Vielen Dank für eure Kommis.
Und auch allen anderen, die hier mitlesen!
Das braucht dir nicht leid tun. Da schon mehrere es angesprochen haben, scheint ja was dran zu sein. War nicht zwangsweise hier, ich hab wie gesagt noch 'n fanfiktion.de-Profil.
Dein eigener Start hier scheint ja im Großen und Ganzen gelungen zu sein.
Ah gut zu wissen, dass es doch Leute gibt, die sich auf das fanfiktion.de-Profil verirren. Ich werde versuchen, hier möglichst bald alles aufzuholen, was drüben bereits vorhanden ist.
Freut mich, dass die zweite Staffel bisher auch gut bei dir ankommt. Was deine Gedanken angeht, kann ich diese gut nachvollziehen.
Zum 1.) Meinst du das Deck aus meiner Fanfic, die Celestial Gears? Oder Reijis DDD-Deck?
In jedem Falle werden Pendelmonster eingeführt werden und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Aber das dauert leider noch ein wenig, da es leider noch zu wenig gute Pendelmonster gibt. Einige Charaktere werden aber komplett auf Pendel spielen, bei anderen kann ich mir vorstellen, dass sie diese zumindest splashen. Lass dich überraschen.
Zum 2.) Deckwechsel wird es geben, allerdings in einem eher überschaubaren Maß. Stattdessen werde ich aber versuchen, z.B. Anyas Deck durch "Neuzugänge" frisch zu halten. Die Kritik mit Turquoise werde ich mir zu Herzen nehmen und versuchen, weniger Finisher-(Versuche) mit ihm durchzuführen.
Das gilt aber nur für Episoden, die ich noch nicht geschrieben hab. (Derzeit bin ich bis Turn 55 mit Schreiben fertig, vieles danach ist zumindest schon angefangen.)
Vielen Dank für deine Worte in jedem Fall. Es ist gut zu wissen, was sich die Leser wünschen, denn dadurch kann ich mich - wenn auch eher langfristig - darauf einstellen.
So, ich poste absofort Episoden nur noch in 2 oder 3 Teilen, je nach Länge, damit es hoffentlich nicht erneut zu Problemen mit dem Thread kommt.
Viel Spaß mit ...
„Ich bin ein nutzloser Bruder, nicht wahr?“
Immer wieder stellte er Abby diese Frage, und egal wie oft sie es verneinte, selber daran glauben konnte er nicht.
„Weiter kann ich dich nicht begleiten“, meinte das brünette Mädchen und deutete auf das Motel auf der anderen Straßenseite am Waldrand. „Laut Anya wohnen sie in Zimmer 7.“
Henry sah seine Begleiterin an. Schon seit gestern, als sie spätnachts aus dem Krankenhaus gekommen war, verhielt sie sich seltsam. Irgendetwas mit ihrem Freund Nick, so hatte sie gesagt, war aber weiteren Fragen ausgewichen.
Schon länger hatte er sie auf die Dämonenjäger ansprechen wollen, doch nun begriff der junge Mann, dass er einen schlechten Zeitpunkt gewählt zu haben schien. Aber es war bereits der 7. November, Edens Erwachen stand kurz vor der Tür. Er musste Melinda finden!
Wenn er aber jetzt Abby ansah, wie sie verkrampft und voller Abscheu das Motel anstarrte, fragte er sich, ob es wirklich nur der Unfall ihres Freundes war, der ihr zu schaffen machte.
„Stimmt etwas nicht?“
„M-mir geht’s gut“, wich sie aus, „aber wenn du mich fragst, solltest du dich von diesen Leuten fern halten. Sie sind … abscheuliche Menschen!“
„Sie sind meine letzte Chance“, gestand Henry betrübt, „wo immer sich Isfanel versteckt, auf normalem Wege kann ich ihn nicht finden. Als Dämonenjäger müssen sie einfach eine Möglichkeit kennen, Isfanel aufzuspüren!“
Abby nickte. „Es muss furchtbar sein, seine Schwester in der Hand eines Dämons zu wissen …“
Sie zuckte zusammen, dann sprach sie angespannt weiter: „Aber manche Dämonen wandeln in Menschengestalt unter uns. Ich hoffe, sie können dir weiterhelfen.“
Damit verabschiedete sie sich kurz angebunden von Henry und ließ ihn stehen.
Kurz sah er dem Mädchen hinterher, wie es eiligen Schrittes davon rannte. Warum hatte sie ihn überhaupt begleitet? Er hätte den Weg schon alleine gefunden.
Mit dem Blick auf das Motel gerichtet, ging er letztlich über die Straße. Abby wusste, dass sie ihm ihr Herz ausschütten konnte. Wann dieser Zeitpunkt war, musste sie selbst entscheiden.
Und wie er über den Sand des Vorhofes des Motels lief, fiel sein Blick auf den Parkplatz links neben dem ebendiesem. Bis auf zwei PKWs und ein VW-Bus standen dort keine Autos. Er schätzte, dass der VW-Bus den Dämonenjägern gehören musste, damit sie ihre Ausrüstung transportieren konnten – andererseits wusste er nicht, was ein Dämonenjäger überhaupt an Ausrüstung besaß.
Das Motel war so aufgebaut, dass es zwei Stockwerke gab. Das obere wurde durch eine Stahltreppe erreicht, die sich ebenfalls auf der linken Seite befand. Alle Zimmer waren so ausgerichtet, dass die Eingänge zur Straße hin lagen. Und Henry fand Zimmer Nummer 7 recht schnell, denn es war am äußersten linken Rand, auf der unteren Ebene angesiedelt.
Ohne zu zögern klopfte er dreimal laut gegen die Tür und wartete ab. Von dem, was er vor ein paar Tagen im Haus dieser Valerie erlebt hatte, waren sie nicht so übel. Der Entstellte schien relativ verbohrt zu sein in seiner Weltanschauung, aber der etwas Jüngere machte einen halbwegs vernünftigen Eindruck.
Allerdings fragte sich Henry dadurch abermals, was für ein Problem Abby mit ihnen hatte. Vermutlich war Anya darin involviert, da besonders dieser Alastair nicht gut zu sprechen auf sie schien.
Die Tür wurde schließlich aufgerissen und Henry fand sich ebenjenem großen, im Gesicht vernarbten Mann gegenüber stehen. Er trug ein schwarzes, ärmelloses Shirt um den Oberkörper zusammen mit einer schwarzen Hose und musterte ihn kritisch.
„Warum bist du hier?“, fragte er scharf.
„Weil ich eure Hilfe brauche“, kam Henry ohne Umschweife zum Punkt, nicht weniger angespannt.
Wie er solche Menschen hasste, die einem sofort mit Feindseligkeit begegneten, ohne sich auch nur angehört zu haben, was man zu sagen hatte. Der schien vom selben Schlag zu sein wie Anya. Kein Wunder, dass sie sich nicht ausstehen konnten.
„Du bist doch ebenfalls ein Malträger“, erwiderte Alastair aufgeregt. „Ich habe dich bei der Versammlung gesehen. Warum sollten wir dir helfen?“
„Ehemaliger Malträger“, stellte Henry richtig, „und helfen sollt ihr mir dabei, meine Nachfolgerin zu finden. Meine Schwester. Wenn wir Eden vernichten wollen, ist sie unabkömmlich, das solltet ihr mittlerweile wissen.“
Alastair zischte verächtlich, ehe er ihn mit einer Geste herein ließ.
Kaum war Henry in das kleine Zwei-Bett-Zimmer eingetreten, kam ihm schon der andere Dämonenjäger entgegen. Dieser trug ein schwarzes Unterhemd mit einem weißen Handtuch um den Hals, hielt dabei eine Cola-Dose in seiner Hand und schaute ihn verdutzt an. „Du bist doch …“
„Henry. Wir müssen reden“, sagte er entschieden.
„K-klar.“ Verdutzt deutete der Schwarzhaarige, dessen Name Matt lautete, sofern sich Henry richtig erinnerte, auf einen kleinen Tisch in der rechten Ecke des spärlich eingerichteten Zimmers. „Setz' dich. Möchtest du auch etwas zu trinken?“
„Nein“, schlug Henry das Angebot aus und nahm dort an einem der beiden Stühle Platz. Matt setzte sich ihm gegenüber, während Alastair das Gespräch aus der Ferne gegen die Haustür gelehnt beobachtete.
„Du kommst bestimmt wegen deiner Schwester?“, fragte Matt und traf damit direkt ins Schwarze.
„Richtig. Ich möchte euch bitten, sie für mich zu finden. Ich habe bereits alles ausprobiert, überall gesucht, aber bin mit meinem Latein am Ende. Ohne sie können wir nicht zum Herzen Edens vordringen, wie du sicher weißt. Womit du auch gleich einen Grund hast, mir zu helfen.“
Überrascht von so viel Direktheit hob Matt abwehrend die Arme. „Moment mal, warte! Das ist ja schön und richtig und alles, aber wie stellst du dir das vor?“
Henry erwiderte ungerührt: „Als Dämonenjäger solltet ihr doch in der Lage sein, eure Beute aufzuspüren. Besitzt ihr nicht irgendwelche Mittel dafür?“
Ziemlich perplex lachte Matt daraufhin auf. „Denkst du, wir haben ein Radar dafür? Normalerweise bemerkt man Dämonen erst, wenn sie dir so nahe sind, dass du ihre Anwesenheit am ganzen Leibe spüren kannst – wenn überhaupt! Einzig Refiel kann Auren orten, sofern diese sich in der näheren Umgebung befinden und nicht unterdrückt werden. Der Radius ist zwar eher klein, aber besser als nichts.“
„Wer ist Refiel?“
„Ein Engel, der mit Alastair einen Pakt eingegangen ist.“ Matt nahm einen Schluck aus der Cola-Dose und setzte sie auf den Tisch ab. „Aber es funktioniert nicht so, wie du dir das vorzustellen scheinst. Wenn der Dämon, der deine Schwester besetzt hält, sich ruhig verhält, können wir gar nichts tun. Und in den letzten Tagen ist uns nichts Besonderes aufgefallen.“
Allerdings wollte Henry das nicht hinnehmen. „Gibt es denn keine andere Möglichkeit!? Ich muss Melinda finden! Es muss doch in eurem Interesse sein, mir zu helfen! Ich will, dass Eden zerstört wird, damit dieser Albtraum endet und nie wieder jemand so leiden muss, wie wir beide es tun!“
Beschwichtigend nickte Matt und sagte einfühlsam. „Uns geht es nicht anders als dir. Es ist ja nicht so, als ob wir dir nicht helfen wollen. Wir können nicht.“
Plötzlich zischte dieser Alastair hinter ihnen verächtlich: „Als ich vor einigen Wochen spürte, wie sich Anya Bauer mit einem unbekannten Dämon bekriegte, hatte ich schon die Hoffnung, sie würde dabei sterben! Aber leider hat sie mir diesen Wunsch nicht erfüllt, diese Dämonenbrut! Sonst wäre das hier schon längst vorbei!“
Henry biss sich auf die Lippen und stand mit gesenktem Kopf auf. „Wenn das so ist, entschuldigt die Störung. Dann will ich euch nicht länger belästigen.“
Mitfühlend sah Matt ihn an. „Es tut mir leid, aber als Dämonenjäger ist man für gewöhnlich darauf trainiert, sich Informationen zu Standorten von Dämonen selbst zu besorgen. Nicht zuletzt deswegen ist der Job auch so knifflig. Weißt du, wie viele Leute glauben, Dämonen gesehen zu haben? Du würdest lachen.“
„Zu lachen ist mir aber nicht zumute“, erwiderte Henry und sah Matt trotzig an. Für ihn mochte es leicht sein, das so daher zu sagen, aber emotional involviert war er nicht in die Sache. Was wusste der schon davon, seine Schwester beschützen zu wollen!?
„Das Leben ist kein Zuckerschlecken“, warf Alastair ein, „und wenn du etwas richtig erledigt sehen willst, solltest du dich nicht auf andere verlassen.“
Mit wütendem Blick wandte sich Henry zu ihm um. „Danke für den Hinweis! Habt -ihr- eure Aufgabe denn schon erledigt!?“
„Den Sprengstoff können wir morgen früh abholen“, antwortete ihm Matt ruhig, „darum musst du dir keine Sorgen machen. Ich würde dir ja helfen, deine Schwester zu suchen, aber wenn wir beide morgen nicht beim Lieferanten erscheinen, verschwindet der ohne die Ware. Misstrauischer Kerl, musst du wissen.“
„Also gibt es wirklich niemanden, der mir helfen will?“ Henry lachte bitter auf. „Wer hätte gedacht, dass mein alter Mann recht hat?“
Sein Vater, William Ford, sagte immer, dass die Menschen einem nur dann halfen, wenn sie sich selbst etwas davon versprachen. Nichts wurde ohne eigennützige Absichten getan. Selbst große Opfer wurden im Endeffekt nur gebracht, um dem eigenen Seelenheil zu dienen. Mitgefühl sollte das schlechte Gewissen kompensieren, das den Menschen, die es besaßen, das Leben schwer machte.
Die Welt war ungerecht und unausgeglichen, wer sich in ihr zurechtfinden wollte, durfte keine Angst davor haben, den Schwächeren bei Bedarf zu schaden. Denn wären sie in der eigenen Position, würden sie nicht anders handeln.
Henry hasste diese tiefschwarze Philosophie, aber langsam glaubte er zu erkennen, was hinter ihr steckte.
Er lachte noch einmal bitter. „Ihr kennt nicht zufällig ein Zauberbuch, in dem alles Wissen dieser Welt geschrieben steht, oder?“
Matt schüttelte den Kopf.
„So etwas gibt es in dieser Welt nicht. Nicht, dass wir wüssten. Am ehesten käme an deine Vorstellungen der- Moment, das ist es!“ Er schlug mit der Faust auf die Handfläche. „Der Sammlerdämon!“
„Wer?“, fragte Henry verwirrt und sah auf.
Gleichzeitig protestierte Alastair: „Das kann nicht dein Ernst sein! Mit diesem Abschaum darf man keine Geschäfte treiben!“
Wütend verlangte Henry: „Klärt mich bitte jemand auf!? Wer ist dieser Sammlerdämon!? Wovon redet ihr auf einmal!?“
Matt faltete die Hände ineinander und beugte sich über den Tisch, woraufhin Henry sich wieder hinsetzte.
Der Dämonenjäger begann mit leiser Stimme zu erklären. „Der Sammlerdämon ist uralt und in der Lage, aus den Herzen der Menschen ihre Wünsche zu lesen und sie wahr werden zu lassen. Doch nicht ohne Gegenleistung.“
Henry schüttelte irritiert den Kopf. „Wenn das so ist, meine Familie besitzt genug Geld.“
„Nein, Geld will er nicht. Der Preis hängt vom Wunsch seines 'Kunden' ab. In der Regel verlangt er die Seele, seltener auch andere, nicht weniger wichtige Dinge. Was das ist, sage ich hier lieber nicht laut. Aber wer sich auf ihn einlässt, muss wirklich verzweifelt sein.“
„Und wenn schon, das ist mir egal! Ich habe sowieso nichts zu verlieren!“
„Sei nicht dumm, Matt!“, donnerte Alastair wütend. „Du kannst ihn unmöglich in die Arme dieser Missgeburt schicken! Es ist eine Sünde unter Dämonenjägern, ihr Klientel auf Dämonen zu verweisen! Das werde ich nicht zulassen!“
„Halt den Mund!“, donnerte Henry und sprang wütend auf, drehte sich zu Alastair um. Mit dem Finger zeigte er auf ihn. „Das ist meine freie Entscheidung! Euer Kodex interessiert mich nicht! Wenn ihr mir helfen wollt, dann bringt mich zu diesem Sammlerdämon! Alles andere ist meine Sorge, nicht eure!“
Matt stöhnte daraufhin und legte nachdenklich sein Kinn auf den Handrücken. „Mal abgesehen davon, dass Alastair recht hat, ist das leichter gesagt als getan. Der Collector, so sein offizieller Name, lässt sich nicht so einfach finden. Er offenbart sich nur denjenigen, die seiner Hilfe bedürfen.“
„Und wenn diese Made leichtes Spiel wäre, hätten die Dämonenjäger sie schon längst vernichtet!“, fügte Alastair aufgebracht hinzu. „Manche Dinge lässt man besser ruhen, glaub mir!“
„Das ist nicht mein Problem!“, widersprach Henry zornig. „Irgendwo muss er doch zu finden sein, schließlich ist er von seiner Kundschaft abhängig!“
„Tch, denkst du, er steht in den Gelben Seiten!?“, fauchte Alastair den jungen Mann an.
Hinter ihnen meinte Matt nachdenklich: „Das nicht … aber womöglich kann man ihn beschwören.“
Alastair schien das anders zu sehen. „Unmöglich! Das haben schon dutzende Dämonenjäger versucht, nie ist er aufgetaucht!“
„Weil er wusste, dass sie ihn töten wollten“, widersprach Matt, „aber in unserem Fall braucht Henry wirklich seine Hilfe. Einen Versuch wäre es zumindest wert, wenn wir sonst schon nichts für ihn tun können.“
Der schwarzhaarige, junge Mann sah auf. Henry drehte sich zu ihm um, wie der Dämonenjäger ihn eindringlich ansah. „Aber bist du dir wirklich sicher, dass du das tun willst? Denk an deine Schwester. Würde sie wollen, dass du dich am Ende einem Dämonen verkaufst, nur um sie zu finden?“
Henry schloss die Augen. „Nein. Aber das ist mir egal. Außerdem habe ich nicht leichtfertig vor, meine Seele oder dergleichen wegzugeben. Wenn es ums Verhandeln geht, bin ich auch nicht gerade zimperlich. Lasst das meine Sorge sein und ruft diesen Kerl einfach, okay?“
Resignierend stöhnte Matt und stand auf. „Wie du willst. Aber auf eigene Gefahr. Wir können ihn nicht für dich loswerden, wenn er es erstmal auf dich abgesehen hat.“
„Das Risiko gehe ich ein.“
„Das dürft ihr nicht!“, konnte Alastair sich damit jedoch nicht abfinden und stieß sich von der Tür ab, ging wild gestikulierend auf die beiden zu. „Von allen Dämonen dieser eine! Selbst Refiel rät davon ab!“
„Refiel kann mich mal“, giftete Matt und grinste plötzlich heimtückisch. „Außerdem werden wir nicht gänzlich unvorbereitet sein.“
~-~-~
Zu dritt standen sie schließlich um einen mit Kreide auf den Dielen des Motelzimmers gezeichneten Kreis. Um diesen herum waren fünf Kerzen aufgebaut, die die Spitzen eines fünfzackigen Sterns repräsentieren sollten. Dieser fand sich in Form von ausgestreutem Salz noch einmal innerhalb des Kreidekreises wieder.
Matt hatte soeben die letzten Worte einer Dämonenbeschwörungsformel gesprochen und schlug den Wälzer in seiner Hand zu. „Das war's.“
Henry hatte eine Gänsehaut, was daran lag, dass es plötzlich abnormal kalt in dem Zimmer geworden war. Auch erschien es ihm so, als wäre es dunkler geworden, obwohl draußen noch nicht einmal die Sonne untergegangen war.
„Wird er kommen?“, fragte er, versuchte erfolglos seine Ungeduld zu unterdrücken.
„Wenn ja, wird es einen Moment dauern.“
Alastair schnaubte wütend. „Wieso lasse ich das überhaupt zu?“
„Weil ich der größere Dickkopf von uns beiden bin“, grinste Matt und warf das Buch auf das Bett hinter ihm. „Außerdem willst du auch, dass der Edenfluch für immer Geschichte ist. Und Henry ist nun mal Teil davon.“
Der junge Spross der Abraham Ford Company nickte nur. „Leider …“
„Tch“, zischte Alastair und schulterte eine Schrotflinte, die er vorher aus ihrem Bus geholt hatte.
Neugierig sah Matt seinen 'Auftraggeber' an. „Wie bist du dein Mal eigentlich losgeworden?“
„Darüber möchte ich nicht reden, wenn ich ehrlich bin.“
Dieses Thema war für Henry tabu. Im Grunde war er nur durch Zufall auf die Lösung gestoßen. Die Lösung, dass man den Tod überleben musste, um den Dämon aus sich zu treiben. Das Mal besaß er noch, aber es war verblasst, Isfanel fort. Und nun im Körper seiner Schwester.
Alles was Henry ursprünglich wollte, als dieses Wesen sich in ihm eingenistet hatte, war Frieden. Für den er so weit gegangen war, dass …
Aber wer hätte ahnen können, dass er rechtzeitig von seinem Komplizen reanimiert wurde? Im Nachhinein erschien es ihm so töricht. Damit hatte er schlussendlich nur Isfanel dazu gebracht, Melinda als Ersatz zu wählen.
Es war seine Schuld …
„Kann ich verstehen“, meinte Matt mitfühlend. „Einfach war das sicher nicht.“
Doch Henry kam nicht mehr dazu ihm zu antworten, denn ein grelles Licht erfüllte das Motelzimmer.
„Er kommt!“, rief Matt überrascht.
Alastair zückte die Waffe und hielt sie direkt auf den Beschwörungskreis gerichtet. „Ich warte!“
Hoffentlich würde er die Antwort bekommen, die er suchte, dachte Henry und hielt sich schützend den Arm vor das Gesicht.
Das Licht verebbte wieder, doch die Luft war gefüllt von einer unheimlichen Atmosphäre. Es war, als würde sie regelrecht knistern.
„Da haben zwei Dämonenjäger aber Nerven“, stellte eine schnarrende Stimme mit britischem Akzent fest, deren Ursprung direkt in der Mitte des Kreises lag. Doch es war niemand zu sehen.
„Geschäfte unter Zwang zu betreiben ist eigentlich nicht mein Stil.“
Aus dem Nichts materialisierte sich ein hoch gewachsener Mann in einem schwarzen Anzug. Dieser mutete zwar wie eine Reliquie aus dem 18. oder 19. Jahrhundert an, war jedoch noch in einem astreinen Zustand.
„Wie interessant“, meinte der Collector erstaunt, als er sich in dem kleinen Motelzimmer umsah und dabei die Hand an sein fein nach hinten gekämmtes, dunkelrotes Haar legte. Abfällig fügte er hinzu: „Oder sollte ich eher sagen: wie chaotisch. Hat euch niemand beigebracht, wie man sein Zuhause sauber hält?“
„Du hast jetzt andere Sorgen, Sammler“, zischte Alastair und richtete seine Waffe auf den Mann.
Jener drehte sich zu ihm um und blinzelte erstaunt. „Wie unhöflich. Behandelt man so seine Gäste, Alastair?“
„Woher kennst du-!?“
„Ich gehe wieder“, entschied der Dämon jedoch, noch bevor sein Gegenüber geendet hatte.
Matt lachte jedoch triumphierend auf. „Pech gehabt, das kannst du nicht! Schau mal nach unten!“
Der Collector tat wie ihm geheißen und stellte mit hochgezogener Augenbraue fest, dass er mitten in einem fünfzackigen Stern stand, geformt aus gesegnetem Salz. „Ein doppelter Bannkreis?“
„Dämonen sind in geschlossenen Salzkreisen gefangen!“, lachte nun auch Alastair. „Aber dieser hier ist besonders, denn dank seiner Form und-“
Mit dem feinen Herrenschuh schob der Sammler einen Teil des Salzes vorsichtig beiseite und unterbrach damit das geschlossene Gefüge. Er sah amüsiert grinsend in das Gesicht des entsetzten Dämonenjägers. „Was wolltest du sagen? Und ferner: wer von euch macht jetzt meinen Schuh sauber? Das ist das Mindeste.“
In einem wütenden Schrei drückte Alastair daraufhin ab.
„Nein!“, schrie Matt unter dem Donnern der Schrotflinte, doch schon wich der Sammler einen Schritt zurück, da er direkt in den Bauch getroffen wurde.
„Was tust du da!?“, rief auch Henry entgeistert. „Wir haben ihn nicht gerufen, um ihn zu töten!“
Der Sammler sah perplex den zerfetzten Stoff an, der einst sein Sacko und das darunter liegende, weiße Hemd war. Doch seine Haut war völlig unverletzt davon gekommen. „Das … war sehr teuer.“
„Nicht einmal Silberkugeln-!?“, schoss es aus Alastair heraus.
Ehe er sich versah, stürzte sich der Sammler auf ihn und riss ihm die Flinte aus der Hand, nur um sie zu verbiegen und damit völlig unbrauchbar zu machen. Mit geweiteten Augen sah er zu, wie der Rothaarige sie achtlos fallen ließ.
Dieser sagte erzürnt: „Sieh das als Ausgleich für meine Kleidung an! Wenn ihr aufmüpfigen Kinder spielen wollt, dann tut das meinetwegen, aber nicht mit mir!“
„Sammler!“
Henry trat einen Schritt vor. Der Dämon wandte sich ihm mit feindlichen Blick zu.
„Ich weiß“, erwiderte er nur kalt. „Morgen.“
Und war verschwunden.
Was blieb waren zwei überrumpelte Dämonenjäger, ein verwirrter Henry und eine verbogene Schrotflinte. Und viel Salz. Die Kerzen waren allesamt erloschen.
„Das glaube ich jetzt nicht“, stammelte Matt. „S-so leicht zu-“
„Die Geschichten haben nicht übertrieben“, brummte Alastair mit verletztem Stolz. „Diese Brut ist wirklich eine Nummer zu groß für uns.“
„Danke“, sagte Henry jedoch tonlos und wandte sich ab. „Mehr wollt ich nicht.“
Damit ging er.
„H-hey warte, was soll das!?“, rief ihm Matt verdutzt hinterher.
„Er wird mir helfen“, antwortete der brünette, junge Mann noch, bevor er das Zimmer der Dämonenjäger verließ. Als er die Tür schloss, festigte sich sein Blick. Morgen!
~-~-~
Ruhigen Schrittes ging Henry durch die morgendlichen Straßen der Innenstadt Livingtons. Gestern war er erst spät nachts zurückgekommen, da er nachdenken musste und dann sehr früh aufgestanden, hatte das Haus der Masters verlassen, als Abby noch schlief. Ihrer Mutter hatte er erzählt, er habe Hinweise auf den Verbleib seiner Schwester erhalten. Abby würde es verstehen, doch er wollte nicht, dass sie wusste, von wem genau diese Informationen stammen würden.
Er schlenderte am großen Einkaufszentrum der Stadt vorbei, dessen bläuliche Fensterfassade ein rundliches Gebilde ergab, einem Kolosseum gleich. Lange konnte es nicht mehr dauern, dachte er innerlich ungeduldig. Der Sammler hatte ihm die Botschaft gegeben, bis morgen, also heute, zu warten. Wenn er bedachte, dass heute bereits der 8. November war – drei Tage bis Edens Erwachen, spürte er ein unangenehmes Kribbeln in der Magengegend.
Selbst Isfanel wusste praktisch nichts über Eden. Nur, dass es sich im Turm von Neo Babylon befand, welcher in einem zeitlich abgestimmten Rhythmus etwa alle 400 Jahre erschien. Doch etwas war geschehen, das diesen Rhythmus durcheinander gebracht hatte, sodass der Turm viel länger auf sich hatte warten lassen als sonst. Über 100 Jahre war er überfällig. Und es würde das letzte Mal sein, dass er auftauchte, so hatte Isfanel gesagt – warum wusste er nicht, aber er fühlte es.
Was Henry jedoch auch wusste war die Tatsache, dass Menschenleben geopfert werden mussten, um Eden zu erwecken. Ausgesuchte Individuen höherer Wesen auf Isfanels Stufe. Leute wie Melinda …
Zwar hatte er Anya das Versprechen gegeben, am 11. November zusammen mit Melinda vor dem Turm zu erscheinen, doch ob er es halten würde, wusste er nicht. Allein schon deshalb nicht, weil er diesem Mädchen nicht über den Weg traute. Sie erweckte bei ihm seither den Eindruck, als hätte sie etwas zu verbergen, seit sie allen von Eden und dem Turm berichtet hatte. Henry ahnte, dass sie die sogenannten Zeugen der Konzeption, Matt, Alastair, Valerie, Marc und seine Schwester in eine Falle locken wollte, um Eden zu werden und dem Limbus zu entgehen. Und dass der Dämonenjäger Alastair dies ebenfalls vermutete, bestärkte ihn darin.
Wenn sie den Turm wirklich betraten, gab es keine Garantie auf Wiederkehr. Und wenn man bedachte, dass er und Melinda der Sache nur fern bleiben mussten, um Isfanels Absicht zu erfüllen – das Erwachen Edens zu verhindern – war die Entscheidung für ihn im Grunde leicht. Doch es gab etwas, das ihm Sorgen bereitete. Was, wenn es noch mehr Zeugen gab, von denen im Moment niemand etwas ahnte? Und Anya wirklich zu Eden wurde, selbst wenn er und Melinda flüchteten?
Niemand wusste, was Eden war. Isfanel nannte es seinen Untergang. Er mochte zwar ein selbstsüchtiger Bastard sein, aber wenn Eden einem so mächtigen Wesen wie ihm solche Angst bereitete, war Henry sich nicht sicher, was geschehen würde, wenn Eden erwachte. Wäre es nicht besser, Vorbereitungen zu treffen, damit dieser Fall gar nicht erst eintrat? Aber das hieße, den Turm zu betreten und mit den anderen zusammenzuarbeiten.
Henry blieb abrupt auf dem wie leergefegten Bürgersteig stehen. Gänsehaut.
„Wenn du es möchtest, werde ich dir dabei helfen“, erklang die Stimme des Sammlerdämons hinter ihm freundlich.
Sich nicht umdrehend, erwiderte der brünette, junge Mann: „Eins nach dem anderen. Wo ist Melinda?“
„In der Kanalisation. Es hat etwas gedauert, sie und Isfanel ausfindig zu machen. Ich entschuldige mich dafür, normalerweise arbeite ich effizienter. Aber aufgrund einer interessanten Entwicklung bin ich in die Irre geführt worden.“ Er lachte amüsiert. „Selbst im hohen Alter lernt man noch dazu, nicht wahr?“
Nun wandte sich Henry mit Händen in den Taschen seiner Jeans um. „Was muss ich zahlen, um deine Hilfe in Anspruch zu nehmen?“
Der rothaarige Brite sah genauso aus wie gestern, mit dem einzigen Unterschied, dass er offenbar seinen Anzug mit einem gleich aussehenden Exemplar gewechselt hatte. Oder durch seine Kräfte einfach repariert hatte. Lässig stand er mit hinter dem Rücken verschränkten Armen vor ihm und lächelte trügerisch. „Bis jetzt noch gar nichts. Ich würde sagen, wir verrechnen das am Ende. Denn mir dünkt es, dass du heute noch öfters auf mich zukommen wirst.“
Nun reichte er ihm seine rechte Hand. „Willst du nun zu deiner Schwester?“
Dass Henry diese nahm und somit bewusst einen Handel mit dem Collector einging, war Antwort genug. Ein grelles Strahlen ging von den beiden Händen aus, welches Henry so sehr blendete, dass er aufstöhnte.
~-~-~
Als er die Augen wieder aufschlug, drang gleichzeitig ein widerlicher Geruch von Fäkalien in seine Nase. Es gab keinen Zweifel, der Sammler hatte ihn direkt in die Kanalisation gebracht. Es war stockfinster.
„Mist, ich habe keine Taschenlampe!“, murmelte er ärgerlich. Und wagte es nicht, sich vom Platz zu bewegen, aus Furcht, am Ende irgendwo zu landen, wo noch nie zuvor ein Mensch gewesen war.
Ein Schnippen ertönte und ehe sich Henry versah, schossen lauter grüne Feuerbälle durch den Kanal und platzierten sich oberhalb der Decke wie Fackeln, die ihr näheres Umfeld in smaragdfarbenes Licht tauchten.
Erstaunt stellte er fest, dass der Sammler vor ihm stand, umhüllt von einer silbernen Blase.
„Was soll das?“, fragte Henry daraufhin. „Ist es hier gefährlich?“
„I-ich weiß nicht wie es dir geht, aber meine Wenigkeit möchte weder den G-g-g-gestank, noch den Schmu- Schmuuuu- Schmuuuuuuu-“
„Schmutz?“
„Genau das! Das in meiner Nähe wissen.“ Der Mann erschauderte sichtlich und packte sich mit den Händen an den Schultern. „A-allein der Anblick bereitet mir eine Gänsehaut.“
Verdutzt musterte Henry den Kerl, der plötzlich ganz anders klang als noch vor fünf Minuten. Als habe er tatsächlich Angst. Mit dem Finger zeigte der Sammler an ihm vorbei auf etwas in der Ferne.
Henry wandte sich um und musterte zunächst seine Umgebung.
Dieser Kanal war zweigeteilt, in der Mitte floss das Abwasser an ihnen vorbei, während je links und rechts Wege gebaut waren, damit die Arbeiter sich hier fortbewegen konnten. Er befand sich auf der rechten Seite. In regelmäßigen Abständen verbunden Brücken beide Hälften.
Und nicht all zu weit weg lehnte auf der anderen Seite ein regungsloser Körper an der Wand. Henrys Herz machte einen Sprung, als er das brünette, nach hinten in einer Welle verlaufende Haar erblickte. „Melinda!“
Sofort rannte er über die Brücke, rutschte dabei fast noch aus und achtete nicht auf den Sammler, der sich keinen Millimeter rührte. Doch noch ehe er seine Schwester erreicht hatte, hielt er zutiefst schockiert bei ihrem Anblick inne.
„D-das kann nicht- was um alles in der Welt-!?“
Neben dem leblosen Leib seiner Schwester lag ein Taschenmesser, an dem verkrustetes Blut haftete. Und nicht nur da, überall war es. Das Blut seiner Schwester. Sie war kreidebleich, die Lippen blau und lag in dieser entsetzlichen, getrockneten Blutlache.
„D-das darf nicht sein!“, murmelte er.
Aber da waren keine Spuren! Die Ärmel ihres abgetragenen Pullovers waren hochgekrempelt, blutverschmiert, aber es gab keine Anzeichen von Wunden auf der nackten Haut! Was war das!?
Sie schlug die Augen auf und hob den Kopf an.
Henry fiel ein Stein vom Herzen. „Melinda! Oh Gott sei Dank-“
„Du!?“, zischte sie und kam schwankend auf die Beine. „Wie hast du mich gefunden!? Tch! Wer hätte gedacht, dass wir uns noch einmal wiedersehen?“
Ihm stockte der Atem. „Du … du bist nicht Melinda! Du bist Isfanel!“
„Sehr gut erkannt. Genießt du dein Leben ohne mich?“, fragte dieser keuchend und trat einen Schritt auf ihn zu. „Bedauerlicherweise bist du mich nicht ganz losgeworden, nicht wahr?“
„Lass sie gehen!“, forderte Henry aufgebracht.
Isfanel grinste gehässig. „Nein. Sie gehört jetzt mir. Du weißt, wozu ich sie brauche.“
„Das ist mir egal! Lass sie frei! Nimm mich, wenn es sein muss!“
Die besessene Melinda stützte sich an der Mauer ab und lächelte kalt. „Wie aufopferungsvoll. Und wenn wir unseren Pakt erneuern, wirst du dann wieder kalte Füße bekommen, Benjamin Hendrik Ford? Dazu wird es nicht kommen! Und wisse: selbst wenn ich damit einverstanden wäre, hätte ich nicht genug Kraft dafür!“
Henry lief der Schweiß über die Stirn. „Was soll das bedeuten!?“
Er erschrak, als die Stimme des Sammlers direkt hinter ihm erklang. Sie war wieder fest und bestimmend, nicht mehr 'bacteriophobisch'. „Siehst du den Zustand, in dem sich der Körper deiner Schwester befindet? Diese Wunden hat sie sich zugefügt, um Isfanel in Schach zu halten. Da er nach dem Kampf mit Anya Bauer geschwächt war und anschließend noch von ihrem besten Freund Nick Harper verletzt wurde, hat Melinda die Chance ergriffen und die Kontrolle zurückgewonnen.“
Er machte eine Pause. „Nur um Isfanel in einer endlosen Schleife aus Schmerz und Regeneration gefangen zu halten, damit er niemandem schadet. Dabei hat er sich meiner Blicke verborgen, indem er mit dem Rest seiner Kräfte ein Tarnfeld errichtet hat. Aus Angst vor seinen Feinden.“
„Oh, der Sammler“, krächzte Isfanel amüsiert und sah den Mann hinter Henry verächtlich an, „welch hoher Besuch. Dir ist wohl kein Mittel zu schade, um mich loszuwerden, was Bursche?“
„Wenn es sein muss, ja!“
Henry hob den rechten Arm, an dem Abbys schwarze Duel Disk angebracht war und aktivierte diese. „Und du kannst dir sicher sein, dass ich nicht zimperlich bin, wenn es darum geht, sich den Feinden unserer Familie zu stellen!“
Isfanel lachte. „Ein Duell? Jetzt und hier? Was soll das erreichen? Du bist nichts ohne meine Macht!“
Doch der jüngste Spross der Ford-Familie grinste. „Aber ich habe Ersatz gefunden, wie du sehen kannst! Sammler! Wenn ich dieses Duell gewinne, könntest du bitte dafür sorgen, dass Isfanel aus dem Körper meiner Schwester für immer vertrieben wird? Steht das in deiner Macht?“
Der Brite überlegte kurz, ehe er sich räusperte. „Nein. Das würde nicht den Effekt erzielen, der dir vorschwebt. Aber ich mache dir ein Gegenangebot, das auch den Preis für meine Hilfe in Grenzen halten wird. Ich kann Isfanel unterdrücken, aber nur bis zum 11. November.“
Henry drehte sich mit geweiteten Augen um. „Länger nicht!?“
„Natürlich ginge es auch länger. Aber denk daran, dass du noch andere Wünsche hast, die ich erfüllen soll. Und länger bis zu diesem Tage ist auch nicht nötig, nicht wahr?“
„Du willst, dass ich Eden zum Opfer falle!?“, donnerte Isfanel daraufhin aufgebracht und aktivierte die eigene Duel Disk am Arm. „Das werde ich zu verhindern wissen!“
„Nein, ich will Eden vernichten! Aber dazu muss Melinda mit mir kommen!“
Der Dämon lachte hysterisch auf. „Als ob ich dir das glauben würde! Gerade du suchst doch den Tod, was käme dir da rechter, als ein Opfer im perfiden Spiel des Gründers zu werden!?“
„Ich kann ihn auch ohne Duell unterdrücken“, mischte sich der Sammler ein.
Und erntete unerwartet Widerspruch von Henry. „Nein! Das wäre unehrenhaft! Ich will mich dem Feind meiner Familie stellen! Er soll genauso kämpfen, wie ich zu kämpfen hatte gegen ihn! Das ist meine Rache!“
Der Sammler zog eine Augenbraue hoch. „Interessant. Nun gut, wie du wünscht.“
„Du hättest auf ihn hören sollen“, sagte Isfanel leise, „ihr Menschen seid so eingenommen von euch selbst, dass ich nicht weiß, ob ich lachen oder weinen sollen. Aber wenn das deine Entschlossenheit ist, dann lass sie mich mit meiner Macht zerquetschen!“
Langsam schritt er nach rechts auf eine der Brücken zu, um sich in Duellposition zu bringen. Henry tat es ihm gleich, sodass sie sich auf den beiden Brücken gegenüber standen. Letztlich riefen beide synchron: „Duell!“
[Henry: 4000LP / Melinda: 4000LP]
„Ich mache den ersten Zug!“, entschied Isfanel bestimmend und zog mit einem Schlag sechs Karten von seinem Deck. Zwei nahm er aus seinem Blatt hervor und schob eine davon in die Backrow, während er das Monster verdeckt auf die Duel Disk legte. „Ein Monster in Verteidigung und diese gesetzte Karte!“
Beide materialisierten sich in der jeweiligen Lage vor ihm über dem Fäkalienfluss.
Danach zückte er eine Zauberkarte. „Und jetzt aktiviere ich [Book Of Taiyou]! Damit bringe ich ein Monster in verdeckter Verteidigungsposition in Angriffsposition! So wie mein eigenes, [Kamui, Hope Of Gusto]!“
Aus Isfanels gesetzter Monsterkarte sprang ein grünhaariges Mädchen, das in der Hand einen Zauberstab trug und einen beigefarbenen Mantel über die Schultern gelegt hatte.
Kamui, Hope Of Gusto [ATK/200 DEF/1000 (2)]
„Nun aktiviert sich ihr Flippeffekt!“, verkündete Isfanel und schwang den Arm aus. „Sie beschwört einen Gusto-Empfänger von meinem Deck! Erscheine, [Gusto Falco]!“
Auf der Schulter des jungen Mädchens erschien ein grüner Vogel, der einen Helm und Brustpanzer am Leibe trug.
Gusto Falco [ATK/600 DEF/1400 (2)]
„Direkt zum Punkt“, kommentierte Henry das angespannt.
„Natürlich! Ich werde dir gegenüber keine Gnade kennen!“, versprach Isfanel und streckte den Arm seines Gefäßes aus.
Ein schwarzer Wirbel tat sich inmitten des Spielfelds auf, seine Monster wurden in grünen Lichtstrahlen in den Sog gezogen. Ein grünes Glimmen ging von Melindas Arm aus. „Ich erschaffe das Overlay Network! Aus meinen zwei Stufe 2-Monstern wird ein Rang 2-Monster! Erscheine, [Daigusto Phoenix]!“
Aus dem Wirbel entstieg ein hässlicher, nackter Vogel, der eine erstaunliche Ähnlichkeit zum Dinosaurier Pteranodon aufwies. Seine rote, schuppige Haut ging in smaragdfarbenen Flammen auf, aus welchen sein 'Federkleid' geformt wurde. Zwei Lichtsphären kreisten um das Wesen.
Daigusto Phoenix [ATK/1500 DEF/1100 {2}]
Henry hätte nie gedacht, schon im ersten Zug ausgerechnet diesem Monster gegenüber zu stehen.
Aufgebracht rief er: „Ich weiß genau, was du vor hast!“
„Ach ja? Wie hinreißend. Zug beendet!“, verlautete Isfanel mit einem gehässigen Grinsen.
Aufgebracht zog Henry und betrachtete die Karte. Wenn Isfanel glaubte, in ihm einen leichten Gegner gefunden zu haben, irrte er. Vielleicht konnte er diesen nicht verletzten, aber das wollte er Melinda wegen auch gar nicht.
Jedoch kannte er das Deck, das Isfanel benutzte, genau. Schließlich war es einst sein eigenes gewesen, bevor Melinda es genommen hatte und abgehauen war. Sie wollte dadurch vermutlich die Paktkarte darin – jener [Daigusto Phoenix] – außer Isfanels Reichweite bringen, denn als Symbol eines Pakts besaß diese ganz eigenwillige Kräfte. Kräfte, die womöglich mit Eden im Zusammenhang standen. Doch Isfanel beabsichtigte vermutlich eher, diese Kraft zu nutzen, um die anderen Malträger zu töten. Eigens dafür war er sogar einen neuen Pakt mit diesem Marc eingegangen. Doch das erwies sich letztlich als fataler Fehler, denn nachdem jener gestorben war, ging auch ein Teil von Isfanels Kraft verloren!
„Ich werde nicht verlieren, nicht gegen jemanden wie dich!“, versprach Henry seinem Widersacher drohend und nahm eine Karte aus seinem Blatt. „Ich beschwöre [Don Turtle]! Und wenn dieser gerufen wird, kann ich alle weiteren Exemplare dieser Karte von meiner Hand rufen! Also wird noch ein weiterer [Don Turtle] erscheinen!“
Vor ihm tauchten zwei braune Schildkrötenpanzer auf, aus deren Inneres gelbe Augen leuchteten.
Don Turtle x2 [ATK/1100 DEF/1200 (3)]
„Was du kannst, kann ich auch! Ich erschaffe das Overlay Network!“, rief er anschließend und ließ seine beiden Schildkröten zu blauen Lichtstrahlen werden. Diese wurden ebenfalls in ein schwarzes Loch in der Mitte es Feldes gezogen. „Aus meinen beiden Wasser-Monstern der Stufe 3 wird nun ein Monster vom Rang 3! Xyz-Summon! Sei meine Waffe, [Black Ray Lancer]!“
Aus dem Wirbel trat eine dunkle, amphibische Gestalt hervor. Pechschwarz war sie, besaß zwei Paar mit Schwimmhäuten bespannte Schwingen, das größere von beiden auf dem Rücken, das kleine an den zu kurz geratenen Beinen. In den Händen hielt sie einen roten Speer.
Black Ray Lancer [ATK/2100 DEF/600 {3}]
„Oh?“ Isfanel grinste süffisant. „Du scheinst tatsächlich eine Ahnung zu haben, worauf du dich hier eingelassen hast.“
„Du willst inkarnieren!“, sprach Henry das Vorhaben aus, welches seinem Gegner vorzuschweben schien. Es gab keinen anderen Grund, warum er sonst das Paktmonster schon im ersten Zug beschworen hatte.
„Und da Incarnation Mode-Monster nur durch Xyz-Monster im Kampf zerstört werden können, dachtest du, dem mit deinem Monster zuvor kommen zu können?“
„Nein.“ Auf Henrys Stirn bildete sich eine tiefe Falte. „Ich habe gar nicht erst vor, dich inkarnieren zu lassen! [Black Ray Lancers] Effekt! Indem ich eines seiner Xyz-Materialien abhänge, kann ich bis zur End Phase den Effekt eines Monsters negieren! Den deines [Daigusto Phoenix]! Und da das Inkarnieren ein geheimer Effekt der Originalmonster ist, kannst du ihn nicht verwenden, um mir zuvor zu kommen! Dachtest du, ich wüsste nicht um die schützende Kraft von [Eternal Daigusto – Jade Phoenix], den du rufen willst!?“
Isfanels Gesichtszüge entglitten ihm vor Schreck. „Was!? Woher weißt du-!?“
„Dies ist mein Deck!“, bellte Henry.
Sein [Black Ray Lancer] absorbierte eine der Sphären über seiner Brust und richtete danach seinen Speer auf den Phönix. Ein roter Strahl schoss aus diesem, der den Vogel direkt in der Körpermitte traf, wobei rötliche Blitze den ganzen Körper des Wesens zu peinigen begannen.
„Du-!“, knurrte Isfanel. „Kein Wunder, dass du mein optimales Gefäß bist! In dir schlummert ein geborener Kämpfer und Stratege!“
„Halt den Mund!“, schrie Henry jedoch nur wütend und schwang den Arm. „Verschwinde endlich aus unserem Leben, du Missgeburt! [Black Ray Lancer], greife [Daigusto Phoenix] an! Der Albtraum wird enden, bevor er angefangen hat!“
Sein Monster schwang den Speer über seinem Kopf, ehe er ihn direkt in die Richtung seines Opfers warf. Dieser schrie und schlug wild mit seinen Flammenschwingen. Diese wirbelten einen so starken Sturm auf, dass dieser die Lanze fortwehte, welche in ihrem Flug gegen Henrys Monster knallte. Jenes ging daraufhin verletzt in die Knie.
„Was!?“, stieß Henry erschrocken hervor. Und dann fiel sein Blick auf die Fallenkarte, die Isfanel aktiviert hatte.
„[Windstorm Of Etaqua], der sagenhafte Wind, der jeden Feind zu Fall bringt.“ Der Dämon lachte hämisch. „Du kennst ihn, hast du ihn doch selbst für dieses Deck auserwählt. Er zwingt alle gegnerischen Monster, die Positionen zu wechseln.“
Black Ray Lancer [ATK/2100 DEF/600 {3}]
Mit dem Handrücken wischte sich Henry den Schweiß von der Stirn, obwohl es in der Kanalisation eigentlich ziemlich kühl war. „So ein Mist …“
„Tja, du bist nicht der Einzige, der strategisch denkt. Ich wusste genau, dass du nicht widerstehen können würdest, wenn ich dir [Daigusto Phoenix] als Lockvogel präsentiere. Und nun hast du dich verraten, gezeigt, wie du meine Inkarnation aushebeln willst!“
„Scheiße“, zischte Henry, der eine solche Sprache normalerweise nicht pflegte. Er griff eine Karte aus seinem Blatt. „Ich setze die hier verdeckt und beende meinen Zug!“
Die Karte tauchte vor seinen Füßen und hinter [Black Ray Lancer] auf. Damit besaßen beide Spieler noch drei Handkarten.
~Fortsetzung im nächsten Post~