Die Geschichte des Final Cuts ist eine Geschichte voller Missverständnisse.


Ich weiß, dass diese Formulierung langsam abgegriffen ist (da sie mir Michael Mittermeier geklaut und in seiner zweitklassigen Stand-Up Comedy verwurstet hatte), doch nie passte sie besser als auf unser heutiges Thema bezogen. Wie die Faust aufs Auge! würden Diplom-Psychologen sagen.

Ich möchte mich - auch in Hinblick auf die "bald" anstehenden Nationalmeisterschaften heute diesem Thema widmen und einige Vorurteile aus der Welt schaffen. Häufig hören wir in Artikeln "um dies und das jetzt besser erklären zu können, müssten wir euch diese und jene Cheating-Technik erklären". Ja, das ist auch heute so, doch im Gegensatz zu den Artikeln sonst möchte ich tatsächlich ein wenig auf die Cheating-Techniken eingehen, damit jeder Teilnehmer der Nationals gewarnt ist und etwas genauer auf seinen Gegner achtet, wenn der mischt.



Was ist der Final Cut?


Wie sich inzwischen herum gesprochen hat, gibt es den Final Cut. Damit bezeichnet der Judge von Welt (ihr wisst schon, der, der 1. Klasse fährt und nicht 2. Klasse) die folgende Vorgehensweise beim Mischen der Decks:

  • Spieler A mischt sein Deck

  • Spieler B mischt das Deck von Spieler A

  • Spieler A darf nun - nachdem Spieler B sein Deck gemischt hat - sein Deck ein letztes mal abheben (dies wird als Final Cut bezeichnet)


Es stellt sich direkt die Frage, die heute im Zentrum unserer Betrachtung steht



Was ist schlecht am Final Cut?


Nun, nicht alle Spieler sind Unschuldslämmer wie Philip Ibis (die mal so mir nichts, dir nichts, eine Pharaoh Tour gewinnen und gar keine Starallüren bekommen). Daher gibt es eben das ein oder andere schwarze Schaf, das gerne auch mal eine Hülle markiert. Nicht irgendeine, sondern beispielsweise die Hülle von Zukunftsfusion, falls das gesamte eigene Deck auf diese Karte angewiesen ist.

Ist nun der Final Cut erlaubt, so kann der betroffene Spieler relativ problemlos (Übung macht den Meister) besagte Schlüsselkarte oben auf sein Deck bringen, so dass sie zur nächsten Karte wird, die er zieht. Dass dies nun spielentscheidend ist, muss ich wohl nicht weiter breit treten, jeder von euch wird das nachvollziehen können.



Warum ist der Final Cut dann nicht verboten?


Hier wird es jetzt zunehmend spannender, da wir immer tiefer in die Materie eindringen. Zwar haben die meisten unserer Spieler bisher noch kaum davon erfahren, doch nicht nur beim Abheben kann man cheaten. Sehen wir also über unseren Tellerrand hinaus.


Es gibt Spieler, die sich sehr auf Mischtechniken versiert haben und diesen Spielern fällt es dann beispielsweise nicht sonderlich schwer, lauter Monsterkarten zusammen zu mischen. Sollte nun deren Gegner nicht abheben dürfen, startet er mit einer extrem schlechten Starthand (6 Monster und die nächsten 3 Karten könnten ebenfalls Monster sein), die ihm erhebliche Nachteile verschafft.


Darf man gegen solche Leute abheben, mindert man die Gefahr, eine total schreckliche Starthand zu haben. Immerhin können sie nicht das komplette Deck durch ihre Techniken vorsortieren. Der Final Cut ist also eine schützende Maßnahme gegenüber des Opfers eines Cheaters, doch gleichzeitig ermöglicht er anderen Cheatern überhaupt erst das Cheaten.



Urban Myth


Bevor wir nun abwägen wollen, was schlimmer ist, möchte ich noch auf einen "Urban Myth", also einen "Großstadtmythos" eingehen. Einige Spieler in einigen Regionen von Deutschland haben den Final Cut nicht richtig verstanden. Man geht dort davon aus, dass Final Cut bedeutet, ich darf mein Deck 5 Minuten lang betrachten, jede Hülle nach der Markierung abtasten und DANN abheben.


Abheben ist ein unmittelbarer und SCHNELLER Vorgang. Das bedeutet, wenn das Deck vor mir liegt hebe ich ab. Dies ist ein Vorgang, der nicht mal 1 Sekunde in Anspruch nimmt.

Sobald einer eurer Gegner eine Wissenschaft daraus macht, wie er sein Deck abheben will, solltet ihr in Betracht ziehen, einen Judge zu rufen. Achtet also darauf, wie euer Gegner sein Deck abhebt!



Abwägen


Zurück zur Frage "Warum ist der Final Cut dann nicht verboten?"

Wir haben jetzt gelernt, dass man beim Abheben, sowie beim Mischen cheaten kann. Was ist also schlimmer?


Abheben:

  • Um beim Abheben zu cheaten, muss man das Deck entweder selbst oberflächlich gemischt haben, dann muss es der Gegner ebenfalls nur sehr oberflächlich gemischt haben und dann hebt man so ab, dass gewisse Schlüsselkarten, die man zuvor gestackt hatte, ganz oben liegen


  • Alternativ kann man auch "einfach" die Hülle markieren (beispielsweise eine längere oder geringfügig andersfarbige Hülle verwenden) und dann eben diese Karte nach oben cheaten


  • In jedem Fall ist es sehr schwer, das Deck bewusst an einer Stelle abzuheben, ohne dass man sich darauf konzentriert. Sollte der Gegner darauf achten, WIE man das Deck abhebt, ist es nahezu unmöglich, beim Abheben zu cheaten.


Wir sehen schon, dass die Markierungsmöglichkeiten keine Lösung sind, denn ein Deck Check der Judges überführt den Cheater meist. Wenn der Gegner aufpasst wird auch das Cheaten durch bewusstes Abheben extrem erschwert. Und dass ein Gegner nicht ordentlich mischt ist ebenfalls sehr unwahrscheinlich, sollte sich dieser der potentiellen Gefahr bewusst sein.


Mischen:

  • Während der Gegner mischt ist er leicht abgelenkt. Folglich fällt es ihm schwerer darauf zu achten, wenn ein Cheater beim Mischen die Karten speziell anordnet.


  • Ein geübter Cheater kann ein Deck speziell anordnen, ohne es die ganze Zeit zu betrachten. Er sorgt einfach dafür, indem er immer wieder bestimmte Karten von ganz oben nach ganz unten mischt (möglicherweise auch zwischendurch in die Mitte), doch er weiß immer, wo sich die wichtigen Karten befinden.


Einen Cheater zu erwischen, der das Mischen extrem gut beherrscht, ist extrem schwer. Hier muss ein geübter Judge schon unmittelbar in der Nähe stehen und aufpassen, um davon Wind zu bekommen. Zwar kann ein vorbereiteter Gegner einige präventive Maßnahmen ergreifen, indem er eben ganz genau darauf achtet, wie der Cheater mischt, doch auch dann haben wir noch keine Garantie, dass der Spieler vor einem Betrugsversuch bewahrt wird.



Offizielle Regelung:


Nun kann man an dieser Stelle geteilter Meinung sein. An und für sich ist es sehr viel einfacher, beim Abheben zu cheaten, doch dafür ist es für einen Gegner auch sehr viel leichter, genau in diesem Moment darauf zu achten. Außerdem muss man - um beim Abheben cheaten zu können - die Karten markiert haben; in irgendeiner Form. Dies birgt das Risiko, dass die Judges genau so etwas bemerken, was eine Disqualifikation ohne Preise zur Folge hat.


Ein geübter Cheater kann vollkommen unbemerkt beim Mischen die Karten speziell anordnen und hier ist der Final Cut eine Schutzmaßnahme für dessen Opfer.


Das ist auch für mich der Grund, warum ich persönlich FÜR den Final Cut bin. Wenn ich das gegnerische Deck anständig mische und dann darauf achte, wie der Gegner abhebt, gibt es nahezu keine Möglichkeit, unbemerkt zu schummeln. Die Voraussetzungen sind also klar, man muss selbst ordentlich das gegnerische Deck mischen und man muss auf den Gegner achten, wenn er abhebt.


Um diese Diskussion aber endgültig zu beenden, möchte ich hier die offizielle Regelung preisgeben, die auch auf der Deutschen und Österreichischen Meisterschaft Anwendung finden wird:

Once a player thoroughly randomizes his or her deck, he or she must present it to the opponent, and the opponent may either shuffle the deck for at least ten seconds to further randomize it or to make one cut.

If the opponent shuffles the player's deck, that player is allowed to perform one final cut on his or her deck. If the opponent chooses to just cut, then the deck is randomized and the player may not perform any additional shuffling or cutting.


Übersetzung:


Nachdem ein Spieler sein Deck randomisiert (= zufällig angeordnet = gründlich gemischt) hat, muss er es seinem Gegner präsentieren und dieser kann das Deck anschließend für mindestens 10 Sekunden mischen, um es weiter zu randomisieren oder abheben.

Sollte der Gegner das Deck des Spielers mischen, darf dieser Spieler EINEN Final Cut mit seinem Deck durchführen. Sollte der Gegner das Deck lediglich abheben, dann IST das Deck randomisiert und der Spieler darf sein Deck NICHT MEHR mischen oder abheben.



Diese Lösung ist absolut 100% idiotensicher. Sollte jemand Angst haben, dass sein Gegner beim Final Cut cheaten will, kann er einfach nur abheben und verweigert seinem Gegner so die Möglichkeit, abzuheben.

Oder er ist meiner Meinung, hält den Final Cut für sinnvoll und er mischt das Deck GRÜNDLICH, so dass dem Gegner der Final Cut nichts bringen wird. Sollte der Gegner versuchen wollen, beim Final Cut zu cheaten, achtet man einfach aufmerksam auf den Gegner und es wird auffallen.


Ich hoffe, damit gehört ist diese leidige Diskussion endgültig der Vergangenheit an und ich konnte für ein wenig mehr Klarheit sorgen.



Trends der Woche


Klare Verhältnisse


Seit Langem brannte einigen das Thema des Final Cuts unter den Fingernägeln und ich denke nach dieser Abhandlung heute haben wir endlich eine Lösung gefunden, die alle Parteien glücklich stellen kann.

Folglich stechen klare Verhältnisse und meine Kolumne diese Woche als Trend hervor (dies ist ein Versuch Jörg dazu zu bringen, endlich mal den ganzen Artikel zu lesen!).



Sealed


Diese Woche sind wieder tolle WoW Sneak Previews und man zeigt uns hier mal wieder, wie fantastisch dieses Format ist. Ihr solltet auch mal wieder eine Runde Sealed spielen, dort lernt ihr auch vollkommen unterschätzte Karten von einer ganz anderen Seite kennen!


Es gibt keine bessere Möglichkeit, um neue Karten aus neuen Erweiterungen kennen zu lernen!



Deckbau-Kontest


Nachdem wir eine Zeit lang pausiert hatten, gibt es jetzt wieder einen Deckbau-Kontest, bei dem ihr wie immer eine tolle Spielmatte gewinnen könnt!


Heute ist Einsendeschluss, also legt euch noch mal ins Zeug und reicht eure Ideen ein!



soul

Antworten 32

  • Sehr schöner Bericht wie immer!
    Es ist schon interesant zu wissen wie man cheaten kann vorallem cih habe das schon so oft erlebt wie manche cheaten beim mischen und der Gegner immer alles hatte und cih nur Mül!
    Sehr schön nochmals!

  • Find's gut, dass hier endlich mal eine klare und endgültige Regelung getroffen wurde. Hoffe damit sind alle Dikussionen beendet. Das ändert aber nichts daran, dass ich nach wie vor kein Fan vom Final Cut bin. Ist halt schwierig da den richtigen Mittelweg zu finden

  • ich hab eigentlich nichts gegen final cut, denn eben, wie du sagtest, ist es auch ein schutz. und wenn man beim FC cheaten will, muss man schon sehr gut üben, um da cheat unaufälig zu gestalten


    super artikel :daumen: :daumen: :daumen:


    mfg Tshui

  • naja ich mische bei meinem Gegner immer das Deck ordentlich durch und konnte auch nochnie jemanden beim Cheaten erwischen bzw. nochnie mitbekommen.


    Was ich mich Frage ist wie mein Gegner mir die Monster hochmischen will... Er weiß doch garnicht wo und wieviele Monster ich im Deck hab

  • Guter Artikel, was mich noch interessieren würde, darf ich in jeder Situation, wo das gegnerische Deck gemischt wird, einen Pile Shuffle durchführen? Wäre ja die sicherste Methode... imo


    Greetz,


    Advanced Player

  • Zitat

    Original von Arsenal Gear
    naja ich mische bei meinem Gegner immer das Deck ordentlich durch und konnte auch nochnie jemanden beim Cheaten erwischen bzw. nochnie mitbekommen.


    Was ich mich Frage ist wie mein Gegner mir die Monster hochmischen will... Er weiß doch garnicht wo und wieviele Monster ich im Deck hab


    Nach der ersten Runde weiß er's.


    Und dann braucht man nur noch ein fotografisches Gedächtnis, um sich die exakte Position jeder einzelnen Karte zu merken ;-)


    Reichlich unwahrscheinlich, aber die Pro-Cheater haben da sicher einfachere Methoden....

  • Guter Artikel.



    Diese Regelung ist, sollange man gut darauf konzentriert ist, fast 100% sicher. Mit dem Abheben wird das normale Trickmischen (was weiss Gott nicht schwer ist) schon mal ausgeschaltet. Mit dem doppel-mäpchen-Verbot wurde das Punkt-system auch unbrauchbar gemacht.
    Um zu cheaten müssen also folgende Dinge so sein:

    • Der Gegner muss mehr oder weniger träumen
    • Man muss das ganze sehr gut beherrschen
    • Es darf kein Judge sehr nahe sein



    Deshalb verdient sich UDE ein ehrliches Lob für ihre gute Arbeit.


  • also da smit dem judge is nich so schlimm n geübter cheater kann das einfachso^^


    aber @ artikel : super soul komme seit 5 min aus m urlaub und habe mich shcon auf deienn artikel gefreut , so kann das wochenende richtisch geil beginnen^^



    M - f - G

  • Lustige Regelung ...


    Gegner heb ab ...kein Final Cut ...


    Gegner mischt ... Final Cut


    O.o!?

  • Zitat

    Original von Advanced Player
    Guter Artikel, was mich noch interessieren würde, darf ich in jeder Situation, wo das gegnerische Deck gemischt wird, einen Pile Shuffle durchführen? Wäre ja die sicherste Methode... imo


    Ja, falls du das nicht absichtlich langsam durchführst, um Zeit zu schinden.
    Solange es also schnell geht, ist das erlaubt.



    Du hast die Quint-Essenz in 4 "Sätzen" zusammen gefasst, bravo.
    Diese Regelung ergibt sehr viel Sinn und sollte sowohl den Fans, als auch den Gegnern des Final Cuts eine Lösung bieten, die alle zufrieden stellt.



    Ansonsten danke für das Lob. Es freut mich, dass viele meine Meinung teilen, dass die Zeit der Unklarheit jetzt vorüber ist.


    soul :cool:

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