machen. Dann überspringen wir gleich die nächste Stufe


    Moment, überspringen? Ich soll also gleich nen 4er Post machen? So gemein bin nicht mal ich, aber wenn ich bedenke, dass diese und die nächste Folge mal eins waren, dass wären 4 Posts gewesen… nach dem neuen Zeichenlimit, yessss xD
    Deshalb wäre aber schon ein Quaddro nach dem neuen Standard auch sehr, sehr bösartig…wäre das nicht ein…7er Post…die Vorstellung ist schon abartig xD
    Aber ich gebe dir Recht, der 1-Poster schlägt tatsächlich aus der Reihe, ich bezweifel zwar, dass es solch einen nochmal gibt, aber ein nicht randvoller 2-Poster ist sicher mal drin (* Finger kreuz*)


    Und danke auch noch einmal für die PN letzten Monat. Leider hat es dennoch noch einmal etwas länger gedauert als erhofft ;)


    nightstroud


    Wie bei -=GhostRider=- schon gesagt, durch das Zeichenlimit wird sich das optisch zumindest alles zum Guten verbessern XD


    Mal schauen, ob euch die nächsten Folgen wieder besser gefallen, bzw ich es wieder „besser“ kann. Denke aber, dass man es nicht immer schafft, gleichbleibend eine Höhe zu halten, noch kontinuierlich besser zu werden, denn dann gibt es am Ende irgendwann nur einen sehr, sehr tiefen Fall ;)

    Achja, da euch alle scheinbar die Mädels gemangelt haben (außer –Aska-, dem ist Mizukis Name ja schon zuviel, gell?), an denen wird euch diesmal nicht mangeln, dass sei versprochen xD



    Ich glaube, vielmehr wüsste ich jetzt nicht mehr, was ich noch antworten könnte. Und bevor ich sinnlos rumschwafel, gibt es lieber mal die Folge, die so lange auf sich hat warten lassen. Und wie gehabt die Mini Review, um wieder ein wenig hinein zu kommen ;)


    --------------------


    Zitat

    Was bisher geschah…
    Nach dem Duell gegen Shin hoch oben auf den Felsen hinter dem Hauptgebäude waren Fukuin und die anderen Jungs von Daniel eingeladen worden, den akademieeigenen Forschungstrakt zu besuchen, weil er dort den Weißschopf persönlich darum bitten wollte, stellvertretend für ihn und seine Gleichgesinnten ein Duell zu bestreiten, um Sponsoren für weitere Projekte zu gewinnen.
    Vor Ort erhielt Fukuin dann aber auch die Möglichkeit, in einem Simulator eine neue Form des Duellierens gegen einen Computer auszuprobieren. Im Laufe des erbitterten Duells auf Motorrädern musste er aber feststellen, dass es sich bei seinem Gegner um keine andere als Mizuki handelte, die ihnen aus eigenen Motiven gefolgt war und ihn jetzt kräftig unter Druck setzte.
    Im Höhepunkt stürzten beide Fahrer aber in Folge des Kampfes ihrer Monster von den Maschinen. Doch bevor Fukuin Mizuki zur Rede stellen konnte, was das alles auf sich hatte, ergriff sie hastig die Flucht.
    Während Fukuin Kenji am Abend anbot, anstelle der ausgezogenen Mizuki in der Unterkunft zu wohnen, nachdem beide zuvor wegen dem blauhaarigen Mädchen und ihrem Verhalten missverständlich aneinander geraten waren, bemerkte er allein aufs Zimmer zurückgezogen allmählich, dass sein Zustand sich wieder verschlechtert hatte.



    1.19 Galant Birthday Party - An unexpected challenger...


    Der leichte Windhauch, der durch die Kronen der Bäume wehte und ein unregelmäßiges Rascheln erzeugte, schwächte unvermittelt wieder ab. Durch die Blätter blinzelte nur hin und wieder der Schein des blassen Mondlichts hindurch.
    Behutsam lehnte ein junger Mann in einer dunklen Akademieuniform den Körper eines nur wenige Jahre jünger wirkenden Studenten mit roten Haaren an den Baumstamm unmittelbar vor sich. Während jener Knabe so gestützt seelenruhig vor sich hin schlief, richtete die andere Person mit blondem Haupt sich wieder auf und schaute kurz zu einem der querhängenden Äste nach oben, auf dem im Dunkeln die leuchtenden, wachsamen Augen eines großen Vogels alles beobachteten. Beide tauschten einen stummen Blick aus, dann kehrte der Mann sich ab und setzte seinen weiteren Weg allein fort. Mit einem gleichmäßigen, ruhigen Gang schritt er an den Gebüschen vorbei zurück auf den Weg und folgte dem gut erkennbaren Pfad zwischen den Bäumen entlang. Außer dem leisen Knirschen von morschen Ästchen unter seinen Sohlen war nichts in der bedrückenden Stille zu vernehmen, selbst das Zirpen der Grillen war unnatürlich verstummt.
    Weiter voraus verbreiterte sich der Weg zu einer Lichtung, auf deren Mitte in einem Kreis von wenigen Metern die bleichen Strahlen vom Himmel her auf den Boden trafen.
    Gerade zu einladend wirkte die offene Fläche, so ruhig wie es war.
    Doch das ließ ihn nicht jene bedrohliche Aura vergessen, die alles verdrängte, selbst die Tiere von diesem Ort vertrieb und nur einer vergleichbar starken gewährte, sich überhaupt zu nähern. Hier war also ihr Zentrum, zu dem er erst durch eine Unstimmigkeit, die ihm aufgefallen war, hingelockt wurde. Selbstsicher setzte der junge Mann nun Fuß um Fuß weiter voran, nachdem er sich beiläufig zu beiden Seiten umgesehen hatte, obgleich es ihm klar sein musste, dass es eine Falle war.
    Ein paar Schritte von der Mitte entfernt hielt er schließlich inne, wobei er sich genervt den Kopf mit dem aschblonden Haar kratzte.
    „Gorlab, komm schon raus, ich weiß, dass du damit zutun hast! Ich habe kein Interesse, Verstecken zu spielen!“
    Seine mahnenden Worte schlugen gegen die stille Nacht, doch nach einem Augenblick klang ein belustigtes Kichern zu ihm zurück.
    „Wirklich, so nah dran, und doch so falsch…“
    Gelangweilt drehte der schlanke Bursche im Akademiedress sich im Kreis und folgte dem scheinbaren Weg, den die Stimme genommen hatte. Dann aber schloss er seine Augen, und konzentrierte sich auf die Umgebung. Dabei spürte er unangenehm deutlich, wie ihn jene Person unnachgiebig beobachtete.
    „Gefunden“, murmelte der junge Mann bereits einen kurzen Moment später und neigte seinen Kopf leicht zur Seite, aus dem Augenwinkel nach hinten blickend, bevor er sich ganz dieser Richtung zuwandte. „Weißt du überhaupt, wen du vor dir hast?“
    Während er abwartend das einheitliche Dunkel vor sich musterte, schnellte plötzlich eine Kontur von oben, sich kaum vom Hintergrund abhebend, sanft von einem Ast hinab auf den Boden. Mit langsamen Schritten trat die Gestalt, die sich nun selbst preisgegeben hatte, aus dem Schatten der Bäume hervor. Im Gehen streifte sie dabei das durch den Sprung abwärts durcheinander geratene, lange Haar, welches durch das Mondlicht noch heller blond wirkte, seelenruhig nach hinten über die Schulter. Nach und nach weiteten sich die ruhigen Pupillen des Kerls vor Interesse, wie er in das ihm bekannte Gesicht eines jungen Mädchens blicken durfte.
    „Du?“, gab der Bursche mit einem verschmitzten Gesichtsausdruck von sich.
    „Ich wollte mit euch sprechen, Lord Thanatos“, entgegnete die Blonde, die nun in mittlerem Abstand zu ihm stoppte freudig grinsend stoppte. Seine Augen wanderten derweil an ihrem Körper und dem schwarzen, eng anliegenden Gewand entlang bis zum zerschlissenen Rock hinab. Dabei fielen ihm überall die diversen Blutspritzer wie auch der blutverschmierte linke Arm besonders auf.
    Ein Lächeln huschte über sein Gesicht.
    „Scheint, als ob ihr euch an mich erinnert. Es ist schon eine halbe Ewigkeit her“, artikulierte sich das Mädchen besonders gewählt.
    „So in etwa. Ich nahm schon an, du seist gestorben…“, murmelte Thanatos nachdenklich, wobei er sich an mehrere Dinge erinnerte. Dass er nach ihrem einzigen Aufeinandertreffen darauf wartete, ihr noch einmal zu begegnen. Wie sie kurz danach dann plötzlich spurlos von der Bildfläche verschwunden war und wie er sich öfters gefragt hat, was wohl passiert sei.
    Und jetzt, wie aus dem Nichts, stand genau diese Person wieder vor ihm.
    „Gestorben sagst du?“, wiederholte sie seine Worte abfällig und machte ein ernsteres Gesicht, bevor sie kühl fortfuhr. „Ich sterbe nicht so leicht.“
    Da konnte sich der schlanke Kerl ein Schmunzeln nicht verkneifen. Mit einem Fingerschnippen von ihm entstand ein dichter Wirbelwind, der ihn für einen Wimpernschlag völlig einschloss, dann aber sofort wieder abflaute und verflog wie er gekommen war.
    „Dies hier ist sicher angebrachter für unser Wiedersehen…“, kommentierte Thanatos seine dunkle Rüstung mit den kantigen Schulterpanzern und einem langen, tiefblauen Umhang, die er nun anstelle der Akademieuniform zuvor trug. Langewachsen wie er war, streckte er sich darin erst noch hin und her, so dass der obskur schimmernde Panzer an die richtigen Stellen zurecht rutschen konnte.
    Die nicht weniger düster Gekleidete wartete ruhig ab. Während sie ihn so betrachtete, fielen ihr besonders die alten Kerben in dem Harnisch auf.
    „Aber, dich hier und jetzt zu treffen, hätte ich zugegeben nicht erwartet. Das ist das zweite Mal, dass jemand so Schönes wie du mich derart unvorbereitet trifft, Bloodstained Eye of…“
    Abrupt stoppte er, als zeitgleich da plötzlich etwas an ihm vorbei schnellte und er im gleichen Augenblick schon ein feines Stechen an seiner Wange spürte. Sein Umhang wehte leicht während sich dort im Gesicht langsam ein feiner Blutfilm bildete und sich wie eine Kontur um die Öffnung der Schnittwunde legte.
    „Du redest immer noch zu viel“, mahnte das Mädchen ihn ärgerlich dreinblickend und hielt drohend ihren Arm gebeugt nach oben.
    In gerader Linie hinter Thanatos knarrte verspätet ein Ast, und fiel sauber abgetrennt zu Boden. Natürlich war sie ihm keinesfalls entgangen, diese blitzschnelle Armbewegung von ihr, die dafür sorgte, dass der dadurch entstandene Wind, der auf ihn zuschoss, eine vergleichbare Wirkung wie die einer scharfen Klinge entfaltete. Ebenso verstand er, dass es eine höfliche Warnung war, jenen Namen von ihr unausgesprochen zu lassen.
    „In Ordnung, aber ist es nicht sehr unbehaglich, wenn ich dich nicht wenigstens irgendwie adressieren kann?“, bat er sie stattdessen um eine Alternative. Der Kratzer schien ihn dabei gar nicht zu kümmern.
    Mit einem leichten Seufzer drückte die Blonde die Finger der gehobenen Hand in Reaktion auf diese naiv anmutende Frage an ihre Stirn. Theoretisch war es ihr egal, aber diesen Namen hatte sie vor langer Zeit abgelegt. Er war Vergangenheit, und das sollte er bleiben.
    „‘Minako‘ reicht aus…“, hielt sich das Mädchen knapp und entlockte ihren Lippen ein Lächeln.
    „Minako?“, wiederholte der Bursche den Namen mit einer Mischung aus Interesse und Nachdenklichkeit. Ein weiteres Mal etwas zeitversetzt. „Mi…na…ko…“
    Wie Thanatos sich die einzelnen Silben auf der Zunge zergehen ließ, begann er vergnügt zu kichern.
    „Ich verstehe“, meinte er schließlich, „ein vorzüglicher Name für jemand wie dich.“
    Auch Minako, die zunächst die Mundwinkel etwas verzogen hatte, setzte darauf mit einem Glucksen ein, während sie verschämt lächelte. Beide amüsierten sich zunehmend darüber, wie sie sich so ertappt gab. Doch schlagartig ohne Vorwarnung kehrte wieder Stille ein und beide verharrten an Ort und Stelle.
    Der schlanke Kerl, dessen herzhaftes Lachen ebenso abrupt verstummt war, spähte vorsichtig nach vorne und traf den Blick des Mädchens vor sich. Dessen Kopf war leicht nach vorne gesenkt. Ein paar Haarsträhnen hingen ins Gesicht hinab, das halb ins Dunkle getaucht war, dahinter die roten Augen starr auf ihn fixiert.
    Doch schon einen Augenblick später grinste sie wieder und zeigte sich überaus verlegen, so einfach durchschaut worden zu sein. Doch Thanatos konnte diese falsche Herzlichkeit nicht täuschen, die das Mädchen vor ihm demonstrierte. Innerlich seufzte er sogar auf. Für diesen Bruchteil eines Momentes, da war etwas in ihren Augen, es ließ sich nicht anders beschreiben als pure Mordlust. In all der Zeit hatten sie nichts von ihrer einschüchternden Wirkung verloren. Obwohl er stärker war, hatte er jedoch kein Interesse, es darauf ankommen zu lassen. Diese Person vor ihm, so wie sie da verharrt hatte, gehörte zu den Schlimmsten, denn ihre Entschlossenheit bis zum Äußersten bot geradezu keine Schwachstelle. Und das machte sie gefährlicher als alles andere. Aber irgendetwas machte ihn stutzig, gab ihm den Eindruck, dass etwas nicht stimmte.
    „Immer der sarkastische Typ, nicht? Na gut…“, holte Minako ihn mit ihrem nüchternen Ton aus seinen Gedanken zurück, die Heiterkeit verflogen. „Also was hat ein König hier zu suchen? Aber denk dran… wenn mir der Grund nicht gefällt, dann rutscht mir meine Hand wohlmöglich noch einmal aus.“
    Ihr harmloses Schulterzucken wie auch das engelsgleiche, unschuldige Grinsen standen in direktem Kontrast zu dem Inhalt der letzten Bemerkung.
    „Wirklich? Na dann sollte ich mir besser Mühe geben…“, präsentierte Thanatos sich wieder schlagfertig und flachste uneingeschüchtert weiter, ehe er dann nach einer kurzen Pause im Schneidersitz ins Gras niederließ und aufgesetzt seufzte. „Nur leider habe ich keinen Grund. Ich bin hier zufällig gelandet, zusammen mit einem Jungen und seinem gefiederten Begleiter, aber das ist sicher nichts Neues für dich.“
    Ungestört fügte er noch mehr an.
    „Er ist ein sehr lustiger Junge, nebenbei erwähnt. Ich hatte bisher sehr viel Spaß daran, ihn für diese kurze Weile zu beobachten.“
    Die ihn zuvor abwartend beobachtende Blonde zischte abfällig, legte dann aber ihr Lächeln auf.
    „Ja, das klingt ganz nach dem, was man über dich sagt. Sich vom Wind treiben lassend, immer dort, wohin es ihn gerade verschlägt, nicht Thanatos?“ Minakos Schmunzeln wurde noch breiter. „So anders als Gorlab vorhin, das gefällt mir!“
    Thanatos kniff überrascht ein Auge zusammen. Vorhin? wiederholte er aufmerksam in Gedanken und eine Ahnung überkam ihn. Verschmitzt hob der Aschblonde den Kopf an und ging näher darauf ein.
    „Ihr seid euch begegnet? Es ist aber nicht zufällig so, dass du etwas mit Gorlabs plötzlichem Verschwinden zu tun hast, oder?“
    Minako schwieg kühl und hob lediglich langsam den blutbefleckten Arm an, der teilweise schon für sich selbst zu sprechen vermochte. Dann aber streifte sie mit dem gespreizten Daumen zu sich zeigend von rechts nach links über ihre Kehle entlang, wobei sich ihre Miene bösartig verfinsterte.
    „Er war ein Narr... Wer so schwach ist, fletsch besser nicht die Zähne. Jetzt liegen seine Überreste auf dem Grund des Vulkans.“
    „Wenn er nicht auf sich Acht geben kann, ist er selbst Schuld, wenn er draufgeht“, murrte Thanatos ihr nach einer kurzen Pause abfällig zustimmend. Dass er keine betroffene Regung zeigte, bestätigte ihr nur umso deutlicher, dass die Könige alles andere als die besten Freunde waren und sich nicht füreinander interessierten. Besonders jedoch für Gorlab und den scheinbaren Jüngling vor ihr galt das, was es etwas einfacher machte.
    Nachdenklich schwieg jener noch für einen Moment, ehe er sich mit einem unzufriedenen Gesichtsausdruck räusperte. „Aber das ist jetzt ein Problem…Einerseits möchte ich den Kodex wahren, andererseits kann ich schließlich nicht einfach ignorieren, dass du so eine Ungeheuerlichkeit begangen hast…“
    Minako zuckte erneut geradezu unbekümmert mit den Schultern. „‘Nicht den Boten bestrafen‘ heißt es doch so schön, aber es ist mir egal, was die Konsequenzen dafür sind.“
    Da hielt sie einen Moment inne, und gab sich, als ob ihr eine Idee kam. „Aber falls es dir die Entscheidung leichter macht…“
    Vorsichtig ließ sie sich in die Hocke nieder und griff nach der schwarzen Tasche neben sich.
    „Hier“, warf sie diese mit einem entspannten Grinsen über die halbe Lichtung, auf deren anderen Seite der sitzende Thanatos sie mühelos fing. Skeptisch blickte er ins Innere und holte ein silbrig glänzendes Gerät hervor, welches sich als Videokamera herausstellte.
    „Darauf ist festgehalten, wie Gorlab zugibt, dass er unter anderem eine Revolution gegen die anderen Könige vorbereitet.“
    Der junge Mann in der Rüstung ließ sich ins Gras nieder und schaltete den Apparat zwar ein, aber anstelle auf das Play-Symbol zu drücken, verharrte er stattdessen grübelnd.
    „Willst du es dir nicht ansehen?“, entwickelte sich bei Minako deshalb leichte Skepsis. Thanatos schaute zu ihr auf, bevor er das Gerät nichtsdestotrotz wieder deaktivierte.
    „Nein, ich kann dir da vertrauen. Du bestätigst mir nur, was ich bereits vermutete. Ich hatte schon lange das Gefühl, dass er etwas vorhatte. Aber bisher gab es keine Gelegenheit, mich davon selbst zu überzeugen.“
    Fast zufrieden lächelnd legte er die Kamera vor sich ins Gras. „Aber ich bin froh, das ändert sich die Sache. Dadurch war sein Leben von vornherein verwirkt gewesen… Letztlich hast du mit deiner Tat unserer Welt sogar einen Dienst erwiesen.“
    Auf das Lob hin zischte Minako nur verächtlich, während Thanatos noch etwas weitermurmelte, wobei er sich grübelnd den Kopf kratzte.
    „Traurig, dass ein muskelbepackter Hohlkopf wie er dennoch so eine Lücke hinterlässt. Es wird sicher schwer, sie zu füllen“
    Seine Gegenüber interessierte sich jedoch nicht für den Monolog, und blickte derweil unberührt zur Seite.
    „Vielleicht wird es ja mal Zeit für eine Königin“, dachte er da laut nach, wobei er besonders die letzte Silbe betonte. Dann sah er wieder zu ihr hinüber. „Interesse?“
    „Lieber sterbe ich…“, feuerte die Bedachte unmittelbar zurück, was bei dem Kerl nur ein amüsiertes Grinsen entlockte.
    „Außerdem, es gibt da eine Sache, die du falsch verstanden hast“, fuhr Minako in einem ernsten Ton belehrend fort, machte dann aber eine kurze Pause. „Das war keine Selbstlosigkeit euch gegenüber. Ich habe kein Interesse an eurer kostbaren Welt, noch an dieser. Aber ich werde nicht zulassen, dass jemand versucht, mir mein kostbares Spielzeug zu klauen. Was mir gehört, das lasse mir nicht nehmen.“
    „Dein kostbares Spielzeug?“, horchte Thanatos da auf und wiederholte die Phrase unverständig, lächelte dann aber fröhlich, als er eine gewisse Vorstellung hatte, was sie meinte
    „Nein, ich glaube, ich weiß, was es ist. Dieser Junge, kein Zweifel,… aber seit wann interessierst du dich für Menschen?“
    „Schon immer…“, entgegnete ihm die Blonde mit einem unterschwelligen Ton von Verdruss, während sie weiterhin ihr kaltes Lächeln beibehielt. „Das liegt doch schon in der Natur der Sache, findest du nicht?“
    „Wohl wahr…“, zuckte der Kerl einsichtig mit den Schultern, wie er sich aus seiner Sitzhaltung erhob und wieder aufrecht hinstellte. Gegen das steife Gefühl im Nacken bewegte er seinen Kopf etwas hin und her, zunächst nach links, dann nach rechts, was jedes Mal von einem Knacken begleitet wurde. „Also, wie soll es jetzt weiter gehen? Willst du meinen Kopf nun auch noch?“
    Minako antwortete nicht sofort, was nach außen wie eine eigene Unsicherheit darüber wirken mochte, auch wenn es das keineswegs war.
    „Wie wäre es stattdessen mit einem Handel? Du verschwindest einfach von dieser Insel, und kommst mir nie wieder unter die Augen?“ schlug sie ihm schließlich unverblümt vor.
    „Und was hätte ich davon?“ Thanatos hakte fast amüsiert von ihrer Forschheit nach.
    „Mal überlegen…“, führte Minako einen der Finger der nicht mit Blut verschmierten Hand zu ihren Lippen und machte eine nachdenkliche Pose. „Dann verspreche ich dir im Gegenzug, dem Jungen, den du dort drüben so sorgfältig versteckt zu glauben hast, kein Haar zu krümmen.“ Zur Verdeutlichung zeigte sie mit dem gleichen Finger nun auch in die entsprechende Richtung.
    Im unmittelbaren Moment verflog jene Heiterkeit von zuvor aus Thanatos‘ Gesicht und auch Minakos Gestik verfinsterte sich erneut. Die Umgebung kühlte sich drastisch auf einen Tiefpunkt ab.
    „Willst du mich etwa erpressen?“
    Seine ausgestreckte, flache Hand begann vor Zorn zu zittern. „Am liebsten würde ich…“
    Beide standen sich in gleichbleibender Entfernung gegenüber und wandten den Blick nicht voneinander ab. Ein Gefühl von drückender Schwere herrschte in der Luft um sie, die das Atmen nahezu undenkbar machte.
    „Na los, …“ neigte Minako keck grinsend ihren Kopf. Von da ab bewegten sich nur ihre Lippen langsam weiter, ohne dass noch Worte hörbar den Mund verließen. Doch Thanatos konnte von den Bewegungen die einzelnen Laute ablesen.
    „…versuch ruhig, mich zu töten!“
    Wie in Zeitlupe fiel ein einzelner Blutstropfen von ihrem Finger zu Boden. Es war eine derart aufgeladene Spannung, als ob abrupte Blitze nur allzu natürliche Erscheinungen gewesen wären. Und dennoch, rührte sich keiner von beiden, und verharrte den jeweils anderen beobachtend.
    Da brach der junge Kerl plötzlich die beängstigende Stille.
    „Also gut…“, knirschte er unzufrieden mit den Zähnen.
    „Lass uns aufhören. Es ist in keinem unsere beider Interessen, diese Insel in einem Kampf zu zerstören, oder? Aber werde deswegen ja nicht übermütig, und glaube weiterhin, dass du dich hinter dem Kodex verstecken kannst. Wir dürfen uns im Zweifelsfalle selbst verteidigen, soviel sei gesagt…“
    Ohne sich dies wirklich zu Herzen zu nehmen, hellte sich Minakos Miene deutlich auf und rief ein fast überbreites Lächeln hervor. „Schön, dass wir uns einig geworden sind.“
    Während sie etwas nach links schwankte und kurzzeitig durchatmete, schüttelte Thanatos enttäuscht über diese Entwicklung ihrer Begegnung leicht mit dem Kopf
    „Ich vertraue deinem Wort, aber wenn du dich nicht daran hältst, werde ich zurückkehren“, drohte er ihr eindringlich, ohne eine Spur der vorherigen Rücksicht ihr gegenüber. „Entfernungen sind für mich ohne Bedeutung. Ich werde dich finden, das verspreche ich dir…“
    Ein absolut eisiger Wind tauchte auf, begleitet von einzeln umher wehenden Schneeflocken, und umgab Thanatos, während dieser noch ungeachtet dessen die Tasche samt Kamera aufhob. Seine Meinung, sich die Aufnahme nicht anzusehen, hatte sich geändert. Und danach musste er sicher gehen, dass sie vernichtet werden würde.
    Mit einem skeptischen Blick schaute er noch zu der Blonden und richtete sich ein letztes Mal an sie.
    „Hättest du in deinem Zustand überhaupt noch kämpfen können, Bloodstained Eye?“, meinte er zu ihr mit missbilligendem Unterton, ehe er von den stärker werdenden Winden gänzlich eingehüllt wurde und sich im Nu eines Wimpernschlags samt diesem aufgelöst hatte. Nur noch ein paar wenige Schneeflocken flogen verwirrt zu Minako herüber, die allein auf der Lichtung zurückblieb.
    Er hat den Bluff also durchschaut… Ich hasse diesen Kerl…
    Plötzlich fiel die Bleiche da mit einem Rumms auf ihre Knie und ihr Oberkörper kippte erschöpft nach vorne über. Dadurch wurde eine große, schräg den Rücken entlang verlaufende Wunde im Licht des Mondes sichtbar. Die Kleidung um den verschmorten Rand war regelrecht zerfetzt.
    Mit einem Stöhnen gedachte sie der Verletzung an ihrem Rücken. Und diese Wunden hasse ich auch. Die brauchen so lange, bis sie verheilt sind.
    Während ihr Gesicht am harten Boden klebte, konnte sie sich ein letztes, mit Schmerz vermischtes Lächeln nicht verkneifen. Der Kampf mit Gorlab hatte so viel ihrer Ressourcen verbraucht, dass die Begegnung mit Thanatos sie endgültig den Rest ihrer Kräfte kostete.
    Die letzten Momente hatte sie ihn schon nur noch verschwommen gesehen, und sich gerade so auf den Beinen halten können. Trotz der Gewissheit, dass sie es nur seiner Willkür zu verdanken hatte, fühlte sie sich als Gewinnerin.
    Thanatos… of the Frozen Storms murmelte sie in Gedanken seinen vollen Titel. Zweifellos ist er der Stärkste der vier Dämonenfürsten der anderen Welt, oder einfach nur Könige. Mächtige Naturentitäten, das käme ihnen mit unseren Begriffen wohl am nahesten. Über ihre eigene Existenzsphäre herrschend, besteht das Gleichgewicht eher dadurch, dass die restlichen drei einen Gegenpol zu ihm bilden. Aber es ist von Vorteil zu wissen, dass du es warst, der den Kodex verankert hat, dass deine Art keinem Menschen Schaden zufügen noch Einfluss auf ihre Welt nehmen darf. Sich selbst Fesseln anzulegen, wie töricht. Doch sei beruhigt, ich werde deinem ‘Schützling‘ oder was er ist, keinen Schaden zufügen…
    Allmählich wurde ihr Atem ruhiger, und nachdem sie über weitere zehn Minuten in jener unvorteilhaften Pose auf der klammen Walderde verbracht hatte, gelang es ihr, immer noch schwächelnd, sich vom Boden wegzudrücken und zu erheben.
    „Ich schätze, dass ich den ganzen Tag erst mal durchschlafen könnte…“, murmelte sie witzelnd über ihre eigene Erschöpfung, als sie sich leicht hinkend auf den Rückweg machte.


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    Fukuin lehnte gegen einen Baum am Rande eines geschotterten Weges, es fröstelte ihn ein wenig, obwohl es jetzt am frühen Vormittag gar nicht mehr so frisch war. Eher lag es daran, dass er mit seinen Gedanken bei seinem aktuellen Zustand war. Dadurch, dass er es verdrängt hatte, wurde ihm nur umso schmerzlicher wieder bewusst, dass die Zeiger der Zeit nicht anhielten. Doch bevor es noch mehr zunimmt, wollte er zumindest klären, was plötzlich zwischen Mizuki und ihm stand, warum sie sich so merkwürdig verhielt wie am Vortag
    Es drehte sich ihm etwas, doch den Schwindel ignorierend und mehr Halt an dem Baum hinter sich suchend, hielt er mit der anderen Hand seinen PDA ans Ohr. Die Nummer der Person, die er anrief, musste er nicht heraussuchen, sie war zu seiner Verwunderung bereits im Gerät eingespeichert gewesen.
    „…Ja?“, stöhnte lediglich jemand auf der anderen Seite.
    „’Morgen… Gibt es noch etwas, was du gemacht hast, als ich geschlafen habe, wovon ich wissen sollte,… Minako?“ Fukuin war nicht wirklich ärgerlich darüber, trotzdem fand er es nicht gut, solche Dinge immer erst im Nachhinein herauszufinden. Es konnte doch nicht so schwer sein, vorher zu fragen, und wenn nicht, wenigstens Bescheid zu geben.
    „Wenn du irgendeinen Wunsch hast, was ich stattdessen nächstes Mal machen soll… sag es einfach?“
    Unerwartet musste der Junge schlucken, als er die Doppeldeutigkeit in ihrer Aussage bemerkte, die sie völlig gleichgültig und doch ernst zugleich rüber gebracht hatte.
    „Egal…Warum rufst du an? Etwas nicht bei dir in Ordnung, Fukuin?“
    „Nein“, antwortete er ihr halbherzig.
    Damit gab sich Minako allerdings nicht zufrieden. In müder, monotoner Weise fragte sie ihn aus.
    „Wirklich? Was ist mit diesem Mal an deinem Arm zum Beispiel, es würde mir Sorgen machen, wenn es plötzlich schmerzt? Hast du Fieber? Oder sonst irgendetwas, das anders ist?“
    „Nein, alles okay“, entgegnete er ihr nach einem Moment des Überlegens, verheimlichte er ihr dann jedoch das, was er inzwischen bemerkt hatte. „Mir geht es so gesehen prima, ich musste in den letzten zwei Tagen nicht einmal Medikamente nehmen“, fügte er mit gespielter Freude an. „Du brauchst dir wirklich keine Sorgen um mich machen…“
    „Das ist gut…“, kam nur abgehackt zurückt, gefolgt von einem Gähnen.
    Fukuin kam sich schlecht vor, als er das vernahm. Am liebsten hätte er so schnell wie möglich aufgelegt, doch er hatte seine eigene Frage noch nicht einmal gestellt.
    „Was ich von dir wollte,… kannst du mir beschreiben, wo sich die Mädchenunterkunft befindet?“
    Minakos schläfrig wirkende Stimme horchte plötzlich neugierig auf.
    „Wieso? Willst du etwa zu mir?“, neckte sie ihn. „Ich komme dir gern entgegen.“
    „Nein… Ich habe zuerst etwas… anderes zu erledigen“, schmetterte Fukuin die Offerte rumdrucksend jedoch nüchtern ab.
    „Ich verstehe…“, hauchte das Mädchen ein wenig Enttäuschung durch die Verbindung. „Geh weiter, bis du an einen großen See kommst… Von dort folgst du nach links dem Ufer. Du kommst zunächst an einem großen Gebäude vorbei, immer weiter gehen… Dann ist es nicht mehr weit… Die Mädchenunterkunft ist leicht zu erkennen, sie ist über einen kleinen Seitenarm des Sees gebaut.“
    Für einen Moment zögerte er nach ihrer Erklärung, bis er sich alles gemerkt hatte.
    „Ja, ich schätze, damit dürfte ich es finden“, stimmte er ihr zu. Doch dann wurde er etwas kleinlaut. „Danke dir… und es tut mir Leid, dass ich dich deswegen geweckt habe.“
    „Es ist… okay…“, regte es sich am anderen Ende kaum.
    „Fukuin?“ kam aber plötzlich noch eine Nachfrage, als der Junge schon auflegen wollte.
    „Ja?“
    „… Sei aufrichtig mit deinen Gefühlen.“
    Dann wurde das Gespräch von ihrer Seite beendet, ohne das Fukuin in seiner Überraschung noch reagieren konnte.
    Seine Hand mit dem Gerät sank schwermütig nieder, ebenso wie sein Kopf. Er fühlte sich so elendig. Er hatte ein weiteres Mal gelogen. Darüber hinaus hatte sie anscheinend sogar genau durchschaut, weshalb er auf dem Weg zur Mädchenunterkunft war. Und wider seine Erwartungen ermutigte sie ihn noch. Von sich selbst frustriert überwand er das schwankende Gefühl in seinem Kopf und stieß sich vom Baum ab.


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    Die Mädchenunterkunft war im Nachhinein wirklich leicht erkennbar. Es war ein großes, weißes Gebäude mit einem blauen Dach, das von außen mit seinen historischen Wänden wie eine großflächige Villa wirkte, dessen eine Hälfte über sechs steinerne Bögen wie eine Brücke das Wasser überspannte. Der andere Flügel verlief im rechten Winkel dazu und endete in ein wuchtiges, kuppelähnliches Bauwerk.
    Unweit des Eingangs standen eine Menge Kisten und Kartons übereinander gestapelt, teilweise noch fest eingeschweißt in Folie. Vor einer der Paletten wartete ein älteres Mädchen mit wallendem, blondem Haar und glich etwas auf einem Notizbrett ab, welches sie auf ihrem Arm hielt. Es machte den Eindruck, als ob sie die Lieferung kontrollierte. Selbst aus der Entfernung war sie schon als besondere Schönheit auszumachen, die eine eng anliegende, ihre schlanke Figur betonende Uniform trug. Ihre langen Beine bildeten einen großen Kontrast zu dem kurzen Rock.
    Nach einem Moment jedoch ging sie auf einen der Stapel zu und hob die oberste Kiste sowie die unmittelbar darunter hinab und stellte sie mühevoll auf den Boden vor sich. Mit in die Hüfte verschränkten Armen murrte sie über das Gewicht.
    Aus dem Augenwinkel hatte das Mädchen, was eher schon eine elegante, junge Frau war, wie Fukuin feststellen konnte, als er langsam so näher kam, ihn ihrerseits auch bereits bemerkt.
    „Entschuldigung“, bat er höflich um Aufmerksamkeit, die da schon auf ihm lag. „Ich würde gerne zu Rikou-kun.“ Fukuin wählte mit Bedacht den Nachnamen, da die meisten damit sicher mehr anfangen konnten.
    Die ihm unbekannte Schönheit drehte sich zu ihm hin und musterte ihn kurz, ehe sie darauf mit einem schwachen Lächeln einging, „Du meinst sicherlich Mizuki, oder?“
    Auf das Nicken des Jungen hin, der fast glücklich war, anscheinend genau die passende Person getroffen zu haben, schaute sie nachdenklich nach oben.
    „Wenn du mir beim Tragen hilfst, bring ich dich danach zu ihr? Wie wäre das?“, schlug sie ihm dann aber unerwartet nach jenem kurzen Zögern einen kleinen Handel vor.
    Eigentlich wollte Fukuin schleunigst Mizuki treffen, um das zwischen ihnen zu klären, doch der Anstand gebot es ihm, zumindest zu helfen. Außerdem würde das Tragen von einer läppischen Kiste ja nicht allzu lange dauern, versicherte er sich, ehe er sich nickend einverstanden erklärte.
    Das Mädchen grinste daraufhin keck. „Perfekt. Schon einmal einen Weg gespart.“
    Dabei bückte sie sich bereits und nahm die größere der beiden Kisten auf, aus der ein klirrendes Geräusch drang. Ohne großartig ins Straucheln zu geraten, hielt sie das Stück auf ihren Armen vor sich und marschierte in Richtung des großen Eingangs mit ein paar Stufen vor der alten Tür, von der eine Hälfte offen stand. Im Schatten des Gebäudes drehte sie sich auf dem Podest aber noch einmal um.
    „Was ist? Muss ich etwa jetzt noch auf dich warten?“
    Eilig griff Fukuin nach der anderen Kiste. „Puh“, trotz ihrer kleinen Größe war sie ziemlich schwer und er wunderte sich schon, was darin war. Aber außer einem offensichtlichen, englischen ’Fragile’ war kein Hinweis darauf zu finden
    „Habt ihr niemand, der das für euch macht, dass ihr die selbst tragen müsst?“
    „Wenn wir wollten schon, aber die beiden hier sind besondere, die dürfen nicht kaputt gehen“, scherzte die Ältere erklärend zurück.
    Im schnellen Schritt ging der Junge auf den Eingang zu, während aus der hellen Kiste ähnliches Klirren drang wie aus der anderen.
    Das Mädchen wartete an der nach innen geöffneten Tür, bis Fukuin vorbeimarschiert war, und stieß mit einem gezielten Tritt den Keil am Boden aus der Ritze, wodurch die Pforte unter einem lauten, bedrohlichen Knallen ins Schloss fiel.


    Vor Fukuin tat sich nach einem kleinen Eingangsbereich nun ein länglicher Gang auf. Die Wände waren in einem hellen Weiß gehalten war, die das geringe Licht durch die wenigen Fenster bestmöglich verstärkten, und verziert mit blauen Leisten. Der edle Boden, vermutlich sogar Marmor, spiegelte einen ähnlich luxuriösen Eindruck wieder. Zur Linken führte ein weiterer Gang in den dort gelegenen Trakt.
    „Willkommen im Wohnheim der Mädchen... dem Ort der Verdammnis, wo auf ungebetene Jungs Schlimmeres wartet als der Tod“, ulkte die Blonde mit einem düsteren Unterton amüsiert herum, ehe sie an Fukuin vorbeitrat.
    Nach ein paar Metern bogen beide mit den Kisten auf ihren Armen durch eine große Flügeltür, die durch ihre Ausmaße fast wie ein Tor wirkte, aus dem Gang in einen Ballsaal hinein.
    Erhellt von großen Fenstern auf der einen Seite, seitlich überdeckt von bis an die Decke reichenden, roten Vorhängen, wirkte dieser Raum sehr viel einladender als der Flur zuvor. An der gegenüberliegenden Stirnseite gab es zwei Treppen, die zur Etage oberhalb führte, wo den Raum auf beiden Seiten eine Balustrade umschloss.
    „Warte hier einen Moment. Deins kommt woanders hin“, meinte das ältere Mädchen neben ihm und ließ den verharrenden Jungen mitten im Raum zurück. Während dieses auf ein am Fuße der linken, unteren Treppe errichtetes Podest zuging und etwas verdeckt abseits davon ihre Kiste abstellte, schaute sich Fukuin um, als ob er sich im Saal verlaufen hätte. Seinem schweifenden Blick an der Treppe und dem Podest, auf dem ein schwarzer Flügel stand, vorbei folgend, entdecke Fukuin eine lange Tischreihe, auf der bereits Unmengen an Gläsern, Tellern wie auch wuchtigen Ziergegenständen standen. Auch das restliche Dekor deutete auf irgendeine Feierlichkeit hin.
    Unerwartet begann es sich jedoch allmählich hinzuziehen, als die Schönheit noch mit verschiedenen, teils gleichaltrigen Mädchen, die sich im Saal aufhielten und am Dekorieren waren, zu unterhalten begann, nachdem sie sich einen Moment zuvor an den Flügel gestellt und über diesen hinweg gestrichen hatte. Hin und wieder blickte sie prüfend zu dem einsam dastehenden Jungen zurück, fast als ob sie ihn auf eine immer schwerer werdende Geduldsprobe stellte.
    Fukuin erwog den Gedanken, sich selbst auf die Suche zu machen, doch verwarf er das schnell, als er sich erneut bewusst machte, wo er sich befand. Niemand würde sich für einen einzelnen, durch die Korridore streunenden Jungen begeistern können. Gelangweilt betrachte er die Kiste in seinen Armen, während er also wartete, bis sich die Schöne nach einer ganzen Weile endlich entschloss, zu ihm zurückzukehren.


    In dem Moment näherte sich Fukuin von hinten eine weitgehend vermummte Person, welche anscheinend in Gedanken versunken gewesen war. Jedenfalls bemerkte sie ihn nicht und stieß mit ihm zusammen. Während der Junge nur ein wenig überrascht nach vorne kippte, gelang es dem Mädchen sich lediglich vor dem Sturz zu bewahren, indem sie eilig um seinen Körper herum fasste.
    „Alles okay?“, erkundigte Fukuin sich nach hinten umblickend. Mit der Kiste zwischen den Armen konnte er auch nicht viel mehr machen.
    „Pass doch auf, was stehst du einfach im Weg herum?!“, erhielt er dafür aber nur forsch als Antwort zurück.
    „Moment, du bist in mich hineingelaufen… außerdem…“, der Junge pausierte für einen Augenblick, „… wie lange willst du dich noch an mir festhalten?“
    „Eeeh?“, peinlich berührt ließ das Mädchen ihn sofort los.
    Als er sie anblickte, während sie sich mit gesenktem Haupt entschuldigte, meinte er zu begreifen, warum sie ihn nicht gesehen hatte. Sie trug eine dunkelblaue Jacke, die sie tief ins Gesicht gezogen hatte. Zusätzlich hatte sie die Kapuze aufgesetzt, so dass nur ein paar dunkle Strähnen des fast schwarzen Haares vorne unter dem weißen Innenfellrand herauslugten. Es irritierte ihn, dass jemand drinnen so umherlief.
    Die Blonde, die sich inzwischen unbemerkt neben den Jungen gestellt hatte, räusperte sich nur einmal kurz in mahnender Weise, was das andere Mädchen direkt erschrocken zusammenzucken ließ, ehe sie sich hastig abwendete und wieder eilig in die Richtung verschwand, aus der sie gekommen war.
    Während Fukuin verwundert hinterher schaute, klopfte ihm die Ältere etwas Unverständliches murmelnd ein paar Mal leicht auf dem Rücken - etwas Dreck abklopfen, wie sie nachträglich meinte. Das erledigt, stellte sie fest, dass sie beide weiter könnten, um die andere Kiste auch loszuwerden, was ihm nach der unfreiwilligen Wartezeit ganz recht war.
    Hinter einer Ecke versteckt, beobachtete das vermummte Mädchen zufrieden, wie die beiden aus dem Saal kamen und in eine andere Richtung weggingen. Eine Hand hatte sie in einer der Jackentaschen, aus der nach einer knappen Fingerbewegung ein leises Klacken zu hören war, gefolgt von etwas Gesprochenem - …im Weg herum… Moment, du bist in mich hineingelaufen… auß…- Da erfolgte ein weiteres Klacken, und die Stimmen verstummten wieder.
    „Perfekt“, kommentierte die Vermummte zufrieden die abgespielte Aufnahme. Damit hatte sie alles, was sie brauchte.


    Etwas nach dem Verlassen des Saals beugte sich das blonde Mädchen im Gehen vor, um Fukuin neben sich ins Gesicht sehen zu können. „So, du willst also zu Mizuki?“ Dabei lächelte sie einladend freundlich.
    „Ja…“, entgegnete ihr der Junge knapp. Als ihm der durchschauende Blick mehr und mehr unangenehm wurde, wandte er sich zu ihr, „Ist das denn so merkwürdig?“
    Mit verschränkten Armen in die Hüfte gestemmt richtete diese sich da wieder auf, und überlegte auf die Frage hin.
    „Sie ist eigentlich nicht jemand, der Besuch von einem Jungen bekommt…“, meinte sie dann in grübelnder Weise, ohne Fukuin aus den Augen zu lassen. „Woher kennst du sie denn?“, wollte die Schöne dann aber zielsicher wissen.
    „Wir haben die ersten Tage… zusammen in einer Unterkunft verbracht“, gab dieser mit einem Zögern beschämt zu. Darauf einzugehen, war ihm ziemlich unangenehm.
    „Und jetzt, da sie hier wohnt, bist du gekommen, um sie wieder zurückzuholen? Wie ein Ritter im Märchen, der die Prinzessin…“, begann sie erheitert zu kichern.
    „Nein, ich will sie nicht zurückholen…“, erwiderte Fukuin aber emotionslos. Darauf reagierte seine Begleiterin mit einem irritierten Blick. Das war wohl die Antwort, die sie am wenigsten erwartet hätte.
    „Ich will erstmal wissen, warum sie plötzlich so abweisend mir gegenüber ist?“, führte der Junge seine Aussage deshalb weiter aus. „Vielleicht ist es nämlich meine Schuld oder sie hat einen guten Grund dafür, von dem ich nichts weiß. Dann wäre es einfach nur arrogant und egoistisch, sie zurückholen zu wollen.“
    Plötzlich spürte er, wie ihn jemand mit dem Finger auf die Wange stupste, worauf er sich verwirrt an die Backe fasste und aufsah. „Hey!“, beklagte er sich bei der Älteren neben ihm, während die Kiste auf dem anderen Arm gefährlich hin und her wankte, weshalb er schnell wieder mit beiden Händen drunter packte.
    „Hehe, sich so um jemanden zu sorgen… ist da etwa einer verliebt?“, neckte die ihn jedoch weiter, was Fukuin röter werden ließ, bevor er erneut seinen Blick beschämt abwendete.
    „Wäre das nicht sinnlos, wenn es nur einseitig ist?“, murmelte er nur leise zu sich selbst.
    „Wenn du das wüsstest, wärst du doch sicher nicht hier, oder?“, reagierte die Blonde darauf aber mit einer Gegenfrage, obwohl Fukuin sich damit gar nicht an sie gerichtet hatte. Aber irgendwie hatte sie Recht damit. Dann hätte er den Mut vielleicht wirklich nicht zusammen genommen, ihr gegenüber zu treten.


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    Nachdem beide eine Weile durch die verschiedenen Gänge quer durch die Unterkunft gegangen waren, erreichten Fukuin und seine weibliche Begleitung ihren Zielort, einem Raum im ersten Stock. Der Weg dorthin war größtenteils geprägt von Stille und er folgte dem älteren Mädchen, was mit einem schnellen, aber nicht eilenden Schritt durch die labyrinth-gleichen Korridore führend voran ging.
    Unangenehmer als ausbleibende, weitere Gespräche waren für den Jungen aber die scheinbar kritischen und skeptischen Blicke, die man auf sie warf, als die beiden auf ihrem Weg andere Bewohnerinnen der Unterkunft passierten. Keine von jenen machte aber irgendeine Bemerkung, die Fukuin hätte vernehmen können.
    „Hier entlang“, schließlich öffnete das Mädchen die Tür zum Zimmer und schickte den Jungen vorweg hinein. Als dieser jedoch sah, was sich vor ihm ausbreitete, zögerte er einen Moment, wurde dann aber weiter hinein geschoben.
    Mit ein paar unbeholfenen, halb stolpernden Schritten stand er bereits vor dem breiten Bett, welches sich von der Wand zur Rechten in den Raum erstreckte und so groß wirkte, dass drei Personen darin ausreichend Platz hätten. Hinter dem Bett und einem kleinen Nachtisch waren mehrere verzierte Fenster, die den Blick auf einen Balkon und den sich dahinter weit erstreckenden See ermöglichten. Vor dem Fußende des Bettes standen dort auf der Seite auch ein dunkelbraunes Sofa und ein Sessel um einen Tisch herum.
    Neben jener Sitzecke allerdings war noch mittig an der Stirnseite eine Vertiefung in der Wand, wo jeweils nach links und rechts eine weitere Tür führte. Eine von beiden stand jedoch offen und gab eine Art begehbaren Kleiderschrank preis, wohingegen Fukuin vermuten konnte, dass die andere bestimmt zum Bad führte.
    Abgesehen von ein paar Klamotten, die über die Rückenlehne des Sessels geworfen waren, wirkte der Raum sehr ordentlich. Sein Blick wanderte weiter im Kreis über eine an der Wand angebrachte, flache Musikanlage, die recht modern wirkte und zu der vermutlich die Boxen in den Ecken unter der Decke gehörten, und kam bei der letzten verbleibenden, beigefarbenen Zimmerseite an, wo sich eine breite, antike Kommode befand. Jedoch war auch dort nicht viel zu sehen, außer zwei Vasen, jeweils gefüllt mit einem prallen Strauß frischer Blumen, und noch weiter daneben ein aufgestelltes Foto.
    Es zeigte ein junges Mädchen, gezwungen lächelnd zwischen zwei Erwachsenen. Die Frau der beiden griff mit den Händen an die Schulter des Kindes. Die Gesichter der beiden Personen hingegen waren nicht zu sehen, knapp oberhalb des Kopfes der Kleinen endete das Foto in einem Riss, wenig später gefolgt vom roten Rahmen.
    Doch als Fukuin einen Schritt näher auf das traurig wirkende Bild zu machen wollte, stellte sich das ältere Mädchen plötzlich dazwischen und klappte den Rahmen mit der Front nach unten. Unmittelbar nahm sie dem Jungen wortlos den unbeschrifteten Karton mit dem klirrenden Inhalt ab und brachte ihn leise summend in den vermeintlichen Wandschrank.
    „Setz dich“, forderte sie ihn scheinbar aus der hintersten Ecke der Kammer rufend auf, dem Fukuin mit leichtem Unbehagen nachkam. Still hockte er sich auf die äußerste Kante des Sofas, nahe dem Fenster, und blickte am Vorhang vorbei nach draußen auf den weitläufigen See.


    Wenig später kehrte dann auch das Mädchen aus dem Nebenraum zurück und stellte sich vor ihn, mit zwei Gläsern und einer dunklen Flasche in den Händen jonglierend, welche sie auf dem Tisch absetzte.
    „Was soll das?“, fragte Fukuin irritiert, als er die Weinflasche näher inspizierte und dann zu der Älteren schaute, die sich in den Sessel fallen ließ.
    „Lass uns anstoßen“, schenkte sie beide Gläser halbvoll ein, bevor sie sich mit ihrem danach zurücklehnte und die Beine entspannt übereinander schlug.
    „Worauf anstoßen? … Und danke nein, ich trinke keinen Alkohol…“, meinte Fukuin in einem Atemzug.
    Die Schöne lächelte zunächst nur. „Darauf, dass wir meinen persönlichen Geheimvorrat erfolgreich vergrößert haben… und dann verpasst du etwas, das ist ein ziemlich guter Jahrgang“, erwiderte sie ihm dann in gleicher Weise direkt hintereinander. „Hat mich viel Mühe gekostet, den abzuzweigen.“
    Aufgeregt sprang der Junge aus dem Polster hoch. „Willst du damit sagen, ich habe dir geholfen, den Wein zu klauen?“ Das Grinsen reichte ihm als Antwort und er war dabei, erregt das Zimmer zu verlassen, doch ihre Stimme gebot ihm Einhalt.
    „Die Tür ist abgeschlossen…“, verkündete sie kühl, an ihrem Wein das Aroma kostend. „Setz dich!“

  • Widerwillig ließ sich Fukuin wieder auf dem Sofa nieder und verschränkte die Arme.
    „Zuallererst, wir haben nichts gestohlen… wir haben nur eine kleine Extrabestellung abgeholt, aber das steht hier nicht zur Debatte“, erklärte das Mädchen im ernsten Ton.
    „Und was soll ich jetzt hier?“, blickte er sie gereizt an. Aus welchem Grund sollte sie ihn auf ihr Zimmer locken und mit sich dort einsperren?
    In dem Moment setzte sich die Schöne mit dem Glas in der Hand direkt neben ihn auf die Couch und legte vorsichtig den anderen Arm um ihn.
    „Findest du nicht auch, dass es ziemlich heiß hier drin ist?“, stöhnte sie ächzend und rückte noch näher an den Körper des Jungen heran. Unweigerlich begann sie mit den freien Fingern auffällig an ihrer Bluse zu zupfen. Zeitgleich zog sie seinen Kopf dichter heran und lehnte den ihren an seine Schulter. Fukuin konnte nichts erwidern, aber begann, unwillkürlich hochrot anzulaufen.
    Da ließ der Griff um ihn herum unvermittelt nach und das Mädchen erhob sich wieder, um sich amüsiert erneut in den Sessel niederzulassen.
    „Nach allem hast du also auch ’ne niedliche Seite“, lachte sie über den verdatterten Jungen.
    Doch ihre Heiterkeit hielt nicht lange an und ihr Gesicht wurde wieder ernster.
    „Nunja, ich denke, es ist Zeit, die ’Charade zu beenden’“, meinte die Ältere dann aber plötzlich. „Das waren doch in etwa deine Worte, oder?“
    Fukuin verstand nicht, worauf sie auf einmal hinaus wollte. Nachdem sie das Glas vorsichtig abgestellt hatte, begann die Blonde mit geschlossenen Augen ihr Haar aufzulockern und warf einen ganzen Strang nach vorne über, so dass er vor der rechten Hälfte ihres Gesichts hinab hing. Als sie den Jungen vor sich so wieder ansah, war sein Blick ausdrucksvoll genug, um zu bestätigten, dass er sie erkannt hat.
    „Du bist doch eine der Gefährtin von der, die im Duell mit Saki betrogen hat!“
    „Du erinnerst dich also an mich? Wir sind uns noch nicht vorgestellt worden… Ich bin Melissa“, nannte die Blonde mit der nun umgekrempelten Frisur ruhig ihren Namen.
    „Fukuin“, knirschte ihr Gegenüber mit den Zähnen, die Geste halbherzig erwidernd.
    Beide schwiegen, während Melissa die Zeit dafür nutzte, aus ihrer Rocktasche eine Packungen Zigaretten zu kramen. Jedoch zündete sie sich wider Fukuins Erwartung keine dieser ekelhaften Dinger an.
    „Das verdirbt den Geschmack vom Wein“, fügte diese nüchtern darauf nur an, als sie seine Mimik bemerkte. Die Packung schien sie lediglich im Sitzen gestört zu haben. Dann entledigte sie sich noch ihrer Stiefel und legte die Beine bequem schräg zur Seite hoch auf das flache Bett.
    „Du denkst jetzt sicher, dass ich dich hierher gebracht hab, um mich für neulich zu rächen?“
    Fukuin zog es vor, das nicht zu beantworten, angesichts der missfälligen Weise, in der sie es sagte. „Gib ruhig zu, dass es so ist.“
    Melissa wartete darauf, dass er ihr zustimmen würde, aber es geschah nicht.
    „Gut. Wenn ich das gewollt hätte, bräuchte ich jetzt nur schreien, und du würdest vermutlich wegen Belästigung oder mehr aus der Akademie fliegen. Außer du flüchtest über den Balkon und springst runter in den kalten See - um dann aus der Akademie zu fliegen…“
    Die Aussichten, die sie ihm gerade bot, waren in beiden Fällen ziemlich düster. Aber nicht nur die, auch die Stimmung schien ebenso finster geworden zu sein. Der Wechsel zwischen dem netten Mädchen von zuvor und der Person vor ihm war so drastisch, dass er sich nicht vorstellen konnte, dass beide ein und dieselbe waren. Und dann hat er ihr auch noch mit ihr über Dinge geredet, nein, die Gedanken wollte er gerade nicht einmal mehr weiter verfolgen. Unbeständig sah er zu ihr hin, als sie weitersprach.
    „Aber ich hab nichts übrig für Rache, von daher…“
    Mit den Schultern zuckend lehnte Melissa sich tiefer in das Polster hinter sich hinein und streckte die Beine weiter aus. Genießend schwenkte sie das Weinglas in ihrer Hand.
    „Was dann?“, fragte Fukuin zaghaft, der ihren Worten zwar Glauben schenkte, aber dennoch verunsichert war.
    „Einfach, um ein wenig mit jemandem zu plaudern, der mein Interesse geweckt hat… Ich konnte ja nichts dafür, dass du mich nicht erkennst.“
    „Du hättest auch etwas sagen können…“
    „Hm, das hätte ich vielleicht gekonnt…“, ging die Ältere darauf ein, in dem sie so tat, als ob sie darüber grübelte. „Ich könnte dir aber auch sagen, dass es nicht Akane war, die die Kleine zum Duell herausgefordert hat. Oder wie ich Akane für ihre dämliche Aktion den Arm…“
    „Selbst wenn das stimmt, würdest du mich jetzt bitte zu Mizuki bringen…“, hatte Fukuin dafür aber keinerlei Verständnis mehr. Er war aus einem bestimmten Grund hier, und das alles hier hielt ihn auf eine perfide Weise davon ab.
    „Nein…“, schmetterte die es aber nüchtern ab. „Auch sonst niemand hier wird das machen… solang ich es nicht will. Und ich denke nicht, dass ihr euch jetzt sehen solltet.“
    Der Junge wischte sich angestrengt mit der Hand über das Gesicht. Er wusste nicht einmal, was das alles sollte, noch wieso sie ihn Mizuki nicht treffen lassen wollte. Doch als er für einen Wimpernschlag unter den Fingern hindurch blickte, sah er keine hämische Tücke in ihrem Gesicht, sondern eher etwas wie ein verständnisvolles Lächeln. Aber was es damit auf sich hatte, war ihm ein Rätsel, denn als er die Hand von seinem Gesicht wieder entfernte, war davon nichts mehr zu sehen.
    „Warum nicht?“, wollte er dennoch wissen, doch sie schüttelte nur den Kopf. Langsam verstand er es nicht mehr. Hatte sie wirklich einen Grund, oder genoss sie es schlicht, Kontrolle über ihn zu haben, so wie Reiche meinen, sich wegen ihrem Geld alles erlauben zu können? So luxuriös wie das Zimmer war, mutete dieser Gedanke gar nicht so abwegig an. Zumindest aber an die Sache mit der Rache glaubte er aber weniger. Den Eindruck hatte er nicht und dafür hatten ihre Worte zu überzeugend geklungen.
    Weil du das Mädchen nicht ansatzweise verstehen kannst, behielt Melissa ihre Antwort jedoch für sich und beobachtete weiter, was dieser Junge vor ihr als Nächstes machen würde.
    „Dann sag mir wenigstens, was ich machen muss, um dich umzustimmen?“, vermied er eine eigentlich bissige Aussage, die ihm auf der Zunge lag, und verabschiedete sich von seinem Stolz.
    „Du bist wirklich ein Plagegeist, der nicht klein bei gibt…aber das ist nicht immer verkehrt…“
    Ohne in Fukuins Richtung zu spähen, schaute die Blonde zufrieden auf das Weinglas hinab, welches sie auf dem Schoß in ihrer halbliegenden Pose aufstützte.
    „Ich möchte, dass du jetzt zurückgehst und erst heute Abend wieder hierher kommst, zu einer Lichtung nördlich der Unterkunft, wo du auf mich gegen Elf Uhr warten kannst, allein. Durch das Eisentor neben der Unterkunft und ein Stück gerade aus, kann man nicht verfehlen. Dort zeig ich dir vielleicht etwas, das dir helfen könnte“, wies Melissa ihn ruhigen Kalküls ein.
    „Hier“, holte sie da unerwartet ein gefaltetes Kärtchen hervor, welches ihr Fukuin, mit skeptischem Blicke prüfend, abnahm. „Ob du das machst ist deine Sache, falls du hier jemanden begegnest, kannst du diese persönliche Einladung als Ausrede benutzen. Ich möchte dich jedoch nicht auf der Feier drinnen sehen, noch, dass du jemandem hiervon erzählst, verstanden?“
    Fukuin schaute sie irritiert an, doch ihr forscher Blick setzte sich durch und ließ ihn wegsehen.
    Dennoch begriff er nicht, was dieser plötzlicher Sinneswandel sollte, oder warum sie ihm sogar etwas anbot, das entfernt nach Hilfe klang?
    „Kann ich dann wenigstens gehen?“, wandte er sich ahnungslos zur Tür und steckte das Kärtchen ein.
    „Natürlich, die Tür ist offen“, deutete das Mädchen mit einem entspannten Grinsen in die Richtung und nahm einen knappen Schluck aus dem Weinglas.
    „Du…!“ Fukuin grollte wütend, schluckte dann aber seinen Ärger hinunter und verließ wortlos das Zimmer, dessen Tür er hinter sich zuknallte, wie auch auf dem kürzesten Weg die Mädchenunterkunft.
    Als er bereits verschwunden war, verabschiedete sich Melissa.
    „Bis heute Abend dann,…“
    Mit den Gedanken abwesend schwenkte die Zurückgebliebene die Neige im Glas hin und her.


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    Aufgescheucht rannte Kantarou in der Unterkunft umher. Immer wieder pendelte er zwischen Kleiderschrank und Badezimmer, aber keine Klamotten sagten seinen Ansprüchen zu. Kenji saß derweil am Esstisch und tippte genervt mit dem Finger auf die Holzoberfläche. Vor ihm lagen nicht weniger als ein dutzend gefalteter Kärtchen, alle Einladungen von Mädchen, die er heute bekommen hat. Im Nachhinein war er sich sicher, hätte er das gewusst, wäre er gar nicht in die Akademie gegangen, um seine restlichen Klamotten zu holen.
    Die sind mir wie die Verrückten hinterher gerannt, war ihm der Gedanke allein schon zuwider.
    Kantarou hingegen hatte nur eine einzige bekommen, aber diese war ihm umso wichtiger gewesen, weshalb er jetzt versuchte, sich besonders chic zurecht zu machen.
    Der dritte anwesende Junge ließ sich weder von dem einen noch dem anderen stören. Still saß Fukuin auf dem Sofa und kritzelte Kombinationen aus Zeichen, Zahlen und Buchstaben auf einen Notizblock in seinen Händen.
    „Und, hast du mit Mizuki sprechen können? Was hat sie gesagt?“, fand Kantarou plötzlich einen Moment Zeit in seiner Modenschau, und setzte sich auf den Sessel schräg gegenüber von Fukuin. Viel eher jedoch war er nach der ganzen Rennerei inzwischen erschöpft und brauchte einfach eine Pause, die er sofort damit verband, sich bei seinem Freund über den aktuellen Sachstand zu erkundigen.
    „Nichts, sie war leider nicht da“, antwortete der, ohne seine Aufmerksamkeit von dem Tisch vor ihm abwenden oder das Notieren pausieren zu müssen. „Aber heute A…“, begann Fukuin und schaute auf, bevor er abrupt inne hielt. Gerade das sollte er ja niemandem sagen, doch Kantarou sah ihn schon neugierig an. Schnell strengte er seine Gehirnzellen an.
    „Heute Abend scheint da irgendeine Party zu steigen, war viel los, keine Ahnung…“
    „Hehe, natürlich. Da ist eine richtig große Fete, irgendjemand hat Geburtstag“, versicherte ihm Kantarou heiter. „Eine Melissa Che…De… naja, egal“, machte er den Ansatz, den Namen von der Einladungskarte vorzulesen, verwarf die Idee aber recht schnell. Doch es reichte, dass Fukuin ihm für einen knappen Moment seine volle Aufmerksamkeit schenkte. Ist das nicht…?! Was für eine merkwürdige Type. Hat Geburtstag und benimmt sich keinesfalls danach. Und wie will sie mich da überhaupt treffen?
    „Du kommst doch sicher auch, oder?“, hakte der wüst durcheinander gekleidete Junge weiter nach.
    „Erinnerst du dich… ’nur mit Einladung’“, blickte Fukuin mahnend nach Vollenden einer weiteren sechsstelligen Zeile zu seinem Zimmergenossen auf.
    „Stimmt… Einlass nur mit Einladung…ganz vergessen.“ Kantarou blickte betroffen auf die entsprechende Passage und begann ein wenig zu grübeln. „Soll ich Rena fragen, ob sie dir noch eine auftreibt?“
    „Nein, lass gut sein. Mir ist nicht nach Feiern zumute. Ich denke, ich geh dafür lieber heute früh ins Bett“, lehnte der Weißschopf dankend ab. „Aber das heißt nicht, dass ich es morgen nicht wieder versuchen werde…“, fügte er noch versichernd an, dass er bei der Sache mit Mizuki keinesfalls klein beigeben und hartnäckig bleiben würde.
    „Hey!?“, schallte es hinter ihm harsch. Kenji sprang den Stuhl umstoßend auf. „Was meinst du damit, du hättest keine Einladung?! Auf wen warte ich bitte dann?!!“, gab er sich übertrieben empört. Umgehend stampfte er los auf den Weg ins Schlafzimmer, um sich für den Ball umzuziehen. Und er würde dafür nicht so elendig lange wie gewisse andere benötigten, da war er sich sicher. Im Vorbeigehen am Sofa hielt er jedoch ein kleines, gefaltetes Kärtchen unauffällig in der Hand, und wollte es gerade fallen lassen, als Fukuin sich an ihn richtete.
    „Du wartest dann doch aber sicher auf Kantarou, damit der auch dahin findet, oder?“
    „Warum sollte…?!“
    „…Duell…“, fiel ein einziges Schlagwort, was Kenji sofort in seiner Entrüstung zum Verstummen brachte. Knurrend zerknüllte er das Stück Papier in seinen Händen, welches er quer durch den Raum warf, und verschwand im Nebenraum, jedoch nicht, ohne die Schiebetür betont zuzuknallen.
    „Glaubst du nicht, du übertreibst es etwas?“, bremste Kantarous Bedenken Fukuins amüsiertes Kichern aus, dass seine Notierarbeit kurzzeitig pausieren konnte.
    „Jetzt wo du es sagst, vielleicht stimmt das…“, äußerte dieser mit skeptischem Bedenken. „Ich kenne diese Seite gar nicht an mir, so…“, blieb der Satz unvollendet, da ihm kein passendes Adjektiv einfiel. Doch Kantarou wusste auch so, was er meinte. Dessen momentane Art entsprach manchmal gar nicht dem, wie er den Jungen vor sich kennen gelernt hatte. Diese forschen, provokanten Momente…
    Er entschied sich, nicht weiter darauf einzugehen. Dafür ließ er seinen Blick kurz über den Tisch abdriften. Anstelle des Duellfeldes wurde ein quadratisches Brett mit abwechselnden weißen und schwarzen Flächen dargestellt.
    „Das ist Schach, oder? Kann man so etwas damit also auch spielen?“, erkundigte sich der schwarzhaarige Junge schließlich doch nach dem, was sich vor beiden ausbreitete.
    „Hat mich genauso positiv überrascht“, bestätigte Fukuin es ihm. „Kannst du es auch?“, fügte er freudig interessiert an.
    „Ich kenn es, aber ich bin nicht sehr vertraut damit, aber so geht es mir auch schon mit Shogi, einfach nicht meine Welt.“
    „Ich verstehe, schade“, sah man seinem Gesprächspartner die Enttäuschung merklich an.
    „Und was machst du da gerade?“, versuchte Kantarou die Stimmung nicht weiter zu kippen.
    „Das hier?“, vergewisserte sich Fukuin, und deutete auf den Notizblock. „Das ist eine Zusammenfassung von dem Spiel da.“
    Während er Kantarou, der sich neugierig neben ihn setzte, die kryptischen Kombinationen aus Buchstaben und anderen Zeichen erklärte, erzählte er ihm auch, dass Schach für ihn eine Art Ablenkung ist, die ihm Spaß bereitete und entspannen konnte.
    „Ich notiere mir manche Partien, wenn sie besonders interessant waren. Diese hier zum Beispiel“, zeigte er auf das Schachfeld, „Es war ziemlich ausgeglichen, bis sich ein ungeschickter Zug ereignete. Irgendeiner von der Insel mit dem Nick ‘Wizard’, mehr weiß ich nicht. War aber wirklich gut, kann man nicht anders sagen.“
    Das Brett zeigte eine ganz andere Art eines Duells. Nur noch zwei, einzelne weiße Figuren waren gegen eine Überzahl an schwarzen vorhanden. Ein einsamer Bauer in der Mitte des Spielfeldes und der nahezu geschlagene König, in direkter Nachbarschaft von Dame, Läufer und Turm des Gegners.
    „Naja, mach dir nichts draus, beim nächsten Mal gewinnst du“, klopfte ihm Kantarou aufmunternd auf den Rücken.
    Fukuin schmunzelte, während er sich vorbeugte und den schwarzen Turm berührte, den er direkt neben den weißen König zog.
    „Schach…“ Im Wegnehmen streifte er bewusst die weiße Figur, die dadurch auf die Seite fiel. „und Matt“, Verkündete der Weißschopf eindrucksvoll seinen Sieg. Sein Sitznachbar war überrascht, dass Fukuin der Spieler mit der anderen Farbe gewesen war.
    „Und ich versuch noch, dich aufzuheitern“, beklagte sich Kantarou scherzhaft, während er seine Verwunderung verarbeitete.
    „Die Absicht zählt doch“, korrigierte ihn Fukuin freundlich. „Und das weiß ich sehr zu schätzen.“
    Mit ein paar wenigen Handbewegungen kritzelte er die letzte Zeile ans Ende und schloss seine Notizen ab, indem er den Block zuklappte.
    „Ein Arzt hat es mir beigebracht, als ich noch im Krankenhaus gelegen habe“, schwelgte Fukuin in der Erinnerung. „…trainiert das Denkvermögen und so weiter.“ Lustig imitierte er dabei eine belehrende Pose.
    „Aber es war eine der Sachen, die ich schnell gelernt hab. Aber so ging es mir hin und wieder. Bei manchen Bereichen tue ich mich ziemlich schwer, andere fallen mir unheimlich leicht. Schach wäre so etwas…“, auf Umwegen hatte Kantarou einen Weg aufgetan, über den Fukuin ihm mehr von sich selbst erzählte. „Oder Geschichte, wenn ich mich schon an meine eigene Vergangenheit nicht erinnern kann…“, hing sein Kopf durch. Es war ein Scherz, von dem beide wussten, dass es viel mehr Frust als Witz war.
    Plötzlich streckte Kantarou seine Hand zu ihm aus. „Wir sorgen schon dafür, dass du dich erinnern kannst. Das ist ein Versprechen, klar?!“, gab er mit ungewohnt bestimmendem Ton von sich, der keine Widerrede duldete.
    Kurzzeitig von der Geste überrascht, ergriff Fukuin die Hand. „Ich nehm dich beim Wort!“
    Zufrieden schauten sich beide Jungen an.
    „Fangt ihr jetzt schon an, Händchen zu halten?!“, zischte Kenji in gepflegter Kleidung ohne sie weiter eines Blickes zu würdigen und rauschte an der Couch und dem Kamin vorbei. „Ich warte noch fünf Minuten, keinen Augenblick länger!“, drohte er genervt, als dieser durch die Tür nach draußen verschwand.
    „Hm, dann sehe ich mal lieber zu“, meine Kantarou davon wenig eingeschüchtert. „Ist aber vielleicht der falsche Moment, ihm zu sagen, dass ich den Weg kenne, oder?“
    „Vermutlich. Wenn er schon so rücksichtsvoll ist, sollte man ihm nicht vor den Kopf stoßen“, stimmte Fukuin ihm freudig zu, wobei er die Motivation hinter der freiwilligen Geste vernachlässigte.


    Zeitgleich in der Mädchenunterkunft…
    Mit skeptischer Miene stand das blauhaarige Mädchen vor dem Spiegel im Schrank und hielt sich ein schwarzes Galakleid vor den Körper. Es wirkte ziemlich elegant, auch wenn es nicht sehr teuer war, doch irgendwie schien es ihr nicht wirklich zu gefallen.
    „Da sieht man mal wieder, du bist der Typ, dem alles steht“, kommentierte Rena das Anlegen mit einer Form von gespieltem Neid. Enttäuscht legte Mizuki das Kleid jedoch neben der Rothaarigen zurück aufs Bett.
    „Das bin nicht ich…“, sagte sie nur leise vor sich hin und ignorierte Renas Kompliment gänzlich. Lust zu Feiern hatte das Mädchen eigentlich auch nicht. Doch ihre Zimmergenossin würde es sicher nicht zulassen, dass sie alleine hier oben bleiben würde.
    „Wie jetzt, nicht?“, empörte sich Rena. „Hast du etwa zugelegt, dass dir meine Klamotten nicht mehr passen?“
    Darauf erntete die vorlaute Scherzerin einen bösen Blick, und Mizuki machte sich daran, ihr das Gegenteil zu beweisen und begann, sich umzuziehen. Im Stillen musste das rothaarige Mädchen fast kichern, wie einfach sie diese dazu bewegen konnte, das Kleid doch anzulegen. Wie man das meiste mit dieser neckischen Art erreichen konnte, wusste sie wie kein anderer.
    „Immerhin umarme ich nicht nachts meine beste Freundin, mit der ich mein Bett teile, und murmel sabbernd den Namen meines Angebeteten…“, konterte Mizuki da genauso schlagfertig zurück, während sie zur unterstreichenden Darstellung die Luft vor sich umarmte und dabei das Gesicht schwärmend verzog.
    „Den Teufel tu ich!“, unvermittelt sprang Rena erregt auf und griff hastig nach einem Kissen. „Na warte, du Miststück!“, jagte sie der flüchtenden Mizuki durch den Raum und über die Betten hinweg hinterher. Nachdem jene sich selbst bewaffnet hatte, ließen beide eine ausschweifende Kissenschlacht vom Zaum. Die Mädchen lachten fröhlich dabei, zogen sich noch weiter auf und ließen die Federn fliegen. Endlich zeigte Mizuki wieder ihre unbeschwerte Seite, wie Rena glücklich bemerkte.
    Saki hingegen saß still auf ihrem Bett und blies Trübsal, so dass sie das Tohuwabohu um sich herum gar nicht so richtig wahrnahm. Im Gegensatz zu den beiden war sie klein, unscheinbar und mit ihrer Brille, die sie momentan statt der Kontaktlinsen wieder trug, die ihr auf Dauer nur die Augen brennen lassen würden, eher ein graues Entlein. Und ihre Einladung hatte sie auch niemandem gegeben. Aber mit ihren beiden Zimmergenossinnen konnte sie keinesfalls konkurrieren, das wusste sie und es stimmte sie sogar ein wenig neidisch.
    Plötzlich stoppten sowohl Mizuki als auch Rena abrupt, als sie das zeitgleich bemerkten. Die Blicke von beiden trafen sich und sie lächelten sich auf hinterhältige Art gegenseitig an. Saki, die durch das Verstummen des Tobens irritiert durch ihre Brille aufsah, gefiel gar nicht, was sich vor ihr auftat.
    „Stylingparty!!“, riefen die beiden Mädchen im Einklang, schmissen die Kissen beiseite und stürzten sich dann auf die Dritte im Raum, die gar nicht mehr die Gelegenheit bekam, die Flucht zu ergreifen.


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    Kurz vor halb Acht bildete sich vor dem Nordeingang der Mädchenunterkunft das erste Knäuel und bat um Einlass. Die Jungen trugen fast ausnahmslos schicke Anzüge und Smokings. Die meisten, die nicht mit stilgerechter Kleidung aufwarten konnten, schienen sich erst gar nicht dorthin zu trauen, weshalb die Mehrheit der männlichen Fraktion alle sehr ähnlich aussah. Die Mädchen glänzten in ihren eleganten Gala- und Ballkleidern, deren Aussehen mit dem Körper darunter dem einen oder anderen Jungen unmittelbar den Kopf zu verdrehen wusste.
    In dem aufwendig dekorierten Saal drängten nach und nach immer mehr Personen und fanden sich zu Trauben zusammen, in denen sich angeheitert unterhalten wurde.
    Schließlich passierten auch Kantarou und sein mürrischer Begleiter die beiden großen Türen und stießen in den prunkvollen Saal vor. Er hatte sich für eine eher bequeme Kombination aus rotem Hemd und einer dunklen Weste entschieden. Auf das Jackett hatte er nach reiflicher Überlegung doch verzichtet. Kenjis makelloser, schwarzer Anzug hingegen lag eng an, was ihn fast eine Nummer zu klein erscheinen ließ.
    Unmittelbar stürmten mehrere Mädchen auf diesen zu und begannen sich darum erhitzte Diskussionen zu liefern, wer das Vorrecht auf ihn hatte. Der zwischen ihnen eingeklemmte Kenji stellte wenig begeistert fest, dass er sich damit von einem ruhigen Abend endgültig verabschieden konnte.
    Kantarou hielt derweil Ausschau nach seiner Wohltäterin und erspähte sie auch relativ schnell an der fensterlosen, längeren Seitenwand, schräg vor einer Reihe an Tischen mit Getränken und anderen Dingen. Renas rotbraune Haare waren kaum übersehbar.
    „Flott siehst du aus“, kommentierte sie Kantarous Aufmachung, was sein Gesicht freudig zum Strahlen und sein Herz zum Klopfen brachte.
    „D-du aber erst“, gab er das Kompliment verlegen zurück. Rena trug ihr langes Haar in zwei Zöpfen zu beiden Seiten, was ihr ein ganz anderes Aussehen zu den übrigen Malen, als er sie bisher gesehen hatte, verpasste. Dazu war sie mit einem Gewand bekleidet, eine eher traditionelle Tracht, welche Ähnlichkeit mit der Kleidung aus der zweiten Hälfte des Duells mit ihr hatte, wie er unweigerlich feststellte.
    Mizuki interessierte sich nur mäßig für die aufkommende Turtelei neben ihr, und verdrehte die Augen. Mit dem schwarzen, armfreien Galakleid lehnte sie an der Wand und schaute sich immer wieder aufmerksam im Saal um. Zwar fiel ihr Blick ab und zu dabei auf Melissa, die in einem sündhaft teuer wirkenden Kleid nahe der aufgestellten Bühne stand und sich gezwungen unterhielt, aber dennoch begann sie sich langsam zu wundern, dass weder von ’ihm’ noch von dieser blonden Tusse etwas zu sehen war, nach denen sie eigentlich Ausschau hielt.
    „Siehste, warum hast du ihm auch deine Einladung nicht geben wollen?“, brachte Rena sich besserwisserisch ein. „Jetzt bist du mucksch, dass er nicht da ist…“
    „Wie kommst du darauf? Ich langweile mich nur tierisch, hab doch gesagt, ich hab keine Lust hierauf!“, giftete Mizuki, die nur in Ruhe gelassen werden wollte, zurück. „Außerdem, der kriegt schon von seiner Freundin sicher eine, warum soll ich mich dann seinetwegen erbarmen?“
    Rena schaute irritiert zu ihrer Nachbarin, dann zu Kantarou, der den verwunderten Blick nur erwidern konnte.
    „Ich weiß zwar nicht, was du meinst… aber Fukuin hat ganz sicher keine Einladung bekommen“, berichtete ihr der Junge überzeugt, was dieser schlagartig zu denken gab. „Außerdem, er wollte…“
    Da beugte sich Rena dichter zu Kantarou heran, sprach aber so, dass es nicht nur er hören konnte. „Der ist doch allein in der Unterkunft, vielleicht besucht diese ominöse Freundin ihn da gerade und sie fallen übereinander her?“ Ein stummes Grinsen konnte sich das kecke Mädchen nicht verkneifen, als sie aus dem Augenwinkel sah, wie Mizukis Finger nervös zu zucken begannen.
    Doch unvermittelt verstummte in diesem Moment die stimmungsvolle Musik, die für die Hintergrundberauschung aufgelegt worden war, und die Aufmerksamkeit der Anwesenden wurde auf die provisorische Bühne gerichtet.
    Etwas abseits von dem klavierlackschwarzen Flügel, der keinen Hehl aus seinem Wert machte, hatte Melissa sich eingefunden und verharrte ebenfalls stillschweigend. Durch ihre erhöhte Position erhielt die Gruppe einen besseren Blick auf ihr elegantes Abendkleid, welches zusammen mit ihrem gewellten, blonden Haar ihre bildhübsche Figur besonders betonte. Dazu trug sie ein Paar sandaletten-ähnliche Schuhe, deren ebenso rote Haltebänder sich hoch um die Knöchel wanden. Wie in Gedanken versunken, hielt sie die Hände vor sich gefaltet und starrte stumm zu Boden.
    Auf einer fast unscheinbar wirkenden Leinwand hinter ihr und dem Flügel – so unscheinbar das Kantarou diese zuvor nicht einmal aufgefallen war – erschien plötzlich das Bild eines Mannes von mittlerem Alter mit dunkler, gegelter Kurzschnittfrisur.
    „Wer ist das?“, fragte der ahnungslose Kantarou flüsternd, sich nach jener abgebildeten Person im grauen Edelanzug mit schwarzer Krawatte erkundigend. Doch ehe Rena ihm darauf antworten konnte, sagte Mizuki es ihm.
    „Das ist Pierre de Chevaliér-Ducard, Eigentümer eines großen Konzerns in Europa… und Melissas Vater.“ Dabei deutete sie beiläufig auf das Mädchen auf der Bühne.
    Der schwarzhaarige Junge nickte verständig, ehe er wieder seinen Blick zur Leinwand richtete, wo der hinter einem Schreibtisch thronende Mann mit Kinnvollbart nun zu sprechen begann.
    „Ich begrüße jeden von Ihnen recht herzlich, der sich für diesen willkommenen Anlass hier eingefunden hat. Da die Planung von meiner Tochter übernommen wurde, kann ich unbesorgt sein, dass alles perfekt organisiert ist und wünsche Ihnen daher einen angenehmen Abend. Darüber hinaus ist es mir eine besondere Freude zu verkünden, dass ein Talent wie das ihre, mit dem sie es unter anderem gemeistert hat, fünf Sprachen fließend zu erlernen, mit dem heutigen Tage nicht mehr unnütz verkommt und zukünftig zu seinem vollen Nutzen der Zenith International zur Verfügung stehen wird.“
    Mizuki knirschte angewidert mit den Zähnen. Sie wusste es schon, aber egal wie edel und vornehm der Typ sich gerade präsentierte, das hätte sie über seinen wahren Charakter in diesem Moment nicht hinwegtäuschen können.
    Nach einer kurzen Pause fuhr der Mann belächelnd fort. „Zur Eröffnung der Feierlichkeit wird meine Tochter Sie jedoch zunächst noch mit etwas aus ihrem kindlichen Zeitvertreib unterhalten. Viel Vergnügen.“
    Nach Beenden der herzlichen Rede wurde die Videoübertragung getrennt und Melissa verbeugte sich vor den Anwesenden, nachdem sie einige Augenblicke hatte verstreichen lassen. Dann setzte sie sich an den Flügel und atmete entspannt durch, bevor ihre Finger auf die Tasten niedersanken, und nach einer weiteren Atempause, ihr bezauberndes Spiel auf den schwarzen und weißen Flächen einleiteten. Es war eine Eigenkomposition, die den klassischen Stil mit modernen Ideen verband und alle Zuhörer in ihren Bann ziehen konnte.
    Melissas zuvor betrübtes Gesicht klärte sich schnell auf, wie sie, mit verschlossenen Augen genießend, jede Taste problemlos fand.


    Gute zwanzig Minuten verstrichen, die das Geburtstagskind ununterbrochen gespielt hatte, als das Musikstück zum Ende kam. Mit Schweißperlen im Gesicht, aber ausgelassen und mit einem Strahlen in ihren klaren, blauen Augen, erhob sie sich und verbeugte sich erneut, dieses Mal unter vielfältigem Applaus.
    „Das war klasse!“, meinte Rena begeistert. Kantarou nickte zustimmend.
    „Eben ein Supertalent; was sie anpackt, gelingt irgendwie immer“, kam aufgesetzter Neid bei dem Rotfuchs durch. „Auch wenn sie teils seltsam ist…“
    „Und dazu verzogen und verkorkst“, maulte Mizuki leise, als ob sie ihren Teil zum Gegenpol zu der positiven Kritik beitragen müsste.
    Derweil schickte sich jemand an, wieder die Anlage mit der zuvor zusammen gestellten Musik anzuschalten, doch Melissa gab dieser ein Zeichen in Form eines kurzen Fingerwinks, und setzte sich wieder an den Flügel. Es schien, als wollte sie die Gelegenheit nutzen, einfach spielen zu können und gleichzeitig nicht ihrer Verpflichtung als Gastgeberin unterhalb der Bühne nachkommen zu müssen.


    Nach dem Ende der Eröffnungsmusik und mit Beginn des nächsten Stückes, einem melodischen Walzer, schien es wie selbstverständlich unter einigen, sich einen Tanzpartner zu suchen. Rena hatte praktisch schon maßgebend Kantarous Hand ergriffen, als sie und Mizuki zunächst noch vielsagende Blicke austauschten und sich dann Saki zuwendeten, die etwas verloren seitlich hinter dem blauhaarigen Mädchen wie in Deckung stand.
    Im Gegensatz zu den frühen Abendstunden waren Sakis Haare jetzt flott zurecht gekämmt und mit einem Haarclip seitlich fixiert. Sowohl die hoch gerollten Wimpern wie auch der dezente Augenschatten ließen sie deutlich adretter wirken. Wer es nicht wusste, hätte sie vermutlich auch nicht wieder erkannt. Dennoch zeugte ihre Erscheinung, wie sie sich schamhaft umsah, dass sie sich mit ihrem Aussehen unangenehm genierte.
    Zeitgleich gaben die beiden ihrer Freundin da einen sanften Stoß nach vorne, der sie taumelnd weiter ins Innere des Saales beförderte. Dort stand sie für einen Augenblick etwas verloren, hatte Glück, dass dabei nicht noch eine der Kontaktlinsen rausgefallen war, als ein Junge in weißem Hemd und schwarzer Hose, der zuvor schon eine Weile zögerlich drein geblickt hatte, sich ihr weiter zu nähern, seinen Mut zusammennahm und es wagte, das Mädchen vor sich nun anzusprechen und um einen Tanz zu bitten. Überrascht, dass er wirklich sie meinte, nickte Saki verlegen, taute dann aber etwas auf und wiederholte ihre Antwort mit einem, „Ja, sehr gerne.“
    Nachdem sie darauf mit ihrem galanten Begleiter zur Tanzfläche entschwunden war, zog nun auch Rena ihren Partner dorthin, obwohl dieser protestierte, gar nicht richtig tanzen zu können. Doch ihm war anscheinend klar, dass Widerrede zwecklos war. Mizuki blieb allein zurück.


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    Mit einem grausigen Quietschen fiel das rostige Eisentor zurück in seine Halterung. Erschrocken schaute Fukuin sich um, ob jemand das Geräusch wohlmöglich gehört und man ihn dadurch entdeckt hätte? Auf den zweiten Gedanken wunderte er sich dann aber, wieso er das überhaupt gemacht hatte. Er brach schließlich nirgendwo ein, aber mulmig war ihm trotzdem ein wenig. Am meisten gespannt war er jedoch darauf, was ihn als Nächstes erwarten würde. Grübelnd sah er sich im Halbdunkeln um und erspähte einen Weg, der wenig hinter dem Tor in die entgegengesetzte Richtung, von der Mädchenunterkunft weg, führte.
    „Dann geht es wohl da zu der Lichtung… hoffe ich mal…“
    Dessen letztlich ungewiss, folgte er dem Pfad.


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    Die Geburtstagsfeier war nun schon über zwei Stunden in den Gängen gewesen, aber manche schienen unermüdlich einen Tanz nach dem anderen bestreiten zu wollen. Das galt in Mizukis Augen besonders für eine Person auf der Tanzfläche. Saki hatte soviel Spaß dabei, dass sie wie ausgewechselt war. Inzwischen war es nicht mehr der Gleiche, der sie als Erster aufgefordert hatte, denn mehrere hatten bereits auch um ein Abklatschen gebeten, um mit der ihnen Unbekannten auch einmal tanzen zu können.
    Mizuki hingegen gähnte mit weit geöffnetem Mund, den die Hand gerade so verdecken konnte. Ihr war langweilig. Zwar war sie auch von mehreren besonders Mutigen eingeladen worden, aber diese wurden alle mit einem bösen Blick vertrieben. Sie stand seit einer Weile etwas abseits von den Tischen mit dem Buffet an der Wand lehnend, nachdem es dort auch voller geworden war. Etwa seit der gleichen Zeit hatte es ebenfalls keiner mehr gewagt, sie auch nur anzusprechen.
    In Gedanken versunken ließ sie jedoch das Duell vom Vortag Revue passieren. Warum sie plötzlich das Verlangen hatte, sich überhaupt mit ’ihm’ zu messen, konnte sie nicht mehr sagen. Aber das war in ihren Augen letztlich auch egal, da sie ganz klar gewonnen hatte.
    Die Gewissheit darüber ließ sie grinsen, als sie bemerkte, dass sie nicht mehr alleine stand. Rena und Kantarou legten ihrerseits für einen Augenblick eine Pause ein, der letzterer schon seit Längerem entgegen sehnte, und hatten sich wieder zu Mizuki gesellt.
    „Du, ich hätte da eine Frage“, meine der Junge leise und zog die Rothaarige etwas beiseite, weil er dachte, dass die gelangweilt Wirkende neben ihnen sie noch nicht registriert hatte und deshalb gerade die Gelegenheit nach dem ganzen Tanzen nutzen wollte.
    „Was ist denn?“, flüsterte die Angesprochene in ebenso gedämpfter Weise.
    „Ich wollte wissen, ob du meinem Gangi‘el beibringen kannst, wie das mit der Unsichtbarkeit geht? Deine Füchsin kann es doch…“
    Natürlich meinte er dabei nicht unsichtbar im klassischen Sinne, denn sehen konnten sowieso nur sie ihre Duellgeister. Vielmehr war es diese Fähigkeit, sich in die Karte zurückzuziehen, die dabei in seinem Kopf rumschwirrte, wozu seine kleine Echse unfähig war. Das zu können hingegen stellte er sich sehr positiv vor.
    Doch plötzlich und unerwartet bekam er die Hand des Mädchens fest auf den Mund gedrückt und sie schaute überrascht hinter sich.
    „Turtelt ihr schon wieder rum? Das hält man ja nicht aus…“ maulte Mizuki, die einen Schritt auf die beiden zu gemacht hatte, um zu sehen, was sie da trieben. Dann aber wandte sie sich ab, und entfernte sich genervt von den beiden.
    Als Rena ihr hinterher wollte, drehte jene sich bissig um und blickte grimmig, „Lauf mir nicht nach!“
    Kantarou derweil wurde die Luft langsam knapp, da ihm die Hand Mund wie Nasenlöcher bedeckte, doch der süßliche Geruch, der sie dafür empor kroch, ließ ihn das geradezu vergessen.
    Dafür schaltete Kenji auf, als er zufällig Mizuki alleine quer durch den Saal stapfen sah, doch als er einen Schritt hinterher machen wollte, zog ihn ein Mädchen abrupt in eine andere Richtung davon. „Hey, lass mich, ich wollte gerade ‘ne Pause machen“, brummte er. Jenes ließ aber nicht locker.
    „Ach was, so ein starker Junge wie du brauch doch keine Pause!“
    „Aber…“
    „Nix aber!“
    Neeein! Ich mag nicht mehr! jammerte er in Gedanken, wie er zurück aufs ‘Parkett‘ gezogen wurde.


    Durch eine der gläsernen Türen im Obergeschoss trat Mizuki hinaus auf den Balkon. Dabei stieß sie einen Seufzer aus. „Warum müssen die das immer vor mir machen? Gibt es keine andere Stelle dafür?“
    Auf eine Antwort wartete sie vergeblich, doch die frische Luft tat auf ihre eigene Art auch schon gut und machte den Kopf von den bedrückenden Gedanken frei. Draußen war es schon richtig dunkel geworden, nur die spärlichen Lampen an der Rückseite der Unterkunft und das Mondlicht spendeten jetzt noch etwas Licht.
    Gerade blies der Wind ein wenig durch ihr Haar, als sie hinter sich vernahm, wie die Tür geöffnet wurde. Sicher würde Rena ihr jetzt wieder auf die Nerven gehen, obwohl sie es ihr doch verboten hatte.
    „Herrlich still hier draußen, oder?“, stütze sich das ältere Mädchen im roten Abendkleid neben ihr auf der Balustrade auf.
    „Was willst du hier, Melissa?“ fragte Mizuki mit beiden Backen aufgeblasen, ohne in deren Richtung zu blicken, da sie Stimme sofort erkannt hatte.
    „Nur mal ungestört reden, seit ich an der Akademie bin, hatten wir ja nicht mehr die Gelegenheit zu.“
    „Meinst du nicht, die werden dich drinnen schnell vermissen?“
    Melissa winkte ab. „Ach was, die haben doch sicher noch nicht einmal bemerkt, dass inzwischen schon wieder die Anlage die Musik abspielt.“
    Sie lehnte sich mit dem Rücken ans Geländer und blickte durch die verschnörkelten Glastüren ins Innere des Ballsaals.
    „Drei Jahre sind das nun schon…“, schwelgte die Blonde dabei in Erinnerungen, dann begann sie ihre Nachbarin zu mustern. „Damals warst du richtig stolz und trotzig, ne richtige Einzelgängerin…“ Die Bilder dazu hatte sie direkt vor ihren Augen, was sie amüsiert kichern ließ. „Du hast dich überhaupt nicht verändert.“
    Mizuki kniff beleidigt die Augen zusammen und strahlte böse Blicke aus, während ihre Hand versuchte, den Handlauf des Balkons unter sich zu zerquetschen, was natürlich nicht funktionierte. Doch umgehend entspannte sie sich wieder, weil das Mädchen wusste, dass sie auf diese fast schon typische Weise nur aufgezogen werden sollte.
    „Tja, genau das war immer so niedlich an…“
    Noch bevor die Ältere den Satz vollenden konnte, unterbrach die ihren Ärger Runterschluckende sie.
    „Bist du deshalb hier, um über alte Zeiten zu reden?“
    Ertappt hob Melissa ihre Mundwinkel. Gerade dieser Scharfblick war etwas, dass sie immer an ihr gemocht hatte. In gewisser Weise waren sich beide allzu ähnlich. Sie hatte das allmählich verstanden, vielleicht Mizuki ebenso, irgendwann. Deshalb mieden sie sich wohl aber auch immer wieder, wie zwei gleiche Pole eines Magneten.
    Beide verfielen in ein kollektives Schweigen und standen still an die Brüstung gelehnt.
    „Ich will mich mit dir duellieren…“, meinte die Blonde nach einer kleinen Ewigkeit plötzlich.
    „Hm…“, entgegnete Mizuki mit den Gedanken abwesend darauf nur, doch dann wurde sie hellhörig. „Du willst was?!“
    Der Wind fasste unter die Haare der Mädchen und ließ sie einen Augenblick zur Seite wehen.
    „Magst du etwa nicht? Ich biete dir eine letzte Chance, mich endlich zu besiegen…“, erläuterte Melissa in aller Ruhe. „Aber das gilt nur heute.“
    Unter dem irritiertem Blick der Blauhaarigen ging sie bis zum Ende des Balkons los. Doch auf einmal beugte sie sich dort nach unten und riss auf der linken Seite die untere Hälfte des Kleides sauber in zwei Teile, wodurch sie deutlich mehr Beinfreiheit erlangte. Mizuki hätte angesichts der Aktion beinahe ihre Zunge vor Schock verschluckt.
    Derweil legte Melissa aber unbeeindruckt von der Reaktion ein Paar Knöchelhandschuhe an und griff nach dem Ende eines Seiles, welches alles in der hintersten Ecke des Balkons versteckt platziert worden war. Scheinbar hatte sie sich besonders gut zu Nutze gemacht, dass sich praktisch nie jemand nach dort oben verirrte.
    Bevor Mizuki ihre Worte wiederfand, wandte Melissa sich erneut an sie. „Ich werde auf dich warten, bei der alten Laube, dort hab ich alles für unser Duell vorbereitet. Das heißt, wenn du nicht kneifst?“
    Ohne eine Antwort abzuwarten, schwang sie sich über die Balustrade, das Seil fest um ihre Hände gewickelt. Das zurückgebliebene Mädchen hastete hinterher an das Geländer, nur um zu sehen, wie die Wagemutige sicher auf der anderen Seite des kleinen Wasserbeckens, welches bis an den Trakt heranreichte und sich zwischen ihnen beiden befand, gelandet war und unter den Bäumen verschwand, nachdem sie eine bestimmte Geste mit der freien Hand gemacht hatte. „Man sieht sich.“
    „Die ist doch bescheuert…!“, meckerte Mizuki. „Irre, plemplem, hat nicht mehr alle Tassen im Schrank!“ Mit verschränkten Armen lief sie den Balkon auf und ab, unsicher, ob sie mehr überrascht oder verärgert war. „Was ist mit der Party, hier draußen ist eine Sache, aber das?!?“
    Dann schaute sie jedoch zurück in die Richtung, in die Melissa entschwunden war. „Als ob ich kneifen würde, das weißt du genau…“
    Eilig lief die Aufregte wieder in den Saal zurück.


    --------------------


    Etwa zur gleichen Zeit…
    „Langsam müsste es doch soweit sein?“ Fukuin war davon überzeugt. Ihm kam es schon wie eine kleine Ewigkeit vor, die er hier wartete, und das nur, um rechtzeitig da zu sein, obwohl er nicht einmal wusste, wieso? Wenn er wenigstens eine Uhr dabei gehabt hätte, wäre es ihm möglich gewesen, sich dieses Gefühl zu bestätigten.
    Stattdessen sah er sich ein weiteres Mal um – zu zählen hatte er schon aufgehört. Er stand unter einem Baum, unweit des Pfades, der ihn hierher geführt hatte, am unteren Rand der Lichtung. Sie war nicht sonderlich groß, aber um dem vorhandenen Gras ausreichend Helligkeit zu bieten, reichte es wohl. Auf Höhe der Mitte befand sich auf der linken Seite ein kleiner, gemauerter Schuppen. Schien sich um eine alte Unterbringung für allerlei Gartengeräte zu handeln, was ihm die verschiedenen, mit Rost übersäten Harken und Sensen an der ihm zugewandten Außenseite vermittelten. Jedoch machte ihr verfallener Zustand den Eindruck, dass sie kaum noch genutzt wurde.
    Da fiel dem Jungen schlagartig sein PDA ein, den er am Gürtel trug. In der offenen Tasche guckte auch griffbereit diese Einladung hervor, aber die bräuchte er wohl nicht mehr.
    „Zwei vor Elf…“, bemerkte er nach einem Blick auf die Anzeige mit der Uhrzeit und verstaute das Gerät wieder.
    „Ich mag es, wenn man pünktlich ist“, wurde ihm da eine Hand auf die Schulter gelegt.
    Erschrocken dreht er sich um, und blicke in das lächelnde Gesicht des Mädchens vom Vormittag. Sie trug ein durchgehendes, rotes Kleid, welches von zwei Trägern über die Schultern gehalten wurde. Auch ihr Haar sah mit dem welligen, langen Fall wieder aus wie zu Beginn ihrer letzten Begegnung. Ein liebliches, aber nicht aufdringliches Parfüm umgab die Schöne.
    „Melissa?“, unbeabsichtigt fiel Fukuins Stimme in ein Stottern. „Ich bin hier, wie du es wolltest. Aber aus welchem Grund?“
    Diese jedoch ging weiter und ignorierte die Frage praktisch. Für einen Augenblick verschwand sie hinter der Laube, um wenig später mit einer angezündeten, rostigen Laterne wieder hinter der Ecke hervor zu treten, die baumelnd unter einer der vorderen Ecken des Daches ihren Platz fand.
    Da erspähte Fukuin auch eine Duelldisk, die sie zwischen Arm und Körper eingeklemmt hatte, und sich nun anlegte.
    „Ich hoffe, ich soll mich nicht duellieren? Allein schon da es etwas merkwürdig ausgesehen hätte, hier mit einer Duelldisk zu erscheinen, hab ich sie nicht mitgenommen.“
    „Keine Sorge“, zog die Angesprochene den Ledergurt der Halterung an der Unterseite der Disk fest, die mit ihren rotsilbernen Farben definitiv keine der Akademie war. Nahe dem Deckschacht, der bereits gefüllt war, war ein Symbol auf weißem Grund grob, aber in dem schummrigen Licht nicht näher zu erkennen. „Das ist nicht für dich. Du hast eine andere Aufgabe.“
    Keck lächelnd sah sie zu Fukuin.
    „Und die wäre?“
    „Hm, kommt darauf an, wie sehr du mir vertraust?“
    Melissa ignorierte erneut seine Frage, aber der Junge hatte sich schon fast daran gewöhnt, dass er sich darüber nicht mehr aufregte.
    „Ist meine Anwesenheit nicht eindeutig genug?“, erwiderte er deshalb die Frage mit einer eigenen.
    „Tja, weil ich dir etwas versprochen habe. Aber für das, was ab jetzt passiert, werde ich dir nichts garantieren…“
    Schweigend sahen sich beide an, während das ältere Mädchen seine Antwort erwartete.


    --------------------


    Ein Keuchen näherte sich hörbar in eilendem Tempo, bevor wenig später Mizuki den Pfad entlang laufend zu sehen war. Außer Atem stoppte sie kurz am Anfang der Lichtung, und stützte sich auf die Knie. Statt dem schwarzen Kleid trug sie nun ihre blau-weiße Uniform, die Duelldisk über den ellbogenlangen Handschuh am Arm bereits parat.
    Während die Hinzugekommene noch etwas nach Luft schnappte, wartete Melissa gelassen auf der anderen Seite der Freifläche, bis sich das blauhaarige Mädchen wieder aufrichtete. Bei dem Anblick vor ihr schmunzelte die Ältere.
    Doch Mizuki fühlte sich dadurch angegriffen und begann zu protestieren.
    „Ich musste mich ja erst mal umziehen, ich kann ja schlecht in dem Ballkleid hierher.“ Dabei schaute sie besonders vorwurfsvoll zu Melissa herüber, den Riss in deren teurem Gewand erspähend. Und ihres war ja noch das Stück, welches sie von Rena hatte geliehen bekommen.
    „Und meine Duelldisk holen“, stieß sie mit einem letzten Schnaufen nach, womit sie wieder bei vollem Atem war und nun weiter in Richtung der Mitte der Lichtung ging.
    „Also, warum dieses Duell? Jetzt? Hier?“
    Melissa tat es ihr gleich, und schritt auf sie zu, ehe sich beide unmittelbar gegenüberstanden. Die Blonde überragte Mizuki bei einem guten Kopf.
    „Weil es die letzte Chance ist…“, begann Melissa mit angespannter Stimme.
    „Du hast meinen Vater doch gehört. Ich soll in seinem Konzern ‘mitwirken‘… Morgen werde ich von hier abreisen müssen.“
    Anders als man es erwarten würde, ließ sie ihr Haupt nicht deprimiert hängen, aber das machte es für Mizuki nur umso aufrichtiger.
    „Wenn du nicht willst, dann lass es…“, mied sie den Blick in die klaren, blauen Augen der Erwachsenen.
    „Ich dachte mir, dass du das sagen würdest.“ Grinste diese aufgesetzt. „Aber nicht alles ist immer so einfach, wie man es gern hätte.“
    Den bedrückten Unterton in ihrer Stimme konnte sie aber nicht unterdrücken. Darauf drehte Melissa sich aber von ihr weg und nahm mehrere Meter Abstand.
    „Wie auch immer, dies wird mein letztes Duell an der Akademie sein. Vielleicht das letzte überhaupt. Deshalb habe ich diesem Duell entgegen gesehen. Selbst wenn dieser Ort dafür nicht der beste ist, wird uns hier niemand stören. Ich schere mich nicht um die Titel, die sie uns geben, oder den Ruf. Es war mir nur wichtig, dass du es warst, mit der ich mich duelliere.“
    „Ich?“, wiederholte die Geschätzte verwundert.
    „Du erinnerst dich doch an damals, als wir uns zum ersten Mal begegnet sind?“, fiel dies der Älteren ziemlich leicht, jenen nostalgischen Moment vor etwa drei Jahren, den sie auf dem Balkon bereits angeschnitten hatte, abzurufen. „Du suchtest nach jemand für ein Duell, doch keiner war frei oder wollte sich mit dir duellieren. Ohne zu wissen, wer ich war, hast du schließlich mich herausgefordert, als ich draußen alleine auf der Bank gesessen und gelangweilt ein Buch gewälzt hatte. Du wirktest so entschlossen…“
    Mit dem Handrücken zu sich vor den Mund haltend versuchte sie ihr amüsiertes Kichern zu kaschieren.
    „Und trotzdem habe ich mich nur übelst blamiert… Musst du mir das immer noch auf die Nase binden?“, ärgerte sich Mizuki darüber und fand keine Begeisterung, die Erinnerung daran aufleben zu lassen.
    „Zu der Zeit warst du die Einzige, die sich das überhaupt getraut hatte. Vielleicht hast du gerade dadurch mein Interesse geweckt. Du versuchtest immer wieder mich zu besiegen, und ehe ich mich versah, bin ich so etwas wie deine Mentorin geworden. Dennoch hatten wir nie viele Worte gewechselt, und ein knappes halbes Jahr später kam ich dann an die Akademie, wodurch sich unsere Wege trennten. Zwar begegneten wir uns danach ab und zu, wenn du mal hier warst, aber...“
    „Warum erzählst du mir das alles, ausgerechnet heute?“
    „Ich weiß nicht. Ich wollte nur sagen, egal was von jetzt an passiert und wir uns nicht mehr wiedersehen sollten, auch wenn die Zeit damals nur kurz war, dass ich sie nie bereuen werde…“
    Ihre klare, gefestigte Stimme ließ keinen Zweifel an der Aufrichtigkeit dieser Worte, aber unweigerlich bekam es auch eine depressive Note. Nachdem sie kurz eine Hand an ihr Gesicht geführt hatte, wandte sie sich wieder Mizuki zu.
    „Nun denn, genug der Sentimentalitäten…“, ziemlich ruppig schloss Melissa das vorherige Thema ab.
    „Lass uns diese Rechnung ein für alle Mal begleichen! Und benutz dein richtiges Deck! Ich will nicht, dass du dich später beklagst“, richtete sie eine letzte Bitte an sie. „Du solltest dieses eine Mal alles geben!“
    „Gut“, sagte die Adressierte zunächst nur knapp, und deutete mit ausgestrecktem Zeigefinger auf den mit Karten gefüllten Schacht der Disk. „Keine Sorge, ich hab nichts anderes vor. Fühl dich geehrt, du bist es wirklich wert, dass ich dieses Deck benutze!“
    Melissa lächelte triumphierend. Gegen ein Mischmasch-Deck ihrer Gegnerin hätte sie gar nicht erst spielen wollen. Nur dieses eine sollte und musste es sein.
    Ohne sich absprechen zu müssen, streckten beide gleichzeitig ihre Arme mit den Geräten seitlich aus.
    „Duell!“


    (LP Mizuki: 4000 // LP Melissa: 4000)


    Während jede ihre Starthand aufzog, blickte Melissa teils gedankenversunken in Richtung der Bäume auf der gegenüberliegenden Seite von der Laube, ehe sie den ersten Zug der Jüngeren überließ.
    „Das könntest du bereuen“, zog diese die sechste Karte hinterher. Melissa war sich dessen durchaus bewusst, aber sie wollte nichts anderes, als den schwerstmöglichen Gegner.
    „Wir werden sehen“, entgegnete sie ihr überzeugt.


    --------------------


    Wenig später…


    (LP Mizuki: 3000 // LP Melissa: 800)


    Mizuki hatte gerade die Namen ihrer beiden beschworenen Monster aufgezählt, die sie zeitgleich beschworen hatte. Ihr fehlte nur der jetzt folgende direkte Angriff, dann hätte sie gewonnen, und das in ihrem zweiten Zug. Dabei war es egal, welche ihrer Karten die entscheidende Attacke ausführen würde, beide waren mit ihren 1700 und 1200 Punkten stark genug, Melissas Lebenspunkte auf einen Schlag auszulöschen. Nur noch ein Wort von ihr, und es war vorbei, doch dann weiteten sich ihre Augen vor Überraschung und es verschlug ihr beinahe die Sprache.
    „W-w-wie ist das möglich?“, stotterte Mizuki heftig, nachdem sie erst einmal schwer Schlucken musste.
    Ungläubig starrte sie auf die junge Frau mit dem lang herabhängenden, blauen Haar, die hinter Melissa zu sehen war. Mit einem goldenen Apfel in ihren Händen haltend trat sie neben der Duellantin ins Licht.
    „Hat ja lange genug gedauert“, zog die Französin ihre Gegnerin auf, ihr Monster erst so spät bemerkt zu haben. „Doch an meiner [The distant ERIS] wirst du dir die Zähne ausbeißen!“
    Während diese Mizuki gelassen drohen konnte, starrte das überrumpelte Mädchen ihrerseits wütend auf das Hologramm der Karte mit seinen 2400 Angriffspunkten, die deutlich höher waren als die ihrer Monster. Alles machte jetzt einen Sinn, aber das war egal, denn sie hatte jetzt ein Problem, ein sehr großes.


    *Fortsetzung folgt*

  • Wie eine Welle in der Macht habe ich verspürt, dass ich heute hier mal wieder nachsehen sollte. Ahh - falscher Film....


    Ersteinmal mal freue ich mich natürlich, dass es jetzt doch wieder weiter geht. Hast mich ja noch ein ganzes Stück warten lassen ;) Auch wenn ich weiß das es lange war, wie 4 Monate kam es mir doch nicht vor.
    Die Folge war aber sehr schön. Ich bin persöhnlich dafür, dass Fukuin in der Mädchenunterkunft einzieht. Verleit dem ganzen eine andere - bessere Note. Wobei es mich natürlich gestört hat das an den entscheidenden Stellen immer Schluss war (such dir jetzt aus welche Stellen ich meine XD). In diesem Atemzug hoffe ich dann natürlich, dass die nächste Folge nicht zu lang auf sich warten lässt.
    Der melancholische Charakter zwischen Melissa und Mezuki ist super rüber gekommen. Fast schade das die Dame nun gehen wird (oder doch nicht - du wirst es wissen).
    Ich hoffe das die Zerstörungsanspielungen *die Inselvernichtung meint* nicht um nur Träume oder leere Worte bleiben. Aber ich galube das hast du mal angedeutet, dass es durchaus sein könnte *hab ich da einen Spoiler entlarvt*.


    Zitat

    Original von Evil Bakura
    ...Finale der Staffel...


    Was so etwas gibt es hier auch? ;)


    Zitat

    Original von Evil Bakura
    Ich soll also gleich nen 4er Post machen?


    Das hab ich mir heute ander süberlegt. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass das hier lang genug war. Aber wahrscheinlich bin ich einfach nichts mehr gewöhnt.


    Btw: von mir aus kannst du die Striche auch gern weg lassen, denn soviele GhostRider sehe ich hier nicht und gesteigerten Wert lege ich darauf auch nicht [nur war die clean Version nicht mehr frei-.-]


    so far
    GhostRider

    Zitat von Blastoise


    Wir spielen schließlich Yugioh, nicht Golf !!!
    (zum Vergleich: die Mitgliedschaft im Golfclub kostet ca. 160€ im Monat, und Golf wird schon als relativ exklusives Hobby betrachtet)

  • Joa... gute Folge, wenn auch sehr spät... du lässt nach :P
    Melissa macht mir leicht Angst... die hat auch einen an der Waffel. hast du überhaupt irgendeinen "normalen" char geplant? xD


    Naja, nach wie vor mag ich keine langen Kommentare, also bin ich hier schon fast fertig :P Nur noch kurz etwas zu den Antworten:
    Bei mir war die Clear-Version auch vergriffen (an nen 0-Poster -.-) genau wie bei Aska, der sich die - - bei mir abgeguckt hat :P kann die Stricher aber natürlich auch weglassen.

    Zitat

    Original von Aska
    @ Lesu: Hast du dir überhaupt jemals Riding-Duels angeschaut? O_o Ansonsten war das Duell doch wie immer, nur eben zur Abwechslung auf Motorrädern, die Spielmechanik war die gleiche. Aber Schwamm drüber. Ach öh und ja, es war er. XD


    Ja, hab ich. Das Spiel ich nicht das gleiche, siehe das stärker-werden (oder Speedcounter wie in 5D). Ausserdem passt nen Motorad nicht zu Duellen. Es ist nicht nur unrealitsisch, sondern auch absolut abwegig und ... es passt einfach nicht/ist schlecht.
    Und ich weiss, dass er es war, ich wollte es halt nur mal erwähnen. Grund solltest du kennen :P

  • Endlich geht's weiter^^
    Ich dachte schon du wolltest nicht mehr *Magazine zu schrecklichen Foltermöglichkeiten wegwerf* xD


    Die Folge war recht gut.
    Nun bekomm ich wieder das viele-Fragen-keine-Antworten-Gefühl, welches ich zu Anfang deiner FF (so ungefähr bis zum Duell zwischen Shin und Yakou) hatte. Naja, beim Ende hab ich garnicht mmehr durchgeblickt^^.

  • Erstmal vorneweg an Lesu: ICH hab mich zuerst umbenannt, mit Strichchen, du Nachmacher! Aber ist ja nix Neues, dass man von mir abschaut. :P


    Kommen wir erstmal zur Antwort auf meinen Post.
    *Finger knacken lass und fies grinsend in EBs Richtung schaut*
    Ob du jetzt meine Posts selbst oder den Moment des Beantworten fürchtest ist mir sowas von Apfelkuchen mit Radieschenfüllung. Du hast Angst, das ist die Hauptsache! >D
    Dass Mizuki mein Lieblingslästeropfer ist, war schon vor meiner Krönung so. XD Von daher, streitigmachen kann sie mir meinen Thron sowieso nicht, da Queen B<3tch-Country unter Diktatur aufblüht. XD
    Aber dass bei ihrem Erbsenhirn überhaupt so etwas geht, dass sie so schnell lernen kann, sich beim Motorradfahren hinzupacken, das erstaunt mich. So sehr, dass ichs aus meinem Gedächtnis verdrängt hatte. xD
    Bei einer Sache muss ich dir allerdings beipflichten, 10 Schritte braucht keiner, um sich bei mir unbeliebt zu machen. Eigentlich reicht pure Anwesenheit im Normalfall auch aus. xD
    So, und jetzt noch eine Sache... wenn du nochmal solange für eine einzig Folge brauchst, dann schwör ich dir, dann spoilere ich deine Leser sowas von zu mit (falschen) Fakten, dass du garnet weiterschreiben brauchst! Immerhin wirst du dafür bezahlt, uns zu unterhalten! xD (Ja, wird er wirklich, er wird nicht von mir geschlagen! :P)


    Aber naja, weiter gehts zur Folge selbst. Hmm... erstmal wieder erinnern, was drin vorkam. xD
    .
    ..
    ...
    ....
    .....
    ......






    *Grillen zirpen*








    *Strohballen rollt durch den Thread*













    *EB wächst schon ein grauer Bart*










    *Madonna bringt mit 150 ihr neues Dance-Album raus und geht auf große Krankengymnastiktour*










    *-Aska- erinnert sich endlich*
    AH! Ich habs!
    Ich roll das Ganze mal von hinten auf und beginne mit diesem sagenhaften Duell. Nie hab ich innovativere Züge gesehen. Moment, ich hab praktisch garkeine Züge gesehen, Beschiss! XD Naja, zumindest scheint es noch weiterzugehen. Ich rate mal und sage, dass... Fukuin gewinnt! XD Warum? Weil er die Goldene Banane sponsored by Isaac für die wohl jungfräulichste Hauptrolle überhaupt bekommt!
    Ich meine... wenn Melissa (mein neuer Lieblingscharakter nach Minako) nun schon so lieb ist und mit ihm "flirtet", wie zum Henker kann er so unschuldig bleiben!? Aber nein, er jagt ja lieber der blauhaarigen Nervensäge hinterher. Falls die jemals zusammenkommen, was ich mir vom Grunde meines verdorbenen Herzens nicht wünsche, dann werden sie den Rest ihres Lebens damit beschäftigt sein, sich zu streiten!? oO
    Nebenbei hättest du wirklich die von mir empfohlene Sharon Stone-Szene für Melissa einbauen können. XP
    Naja mehr Zeit will ich mit diesem Amateur auch net verschwenden, obwohl Melissa es verdient hätte. Ich habs... wir schmeißen Mizuki ins Meer und setzen stattdessen Melly als neue Hauptrolle ein. =D
    Kommen wir nun aber doch kurz zu Mizuki, die mal wieder mit allem außer Abwesenheit glänzen konnte. =___=
    Am liebsten hätte ich sie den Balkon runtergestoßen, ich meine, die wagt es doch tatsächlich, Screentime zu haben. Wenn das mal nicht dreist ist? Kann sie nicht einfach aufhören zu existieren!?
    Jeeez... zumindest hat man was von Minako gehört. Die Szene fand ich besonders cool. xD
    Kenji ist so dämlich, wie er immer mehr zu Fukuins Schoßhündchen wird. Damit macht er doch es Kantarou seinen Platz streitig. oO
    Wieso sind eigentlich fast alle Kerle in deiner Fanfic Luschen und die Mädchen die, die die Hosen anhaben? XD
    Der einzige männliche Charakter, der mich beeindruckt hat, war Kenjis Opa. Hallo!? Ein alter Mann!? Thanatos hatte bisher zu wenig Screentime (obwohl er cool ist) und Shin geht zumindest als okay durch. Selbst der Knackarschlehrer ist irgendwie... keine Ahnung. Irgendwie muss ich bei dem an das Wort Memme denken, was ja nicht förderlich für seine Popularität sein kann. XD
    Also erfinde endlich mal vernünftige männliche Charaktere, die im Stehen pinkeln und nur das eine im Kopf haben! XD



    Aber sei es wie es sei, irgendwie war die Folge doch wieder so gut, dass man sofort die nächste lesen will. Kann auch an den süchtig machenden Drogen liegen, die du immer irgendwie reintust. XP
    Und denk an meine Drohung, wenn du net an Tempo zulegst, erzähle ich allen, dass Mizuki in Wirklichkeit Angela Merkels Zwillingsschwester ist und plant, die Welt in ein riesiges Oktoberfest zu verwandeln! >D


    Bis bald! XP

  • Na, ich hoffe ihr habt alle diese geballte Ladung an Feiertagen gut überstanden. Ich schätze ich auch (mal von den 5 Kilo plus auf der Waage, und da sagen sie im Radio, nicht die Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr, sondern die zwischen Neujahr und Weihnachten ist, was dick macht – Okay, soviel wars auch net, aber „gefühlte 5“ trifft es bestimmt xD )


    Wo wir gerade von „gefühlte“ sprechen, ich glaube wir haben gefühlte zwei Wochen hinter uns und damit wird es wieder Zeit für die nächste Folge, aber zuerst das ebenso wichtige, die Kommentare ;)


    @ -=Ghost-Rider=-


    (Ich versuch trotzdem mal an die Striche zu denken, ist ja kein solcher Aufwand, aber gut zu wissen, falls ich es mal vergess ^^ )


    Du hast Recht, ab einem bestimmten Punkt geht das Zeitgefühl dahin, aber sobald man dann sowas wie nen Drittel eines Jahres vor sich als Zahl hat, dann stößt das doch sehr unangenehm auf. Aber wie gesagt werde ich versuchen, dass so etwas nicht noch einmal auftritt. Sonst erhält die Geschichte am Ende in einem negativen Sinne etwas von einem „Lebenswerk“.


    Dass die Beziehung zwischen den beiden Mädchen super rüber gekommen ist, freut mich besonders, weil mir das wie die ganze Folge schon sehr wichtig war. Insgesamt dürfte das Bundle aus der hier und der nächsten zu meinen persönlichen Favoriten zählen, was den Inhalt angeht (noch schöner, alles andere würde ja fast an Eigenlob grenzen >_< ). Und ja, ein Verlust von jemanden wie Melissa wäre/ist (tja, was ist es nur? xD) wirklich schade.
    [[Nachtrag: Und wieso bemerk ich erst jetzt wo ich fast fertig bin das ‘Mezuki‘ xDD ]]


    Auch wenn Fukuin sich gleich heimisch in der Mädchenunterkunft fühlen durfte, werde ich wohl besser doch kein „Harem-Fanfic“ draus machen. (Hm, das Thema find ich wird in Mangas schon ausgiebig abgedeckt - wobei, verlockend wäre es noch; eh, bring mich nicht noch auf Ideen hier, dass ich mein Masterplan umwerfe xD )


    Was die ‘ominöse‘ Eingangsszene der Folge angeht, ein Traum war es nicht, leere Worte auch nicht, aber es sollte deutlich geworden sein, dass beide kein Interesse an solchen etwaigen Zerstörungen haben und sich deshalb auch ‘gütlich‘ einig wurden. Aber dazu zu einem späteren Zeitpunkt mehr ;)


    Zitat

    Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass das hier lang genug war. Aber wahrscheinlich bin ich einfach nichts mehr gewöhnt.


    *Nick* Sind doch nur zwei Posts diesmal *duck und weg, vor den Ziegelsteinen flüchtet*
    Vermutlich hat aber da die ungewollt lange Pause meinerseits zu beigetragen. Aber von der Länge entsprach sie in etwa den vorherigen.


    @ -Sinthoras-


    Hm, ich fand Melissa eigentlich ‘recht‘ normal XD
    Aber das ist wohl relativ, insofern würde ich schon sagen, dass ich ein paar normale Charaktere vorzuweisen habe(n werde), nur das muss aus deiner Perspektive nicht zutreffen. So schräg wie -Aska-‘s Kommentare ist aber niemand ^^
    (*duck und weg ² *)


    Wegen dem vergriffenen Nick – ich hab damals von Yami auf Evil umgeschwenkt, auf die “-[…]-“ bin ich da nicht gekommen gewesen, aber inzwischen steht es mir doch ganz gut xD


    @ nightstroud


    Von “nicht mehr wollen“ kann keine Rede sein, da muss schon mehr passieren ;)


    Aber sooo viele Fragen aufwerfende Dinge dachte ich gab es in der Folge eigentlich nicht (Okay, mal von angesprochener Szene 1 abgesehen xD )
    Aber auf all die Dinge gibt es früher oder später klare Antworten (mein Korrekturleser weiß nur zu gut, wie sehr ich bemüht bin auch die kleinsten Details rund zu halten und ihm damit sicherlich schon wahnsinnig mache, ne? XD)
    Das Ende der Folge war dann nur ein kleiner Ausblick, sozusagen ein Appetitanreger ;)


    Ähm, ja, an das von dir erwähnte Duell erinner ich mich nicht – zumindest wüsste ich nichts von einem Crossover zwischen unseren FFs, dass sich dein Hauptcharakter mit einem meiner duelliert. Nur an Shin/Kantarou ^(*duck und weg³*)


    @ -Aska-


    Ähm, ja… ich könnte jetzt genauso große „Seitenverlängerer“ einbauen, um die Zeit darzustellen, die ich brauche, um eine Antwort zu finden xD


    Auf die Sharon Stone Szene hätte ich Gebühr zahlen müssen, also wurde die gestrichen ;)
    Aber ja, du hast wie immer Recht (und wenn nicht, würde es mir zu langwierig sein, wie lange du das abstreiten würdest xd), Fukuin hat Skill und gewinnt ein Duell, in dem er gar nicht teilnimmt, absolut schlüssig ^^


    Und nur um dich zu ärgern, würd ich Mizuki noch mehr Screentime geben, aber das geht ja schon nicht mehr. Außerdem find ich Fukuin vorbildlich, sich hier keiner fleischlichen Lust herzugeben :P


    Aber ich denke, ich kann dir sowieso keinen ansatzweise Mann mit Schritt aus Stahl präsentieren, Jack Bauer, wie du sagen würdest, ist eben einmalig, nicht? xD
    Ansonsten stimme ich dir aber zu, Masahiro ist sehr eindrucksvoll. ;)


    Zu ein paar der anderen Sachen muss ich dir ja sicher nichts mehr sagen ;)


    Moment, Rauschmittel? In meiner FF versteckt? Das is ja ein Ding. Willst du mich jetzt noch kriminell machen? o_O


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    Ne, ne… jetzt aber von Drogen und anderen Eskapaden zurück zum anderen Kernpunkt. Neben der Folge haben die Charakter-Beschreibungen ein kleines Update erfahren, um dem aktuellen Stand etwas mehr zu entsprechen. Aber Spoiler über die aktuellen Folgen hinaus wird man da dennoch immer noch vergeblich suchen. Außerdem hab ich mir gedacht, wird endlich die Zeit reif, den ersten Untertitel für den aktuellen Abschnitt der Staffel zu veröffentlichen:


    Zitat

    ~ There is a darkness beyond the one we can perceive with our eyes. A darkness born from our unfulfilled desires and negative emotions. Against this foe, we may never surrender ~


    Zu finden is er auch in der Kapitelübersicht. Denke er ist durchaus selbstredend, ansonsten wird es aber bald sehr klar werden ^^


    --------------------


    Und damit dann auch zur Folge:


    Zitat

    Was bisher geschah…
    In der Mädchenunterkunft trifft Fukuin statt Mizuki ungewollt auf die mondäne Melissa, die ihn nach einer Unterhaltung unter vier Augen in ihrem Gemach wieder unverrichteter Dinge wegschickt, aber zu einem erneuten Treffen spät am Abend zurückbestellt. Ihr Motiv bleibt ihm unbekannt, zumal er später erfährt, dass die junge Frau zur selben Zeit eine große Geburtstagsfeier gibt.
    Auf dem Ball am Abend kommt es auch zu einem Gespräch zwischen Melissa und Mizuki, welche Erstere im Verlauf zu einem letzten, entscheidenden Duell zwischen ihnen auffordert, ehe sie dann auf unkonventioneller Weise zum ’Duellort’, einer kleinen Laube, aufbricht. Nach einer Weile erreicht auch Mizuki besagte Stelle, und stellt sich einer gedankenvollen Melissa zum Duell…



    1.20 Dreadful distant ERIS! Fierceful Battle Serenade


    „Das ist nicht für dich. Du hast eine andere Aufgabe“, versicherte Melissa, während sie sich ohne Eile ihre Duelldisk anlegte, dem neben ihr stehenden Fukuin keck lächelnd.
    „Und die wäre?“, wollte dieser aber dann wissen, was seine Rolle stattdessen war, da sie ihn extra herbestellt hatte.
    „Hm, kommt darauf an, wie sehr du mir vertraust?“
    Melissa ignorierte erneut seine Frage, aber der Junge hatte sich schon fast daran gewöhnt, dass er sich darüber nicht mehr aufregte.
    „Ist meine Anwesenheit nicht eindeutig genug?“, erwiderte er deshalb die Frage mit einer eigenen.
    „Tja, weil ich dir etwas versprochen habe. Aber für das, was ab jetzt passiert, werde ich dir nichts garantieren…“
    Schweigend sahen sich beide an, während das ältere Mädchen seine Antwort erwartete.
    Einen kurzen Moment darauf erfolgte diese dann mit einem entschlossenen Nicken.
    „Gut. Ich hab in der Hütte etwas verstaut, das ich nicht alleine gehoben bekomme. Würdest du mir bitte gerade helfen?“, zeigte die Blonde auf die halboffen stehende Tür ins Innere der verfallenen Laube direkt neben den beiden.
    „Solange ich nicht wieder irgendwas klauen soll…“, konnte sich Fukuin die abfällige Bemerkung nicht verkneifen, da ihn die Aktion mit den Kisten am Vormittag trotz allem wirklich geärgert hatte. Vorsichtig trat er in das von schummriger Dunkelheit eingenommene Innere. Angestrengt sah er sich um und suchte die vier Wände nach dem ab, was sie gemeint haben könnte, fand aber auf den ersten Blick nichts.
    „Was ist das eigentlich, was du hier drin gelagert hast?“
    „Dich!“
    Verwundert wollte sich der Weißschopf gerade umdrehen, als das Licht rasend schnell verschwand und er plötzlich ganz im Dunkeln stand. Er sah nur noch, wie die Tür zufiel, und dann das Klicken eines Schlosses zu hören war.
    „Hey!“, versuchte er die Tür vergeblich zu öffnen. „Was soll das?! Lass mich raus!“
    Als ein weiteres Rütteln an der Tür auch ohne Erfolg blieb, nahm er etwas Schwung und stieß sich mit seinem Gewicht gegen das Holz. Das knarrte zwar ächzend, hielt aber getrost stand.
    „Komm schon, aufwachen“, drang dumpf die Stimme der Älteren zu ihm durch, als er sich gerade benommen wieder aufrichtete. „So doll hab ich doch nicht zugehauen…“
    Fukuin verstand nicht, was sie da redete, und schüttelte seinen Kopf, in dem Glauben, sich verhört zu haben. Doch als er seine Augen öffnete, sah er genau in das Gesicht des blonden Mädchens, das direkt vor ihm stand, von dem dunklen Inneren der Laube keine Spur mehr.
    „Na endlich…“, meinte sie abschätzig.
    Immer noch nicht ganz wieder da, spürte er etwas Hartes im Rücken und versuchte sich davon weg zu bewegen, was ihm aber nicht gelang. Verwirrt blickte der Aufgewachte an sich hinab, nur um festzustellen, dass er mit mehreren Stricken an einen kräftigen Baum gebunden war.
    „Was soll das?!“, begann er hin und her zu rütteln, als er es vollständig realisierte, um sich so loszureißen.
    „Beruhig dich doch mal…“, drückte Melissa ihn jedoch an der Schulter zurück an den Baum und fixierte ihn so. Mit der anderen Hand hielt sie ein Stück Stoff hoch. „Es gibt einen einfachen Weg, oder einen unangenehmeren…“, drohte sie ihm an, ihn auch noch zu knebeln.
    „Nachdem du mich schon wieder reingelegt hast, du bist doch…“, protestierte der Gefesselte dennoch. „Was ist hier überhaupt los?“
    „Erklär du es mir“, entgegnete die Ältere ihm aber nüchtern. „Gerade als du in die Hütte gehen solltest, bist du plötzlich aus dem Eingang zurückgesprungen und meintest, ich wollte dich darin einsperren…“
    „Ich war nicht da drin eingesperrt?“, wiederholte Fukuin es total verwundert. Was hatte er dann eben erlebt? Dass das nur ein Traum gewesen sein sollte, konnte er sich auch nicht vorstellen, so real wie es ihm vorkam.
    „Nein… auch wenn ich das eigentlich vorhatte“, murrte die Ältere. „Stattdessen hab ich dich dann mit einem Handkantenschlag ausgeknockt und hier angebunden. Improvisation ist alles, aber das hier ist wirklich besser. Ich muss dir fast dankbar sein, weil ich erst durch deine Aktion darauf gekommen bin“, lächelte sie geradezu durchtrieben.
    Der Weißschopf erwiderte dies mit einem ärgerlichen Schnauben.
    „Hör zu… ich habe keine Lust, das mehr als einmal zu sagen“, entfernte Melissa ihre Hand wieder von seiner Schulter und testete, ob er sich erneut zu befreien versuchen würde oder nicht. „Wenn du mir wirklich vertraust, dann hältst du den Rand, klar?“, in ruhiger, aber dennoch eindringlicher Weise gab sie ihm zu verstehen, dass er nichts zu befürchten hätte.
    Fukuin hielt still, auch wenn sein Blick noch von einem Rest an Trotz zeugte, der erst für sich gewonnen werden wollte.
    „Also, deine Mizuki wird gleich hier sein, aber es ist wichtig, dass du einfach ruhig hier bleibst, egal was auch passiert! Verhalt dich einfach ruhig und hör aufmerksam zu, verstanden?“
    „Ist nicht so, als ob ich eine Wahl hätte?“, scherzte der da mit sarkastischem Unterton, ahnungslos darüber, was ihm das bringen sollte, hier angebunden zu sein, wenn die Person, die er sprechen wollte, nur wenige Meter von ihm entfernt war.
    Da beobachtete er mit Unwohlsein, wie Melissa ein altes, handgroßes Messer vom Boden aufhob, ehe sie es kraftvoll in die Rinde neben ihm stieß, genau zwischen zwei der Stricke, wo es fest stecken blieb.
    „Mit ein paar Bewegungen hast du die Seile durch, es ist deine freie Entscheidung.“
    Für einen Augenblick beabsichtigte Fukuin, es auszuprobieren, doch die Hemme, ihr Vertrauen zu hintergehen, hielt ihn davon ab. Tief durchatmend ergab er sich in sein Schicksal und ließ den Kopf etwas hängen.
    „Es geht los“, klopfte ihm Melissa unvermittelt auf die linke Schulter, aber bevor er etwas herausbringen konnte, schnitt sie ihm bereits das Wort ab. „Enttäusch mich nicht.“
    Ohne eine Reaktion von ihm zu erwarten, verschwand sie zur Seite weg in Richtung der Lichtung. Seufzend drückte der Junge seine Beine durch und wunderte sich, wo hinein er da nur geraten war.


    --------------------


    Abwartend starrte Fukuin zu Melissa rüber, die sich schon seit mehreren Minuten tiefgründig mit Mizuki unterhalten hatte. Währenddessen bekam er auch mit, dass es Mizuki war, mit der sie sich duellieren wollte. Schließlich streckte die Blonde ihren Arm mit Schwung zur Seite aus und er hörte beide stimmen im Einklang schreien.
    „Duell!“


    (LP Mizuki: 4000 // LP Melissa: 4000)


    Während jede ihre Starthand aufzog, blickte Melissa teils gedankenversunken in Richtung des Baumes mit dem Angebundenen daran, ehe sie den ersten Zug der Jüngeren überließ.
    „Das könntest du bereuen“, zog diese die sechste Karte hinterher. Melissa war sich dessen durchaus bewusst, aber sie wollte nichts anderes, als den schwerstmöglichen Gegner.
    „Wir werden sehen“, entgegnete sie ihr überzeugt.
    Mizuki zischte trotzig.
    „Definitiv… Ich beschwöre meine [Hornet - Lesath].“ (1000 ATK)
    Erwartungsvoll schaute die Blonde nach oben.
    Fukuin konnte von seiner Stelle direkt an der Lichtung auf einen Teil des Duellfelds spähen. Er war auf Melissas Seite angebunden worden, etwas schräg weg von der Freifläche, so, dass er mit gedrehtem Kopf noch halbwegs das Feld der Älteren sehen konnte. Hingegen hörte er aus Mizukis Richtung, die genau auf der ihm abgewandten Seite war, nur ihre Stimme und ein gleichmäßiges Surren, was in der Luft vibrierte. Es bereitete ihm ein komisches Gefühl, dass er sich hier heimlich vor ihr verstecken musste und verdammt war, einfach abzuwarten. Aber das war seine Aufgabe, die er inzwischen stillschweigend akzeptiert hatte. Wenn das ihm helfen würde, war er dazu bereit.
    Kurz mit den Gedanken abwesend, blickte er wieder zurück zu der Feldseite, die er zumindest einsehen konnte, etwas schien zu passieren.
    „Needle Breaker!“, rief Mizuki angeheizt. „Einmal pro Zug kann Lesath dem Gegner 600 Punkte Schaden zufügen, indem ich auf ihren Angriff verzichte.“
    Fukuin zog leicht den Mundwinkel nach oben, und dachte daran, wie effektiv dies natürlich im allerersten Zug war, wenn man sowieso nicht angreifen kann. Es verging ein kleiner Moment, bevor er sah, wie ein verdammt großer Stachel mit hoher Geschwindigkeit Melissa traf. Es schien, als sei er von der anderen Seite regelrecht abgefeuert worden.


    (LP Melissa: 4000 -> 3400)


    „Tst“, ertrug die Anvisierte den ersten Treffer unbeugsam. Ihr Gesicht erweckte in dem schummrigen Licht den Eindruck, dass sie eine gewisse Vorstellung davon hatte, was sie erwarten würde.
    „Ich bin noch nicht fertig“, fuhr Mizuki scheinbar unbeeindruckt fort. „Zunächst setzte ich noch vier Karten.“
    Eine entsprechende Anzahl an bestätigenden Geräuschen war zu hören.
    „Und dann variiere ich meine Lesath zu einer Zauberkarte!“
    Variieren?, wiederholte Fukuin den ihm hierbei unbekannten Begriff in Gedanken. Was soll das sein?
    „Natürlich, einmal pro Zug steht es dir frei, ein beliebiges Monster vom Typ Vary zu variieren, also seine Art zu ändern.“ Aufgrund Melissas Kommentars blickte die Blauhaarige sie skeptisch an.
    „Was soll das? Du brauchst mir meine eigenen Effekte nicht erklären…“
    Ihr nicht, aber woher sollte sie wissen, dass sie es jemand anderem erklärt hatte. Doch der hatte es blitzschnell verstanden, als sie einen knappen, beinahe unauffälligen Blick in seine Richtung warf.
    „Wie dem auch sei, dank der Variation kann ich die hier spielen,… [Vary Limiter – Event Horizon]!“
    Mit Schwung knallte ihre letzte Handkarte in den Friedhof der Duelldisk.
    „Oha, dunkelrote Farbe… als Abschluss gleich eine Link-Karte hinterher?“ Bewusst verharmloste ihre ältere Gegnerin auf diese Weise, was Mizuki eingesetzt hatte.
    „Amüsier dich, solange du kannst. Mal sehen, was du mit nur einer Karte machen wirst!?“
    „Ich weiß. Wäre aber interessanter, wenn es nicht für jeden von uns in unserem jeweils nächsten Zug gelten würde“, blieb Melissa gelassen, obwohl das ein deutlicher Nachteil für sie war, während Mizuki mit einer vollen Zauber- und Fallenkartenzone bestens gewappnet schien.
    Dem Weißschopf in seinem unfreiwilligen Versteck war dennoch etwas unbehaglich, bei dem Gedanken, dass sie im ersten Zug, den sie im gleichen Augenblick dann auch beendete, alle ihre Karten auf einen Schlag ausgespielt hatte.
    Er wunderte sich geradezu, welches Gesicht Mizuki in diesem Moment machen würde, als ihm erschreckend einfiel, dass er eigentlich nie wirklich ein Duell von ihr gesehen hatte. Umso mehr verspürte er jetzt den Drang, auch ihre Seite sehen zu können, was aber unmöglich war. Sein Versprechen gegenüber Melissa ließ ihn den Kopf bewahren. Wenn sie ihm wirklich vertraute, dann würde er das zumindest jetzt nicht enttäuschen.


    „Dann schauen wir mal“, packte Melissa auf ihr Deck und nahm die oberste Karte kraftvoll auf. Einen kurzen Blick über ihr Blatt nutzte sie, um sich der Situation noch einmal bewusst zu werden.
    Scheint, als nimmst du mich nicht ernst, wenn du versuchst, es schnell zu beenden, beobachtete sie das abwartende Mädchen vor sich. Aber es ist enttäuschend, dass du mich mit sowas überrumpeln willst. Gegen deine Standardgegner mag das effektiv sein, aber ich bin eine andere Liga. Wenn das alles ist, brauchst du mindestens noch zwei Jahre, bis du mich mal besiegst.
    Doch genauso wusste sie, dass falsche Überheblichkeit einem gerade bei Mizuki zum Verhängnis werden konnte. Sorgfältig wog sie daher ihre Optionen ein letztes Mal ab.
    Da ich keine Verteidigung habe und nur eine Karte spielen darf, wäre es logisch, dass ich etwas Starkes ausspiele, um mich im nächsten Zug schützen zu können. Aber da du genau damit rechnest, mal sehen, was du jetzt machst…
    „Ich spiele den dauerhaften Zauber [Heroism of Spartans]!“, seelenruhig schob sie die Karte in den Schlitz am Rücken ihrer Duelldisk, wobei sie genüsslich die entgleisende Mimik Mizukis beobachtete. Die schüttelte mehrmals ungläubig ihren Kopf, doch verkniff sich eine Bemerkung. Bei jedem Anfänger hätte sie es abfällig kritisiert, aber Melissa wäre selbst schuld, wenn sie das in dieser Situation zu spielen meinte.
    „Uuuund fertig, da ich ja mehr nicht machen darf“, grinste die Blonde gewitzt.
    „Damit erhältst du aufgrund deiner Karte 1000 Schadenspunkte, weil du nicht angegriffen hast“, verlautete Mizuki darauf leicht genervt, unsicher darüber, was dieses suizidale Verhalten sollte.
    Unter lauten Schallwellen büßte die junge Frau in ihrem roten Kleid einen weiteren Batzen ihrer Lebenspunkte ein und hatte fast die Hälfte bereits verloren, während die Herausgeforderte noch alle besaß.


    (LP Melissa: 3400 -> 2400)


    Irritiert zog Mizuki von ihrem Deck. Das Duell war praktisch schon entschieden. Doch bevor sie sich die Vorderseite ihrer nun einzigen Handkarte ansehen konnte, lenkten ein paar Worte von Melissa ihr Augenmerk davon weg.
    „Wenn ich dich so vor mir sehe, du bist wirklich noch schöner geworden seit damals. Schon fast eine junge Dame“, lobte die Blonde überraschend das Aussehen ihrer Kontrahentin. „Ich frag mich, wie vielen Jungen du so schon den Kopf verdreht hast?“
    Mizuki fand deren Neugier weniger toll. „Die sind mir egal“, erwiderte sie gelangweilt. Melissa gab sich überrascht, schaute dann keck. „Heißt das etwa, dir wären Mädchen lieber?“
    Die Blauhaarige schluckte kurz. „Das hab ich damit doch gar nicht gemeint. Musst du mir denn alles im Mund umdrehen?“ Dabei verschränkte sie mit rotem Gesicht beleidigt die Arme.
    „Entschuldige…“, bat ihre Gegenüber um Verzeihung, „es war nur zu verlockend, wie du es sagtest.“
    Dann aber räusperte sie sich und fuhr mit betrübter Miene fort.
    „Aber weißt du? Ich… beneide dich... wirklich. Du bist so unabhängig, du entscheidest frei, was du machen willst. Selbst wenn du dir damit letztlich Feinde machst, gehst du deinen Weg…“
    „Häh?“ Die Angesprochene traf diese Aussage relativ unerwartet, zumal sie eine solche nie von dieser ‘makellosen‘ Person vor ihr zu hören gewagt hätte. Wenn wäre es doch eben sie, die beneidenswert war, weil sie alles hatte und konnte?
    „Als ob das nicht eher auf dich zutrifft!“, brachte sie das auch zum Ausdruck. Dann zögerte sie einen Moment, weil ihr etwas anderes einfiel, doch darauf wartete die gebürtige Französin nicht.
    „Ja, vermutlich hast du damit Recht. Ich hab keinen Grund dazu“, korrigierte sie sich schnell selbst. „Aber dich zuletzt so zu sehen, macht mich dennoch auch traurig.“
    „Ich hab zwar keine Ahnung, was das wieder heißen soll…“, grummelte Mizuki, während sie bereits einen Blick auf ihre gezogene Karte warf. „Aber wenn es dich nicht stört, würde ich dann doch gerne mit meinem Zug weitermachen?“
    „Natürlich, lass dich nicht abhalten“, grinste Melissa freundlich, aber dann wurde ihr Gesicht für einen Augenblick düsterer, als sie sich sicher sein konnte, nicht von ihr beobachtet zu werden. Ihr Entschluss, bis zum bitteren Ende weiterzumachen, hatte sich weiter gefestigt. Selbst wenn jene Sorge tatsächlich die Konsequenz dafür sein würde.
    „Also gut, dann geht‘s jetzt los, und pass besser auf, damit du hautnah miterlebst, wie du gleich verlieren wirst!“
    Während die Blonde nun wieder aufmerksam abwartete, was folgen würde, ließ Mizuki eine ihre verdeckten Karten hochfahren.
    „Indem ich 1000 Punkte zahle, kann ich den Falleneffekt von [Boar – Verres] aktivieren. Aber das ist ein kleiner Preis dafür, dass ich eine beliebige Anzahl an Varys je einmal variieren darf.“


    (LP Mizuki: 4000 -> 3000)


    Fast schon überheblich werdend, nahm sie die anderen drei gesetzten Karten aus den Schlitzen, eine schob sie aber mit der Vorderseite nach oben sogleich wieder hinein. Die anderen beiden platzierte sie in der Monsterkartenzone. Melissa entfleuchte ein heimliches Grinsen.
    „Damit aktiviert sich der Effekt von Lesath als Zauberkarte – 400 Schaden pro Variation!“ Mizuki holte tief Luft, „Burst Needle!“
    Gerade im letzten Moment entdeckte Fukuin ein ganzes Stück über Melissa, die bereits ihrerseits nach oben blickte, jenen erwarteten Stachel, dessen Oberfläche kurzzeitig grell aufblitzte. Doch dann trennte er sich in drei Einzelteile auf und alle sausten gleichzeitig nach unten, wo sie mit einem Knall zerbarsten.

    (LP Melissa: 2400 – 3x 400 -> 1200)


    Während der Qualm Melissa noch einhüllte, holte Mizuki zähneknirschend die Erklärungen nach, die sie für den Effektschaden hintenan gestellt hatte.
    „[Butterfly – Musca] wurde von einer Falle zum Zauber, während [Unicorn – Monoceros] und [Ram – Aries] zu Monsterkarten wurden.“ (Monoceros: 1700 ATK; Aries: 1200 ATK)
    Zufrieden verfolgte sie, wie ihre beiden Kreaturen auf dem Feld erschienen. Fukuin hätte sie zu gern gesehen, die Neugier kribbelte ihm förmlich in dem Fingern, einen Blick auf ihre Ungeheuer werfen zu können. Bei einem ihm völlig unbekannten Deck, dass gerade sie spielte, kein Wunder.
    Doch plötzlich begann Mizuki nach einem schweren Schlucken zu stottern.
    „W-w-wie ist das möglich?“
    Abgelenkt von den Aktionen der Blauhaarigen fast geistesabwesend auf Melissas Seite starrend, hatte Fukuin nicht bemerkt, wie nun hinter dem Rücken der Französin eine Frau zarten Alters mit langem, dunkelblauem Haar lehnte, welches hinten zu einzelnen Strähnen zusammengebunden war. Auch Mizuki schien diese erst gerade entdeckt zu haben, welche nun hervor ins Licht trat und sich neben die Blonde stellte. Ihr helles Gewand und der zarte Teint reflektierten das orange Flackern der Laterne bei der Laube. In einer Hand hielt sie einen goldenen Apfel fest umgriffen.
    „Hat ja lange genug gedauert…“, beklagte Melissa scherzend, dass Mizuki ihre Kreatur erst jetzt bemerkt hatte. Aber die Zeit für Scherze war bereits vorbei „Doch an meiner [The distant ERIS] wirst du dir die Zähne ausbeißen!“ (2400 ATK)
    Entgeistert verarbeitete Mizuki die Überraschung, zeitgleich war sie aber immer wütender auf sich selbst, dass ihr so ein Fehler unterlaufen konnte. Alles nur, weil Melissa sie mit diesem dummen Gesülze zuvor aus dem Konzept hat bringen wollen, fluchte sie innerlich. Doch jetzt machte es Sinn.
    „[Divine Divination] erlaubte mir die Spezialbeschwörung eines Monsters aus der Hand, wenn mein Gegner eine oder mehrere seiner Kreaturen außer durch eine Normalbeschwörung aufs Feld bringt“, schob sie eine Zauberkarte direkt von der Hand in den Friedhof.
    Für Fukuin klang es dabei mehr so, als dass wieder ihm der Effekt erklärt wurde als ihrer richtigen Gegnerin. Der schien es letztlich auch egal zu sein, denn sie hatte jetzt ein viel größeres Problem direkt vor sich.
    Doch schnell bewahrte sie aber wieder die Fassung und griff nach ihrem Deck und den fünf obersten Karten davon.
    „Der Effekt meines Einhorns…“, ohne eine Blick auf diese zu werfen, ging Mizuki Melissa entgegen und beide trafen sich in der Mitte, etwa auf Höhe der Laube.
    Kein weiteres Wort verlierend, übergab sie ihrer Gegnerin nun den aufgenommenen Stapel mit der Rückseite nach oben zeigend.
    Diese jedoch hatte kein Interesse, sie sich jetzt schon genauer anzusehen und schaute wieder zu der Blauhaarigen auf
    „Und, jetzt wo wir mal unter uns sind“, beugte Melissa sich vor und sprach so leise Angesicht zu Angesicht, dass Mizuki es gerade noch verstehen konnte, „gibt es da nun eigentlich jemand?“
    Ratlos erwiderte die Gefragte dies mit ahnungslosen Blicken, bis es ihr schlagartig kam, was ihre Gegenüber von ihr wollte. „Nein!“, erfolgte prompt die schroffe Antwort.
    Wieder aufgerichtet reagierte die Ältere zurück in normaler Lautstärke darauf.
    „Komisch, dabei dachte ich, du würdest dich mit jemandem heimlich treffen…“
    „Du spinnst dir doch was zusammen! Gibst du mir jetzt meine Karten zurück?!“, tat das Mädchen dies Gerede als einen weiteren Versuch ab, nur ihr Spiel zu verzögern.
    „Dabei war da jemand auf der Suche nach dir und wollte dich unbedingt sehen. Aber da du ja eh niemand empfangen würdest, hab ich ihn wieder weggeschickt.“
    Ganz genau beobachtete Melissa dabei ihre Miene, und wie jene bereits etwas sauer wurde.
    „Achja, er hatte weißes Haar und sein Name war wohl Fukuin… Irgendwo hab ich den auch schon einmal gesehen, sah ganz nett aus.“
    Schon beim Nennen des Namens zuckte Mizuki heftigst zusammen, was der Älteren auf die kurze Distanz keineswegs entging.
    „Tja, verraten… mir kannst du sowas nicht verheimlichen“, grinste Melissa sie triumphierend an.
    „Red doch keinen Müll. Wieso sollte ich gerade von dem was wollen? Und selbst wenn, er hat schon eine andere!“
    „Ach?!“, schaute ihre Gesprächspartnerin sie da überrascht an, machte dann aber ein nachdenkliches Gesicht. „Den Eindruck hatte ich nicht, als wir über dich geredet haben… “
    „Ihr habt was?!“, fuhr es aus Mizuki explosionsartig heraus.
    „Ein wenig geplaudert, über dich, über deine Macken, welche Farbe deine Unterwäsche hat, solches Zeug halt.“
    Die Augen des Mädchens wurden immer größer, noch etwas mehr, und erste Äderchen wären sicher geplatzt. Es fiel ihr verdammt schwer, nicht völlig auszuflippen, als sie das durchtriebene Stück so reden hörte. Für ein Aufziehen war selbst da die Schmerzgrenze irgendwann erreicht. Ein Aufziehen, sie hoffte inständig, dass es das nur war.
    „Aber meinst du wirklich, der hat ‘ne andere? Ich bin mir fast sicher, dass es da keine gibt“, meinte Melissa wieder versöhnlicher, traf damit aber auf Granit.
    „Kann mir doch egal sein. Wie kommst du nur darauf, dass mich dieser Idiot Fukuin interessieren könnte?“, wurde Mizuki nun richtig laut, doch das verunsicherte die Blonde überhaupt nicht.
    „Sag du es mir“, entgegnete sie ihr mit einem Schulterzucken. „Aber wenn das der Fall wäre, würdest du mir es doch verraten, oder?“
    „Bestimmt nicht!“, empörte sich ihre Gegnerin fast im gleichen Augenblick, und stützte ihre Arme auf die Hüfte. „Wie käme ich dazu, dir das auf die Nase zu binden?!“
    „Sicher?“, kniff die Ältere die Augen zusammen und blickte das Mädchen diebisch an. „Oder traust du dich nur nicht, die Wahrheit zu sagen? Ist es dir vielleicht unangenehm, über solche Dinge zu sprechen?“
    Da stampfte die Blauhaarige energisch auf.
    „Glaub doch was du willst! Ich red hier ja nur gegen eine Wand!“ Zunächst schüttelte sie darüber ihren Kopf, streckte dann aber ihre Hand fordernd aus, ihre Karten zurückverlangend, die sie jetzt endlich wiederhaben wollte.
    Da bist du nicht die Einzige, entgegnete ihr Melissa darauf in Gedanken murmelnd.
    „Naja, da kann man wohl nichts machen. Schauen wir mal, was du bekommst…“, begann sie nun sich wieder dem Duell zu widmen, und sich die fünf Karten, die ihr übergeben worden waren, nachdenklich anzusehen, als sie zusammenzuckte.
    Algol?!, überkam sie ein leichtes Schaudern, als sie die erste erspähte und deren Namen las. Nie im Leben. Das wäre…. Selbst sie hatte gehörigen Respekt vor jener Karte. Nachdem sie dann aber die restlichen mit steigendem Genuss eilig kontrolliert hatte, zog sie die mittleren drei Karten heraus und gab Mizuki diese lächelnd zurück. Gleich im Anschluss händigte sie ihr separat auch die beiden übrigen aus.
    Ich bin gespannt, ob du von den dreien deinen Drachen nimmst. Das wäre der Beweis, ob du wirklich ernsthaft spielst, oder du die Karte immer noch meidest.


    Das Mädchen, der das Grinsen der Älteren verdächtig war, schob schnell die beiden nicht gewählten Karten unangesehen in das Deck zurück. Trotzdem war sie erleichtert, dass die nervige Diskussion damit beendet war und das Duell endlich weitergehen konnte.
    „Ich weiß genau, was du willst… Den Teufel werd ich!“, schimpfte sie dann aber erneut lautstark, nachdem sie einen Blick auf die drei Karten geworfen hatte und ärgerlich jenes ihr zugedachte Monster entdeckte. Aufgebracht steckte sie dieses und noch eine der beiden anderen Karten ebenfalls zurück in ihren Stapel, worauf die Duelldisk automatisch begann, das Deck zu mischen.
    Melissa zuckte mit den Schultern, als ob sie verdeutlichen wollte, ’Versuchen darf ich es doch?!’.
    Die verbleibende, letzte Karte fügte Mizuki im Wegmarsch sauer ihrer Hand hinzu. Nachdem beide nun ihre Ausgangspositionen wieder eingenommen hatten, konnte sie endlich ihren Zug fortführen.
    „Nur weil du aus den obersten fünf Karten gerade die mit auswählst, heißt das noch lange nicht, dass ich sie am Ende auch nehme!“, trat sie aber zuerst noch einmal nach, um ihren Frust abzulassen.
    Dann jedoch schloss sie ihre Augen und atmete tief durch, entspannte sich wieder. Der Moment der eintretenden Stille gab ihr Gelegenheit, sich eine neue Strategie auszudenken.
    „Also gut… Ich variiere Aries zurück zu einer Falle“, verkündete sie relativ schnell darauf, und machte dies auch sofort. Eigentlich wollte sie ja die Variation, die ihr einmal in jedem ihrer Züge zustand, dazu benutzen, um noch ein Monster zu beschwören, aber das war inzwischen undenkbar geworden. Deshalb galt es nun, Schadensbegrenzung zu betreiben.
    „Damit kriegst du weitere 400 Schadenspunkte!“
    Zumindest das konnte sie als Wermutstropfen weiterreichen. Erneut schoss ein kegelgleicher Stachel vorm Nachthimmel reflektierend in Fukuins Sichtfeld, ehe er dieses Mal ungetrennt zu Boden stürzte und die Blonde traf.


    (LP Melissa: 1200 -> 800)


    Jene ging etwas in die Knie, richtete sich aber sofort wieder auf.
    „Darüberhinaus erhält Musca durch diese Variation einen Vary-Counter“, ließ Mizuki immer noch etwas ärgerlich keine Zeit weiter verstreichen.
    Musternd spähte Melissa zur anderen Feldseite. „Ich dachte immer, Schmetterlinge hätte man im Bauch, aber so…“, kommentierte sie keck, was sie dort sah.
    Dafür erntete sie aber nur ein verächtliches Zischen.
    „Pah! Monoceros… greif jetzt ERIS an“, gab Mizuki widerwillig den Befehl. Doch ihr blieb keine Wahl, denn sie wusste, dass jene Kreatur ihrer Gegnerin einen Spieler zwang, mit einem Monster im Zug seiner Beschwörung anzugreifen.
    Plötzlich verformte sich der Apfel zu einer Kugel, den die Zwietrachtsgöttin derweil zwischen ihren Händen schweben ließ, und wurde größer, bevor aus ihm ein spitzer Dorn heraus schnellte. Nicht mal einen Wimpernschlag später hörte der Weißschopf nur noch einen schmerzverzerrtes Kreischen, und das Geräusch eines zerspringenden Monsters. Darauf versank auch wieder die Spitze in der flüssigen Oberfläche, die nun erneut die Form eines Apfels annahm.


    (LP Mizuki: 3000 -> 2300)


    „Mist… Zug beendet!“, gab Mizuki mit dem drohenden Geschmack eines Schlachtfests im Mund schließlich ab. Nur noch 800 Punkte… zwei Variationen… mehr brauch ich nicht mehr…, hielt sie ihre Hoffnung aber aufrecht.


    Melissa ergänzte ihr Blatt um die nächste Karte, spielte sie dann aber direkt aus.
    „[Conciliator Goddess, Pax]“, verlautete sie anschließend gelassen den Namen ihres Wesens.
    Eine schwarzhaarige Frau mit hochgesteckten Zöpfen tauchte auf ihrer anderen Seite auf. Gekleidet mit einer weißen, wallenden Toga und ein Paar Sandalen, war die Unbewaffnete lediglich mit einem verzierten Metallzepter und einem Olivenzweig ausgestattet. (Conciliator Goddess, Pax: 600 ATK)
    „Du weißt ja sicherlich, während Pax auf dem Feld ist, führt Effektschaden von dir gegen mich stattdessen dazu, dass sich meine Lebenspunkte erhöhen.“
    Zähneknirschend sah Mizuki ihre beste Chance in Sekundenschnelle von dannen ziehen.
    „Das war der letzte Lebenspunkt, den ich verlieren werde“, setzte Melissa noch einen drauf und stellte eine anmaßende Behauptung auf. Die Blauhaarige wich einen halben Schritt zurück, als ihre Gegnerin auf sie zeigte. „Anders als du!“
    „Komm doch!“, fand diese aber neue Überzeugung, dagegen an zu trotzen.
    „Pax, Benevolent Ray!“
    Melissa ließ sich dies nicht zweimal sagen, und befahl sofort den Angriff. Die kleine Göttin streckte ihr Zepter empor, von dem sich aus einem funkelnden Licht heraus ein gleißender Strahl manifestierte und in Mizukis Richtung schoss.


    (LP Mizuki: 2300 -> 1700)


    Stöhnend von der Grelle, hielt sich diese immer noch den Arm schützend über die Augen.
    Aber sie wusste, dass sie schnell wieder bei der Sache sein musste, denn es war noch nicht vorbei.
    „ERIS, bring es zu Ende“, brachte Melissa mit Niedergeschlagenheit in ihrer Stimme heraus, als ob sie kurzzeitig die Enttäuschung übermannte. Der goldene Apfel in den Händen ihrer Kreatur formte sich ein weiteres Mal zu einer Kugel, aus der rasant wie ein Pfeil ein speerähnliches Stück auf ihre Gegnerin herausschnellte.
    „Das Spiel ist aus“, meinte die Blonde abfällig weiter, als ein dumpfer Metallschlag zu hören war.
    Fukuin ließ den Kopf hängen, wie er erkannte, dass das bedeutete, Mizuki hatte verloren, als sie jetzt die 2400 Angriffspunkte von der Zwietrachtsgöttin trafen, doch dann horchte er auf, als die junge Frau in seinem Blickfeld fortfuhr.
    „Aber dafür ist es noch zu früh, nicht?“, ein freudiges Strahlen überkam ihr Gesicht.
    Was der Junge nicht sehen konnte, war, dass kurz vor Mizuki der goldene Speer, der aus der Kugel vor der Göttin quellte, in mehrere Richtungen zerbarsten war, als ob sie von einem unsichtbaren Schutzschild umgeben wurde.
    „Natürlich. Als ob ich mich so schnell geschlagen gebe!“, erklang die Stimme der Blauhaarigen felsenfest wie eh und je.
    „Der Falleneffekt meines [Ram – Aries] hat den Angriff deiner ERIS negiert, und jetzt darf ich noch eine meiner Karten verändern.“
    Mizukis Ankündigung überraschte Melissa nicht wirklich. Sie kannte das Deck von der Person vor ihr vielleicht sogar besser als jeder andere. Und darüberhinaus war ihr klar, dass ihre Gegnerin den ersten Angriff nur hat durchgehen lassen, damit sie den gefährlicheren blockieren konnte. Doch da sie das auch mit einem Monster gekonnt hätte, überkam sie unweigerlich eine Ahnung, dass das die Vorbereitung zu einem Gegenschlag sein würde.
    „Lesath?“, fragte die Blonde zuversichtlich, worauf Mizuki dies mit einem knappen Nicken bejahte.
    Es war fast logisch, dass das Mädchen den durch Pax nachteilig gewordenen Effekt von der Hornisse, der bei jeder Variation einsetzen würde, loswerden musste. Dadurch wurde zur gleichen Zeit aber auch ein weiterer Counter auf Mizukis anderem dauerhaftem Zauber platziert, womit es bereits zwei waren.
    „Das dachte ich mir schon, du bist!“
    Melissa setzte eine Karte wegen ihres Gefühls verdeckt, und gab dann ab. Obwohl sie immer noch im Nachteil war, was das Verhältnis der Lebenspunkte anging, so wussten beide, dass das hier nicht mehr relevant war.


    Mizuki zog, wodurch ihr Blatt wieder auf drei Karten anstieg. Dann packte sie eine der alten zwei und steckte sie verdeckt in einen der unbesetzten Schlitze an der Duelldisk.
    „Du bist wirklich lästig...“, beklagte sie sich dabei maulend. „Mich in so eine Zwickmühle zu bringen!“
    „Dann zeig mir mal, was du dagegen machen willst?!“
    Melissa konterte geradezu auffordernd. „Entweder du beschwörst ein Monster und musst angreifen, oder du verzichtest und kassiert direkt 1000 Schaden durch meinen Zauber Heroism of Spartans“, stellte sie ihr beide Möglichkeiten in Aussicht, obwohl ihre Gegnerin dies bereits erkannt hatte. Beide heizten sich gegenseitig weiter an. „Egal, wie du dich entscheidest…“
    „…bin ich fällig“, drückte Mizuki ihre Lage auf die Lippe beißend und mit gekniffenem Auge überaus positiv aus. Natürlich war ihr klar, dass sie ausreichend Spielraum hatte, den Schaden durch Melissas Karte einzustecken, und auf den nächsten Zug zu spekulieren. Doch das widersprach ihrer Natur, auf gut Glück zu spekulieren, noch würde ihre Gegnerin locker lassen.
    „Wenn das die Wahl ist, dann nehm ich ‘Angriff‘!“, fauchte sie entschlossen. „Dafür ändere ich meine gerade gesetzte Karte zuerst zu einem Monster – erscheine, [Feline – Lynx]!“ (1500 ATK)
    Ein weiterer Lichtschein war kurzzeitig für Fukuin zu vernehmen. Ihm war klar, dass dies mit Mizukis Beschwörungen zusammen hing. Es ärgerte ihn immer mehr, dass nicht sie auf der für ihn sichtbaren Seite stand und er mehr davon gesehen hätte.
    Melissa schaute nur kurzzeitig skeptisch, als ihre Gegnerin in die Kampfphase wechselte.
    „Los, attackier Pax!“, befahl sie ihrer Kreatur. „Damit krieg ich dich!“
    „Ach?“, reagierte Melissa unberührt.
    „Lynx‘ Effekt, wenn er angreift, erhöhen sich seine Angriffspunkte um 400!“ (Feline – Lynx: 1500 -> 1900 ATK)
    Das reicht locker überkam den beobachtenden Jungen ein Gefühl von Fröhlichkeit. Sie wird gewinnen
    „Also gut… der Effekt von ERIS! Ich verzichte auf eine Handkarte, aber dafür bestimme ich das Angriffsziel“, verkündete die Blonde gelassen, während sie ihrer Erklärung folgte und eine Karte in den Friedhof schob. „Dir ist natürlich klar, dass dies ERIS sein wird?“, hob sich ihre Stimme belehrend.
    Eh?, zuckte Fukuin zusammen, der nicht wusste, dass Melissas Monster noch einen weiteren Effekt besaß. Zeitgleich wunderte es ihn, ob Mizuki dies nicht klar gewesen war?
    „Perfekt. Lynx‘ zweiter Effekt, los! Nur in dem Zug, in welchem ich ihn zu einem Monster geändert habe, kann ich ihn aktivieren…“, triumphierte die Blauhaarige. „Ich opfere ein anderes meiner variierten Monster, welches einen geringeren Level als Lynx selbst hat, um seine Angriffspunkte um die des geopferten Monsters zu erhöhen. Und Lesath hier hat 1000 davon!“
    Die in der Verteidigung verbliebene Hornisse verschwand von ihrem Feld, und weitere Lichtpartikel umgaben die andere Kreatur.
    „Damit zwing ich deine ach so tolle ERIS in die Knie!“ (Feline – Lynx: 1900 -> 2900 ATK)
    „Keine schlechte Idee, um die Wirkung meines Zaubers zu umgehen. Ich gebe zu, den Effekt deiner Karte hatte ich tatsächlich vergessen.“, lobte Melissa ihre jüngere Kontrahentin. „Sie ist fast wie du… sie zeigt ihren Stolz und ist unberechenbar. Aber dennoch kann man auch sie fesseln!“
    Das heraneilende, katzenhafte Wesen war nur noch knapp von ihr entfernt, und Mizuki verstand nicht, was die rätselhafte Bemerkung bedeuten sollte.
    Da schossen plötzlich links und rechts des Spielfeldes massive Ketten aus dem Nichts hervor, und windeten sich wie Schlangen um das angreifende Monster, und rissen es unmittelbar vor der Blonden hart zu Boden.
    „Was ist hier los?!“, forderte Mizuki überrascht zu wissen.
    „Schon vergessen? Ich hatte auch noch eine verdeckte Karte!“, erwiderte ihre Gegnerin. Eine Fallenkarte tat sich zeitgleich vor ihr auf. „[Chains of Olymp] kann jedes Monster binden. Es nimmt ihnen die Freiheiten und die Hälfte ihrer ursprünglichen Angriffsstärke.“
    Mizuki grollte wütend, aber war hilflos darüber, wie die Punkte ihres Lynx gnadenlos fielen.
    (Feline – Lynx: 2900 -> 2150 ATK)
    Und plötzlich schoss aus dem Apfel erneut in Windeseile eine goldene Spitze hervor und durchbohrte ihr angekettetes Monster.


    (LP Mizuki: 1700 -> 1450)


    „Mist“, zischte die ebenfalls von dem Objekt Gestreifte abfällig, schaute dann aber verwundert auf. „Warum wird mein Lynx nicht zerstört?“
    „Chains of Olymp hat noch einen weiteren Effekt. Es wird verhindert, dass ein Kampf das betroffene Monster vernichten kann. Eine ewige Qual sozusagen.“
    Demonstrativ zeigte sie auf das Knäuel an Ketten in der Mitte des Spielfeldes, welche Mizukis Kreatur gerade zurück auf deren Seite zogen und dabei tiefe Furchen in den Boden rissen.
    Unvermittelt schnitt Melissa ein anderes Thema an.
    „Weißt du, was ich nicht verstehe…?“
    „Wie meinen?“, hörte die Blauhaarige nicht wirklich zu, in Gedanken bereits damit beschäftigt, eine neue, angepasste Strategie zu finden.
    „Du strebst permanent nach Anerkennung, und dennoch ist jemandem wie dir auf der anderen Seite doch egal, was andere über dich denken, oder? Aber plötzlich habe ich das Empfinden, dass das schlagartig nicht mehr stimmt. Seit wann bist du zu feige, um zu etwas wie deinen Gefühlen zu stehen?“
    „Das schon wieder!“, warf ihr Mizuki einen bitterbösen Blick zu, der Sache leidig, dass diese sich in ihre Angelegenheiten einmischte. „Ich hab dir gesagt, dass du mir damit nicht auf die Ner…“
    „Nein“, wurde sie aber scharf unterbrochen. „Hast du etwa wirklich Angst, dass man dich damit aufzieht? Oder ist es dir gar peinlich? Mich interessiert, was die Mizuki, die ich einst kannte, derart verändert hat, dass sie sich plötzlich so benimmt?“
    „Das stimmt gar nicht!“ Mit voller Kraft versuchte diese gegen die Behauptungen anzuschreien, aber das ließ ihre Gegnerin völlig kalt.
    „Du bist genau wie dein Monster. Mit Ketten gefesselt, seiner wahren Kraft beraubt. Du bist so fixiert darauf, die Wahrheit abzustreiten, dass du mit den Gedanken nicht einmal mehr richtig bei dem Duell bist! Du spielst wie eine Anfängerin und merkst es nicht einmal!“
    Melissa atmete tief ein.
    „So bist du es nicht einmal wert, dass man sich gegen dich duelliert!“, schrie sie in gleicher Lautstärke wie ihre Gegnerin zuvor, doch dann hielt sie unvermittelt inne. In einem leichten Hauch, der durch die Baumkronen raschelte, wehten ihre Haare zur Seite. Von Emotionslosigkeit gezeichnet lag hier Gesicht nun halb im Schatten und wartete ab. Aber ihren Worten gelang es, Mizukis Ausflüchte im Keim zu ersticken, und ließen diese erschrocken zusammenfahren. Ihre Augen weiteten sich vor Entsetzen, die Beine entzogen sich ihrer Kontrolle und begannen zu zittern. Vehement versuchte die Jüngere es zu stoppen, doch es klappte nicht. Dann gab sie es ganz auf, ließ resignierend ihren Kopf hängen.
    „Beende deinen Zug. Dann bringe ich dieses Jammerspiel zu einem Ende!“
    In Melissas Stimme klang eine ärgerliche Enttäuschung durch, als sie sich wieder aufrichtete und nach vorne aufs Spielfeld sah.
    Fast schon abwesend steckte Mizuki zwei Karten in die Schlitze ihrer Duelldisk. Sie blickte benommen nach unten, die Haare verdeckten die obere Hälfte ihres Gesichts. Beschwerlich wirkte ihr Nicken, das den Zug abschloss.
    (Feline – Lynx: 2150 -> 750 ATK)


    „Wirklich schade“, nahm Melissa unzufrieden die Karte vom Deck auf. „Dass das mein letztes Duell gewesen ist… Da hätte ich es gleich lassen können.“
    Geradezu angewidert davon wendete sie ihren Blick ab.
    „ERIS, Seed of Destruction!“ Lustlos war die Art, in der sie mit dem Namen des Angriffs den Kampf freigab.
    Vor der blassen Göttin in ihrem weißen Gewand begann der Apfel erneut zu schweben und wandelte sich zu der scheinbar flüssigen Kugel. Langsam stieg sie empor, und machte die letzten Sekunden auf eine eigene Weise unerträglich.
    „Du…“, Mizuki flüsterte fast.
    „Du…“, nun hörbarer, und dann noch lauter in seiner endgültigen Stärke. „Du bist nur eine Schwätzerin!“, stierte das Mädchen mit wütenden Augen entschlossen, und strahlte doch Unsicherheit aus. „Du schwingst die großen Reden bei anderen, und selbst…?“
    Melissa lächelte fast traurig. „Für mich ist es schon zu spät…“
    „Warum bist du immer die Ausnahme von allem?!“
    Vor Mizuki schnellte eine ihrer verdeckten Karten hoch. „[Vary Swap – Gemini]!“
    Das in den schweren Ketten eingeschlossene katzenartige Wesen löste sich auf, worauf die Ketten mit lautem Scheppern auf die Erde knallten.
    „Mein Monster wird vom Feld entfernt, und eines mit gleichem Level kehrt vom Friedhof zurück!“
    „Zwecklos… egal was du holst, ERIS wird es trotzdem vernichten!“, eiferte Melissa dagegen.
    „Das hier nicht… Ram – Aries, im Verteidigungsmodus!“ (Ram – Aries: 900 DEF)
    Die Blonde schaute für einen Augenblick irritiert drein, bis sie sich des Effektes wieder gewahr wurde – Schutz vor Zerstörung im Kampf, solange der Gegner mehr Monster als man selbst besaß. Und sie brauchte gar nicht erst zu zählen, um einzusehen, dass dies momentan der Fall war.
    „Die kam unerwartet“, ausatmend streckte sie derweil schon ihren Arm aus. „ERIS, setz deinen Angriff fort!“
    Aus dem in der Luft schwebenden Apfel schossen gleich mehrere der Spitzen auf das andere Monster zu, doch alle prallten an den massiven Hörnern einfach ab.
    „Pax, du auch!“, befahl Melissa auch dieser den Angriff, ohne eine wirkliche Wahl, denn wenn nicht jedes Monster, das in der Lage dazu ist, auch angreift, fügte einem ihre dauerhafte Zauberkarte Heroism of Spartans 1000 Schadenspunkte zu. Und soviel konnte sie nicht mehr einstecken, ohne das Duell zu verlieren.
    Der Lichtblitz der kleineren Göttin von beiden brach sich an den einen regelrechten Schutzschild vor dem restlichen Körper bildenden Gehörn, und schnellte in mehrere Richtungen davon. Von einem von diesen, der genau auf sie zukam, wurde sie schutzlos getroffen.


    (LP Melissa: 800 -> 500)


    „Jeez… jetzt habe ich doch noch welche verloren“, stieß die Ältere einen Seufzer aus.
    „Du willst also weitermachen? Diese jämmerliche Fassade aufrechterhalten? Ist das deine Entscheidung?!“ Nicht davon überzeugt hielt sie demonstrativ ihre beiden verbleibenden Handkarten vor, und drückte dann eine von ihnen schwungvoll in die Disk.
    Den Kopf wieder hängend lassend reagierte Mizuki mit geknickter Stimme.
    „Bin ich wirklich so erbärmlich?“
    „Ja, das bist du!“, schellte die Antwort entschlossen zurück. „Die Jungs laufen jemand wie dir in Scharen hinterher, aber plötzlich ist da ein anderer, der dir wichtig ist! Du bekommst Angst, dass genau diese Person dich zurückweisen könnte. Und diese Furcht nagt an deinem Herzen, zerfrisst dich von innen, verändert dich völlig!“
    „Was soll das?!“, protestierte das Mädchen verzweifelt. „Ich habe keine…!“
    „Hör endlich auf damit!! Dein ganze Art spricht Bände!“
    „Das ist nicht wahr!“ Ihre Stiefel drückten sich haltsuchend tiefer in den Boden.
    „Und ob es das ist!!! Warum stehen dir sonst die Tränen in den Augen, während du es sagst?“, rief die Blonde voller Wut, dass sie gerade so etwas nicht hinnehmen wollte. „Das kann nicht richtig sein!“
    Ungläubig berührte Mizuki ihr Gesicht, der Bereich um die Lider war feucht, was sie unweigerlich verstummen ließ. Sie verstand selbst nicht, warum sie nichts mehr erwidern konnte. Hilfe suchend schaute sie wieder zu Melissa hoch, doch da gab es auch keine. Es dauerte eine ganze Weile, bis die Blauhaarige wieder zu Worten fand.
    „Warum tust du das?“, wimmerte sie jedoch nur entmutigt. „Warum lässt du mich nicht einfach in Ruhe? Warum?“
    Aber ihre Gegenüber schüttelte nur nachdrücklich ihr Haupt.
    „Jeder weiß bereits, was mit dir los ist, nur du bist zu verbohrt, es selbst zu akzeptieren. Hast du so große Angst davor, dir eine Schwäche einzugestehen, die nicht einmal eine ist?“
    „Ich weiß nicht“, verging ein Moment bis zur Reaktion, doch jene hatte schon längst resigniert. Sie besaß keine Kraft mehr, sich weiter zu widersetzen. Die noch gar nicht richtig getrockneten Tränen standen ihr wieder in den Augen.
    „Dann nutz gefälligst deinen Kopf“, schlug ihr dann aber ein viel sanftmütigerer Ton entgegen. „Den trägst du schließlich nicht zur Dekoration mit dir rum. Selbst wenn es so ist, wie du denkst, was hast du dann zu verlieren? Du kannst nur etwas gewinnen. Oder hasst du dich etwa selbst so sehr, dass du dir nicht gestattest, glücklich zu sein?“

  • Mizuki schaute überrascht auf, aber mied schnell den eisernen und zugleich sorgevollen Blick der Älteren.
    „Nein… I-ich kann das nicht…“, stammelte sie unsicher, schüttelte kräftig den Kopf. Ihre Hand legte sie bebend auf ihre Duelldisk, ohne dass man sagen konnte, ob sie als Nächstes aufgeben oder ziehen wollte.
    „Oh Doch! Die Mizuki, die ich einmal kannte, hätte sich von nichts unterkriegen lassen. Oder ist es dir wirklich so egal, wie du es jedem verdammt noch mal weismachen willst?“
    Schlagartig wurde es still. Das junge Mädchen wusste nicht, ob diese mahnenden Worte ermutigend sein sollten. In Gedanken versunken schwieg sie, und auch Melissa verharrte stumm.
    „Nein“, kam schließlich noch von Zögern bestimmt die Antwort, geradeso so in vernehmbarer Lautstärke.
    „Dann sag es mir doch jetzt!“
    Die Blonde rief es so laut und plötzlich, dass das Mädchen erneut regelrecht zusammenzuckte.
    „Sag es!“, forderte Melissa sie weiter energisch auf. „Nur einmal! Raus mit der Sprache!“ Für ein paar Sekunden pausierte sie, ihr gewichtige Zeit für das Nächste einräumend.
    „Was empfindest du wirklich für ihn, für diesen Fukuin!?“
    Mit voller Härte verlangte sie hier und jetzt eine Antwort.


    Mizuki hatte die Finger bereits auf ihrem Deck liegen.
    „I-Ich…“, stotterte sie von Scham genagt. Ihr Blick flüchtete für einen Moment zur Seite, dann nach unten, zum Schluss wieder nach vorn. „Ich…“
    Unruhig einatmend, kniff sie ihre Augen zu, als diese wieder abdrifteten. Immer tiefer holte sie Luft. Und dann lenkte sie all ihre Anspannung in ihre Stimme.
    „Ich liebe diesen Dummkopf!“, in ihrem Schrei riss sie die Karte vom Deck, die in ihrer Hand zu strahlen begann. Ungläubig blickte sie da auf das Stück zwischen ihren Fingern, während sie abgekämpft schnaufte.
    Melissa lächelte zufrieden, als sie das Mädchen vor sich beobachte. Ohne es wirklich erkennen zu können, sah sie wie die Verlegenheit ihr Gesicht gerade wohl röter werden ließ. Doch da war noch etwas anderes. Ihr Eingeständnis war wie ein Urschrei, der ihr neue Kraft gab, nachdem sie diese fesselnde Kette endlich von sich gesprengt hatte.
    Unerwartet richtete die Blauhaarige den Kopf auf, die gezogene Karte fest zwischen den Fingern eingeklemmt, ihr Blick voller Entschlossenheit. Melissa selbst war davon überrascht, was sie jetzt erwarten könnte.
    „Ein Leben ist kostbar, und doch so flüchtig“, voller Gefühl begann das Mädchen zu sprechen. „Geb ihnen eine Kostprobe deiner Einsamkeit!“ Nervös wich ihre Gegnerin einen Schritt zurück. Sie spürte es. Bebend vor Spannung, nicht vor Angst.
    Wie in Zeitlupe streckte Mizuki den Arm nach oben Richtung Himmel.
    „Komm hervor, [Eternal Sorrow Basilisk – Regulus]!“
    Die blauen Augen der Blonden weiteten sich vor Überraschung. Nicht einmal sie hatte Mizuki zuvor je den vollen Namen einer ihrer Karten sagen gehört. Noch diesen Beschwörungsspruch bei ihrer liebsten Karte, und das zugleich so ausdrucksvoll.
    Gleich eine ganze Reihe von aufblitzenden Lichtern vom Himmel herab nahm kurzzeitig das ganze Feld geräuschstark ein, in dem der Widder vollkommen verschwand. Als die Grelle nachließ, blickte Melissa in das Antlitz eines großen Ungetüms, dessen langer, echsenhafter Körper sich im weiten Halbkreis um Mizuki wand. In den Lichtern des Feuers und des Mondes schimmerten seine Schuppen, die wirkten, als ob kein Schwert der Welt ihnen einen Kratzer verpassen konnte, in einem Gemisch aus Schwarz und Blau. Der Kopf mit der spitzen Schnauze erfasste die Umgebung mit einem einzelnen, schnellen Züngeln seines gespaltenen Sinnesorgans, bevor er demütigt sein Haupt senkte. (E.S.B. – Regulus: 2200 ATK)
    Das nun einzige Monster auf Mizukis Seite hatte eine imposante Ausstrahlung, die einen seine Tödlichkeit auf gefährliche Weise vergessen ließ. Melissa sah währenddessen, wie die Jüngere abgelenkt ihre Hand für einen Augenblick ausstreckte, als ob sie versuchte, streichelnd das Hologramm zu berühren, dann aber diese unsicher zurückzog, als sie hindurch stieß.
    Ein verständnisvolles Lächeln machte sich im Gesicht der Blonden breit.
    „Indem ich Musca als dauerhaften Zauber auf den Friedhof sende, darf ich Karten für je zwei Vary-Counter auf ihr ziehen. Das heißt, ich ziehe eine Karte…“, strahlte das Mädchen jedoch da die gleiche Entschlossenheit wieder weiter aus. „Damit ist alles bereit...“
    Selbst den Zeigefinger noch ausgestreckt richtete sie ihren Arm auf Melissa.
    „Ich werde… Wir werden dich jetzt besiegen! Evil Eye of Balor!“
    Als Mizuki die Attacke ausgerufen hatte, richtete der Basilisk sein Haupt wieder auf und visierte geradewegs die Blonde an. Von seinem Nacken spannte sich ein rauer Kragenschild auf, der zuvor so eng angelegen hatte, dass man ihn nicht wahrgenommen hat. In seiner Angriffsstellung verharrte das Ungeheuer für einen letzten Moment.
    Melissa, beinahe fasziniert von dem Anmut, der sich vor ihr auftat, wandte ihren Blick ungeachtet der Situation zu jenem einen Baum gegenüber der Laube.
    Versteh das nicht falsch. Ich mache das nur für mich. Wer zu oft gewinnt, hält sich schnell für unbesiegbar – da ist sie wohl keine Ausnahme. Aber sie ist der Typ, der nach einer Niederlage wieder aufsteht, und dann stärker als zuvor zurückkehrt.
    Beim nächsten Mal werde ich einer noch besseren Mizuki gegenüber stehen, einer, der nicht ihre Gefühle im Weg stehen werden.

    Sich ergebend schloss sie die Augen und drehte ihren Kopf wieder zum Geschehen vor ihr.
    Was ich mache, ist mir eine Rivalin heranzuziehen, die mich anspornt, nicht irgendwo anzuhalten. Ich will kein Ende erreichen, ich will selber immer weiter gehen! Deshalb…!
    Entschlossen riss sie ihre Augen wieder auf, genau als der Basilisk erstmals auch die seinen preisgab. Es waren gelbe, stechende Augen, die in der Dunkelheit geradewegs leuchteten. Der Allem todbringende Blick.
    „Fallenkarte hoch! [Symphony of Discordia]!“, rief Melissa kraftvoll, während sie unbeirrt in die kalten, von Einsamkeit zeugenden Augen starrte.
    Mizuki, die durch den aufgespannten Schild im Nacken eigentlich geschützt in Deckung stand,
    schaute erschrocken dahinter hervor.
    Eine Melodie ertönte zur selben Zeit. Es war eine Art von Musik, die die Lieblichkeit eines Menuetts mit der tranceartigen Beschaffenheit eines Marsches verband. Der Basilisk hörte sie zwar nicht, aber selbst er nahm die Vibrationen in der Luft und am Boden wahr und wurde trotz Gegenwehr ebenso von ihnen vereinnahmt.
    Plötzlich stoppte sein Widerstand, er wandte seinen Blick ab und drehte sich zu Mizuki um. Ebenso tat die blauhaarige Göttin das Gleiche bei ihrer Besitzerin.
    Traurig starrte das junge Mädchen in die Augen ihres geschuppten Monsters, sie wusste, dass es nichts dafür konnte. Mit einem tapferen Nicken gab sie sich bereit, und verzieh ihm. Im gleichen Moment schon war es für sie, als ob sie ein Blitz durchzog und zerreißen wollte. Kraftlos gaben ihre Knie da nach.
    Währenddessen sah Melissa, wie nun der goldene Apfel ein letztes Mal in Schwingung geriet, bevor die Spitze auf sie zuraste.
    Ein Sieg lohnt sich nur, wenn der Preis stimmt. Aber wenn beide etwas gewinnen, wird selbst das bedeutungslos.
    Ihre letzte Karte fester zwischen die Finger geklemmt haltend, stieß die harte, goldene Flüssigkeit wie ein Pfeil mühelos durch ihren Oberkörper hindurch.


    (LP Mizuki: 1450 -> 0 // LP Melissa: 500 -> 0)


    Mit dem Ende des Duells lösten sich die Hologramme wieder auf und ließen eine stille Lichtung zurück. Unter leichtem Stöhnen hielt sich Melissa die Stelle am Bauch, wo sie die Attacke spürbar getroffen hatte. Das Stehen fiel ihr für den Augenblick schwer, ein paar Minuten Ausruhen hielt sie durchaus für angebracht, um wieder zu Kräften zu kommen.
    Mizuki kniete immer noch am Boden, ihr Kopf hing deprimiert nach unten. Die Hände ins kalte Gras gedrückt gaben ihr stützenden Halt.
    „Na geht doch… Das war doch ganz okay…“, schleppte sich Melissa in ihrem roten Galakleid in Richtung der Seite ihrer Gegnerin. „Damit bin ich dann doch zufrieden“, räusperte sie noch hinterher.
    „Sei ruhig!“, schimpfte Mizuki, ohne ihr Haupt anzuheben, die Finger krallten sich in die Erde vor Zorn. „Du hast absichtlich ein Unentschieden erzeugt! Hättest du mit Eris den Angriff auf Pax umgelenkt, hättest du gewonnen!“
    Die Blonde war wenig überrascht, dass sie so leicht durchschaut wurde. Aber das war nur die halbe Wahrheit. Sie fühlte sich zwar als Gewinnerin, weil sie etwas erreicht hatte, aber sie war nicht die Gewinnerin des Duells. Denn unter normalen Bedingungen, und wenn sie Mizuki nicht so unter Druck gesetzt hätte, wäre ihr Kopf wohlmöglich frei genug gewesen, um zu erkennen, wie sie das Duell gewonnen hätte. Der Basilisk war der Beweis dafür, dass es eigentlich schon entschieden gewesen war.
    „Wir haben beide nicht ernsthaft gespielt… Dafür ist ein Unentschieden fair genug“, sprach sie mit versöhnenden Worten. „Das heißt, wir müssen uns irgendwann noch einmal duellieren. Und dann enttäusch mich besser nicht, du kleine, liebestolle Nervensäge.“
    „Mach dir das lieber selbst klar, du besserwisserische Möchtegerndiva!“, fielen beide wieder in ihre beleidigende Art zurück, und doch war ihnen irgendwo klar, dass es sich nur um neckende Phrasen handelte.
    Wie sie sich gegenseitig beschimpften, konnte Melissa die unangenehmen Gedanken, die in ihrem Kopf wieder zu kreisen begannen, doch noch für einen weiteren Moment vertreiben und kicherte amüsiert.
    „Scheint, als hätte dir die kleine Kopfwäsche gut getan, du wirkst viel entspannter.“ Mizuki schnaubte kurz in Reaktion auf das ihr Mitgeteilte und kehrte der Älteren mit verschränkten Armen den Rücken zu. Doch aus dem Augenwinkel blickte sie weiter zu jener zurück, wodurch sie bemerkte, dass deren Miene nun aber ernster wurde.
    „Deshalb möchte ich dir zum Abschied gern etwas mit auf dem Weg geben – Lass niemals die Angst von dir Besitz ergreifen, ansonsten folgt nur noch Finsternis.“
    „Tst…“, zischte die Blauhaarige wenig beeindruckt, „hast du dir das gerade ausgedacht, oder irgendwo nachgelesen?“
    „Ist das wichtig…?“, entgegnete jene ihr davon unberührt. „Aber vielleicht beherzigst du es trotzdem…“
    Mizuki reagierte nicht. Genauso schnell, wie Melissa plötzlich ernst geworden war, klärte sich ihr Gesicht wieder auf, und sie klatschte motiviert in die Hände. Nur eine Sache war da noch offen, und die Konsequenzen waren ihr vollends bewusst.
    „Bevor ich es vergesse, ich hatte ein kleines Geschenk für dich, wenn du gewonnen hättest, aber ich glaube, ich möchte es dir auch so geben…“, sprach sie fast scheinheilig.
    „Ein Geschenk?“, drehte sich die Begünstigte skeptisch dreinschauend um, und verfolgte, wie die Blonde seitlich auf den Waldrand zu ging, halb hinter einem der Bäume verschwand. Dann aber wandte sich diese wieder um, und lehnte sich mit ihrer linken, unbekleideten Schultern an die knorrige Rinde. In der rechten Hand hielt sie ein großes Messer, dessen Klinge bei dem leichten Hin-und-Her-Schwanken mehrmals aufblitzte.
    Mizuki schauderte es, als sie die Waffe erblickte.
    „Was soll das?“, versuchte sie empört in Erfahrung zu bringen, während sie die junge Frau in dem roten Kleid nicht mehr unbeobachtet ließ. Diese stand mit verschlossenen Augen und gesenktem Haupt weiter neben dem Baum, als sie langsam ihrem Arm nach oben führte, die Metallspitze des Messers auf Schulterhöhe zur ihrer Linken gegen die Rinde drückte, und jenes dann in einer ruckartigen Bewegung nach unten riss. Erst als darauf in beide Richtungen etwas vom Baum hinweg schnellte und dann nach unten hinab fiel, bemerkte Mizuki, dass dort um den Stamm etwas wie ein Seil gewickelt gewesen war. Sie machte es sich nicht zum Vorwurf, dieses zuvor nicht entdeckt zu haben, in dem mäßigen Licht war das sowieso schon schwer, und wenn man es nicht ahnte, suchte man nach so etwas doch auch nicht gerade.
    Von Melissa bekam sie derweil keine Antwort, denn die schwieg vor sich hin, und verharrte nach dem Durchtrennen immer noch in gleicher Pose und wartete ab.
    Aber es tat sich nichts. Nach einem Moment der Geduld, der Mizukis Ahnungslosigkeit keine Abhilfe gebracht und nur dafür gesorgt hatte, dass diese die ersten Schritte auf ihre blonde Gegnerin zu machte, drehte sich die Ältere um und schaute wieder hinter den Baumstamm.
    „Hey, Tagträumer! Was ist los?“, maulte sie mit leichter Erzürnung in der Stimme. Abrupt griff ihrer Hand entschlossen nach etwas und zerrte es mit Schwung hinter der hölzernen Sichtbarrikade hervor. Regelrecht unbeholfen stolperte Fukuin dabei, die Finger der Blonden immer noch fest seinen Kragen umpackt haltend.
    Mizuki jedoch erstarrte zur Salzsäule, als sie das Antlitz des weißhaarigen Jungen wenige Meter vor sich erblickte. Keinen Ton brachte sie heraus, als ihre Augen immer größer wurden, während die Pupillen sich trotz der Dunkelheit vor Entsetzen zusammenzogen. Wie in Zeitlupe sah sie, wie Fukuin vor ihr sich aus dem Stolpern aufrichtete, von Melissa hinterm Nacken gegriffen.
    Dieser jedoch schaute nur für den Bruchteil einer Sekunde zu der Blauhaarigen, bevor sein Blick zutiefst beschämt zur Seite wich. Immer noch strahlte er die gleiche Benommenheit aus, die ihn seit dem Moment vollkommen lähmte, als jene Worte von Mizuki auch ihn erreicht hatten. Und das, obwohl es ihn die ganze Zeit davor fast verrückt gemacht hatte, dass er nicht einfach hinaustreten oder dazwischen gehen durfte. Die Zähne hatte er vor Anspannung nicht nur einmal kräftig zusammengebissen. Doch als er dann Melissas Aufforderung an das Mädchen gehört hatte, die seinen Namen beinhaltete, wurde es plötzlich ganz still. Und jetzt gelang es ihm nicht einmal, in das Gesicht jener Person zu blicken, die nur einen Augenblick zuvor gestanden hatte, dass sie ihn liebte.
    „Du miese Kuh! Du hinterhältiges Dreckstück!! Du…“, erwachte Mizuki aus ihrem tiefgreifenden Schock, und es folgten noch weitere, ansteigend schlimmer werdende Beleidigungen, die dem betrogenen Mädchen aufstießen. „Warum hast du das gemacht?! Ich dachte wirklich, dass du anders wärst! Wie konnte ich dir nur vertrauen!“, schrie sie aufgebracht und innerlich zutiefst verletzt. „Du bist das Letzte! Das vergesse ich dir nie! Ich hasse dich!!!“, Tränen stiegen in ihre Augen. Melissa währenddessen blickte sie nur stumm an, und ließ alle bisherigen Beschimpfungen als auch die weiteren über sich ergehen. Fukuin brachte auch nichts heraus, während er immer noch zur Seite schaute.


    Plötzlich schnellte Mizuki zurück, kehrte den beiden eilig den Rücken zu und lief, mit einem Arm die Tränen wegwischend, davon. „Ich hasse dich!“, schallte es ein letztes Mal voller Verachtung über die Lichtung zu der Blonden.
    „Warte!“, machte Fukuin einen kläglichen Versuch, sie aufzuhalten, doch der war schon durch seine unentschlossene Art zum Scheitern verurteilt.
    Unvermittelt stieß Melissa ihn dann von hinten an, in die gleiche Richtung, in die die Weinende geflüchtet war, von sich weg.
    „Worauf wartest du?“, fragte sie mit verwunderter und mahnender Stimme zugleich. Der Junge sah sie verwirrt an. „Lauf ihr nach!“
    Aber er traute sich nicht, auch nur einen Schritt zu machen. Wie könnte er ihr jetzt noch gegenübertreten?
    „Das ist etwas, dass nur du machen kannst!“, energisch forderte die Ältere ihn auf, und vermittelte so zugleich, dass sie keine Widerrede duldete. „Los! Jetzt bist du dran, ihr es zu sagen!“
    Ein kurzes Nicken zeigte seine Bereitschaft, als sie auf diese Weise seinen Kopf freigemacht hatte, und ohne Vorwarnung stürmte er Mizuki hinterher.
    Ihren Panzer aus Eis, mit dem sie ihr Herz umgibt, ich habe ihn für dich zerstört. Selbst wenn es bedeutet, dass sie mich auf ewig für das heute hassen wird, damit kann ich leben. Aber jetzt liegt es allein an dir, das zerbrechliche Innere dahinter zu erreichen. Viel Glück
    Melissa, die nun allein auf der einsamen Lichtung verblieben war, lief ein Rinnsal vom Auge über die Wange hinab.
    Ich habe vorhin gesagt, dass ich es nur aus egoistischem Antrieb machte. Aber das ist nur die halbe Wahrheit. Denn für mich ist sie wie eine kleine Schwester, selbst wenn wir nicht miteinander verwandt sind. Gerade deshalb fällt es mir so schwer, sie in einem so schmachvollen Zustand zu sehen. Das hat sie nicht verdient. Darum lenke ich gerne all ihren Hass auf mich, wenn es ihr hilft. Es wäre schön, wenn du sie glücklich machen kannst, diese dumme Nuss… Ich will nicht, dass sie den gleichen Fehler wiederholt, den ich gemacht habe…
    Nachdem sie sich die Tränen weggestreift hatte, legte sie ihre Duelldisk wieder am gleichen Ort ab, wo sie diese bereits zuvor platziert hatte. Dabei zog sie jedoch eine kleine Tüte ab, die unscheinbar an der Unterseite ihrer Duelldisk geklebt war, und kramte etwas daraus hervor, das sie sich sogleich lächelnd über das vom Haar verdeckte Ohr steckte.
    „Ich geh dann auch besser zurück, bevor sie wirklich noch merken, dass ich nicht mehr da bin und mich vermissen“, zuckte Melissa zu sich selbst sprechend mit den Schultern, ein Unbeschwertheit zur Schau stellendes Lächeln anlegend, und machte sich dann auf den Rückweg zur Feier.



    Fukuins Herz klopfte wie wild, während er den schmalen Waldweg entlang lief. Die Gedanken, was wäre, wenn er sie erst eingeholt hätte, verdrängte er für den Augenblick komplett. Zunächst musste er das überhaupt schaffen, denn sie lief nicht gerade langsam.
    „Warte bitte!“, rief er ihr laut zwischen zwei der Atemzüge hinterher, als er sie vor sich zu erspähen glaubte. Tatsächlich lief sie da, drehte sich dabei sogar zu ihm um, doch seine Aufforderung erreichte nur das Gegenteil, nämlich das sie ihn bemerkt hatte und beschleunigte.
    „Lass mich allein! Geh weg!“, schrie sie zurück, wobei in ihrer Stimme deutlich wurde, wie sehr sie das alles verletzt haben musste.
    Hastig stieß sie auf ihrem Weg das rostige Tor auf, welches Fukuin früher am Abend bereits in die andere Richtung passiert hatte und das nun von einer nahen Laterne an einem Pfahl mäßig beleuchtet wurde, und eilte hindurch, wobei sie es direkt hinter sich wieder zuknallte. Der Weißschopf wollte es ihr gleichtun und rannte auf den Eisenbogen zu, doch prallte mit voller Wucht dagegen.
    Scheiße, fluchte er innerlich, als er dadurch feststellen durfte, dass das Tor sich verkeilt hatte und selbst durch die Gewalt seines Gegenstoßens nicht aufgegangen war. Schnell schwang er sich notgedrungen über den nur hüfthohen Zaun neben jener Pforte. Hätte er es nur gleich gemacht, und nicht durch diesen Mist den aufgeholten Abstand wieder verloren. Abgehetzt schaute er erneut nach Mizuki, und stellte fest, dass sie nicht zurück zur Unterkunft rannte.
    Sofort nahm er weiter die Verfolgung auf, tiefer in den Wald vor sich hinein.


    Die Blauhaarige blickte hektisch zurück. Hatte sie ihn abgeschüttelt? Aber ihre Beine ließen nicht locker und trieben sie durch den Wald. Ein weiteres Umschauen nach hinten. Verdrossen der Biss auf die Lippe, als sie Fukuin da doch wieder sah. Wieso gab er nicht auf, warum konnten alle sie nicht einfach in Ruhe lassen? Alle schienen sich gegen sie verschworen zu haben, selbst Melissa.
    „Verschwinde!“ drehte sie sich im Laufen um, doch ihre Worte stießen auf taube Ohren. Beinahe wäre sie durch die Aktion noch umgeknickt, dann hätte er sie sicher eingeholt. Das durfte nicht passieren, nicht nach dem, was ihr Melissa so hinterlistig entlockt hatte, was er mitgehört hatte. Es war ihr so peinlich, so sehr, dass es dafür kein Wort mehr gab. Schlagartig schoss sie seitlich davon ins dichtere Gebüsch, in der Hoffnung, ihn dort abzuhängen


    Fukuin hatte wieder ein Stück zu ihr aufgeschlossen, als diese plötzlich den befestigten Pfad verließ und ins Dickicht sprang. Beide schienen von da an etwa gleich schnell zu sein. Waren ihm seine längeren Beine zuvor von Vorteil gewesen, da er mit jedem der weiten Schritte etwas mehr schaffte als sie, konnte er daraus jetzt keinen Nutzen mehr ziehen. Immer wieder verlor er sie kurzzeitig aus den Augen, wenn sich irgendein Busch oder anderes Grünzeug zwischen beide schob, doch als Verfolger hatte er ein Problem weniger als Mizuki vor ihm, die fast orientierungslos einfach willkürlich irgendwohin stürmte und um von ihm weg zu kommen, immer wieder eine andere Richtung einschlug. Schon wieder konnte er ein Stück zu ihr abkürzen, als sie ein weiteres Mal kurzentschlossen einen Haken schlug.
    „Bitte, lass uns reden!“, versuchte der Junge, sie dabei zum Anhalten zu bewegen, doch erntete darauf nur ein verdrossenes „Niemals! Hau ab!“
    Wie konnte er auch nur wagen, zu denken, dass er sie versteht, oder ihre Gefühle? Er wusste einen Dreck von ihr.
    Beide liefen immer weiter, und der Abstand zwischen ihnen verringerte sich Stück um Stück.
    Fukuin dachte beim Laufen daran, wie es nur dazu gekommen war. Es war Melissa, die ihn dorthin bestellt hatte, sie duellierte sich Mizuki, brachte sie dazu, zu sagen, was sie empfindet. Selbst das Fesseln an dem Baum machte nun Sinn, ließ es ihn ebenso als Opfer für Mizuki erscheinen, wie diese es selbst dann war. Langsam begann er es alles zu begreifen. Da sah er ihre Hand zum Greifen nah, streckte seinen Arm weit aus.
    „Kyyaaaah!“, machte die Blauhaarige entsetzt einen Satz nach vorne, als er ihre Finger streifte, aber nicht fassen konnte. Doch als Fukuin sich im Sprint von dem Versuch wieder aufrichtete, weiteten sich seine Augen mit Erschrecken, als ein langer Ast auf ihn zugeflogen kam, den die Flüchtende im Rennen einfach nur umgebogen und so auf Spannung gebracht hatte. So unerwartet wie dieser nun aber zurückschnellte, traf er den abgelenkten Fukuin mit voller Wucht und haute ihn von den Beinen.


    „Stehengeblieben!“, tauchte unvermittelt vor dem weitereilenden Mädchen eine kräftige Gestalt auf, als sie ihm gleichen Moment zwischen den Bäumen hinaus lief und einen Weg kreuzte. Bevor sie überhaupt hätte ausweichen können, packte diese sie am Arm.
    „Loslassen!“, kreischte Mizuki sofort, und versuchte sich loszureißen. Doch trotz heftiger Gegenwehr gelang es jenem Mann in dunkelgrüner Uniform dennoch, sie festzuhalten.
    „Was machst du um diese Uhrzeit hier draußen alleine?!“, wollte er sofort von ihr wissen.
    „Das geht sie nichts an!“, fauchte die Blauhaarige zurück, und kratzte an seinem Handgelenk.
    „Wenn das so ist, wirst du mich schön begleiten! Nachher bist du noch der Halunke, der nachts Jagd auf unsere Studenten macht!“, reagierte der Kerl da genauso stur.
    In alle Richtung zerrend, schaute Mizuki wieder zurück, und erblickte in der Eile Fukuins weiße Haare, wie dieser gerade sich das Gesicht reibend, aus dem Unterholz stolperte.
    „Schon wieder…“, stöhnte er noch von dem kassierten Treffer. Warum bekam er immer was bei dieser Jagd ab?
    „Ich hab gesagt, LOSLASSEN!“, in ihrem furiengleichen Schreien holte sie weit mit ihrem Bein aus, und streckte selbst diesen Kraftprotz mit einem einzigen Tritt in den Schritt nieder, wodurch jener sie unwillkürlich wieder freigab. Sofort stürmte sie weiter, auf der anderen Seite zurück ins Gestrüpp, einfach nur weg von da, und ‘ihm‘.
    Fukuin blieb keine Zeit für eine Verschnaufpause, und so gab auch er wieder Fersengeld, doch der sich am Boden krümmende Mann griff ihn am Knöchel und hätte ihn dadurch beinahe zu Fall gebracht.
    „Halt…“, konnte jener zwischen Keuchen und Ächzen gerade noch sagen.
    Doch dem Jungen, der das Gerangel zwischen beiden zumindest hörbar mitbekommen hatte, konnte darauf geistesgegenwärtig reagieren.
    „Ich gehöre wie sie zu den Sicherheitspatrouillen. Mein Name ist Fukuin, wenn sie es kontrollieren wollen. Das Mädchen ist nicht der, den wir suchen, aber ich muss sie unbedingt wieder zurückbringen. Also bitte lassen sie mich los.“
    Es überraschte ihn, wie spontan und selbstsicher ihm das alles von den Lippen ging. Er schob es auf die außergewöhnliche Situation, doch es hatte Erfolg, der Niedergestreckte löste seinen Griff.
    Sich vom Boden mit den Füßen abdrückend beschleunigte Fukuin relativ schnell wieder und folgte Mizuki in den Wald. Zwar schien ihm eine Spur aus abgebrochenen Ästen und Zweigen im Düsteren dabei den richtigen Weg zu weisen, doch dem Weißschopf war klar, dass er sie nie einholen würde, wenn er jetzt mit Fährtenlesen anfinge. Aber eine andere Alternative hatte er auch nicht, zumal er unter keinen Umständen aufgeben wollte. Als er daher gerade weiterlaufen wollte, überkam ihn ein leichter Schwindel, der ihn stoppen ließ. Dabei sah Fukuin vor seinem inneren Auge einen wuchtigen Baum, der seine besten Jahre schon hinter sich hatte. Selbst im Halbdunkel der Nacht kam ihm diese Stelle merkwürdig vertraut vor.
    Könnte es etwa sein, dass…?, wunderte er sich, ob sie in jene Richtung unterwegs war und verglich es mit der, die die Spur nahm.. Wenn die Eingebung sich bewahrheitete, könnte er diese Verfolgungsjagd definitiv beenden. Es war ein Risiko, doch es war die beste Chance, die er hatte. Entschlossen schlug Fukuin eilend einen anderen Weg ein.



    Mizuki keuchte bereits völlig außer Atem, stützte sich an den Stamm des großen, alten Baumes, der einsam auf der weiten Lichtung von hohem Gras umgeben auf einer leichten Anhöhe stand. Nur einen kleinen Moment Pause, sie konnte einfach nicht mehr. Ihre Füße waren schwer, die Beine machten sich auch klagend bemerkbar. Sie hatte das Gefühl, über die halbe Insel gelaufen zu sein. Panisch fast schaute sie sich ein weiteres Mal nach hinten um, als sie ein Geräusch vernahm. Niemand war zu sehen. Ein Seufzen entglitt ihrem Mund, während ihr Körper müde mit dem Rücken gegen die Rinde stieß. Langsam sank sie herab. Endlich war er weg, irrte vermutlich irgendwo im Wald umher, aber auf jeden Fall war er nicht hier.
    Sie versuchte wieder zur Ruhe zu kommen, so schwer ihr das fiel. Immer wieder erinnerte sie sich an die letzten Minuten, angefangen bei dem Duell. Dass es ausgerechnet Melissa war, die sie so schändlich reingelegt hatte, macht es nicht leichter für sie. Statt des Respekts für die Ältere war da nur noch Wut und Hass in ihr. Am liebsten hätte sie dieses Miststück ganz aus ihrem Herzen verbannt, doch unfähig dazu fand sie zumindest Genugtuung daran, dass sie sie nie mehr wiedersehen müsste. Aus ihrem Innersten kroch Mizuki ein schadenfreudiges Lachen hervor, doch sogleich schlug es in ein Gemisch aus Klagen und Schluchzen um. Zu tief schmerzten der Verrat, und das ungewollte Liebesgeständnis. Alles lag in Scherben am Boden. Ihre Gefühlswelt, ein einziges Chaos.
    „Bitte wein nicht…“, sagte eine Stimme mit anfänglichem Zögern da einfühlsam. Erschrocken sprang Mizuki auf und drehte sich zu dem Ursprung hinter sich um. Fukuin stand seitlich des Baumes, direkt neben ihr. Ein kurzer Moment verging, in dem sie ihm einen verächtlichen Blick zuwarf.
    „Hör mir zu, Mizuki… ich“, machte er einen neuen Versuch, versöhnlich auf sie einzureden.
    „Sei still!“, wich diese aber seiner Hand aus, der es beinahe gelungen wäre, sie zu berühren, und hetzte um den Baumstamm Hektisch wischte sie sich die Feuchtigkeit um die Augen weg. „Ich will einfach nur allein sein, ist das so schwer?!“
    Als Fukuin von der anderen Seite herum kam, um ihr den Weg abzuschneiden, wich sie wieder zurück.
    „Hat es dir wenigstens genauso Spaß gemacht, mich so zu verarschen, wie dieser dummen Kuh?!“.
    „Ich hatte damit nichts zu tun. Das weißt du genau!“, tauchte der Junge erneut vor ihr auf, und versuchte nach ihrem Arm zu greifen, ohne Erfolg.
    „Lügner!“ Sofort jagten beide zurück zur anderen Seite. „Ihr hab das alles ausgeheckt, um mich zum Gespött der Leute zu machen!“
    „Nei-…Achtung!“, wollte Fukuin sie noch warnen, doch als Mizuki wieder zurückwich, stolperte sie diesmal rücklings über eine Wurzel, die halb aus dem Boden hinausragte. Rasend schnell sah sie den Boden auf sich zu kommen, doch dann stoppte sie abrupt, was sie irritiert in seine Richtung blicken ließ
    „Ich hab dich!“, war es ihm rechtzeitig gelungen, ihr Handgelenk zu erhaschen und sie so vor dem Aufprall zu bewahren. Vorsichtig zog der Junge sie aus ihrer Schräglage wieder nach oben, aber sofort begann Mizuki sich wieder zu wehren und nach ihm zu hauen.
    „Lass mich los! Pfoten weg, du Perverser!“
    Doch nachdem Fukuin den ersten beiden Hieben weitgehendst ausgewichen war, ergriff er beim dritten auch ihre andere Hand.
    „Ich möchte doch nur mit dir darüber reden, was du gesagt hast!“, appellierte er an sie, sich wieder zu beruhigen. Innerlich stellte er sich aber schon darauf ein, dass sie genauso versuchen würde, ihn mit einem Tritt niederzustrecken, wie sie es mit dem Mann schon gemacht hatte. Mulmig hielt er sein eines Bein etwas seitlich, um so etwas im Notfall irgendwie parieren zu können.
    „Was gibt es da zu bereden? ‘Ich bin in dich verknallt und basta‘?“, schrie sie total aufgebracht, fast hysterisch, während sie sich weiter bemühte, ihr Arme freizubekommen. Ihr ganzer Puls raste wie verrückt. „Das glaubst du doch selbst nicht! Ich kann dich nämlich überhaupt nicht leiden! Wenn’s nach mir geht, könntest du endlich verrecken, dann bin ich dich wenigstens los!“
    Noch in der gleichen Sekunde ließ der sanfte Druck um ihre Handgelenke nach, der sie an Ort und Stelle gehalten hatte. Mizuki starrte mit ihren frischen Kullertränen in den Augenwinkeln in die erschrockenen Pupillen ihres Gegenübers, kam schlagartig zur Ruhe. Erst da realisierte sie, dass sie in ihrer Rage etwas Unverzeihliches herausgebracht hatte, was niemals ihren Mund hätte verlassen dürfen. Eine so abscheuliche Lüge aus ihrer Panik heraus entstanden, dass sie sich vor sich selbst ängstigte. Doch ohne ein Wort zu verlieren kehrte sich Fukuin getroffen von ihr ab.
    „Vielleicht hast du Recht… Vielleicht wäre es wirklich das Beste, wenn du das so willst“, sagte er dann aber mit trauriger Stimme und betrachtete niedergeschlagen den Sternenhimmel.
    „W-wieso…?“, stammelte Mizuki perplex, die nicht verstand, weshalb er plötzlich so etwas Bescheuertes meinte. Sie war es doch, die falsch lag.
    Der Junge drehte sich halb zu ihr zurück und erklärte ihr seinen Grund.
    „Du bist es gewesen, die mir vor ein paar Tagen das Leben geschenkt hat, nicht? Und es schmerzt mehr als alles andere, dass genau du es jetzt bist, die so etwas von sich gibt. Aber so gesehen ist es nun auch dein Leben, also kannst du die Entscheidung treffen, was damit passiert.“
    Nüchterne Kälte löste die Enttäuschung ab, mit der es seine Lippen verließ. Er ließ keine Zweifel daran, dass er davon überzeugt war.
    „Wirklich, ich…“, aber mehr schaffte Fukuin nicht mehr. Egal wie er es drehte, der Bereich in seiner Brust schmerzte bitterlich. „Leb wohl“, verabschiedete er sich stattdessen abrupt und war daran, sich von der ihm so wichtigen Person vor sich für immer abzukehren. Wenn das ihr Wunsch war, dann würde er dem Folge leisten. Doch da packte Mizuki ihn mit beiden Armen fest an der Hüfte umschließend.
    „Nicht… geh nicht… Ich… Ich habe das nicht so gemeint!“, wimmerte sie überraschend kläglich und entschuldigte sich inständig für das Gesagte. „Es tut mir Leid…Ich wollte nicht… Es tut mir so furchtbar Leid!“
    Einen Moment war Fukuin, den dieser schlagartige Wechsel völlig unerwartet traf, unfähig sich zu rühren.
    „Bitte lass mich nicht allein…“, flehte sie ihn aber sofort weiter an, als sie den Ansatz einer Bewegung zu spüren glaubte, wobei sie sich an seinen Mantel klammerte und ihr Gesicht an seine Brust presste.
    Ihr Schluchzen erstickte den Verdruss des Jungen, welcher dann seine Arme um ihren Rücken bewegte, und sie nach einem Zögern schließlich vorsichtig an sich drückte.
    „Ich würde es nicht aushalten, wenn du weg wärst… weil… weil…“. Ihre Worte wurden immer undeutlicher, wie sie sie in den Stoff nuschelte. „Weil ich dich …dich…“ Mit ihrem ganzen Gewicht klammerte sie sich an ihm fest.
    Ihre Augen waren fest zugekniffen, während sie immer noch versuchte, diesen einen Satz zu vollenden, als die Hand des Jungen sanft ihren Kopf nach oben schob, und ihr behutsam den Zeigefinger auf die Lippen legte, was Mizuki trotz großer, irritierter Augen verstummen ließ.
    „Ich liebe dich auch“, flüsterte Fukuin ihr nach einer Pause zärtlich zu.


    --------------------


    Zur gleichen Zeit im Ballsaal kam die Feier langsam zu einem Ende. Die dritte Gruppe mit Jungen hatte sich bereits nahe dem Ausgang mit den großen Flügeltüren eingefunden, genau wie man es ihnen aufgetragen hatte.
    „Alles okay. Abmarsch“, musste Shuichi Kraft in seine Stimme legen, um gegen das wilde Durcheinanderreden und den restlichen Lärmpegel im Raum anzukommen, als er den Aufbruch des Haufens mit ihren drei erwachsenen Begleitern in blauen Uniformen verkündete. Während der Trupp teils munter, teils mürrisch von dannen zog, packte sich der junge Lehrer an den Hals und zerrte an der dunkelroten Fliege, die ihn immer wieder einengte. Zwar hatte das lustige Feiern ihn zeitweilig abgelenkt, aber in Wirklichkeit war er schon ziemlich müde und erschöpft, nachdem er den ganzen Tag auf den Beinen verbracht hatte und jetzt auch noch für die Koordination der sicheren Rückkehr der ganzen männlichen Gäste eingeteilt war. Aber Letzteres war der Preis dafür, angesichts jenes unbekannten, nächtlichen Angreifers auf die Studenten, eine solche Feierlichkeit dennoch durchführen zu können. Er war nicht vollkommen davon überzeugt, aber von den Männern, die die Jungen auf dem Heimweg begleiteten, versprach man sich zumindest einen gewissen Schutz, von den Patrouillen überall mal abgesehen. Und zumindest das es keine neuen Übergriffe gegeben hatte, war vielleicht doch ein gutes Zeichen.
    Beim Gähnen wanderte sein Blick über den nun ein ganzes Stück leiseren Saal. Einige Mädchen hatten sich auch bereits auf ihre Zimmer zurückgezogen, die meisten der Jungs waren nun mit der Gruppe gleichfalls abgefertigt. Noch eine, dann hätte er auch endlich Feierabend. Daher trödelte er nicht weiter, diese sofort zu sammeln.
    Derweil beendete Melissa auch offiziell von der Bühne her den Abend, und bedankte sich noch einmal bei allen Gästen für ihr Erscheinen wie auch den Helfern für eine tatkräftige Unterstützung. Sie war durchaus zufrieden. Ihr Verschwinden von der Party war zwar doch einigen aufgefallen, aber nicht in seinem vollen Umfang. Eine knappe Erklärung, dass sie hätte nur kurz die Toilette aufsuchen müssen, überzeugte jene in ausreichendem Maße. Den Riss im Kleid, den sie zuvor noch auf die Schnelle durch geschicktes Falten kaschiert hatte, bemerkte hingegen überhaupt niemand.
    Unauffällig schlendernd verließ das Geburtstagskind den Saal und stellte sich etwas abseits vom Geschehen in den länglichen Korridor. Mit erhöhter Aufmerksamkeit lauschte sie nun wieder vertieft den Geräuschen, die aus dem kleinen Gerät an ihrem Ohr kamen, wie schon zuvor bei jeder Gelegenheit, die sie gefunden hatte. Hier draußen war es zum Glück noch mal etwas stiller, wodurch sie nicht versuchen musste, irgendwie durch ausgeklügelte Handhaltungen zu tarnen, wie sie mit dem Finger das Gerät näher ans Ohr drückte, um so das Übertragene besser mitzubekommen.
    Als ob ich mir so einen Moment entgehen lassen würde!, entfleuchte ihr ein keckes Grinsen, wie sie das Liebesgeständnis des Weißschopfes vernahm. Nur dadurch, dass sie ihm vorhin beim Anbinden an den Baum gleich ebenso eine kleine Wanze unter den Kragen geheftet hatte, war ihr das jetzt auch möglich. Fast schon diebisch freute sie sich innerlich, dass sie endlich mal einen praktischen Nutzen für jenes Abhörgerät bekam, dass sie damals von Zuhause mitgehen lassen hatte.
    Als sie weiter so genüsslich bei den beiden da draußen mithörte, bemerkte sie erst aufs wiederholte Mal hin, wie jemand vor ihr sie beim Namen nannte.
    „Weißt du vielleicht, wo Mizuki hin ist?“, fragte Rena sie ohne Umwege, nachdem die Blonde endlich aufschaute. „Ich mache mir langsam Sorgen. Seit vorhin, als sie mir nichts, dir nichts durch den Saal gerannt ist, ist sie spurlos verschwunden. Und ich bin mir sicher, dass ich sie davor noch zusammen mit dir da draußen gesehen habe.“ Dabei deutete sie grob in die Richtung der Galerie auf der anderen Seite der Wand, wo man durch die verzierten Glastüren auf den Balkon gelangte.
    Melissa rümpfte leicht die Nase und ließ ihren Blick über das Mädchen vor ihr und den dazu halbversetzt dahinter stehenden, schwarzhaarigen Jungen schweifen, der seinerseits sie im gleichen Augenblick zu mustern schien. Kantarou wusste nicht, ob er der Person vor sich nun noch zum Geburtstag gratulieren sollte oder nicht, aber nach sorgfältigem Abwägen kam er zu dem Schluss, dass es besser wäre, sich da jetzt nicht einzumischen.
    „Ja, sie wollte etwas für sich allein sein. Aber Sorgen würd’ ich mir bei jemand wie ihr deshalb nicht machen.“
    Die Rothaarige mit ihren zwei Pferdeschwänzen zu beiden Seiten blickte sie mit dieser Antwort unzufrieden und weiter skeptisch an.
    „Glaubst du einer älteren Studentin wie mir nicht? Die ist wie Unkraut, die kommt garantiert zurück!“, zeigte Melissa eine leichte Verärgerung Rena gegenüber, die gedacht war, ihr deutlich zu machen, dass sie lieber klein beigeben und die Sache auf sich beruhen lassen sollte. Doch ihre Gegenüber erweckte nicht den Eindruck, dass sie sich mit einer so forschen Aussage einschüchtern ließ. Hingegen schien es bei Kantarou neben ihr umso mehr geklappt zu haben, weshalb er jetzt den Ansatz machte, Rena gut zuzureden und so die weitere Konfrontation der beiden Mädchen zu entschärfen.


    „Och nein! Das ist jetzt nicht wahr…!“, stöhnte da eine ihm vertraute Stimme, und näherte sich von der großen Saaltür im schnellem Laufschritt. Der herannahende Shuichi wirkte überhaupt nicht begeistert, den Jungen zu sehen. „Na toll, Feierabend ade…“, seufzte er niedergeschlagen.
    „Was ist denn los?“, erkundigte sich Kantarou sofort freundlich bei seinem Hauslehrer.
    „Ich denke, ich bin hier überflüssig“, geschickt nutzte Melissa die Gelegenheit, sich selbst zu entfernen und verschwand hinter der Ecke in den nächsten Gang, um sich auf ihr Zimmer zurückzuziehen.
    „Du bist los…“, tippte Shuichi dem Jungen zeitgleich aber mit dem Finger freudlos auf die Stirn und sorgte so dafür, dass keiner die von dannen ziehende Blonde weiter beachtete. „Dich kann ich ja nicht mal einer Gruppe zuteilen. Jetzt kann ich zusehen, dass ich dich so zu deiner Unterkunft zurück bringe.“
    Ohne zu wissen, wovon der junge Mann vor ihm überhaupt sprach, entschuldigte sich Kantarou präventiv erst einmal. Doch nach einem weiteren Seufzer winkte Shuichi ab.
    „Schon gut, ist ja nicht deine Schuld, dass ihr wegen der Ausgangssperre nur in Begleitung zu euren Unterkünften zurückgehen dürft. Aber der Tag war recht lang, und ich hatte gehofft, endlich ins Bett zu kommen.“ Mit Mühe verkniff er sich dabei ein die Aussage unterstreichendes Gähnen.
    „Also los, verabschiede dich schnell von deiner Freundin, und dann machen wir uns mal auf den Weg…“
    „Viel Feingefühl für so einen Abend haben sie scheinbar nicht“, empörte sich Rena und stemmte ihre Arme in die Hüfte, was der Lehrperson bewusst machte, dass sie sich vielleicht wirklich sehr unglücklich ausgedrückt hatte. Gerade als er zur Wiedergutmachung anbieten wollte, noch einen Happen von den Resten am Buffet zu essen, um ihnen etwas mehr Zeit einzuräumen, trat Kantarou auf seine Begleitung zu.
    „Lass gut sein“, stimmte dieser sie versöhnlich. „Man soll doch aufhören, wenn es am schönsten ist, und der Abend mit dir war wundervoll.“
    Plötzlich stieg ihm die Röte ins Gesicht, wie er dies sagte, und er wandte sich schnell ab.
    „Äh, ja, bis morgen.“
    Verlegen rieb er sich den Kopf und marschierte eilig los.
    „Bis morgen“, verabschiedete sich Rena flüsternd, wobei sie über seine süße Reaktion grinste.


    „Ähem, da wär noch eine Kleinigkeit…“, meinte der Junge dann aber mit einem Zögern zu dem Lehrer neben ihm im Weggehen, während er sich umsah und nicht wusste, wie er ihm beibringen sollte, dass Kenji auch hier irgendwo war und sie ihn erst noch suchen müssten.
    Angesichts der Tatsache, dass er diesen zum letzten Mal vor einer ganzen Weile quer durch den Saal hat flüchten sehen, konnte er nur vermuten, dass es ’länger’ dauern würde.


    --------------------


    Mizukis türkise Augen bebten ungläubig, während diese vier Worte in ihrem Kopf nachhallten. Es schien fast, als konnte sie es einfach nicht wahrhaben, dass er die gleichen Gefühle für sie hatte. Nachdem Fukuin bereits seinen Zeigefinger wieder von ihren Lippen gehoben hatte, entging ihm nicht, wie sie ihn starr mit diesem Blick betrachtete.
    „Seit ich dich das erste Mal gesehen habe, wusste ich es, aber ich war einfach unfähig, es zu sagen.“
    „A-aber… was ist mit dieser Minako? Ihr zwei…Ihr?“, wollte Mizuki kleinmütig wissen, ihren Kopf beschämt abwendend. Es war ihre letzte Hemmschwelle, die noch verhinderte, dass sie sich gänzlich gehen ließ.
    Die ihm so wichtige Person in den Armen haltend, hielt Fukuin einen Moment inne, davon erstaunt, wie sie denn auf die Idee kam.
    „Sie ist eine Freundin… eine gute, aber nicht sowas“, versuchte dieser ihr dann mit ruhiger Stimme zu erklären.
    Das blauhaarige Mädchen blickte zu ihm auf. Ihre Augen glitzerten schon leicht vor Erleichterung als auch Freude, und eine zarte Röte stand ihr im Gesicht. Ganz langsam rückte ihr Kopf näher an sein Antlitz heran. Fukuin war auf eine seltsame Weise überrascht, als er bemerkte, wie Mizukis Lippen dabei bebten, uneins, ob sie weiter vorstoßen sollten oder doch wieder zurückweichen. In diesem Augenblick wirkte ihre schüchterne, unsichere Seite so fremd, aber nicht minder liebenswert als alles andere an ihr. Daher wollte er ihr verständnisvoll das letzte Stück abnehmen und seine Lippen an die ihren drücken, obwohl er da selbst auch nervöser wurde, und sich nur zögerlich in Bewegung setzte. Doch kurz bevor er sie erreichte, stoppte sie ihn unbewusst mit ihrer Hand an seiner Brust. Es war ein letztes Aufgebähren ihres Stolzes, dass sie es sein musste, die es machen würde. Von ihren Gefühlen übermannt, schloss sie aus eigener Kraft das letzte Stück, wie sie ihn zeitgleich heranzog. Die beiden Jugendlichen tauschten einen innigen Kuss aus. Sekunden vergingen und wurden zu gefühlten Ewigkeiten und noch Längerem.
    Als es ihnen irgendwann doch gelang, sich wieder aus dem leidenschaftlichen Kuss zu trennen, warf sich Mizuki ihm unmittelbar an die Schulter, und ihre Tränen begannen, sich erneut zu sammeln, liefen wie in Sturzbächen über die Wangen hinab. Es waren Tränen, als ob sie diese nach Jahren erstmals ungehemmt fließen lassen konnte. Fukuin war unfähig, etwas auch nur ansatzweise Tröstendes zu finden, was ihren Schmerz hätte lindern können.
    Dafür hielt er sie einfach fest umarmt, strich ihr beruhigend mit seinen Fingern über den Rücken und durch das herabhängende Haar. Während ihre Tränen unentwegt hinab strömten, beugte der Junge sich hinab und küsste sie ein weites Mal oben auf den Kopf.
    Viel zu spät musste er auf jene bittere Weise realisieren, wie verletzlich dieses stolze und starke Mädchen zugleich in Wirklichkeit doch war. Und doch war er dankbar, dass sie ihm einen Einblick auf die Seite an sich gestattete.


    1.20 Dreadful distant ERIS! Fierceful Battle Serenade - Ende


    --------------------


    Karteneffekte



    ..:: Mizuki - Vary Deck ::..


    Vary-Monster – Extraregeln:

    • Ein Spieler kann einmal pro Zug 1 Variation durchführen, d.h. die Art eines Vary-Monsters, welches er kontrolliert, zu einer anderen Kartenart ändern. Vergleichbar mit der Normalbeschwörung können zusätzliche Karteneffekte weitere Variationen pro Zug ermöglichen.
    • Ein Vary Monster kann direkt von der Hand in die Zauber- oder Fallenkartenzone platziert werden. Ein in der Zauber & Fallenkartenzone offen platziertes Vary-Monster ist immer eine dauerhafte Zauberkarte, während ein verdeckt platziertes immer eine normale Falle ist, außer ein Effekt besagt etwas anderes.
    • Ein Vary Monster, das nur zwei Kartenarten in seinem Effekttext aufweist, kann auch wie die der fehlenden ausgespielt werden, besitzt für diese Kartenart jedoch keinen Effekt.
    • Wenn eine Vary-Monsterkarte, welche normalerweise Tribute erfordert, von einer Zauber- oder Fallenkarte zu einem Monster variiert werden soll, muss eine identische Zahl an Tributen erbracht werden.



    ??? Hornet – Lesath
    WIND/Vary/3/1000/600
    Diese Karte erhält einen der Effekte unterhalb, gemäß welche Art sie ist:
    - Monster: Einmal pro Zug, kannst du deinem Gegner 600 Schadenspunkte zufügen. Diese Karte kann nicht in einem Zug angreifen, in dem du diesen Effekt aktiviert hast.
    - Zauber: Jedes Mal, wenn ein Monster variiert wird, füge deinem Gegner 400 Schadenspunkte zu.


    ??? Unicorn – Monoceros
    LICHT/Vary/ 4/1700/???
    Diese Karte erhält einen der Effekte unterhalb, gemäß welche Art sie ist:
    - Monster: Wenn diese Karte zu einem Monster variiert wird, hebe die obersten 5 Karten von deinem Deck ab (Du kannst dir die Karten nicht ansehen). Dein Gegner wählt drei der abgehobenen Karten, dann wählst du aus den Karten, die dein Gegner gewählt hat, eine aus und fügst sie deiner Hand hinzu. Mische die anderen Karten unangesehen in dein Deck zurück.
    - ???:


    ??? Boar – Verres
    ???/Vary/3/???/???
    Diese Karte erhält einen der Effekte unterhalb, gemäß welche Art sie ist:
    - Monster: ???
    - Falle: Zahle 1000 LP. Wähle eine beliebige Anzahl deiner Karten und variiere sie. Du kannst keine Karte mehr als einmal dabei mit diesen Effekt variieren.


    ??? Ram – Aries
    ???/Vary/3/1200/900
    Diese Karte erhält einen der Effekte unterhalb, gemäß welche Art sie ist:
    - Monster: Diese Karte kann nicht im Kampf zerstört werden, wenn dein Gegner mehr Monster kontrolliert als du.
    - Falle: Negiere einen gegnerischen Angriff. Anschließend, kannst du eine deiner Karten variieren.


    ??? Feline – Lynx
    ERDE/Vary/4/1500/???
    Diese Karte erhält einen der Effekte unterhalb, gemäß welche Art sie ist:
    - Monster: Wenn diese Karte angreift, erhöhe die Angriffspunkte dieser Karte um 400 Punkte. Außerdem, in dem Zug, in dem diese Karte zu einem Monster variiert wurde, kannst du ein variiertes Monster mit geringerem Level opfern, um die Angriffspunkte dieser Karte um die Angriffspunkte des geopferten Monsters erhöhen.
    - ???:


    ??? Butterfly – Musca
    WIND/Vary/1/???/???
    Diese Karte erhält einen der Effekte unterhalb, gemäß welche Art sie ist:
    - Monster: ???
    - Zauber: Während diese Karte offen auf dem Feld ist, platziere jedes Mal, wenn ein oder mehrere Monster variiert werden, einen Vary Counter auf dieser Karte. Lege diese Zauberkarte auf den Friedhof, um für je 2 Vary Counter, die sich auf dieser Karte befanden, 1 Karte zu ziehen.


    Eternal Sorrow Basilisk – Regulus
    ERDE/Vary/6/2200/2500
    Diese Karte erhält einen der Effekte unterhalb, gemäß welche Art sie ist:
    - Monster: […]. Wenn diese Karte angreift, werfe eine Karte von deiner Hand ab, um diesen Effekt zu aktivieren. Überspringe den Damage Step und entferne das angegriffene Monster aus dem Spiel. Es kann nur ein „Eternal Sorrow Basilisk – Regulus“ gleichzeitig auf dem Feld sein.
    - Falle: ???


    Vary Limiter – Event Horizon
    Link
    Aktiviere, indem du diese Karte von deiner Hand abwirfst, wenn eine Karte erfolgreich variiert wurde. Jeder Spieler kann in seinem jeweils nächsten eigenen Zug nur eine Karte von seiner Hand aufs Feld ausspielen.


    Vary Swap – Gemini
    Normale Falle
    Lege 1 offenes Vary Monster von deinem Feld auf den Friedhof und beschwöre ein anderes Vary Monster mit gleichem Level wie das gesendete Monster von deinem Friedhof auf dein Feld als Spezialbeschwörung.



    ..:: Melissa - Ancient Goddess Deck ::..


    The distant ERIS
    LICHT/Fee - Effekt/7/2400/2100
    Während du diese offene Karte kontrollierst, muss dein Gegner mit einem Monster sofern möglich, im gleichen Zug in dem es beschworen wurde angreifen. Indem du 1 Karte abwirfst, kannst du das Angriffsziel eines Monsters deines Gegners auf ein anderes legales Ziel ändern.


    Conciliator Goddess, Pax
    LICHT/Fee – Effekt/2/600/1100
    Effektschaden, den dir dein Gegner zufügt wird stattdessen zu deinen Lebenspunkten hinzugefügt. Diese offene Karte in Angriffsposition kann nicht in die Verteidigungsposition verändert werden.


    Heroism of Spartans
    Dauerhafter Zauber
    Wenn ein Spieler nicht mit allen seinen Monstern, die er kontrolliert, während seines Zuges angegriffen und gekämpft hat, füge diesem Spieler 1000 Schaden während der End-Phase zu.
    Ebenfalls, wenn ein Spieler während seines Zuges keinen einzigen Angriff deklariert hat, erhält dieser Spieler stattdessen 1000 Schaden während der End-Phase.


    Divine Divination
    Normaler Zauber
    Aktiviere, indem du diese Karte von deiner Hand abwirfst, wenn dein Gegner 1 oder mehrere Monster außer durch Normalbeschwörung beschwört. Beschwöre ein Monster von deiner Hand als Spezialbeschwörung auf dein Feld. Wenn das beschworene Monster vom Spielfeld entfernt wird, füge deinen Lebenspunkten 600 Schadenspunkte zu.


    Chains of Olymp
    Normale Falle
    Aktiviere nur während der Kampfphase deines Gegners. Halbiere die ursprünglichen Angriffspunkte des angreifenden, gegnerischen Monsters und rüste es mit dieser Karte aus. Das ausgerüstete Monster kann nicht im Kampf zerstört werden. Wenn das ausgerüstete Monster in der Verteidigungsposition Ziel eines Angriffes wird, ändere es vor dem Damage Step in die offene Angriffsposition. Werfe 1 Handkarte in der End-Phase deines Zuges ab, oder diese Karte wird zerstört.


    Symphony of Discordia
    Normale Falle
    Aktiviere nur, wenn ein gegnerisches Monster angreift. Negiere den Kampf. Anschließend, greifen beide Monster, die in diesen Kampf involviert waren, den es entsprechend kontrollierenden Spieler direkt an.

  • Ich hatte eigentlich Kenji und Fukuin gemeint (Weiß der Teufel, wieso ich die vier verwechselt habe. Yakou und Fukuin höstwahrscheinlich weil sie weißhaarig sind und mehr oder weniger Probleme haben^^)


    Nun aber zur Folge:
    Sie war toll und "voller Leidenschaft"^^. Die Folge erinnerte mich irgendwie an einen Liebesfilm mit der Ausnahme, dass ich weder eingeschlafen bin noch dazu gezwungen wurde (letzteres ist nur bedingt wahr *EB's Axt von mir weghalt* xD). Außerdem war die Folge auch spannender als ein solcher Film.


    Zitat

    Original von Evil Bakura
    „Wenn ich dich so vor mir sehe, du bist wirklich noch schöner geworden seit damals. Schon fast eine junge Dame“, lobte die Blonde überraschend das Aussehen ihrer Kontrahentin. „Ich frag mich, wie vielen Jungen du so schon den Kopf verdreht hast?“
    Mizuki fand deren Neugier weniger toll. „Die sind mir egal“, erwiderte sie gelangweilt. Melissa gab sich überrascht, schaute dann keck. „Heißt das etwa, dir wären Mädchen lieber?“
    Die Blauhaarige schluckte kurz. „Das hab ich damit doch gar nicht gemeint. Musst du mir denn alles im Mund umdrehen?“ Dabei verschränkte sie mit rotem Gesicht beleidigt die Arme.


    Da beweißt sich meine Theorie: Blauhaarige lügen^^
    Bin gespannt was nächste Folge kommt.

  • Ich bin ja ganz ehrlich: ich bezweife das diese Double-Posts den alten Double-Posts entsprochen hätten. Zu deinem Glück wird das durch die Erhöhung des Zeichenlimits gut verheimlicht [obwohl ich andererseits einfach nur viel zu faul bin es relativ schnell zu überprüfen]. Denn irgendwie hab ich immer das Gefühl es vergeht hier gleich der halbe Tag beim Lesen. Wobei so lesen am PC auch nicht zu den entspannensten Dingen gehört. Deswegen hab ich das Lesen auch ein wenig vor mir hergeschoben, was ich aufgrund der Folge mitlerweile bereuhe.
    Denn ich muss es ja offen zugeben: mich kann man ja mit so einer Lovestory schon fesseln [dabei sollte sie schon gut gemacht sein - jede Schnulze haut mich da gewiss nicht vom Hocker]. Ich bin grad noch am überlegen welche lobende Worte ich einsetzen soll um zu verdeutlichen, dass diese Folge doch ein ganzes Stück besser war als die Anderen. Ich wusste das es mir irgendwann zum Verhängnis wird, dass ich dir soviel Honig um den Mund schmiere ^^
    Wie dem auch sei, wie gesagt die Folge war einfach nur geil. Ehrlich gesagt hatte ich das Ziel von Melissa schon in der letzten Folge durchschaut aber das hat dieser Folge hier kein bisschen an Spannung oder was auch immer genommen. Die ist einfach nur so herrlich durchtrieben, dass ich einem Wiedersehen doch sehr entgegenfiebern würde. Die Nummer mit der Wanze war dann einfach nur das i-Tüpfelchen auf dem "i". Das umherwerfen beleidigender Phrasen hat mich doch gleich sehr an mich und meinen Mitbewohner erinnert - ist einfach immer wieder witzig sowas ;)
    Und zu Mizuki [hiermit sei offizell der wohlmöglich noch öfter auftauchende Fehler von Mizuki -> Mezuki angekündigt/leider funktioniert die Ausrede, das dass "e" ja neben dem "i" liegt nicht/ich weiß nicht - ist eben schwer diese Nummer aus meinem Kopf zu bekommen] also nun zu Mizuki und Fukuin: du hast es tatsächlich geschafft das es nahezu bis zum Schluss immer wieder hin und her ging - es war weder bei dem Duell noch bei den Beiden wirklich abzusehen wie die ganze Nummer hier endet - das war wirklich super. Die Musik hat da wohl ihr übriges getan.
    Aber zu dem Duell will ich auch noch ein paar Worte verlieren. Das war natürlich auch sehr gut und die Vary-Karten sind eine interessante Idee. Und da ja der Regulus so hervorgehoben wurde, wäre der ein super Kandidat für ein Bild *einen klitze-kleinen Wunsch äussert*.
    So da wird es die nächste Folge wohl schwer haben....


    btw bin ich hier nicht der Einzige mit Schreibfehlern bei Namen:


    Zitat

    Original von Evil Bakura
    @ -=Ghost-Rider=-


    Ohhh oh oh - da haben wir wohl einen Strich zuviel gemacht *kopfschütel*. Du hättest ja auch einfach auf meinen Rat hören können und die Striche weglassen können - aber bitte - jeder wie er will.


    so far
    GhostRider

    Zitat von Blastoise


    Wir spielen schließlich Yugioh, nicht Golf !!!
    (zum Vergleich: die Mitgliedschaft im Golfclub kostet ca. 160€ im Monat, und Golf wird schon als relativ exklusives Hobby betrachtet)

    Einmal editiert, zuletzt von -=GhostRider=- ()