Seit langer Zeit wird es in diesen Tagen wieder etwas schwerer, regelmäßig eine Kolumne abzuliefern. Mein Zeitmanagement baut möglicherweise doch etwas zu sehr auf der Tatsache auf, dass mir 1 – 2 lockere Abende pro Woche als "Freizeit" ausreichen und ich den Rest der Woche – auch am Abend – arbeiten kann. Möglicherweise wie gesagt. Einen freien Abend diese Woche hatte ich nämlich schon, an dem konnte ich sogar fast ein ganzes Comic (die Comic-Adaption von Neil Gaimans Neverwhere *) lesen. So stellt sich also gerade die Frage, ob ich bald einen nervlichen Zusammenbruch erleiden werde oder der heutige Abend (es ist gerade noch Donnerstag) ausreichen wird, um mich auch durchs nächste Wochenende kommen zu lassen.


Wenn man die Arbeit von 5 Tagen in 3,5 Tagen erledigen muss, ist man automatisch schon mal gestresst. Wenn man dann aber am Wochenende zuvor nur 7 Stunden Schlaf hatte, wird es etwas kritischer. Hat dann noch ein Kollege frei, dessen Arbeit man mit-machen soll, wird es "bedenklich". Mit Aussicht darauf, dass man am kommenden Wochenende nach Italien darf und es dann die Woche drauf ähnlich schlimm wird (wir sind in Wien – immerhin also nicht Österreich **, sind wir eigentlich schon dem Selbstmord nahe. Doch Rettung ist in Sicht – zwar noch fern am Horizont, nämlich erst Ende September, doch das Summer Cup Finale in heimischen Gefilden als 1-tägiges Event wird schon ausreichen, um wieder richtig fit zu werden.


Da mich dieser Blick in die Zukunft so unglaublich aufgebaut hat, können wir nun auch frisch motiviert mit der heutigen Kolumne beginnen. Normalerweise würde jetzt noch ein Absatz voller Chronos- und Harti-Bashes folgen und vielleicht würde ich sogar die Jungspunde Huy und den Hooligan flamen, doch da ich nicht mal die Zeit finde, deren Kolumnen zu lesen, muss das diese Woche ausfallen. ***



Wer lernen will, muss teilen


"Nichts auf Erden ist so gerecht verteilt wie die Intelligenz – jeder denkt, er hätte genug davon."


Dieses Zitat aus Xardas' Sig trifft voll ins Schwarze (gerade im Fall des guten Xardas selbst, der wirkt nämlich auch manchmal so, als hätte er die Weisheit direkt aus dem Topf gelöffelt). Tatsächlich können wir davon aber ableiten, dass Intelligenz oder Wissen kein endliches Gut ist, das nur einer bestimmten Anzahl von Personen zur Verfügung steht und dem Rest vorenthalten bleibt (gut, auch darüber könnte man jetzt diskutieren...).


So wollen wir nun endlich die Überleitung auf unsere Community schaffen, denn in ihr haben wir zum einen erstklassige Einzelspieler, die sich alleine ihre Gedanken machen und dann versuchen auf dem nächsten Turnier erfolgreich zu sein und auf der anderen Seite Teammitglieder, die einen regen Gedankenaustausch betreiben und dann mit ihrem gemeinsamen Wissen antreten.

Mich hat es schon immer fasziniert, dass zwei Brüder in nahezu allen Fällen immer gleich gut, bzw. in einzelnen Fällen gleich schlecht waren. Und manchmal erleben wir es sogar, dass eine gesamte Spielergemeinde auf einem Niveau spielt und keiner der Spieler über eine gewisse Platzierung auf einem größeren Event hinaus kommt.


Doch wir wollen mal nicht vorgreifen, zurück zu unserem tapfen Einzelkrieger. Nennen wir ihn... Adrian...o. Adriano sitzt den halben Tag daheim (wenn er gerade nicht seinem gut bezahlten Job nachgeht, der sein Leben eigentlich bereits voll erfüllt, denn seiner Meinung nach hat er ein tolles Leben) und denkt über Kartenkombinationen und Deckideen nach. Auf dem nächsten Turnier kommt er dann mit einer ungewöhnlichen Kreation an, die entweder genau das tut, was sie tun sollte (und ihn somit ins Finale bringt) oder die Idee ging ein wenig daneben (dann droppt Adriano meist nach der 3. Runde bei 1:2 oder so). Grundsätzlich ist unser tapferer Einzelkrieger aber schon sehr gut und häufig auf den größeren Turnieren vorne anzutreffen.


Irgendwoanders in Deutschland finden wir ein Brüderpaar. Peter und Paul Panzer sind schon seit Jahren begeisterte Yu-Gi-Oh! Spieler, die bisher leider nur regionale Erfolge feiern konnten. Die beiden testen den lieben langen Tag und der Großteil ihrer Spiele ist wirklich ausgeglichen. Selbst die lokale Spielercommunity ist in etwa so gut wie die beiden. Deshalb schneiden sie auch dort auf den Store Turnieren häufig durchschnittlich bis sogar überdurchschnittlich ab. Damit ist es dann aber wirklich getan.


Dies sind wohl die beiden Extrembeispiele, die allerdings nicht unbedingt auf die Allgemeinheit schließen lassen. Denn so wie es auf der einen Seite die Ausnahmen wie Adriano gibt, gibt es auf der anderen Seite auch genügend Spieler, die still und heimlich daheim testen und es nie zu einem größeren Erfolg auf einem großen Turnier schaffen werden. Und das krasse Kontrastprogramm zu Peter und Paul wären dann wirklich erfolgreiche Teams wie von mir aus die – in letzter Zeit nicht mehr ganz so erfolgreichen (was sie übrigens immer gerne auf die Nase gebunden bekommen) – United Gosus.


Denn hier profitieren alle vom Wissen des einzelnen. Man tauscht sich aus und sobald einer eine neue Deckidee hat, wird diese mit dem Rest geteilt, so dass sie jeder weiter ausarbeiten kann und man am Ende mit einer relativ perfekten Version des Decks dasteht, die dann sehr viel mehr kann als die ursprüngliche Idee des Spielers, der den Einfall hatte. Hier wird zusammen gegriffen und man teilt eben sein Wissen. Und obwohl das zunächst wie ein großer Nachteil klingt, stellt sich am Ende deutlich heraus, dass es eigentlich sogar ein Vorteil ist. "Geben ist seliger als nehmen" meinte schon die Bibel und jetzt verstehen wir auch endlich, was genau damit gemeint war, denn wenn ihr euer Wissen im Team teilt, erfahrt ihr sogar Neues, also gewinnt mehr Wissen dazu!


Betrachten wir unter diesem Gesichtspunkt erneut die Community von Peter und Paul, so eröffnet sich uns ein neuer Blickwinkel. Denn möglicherweise lebten in Randomhausen, ihrem verschlafenen Heimatort, tatsächlich nur sehr viele nicht-ganz-so-gute (also: schlechte) Spieler (n00bs). Vielleicht war aber einer der n00bs etwas besser als der Rest und als er dem Rest seine tollen Ideen mitgeteilt hat, hatten diese auch dazu gelernt und schon war ganz Randomhausen etwas besser (natürlich immer noch nicht ganz so gut wie die Spieler aus Villariba, aus dem Adriano kommt). Wir sehen also, dass der Schnitt aller Spieler einer Community meist nur etwas schlechter ist als ihr bester Spieler. Angenommen, der beste Spieler hat also wirklich was drauf, so ist häufig auch die ganze Community etwas besser. Eine Person kann also den Unterschied machen - sofern sie ihr Wissen mit weiteren Spielern teilt.

Und selbst wenn das über kurz dafür sorgt, dass der Spieler das ein oder andere Turnier nicht mehr gewinnt, so sorgt es im Endeffekt dafür, dass alle besser werden (auch der Spieler, der sein Wissen geteilt hatte) und verbessert die Chancen der gesamten örtlichen Community auf überregionalen Turniere!



Nicht nur Spieler...


...sondern auch Judges profitieren vom Prinzip der Wissensteilung. Denn erst im Gespräch mit anderen Judges werden die eigenen Wissenslücken offensichtlich und man lernt eine neue Perspektive kennen. Man sollte hier also keine Angst haben, dass man seine eigene Position schwächt, wenn man all sein Wissen an eine andere Person weitergibt, denn diese Person wird sich revanchieren und so lernt man im Umkehrschluss auch wieder etwas dazu.


Ich bin sogar ein echtes Paradebeispiel, da ich mein Regelwissen fast immer nur noch mit Gesprächen mit anderen Schiedsrichtern aufpoliere. Und wenn ich mal eine Frage habe, bei deren Beantwortung ich mir nicht 100%ig sicher bin (also alle 10 Jahre), konsultiere ich meist auch meine guten regelkundigen Freunde, die dann mit Rat und Tat zur Seite stehen. Und trotzdem bin ich immer noch als halbwegs kompetenter Judge bekannt.


Andere Schiedsrichter haben sich das nicht nur vorgenommen, sondern sogar regelrecht auf die Stirn geschrieben. So musste ich bei den Bewerbungen der diesjährigen Pharaoh Tour feststellen, dass enorm viele Schiedsrichter sehr viel besser als im letzten Jahr waren. Der Grund war ganz einfach: All diese Jungs sitzen den halben Tag vor dem Rechner und kosultieren Mario "Mrbazil" Fischer mit Fragen. Und obwohl zumindest einmal täglich (aus Prinzip!) Marios Lieblingsfrage gestellt wird ("Bekommt Breaker auch dann einen Spell Counter, wenn er als Flippbeschwörung beschworen wird?"), lernen die Jungs was, denn die Gespräche mit Mario sind immer sehr ergiebig. Ich kann nur hoffen, dass Mrbazils Judge-Schule so gut ist wie ihr Ruf, denn wir setzen vermehrt auf die Talente, die er gefördert hat.


Das war's dann auch schon wieder für heute. Ihr habt heute gelernt, dass es keinem schadet, wenn ihr eure Ideen mit eurer örtlichen Playgroup oder mit eurem Team teilt und der Grund für falsch beantwortete Fragen auf der kommenden Pharaoh Tour eine verpasste Unterrichtsstunde in Mrbazils Judge-Schule sein muss. Das ist doch schon mal was!



Trends der Woche


Turnierzeit


Es geht wieder los mit der wilden Zeit. Vor 2 Wochen Dreieich, letztes Wochenende die Deutsche WoW Meisterschaft, dieses Wochenende der Dunkelmond Jahrmarkt in Mailand, das Wochenende danach die WoW Nationals Österreich, dann folgt das Summer Cup Finale und schon ist wieder Pharaoh Tour. Yeah. Oder so...


Denn ab und an freut man sich schon über ein freies Wochenende. Aber glücklicherweise wirklich nur ab und an.



Zunehmen


Zunehmen ist diese Woche in!


'nuff said!



Schlafmangel


Freitag – Samstag: 4,5 Stunden Schlaf

Samstag – Sonntag: 2 Stunden Schlaf

Sonntag – Montag: 5 Stunden Schlaf


Das war die brutale Bilanz des vergangenen Wochenendes. Und obwohl ich diese Woche schon versucht hatte, etwas Schlaf aufzuholen, fühle ich mich immer noch kaputt. Also wird Schlafmangel kurzerhand zum Trend erklärt, damit ich im Trend liege!



soul



* Unwürdige Nicht-Comic-Leser, klickt sofort auf den zurück Link und macht euch wieder drauf und dran, den Rest des Artikels zu verschlingen! Alle, die die neunte Kunst etwas höher schätzen und sich dementsprechend nun für ein paar Eindrücke interessieren, dürfen weiter lesen:


Ich fand den Neverwhere Roman (der ja wiederum nur eine besondere Umsetzung der Neverwhere Serie war – wir sehen also schon, dass es bis zum Comic schon ZWEI Umsetzungen waren) relativ kurzweilig, wobei er sich meiner Meinung nach nicht mit den anderen tollen Gaiman'schen Werken American Gods oder Anansi Boys messen kann. Wie gesagt bin ich noch nicht durch das Comic, doch die Umsetzung wirkt schon jetzt sehr gelungen (gerade Mr. Croup und Mr. Vandemar). Zwar hätte ich einige Charaktere anders in Szene gesetzt, doch auch mit der grafischen Umsetzung kann man zufrieden sein. Daher lege ich euch den Comic ans Herz, obwohl ich noch nicht durch bin – man kann Gaimans Werke einfach nicht SO schlecht machen, als dass sie nicht mehr gut wären.


Kurzes Freitag-Morgen-kurz-vor-online-stellen-Update:

Ich habe das Comic fertig gelesen, es wird dem Roman gerecht, wobei man sich durch ein Comic in diesem Fall etwas zu schnell liest und der Roman hier klar punkten kann, da er sich für einige Szenen mehr Zeit nimmt und diese daher noch spannender wirken lässt.


** Ja, sehr richtig gelesen, Wien ist nicht Österreich. Ich will das jetzt nicht näher erläutern, doch glaubt mir einfach, dass es so ist.


*** Gut, klang dann doch fast wie ein Flame...

Antworten 9

  • Inhaltlich nicht das was mich vom Hocker reist. Man merkt deutlich, dass hier der Schlaf fehlt, ansonsten wäre bestimmt mehr Ironie vorhanden gewesen. Ironie ist übrigens das, was viele der Leser nicht verstehen - können oder wollen.



    Wien ist übrigens ein Land, wenn auch nur ein Bundesland

  • joa der Artikel war wieder mal ^^ top ! das mim wenig schlaf kann ich verstehn :zzz:

  • Schön geschrieben mal wieder!


    Ob du mit der Botschaft (Wissen teilen verschafft mir keinen Nach-, sondern einen Vorteil) großflächig durchkommst, da bin ich allerdings skeptisch - ich fürchte, du predigst nur zu den schon Bekehrten.


    Was die Trends und Randbemerkungen angeht:


    - Neverwhere: Hab's mir auch geholt; die Kombi aus der Gaiman-Quelle und einem Preacher-Zeichner (Glenn Fabry) konnte ich mir dann schon der Vollständigkeit halber nicht rausgehen lassen. Allerdings noch nicht gelesen - DMZ3 ist dringender...


    - Schlafmangel: Mag ein Trend sein, ist aber auf Dauer ungesund, also übertreib's nicht. Aber spätestens in der "Pyramide" hast du ja bequeme Hotelbetten in Umfallreichweite, wenn's zu viel wird ;)


    - Zunehmen: War noch nie in, lässt sich aber manchmal nicht vermeiden, nuff said indeed.


    - "Peter und Paul Panzer": Tucholsky und sein Bruder haben YGO gespielt? Wow, wusst ich gar nicht.

  • ich bestaune deine artikel , nicht übel ein sehr gut geschrieber artikel , nicht oberflächlich gehalt und genau was mal gefählt hat .



    Von mir 7 punkte von 10.


    Die einzigste kritik schleich werbung für Ug ;)


  • Das heißt "einzige", einzihe kann man nicht steigern^^


    Schöner artikel, hab ihn zwar nicht Wort für Wort gelesen da mich die Rahmenhandlung nciht so interessiert hat, aber der Hauptteil was super

  • Zitat

    Original von Chaosfan


    Das heißt "einzige", einzige kann man nicht steigern^^


    Und das von Dir! Zuu geil! Vor einem Jahr hast d unoc hsoo gesxchribn..
    :P


    Zitat

    Zunehmen ist diese Woche in!


    Also wenn ich mir das Foto von letzter Woche im leipziger Laden ansehe, dann war zunehmen auch schon letzte Woche in.
    :P


    Aber mach Dir nix draus, ich bin auch in.
    ;)

  • Uh wie das richtig ist, aber keiner will mehr teilen.


    Biber

  • Ich fand den Artikel ehrlich gesagt scheiße. War nicht so mein ding und mir fehlte ein wenig mehr ironie.


    aber jedem das seine.

  • Ich denke, der Hooligan soll ich sein!^^


    Wobei:
    bvb-fan92 -> Fußballfan -> Hooligan (?)


    korrigiert:
    bvb-fan92 -> Fußballfan =l= Hooligan :) Hooligans sind imO keine waren Fußballfans und ich bin schon gar kein Hooligan, zumal es ja atm wieder besser aussieht mit Dortmund.^^


    ________


    Ansonsten kenne ich dein Problem. Momentan habe ich auch nicht wirklich viel Zeit zum Schreiben, aber zum Glück sind ja in 4 Tagen für mich endlich wieder Ferien! :P


    Greetz,
    vom Anti-Hooligan!

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