Eigentlich wollte ich heute wieder gewohnt meine Kolumne schreiben, denn mein Sprachaufenthalt in Oxford ist vorüber und ich bin seit Samstag wieder in der Schweiz. Unglücklicherweise habe ich mich aber auf dem Rückflug bzw. am letzten Abend ziemlich stark erkrankt und konnte seit Samstag Abend aufgrund ständiger Kopfschmerzen nichts tun. Daher muss heute das hoffentlich letzte Mal meine Kolumne ausfallen. Stattdessen hat Gam dem Artikelschreiber-Team einen netten Artikel über die Geschichte diverser Karten zukommen lassen und ich hoffe, dass dieser Artikel euch gefällt. An dieser Stelle einen herzlichen Dank meinerseits an Gam!


PS: Falls ihr es noch nicht gemerkt habt ... dieser Absatz ist von Huy!


Die Gladiatorungeheuer


Ich persönlich bin mir durchaus der Tatsache bewusst, dass viele Leute das Kartenspiel ihrer Wahl lediglich spielen, weil es ihnen Spaß macht oder weil sie erfolgreich darin sind und so auch den ein oder anderen Profit daraus ziehen können. Die Karten, die man zum Erreichen seiner Ziele benutzt, sind dann meist auch nur Mittel zum Zweck - nicht mehr und nicht weniger. Natürlich findet man dann doch mal das Artwork von Karte xy ziemlich cool oder einen Kartennamen besonders witzig, aber wirklich Gedanken macht man sich meist nicht darüber. Dagegen ist ja erstmal auch gar nichts einzuwenden.


Mich jedoch z.B. interessiert auch immer ein wenig, woher die Ideen für die Karten eigentlich kommen, ob sie eine besondere Hintergrundgeschichte vorweisen können oder ob es sinnträchtige Verknüpfungen zwischen verschiedenen Karten gibt - allgemein ob hinter einer Karte ein tieferer Sinn steckt oder nicht. Und sicherlich stehe ich mit dieser Art von Interesse an den Karten auch nicht allein da (hoffe ich zumindest…. ö.ö).


Die Gladiatoren beispielsweise spielen seit einiger Zeit ganz weit oben mit, aber die Zeit für eine genauere Recherche haben sich sicher die wenigsten genommen. Mich, der ich hin und wieder selber gern mal auf die Gladis zurückgreife, packte jedoch neulich mal die Neugier und ich forschte etwas nach. Und zu meinem eigenen Erstaunen ist tatsächlich fast jedes einzelne derzeit existierende Gladiatorungeheuer zumindest seines Namens nach historisch verwurzelt. Und genau das möchte ich euch in diesem Artikel näher bringen.


Los geht’s:


GLAS-DE000 Gladiatorungeheuer Oktavius

Beim Namen des chronologisch ersten Vertreters der Gladi-Familie denkt man erst einmal automatisch an den Begriff der Oktave. Als Oktave (lat. oktava: „die Achte“) bezeichnet man in der Musik ein Intervall, bei dem die Frequenz des tieferen zu der des höheren Tons im Verhältnis 1:2 steht. Nur was hat das nun mit dem Gladiatorenthema zu tun? Richtig, nix!


Also muss man an anderer Stelle ansetzen:

Oktavian beispielsweise ist auch ein männlicher Vorname. Und eben dieser Name ist die deutsche Verkürzung des lateinischen Oktavianus, das sich vom Gentilnamen Oktavius ableitet. (z.I.: Gentilnamen waren stets der zweite Teils eines antiken römischen Namens und somit vergleichbar mit unseren heutigen Nachnamen). Nun gab es einen Kaiser Augustus (geb. 63 v. Chr.; gest. 14 n. Chr.), dessen Geburtsname jedoch Gaius Oktavius lautete. Nach der Adoption durch Julius Caesar war sein formeller römischer Name Gaius Julius Caesar Oktavius, den er in dieser Form wohl nie geführt hat. In der modernen Geschichtswissenschaft wird er für die Zeit bis zur Verleihung des Titels Augustus dennoch mit Oktavius bezeichnet.


Schaut man sich das Artwork von Gladiatorungeheuer Oktavius einmal genauer an, so entdeckt man in seiner rechten Hand ein Zepter, welches den kaiserlichen Status belegen könnte. Der Kranz über seinem Kopf könnte darüber hinaus die sogenannte „Bürgerkrone“ darstellen, welche Augustus auf historischen Bildnissen meist trägt.


Kaiser Augustus mit Bürgerkrone


GLAS-DE017 Gladiatorungeheuer Alexander

Alexander stammt von dem altgriechischen Namen Alexandros, und bedeutet soviel wie Der die (fremden) Männer abwehrt oder auch Der Beschützer. Der bedeutendste Träger dieses Namens ist sicherlich Alexander der Große, auch Alexander III genannt. Alexander der Große war ein griechisch-makedonischer König, der während seiner Amtszeit die Grenzen seines Reiches durch den „Alexanderzug“ nach Persien und Ägypten bis an den indischen Subkontinent ausweitete. Ich denke, er dient auch als Vorbild für den Namen dieses Gladiatorungeheuers.


Büste Alexanders des Großen


GLAS-DE018 Gladiatorungeheuer Spartakus

Spartakus war ein römischer Sklave und Gladiator, der laut Quellenlage römischer Geschichtsschreiber aus Thrakien stammte - eine Herkunft, die letztlich nur vermutet werden kann. Historische Bedeutung erlangte er als Anführer eines nach ihm benannten Sklavenaufstandes im Römischen Reich der Antike während der späten Römischen Republik.


Spartakus-Statue beim Pariser Louvre


GLAS-DE019 Gladiatorungeheuer Murmillo

Der Murmillo war ein schwerbewaffneter römischer Gladiator. Der Name leitet sich von Murma ab, einem Seefisch, der in Netzen gefangen wurde. Der Murmillo wurde nämlich ursprünglich vor allem gegen Gladiatoren eingesetzt, die mit Netzen bewaffnet waren. Ein besonders schönes Beispiel, bei dem sowohl Name als auch Artwork der Karte wunderbar mit ihrer Abstammung übereinstimmen.



GLAS-DE020 Gladiatorungeheuer Bestiari

Die sogenannten Bestiarii waren diejenigen Gladiatoren, die sich in den Kampf mit wilden Tieren begaben. Viele von ihnen waren zum Tode Verurteilte, denen keine andere Wahl blieb, einige jedoch kämpften auch freiwillig. Nur letztere aber besaßen einen wirklich anerkannten Gladiatoren-Status.



GLAS-DE021 Gladiatorungeheuer Laquari

Der Laquearius (bedeutet übersetzt soviel wie Lassokämpfer), der flüchtende Menschen mit einem Lasso einfing, wird nur von Isidor von Sevilla erwähnt. Dies deutet aber eher auf Arenabedienstete bei Hinrichtungen hin als auf Gladiatorenkämpfe.


GLAS-DE022 Gladiatorungeheuer Hoplomus

Auch der Hoplomachus (abgeleitet vom altgriechischen Hoplomachia = Kampf mit schweren Waffen) war bis an die Zähne bewaffnet. Seine Waffen waren eine mittellange, leichte Stoßlanze und ein geradklingiges Kurzschwert in der Schildhand. Seine Rüstung bestand aus einem attisch-böotischen Helm, einem Armschutz am Lanzenarm, einem kleinen, stark konvex gewölbten Rundschild aus Bronze, eng anliegenden Hosen oder Bandagen um die Beine und zwei sehr hohen Beinschienen. Bekleidet war er mit einem Lendenschurz und einem Gürtel.


links der Hoplomachus


GLAS-DE023 Gladiatorungeheuer Dimakari

Der Dimachaerus kämpfte mit zwei Dolchen und trug einen gepolsterten Leibschutz, Bandagen am Dolcharm und an den Beinen, zuweilen auch Beinschienen, aber keinen Helm. Seine weitere Ausrüstung und Existenz ist nicht gesichert, da er nur auf zwei Inschriften bezeugt ist.


GLAS-DE024 Gladiatorungeheuer Sekutor

Der Secutor (lat. Verfolger) wurde auch als Contraretiarius (lat. Antinetzkämpfer) bezeichnet. Um dem Wurfnetz seines Gegners keinen Angriffspunkt zu bieten, trug er einen eiförmigen Helm der nur sehr kleine Augenlöcher besaß. Der Secutor war lediglich eine speziell ausgebildete Variante des Murmillo, weswegen der Großteil seiner Ausrüstung auch mit dessen übereinstimmte.



GLAS-DE044 Gladiatorungeheuer Heraklinos

Für diesen Vertreter der Gladi-Familie gibt es gleich 2 Ansätze, die als Vorbild für seinen Namen gedient haben könnten. Zum einen wäre da Herakles (lat. Hercules); ein für seine Stärke berühmter altgriechischer Nationalheros, dem göttliche Ehren zukamen und der in den Olymp aufgenommen wurde. Er war Heil- und Orakelgott, Beschirmer von Sportstätten und Tempeln. Seine Attribute sind das Fell des Kithäronischen Löwen, sowie Keule, Bogen und Köcher.


Weiterhin gab es da auch noch die historisch nachgewiesene Person des Herakleios. Herakleios war von 610 bis 641 oströmischer bzw. byzantinischer Kaiser. Er war einer der bedeutendsten byzantinischen Herrscher und kann zugleich als der letzte Herrscher der Spätantike und als der erste Kaiser des mittelbyzantinischen Reiches gelten. Die von ihm begründete Dynastie sollte bis zum Jahre 711 regieren. Herakleios' gesamte Regierungszeit war von einem militärischen Abwehrkampf gegen äußere Aggressoren geprägt, zuerst gegen die Perser, später dann gegen die Araber.


Gerade letztere Information weist, meiner Meinung nach, starke Parallelen zu Gladiatorungeheuer Heraklinos´ Zauber oder Fallen-abwehrenden Effekt auf und macht den oströmischen Kaiser Herakleios zu dem wahrscheinlicheren Namensgeber.


Solidus des Herakleios mit seinen Söhnen Konstantin III und Heraklonas


GLAS-DE081 Gladiatorungeheuer Torax

Diese Art des Kämpfers hatte eine Bewaffnung, die noch auf seinen thrakischen Ursprung hinweisen sollte. Der Thraex war mit einem Schwert mit gekrümmter Klinge und einem kleinen, gewölbten Rechteckschild ausgestattet und trug einen Helm mit Visier, der von einem Helmkamm mit Greifenkopf gekrönt war. Als Schutzkleidung trug er am rechten Arm einen gesteppten Armschutz. An beiden Beinen trug er gesteppte Beinschütze, die weit über die Oberschenkel reichten. Darüber hatte er über das Knie reichende Beinschienen angelegt. Der Gegner des Thraex war fast immer der Murmillo.



PTDN-DE001 Gladiatorungeheuer Andal

Der Andabates wird von Cicero erwähnt und taucht in der Kaiserzeit nicht mehr auf. Unklar ist, ob es sich um eine eigene Gattung handelte oder ob es einfach nur Gladiatoren der üblichen Gattungen waren, deren Augen auf irgendeine Art und Weise verbunden waren, sei es durch eine Augenbinde oder durch einen Helm ohne Augenlöcher. Dieser Gladiator war sehr stark auf sein Gehör angewiesen, da ihm mögliche Reaktionen des Publikums oder Atemgeräusche Aufschluss über den Standpunkt seines Gegners geben konnten.


PTDN-DE031 Gladiatorungeheuer Darius

Der Essedarius war eine weitere Gladiatorenart, die nur gegen ihresgleichen kämpfte. Der Name leitet sich von Essedum, der Bezeichnung für einen keltischen Streitwagen her. Man nimmt an, dass die Essedarii in ihren Ursprüngen den Kampf vom Streitwagen her eröffneten und dann abstiegen und zu Fuß weiterkämpften.


LODT-DE044 Gladiatorungeheuer Gyzarus

Die Herkunft dieses Namens ist zugegebenermaßen sehr schwer herleitbar gewesen. Doch zumindest einen logischen Ansatz konnte ich ausmachen. Übersetzt aus dem Japanischen lautet der Name dieses Monsters Gladial-Beast Kaiseris – und als der wohl bekannteste römische Kaiser (obwohl er nicht mal wirklich einer war) gilt wohl Gaius Julius Caesar.


Caesar (geb. 100 v. Chr.; gest. 44 v. Chr.) war ein römischer Staatsmann, Feldherr und Autor. Im römischen Bürgerkrieg (49-45 v. Chr.) führte er das Ende der römischen Republik herbei, indem er sich zum Alleinherrscher ausrief. Nach seiner Ernennung zum Diktator auf Lebenszeit fiel er einem Attentat zum Opfer. Caesars Name wurde zum Bestandteil des Titels aller nachfolgenden Herrscher des römischen Kaiserreichs. In der römischen Spätantike und im Byzantinischen Reich bezeichnete der Titel „Caesar“ einen Mitherrscher.


Porträt-Kopf von Julius Caesar; Antikensammlung Berlin


TDGS-DE024 Gladiatorungeheuer Equeste

Der Ausdruck Eques bedeutet soviel wie „Reiter“ (lat. equus, „Pferd“; Plural equites, oft als „Ritter“ übersetzt). Die Equites eröffneten mit ihrem Kampf die Gladiatorenspiele. Sie waren mit einem Krempenhelm mit Visier, einem flachen Rundschild und Lanze sowie einem Kurzschwert bewaffnet. Im Gegensatz zu allen anderen Gladiatorengattungen, welche nur mit einem Lendenschurz bekleidet waren, trugen sie Tuniken. Sie begannen den Kampf zu Pferd, stiegen dann ab und setzten den Kampf mit den Schwertern fort. Auf bildlichen Darstellungen sind sie zumeist in der Endphase des Kampfes dargestellt, also vom Pferd abgestiegen und zu Fuß mit Schwertern kämpfend.


Neben den bisher verwendeten Gladiatorentypen gab es noch viele weitere, wie z.B. den Retiarius, den Scissor oder den Sagittarius – um nur einige zu nennen. Das lässt darauf hoffen, dass wir auch in zukünftigen Booster-Editionen immer mal wieder mit einem neuen Gladiatorungeheuer überrascht werden.


Ich hoffe euch hat mein etwas ungewöhnlicher Beitrag gefallen. Bei genug Zuspruch, wer weiß, …wäre ja vielleicht auch mal eine kleine Hintergrund-Exkursion zu einer anderen Kartenfamilie denkbar. ;-)


Bis bald!


MfG Gam

Antworten 33

  • Ich fands gut und interessant. Ist mir auch schon aufgefallen, dass einige Gladis Namen der Antike haben, aber so genau habe ich mir das dann doch nicht angeguckt. Ich hoffe, davon gibt es nochmal #2.


    Paladin

  • Ich kenne da jemanden, der wollte schon immer mal auf etcg ne Kolumne schreiben.


    Der hat auch schon in unserem Teamforum einen Artikel über die Gladiatoren und ihren geschichtlichen Hintergrund geschrieben.


    Der nennt sich aber skilly......


    Komisch !!!!


    Ansonsten. Guter Artikel. Sehr informativ. Ob auch andere Themen solche Hintergründe haben ?


    Ich weiß von den Wolken, dass Meteorologen sowohl Schäfchenwolken, als auch Höhenwolken kennen.......


    (Aber was haben die Illuminaten damit zu tun ??????????)

  • wer is gam?
    wo sind die leute die normaler weise artikel schreiben..?


    ich mag huys decks nich aber der schreibt wenigstens nich i.was über antike und bla xD


    ich fand den artikel i.wie gay...
    sry aber is meine meinung ... versuch nich real life mit ygo zusammen zu tun..
    vllt wird der nächste artikel besser...

  • in diversen spoilerthreads der nächsten editionen kamen ja schon spekulationen vor was denn jetzt Gladi-beast Retiarus werden sollte, da vielen einige der namen bereits bzw so mancher wikipedia-link^^ Dass mit Gyzarus (die yu-wiki eben) der kaiser selbst gedacht ist war auch shcon eine vermutung.

  • Sehr schöner Artikel!
    Hat mir verdammt gut gefallen ... auch wenn ich die meisten Kerle schon kannte. ;)


    Ich freue mich schon auf mehr. (Vor allem auf Sachen, die ich noch nicht wusste/weiß ... man lernt immer gern etwas neues)



    ps:
    Angesichts eines bestimmten Kommentars frage ich mich jedoch, wie ein Artikel zu einer sexuellen Ausrichtung fähig sein soll? :rolleyes:

  • Ist das Thema des Artikels egal, gehen auch z.B. Deckanalysen und Deckbau?

  • geil


    danke, für deine reschärschem (wie schreibt man dies===???)

  • Zitat

    Original von burner-flipflop
    geil


    danke, für deine reschärschem (wie schreibt man dies===???)


    Recherche.


    Zitat

    Original von eluJ
    Ist das Thema des Artikels egal, gehen auch z.B. Deckanalysen und Deckbau?


    Da sich dies sicherlich auf meinen Aufruf bezieht: Ja, Probeartikel können jedes Thema umfassen. Hauptsache es ist gut geschrieben und inhaltlich richtig.




    Ansonsten auch hier nochmal einen Dank an Gam für diesen interessanten Artikel.


    ~ Mario

  • Toller Artikel, so Hintergrundgeschichten interessieren mich.
    Ist mal eine sehr schöne Abwechslung zu den sonstigen Kollumnen hier.


    PS:Ich freue mich schon auf Artikel #2^^

  • Sehr gelungener und interessanter Artikel. Einen Artikel dieser Art gab es bisher noch nie auf ectg.



    Allerdings bezweifle ich die Namensgebung des Heraklinos, auch wenn der Gedankengang logisch ist. Herakles könnte es sein als auch der später genannte Name ( genau zitieren kann ich gerade nich^^ ).


    Es müssen ja nicht alle Gladiatoren auf die Antike zurückgehen.

  • Diskutieren Sie mit! 23 weitere Antworten