Das Ende einer Kolumne

Vor langer Zeit fand auf eTCG.de ein Artikelschreiberkontest statt, an welchem ich mich mit viel Freude beteiligte. Meine Freude wurde seitens Jury belohnt, einige meiner eingesandten Artikel wurden zur Überraschung meiner veröffentlicht. Ich fand das ganz toll, immerhin erhielt man als Preis für jeden veröffentlichten Artikel fünf Booster der aktuellen Boosterserie in den Sprachen Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch und Spanisch.

Einige Wochen später schrieb mich Oli per ICQ an und erkundigte sich bei mir, ob es für mich wohl möglich sei, einmalig für Chronos einzuspringen, zumal dieser für sein Studium eine kurze Pause einlegen musste. Nachdem ich innert Windeseile meinen Terminkalender geprüft hatte, willigte ich ein und hoffte natürlich, ein guter Ersatz für diesen tollen Kolumnisten darstellen zu können. Der Artikel ging online und die Sache war für mich gegessen. Auf einmal aber war die Frage im Raum, ob ich denn selber eine Kolumne führen wolle. Ohne im Hinterkopf zu haben, mit wieviel Arbeit eine solche Kolumne verbunden sei, willigte ich erneut ein und freute mich darauf, in Kürze auf eTCG.de eine eigene Artikelserie haben zu können.

Scheinbar schockierte es die meisten User auf eTCG.de, als sie die Nachricht erreichte, Kolumnisten wurden bisher für ihre veröffentlichten Artikel bezahlt und man fand es natürlich sehr schade, dass es von nun an scheinbar keine regelmässige Kolumnen mehr geben würde, zumal von nun an KONAMI die Kontrolle des Yu-Gi-Oh! TCG besitzt. Ob ihr es glaubt oder nicht, auch für mich war es anfangs ein Schock zu erfahren, dass ich für meine Artikel in Form von Geld entlohnt werden sollte. Ich hätte das Ganze anfangs wohl auch auf freiwilliger Basis gemacht, mit Betonung auf dem Wort anfangs.

Bereits nach wenigen Wochen wurde mir bewusst, wie anstrengend der Job als Kolumnist doch ist. Natürlich machte es mir Spass, Woche für Woche einen Artikel zu veröffentlichen, genauso wie ich Freude daran hatte, Artikel für den Kontest einzuschicken und dann noch Booster zu gewinnen. Allerdings gingen mir schneller als erwartet die Ideen aus und ich hatte mit der Zeit immer mehr Mühe, etwas Kreatives aus mir herauszuzaubern, was den Usern dann noch hätte gefallen sollen. Schlimmer wurde es dann noch als sich die ganzen Prüfungen anhäuften, ich hatte von nun an nur begrenzte Zeit, um mir etwas einfallen zu lassen und dies umzusetzen.

Also entstanden Artikel, die nicht jedem gut gefielen. Dies zeigte sich dann in Form von teils konstruktiver Kritik und teils nicht ganz so konstruktiver Kritik. (Zitat: „...packt einer mal Fiend Comedian gegen mich aus ... ich lach den so aus das de Junge freiwillig zusammenpackt.“) Was mich an dieser Stelle aber durchaus positiv beeindruckte, war die Tatsache, dass doch ein sehr grosser Teil der Community hinter mir stand, bzw. gegen diese(n) tollen Flamer. Ich versuchte aus der Kritik das Beste zu machen und änderte meine Richtung - und bekam so positives Feedback.

Lange hielt dieses positive Feedback an, doch alles wird vorübergehen. Dieses Ende kam meiner Meinung nach am 27. Oktober 2008, mein Artikel über die Karten Angsteinjagendes Gebrüll u.a. im Kin-Tele-DAD war vielen wohl doch zu metamässig. Mir gingen zu diesem Zeitpunkt schlichtwegs die guten Ideen aus, gleichzeitig hatte ich weniger Zeit für den Artikel, denn die Schule begann wieder richtig und ich musste verdammt viel für das Lernen investieren. Die Lage verschlimmerte sich mit den beiden Folgeartikel, stabilisierte sich in meinen Augen aber wieder am 17. November, zumal dieser Feedbackthread vor allem positives Feedback beinhaltete. Dies freute mich ungemein, auch die Artikel der Folgewochen stiessen auf erfreute Gemüter und ich hatte wieder Zeit und meinen Spass daran, eine Kolumne zu führen.

Dann kam das Unerwartete. Der Fortune Tour Stopp: Magdeburg wurde abgesagt, KONAMI übernahm wieder die Kontrolle des Yu-Gi-Oh! TCG. Mich erreichte die Nachricht am späten Freitagnachmittag und ich war genauso schockiert wie die gesamte eTCG.de Community und fragte mich erst einmal, wie es denn weitergehen sollte. Da wurde ich noch darauf aufmerksam gemacht, dass sämtliche Yu-Gi-Oh! Kolumnen von nun an nicht mehr bezahlt würden und man daher diese einfrieren könne. Ich fand dies zu diesem Zeitpunkt mehr als nur schade, dennoch spielte ich mit dem Gedanken, die Kolumne trotzdem so lange wie möglich weiterzuführen, um doch zu einem normalen Abschluss zu kommen und nicht so abrupt aufhören zu müssen.

Aber. Während ich noch darüber nachdachte, entwickelte sich das reinste Chaos im Diskussionsthread betreffend der Übernahme des Yu-Gi-Oh! TCG seitens KONAMI. Es wurde rumgeflamt ohne Ende, niemand dachte mehr darüber nach, was er von sich gab und irgendwann kam dann die Frage auf, wie es mit der Kolumne von Oli aussehen würde, da er ja UDE-Mitarbeiter ist. Man kam auf den Gedanken, dass diese wohl eingefroren würde, dies wurde auch bestätigt und auf sämtliche Yu-Gi-Oh! Kolumnen verallgemeinert. Auf einmal hatte es die User-Gemeinschaft wohl satt, über KONAMI abzulästern und man suchte sich neue Ziele. Was anfangs wie unglückliche Posts klang, artete nach und nach in Beleidigungen gegenüber ach so geldgieriger Kolumnisten aus.

Ich nehme in diesem Artikel Stellung zu meiner Sicht als Kolumnist. Ihr sollt dies nicht auf andere Kolumnisten übertragen, ich kenne ihre Ansicht des Jobs als Kolumnist nicht und möchte nicht, dass ihr ein falsches Bild von ihnen bekommt.

Natürlich ist Yu-Gi-Oh! mein Hobby und nicht mein Job. Natürlich war es für mich mehr als nur eine Ehre, für eine Seite wie eTCG.de eine Kolumne führen zu dürfen. Das war ja auch ein Beweggrund, weshalb ich überhaupt eingewilligt habe, ohne zu wissen, dass ich entlohnt würde. Doch erwartet ihr allen ernstes von einem Schüler, dass er eine Bezahlung ablehnt, wenn er diese bekommen kann? Ich finde es lächerlich, wenn Leute meinen, es sei schlecht, dass die Kolumnisten bezahlt wurden. So gut wie jede Arbeit wird heutzutage irgendwie honoriert. Also ist es durchaus nicht etwas schlechtes, wenn Upper Deck die Kolumnen etwas ankurbelt, finde ich.

Und wisst ihr (ich spreche damit die Kritiker der Bezahlung an), warum vor der jetzigen Situation nie ein Wort über die Entlohnung der Kolumnisten gesagt wurde? Weil ansonsten jeder User eine Kolumne hätte führen wollen. Das wäre natürlich noch kein grosses Problem, darunter gäbe es bestimmt diverse qualitative Kolumnen, doch ich bezweifle, dass eben diese Kolumnen lange durchgehalten hätten. Ich und bvb-fan92 wurden (in meinen Augen) nicht deswegen als Kolumnisten ausgewählt, weil wir den besten Schreibstil, die besten Ideen und die besten Decks auf eTCG haben (was ohne Zweifel alles nicht stimmt), sondern weil uns die Administration als zuverlässig ansah. Man war davon überzeugt, dass wir durchhalten würde, bis ... nun mal ein Ende kommt.

Aber dies scheint den ganzen Neidern auf eTCG.de nicht bewusst zu sein. Statt einfach vergangene Dinge, die sich sowieso nicht mehr ändern lassen, zu respektieren, versucht man noch den richtig coolen Checker raushängen zu lassen und beleidigt die frischen Ex-Kolumnisten, da man es so unfair findet, dass die für ihren Müll, den sie produziert haben, sogar noch bezahlt wurden! Ich weiss nicht, wie ihr das seht, aber ich finde, man soll seinen Mund nur weit aufreissen, wenn man es selbst besser kann. So gut wie KEINER der ganzen User, die im besagten Thema negative Kritik gegen Kolumnisten ausgeübt haben (Kritik ist ein sehr nettes Wort für das, was in Wirklichkeit ausgeübt wurde), haben jemals selber eine Kolumne geführt und wissen, wie das ist.

Es ist keine Leichtigkeit, wöchentlich eine neue Strategie oder ein neues Deck in einem 1'600 - 3'000 langem Artikel zu präsentieren (so lange waren meine Artikel zumindest). Doch das ist nur die eine Hürde. Wisst ihr überhaupt, wie das ist, wenn einen ein grosser Teil der Community wegen irgendeines Artikels doof anmacht und wie schwer es dann ist, sich zu verteidigen? Es mag Leute geben, die das einfach einstecken können und die folgende Woche einen neuen Artikel schreiben, es gibt aber auch andere Leute (wie ich zB), die das ganze etwas zu persönlich nehmen und sich den Kopf zerbrechen, weil der heutige Artikel überhaupt nicht gefiel. Es ist kein tolles Gefühl, wenn man permanent von irgendwelchen Usern angeflamt wird. Ich habe zwar im Laufe der Zeit ziemlich daran gearbeitet, solche Leute einfach zu ignorieren, aber es klappt nicht immer ganz.

Zurück zu den Kritikern. Ihr kennt nun die Gründe, die mich oftmals mit dem Gedanken spielen liessen, die Kolumne einzufrieren: Permanente Beleidigungen, destruktive Kritik und Zeitprobleme. Nun meint ihr, dass sich bestimmt auch andere Leute auf eTCG finden liessen, die diese Arbeit ehrenamtlich ausführen. Glaubt ihr Kritiker allen ernstes, dass sich diese Leute nach einem solchen Theater überhaupt an einen Artikel trauen? Man hat ja gesehen, zu welch tiefem Niveau-Absturz der Grossteil der eTCG Community zustande ist und ich befürchte, keiner wird so etwas in Kauf nehmen, nur um ehrenamtlich einen Artikel zu veröffentlichen. Ich zitiere einfach mal meinen eigenen Post in diesem Thread ...

"Nenn mir einen Grund, warum ~irgendjemand~ noch irgendeine Kolumne starten oder weiterführen sollte. Um bei einem abrupten Ende dann von irgendwelchen zufälligen Usern dämlich angeflamt und runtergemacht zu machen und undankbare Worte lesen zu können?

Wäre ich irgendein User, würde ich spätestens nach dem Lesen einiger Posts in diesem Thread herzlich darauf verzichten, Artikel zu veröffentlichen. Ich als Kolumnist habe zB überhaupt keinen Beweggrund, meine Kolumne auf freiwilliger Basis weiterzuführen, nachdem ich mir diesen Thread durchgelesen habe. Beleidigungen kann ich mir auch auf eine wesentlich humanere Art abholen."

Wie wahrscheinlich schon gefühlte zwanzig Mal in diesem Thread gesagt, finde ich es erbärmlich, wie viele User den puren Neid raushängen lassen und dies nicht einmal realisieren. Warum soll es schade sein, dass Kolumnisten bezahlt wurden? Hat dies denn irgendjemandem weh getan? Was nützt es euch in einem solchen Zeitpunkt über Vergangenes zu streiten und anzuprangern? Wäre es nicht viel klüger, abzuwarten und dann in die Zukunft zu blicken?

Jetzt kommen wir langsam zur Sache. Manch einer mag es nun vielleicht realisiert haben: Einer meiner Hauptgründe, weshalb ich meine Kolumne einstelle, ist, dass ich es schade finde, wie sich viele User auf eTCG nicht zu benehmen und auszudrücken wissen. Nochmals: Ich habe überhaupt kein Problem mit konstruktiver Kritik und Leuten, die auf angemessenem Niveau bleiben können. Aber was andere Leute zum Teil abgeliefert haben, ist einfach unter der Gürtellinie und ich habe es schlicht und einfach satt, dies immerzu mit anzuhören müssen.

Gleichzeitig befinde ich mich derzeit in einem schulischen Tiefpunkt. Mein derzeitiges Schuljahr ist das letzte Jahr, in welchem ich noch von der Schule fliegen kann. Und dies habe ich wirklich nicht vor. Wegen dieser Tatsache habe ich mich bereits nach der Fortune Tour in Bochum gefragt, ob ich Ende 2008 mit der Kolumne aufhören sollte, zumal ich die Zeit viel eher für die Schule investieren sollte. Bereits öfter fragte ich mich dies, doch noch nie war der Druck seitens Schule und Community so hoch wie da und tatsächlich wollte ich meine Kolumne mit dem Jahr 2008 abschliessen. Dies werde ich auch mit meinem letzten, noch folgenden Artikel tun, wonach die Antike Deckbauwerkstatt wohl Geschichte ist.

Ich bedanke mich an dieser Stelle noch einmal ganz herzlich beim gesamten Team eTCGs, welches mir überhaupt ermöglicht hatte, mich so weiter zu entwickeln und viele Kontakte vor allem in Deutschland zu knüpfen. Ich bereue es keineswegs, jemals eine Kolumne geführt zu haben, finde aber schade, dass dies so abrupt enden muss. Um diesen Artikel noch etwas länger aussehen zu lassen, als er sowieso schon ist, zähle ich noch die ganzen User auf, die mir in meiner bisherigen Yu-Gi-Oh! Laufbahn stets zur Seite standen und geholfen haben.

Sollte ich jemanden vergessen haben, so möge er mich doch per PN benachrichtigen. Ich glaube, dem ist aber nicht so. Danke auch noch anderen tollen Leuten, wie DL23, der für mich seinen DS DM Teilnahmeplatz abgab (was Konami aber nicht zuliess) und Weatherman, der mich zu einer faszinierenden No-Lifer Sportart (wie es Oli immer nennt) animiert hat.

Danke.

MfG