In zwei Tagen steigt das zweite Turnier der Yu-Gi-Oh! Championship Series in Europa. Mailand dann für ein paar Stunden der Nabel der Yu-Gi-Oh! Welt sein. Für die dort antreten Spieler gilt es insbesondere, das dortige Metagame richtig einzuschätzen. Das Problem ist, dass sich das Metagame immer im Fluss befindet. Ständig ändern sich die populären Decks. Mal werden extrem viele Gladiatorenungeheuer gespielt, mal trifft man eher auf Blackwings und X-Saber. Aber als wenn das nicht schon schwierig genug abzuschätzen wäre, verändern sich die einzelnen Decks selbst auch noch. So gibt es die verschiedensten X-Saber Varianten die mehr oder weniger aggressiv oder eben controllastig sind. Im heutigen Artikel werde ich versuchen, allgemeine Trends ein wenig herauszustellen und zu verdeutlichen.



Der Trend hin zum Control


ein Phänomen, dass man in fast jedem Format sehen kann, ist der Trend hin zum Control. Wo zu Beginn eines Formats meist explosive und aggressive Decks dominieren, werden diese im Laufe der Zeit von stabileren und controlorientierteren Varianten abgelöst. Das wohl bekannteste Beispiel ist die Entwicklung des Kin-Tele-DAD hin zum No-Tele-DAD. Zu Beginn des damaligen Formats dominierten Varianten mit dreifachem Emergency Teleport. Zum Ende hin waren dann Varianten ohne die Schnellzauberkarte populär. Stattdessen spielte man Royal Oppression und Threatening Roar um das Feld zu sichern.


Auch aktuell lassen sich solche Tendenzen beobachten. Schauen wir uns beispielsweise das Gewinnerdeck der Yu-Gi-Oh! Championship Series in Mexico City an. Hier die Liste:


Monsters:

2x XX-Saber Boggart Knight

2x X-Saber Airbellum

3x XX-Saber Darksoul

2x XX-Saber Emmersblade

1x XX-Saber Faultroll

2x Super-Nimble Mega Hamster

1x Ryko, Lightsworn Hunter

1x XX-Saber Pashuul

1x Debris Dragon

3x XX-Saber Fulhelmknight


Spells:

3x Pot of Duality

3x Book of Moon

2x Mystical Space Typhoon

1x Cold Wave

1x Dark Hole

1x Monster Reborn


Traps:

1x Solemn Judgment

3x Gottoms' Emergency Call

2x Bottomless Trap Hole

2x Solemn Warning

1x Trap Stun

1x Mirror Force

1x Torrential Tribute


Dieses X-Saber Deck enthält nur ein einziges Exemplar der sonst oft dreifach gespielten Karte XX-Saber Faultroll. Stattdessen findet sich in dem Deck eine kleine Control-Engine rund um Super-Nimble Mega Hamster und Ryko, Lightsworn Hunter. Auch die drei Exemplare des Pot of Duality machen das Deck nicht unbedingt explosiver. Stattdessen ist ein langsamer und kontrollierter Feldaufbau mit verdeckten Monstern wie dem Hamster aber auch XX-Saber Emmersblade gefragt. Erst wenn das Feld richtig aufgebaut wurde und der Gegner kaum noch Möglichkeiten zum Kontern hat, wird zugeschlagen. Man braucht den Faultroll nicht mehr möglichst früh ziehen. Zu gegebener Zeit wird er einfach mit XX-Saber Darksoul auf die Hand gesucht. Diesen ruhigen Feldaufbau muss man mit entsprechenden Karten im Deck gewährleisten.


Damit ist die Veränderung des Metagames qualitativ beschrieben. Aber warum ist das eigentlich so? Es ist oft extrem Riskant, das Feld mit Monstern zu floaten. Praktisch jedes Deck hat aktuell die Möglichkeit, mit einer einzigen Karte ein komplettes Feld wieder zu räumen. Selbst wenn ich als X-Saber-Spieler einen Rush mit Cold Wave absicher, kann es passieren, dass ein einziger Debris Dragon (synchronisiert zu Black Rose Dragon) mir mein ganzen Feld wieder nimmt. Oft habe ich in so einen Rush dann 3-4 Handkarten investiert. Von diesem Schlag kann sich ein Deck dann oft nicht mehr erholen. Dies ist der erste Grund, warum die aggressive Spielweise nicht immer zum Erfolg führt.



Der Trend zu vielen Fallen


Der zweite Grund ist, dass sich die meisten Spieler auf Rushs eingestellt haben. Sie bauen ihr Feld so auf, dass sie bei einem gegnerischen Rush kaum Kartennachteil machen. Ein Feld gesichert mit Super-Nimble Mega Hamster, Solemn Judgment und Threatening Roar ist fast nicht zu knacken, ohne viele Karten zu investieren. Entsprechend versuche ich natürlich solche Karten in mein Deck zu integrieren.


Zu Beginn eines Formats kann die Explosivität bestimmter Decks den Gegner noch überraschen. Im späteren Verlauf geht das nicht mehr. Die Decks entwickeln sich in eine Richtung, in der es möglich wird, die Explosivität des Gegners auszukontern.


Ein beliebter Weg ist die Integration sehr vieler Fallen. Bottomless Trap Hole, Solemn Warning, Mirror Force, Royal Oppression usw. sind gegen gegnerische Rushs sehr gut. Gleichzeitig sichert man seinen eigenen Rush mit Solemn Judgment und Trap Stun ab. Da kommt schnell was zusammen.



Der Trend zu Royal Decree


Aktuell ebenfalls sehr schön zu beobachten ist der Trend hin Royal Decree. Es ist nicht unüblich, dass insbesondere X-Saber deutlich mehr als 10 Fallen spielen. Da wollen nicht nur Bodenlose Fallgruben und Ernste Warnungen ins Deck integriert werden, sondern auch Gottoms Notruf und Spiegelkraft. Pflanzen und Schrott-Spieler haben darauf reagiert und spielen gerne mal eine dreifache Ausführung von Royal Decree.


Wie spielstark die Karte ist, wurde kurz vor der Championship Series in Bochum klar. Prompt fand sich dort ein Deck mit Royal Decree im Finale. Scrap-Spieler sind schon seit ein paar Wochen auf den Zug aufgesprungen und spielen ebenfalls drei Decree im Main. Jason Grabher-Meyer schlägt die gleiche Lösung für Grabwächter vor.


Kombination der Idee „Control + Decree“ lassen sich auch schon beobachten. Ein besonders schönes Exemplar dieser Gattung fand sich bei einer Regional in den USA:


Monsters:

3x Quickdraw Synchron

2x Caius the Shadow Monarch

2x Snowman Eater

2x Dandylion

2x Genex Controller

3x Genex Undine

2x Treeborn Frog

2x Fishborg Blaster

1x Glow-Up Bulb

3x Debris Dragon

1x Sangan


Spells:

2x Tuning

1x Foolish Burial

1x One for One

3x Book of Moon

2x Enemy Controller

2x Pot of Avarice

1x Monster Reborn

1x Dark Hole

1x Mind Control


Traps:

3x Trap Stun


An diesem Beispiel lässt sich auch sehr schön der Einfluss von Starstrike Blast erkennen. Es ist für dieses Deck ein leichtes, Formula Synchron und sogar Shooting Star Dragon zu beschwören. Mit Karten wie Snowman Eater und Dandylion kann es defensiv spielen und gleichzeitig mit Quickdraw und Depris Dragon explodieren. Gegnerische Fallenkarten werden dabei nicht mir Royal Decree aufgehalten, sondern mit Trap Stun. Dieser Schritt ist wichtig, da der Treeborn Frog sonst nutzlos im Friedhof vergammeln würde. Dank Genex Undine und Formula Synchron hat das Deck auch den nötigen Speed, um stabil zu laufen. Ein wie ich finde sehr schönes Deck!



Der Trend zu weniger Fallen


Aber in einem Metagame, in dem man jederzeit mit der Präsenz der Karten Royal Decree und Trap Stun rechnen muss, ist eine hohe Anzahl von Fallenkarten oft tödlich. Dies lässt sich aber recht leicht umgehen, indem man einfach weniger Fallenkarten spielt. Der Witz an der ganzen Nummer ist, dass dabei ausgerechnet die Decks mit Royal Decree einen Wettbewerbsnachteil erleiden. Denn je weniger Fallen gespielt werden, je weniger effektiv ist ihre Strategie. Wir haben es hier mit dem klassischen Schere-Stein-Papier-System zu tun.


  • viele Fallen schlägt wenige Fallen

  • wenige Fallen schlägt Royal Decree

  • Royal Decree schägt viele Fallen


Diesen Kreislauf zu erkennen und geschickt für sich auszunutzen ist eine der wichtigsten Qualitäten, die ein Duellant entwickeln kann. Mit diesem Wissen ist möglich, immer das passende Deck zum passendem Metagame in der Hand zu halten. Aktuell befinden wir uns meiner Meinung nach irgendwo zwischen „Royal Decree ist gut“ und „wenige Fallen sind gut“ mit einer Tendenz zu „wenige Fallen“. Es würde mich also nicht sonderlich wundern, wenn wir bei den beiden großen Turniere am Wochenende eine deutlich reduzierte Anzahl von Fallenkarten in den Tops vorfinden würden. Die Wahrheit werden wir aber leider erst am Wochenende erfahren. Eventuell ist sogar ein „getechtes Decree“ momentan genau die richtige Antwort aufs Metagame. Wer weiß?


Nichts desto trotz wünsche ich allen Lesern in Mailand eine weise Entscheidung für ihr Main Deck. Leicht wird es sicher nicht.


Viel Erfolg!

Nimrod Hellfire

Antworten 14

  • schöner artikel, beschreibt gut den gedankengang den jeder guter spieler machen muss, nämlich bedenken was die gegner denken und gleichzeitgi bedenken, was die gegner darüber denken was du denkst (über was die gegenr denken) :D


    wer das nachvollziehen kann versteht wie schwieig es ist das genau passende deck zu spielen, oft bringt nur das richtige bauchgefühl was


    ich persönlich finde momentan etwa hälfte fallen und hälfte schnellzauberkarten am effektivsten, da das schwer auszukontern sind, ich persönlich werde mit grossen interesse die coverage von mailand verfolgen (kann leider nicht da sein)


    alles gute an alle deutsche n spieler und auch an alle deustchen judges ;D


    zum schluss noch einmal danke für den artikel und mach weiter so (:


    Grüsse Return

  • *omg* Wenn ich zu lesen beginne und gleich wieder Verben bzw. Wortendungen fehlen, verliert man schnell wieder die Lust. Bitte lies dir die Artikel vorher doch einfach nochmal durch. Hier mal ein paar Beispiele:


    "Mailand dann für ein paar Stunden der Nabel der Yu-Gi-Oh! Welt sein."
    "Für die dort antreten Spieler"


    Satz des Artikels:
    "Es ist oft extrem Riskant, das Feld mit Monstern zu floaten." ---> Tipp meinerseits: Anglizismen nachschlagen, wenn man nicht weiß, was sie bedeuten. Ach ja und "Riskant" schreibt man hier klein.


    Lieblingswort der Woche: "Rush"


    Zum Inhalt:


    Hatte mir ehrlich gesagt etwas anderes vom Artikel erwartet, als "Trend hin zu mehr Fallen", "Trend hin zu Königlicher Erlass" und "Trend zu weniger Fallen". Eine Prognose, inwiefern sich bestimmte, bisher dominierende Decks durch STBL entwickeln könnten und welche Überraschungen auf die Spieler warten könnten bzw. wie man mit eben derartigen Decks umgehen könnte, hätte wohl eher das Interesse geweckt. Auf die Decklisten hätte man dann auch verzichten können.


    Schwarzflügel, X-Saber und Gladiatorungeheuer hätte man als Allzeit-Bedrohung kurz abhandeln können, da die meisten mit diesen Decks vertraut sind und auch STBL nur wenig an ihrer Spielstärke verändert haben dürfte.


    Quickdraw bzw. Debris-Builds hätte man genauer unter die Lupe nehmen sollten. Besonders aufgrund von Stimmen dürfte Schnellziehsynchron wieder beliebter sein. Hinzu kommt Aufblühende Blumenzwiebel als Zusatztuner. Bei den Debris-Builds stellt neben dem bekannten Debrisplant auch Debrissworn eine immer größere Bedrohung dar. Auch die Totenkopfdiener-Builds rund um Schnellziehsynchron sind alles andere als schlecht.


    Schrott hätte man - besonders aufgrund der Erfolge in der Vergangenheit und der neuen Karten - ebenfalls genauer hinterleuchten können, da Schrottdrache und Schrottzwillingsdrache Karten darstellen, die man nur mehr sehr schwer loswird.


    Hitzewelle beschert andererseits Burner-Decks einen ordentlichen Push. Ich kann mir gut vorstellen, dass derartige Außenseiter in Italien am Wochenende anzutreffen sein werden. Die Zauberkarte aktivieren, Des Koala oder Heimlicher Vogel setzen und dann Tollkühne Gier zünden, sorgt meist für ordentlich Schaden und einige Runden Ruhe vor gegnerischen Monstern. Auch Fels als neues Anti-Thema sollte man nicht unterschätzen.


    Eine derartige Aufteilung in "Altbekannte Gefahren", "Neue Bedrohungen" und "Exoten" hätte einen guten Überblick verschafft. Dass manche Decks mehr, andere weniger und wieder andere fast keine Fallen spielen, ist ein altes Lied.


    In meinen Augen: Solider Artikel aber ob er den Spielern - dürften ja v.a. erfahrenere sein, die sich auf die Reise nach Italien machen - weiterhilft, ist fraglich.


    MfG,
    Chronos

  • Hitzewelle beschert andererseits Burner-Decks einen ordentlichen Push. Ich kann mir gut vorstellen, dass derartige Außenseiter in Italien am Wochenende anzutreffen sein werden. Die Zauberkarte aktivieren, Des Koala oder Heimlicher Vogel setzen und dann Tollkühne Gier zünden, sorgt meist für ordentlich Schaden und einige Runden Ruhe vor gegnerischen Monstern.


    Das geht nicht, wie wir inzwischen wissen:
    If you skip your Draw Phase with Reckless Greed while Heat Wave is in effect, the effect of Heat Wave
    will still wear off at the point your Draw Phase would have occurred. You cannot use Reckless Greed to
    make Heat Wave’s effect last for extra turns.


    Zum Artikel:
    Ich verstehe den Trend nicht so ganz, weil ich es in diesem Format schlicht für unnötig halte. Man hat jetzt mit Stardust Dragon und Trap Stun Karten, die man ja auch im X-Saber spielt und die eben die Gefahren, die ein "Rush" mit sich bringen kann, wieder nullifizieren. Insofern bin ich überzeugt, dass ein klassischer Build, wie wir ihn in vergangeber Zeit auch schon gesehen habe, in Milano gewinnen wird - falls X-Saber gewinnt.

  • Ah, OK; again what learned. Macht aber nix. Hitzewelle ist trotzdem nach wie vor ne Top-Karte, die den ganzen Swarm-Decks gehörig zusetzen dürfte.


    Nochmal @ topic: Zudem sollte man beachten, was einen Trend auszeichnet - Also eine Modeerscheinung. Ein Großteil der entsprechenden Community eifern ihm nach. Insofern widerspricht es sich "einige" und "viele Fallen" und "Königlicher Erlass" allesamt als Trend zu bezeichnen. Der "Trend", wenn man so will, besteht für mich schlichtweg darin, dass die Mehrzahl der Decks in diesem Format von unzähligen Fallenkarten lebt. Seien es Schwarzflügel, X-Saber oder Gladiatorungeheuer, die ohnehin nicht ohne auskommen oder Schrott und Quickdraw, die auch besser dran sind, wenn sie mit ihnen spielen.


    Der Trend besteht dann eher darin, dass man selbst viele Fallen, aber eben auch zahlreiche Fallen-"Umgeher" zockt. Stichwort: Sieben Werkzeuge des Banditen, Fallenbetäubung. Man weiß also um die Notwendigkeit, Fallen wie Ernste Warnung und Co. spielen zu müssen, weiß aber auch, dass der Gegner das weiß und versucht mit eben genannten Karten darauf zu reagieren.


    MfG,
    Chronos

  • Ich fand den Arikel gut, aber der Titel war meiner Meinung nach falsch gewählt.
    Wie Chronos schon erwähnt hat, hast du den Artikel an den Fallenkarten aufgezogen und obwohl das sicherlich ein Teil des Metas ausmacht, ist es dann doch eben nur 1/3 - 1/4 und/oder weniger eines jeden Decks..


    Also da vll nochmal drauf achten.. Oder (aber dafür hätte man -zumindest in Bezug auf Mailand- ein Paar wochen früher anfangen müssen ) man teilt es auf in Metagamenetwicklung I, II, III, etc. und gibt an das im ersten Teil das Augenmerk auf die Fallen gerichtet wird, dann auf Zauber,...


    MfG

  • Also ich finde den Artikel recht gut, klar man könnte noch hier und da was mehr schreiben, aber man will ja kein Roman schreiben, sontern sogut wie möglich alles in einem zusammenfassen.


    mfg :rock:

  • Guter Artikel^^
    Hab eig nichts zu bemängeln


    Meint ihr Machina Gadget kann noch was?

  • ein sehr guter Artikel ^^
    Das Thema find ich genau richtig und ich denke, dass es viele Leuten zum Nachdenken bringt, auf welche Fallenmenge man spielen sollte und für welches Deck man sich entscheiden soll.
    xD wenn ich beim turnier wär, hätte ich ein krankes Gladi-Deck gespielt mit vielen Fallen und auch 3 Dust Tornados ^^ und hätte mich wahrscheinlich für 2 Samnites shrinks und enemys entschieden.. bin aber nicht dabei -.-

  • Auch der Artikel bekommt wieder ein , denn er hat mir wirklich sehr gut gefallen und ich bin eigentlich weniger der Strategie-Typ, aber deine Artikel lese ich von mal und mal immer mehr.


    Ach und nimm dir mal nicht zu viel von Chronos' Worten zu Herzen, denn in meinen Augen labert er relativ viel Stuss. ;)


    Und PS:

    Zitat

    Nochmal @ topic: Zudem sollte man beachten, was einen Trend auszeichnet - Also eine Modeerscheinung.

    "Also" schreibt man hier klein.



    LG,
    Chrischi

  • schöner artikel der genau den punkt trieft. was ich auch gut finde ist das quickdraw-deck was im artikel als beispiel genommen wurde bin total fanzeniert davon hammer geiles deck

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