Spielbar oder nicht? Eine Frage, bei der die Meinung der Spieler häufig weit voneinander abweichen. Bei kaum einer Frage können die Meinungen so unterschiedlich sein! Heute will ich der Sache aber mal auf den Grund gehen!


Wann ist eine Karte spielbar?


Viele verschiedene Karten sind spielbar, manche allgemein, manche nur in bestimmten Decks. Unterschiedliche Faktoren machen letztendlich die Spielbarkeit einer Karte aus. Ich habe versucht, möglichst viele Gesichtspunkte für die Spielbarkeit einer Karte zu finden! Mir ist dabei natürlich klar, dass ich nicht alle (wichtigen) Faktoren auflisten konnte, aber es ist allgemein gesehen doch wohl schon einmal interessant zu sehen, wonach wir uns - meist eher im Unterbewusstsein - bei der Entscheidung über die Spielbarkeit einer Karte richten! Ich wrde im Folgenden mal ein paar Gesichtspunkte aufzeigen und bin jetzt schon gespannt, wie weitere Punkte in euren Augen aussehen!



Der Faktor "Vorteil"


Bei keinem anderen Trading Card Game ist (Karten-)Vorteil so wichtig wie bei Yu-Gi-Oh! Klar, dass dieser somit auch bei der Spielbarkeit von Karten wichtig ist. Doch muss man zunächst einmal zwei grundlegende Arten des Vorteils unterscheiden! Zum Einen gibt es da den weithin bekannten "Kartenvorteil" sowie zum Anderen den "Qualitätsvorteil".


Der Kartenvorteil ist der bekanntere und besser sichtbare Vorteil. Ein Spieler, der mehr Karten zur Verfügung hat (Feld + Hand), ist erstmal ganz objektiv gesehen im Kartenvorteil, da er einfach den Vorteil einer höheren Anzahl an einsetzbaren Karten hat. Daraus resultiert logischerweise die Möglichkeit, auf viel mehr Situationen antworten zu können und das Spiel in den Griff zu bekommen bzw. die Kontrolle zu halten. Nicht wenige Spiele werden durch diesen Faktor entschieden. Doch da gibt es ja noch den eben mitgenannten Bruder...


Weniger bekannt aber nicht bedeutend weniger wichtig als der Kartenvorteil ist nämlich der Qualitätsvorteil. Dieser ist aus gewisser Sicht heraus eher subjektiv zu betrachten, denn jeder Spieler mag von einer Situation sicher eine etwas andere Meinung haben. Trotzdem zeichnet einen Spieler mit Qualitätsvorteil dadurch aus, dass er bessere Optionen als der Gegner zur Verfügung hat, z.B. ist es sicher besser, einen Frosch im Friedhof mit 2 Monarchen auf der Hand zu haben, als dass man, wie der Gegner in diesem Beispiel, zwar 5 Handkarten hat, sich jedoch darunter nur ein Schicksalsheld - Malicious, ein Mystischer Raum-Taifun, ein Topf der Trägheit bei zu wenigen Monstern (übrigens eine beliebte Starthand-Karte - vor allem bei mir) sowie 2 Schicksalsheld - Fear Monger befindet. Um auf die Spielbarkeit von Karten über zu gehen, wirkt sich eine mögliche Verbesserung der Qualität der eigenen Karten auf die Nutzbarkeit einer Karte aus. Eines der besten Beispiele im Moment dürfte dafür Schicksalsziehen darstellen! Diese Karte macht zwar keinen Kartenvorteil, doch wachsen die eigenen Möglichkeiten durch 2 neue Handkarten oft enorm, während man dazu evtl. den Vorteil eines Disk Commanders oder Malicious im Friedhof genießen darf.


Finsterer Bewaffneter Drache, Finsterlord Zerato & co. gehören zu den Karten, die auf einfache Weise pluuus machen, angeblich das größte Kriterium bei der Frage nach der Spielbarkeit einer Karte. Immerhin kann man dem Gegner bei einem geringen eigenen Verlust seines ganzen Feldes berauben, dass schonmal 3-5 Karten umfassen kann. In solchen Situationen ist es für den Gegner natürlich schwer, noch einmal zurückzukommen, doch das hängt natürlich auch wieder von der Spielsituation ab. Um auch nochmal ein Beispiel in die entgegengesetzte Richtung zu geben, wäre vielleicht Ehrung der Verdammten, die der ein oder andere vielleicht auch noch kennt, ganz passend. Hier wird minus gemacht, was bei Yu-Gi-Oh! leider schon viel ausmacht. Zumindest verliert man Karten, die einen evtl. noch einmal weitergeholfen hätten. Hier haben wir wieder den Nachteil sowohl in der Quantität als auch ggf. in der Qualität der Optionen, eine der wichtigsten "Ressourcen" bei unserem TCG!



Der Faktor "Deck"


Ein Faktor, der die Spielbarkeit einer Karte allein nicht beeinflusst, sondern nur greift, wenn es eben an den Deckbau u.ä. geht, ist der Faktor "Deck". Natürlich hängt die Spielbarkeit einer Karte immer vom jeweiligen Deck ab, in dem diese gespielt wird.


In diesem Fall hilft das aber nur bei der Frage nach der Spielbarkeit einer Karte in einem bestimmten Deck XY weiter und nicht bei unserer eigentlichen Frage nach der allgemeinen Spielbarkeit. Doch andererseits kann man sich fragen, was eine auf dem Papier spielbare Karte machen soll, wenn man sie nicht gescheit in ein Deck integrieren kann. Himmelsplage - Nohrellas könnte man hier erwähnen, da diese zwar einen super Effekt hat, doch bisher kaum in Aktion treten konnte. Gleiches gilt vor allem für viele High Level-Monster, die man nur schwer beschwören kann, weil entweder der entsprechende Typ nicht unterstützt wird oder das (Themen-)Deck einfach zu drawabhängig ist, selbst wenn die Win-Option und Strategie recht vielversprechend sind.


Letztendlich muss man also auch hier differenzieren und sagen, dass sich die Spielbarkeit einer Karte in jedem Deck ändert (bzw. hauptsächlich die Effizienz dieser Karte), aber auch davon abhängt, wie sie in ein Deck integriert werden kann, womit die allgemeine Spielbarkeit auch wieder davon abhängen würde...



Der Faktor "Death Draw & Situationsabhängigkeit"


Das böse Wort "Deathdraw" ist eines der am meisten Gefürchteten unter den Yu-Gi-Oh!-Spielern. Scheinbar tritt er immer im falschen Moment auf und das Spiel ist verloren! Man hat also trotz neuer verfügbarer Karten kaum an Optionen gewonnen, die Karte ist in dem Moment, in dem sie gezogen wurde, nutzlos. Ein weiterer Punkt, der die Spielbarkeit einer Karte ausmacht, denn optimal wäre es natürlich, wenn die Karte Q immer etwas bringen würde, egal wann man sie zieht.


So 100%ig haut das natürlich bei keiner Karte hin (so lange es keine Karte gibt, die einem direkt erlaubt, zu gewinnen, aber eine solche Karte ist zumindest mir nicht bekannt). Und somit gibt es erst einmal bei jeder Karte ein gewisses Death Draw-Potenzial, was jedoch bei vielen der in einem Deck gespielten Karten recht niedrig ist. Beispielsweise wird ein Monarch selten ein Death Draw in einem Deck sein, in dem Baumfrosch mit zwei Foolish Burials, Gehirnkontrolle, Seelentausch und evtl. Zauberschläger gespielt wird. Verlockung der Finsternis ist in einem Deck, das zur Hälfte aus Finsternis-Monstern besteht, praktisch nie Tod. So kann man noch stundenlang weitermachen und man merkt, dass es schon in den Deck-Faktor hinübergeht. Man kann nun aber auch noch Karten einzeln analysieren.


Spiegelkraft ist an sich wohl auch selten ein Death Draw, da Schutz und ein Monster-Removal immer gern gesehen sind. Anders sieht das natürlich aus, wenn bereits ein Jinzo auf dem Feld liegt. Dann ist die Force wieder ein Death Draw. Und hier haben wir das Zusammenspiel mit der Situationsabhängigkeit! Spiegelkraft hilft in den meisten Fällen, aber wenn sie nicht eingesetzt werden kann, ist sie nicht brauchbar. Auch Topf der Trägheit kann sehr situationsabhängig sein, vor allem, wenn man ihn (zu) früh im Spiel zieht! Ähnliches kann selbst auf so hoch angepriesene Monster wie Finsterer Bewaffneter Drache zutreffen, bei dem schlicht zu viele Monster im Friedhof verweilen und man auf die Schnelle nicht alle los wird. Auch Schwerer Sturm hilft nur wenig, wenn der Gegner gerade mal keine Zauber/Falle liegen hat.


Man sieht, dass selbst Karten wie Schwerer Sturm, Spiegelkraft oder Finsterer Bewaffneter Drache Death Draw und situationsabhängig sein können. Jedoch sind sie das im Gegensatz zu vielen anderen Karten nur in geringem Maße und können daher fast immer gebraucht werden. Vielen Karten - teils auch mit starken und mächtigen Effekten - steht die Situationsabhängigkeit/Deathdraw-Anfälligkeit bis heute im Weg. Wie man sieht, ein weiterer wichtiger Faktor!



Der Faktor "Glück"



Ja, auch das Glück spielt, nicht nur beim Draw, sondern auch bei der Spielbarkeit einzelner Karten eine Rolle. In erster Linie werden nur "sichere", sprich auf jeden Fall eintretende Effekte (sofern sie nicht negiert werden) gespielt. Doch vereinzelt trifft man auch immer wieder auf Karten, bei denen das nicht der Fall ist und bei denen man schon für den Effekt etwas Glück braucht. Eine der wenigen solcher Karten, die sich im Metagame festgesetzt haben, ist der Jäger im Hinterhalt, der aufgrund seiner zwischenzeitlichen Beliebtheit und zweifelslos vorhandenen Stärke inzwischen auf ein Exemplar pro Deck limitiert worden ist. Bleiben wir doch noch etwas beim Jäger und erläutern an diesem Beispiel mal den Faktor des Glücks, ohne jetzt mal auf das Glück, von dem in den meisten Fällen gesprochen wird, einzugehen - nämlich das Glück des guten Draws.


In diesem Fall geht es um das Glück, was bei einzelnen Karten von Nöten ist. Und der Jäger ist da ein gutes Beispiel. Er kann bekannterweise zum Preis einer Handkarte jede Karte auf dem Feld zerstören, sofern der dazugehörige Würfelwurf gelingt. Die Chance dafür liegt bei 2/3, also 66,67%, was an sich schonmal eine gute Quote ist, immerhin dürfte man bei 2 von 3 Aktivierungen die gewählte Karte auch zerstören. Problem ist hierbei nur, dass es keine Garantie dafür gibt. Mit etwas Glück trifft man 5x in Folge, doch ich habe es auch schon erlebt, dass 5x daneben gewürfelt wurde. Somit haben solch glücksabhängige Karten immer auch eine Kehrseite, was den meisten ihrer Art bisher daran gehindert hat, öfter gespielt zu werden, trotz bester Effekte. Doch was nützt der beste Effekt, wenn er nicht zum Tragen kommt?


Der größte Nachteil ist einfach, dass man eigentlich nicht damit planen kann und darf. Rückstoß-Drache ist hier ein weiteres gutes Beispiel. Manch einer wird sich auch noch an die Zeiten erinnern, wo er öfters mal gespielt wurde, doch den Kontrast dazu bilden beispielsweise die Monarchen. Während der Drache erst würfeln muss, kann man mit Caius, der Schattenmonarch sofort ein Monster entfernen, man kann also sicher sein, dass der Effekt auch zum Tragen kommt! Dies ist der springende Punkt. Schöne und gute Effekte hin oder her, wenn sie nicht eintreten kann man einiges einbüßen, evtl. auch das ganze Spiel - man denke da erneut mal an den Jäger im Hinterhalt...



Der Faktor "Metagame"


Zu guter Letzt ist die Spielbarkeit einer Karte auch noch vom Faktor "Metagame" abhängig. In meinen Augen klingt es irgendwie etwas schräg, dass die Einsetzbarkeit einer Karte von allen insgesamt gespielten Decks und Karten abhängt, auch wenn es irgendwo total sinnig ist. Wie dem auch sei, es gab schon (und es gibt immer noch) reihenweise Karten, die mit einer neuen Banned List steigen und fallen, ähnlich wie bei den Decks. Man merkt recht schnell, dass irgendwo dann auch alles mit allem zusammenhängt. War es noch der Perfect Circle, der in den vergangenen Monaten das Metagame mitbestimmte, sind es jetzt Samurai- und Finsternis-Build. Deshalb verschwindet beispielsweise Boden unter den Füßen wegziehen mehr und mehr von der Bildfläche.


Ein anderes Beispiel zeigt sich momentan insofern, als dass Waboku oder Angsteinjagendes Gebrüll häufig schon im Main Deck benutzt wurden, was natürlich auch ganz klar auf das extrem OTK-lastige Metagame zurückzuführen ist. Dass selbst Decks, die eigentlich auf Kontrolle aus sind (z.B. Samurai), immer schneller und aggressiver werden, lässt diese Entscheidung nur zu. Zu Zeiten, als (langsame) Monarchen-Controls das Bild prägten, wären solche OTK-Stopper im Main Deck nur Platzverschwendung gewesen. Damals war dafür Sakuretsu-Rüstung eine Top-Karte, die aber inzwischen gegen Bodenlose Fallgrube oder vermehrt auch Karten wie Flucht aus der finsteren Dimension ausgetauscht werden, da sie im aktuellen Format einfach chancenlos wäre.


Dass sich Staples wie Spiegelkraft, Schwerer Sturm oder Wiedergeburt in ihrer Spielstärke praktisch gar nicht ändern, ist nachvollziehbar, aber damit stehen solche Karten auch ziemlich allein da. Natürlich wird auch ein Großmeister der Sechs Samurai in "seinem" Deck nie an Spielstärke verlieren, genauso wenig wie ein Finsterer Bewaffneter Drache in Finsternis-Builds, doch auch ihre Spielbarkeit hängt in dem Punkt vom Metagame ab, dass "ihre" Decks spielbar bleiben. In gewisser Weise fällt und steigt die Spielbarkeit einer Karte wie die eines Decks bzw. teilweise auch mit ihr.


Es gibt auch noch Hunderte von weiteren Beispielen, Anti-Karten wirken nur, wenn die jeweiligen Decks, gegen die die Karte wirken soll, auch gespielt werden, Fallen sind nur eingeschränkt spielbar, wenn das Format einer Karte wie Königlicher Erlass liegt (vgl. Sommer 2006) und Zauber-/Fallenkarten-lastige Decks wie Burner und Makrokosmos haben Probleme, wenn es Zauber- und Fallen-Removals en masse gibt, wie es der Fall sein kann, wenn viele Themendecks mit ihren jeweils eigenen Removals auftrumpfen oder die Banned List etwas ändert (man denke an die Entbannung von Breaker the Magical Warrior).




Ich hoffe, dass euch mal ein kleiner Einblick gefallen hat, den ich evtl. nochmal weiter ausführen würde - das hängt aber natürlich auch von eurem Feedback ab. Was ist beispielsweise in euren Augen noch ein wichtiger Faktor für die Spielbarkeit von Karten?



Thread der Woche


Schon allein der Name des neuen Sets hat es in sich: Crossroads of Chaos! Während die nächsten Sets Light of Destruction und The Duelist Genesis erst noch ausstehen (teilweise auch, was den Spoiler betrifft), gibt es bereits Infos zum drittnächsten Set - Irre! Da auch schon erste Karten wie immer bekannt sind, ist es wohl vertretbar, den neuesten Thread des Spoiler-Unterforums zum Thread der Woche zu machen! Klick!


Bis zur nächsten Woche,

Toby

Antworten 5

  • Zitat

    Original von Computer
    Diskutiert hier ueber den Artikel "Faktoren der Spielbarkeit" von bvb-fan92.


    Ihr findet den Artikel auf unserer Hauptseite oder indem ihr einfach HIER klickt.


    Sehr schön, sehr schön. Aber Ehrung der Verdammten war vor 5 Jahren ne Top-Karte. Erster Post - oder ?

  • Sehr guter Artikel, machte Spaß zu lesen und enthielt alles wichtige.
    Wie wär's mit einem Artikel, welcher näher noch auf einzelne Karten der verganngenen Formate eingeht?




    mfg
    slot machine

  • Zitat

    Abseits des Mainstreams: Faktoren der Spielbarkeit von bvb-fan92


    ...witzig :D
    wie spielbar ist bvb-fan92 denn nun?

  • @anti-tiger
    Jo, Ehrung war mal top! :) Aber halt nicht mehr ganz zeitgemäß, da stimmst du mir wohl zu oder?^^


    Slot Machine
    Danke. Inwiefern würdest du dir die Idee vorstellen? Hört sich interessant an und ich hätte auch schon eine entsprechende Idee, aber es ist auch mal spannend, sich die Meinung und Vorstellung des Lesers anzuhören!


    Don Eragon
    Sehr guttt spielbar. Naja, kommt immer darauf an, worauf du es beziehst! :D Wäre mal ein alternatives Artikel-Thema, ich werds mir mal merken.^^


    Danke für das Feedback nochmal! ;)


    Greetz,
    bvb-fan92

  • joa, net ganz zeitgemäß ! Hätte aber beim Faktor Deathdraw gerne etwas von Karten mit ,, you can only activate this card " gehabt.
    Es wurden 157 Karten gefunden mit ,, you can only activate this card "
    Konkretes Beispiel : Federwind
    Kartenart: Falle | Kennzeichnung: EEN-DE058


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    Du kannst diese Karte nur aktivieren, falls sich ein offener "Elementarheld Avian" auf deiner Spielfeldseite befindet. Annulliere die Aktivierung einer Zauber- oder Fallenkarte und zerstöre sie.



    Nich mal fürs Themendeck zu gebrauchen wegen Einschränkung

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