Die Europameisterschaft steht kurz bevor und wie gewöhnlich interessieren sich nicht nur all diejenigen, die direkt vor Ort ihr Können unter Beweis stellen dürfen, dafür, was die Konkurrenz so zu bieten hat, sondern auch all die Daheimgebliebenen werden sich natürlich gespannt fragen, wer – und v.a. welches Deck – letztendlich das Rennen machen wird.


In Anbetracht der Deckvielfalt, die aktuell zu herrschen scheint, lässt sich hier sicherlich keine klare Antwort finden, gibt es doch einfach zu viele Deckarten, die derzeit Erfolg versprechen.


Ob Diamond Dude-Turbo-, Monarchen-Control-, Demise-OTK- oder Gadget-Decks, das regionale wie auch überregionale Meta-Game, sofern man es aktuell überhaupt als solches bezeichnen kann, dürfte derzeit wohl eine dieser Deckarten repräsentieren. Aber sind damit schon alle spielstarken Möglichkeiten, die uns das Yu-Gi-Oh!-Universum derzeit bietet, ausgeschöpft? Wohl kaum.


Masse statt Klasse oder Klasse statt Masse oder Klasse und Masse?


Ehrlich gesagt, finde ich es ziemlich erschreckend, mit welcher Hartnäckigkeit und Überzeugung sich ein Großteil der Spielergemeinschaft auf diesen doch vergleichsweise relativ kleinen Anteil des zur Verfügung stehenden Kartenpools beschränkt. Denn bis auf minimalste Veränderungen lassen sich die gespielten Deckarten oft kaum voneinander unterscheiden.


Den Hauptgrund für die Phänomene Meta-Game und Netdecking dürfte wohl die Erfolgsgeschichte derartiger Deckarten darstellen und von dieser angespornt, versuchen nun einfach viele Spieler auf den fahrenden Zug aufzuspringen und ebenfalls erfolgreich zu sein.

Oftmals werden dann einfach andere Strategien als „praktisch unspielbar“ oder „nicht konkurrenzfähig“ abgestempelt, ohne dass man sich mit ihnen im Vorfeld richtig auseinandergesetzt hat. Diese – meist voreiligen – Schlüsse mancher Spieler sorgen so nicht selten auch dafür, dass sich andere Spieler von exotischeren Strategien abwenden und einfach in der Vergangenheit erfolgreiche Decks nachbauen.

Andere Spieler sind evtl. einfach zu bequem (um nicht zu sagen „zu faul“) oder unkreativ, um das Potential zu erkennen, welches mittlerweile auch im westlichen Kartenpool schlummert. Das Yu-Gi-Oh!-TCG beschränkt sich schon lange nicht mehr nur auf bloße Beatdown-Strategien.

Und wieder andere trauen es sich einfach nicht zu – sei es aus Angst davor, nur müde belächelt zu werden oder aufgrund mangelnden Selbstvertrauens – selbst ein Deck auf die Beine zu stellen.


Doch sehen wir uns diese drei Gruppen einmal etwas genauer an:


Die Erfolgshungrigen:


Hauptanreiz für das Kopieren erfolgreicher Deckarten ist für diese Spieler wohl der Faktor Erfolg.

Man will selbst vom Ruhm anderer profitieren und bei Turnieren möglichst gut abschneiden. Aber zu welchem Preis? Um im Nachhinein von anderen Netdeckern als Netdecker beschimpft zu werden?

Diesen Spielern ist die Monotonie der sich oft nur geringfügig ändernden Decklisten meist selbst bewusst, dennoch möchte man um des Erfolgs willen nicht auf ein anderes Deck umsteigen. Man hat zwar womöglich ein Turnier für sich entscheiden können, aber um ehrlich zu sein, den Ruhm und die Anerkennung ernten meist Spieler, deren kreativere Deckideen sie zwar weit nach vorne aber oftmals nicht bis ganz nach oben gebracht haben. Hier muss man sich nur einmal die vergangene Deutsche Meisterschaft in Erinnerung rufen: Das Deck, das viele mit diesem Event verbinden, ist nicht etwa das Siegerdeck, sondern der bis dato eben einmalige Makrokosmos-Built, mit dem sich Adrian Madaj durch das Turnier kämpfte.


Die Spielstärke anderer Deckarten wird solchen erfolgshungrigen Spielern leider meist erst dann klar, wenn ein größeres Event von einem Nicht-Meta-Deck gewonnen wird.


Andererseits lässt es sich natürlich durchaus nachvollziehen, dass sich bei einem derart großen Event wie etwa der Europameisterschaft viele Spieler schlichtweg auf ein Deck verlassen wollen, mit dem sie bereits Erfahrungen gesammelt haben und dessen Verhalten in verschiedenen Situationen sie kennen. Hier ist es oftmals einfach zu riskant, neue Strategien auszuprobieren, mit denen man sich vorher eben noch nicht so ausführlich befasst hat.

Doch wieso verhält es sich dann auf all den kleineren Turnieren, bei denen es nicht um einen bestimmten Titelgewinn oder irgendeine Qualifikation geht, ähnlich? Sind nicht gerade diese Veranstaltungen wie dafür gemacht, einmal etwas Neues auszuprobieren? Also wieso nutzt man diese Gelegenheit nicht einfach?


Die Bequemen:


Diese Spieler sind einfach zu unkreativ, um sich selbst Gedanken über andere Strategien zu machen. Der Spaßfaktor übertrifft hier zwar meist den Erfolgswunsch, aber man will eben auch dazu gehören und imitiert dann die Decks anderer, um nicht den Anschluss zu verpassen, frei nach dem Motto Dabeisein ist alles!. Eine ziemlich trostlose Einstellung wie ich meine, denn wenn man vorgibt sich für das Sammelkartenspiel zu interessieren, nur weil es den eigenen Freunden gefällt und sich mit dem Hobby an sich eigentlich nicht wirklich identifizieren kann, wäre es wohl sinnvoller, die eigene Freizeit anders zu gestalten.


Die Zurückhaltenden:


Diese Gruppe wird meist von Spielern repräsentiert, die am liebsten nicht auffallen möchten und das schon gar nicht mit einem Deck, welches von anderen womöglich als schlecht bezeichnet werden könnte. Man traut sich einfach nicht, eigene Ideen auch in die Tat umzusetzen, aus Angst davor, Fehler machen zu können. Doch bekanntlich lernt man ja aus Fehlern und selbst bei einem nur mittelmäßigen Abschneiden des selbst entwickelten Decks kann man letzten Endes zumindest behaupten, es nun einmal selbst entworfen zu haben. Außerdem lassen sich nur so Schwachstellen der eigenen Strategie ausfindig machen, was einem dabei hilft, das eigene Deck zu verbessern.


Mach dein Ding!


Mit Freuden stell’ ich tagtäglich fest, dass v.a. der Themen-Deck-Part im Deck-Rating-Bereich unseres Forums zusehends größeren Anklang bei den Usern findet. Denn anders als im allgemeinen Bereich des entsprechenden Unterforums, wo sich die User-Gemeinde auf das Posten häufig gespielter und erfolgreicher Decklisten beschränkt, findet man hier die, wie ich persönlich finde, kreativeren Spieler und Ideen. Und viele davon hätten – meiner Meinung nach – durchaus auch das Zeug dazu, in Sachen Spielbarkeit mit dem derzeitigen Metastrom mithalten zu können.

Doch entweder ist gerade dieser User-Anteil turniertechnisch dermaßen inaktiv, oder das Vertrauen in die eigenen Ideen ist einfach zu klein. Oder wie lässt sich die Tatsache erklären, dass man derart kreative Decks eher selten auf Turnieren zu Gesicht bekommt?

Gebt euch und euren Ideen doch einfach einmal die Chance, sich beweisen zu können!


Im Hinblick auf die jüngere und daher oftmals unerfahrenere Gruppe von Spielern, würde ich mir wünschen, dass man ihnen und ihren Deckideen im Einsteiger-Bereich ebenfalls etwas mehr Beachtung schenkt – Sie sind es nämlich, die die Yu-Gi-Oh!-Gemeinschaft am Leben und Wachsen halten!

Denn Verweise oder Links zu metaähnlichen Deckstrukturen sind für die wenigsten dieser Spieler hilfreich, haben doch v.a. sie ihre Lieblingskarten, die sie unbedingt weiterspielen möchten, sowie den Spaß an der Sache selbst im Auge.

Es ist sicherlich oftmals sehr schwierig, solche Decks vollständig zu raten, da viele Grundlagen zunächst einmal ausführlicher erklärt werden müssten, aber ich bin mir sicher auch kleinere Hinweise und Tipps sind für diese Spieler bereits Gold wert und stammen diese dann womöglich auch noch von einem Spieler, der sich regelmäßig in den Tops größerer Turniere herumtreibt, ist die Freude natürlich umso größer.


Das Interesse an ungewöhnlicheren Decks ist auf jeden Fall gegeben! Nun liegt es an uns allen, diesem Interesse auch nachzukommen!


Egal ob man nun auf ein neues Konzept oder aber auf eine altbekannte Strategie setzt, ich wünsche all denjenigen, die am kommenden Wochenenden in Turin an den Start gehen werden, viel Erfolg auf der Europameisterschaft und hoffe, dass die deutschen Spieler einmal mehr beweisen können, dass sie zur Weltelite gehören!


Karte der Woche



Ob man sie nun mit Pyramidenschildkröte, Riesenratte, Flinker Momonga, Newdoria, Explodierdrache, Vampirlord, Fusilierdrache, die Doppelmodusbestie oder den Monstern aus der Finsteren Welt kombiniert, Kräfte Rauben lässt sich trotz der Tatsache, dass die Fallenkarte auch die Effekte eigener Monsterkarten unterbinden kann, nach wie vor ziemlich leicht spielen und kann im aktuellen Format einer ganzen Reihe von Decks den Saft abdrehen:


Wie wird sich ein Schicksalshelden-Deck beispielsweise schlagen, wenn Schicksalsheld-Diamond Dude effektlos auf dem Feld liegt und einem Schicksalsheld-Disc Commander keine neuen Deckkarten beschert?

Welche Gefahr stellt ein Demise-OTK-Deck dar, wenn Manju der zehntausend Hände keine Ritual-Bestandteile aus dem Deck suchen und Demise, König des jüngsten Tages nicht mehr das ganze Feld leer räumen kann?

Auf welche Art und Weise werden Zaborg, Monarch des Donners, Raiza der Sturmmonarch oder Roter Apparat* wohl Vorteil erwirtschaften, wenn ihr Effekt nicht mehr zum Tragen kommt? Wie ist es um Die Sechs Samurai-Monster bestellt, wenn sie sich nicht mehr gegenseitig beschützen und was bringen einem die Kristallungeheuer, wenn sie nach der Zerstörung nicht in die Zauber- und Fallenkartenzone gelegt werden können?


Anhand dieser wenigen Beispiele lässt sich das Potential, welches in der Karte Kräfte Rauben schlummert, bereits sehr gut erkennen. Daher ist die Fallenkarte auch meine Karte der Woche und wer weiß, vielleicht schafft sie es ja auch bei der bevorstehenden Europameisterschaft für Furore zu sorgen.


Deck der Woche


Da mich die U.S. Nationals dieses Mal leider ziemlich enttäuscht haben und ich persönlich dem Built aus Goldd, Wu-Fürst der Finsteren Welt und Injektionsfee Lily den Titelgewinn am ehesten gegönnt hätte, habe ich mich dieses Mal für ein Deck aus dem Deck-Rating-Bereich entschieden, von dem ich hoffe, dass es in der Tat am kommenden Wochenende in Turin an den Start gehen wird.


Soners D-Kristall Turbo-Deck scheint mir in dieser Hinsicht wirklich Erfolg versprechend zu sein, da es nicht nur die Geschwindigkeit eines Diamond Dude-Turbo-Decks mit den OTK-Möglichkeiten der Kristallungeheuer verbindet, sondern sich zusätzlich auch noch auf Forest Green Guard Baboon verlässt, der hier nicht nur schnell zur Stelle sein sollte, sondern der andererseits auch noch einen ordentlichen Beatstick darstellt, der es ermöglicht auch ohne Kristallüberfluss den Gegner in die Knie zwingen zu können.



Vielen Dank für die Aufmerksamkeit!


MfG,

Chronos









*In weiser Voraussicht und um Missverständnissen dieses Mal bereits im Vorfeld vorzubeugen, habe ich mich dazu entschlossen, nicht mehr den angriffsstärksten der Gadget-Brüder, als Repräsentanten der kleinen Gruppe von Maschinen zu wählen und bin kurzerhand auf die Farbe „rot“ umgestiegen.


Antworten 18

  • Das war ja fast schon Edi-Style ;)
    Sehr schöner Artikel, der eine alt-bekannte Problematik des Spiels aufgreift. Ich hätte vielleicht noch dazu gesagt, dass Netdecken an sich nicht das schlimmste ist. Mittlerweile schaffen es nur noch ganz wenige, ein Deck zu bringen, dass wirklich absolut neu ist. Jedes Deck ist irgendwie inspiriert von einem anderen. Ich hole mir die meisten meiner Ideen aus dem Internet, nur versuche ich sie weiterzuentwickeln, ihnen meinen eigenen Style zu geben.
    Netdecken finde ich nicht schlimm. Schlimm finde ich, wenn man sich dann auf "sein" Deck feiert. Ich finde es OK, wenn man sagt: Ich hab das Deck aus dem Netz, es läuft gut und jetzt will ich es mal für mich testen. (bei der ÖM hat doch irgendwer "unser" Siegerdeck genommen und es auch direkt zugegeben). Das find ich OK.
    Sehr lobenswert dein Aufruf, mal in die Einsteigerdecks zu schauen. Werde das in Zukunft auch öfter tun.

  • ein super artikel, echt^^ joa das dw is schon ganz ok aber ich find da sist zu draw lastig un das von soner ist eig schon perfekt^^


  • also da bin ich 100% deiner meinung, ich kann mich auch nur 1 mal fürn sc zn qualifiezieren also spiel ich ein deck, mit dem ich mich auch extrem sicher qualifiezier den wie du sagt ich hab auch rl^^und nich den ganzen tag zeit zum testen etc also spiel ich ein deck das auch stabiel läuft


    das mit dem macro deck find ich nich weiter schlimm, man kanns halt nich in noch besser spielen, aber adrian spielt zb kein normalo monarch d hero etc langweiloigstandart control sondern was kreatives


    der artikel war und is aber top

  • Deutscher Titel < Englischer Titel

  • Also, wie immer top, das kann ich guten gewissens sagen. Aber ich finde das das Macro Deck nicht soo einfallsreich. Es gibt andere Decks, die Exotischer sind und ewentuell auch spielstärker^^


    MFG


    M.boy

  • Zitat

    Original von Edi
    Deutscher Titel < Englischer Titel


    The deer jumps high, the deer jumps far;
    he can do it, he has time and he is a star.


    ________________________


    Ich fand den Artikel gut und freue mich auf den nächsten. :)


    M-F-G
    Kaiba

  • Der Artikel ist wieder sehr gut und ich glaube das es immer weniger leute geben wird die immer nur siegerdecks nachbauen was nach meiner meinung das momentane meta beweißt

  • Hmm, es gibt sicherlich ncoh viel mehr Gründe, warum wenige interssante Decks gespielt werden. Ich z.B. habe überhaupt nciht die Karten / das Geld, jedes Deck zu spielen, dass ich gerne spielen würde. Ich habe mein kleines, feines Burnerdeck und alles andere muss bei mir über Proxis/OGP laufen. Somit spiele ich auf jedem Turnier ein recht langweiliges Deck, wenn ich mir nicht irgendwas anderes zusammenschnorren kann.

  • Der Artiekl war gut gelungen, jedoch fehlt mir dieselbe Gruppe wie Nimrod Hellfire.
    Mir geht es genauso wie ihm, ich spiele zwar kein genetdecktes Deck aus den Tops von irgendwoher (auch wenn mich da ein Freund andauernd dazu überreden zu versucht) und habe oft eine Menge Ideen, doch dummerweise fehlen mir zu ca.50% meiner Ideen die Karten, und sie sich zu holen, für ein Deck, das ich an einem Turnier, und dann voraussichtlich erst nach einer langen Zeitspanne - nie mehr spiele (wird sonst einfach zu langweilig), ist mir einfach zu teuer.


    Gruß,
    Uwe

  • Guter Artikel,auch wenn ich eine Kleinigkeit anzumerken habe: Es ist nämlich einfach frustrierend,wenn man mit einem tollen "eigenen" Deck bei einem Turnier (auch wenn es 'nur' ein kleines Turnier ist) sehr schlecht abgeschnitten hat und wenn sich das mehrmals wiederholt,dann greifen fast alle Spieler eben wieder zum Meta zurück-aber dafür kannst du ja nichts! :))
    Ansonsten,wie gesagt,ein toller Artikel mach weiter so.
    MfG,Power Bond

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