Heute möchte ich mich einer ganz besonders interessanten Frage widmen: Wer sind die 10 bekanntesten Personen innerhalb der deutschen Yu-Gi-Oh! Spielergemeinde?
Dieses Thema ist nicht ganz so 'straightforward', wie man zunächst annehmen könnte. Immerhin würden nicht wenige Spieler auf einem größeren Turnier spontan mit "Du!" antworten, wenn ich ihnen diese Frage stellen würde.
Doch dieser Artikel soll keine Selbstbeweihräucherung werden. Ganz im Gegenteil. Ich möchte kritisch aufzeigen, wie man den Bekanntheitsgrad einer Person bewerten kann, wie er zustande kommt und warum folglich eben nicht unbedingt Oliver "soulwarrior" Gehrmann die bekannteste Person innerhalb der Yu-Gi-Oh! Spielergemeinde sein muss, wie auch Edi letzte Woche in Edi's Ecke behauptet hatte.
Doch, schon hier muss ich mich selbst korrigieren. Ursprünglich wollte ich eine Top 10 Liste der 10 bekanntesten Personen zusammenstellen. Und - weil ich so freundlich bin - wollte ich sogar noch eine weitere Liste zusammenstellen mit den 10 Leuten, die den besseren Spielern bekannt sind. Diese Idee wurde kurzerhand verworfen und wir haben 2 vollkommen voneinander getrennte Listen (bei den ursprünglichen Listen hätte es Überschneidungen gegeben)! Eine mit den 10 bekanntesten Spielern und eine mit den 10 bekanntesten Nicht-Spielern. Wie erstellt man nun so eine Liste?
Nun, da wir uns auf die Gesamtheit aller Spieler beziehen, sind insbesondere auch die Gelegenheits-Spieler mit-einbezogen, die nur ab und an mal in irgendeinem Laden vor ihrer Haustür spielen. Diese Leute gehen häufig nicht auf große Turniere und folglich sind ihnen auch nicht unbedingt bessere Spieler bekannt. Was uns folglich zur Frage bringt: Wie erreicht man solche Spieler?
Ganz einfach, denn hier kommen die "Fachzeitschriften", wie die Card Master oder das Card Players Magazine oder wie sie alle heißen ins Spiel. Einen Großteil der Gelegenheits-Spieler, die sich auch nicht im Internet informieren, lesen solche Zeitschriften. In ihnen wird über die Gewinner von größeren Turnieren berichtet oder deren Decks vorgestellt.
Oftmals unterschätzen gerade bessere Spieler den Einfluss der "Fachzeitschriften". Das ist ja kein Wunder, wenn etcg.de der Dreh- und Angelpunkt der eigenen Welt ist (und wie wir alle wissen, sind so gut wie alle besseren Spieler auf etcg.de aktiv), achtet man nur wenig auf andere Sachen und ignoriert eben einen Großteil der Dinge, die sich sonst noch so um einen herum ereignen.
Doch auch etcg.de und andere Internetseiten sind nicht zu unterschätzen, sie sind meiner Ansicht nach direkt nach den Magazinen anzubringen. Wenn jemand ein großes Turnier gewinnt wird nämlich natürlich auch auf den Boards über ihn gesprochen und das auch längere Zeit. Da die Mitgliedszahlen eines Board sehr viel größer sind als die Turniere selbst, sind also Boards auch wichtiger als der eigentliche Turniergewinn.
Wie schon gesagt ergibt sich daraus, dass erst ganz am Ende der Rangliste die Turniere selbst stehen. Wenn man auf einem Turnier positiv auffällt, dann ist man zunächst nur den Leuten bekannt, die auch auf dem Turnier waren. Logisch denke ich. Insgesamt bringt uns das zu folgender mathematisch anschaulich gemachten Gleichung:
"Fachzeitschriften" >>> Message Boards >>> Turniere
Ich kann gut verstehen, dass viele Leute eine andere Rangliste erstellen würden, doch darüber können wir ja beispielsweise im Forum ausgiebig diskutieren. Noch ein letzter Hinweis: Dies soll eine aktuelle Liste sein. Natürlich war beispielsweise Nico Sikorsky vor 2 Jahren einer der bekanntesten Leute in der Szene, da er die Deutsche Meisterschaft 2003 gewonnen hat. Nur ist er eben heute nicht mehr "in aller Munde" und nur wenige der Leute, die heute neu einsteigen werden überhaupt jemals etwas über ihn lesen.
Gut, dass waren jetzt endgültig genügend Vorworte denke ich. Kommen wir also zur Top 10, nachdem ihr wisst, wie ich diese erstellen wollte!
Emon ist inzwischen immer mehr Spielern ein Begriff, auch in Deutschland - Metagame.com sei Dank. Für nur 30 $ kann Emon auch euer ganz persönlicher Held für wenig Geld werden und ihr dürft auch mal ganze 30 Minuten mit ihm reden. Was für ein toller Kerl (ich frage mich immer noch, warum ich über ICQ gestellte Regelfragen weiterhin umsonst beantworte)!
Auf der anderen Seite muss man trotz solch zweifelhafter Aktionen anerkennen, dass er ein sehr guter und vor allem auch sehr konstanter Spieler ist. So hat er es gerade noch in unsere Top 10 geschafft.
Tim hat sich mit der Erfindung des Umiiruka Shift Decks nicht nur eine große Fangemeinde aufgebaut, er hat sich auch selbst ein Denkmal gesetzt.
Nur wenige Spieler konnten ein vollkommen eigenes Deck entwickeln und damit auch noch ein großes Turnier gewinnen, doch genau das ist Tim auf der Pharao-Tour 04 in Berlin gelungen. Doch hier hört die Liste seiner Erfolge noch nicht auf. Unter anderem hat er auch größere private Turniere, wie das Chaser Turnier in Hamburg gewonnen oder die ein oder andere Regional, durch die er beispielsweise auch den Titel Berliner Meister für ein ganzes Jahr tragen durfte!
Das sich Tim auch noch im Forum engagiert und beispielsweise Card Ratings verfasst, bringt ihm weitere Pluspunkte ein!
Jaja, der Flo. Wenn er doch nur einmal ein großes Turnier gewonnen hätte, wäre er wohl gleich doppelt so vielen Leuten ein Begriff. Doch nach wie vor scheitert er meist - zumindest laut seiner eigenen Aussage - an der glücklicheren Hand seines Gegners.
Im Forum ist Master1 allerdings eine feste Größe und jedem Spieler ein Begriff. Konstanz zeichnet ihn aus, wenn er nun nur nicht so konstant in den Tops ausscheiden würde, wäre er wohl auch demnächst noch ein aktiver Spieler.
Von Benny hat man in letzter Zeit zwar weniger gehört, doch ich bin trotzdem der Meinung, dass er nach wie vor zu den bekannteren Leuten gehört. Der Sieg auf der ersten Pharao-Tour bleibt lange im Gedächtnis, immerhin war er einer der ganz wenigen Leute, die bisher nach Japan fliegen durften.
Benny ist meiner Ansicht nach sehr viel bekannter als beispielsweise Matho Müller, dem Gewinner der letztjährigen Pharaoh Tour, da er auch konstant ist (bzw.. immer war, als er noch spielte). Ich bewerte Konstanz als einen sehr wichtigen Faktor. Das wird auch noch bei unseren folgenden Top 10 Spielern erläutert, also lest gleich weiter.
Der sympathische Österreicher, der dem Gegner auch nach einem verlorenen Spiel die Hand gibt kann nicht nur Fairnesspreise, sondern auch Turniere gewinnen. Nachdem er letztes Jahr schon den österreichischen Pharaoh Tour Stopp in Wien gerockt hatte, kämpfte sich Daniel bei der Europameisterschaft in die Top 8.
Dort musste sich der Edel-Export zwar Adrian Madaj geschlagen geben, allerdings wurde dem Niederösterreicher dort eine seltene Ehre zuteil: Denn der Bremer hat tatsächlich zugegeben, dass Daniel sehr gut spielt (was er nur zu den wenigsten Gegnern sagt).
So haben wir also sogar noch einen 'Adrian Madaj zertifizierten' - Skiller in den Top 10!
Michel profitiert natürlich hauptsächlich vom Gewinn der Deutschen Meisterschaft 2006. Direkt danach sahen wir in allen Zeitschriften einen Bericht des Turniers und da diese Berichte noch nicht sooo lange zurück liegen ist es ja auch nur logisch, dass Michel JETZT eine der bekanntesten Personen der Szene ist, die Kiddies behalten ihn eben im Kurzzeitgedächtnis.
Wie lange das noch der Fall sein wird hängt wohl davon ab, ob Michel jetzt zu einem konstanten Spieler wird oder ob es bei seinem einmaligen Erfolg bleibt. Ich würde ihm auf jeden Fall wünschen, dass er nicht als "Eintagsfliege" abgestempelt wird, doch das liegt ja in seiner eigenen Hand.
Hier sehen wir also auch ganz hervorragend, wie schnell sich die Rangliste theoretisch ändern könnte. Angenommen, Michel würde in den nächsten 6 Monaten kein Turnier mehr gewinnen, schon wäre er fast wieder von der Liste gerutscht. So schnell kann's gehen (merkt man, wie toll ich hier psychologischen Druck auf den armen Michel aufbaue?).
Das ist wohl eine sehr große Überraschung für viele Leser, doch ich bin der Meinung, dass Manuel de Oliveira wirklich SEHR bekannt ist. Eine "Eintagsfliege" bleibt kaum jemanden länger in Erinnerung. Wenn ich heute einen von mehreren Pharaoh Tour Stopps gewinne und dann nie mehr irgendetwas, bin ich eben wirklich nur "König für einen Tag". Schon ein paar Monate später kennt mich niemand mehr.
Manuel hat nicht nur den ERSTEN Pharao-Tour Stopp (2004 in Stuttgart) gewonnen, sondern auch noch einen 2005 in Olten! Dazu ist er immer vorne mit dabei, wenn ein größeres Turnier in der Schweiz ansteht und abgesehen davon war er auch schon in San Francisco auf einer Shonen Jump dabei und hat dort nach den Vorrunden Platz 1 belegt. Das spricht sich natürlich gerade im Message Board herum, doch zudem war Manuel auch schon sehr viel häufiger in den Fachzeitschriften abgelichtet, als andere Spieler. Diese Konstanz bringt ihm den entscheiden Vorteil ein, der ihn so weit nach oben in die Top 10 befördert.
"Vitte" fällt vor allem durch seine Konstanz auf. Kaum ein anderer Spieler war schon so regelmäßig vorne mit dabei und hat auch öfters mal etwas gewonnen. Top 16 auf der DM 05 und Top 8 auf der DM 06, dazu der Sieg auf der PT Leipzig und noch weitere Top 8 auf den restlichen Pharaoh Tour Stopps! Und selbst hier endet die Liste von Vitte's Erfolgen nicht, denn er rockt auch noch regelmäßig kleinere Turniere. Selbst in Italien ist der Berliner gefürchtet, da er sogar deren bessere Spieler eiskalt mit einem Burner 'rasierte' (Wortspiel-Counter++)!
Inzwischen ist er auch im Forum etwas aktiver geworden, was natürlich auch noch dazu führt, dass sich sein Name herum spricht. Seine gute Stellung in der Weltrangliste verschafft ihm dann ebenfalls bei neueren Spielern Respekt, voraus gesetzt, sie haben auch durchschaut, wie die Liste sich berechnet.
Der Kampf um die Plätze 2 - 4 war vielleicht die engste Entscheidung der gesamten Top 10. Ich habe hier lange überlegt, ob doch eher Vitte bekannter ist als Adrian und Adrian bekannter als Manuel ist, usw. usw. usw.. Doch der zweite Platz auf der Europameisterschaft ist dann eben doch DAS Killerargument für Adrian, obwohl die großen Auswirkungen jetzt erst noch folgen werden (ich habe die einfach mal mit-eingerechnet und bin folglich meiner Zeit etwas voraus, wie man das von mir gewohnt ist).
Nicht auszudenken, wie sein Bekanntheitsgrad noch einmal weiter ansteigen würde, wenn er es nun auf der Weltmeisterschaft weit nach vorne bringt.
Durch seine häufig sehr ausgefallenen Decks stellt Adrian immer wieder unter Beweis, dass man ihn immer auf der Rechnung haben sollte, wenn es auf ein wichtiges Turnier zugeht, allerdings kann der Schuss wohl auch mal nach hinten losgehen, wie wir beim PT Finale und bei der DM in diesem Jahr gesehen haben. Doch selbst das tut der Beliebt- und Bekanntheit von "Heidi" keinen Abriss. Immerhin hat er schöne Haare, was auf der Europameisterschaft sogar einige Chorknaben zu spontanen Fangesängen hinreißen konnte.
Zwar interessiert sich David in letzter Zeit mehr dafür Artikel zu schreiben, dass wirkt sich aber kaum negativ auf seinen Bekanntheitsgrad aus. Nachdem er die Deutsche Meisterschaft 2005 gewonnen hat, hat er etwas geschafft, das bisher noch kein anderer deutscher Meister wiederholen konnte: Er begann regelmäßig über einen langen Zeitraum hinweg für Internetseiten (unter anderem auch etcg.de) und Fachzeitschriften zu schreiben.
In vielen Ausgaben der Card Master sah man dann Artikel mit David, in denen er seine Lieblingskarten vorstellt oder die Fragen von Fans beantwortet.
Solche regelmäßigen Artikel, in denen auch noch ständig das Bild von David gezeigt wurde führen schlussendlich dazu, dass David sehr bekannt wird (wir erinnern uns, die Zeitschriften sind der wichtigste Faktor für die breite Spielermasse).
Daher landet David in meiner persönlichen Rangliste auch auf Platz 1! Herzlichen Glückwunsch!
So, das war sie, die Liste der 10 bekanntesten Yu-Gi-Oh! Spieler aus Sicht der deutschen Spielergemeinde.
Normalerweise würde jetzt direkt noch die Liste der 10 bekanntesten Nicht-Spieler folgen, doch zum einen möchte ich mal zur Diskussion anregen, in der ihr das jetzt Gelesene verarbeiten könnt...
und zum anderen habe ich eigentlich den Rahmen meiner wöchentlichen Kolumne schon längst gesprengt.
Immerhin haben wir heute aber eine 'reichlich bebilderte' Ausgabe, so dass möglicherweise sogar Michel bis zum Ende durchgehalten hat ohne einzuschlafen (er 'liest' sonst nur Bilderbücher). Ich hoffe, ihr nehmt mir die längere Kolumne nicht übel und freut euch über den zusätzlichen Lesestoff!
Ich freue mich auf die anstehende Diskussion im Forum, wo wir über diese Liste sprechen können.
soul