In der letzten Ausgabe von "Sieben Werkzeuge des Harti" konntet ihr die grundsätzliche Problematik des so genannten "Slow Play" in Erfahrung bringen und euch ein Bild davon machen, wie es wohl auf den meisten Turnieren hierzulande dementsprechend zugeht. Meist wird alles viel zu geringfügig bestraft und das ist schon alleine deshalb nicht so gut, da der Lerneffekt bei den Spielern dann oftmals nicht so greift.

Mein neuester Stamm-Leser auenland [1] machte mich im Feedback-Thread zu diesem letztwöchigen Artikel darauf aufmerksam, dass die beschriebene Situation eigentlich genauso gut in einer Disqualifikation enden könnte oder eigentlich sogar müsste, da der Spieler hier anscheinend (oder nur scheinbar?) die Unsportlichkeit vorsätzlich an den Tag gelegt hat. Und zu meiner eigenen Erschütterung muss ich sagen, dass auenland hier völlig Recht hat und behält. Ich hatte lediglich vergessen, diesen Punkt noch anzusprechen. So schrieb ich:



    (...)

  • Verwarnen


    Die angedachte Spielstrafe für Slow Play ist die Verwarnung des Spielers. Bei weiterer Wiederholung muss dieses Warning selbstverständlich aufgewertet werden, so dass als nächstes ein Game Loss und dann "bereits" das Match Loss winken würde!


    (...)



Völlig verharmlost wirkt also die Ahndung von wiederholten Regelverstößen, wenn dieser Absatz durch mich so definiert wird. Jedoch vergaß ich zu jenem Zeitpunkt schlicht und ergreifend die Tatsache zu erwähnen, dass das absichtliche Durchführen von Unsportlichkeiten grundsätzlich eine DQ wert sein kann und einem also allerspätestens nach der Aufwertung auf ein Game Loss dann allmählich die Augen aufgehen sollten, dass der Spieler das offensichtlich nicht mehr unabsichtlich tut!




Der vergessene Aspekt: Die Disqualifikation


Woran nicht nur ich in meinem Artikel nicht dachte, daran denken leider auch viele andere Schiedsrichter oftmals nicht, wenn es darauf ankommt. Manchmal sehen Fälle von markierten Karten oder Slow Play auf den ersten Blick so trivial und harmlos aus, wohingegen sie bei näherem Betrachten oder längerer Überlegung an Cheating und ähnliche Unsportlichkeiten grenzen und dann schon nicht mehr die "harmlose" Strafe, sondern sogar eventuell eine DQ wert wären!


Mit diesem heutigen Artikel möchte ich anteilig versuchen aufzuklären, wo diese Grenze zwischen Disqualifikation und "rnd Spielstrafe" denn in etwa liegt. Woran sie sich grundsätzlich erkennen lässt. Welche Einflüsse auf die Entscheidung wirken können - oder nach Möglichkeit nicht sollten. Sowie was passiert, wenn man sich für eine der beiden Seiten entscheidet. All diese Punkte sollen dann aufeinander aufbauen und gemeinsam euer Disqualifikations-Grundgerüst bilden, das ihr immer wieder erweitern oder umbauen könnt!





Als Schiedsrichter hat man bei allen Entscheidungen (ausgenommen: klar ausgelegte Regelsituationen) grundsätzlich viel Spielraum, wobei es hier sogar nochmal im eigenen Ermessen liegt, wie groß man diesen ansetzt und wie man ihn verteilt. So kommt es - wie ich bereits in meinem Artikel über das "Ojama-Trio" erwähnte - durch verschiedene Judge-Typen dazu, dass der eine eben alles etwas gelassener sieht (und somit den Spielraum recht groß lässt), wohingegen ein anderer dann eher strikt und weniger verständnisvoll agieren würde (quasi also kein Spielraum vorhanden ist).

Dies hat auch einen gewissen Einfluss auf die "Grenze" zwischen "Nicht-Disqualifikation" und "Disqualifikation". Da diese Grenze an sich nicht sonderlich eindeutig ist und es somit abhängig vom Judge-Typ ist, kann ich sie hier nicht so exakt definieren - weshalb ich euch hier nun lediglich ein paar Anhaltspunkte vorstellen werde, die uns das Verständnis der DQ einfacher machen.



Wann wird eine DQ vergeben?


Eine Disqualifikation wird in der Regel nur in 3 besonderen Fällen vergeben:

  • Ein Spieler ist nicht fähig, ohne Ausdrücke in jedem dritten Wort oder gar ohne Fäuste zu artikulieren und wird daher wegen verbalen/physischen Angriffen aus dem Turnier genommen


  • Ein Spieler versucht auf ~irgendeine~ Art und Weise einen unfairen Vorteil zu erringen, indem er betrügt


  • Ein Spieler begeht ein (geringfügiges) strafwürdiges Vergehen so häufig, bis es auf eine Disqualifikation aufgewertet wird.


Grundsätzlich sollten wir uns also nicht überlegen "Wann geben wir eine DQ?", sondern "Ab wann sieht es für uns so aus, als sei einer der drei Fälle eingetreten?" - denn anders herum klingt das so, als könnte man einen Spieler aus jedem beliebigen Grund, also z.B. auch für das Bohren in seiner Nase disqualifizieren. Dem ist allerdings - wie ihr nun wissen solltet - nicht so, denn eine Disqualifikation kann bzw. sollte nicht "aus Jux und Tollerei" vergeben werden. Wirklich ausschließlich dann, wenn einer dieser Fälle eingetreten ist.



Pro-blematik


Wenn wir als Schiedsrichter bereits die ein oder anderen Geschichten über bekannte Pros gehört haben, dass sie hier und dort mal gecheatet haben sollen, so läuten bei uns schon immer sofort die Alarmglocken, sobald uns irgendetwas zweifelhaftes an ihrem Verhalten oder aber an ihren Hüllen auffällt. Wir erinnern uns gegebenenfalls an vergangene Situationen, in denen diese Spieler bereits mal ein Match Loss oder sogar eine Disqualifikation erhielten - und beziehen diese Situation in unseren Gedankengang[2] mit ein. Diese Tatsache ist jedoch ganz und gar nicht gut, denn jegliche Vorurteile oder Emotionen (eventuell hatte man mal ne unangenehme Auseinandersetzung mit jenem Pro) haben in unserer Urteilsfindung als Schiedsrichter absolut nichts zu suchen!


Wenn wir also den einen Björn Krause oder Oliver Schmidt-Voss am Tisch sitzen haben [3] und dieser in irgendeiner Art und Weise Unfug anstellt - sagen wir mal, sie haben bespielte Hüllen, die in der Theorie markiert sein könnten -, so ist dies noch lange kein Grund, den Deck Check nun 20 Minuten länger zu machen, um nicht eventuell doch eine signifikante Markierung an irgendeiner Hülle zu finden (oder irgendein Stacking-Muster), um ihm eine Disqualifikation dafür "reinzudrücken"!


So ähnlich verhält sich dies auch mit meinem Beispielartikel von letzter Woche. Dort nannte ich einen Spieler, der gerne auf Zeit spielt, zufälligerweise (natürlich) Michel. Diesen Namen in Verbindung mit "Slow Play" zu hören ist keine Seltenheit, denn der gute Michel Grüner spielt(e) oftmals auch gerne auf Zeit. Dadurch, dass das häufiger vorkommt, könnte man jetzt leichtfertig mutmaßen, er tut dies in der Tat absichtlich - was dem so genannten "Stalling" (= vorsätzliches Aufhalten des Spiels => Cheating) entspräche!

Ich muss leider zugeben, dass mein Beispiel letzte Woche aufgrund meiner Schreibweise zu einem sehr extremen Streitfall zwischen "Slow Play" und "Stalling" geworden ist und somit die Anmerkungen von soulwarrior und auenland im Diskussionsthread völlig angebracht sind. Allerdings kann man alleine anhand dieses Textes nicht erkennen, ob der Spieler dies tatsächlich absichtlich tat oder ob er es einfach nicht gemerkt hat, dass er für seine genauen Überlegungen sehr viel Zeit benötigt. Im wirklichen Leben kommt auf dem Floor dann an dieser Stelle unser Player Management ins Spiel und versucht zu analysieren, ob er zum Beispiel gerade häufiger auf die Uhr guckt und sich daher den Friedhof zum zehnten Mal ansieht - oder ob er möglicherweise tatsächlich aus irgendwelchen Gründen wiederholt in den Friedhof sehen muss, um ernsthaft sicher zu gehen, dass er keinen Fehler macht.





Wir können pauschal also nicht einfach ausschließlich alle "Pro"s als disqualifikationswürdige Spieler ansehen, sondern müssen bei jedem Spieler gleich urteilen. Das bedeutet, dass wir auch nicht bei einem eher unbekannten Spieler Nachsicht haben dürfen, wenn beispielsweise sein Sangan und Crush Card Virus aneinander kleben und er sie immer wieder gemeinsam auf die Hand zieht. Selbst, wenn er dann einen auf unwissend tut, dürfen wir hier nicht pauschal auf ein Match Loss abwerten, sondern müssen wegen Betruges grundsätzlich erstmal die Disqualifikation - beziehungsweise die "Investigation" (= Untersuchung / Überprüfung) hierfür - in Betracht ziehen! [4]


Es lässt sich also erkennen: Eine konkrete "Grenze" bei der Frage "Disqualifikation oder nicht?" ist sogar nicht einmal vorhanden. Man muss eigenständig alles genauestens überprüfen, was in der eben erwähnten "Investigation" passiert. Doch wie es dann mit dieser weitergeht, was es damit auf sich hat, sowie was die gegebenenfalls daraus resultierende Disqualifikation allgemein eigentlich darstellen soll und wie man diese dann ausspricht, das erfahrt ihr alles am nächsten Mittwoch!



Tops und Flops


Top: coole Kostüme!


Ohne Worte!


Harti vs. Pink Panther:



Flop: Den 14.02. vergessen!


Ein weit verbreitetes Phänomen unter vergebenen Männern ist, dass halbwegs wichtige Daten vergessen werden, was den Jahrestag (oder gar Hochzeitstag), Geburtstag der Freundin oder aber auch den Valentinstag anbelangt.

Falls ihr also erst jetzt aufwachen solltet und noch nichts für eure Liebste besorgt haben solltet, würde ich euch empfehlen, dies besser jetzt noch schnell zu tun! ^^


Wer übrigens mal nicht mit dem Strom schwimmen will (Kino, Schokolade // Pralinen, Blumen) und seiner Kreativität freien Lauf lassen möchte, versucht es doch einfach mal mit einer coolen Kombo von "zum Essen einladen" (seid so gut und vermeidet McDonalds) und "was tolles malen/basteln", denn darüber freut sich die Damenwelt meist ja noch mehr. Den anderen Einfallspinseln wünsche ich dennoch viel Spaß beim "Netdecken".



Greets,

Harti




[1]:

Er fing eigentlich nur mit dem Lesen meiner Kolumne an, um Fehler und/oder Lücken zu entdecken und mich dann dafür zu flamen! *Träne aus dem Auge wisch*


[2]:

Die Verlinkung der Karte Gedankengang hatte keinen tieferen Sinn, außer mich mal an Chronos' Kolumne zurück zu erinnern. Außerdem wollte ich die super-coole neue Funktion unserer Seite demonstrieren, denn ab sofort bekommt ihr beim Überfahren des Links mit der Maus ein Infofenster mit dem Kartentext gezeigt (so wie das wie bei den Strategie-Kolumnisten nur bei neuen, noch nicht erschienenen Karten der Fall war)! ^^


[3]:

(in 2 Jahren dann... hahahaha)


[4]:

Denn seit einem gewissen Thread im YGO: Allgemein weiß ja nun jeder n00b, wie man cheaten kann! ^^

Antworten 7

  • artikel war wieder gut^^


    der pink panther war richtig geil^^


    ach shice morgen ist schon valentinstag Oo danke für erinnerung^^


    joa kann ich nix mehr zu sagen einfach top

  • Ja, und ich lese auch deine Artikel noch immer.^^



    Mein Lieblingsdisqualifikationsgrund:


    Zitat

    Ein Spieler ist nicht fähig, ohne Ausdrücke in jedem dritten Wort oder gar ohne Fäuste zu artikulieren und wird daher wegen verbalen/physischen Angriffen aus dem Turnier genommen


    ^^


    Zitat

    Bohren in seiner Nase disqualifizieren


    Naja, wenn der Gegner mit Feindkontrolle, Kreaturentausch, Gehirnkontrolle o.Ä. arbeitet, dann sollte hier schon ne Disqualifikation her. ;)



    Zitat

    Pro-blematik


    Ausgefallene Überschriften ftw! :daumen:



    Hast mal wieder schön gezeigt wie schwer ihr Judges es doch habt und dass ihr eben nicht nur die Kartenregeln beherrschen müsst. Schreibstil zeigt eigentlich auch wie routiniert du mittlerweile in dem Bereich zu Gange bist. Schöner Artikel!


    Zitat

    Die Verlinkung der Karte Gedankengang hatte keinen tieferen Sinn, außer mich mal an Chronos' Kolumne zurück zu erinnern.


    :flenn:



    MfG,
    Chronos


    PS: Das Kostüm steht dir!^^

  • Ich finde das es auch schon ne Disqualifikation geben, wenn der Gegner es wagt seine D.D. Krähe gegen deinen Baumfrosch oder deinen Disk Commander einsetzt^^


    Ok spass beiseite netter Artikel!


    Und netter Köstum - bringt deine Maskuline Ader rüber

  • Zitat

    Original von Chronos



    Naja, wenn der Gegner mit Feindkontrolle, Kreaturentausch, Gehirnkontrolle o.Ä. arbeitet, dann sollte hier schon ne Disqualifikation her. ;)


    Nicht nur dann - auch sonst könnte das auf einen besonders innovativen Fall von "marked cards" hindeuten - manche Leute schrecken ja vor nix zurück :D


    Ansonsten: einmal mehr ein gut geschriebener Einblick in die Welt der Judges.


    Bezüglich der Pro-Blematik würde ich allerdings doch die ketzerische Frage stellen, ob man in der Tendenz bei "Pros" nicht doch häufiger zu DQs greifen muss als bei "rnds", weil sie die Botschaft bei den vorausgehenden Maßnahmen einfach nicht aufnehmen, wohingegen der "rnd" sich auch schon mal angesichts eines GL oder ML klar wird, dass er bestimmte Dinge vielleicht lassen sollte.
    (Das greift natürlich nur beim DQ-Grund "Wiederholungstäter")

  • ich finde du redest in deinem artikel zu einfach über die DQ , weil man muss sich mal indie situation des spielers versetzen der eines erhält (egal ob PRO oder
    noob ) beide sind natürlich verärgert über dieses !!!



    und desweitern muss man mal bedenken das es auch vorkommt ,dass es auch fehlentscheidungen geben könnte !!!

  • Zitat

    Original von Pokemon
    ich finde du redest in deinem artikel zu einfach über die DQ , weil man muss sich mal indie situation des spielers versetzen der eines erhält (egal ob PRO oder
    noob ) beide sind natürlich verärgert über dieses !!!



    und desweitern muss man mal bedenken das es auch vorkommt ,dass es auch fehlentscheidungen geben könnte !!!


    Das kommt alles nächste Woche. :)


    Greets,
    Harti

  • Auch hier habe ich nicht gepostet, ich sollte mich schämen...


    Und auch hier kaum Posts ... mein Beileid...


    aber tollter Artikel, man lernt immer dazu!


    Paladin

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