Das Metagame der Weltmeisterschaft

“Ich bin Yu-Gi-Oh! Weltmeister“. Ich denke diesen Satz würden viele Spieler gerne einmal sagen können. Als Europäer ist es leider ziemlich schwer, sich für die Weltmeisterschaft zu qualifizieren. Man muss sich für die Europameisterschaft qualifizieren und dann auf dieser auch ein ziemlich gutes Ergebnis abliefern. Dies ist zwar nicht einfach, aber die Spieler können sich sehr lange auf diese großen Events vorbereiten. Die Weltmeisterschaft ist aber ein anderes Turnier. Auf diesem Turnier treffen die westlichen Spieler auch auf die asiatischen Spieler, die seit einigen Jahren eine komplett andere Liste der verbotenen und limitierten Karten haben. Deswegen gibt es nur für die Weltmeisterschaft eine komplett neue Liste . Diese Liste vereint die TCG- und die OCG-Liste und ist somit komplett anders als die Listen, mit denen die Spieler bisher gespielt haben. Zusätzlich sind alle Karten verboten, die nicht in beiden Regionen spielbar sind. Burning Abyss Spieler müssen sich also ein neues Deck aussuchen. Nun beginnt am 15.08.2015 die WM in Kyoto und die Teilnehmer fragen sich, welche Decks sie spielen sollen.

Im folgenden Artikel möchte ich mir die Liste einmal anschauen und analysieren, wie die Topdecks des TCGs abschneiden können und welche anderen Möglichkeiten es geben könnte. Dabei möchte ich mich schon einmal bei Dein-Arzt bedanken, der im Thread alle wichtigsten Änderungen aufgelistet hat.


Nekroz – ist es komplett tot?


Wie der User Dein-Arzt festgestellt hat, hat das Nekrozdeck ziemlich viele Karten verloren. Lavalval-Kette und Dschinn – Befreier der Rituale sind beide verboten. Zusätzlich sind Unicore, Brionac, Shurit, Nekroz-Zyklus und Vorbereitung der Riten limitiert. Das bedeutet natürlich, dass das Deck viele seiner wichtigsten Karten verliert und neue Möglichkeiten suchen muss, wenn es noch mithalten möchte. Japanische Decklisten – wie die Decklisten der japanischen Meisterschaften – mussten schon lange mit vielen dieser Einschränkungen kämpfen. Trotzdem war das Deck noch einigermaßen erfolgreich. Ein Grund dafür war sicherlich die Karte Gishki-Kette, die es dem Deck ermöglichte, relativ konstant ihre wichtigsten Karten auf die Hand zu suchen. Drei Kopien dieser Karte können Manju, Senju und Shurit einigermaßen ersetzen. Es wird nur sehr wenige Fälle geben, in denen keine der obersten drei Karten des Decks ausgewählt werden kann. Somit ist Gishki-Kette eine Art Stratos. Mit 1800 Angriffspunkten kann die Kette auch viele andere Monster überrennen.

Trotzdem kann man nicht erwarten, dass das Nekrozdeck der große Favorit für die Weltmeisterschaft ist. Nachdem es im TCG-Raum sehr viele Turniere extrem dominiert hat, wäre es auf der Weltmeisterschaft eine Überraschung, wenn es das Turnier gewinnen würde. In Japan war das Deck zwar auch mit vielen Einschränkungen erfolgreich, aber diese Decks durften immerhin den Dschinn spielen und einige andere Decks damit komplett zerstören. Das ist nicht mehr möglich.


Qliphort – Der große Favorit?


Die Qliphort-Decks verlieren kaum Karten und werden deswegen als großer Favorit gehandelt. Im Gegensatz zu den erfolgreichen Decklisten der Europameisterschaft verliert das Deck nur zwei Karten. Die erste ist Wavering Eyes, die erst in der Booster-Serie Clash Of Rebellions herausgekommen ist und deswegen für die Weltmeisterschaft nicht legal ist. Damit wird es sicherlich schwieriger sein, die Towers-Turbo Variante zu spielen, die derzeit die wohl stärkste Version im TCG ist. Auf der WM würde man diese Version aber wohl nicht spielen, weil ein normales Qliphort-Deck weitaus konstanter ist. Neben dieser Karte verliert das Deck nur noch zwei Kopien der Karte Kräfte Rauben, die viele andere Decks zwar sehr stark einschränkt, aber die Engines des Qliphort-Decks selber kaum verändert. Diese Veränderung betrifft allerdings natürlich nur die OCG-Spieler, die TCG-Spieler spielen ihre Decks schon länger mit nur einer Kopie. Dadurch, dass alle anderen Decks auch eingeschränkt werden, werden diese Veränderungen dem Deck sicherlich nicht weh tun.

Die Stärke des Decks ist, dass ein Spieler durch Qliphort-Kundschafter alle wichtigen Karten des Decks suchen kann. Dadurch ist das Deck extrem konstant und wird nur sehr selten wegen schlechten Starthänden verlieren. Zusätzlich kann das Qliphort-Deck jede Runde sehr viele Monster auf das Feld beschwören, die man nur sehr schwer loswerden kann.

Aus diesem Grund denke ich, dass es wichtig sein wird, schon im Main Deck Karten gegen das Qliphort-Dck zu spielen. Mystischer Raum-Taifun und eventuell sogar Fairy Wind oder Twister sollte man spielen, um genügend Outs gegen die Pendelmonster zu haben.


Licht gegen Finsternis – Auf der WM gewinnt endlich das Gute?


Seit relativ langer Zeit sind Shadoll- und Satellarknight-Decks in unserem Metagame fest verankert. Meistens war das Shadoll-Deck das erfolgreichere Deck, weil es nicht so linear ist und auf fast jede Situation eine gute Antwort parat hat. Sie können ein sehr starkes Grindgame spielen, aber auch explosiv sein und durch El Schattenpuppen-Fusion in einem Zug 8000 Schaden verursachen. Bei der WM wird das Shadoll-Deck wohl keine Rolle mehr spielen, da El Schattenpuppe-Konstrukt komplett verboten ist und man somit das wohl wichtigste Fusionsmonster des Decks verliert. Zusätzlich ist auch El Schattenpuppen-Fusion limitiert, sodass es schwieriger wird, die Fusionen so konstant zu beschwören wie man es derzeit im TCG machen kann. Die Limitierung von Der Mathematiker schwächt das Deck dazu noch zusätzlich. Man kann natürlich auf Armageddonritter zurückgreifen und das Deck um die anderen Schattenpuppenfusionen herum aufbauen, trotzdem wird es wohl kaum eine Chance haben, da es viele Powerkarten verliert.


Der ewige Rivale – das Satellarknight-Deck – freut sich hingegen sehr über die neue Liste. Die Ritter gehörten auch im TCG schon immer zu den stärksten Themen, konnten sich aber nie ganz oben durchsetzen, weil es immer ein oder zwei Decks gab, die noch stärker waren. Auf der WM hingegen werden fast alle anderen Decks eingeschränkt und die Satellarknights verlieren nur zwei Kopien von Verstärkung für die Armee. Damit ist es natürlich schwieriger, Fixsternritter Deneb in die Hand zu bekommen, da andere Decks aber ähnliche Probleme haben werden, ist dies nicht besonders tragisch. Vielmehr profitiert das Deck davon, dass sie durch die Rank 4-Toolbox Zugriff auf sehr viele Optionen haben und somit jede Situation beantworten können. Auf der Weltmeisterschaft wird also sicherlich das Licht die Finsternis besiegen und weitaus erfolgreicher sein.


Die Mitfavoriten


Nachdem es auf den Weltmeisterschaften schon einige Überraschungen gab (letztes Jahr konnte ein Wurmdeck beispielsweise sehr gut abschneiden), sollte man sich natürlich nicht nur mit den Favoriten beschäftigen. Es wird sicherlich wieder einige Spieler geben, die sehr lange testen und dadurch zu ganz anderen Ideen kommen werden. Ein Beispiel dafür ist das Ritual-Beast-Deck. Das Deck wird überhaupt nicht eingeschränkt und kann deswegen mit voller Stärke gegen die anderen Decks antreten. Zusätzlich hat das Deck die Möglichkeit, Dimensionsriss und Makrokosmos im Main Deck zu spielen, die Qliphort und Satellarknight jeweils ziemlich einschränken.


Ein weiteres Deck, das man nicht unterschätzen sollte, ist Yosenju. Yosenju kann sehr explosiv sein und wird von der neuen Liste auch gar nicht eingeschränkt. Außerdem stören sich die Yosenju kaum an Einmal Aussetzen, sodass drei Karten des Qliphort-Decks schon einmal nutzlos sind. Außerdem hat das Yosenju-Deck ziemlich viel Platz, sodass man relativ viele Tech-Karten spielen kann, die auf dieser Weltmeisterschaft besonders wichtig sein werden.


Viele Spieler denken auch, dass das Chain-Burn Deck eine Chance haben könnte. Daran glaube ich persönlich aber nicht, da auf der einen Seite viele Decks sehr viel Zauber- und Fallenremoval spielen werden, da solche Karten gegen Qliphort und Satellarknight sehr wichtig sein werden. Außerdem hat das Satellarknight-Deck generell ein sehr gutes Matchup gegen Burner-Decks, da Sternennova-Alpha und Wandelsternritter Triverr jeweils extrem starke Karten gegen jegliche Burner-Decks sind.


Die Überraschungskandidaten


Wie der User „ReturnWinner“ im eTCG-Thread angab, denke ich auch, dass das Volcanic-Deck eine Chance auf der WM haben kann. Volcanics sind leider ziemlich langsam und brauchen meistens ein paar Züge, bis sie ins Rollen kommen. Deswegen konnte das Thema sich auch bisher noch nicht so richtig durchsetzen. Auf der Weltmeisterschaft werden die Spieler höchstwahrscheinlich alle etwa länger dauern. Das hilft den Volcanics, die ein extrem starkes Lategame haben, da sie viele ihrer starken Karten immer wieder recyclen können.


In Japan sind – auch weil Stratos noch erlaubt ist – Heldendecks ziemlich erfolgreich. Auch auf der WM kann man bestimmt auch Heldendecks erblicken, da Maskierter HELD Dark Law – wie Makrokosmos und Dimensionsriss – sehr stark gegen die beiden Favoriten des Turniers ist. Die TCG-Spieler müssen an ihren Heldendecks auch kaum etwas ändern, da nur Verstärkung für die Armee limitiert ist, die man aber einfach durch E – Eiliger Notruf ersetzen kann. Auch dieses Deck ist extrem konstant und kann dadurch sicherlich einige Spiele gewinnen.


Außerdem glaube ich, dass alle Decks, in denen man Feuerhand und Eishand unterbringen kann, eine sehr gute Chance auf der Weltmeisterschaft haben könnten, da die größten Feinde der Hände (Shadoll, Burning Abyss und Nekroz) auf dem Turnier eher selten vertreten sein werden. Gegen Qliphort und Satellarknight sind die Hände hingegen ziemlich gut, da sie sich häufig wie ein Beatdown-Deck spielen, die schon immer Problemen mit den Händen hatten. Aus diesem Grund sollte man die Hände in vielen Anti-Decks testen. Wenigstens im Side Board wird man sie auf jeden Fall sehen.


Und wofür entscheide ich mich jetzt?


Die Entscheidung kann ich den Teilnehmern der Weltmeisterschaft natürlich nicht abnehmen. Der Artikel sollte aber aufzeigen, welche möglichen Decks man auf der WM spielen kann und wie stark die jeweiligen Themen sind. Da das Format noch auf keinem Turnier gespielt wurde, sollte man sehr viel Zeit damit verbringen, ein gutes Side Deck zu bauen, da man dadurch viele Spieler gewinnen kann.

Dabei sollte man sich natürlich besonders auf Satellarknights und Qliphorts vorbereiten. Aus diesem Grund sollte man – mindestens im Side Deck – einige Kopien von Geisteszersetzung spielen. Da es weniger wirklich starke Decks gibt, kann man aber auch einige Slots für spezifische Karten gegen diese Decks verwenden. Auch wenn Lichteinsperrender Spiegel nur gegen ein Deck stark ist, sollte man sich überlegen, diese Karte zu spielen. Außerdem scheinen Möglichkeiten, Zauber- und Fallenkarten zu zerstören und zu negieren, ziemlich wichtig zu sein. Man kann sicherlich sogar über Verbot nachdenken.

Was haltet ihr von dem neuen Format? Ist es wirklich förderlich eine so lange Liste in dem Spiel zu haben? Ist diese Liste nicht ein Beweis dafür, dass es eventuell besser wäre, eine gemeinsame Liste zu erstellen, die auf der ganzen Welt gilt? Welches Deck und welcher Spieler wird die WM gewinnen? Ich freue mich über euer Feedback.




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