"*Seufz*... früher... war alles anders...", pflegte schon meine Großmutter immer zu sagen und mit diesem überall bekannten Statement möchte ich meine Kolumne "Sieben Werkzeuge des Harti" einleiten. Denn diese Weisheit kann man nicht nur auf sämtliche Situationen im Leben beziehen, sondern auch auf unser beliebtes Sammelkartenspiel Yu-Gi-Oh!:

Dieses TCG hat sich nun über Jahre hinweg vom simplen Zeitvertreib zu einer Art professionellem Sport entwickelt. Erinnern wir uns an den Beginn des TCGs im Jahr 2003 zurück, so denken wir sofort an die erste Deutsche Meisterschaft, an der jeder Spieler teilnehmen durfte. Auch das lokale Schiedsrichter-Sortiment war zu diesen Zeiten dementsprechend mit nur sehr wenigen heutzutage wichtigen Dingen bewandt und somit diente ein Schiedsrichter zu diesen Zeiten gerade nur als Unparteiischer (oder zumindest sollte er das sein), der bei Unklarheiten dann das letzte Wort behielt.

So verhält sich das zwar auch heute größtenteils noch ähnlich, doch ist es fast nicht mehr möglich, ohne ein ausreichendes Wissensspektrum auf Turnieren schiedsrichtern zu können, ohne hierbei größeren Problemen zu begegnen: Nicht nur die durchaus komplizierten Spielmechaniken oder unzählige Sonderregelungen müssen sich nämlich im Kopf eines Schiedsrichters fest eingebrannt haben - auch muss dieser in sämtlichen Fällen von Player Management einen kühlen Kopf bewahren können.



Wie erhalte ich nun also solches Wissen?

Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen. Das Grundwissen übers Schiedsrichtern erhält man, indem man auf kleineren Turnieren nach und nach Erfahrung sammelt. Ausschlaggebend sind hier meist lokale Turniere, auf denen man sich allmählich im Umgang mit den Spielern üben kann und hierbei keine hohen Anfahrtskosten trägt. Man kommt also einfach als Neuling in einen nahe gelegenen Laden und bittet den Turnierorganisator darum, an dessen (regelmäßigen) Turnieren als Schiedsrichter agieren zu dürfen. Meist gibt es hier auch gar keinen Einspruch, und folglich steht dem Beginn der "Karriere" als so genannter "Judge" vorerst nichts mehr im Wege.

Aber dieser Weg dorthin ist sehr steinig und stellenweise unbequem. Als guter Schiedsrichter muss man in jedem Fall in allen möglichen Situationen - und seien sie noch so heikel - cool bleiben können und obendrein auch eine gewisse Regelkenntnis besitzen, da man ohne diese nicht nur viele Spieler verärgert, sondern auch ganz schnell - ehe man "Regelkenntnislücke" sagen kann - seinen Platz als Judge in diesem Laden verliert. Um dies zu vermeiden und sich ein solches Regelwissen anzueignen, ist man anfangs sehr auf Austauschplattformen im Internet (z.B. Foren) oder auf spezielle Dokumente angewiesen, durch welche man das geballte Wissen sehr rasch einverleibt bekommt. Man kann auch nach und nach dazulernen, indem man den etwas erfahreneren Schiedsrichtern einfach über die Schulter schaut.



Road to Nationals

Vor allem bietet sich die Road to Nationals zur Weiterbildung als Schiedsrichter an. Ist man neu und weiß noch nicht, wie viel man sich in Belangen wie Regelsicherheit und gesundem Selbstbewusstsein zutrauen kann, kann man sich gemütlich zunächst auf einer der Shop bzw. City Championships im Schiedsrichtern üben.

Fühlt man sich fähig, auf einem Turnier etwas höherer Größenordnung zu judgen, so sollte man diese Gelegenheit am Schopf packen und sich für die Regional Championships oder aber sogar für die Open Qualifier Events bewerben. Wenn man sich zuvor in der Region durch kleinere Ladenturniere einen Namen gemacht hat oder man jemanden kennt, der auch auf diesen größeren Turnieren judgen wird, wird man auch in fast allen Fällen bei den jeweiligen Turnierorganisatoren angenommen (auch "Vitamin B" genannt).

Anlässlich der aktuell laufenden RtN Events sollte man sich also an einen TO in seiner Nähe wenden, wenn man diese Möglichkeiten wahrnehmen möchte. Hier wird nämlich nicht nur vieles über größere Turniere gelernt, sondern auch die (womöglich) einzigartige Möglichkeit eingeräumt, als Judge auf einem sehr großen Turnier (wie beispielsweise den Nationals) teilnehmen zu dürfen, wo aufgrund der hohen Anfrage und der niedrigen Anzahl an Plätzen im Team nur die besten aufgenommen werden können! Immerhin sprechen sich positive Leistungen (wie Sicherheit im Regelwerk und Player Management, sowie hohes Engagement) immer relativ schnell herum und lassen sich auch immer ganz gut in den Bewerbungen für die großen Premier Events sehen.


Auch, wenn man möglicherweise noch nicht aus dem Winterschlaf erwacht ist und daher die Bewerbungszeit für die Nationals 2007 verpasst hat - oder man ohnehin möglicherweise nicht in das Team kam (was unzählige verschiedene Gründe haben kann, wie unter anderem die sehr knappe Teammitglieder-Anzahl), sollte man hier weder Halt machen noch aufgeben. Wer bei Anmeldungen für Premier Events keine Geduld zeigt und daher nach jeder Absage erstmal zwei Monate lange den großen Deprikeks spielt, sollte sich fragen, wo sein Selbstbewusstsein hin ist. Denn dieses Selbstbewusstsein braucht ein jeder Judge, daher sollte er nicht aufgeben, sondern einfach weiterhin Erfahrung sammeln. Als Folge der weiteren und ggf. auch neuen Erfahrung steigt die Selbstsicherheit - und proportional hierzu steigt (meistens) dann auch die Chance auf den heiß ersehnten Platz im Judge-Team der großen Premier Events wie beispielsweise der Pharaoh Tour 2007!


Sobald man diesen Punkt erreicht hat und in einem Team eines Premier Events eingesetzt wird, ist man jedoch bei weitem noch nicht am Gipfel des Berges angelangt. Der Weg ist weiterhin sehr lange und sehr beschwerlich. Daher landet man beim ersten Mal vielleicht "nur" als Side Event Judge im Team. Allerdings bedeutet das noch lange nicht, dass man ein schlechter Schiedsrichter ist und daher eine "undankbare Aufgabe" erhält - viel eher wird diese Aufgabe meist etwas unterbewertet und eher als Strafe angesehen, wobei das ein total verkehrter Denkansatz ist.

Bei den Side Events kann man nämlich relativ effizient weitere Erfahrung sammeln, um sich später für weitere Premier Events empfehlen zu können (vielleicht ist man ja bereits beim nächsten großen Event im Main Event dabei?). Eine Sache ist folglich ganz klar: Wer hier beginnt sich auf seinen (Pseudo-)[1]Lorbeeren auszuruhen, wird damit keinen Zentimeter weiterkommen. Viel eher sollte man sich nämlich darauf konzentrieren nicht "einzurosten", sondern sich allmählich im Team-System eines (Premier) Events zurechtzufinden, auf welches nächste Woche allerdings genauer eingegangen wird.



eTCG Teamliga

Wo wir gerade beim Stichwort "Team" waren, möchte ich noch ein paar Worte zur eTCG Teamliga verlieren. Diese hat ja bekanntlich am Montag ihre Pforten geöffnet und 17 Teams spielen innerhalb von zwei Ligen um den ersten Platz in ihren jeweiligen Tabellen. Zu gewinnen gibt es für das jeweils beste Team der beiden Ligen je 1 Display vom Yu-Gi-Oh! TCG!

Im Anhang an diese Kolumne werdet ihr daher auch des Öfteren einen kurzen Absatz zur eTCG Teamliga lesen, der euch kurz und knapp auf dem Laufenden hält.



Tops und Flops

Top: eTCG Teamliga


Unsere Freude ist so grenzenlos, dass wir es gar nicht oft genug erwähnen können: Die eTCG Teamliga hat begonnen und die Geduld der jeweiligen Teams hat sich nun end-lich ausgezahlt! Schon jetzt freuen wir uns auf die spannenden Schwankungen innerhalb unserer Liga-Tabellen (und freuen uns schon jetzt auf die dazugehörigen Flames im Forum wie z.B. "Ihr Lucker!!" und deren einfallsreiche Gegenreaktion "Eure Mütter sind Lucker!!") und warten gespannt ab, ob sich die bisher unbekannten Teams durch die Liga einen Namen machen können.




Flop: Schuld auf andere Leute schieben


Gerüchten zufolge ist es beim Team DarkSoul derzeit gerade "in", mir im Forum Flame-PNs zukommen zu lassen, dass die Ligaleitung ja "jämmerlich" sei, weil sie ihre Regeln scheinbar zu konsequent durchsetzt.

Allerdings rate ich euch von solchen PNs ab, denn das ist eher "out" - immerhin ist das dem Eigenverschulden des Teamleiters zuzuschreiben, wofür weder die Ligaleitung, noch ich ~irgendetwas~ dafür kann. Mehr als einen trockenen Bash gibt's folglich nicht zurück und mehr als ein geknicktes Ego hat's euch im Endeffekt dann nicht gebracht. Also lasst es einfach ganz bleiben.



Schlusswort

Womöglich spricht diese Artikelserie nicht alle Spieler an, da sie in erster Linie über das Judgen berichten wird. Nichtsdestotrotz hoffe ich, dass zumindest die Schiedsrichter-Zielgruppe ganz auf ihre Kosten kommt und sich vielleicht der ein oder andere inaktive Spieler am Judgen versuchen wird. Auch bin ich sehr zuversichtlich, dass es in der Zukunft auch einige unterhaltsamere Artikel für Nicht-Judges geben wird.

Mit diesen Worten beende ich diesen ersten Artikel und hoffe auf positives Feedback im Diskussionsthread!


Greets,

Harti



[1]: Dies soll nicht heißen, dass man bis zu diesem Zeitpunkt noch keine Arbeit geleistet hätte. Viel eher soll das symbolisieren, dass der bisherige Weg etwa 25% des gesamten Weges ausgemacht hat, da man sich ab hier nicht mehr hauptsächlich auf die Grundlagen des Judgens (welche früher oder später in Fleisch und Blut übergehen sollten), sondern auf die weiterführenden Aspekte konzentrieren muss.

Antworten 15


  • ach du sprichst mir aus der seele^^


    sehr gut harti wenn das ein ersatz von "Edis Ecke" werden sol ist es dir bestimmt nicht leichgefallen so eine wirklich schwere last zuzufügen. Viel Erfolg noch allen die judgen und ich wollte auhc damit anfangen und dieser artikel hat mir wirklich aufschluss gegeben , was auf mich zukommt, danke^^



    weiter so



    M - f - G

  • ich finde den artikel sehr nice^^
    beschreibt schön so den anfang den ich auch mitgemacht habe
    BITTE WEITERMACHEN!!!


    endlich mal etwas für Judges^^
    denn auch wenn die anderen Kolumnen sehr interessant sind brauch man etwas, was einem öfters wieder ins Judgeleben zurückwirft^^

  • Artikel für das CPM schreiben, Administrator auf eTCG, HJ auf der Deutschen Meisterschaft, Kolumne auf eTCG:


    Hast du auch ein Leben? ^^


    __________


    Ehrlich gesagt ist es nichts besonderes. Es ist mehr ein Einstieg auf das wesentlich wichtige und der ist dir gut gelungen. :)


    Kaiba

  • Ganz ehrlich gesagt:
    Da bekommt man (sogar als aktiver Spieler) richtig Bock aufs Judgen...
    Geiler Artikel!
    Hoffe ich bekomm noch mehr solcher Artikel zu lesen.
    :daumen:


    MfG, Guardic

  • Zitat

    Original von Kaiba
    Artikel für das CPM schreiben, Administrator auf eTCG, HJ auf der Deutschen Meisterschaft, Kolumne auf eTCG:


    Hast du auch ein Leben? ^^


    Kaiba


    Hast vergessen, dass er doch am Samstag auch noch ne Regio "headjudged"!
    Evtl. is' er auch nur dazu in der Lage, sein Leben gut zu organisieren, dann schafft man so ein Pensum doch ziemlich leicht und hat auch noch "wirkliche" Freizeit. Und wenn's einem Spaß macht, doch umso besser, oder?




    Mir gefiel der Artikel echt sehr gut. Dachte mir zunächst, dass ich ihn eher nur überfliegen werde, da - wie du ja bereits angesprochen hast - einige User das Thema dann doch nicht ganz so zu interessieren scheint, aber einmal angefangen, hab' ich nicht wirklich gemerkt, wie "schnell die Zeit doch vergeht" und schon war ich durch.
    Schön geschrieben und informativ!


    MfG,
    Chronos

  • Der Artikel ist gut. Hab aber eine Frage an alle, die Ahnung haben, bzw. speziell an dich Harti.


    Wie weiß ich ob ich genug Regelkenntnisse hab um es mal als judge zu versuchen? Ich würde meine Regelkenntnisse als gut einstufen, obs reicht ist ne andere Frage. Möchte ja nicht als Nichtswisser oder schlimmeres dastehen...^^


    Also?

  • Zitat

    Original von Szaki
    Der Artikel ist gut. Hab aber eine Frage an alle, die Ahnung haben, bzw. speziell an dich Harti.


    Wie weiß ich ob ich genug Regelkenntnisse hab um es mal als judge zu versuchen? Ich würde meine Regelkenntnisse als gut einstufen, obs reicht ist ne andere Frage. Möchte ja nicht als Nichtswisser oder schlimmeres dastehen...^^


    Also?

    Das ist kein guter Weg.


    Das Judgewerden ist wie das Klettern auf einen Baum. Hast du die Wurzel erklommen so ist die Krone nicht weit.
    (Greetz an RockSahne)

    Das wichtigste überhaupt ist das eigene Selbstvertrauen. Zweifel, sowie Unsicherheiten sind hier komplett fehl am Platze. Versuche dich am Test und du wirst sehen, wie weit du es schaffst, wobei man davon ausgehen kann, den RK 01 bestehen zu können, hat man sich die XGM einmal durchgelesen. Hast du das verstanden, so ist der Erfolg zum Bestehen des RK 01er Tests nicht weit entfernt. :)


    _______


    Kaiba

  • Nimm dir Kaiba als Vorbild, er meint er hat immer Recht. =P


    Ganz guter Einstieg für eine Artikelserie rund ums Judgen..


    .. is ja auch kein einfaches Thema zum Schreiben.^^


    Zitat


    Wie weiß ich ob ich genug Regelkenntnisse hab um es mal als judge zu versuchen? Ich würde meine Regelkenntnisse als gut einstufen, obs reicht ist ne andere Frage. Möchte ja nicht als Nichtswisser oder schlimmeres dastehen...^^


    Ich hab damals nur mit den Regelfragenpart begonnen und mich mit den dort auftretenden Fragen auseinandergesetzt und zur PT 2004 in Köln beworben.
    Es ist also kein Level 3 Rulings Knowledge Level nötig um sich bewerben zu können.
    Selbstvertrauen und Spielmechanikverständniss sollten allerdings schon da sein. Der Rest ist Erfahrung. :)


    ~ Mario




  • Ist das so etwas ähnliches wie souls Trends der woche??? Während deine [1] [2] [3] usw. Souls * erstezen??? Tja.......fast ein wenig eine familie.......


    Aber ich muss sagen: Super Artikel:daumen:
    Das heisst dann wohl, Adrians kolume kommt nicht mehr...............



    Noch so Frage: Wieso hat der Judge-test eine Altersgrenze???

  • Gefällt mir der Artikel, du hast eine gute Schreibweise.


    Da ich selbst auch gerne mal Judgen möchte (für das Spielen fehlt mir das Glück^^), fand ich den Artikel natürlich auch erst recht lesenswert.
    Wäre ich nicht schon für die DM qualifiziert, hätte ich mich auch rangehalten ein paar Events mal als Judge zu bestreiten, aber so hat das ja noch ein wenig Zeit.


    Bin aber auf jeden Fall gespannt, was du uns nächstes Mal für ein Thema bescherst.^^

  • Diskutieren Sie mit! 5 weitere Antworten