Europäische oder nationale Identität

Nach Kalergi, Churchill und und und gibt es nun wieder Aktivisten, für die am Ende der europäischen Einigung ein europäischer Staat steht. Doch was die Geschichte bewiesen hat, kann Europa nicht ignorieren: Ein Bürger muss sich mit seinem Staat identifizieren können.

Das Zauberwort lautet "Identität"..

Laut einer schon etwas zurückliegenden Umfrage sieht schon eine kleine Mehrheit der Briten primär als Europäer, erst an zweiter Stelle folgt die britische Identität.

Hier möchte ich eine ähnliche Umfrage machen. Ich weiß, es ist schwer Gefühle zu begründen, aber wenn es geht, bitte ich um eine kurze Erklärung, warum ihr euch wofür entschieden habt.

Bei mir ist im Laufe der Zeit der Weg von der nationalen zur europäischen Identität vonstattengegangen. Natürlich habe auch ich eine nationale, eine deutsche Identität, aber als ich mal nachgedacht habe, worauf ich als Deutscher stolz bin, ist mir aufgefallen, dass die meisten Dinge europäischer und nicht bloß deutscher Natur sind. So das Denken über Kriege (die größten Kriege der Weltgeschichte haben die Europäer auf eigenem Boden miterleben müssen) und die Meinung über Menschenrechte. Diese für mich elementaren Punkte haben mich dazu gebracht, mich eher als Europäer zu sehen.

Nun seid ihr an der Reihe..

Meiner Meinung nach kann man es schon, aber es wird noch einige Zeit brauchen. Man muss sich nur ansehen, wie viele Menschen ihrer alten Währung nachtrauern.

Europa würde aus den Mitgliedsstaaten der EU bestehen, sofern man sich neben der Verfassung später darauf einigen kann, dass die EU nicht mehr als über-staatliche Organisation, sondern als Bundesstaat angesehen wird. Dazu müssen aber noch einige Reformen passieren - beispielsweise muss das EU-Parlament deutlich mehr Rechte gegenüber der Kommission bekommen. Bis dahin ist es eben noch ein langer Weg.

Dem Teil mit der Geschichte kann ich mich anschließen, allerdings mit der Bemerkung, dass die deutsche Bevölkerung seit den Napoleonischen Kriegen bzw. dem Wiener Kongress 1815 ein Deutsches Reich wollte. Gerade Studentenvereinigungen haben sich dafür stark gemacht und man muss sich nur die Revolution 1848 ansehen, die ja aus den bekannten Gründen gescheitert ist.

Von daher meine ich, dass eine europäische Einigung nur möglich ist, wenn sich auch die Bevölkerung als Europäer sieht. Denn 1871 wurden auch mehr als 50 Jahre warten belohnt..

Zitat

Original von Hephalum
[...] aber ich halte es für unmöglich, über gewisse Unterschiede hinwegzusehen und Tausende Jahre von Kultur in einen Topf zu werfen...

Dazu muss man sagen, dass fast alle europäischen Staaten seit der Antike ihre Kultur parallel entwickelt haben und auf gemeinsamen Traditionen fußen. Die griechisch-römische Antike, das Mittelalter und die Renessaince sind nur die größten Beispiele für kulturelle Epochen, von denen ganz Europa betroffen war. Von daher sind die europäischen Kulturen sich recht ähnlich. Zudem besteht kein Staat aus einer homogenen Masse - man siehe sich mal die USA an. Gut, die USA sind nun nicht gerade das Paradebeispiel was Kultur angeht, aber in den verschiedenen Landesteilen begegnen einem schon sehr verschiedene Verhaltensweisen. Natürlich sind Spanier anders als Griechen, aber New Yorker sind auch anders als Kalifornier. Oder Schleswig-Holsteiner sind anders als Bayern. In einem geeinten Europa würde das föderale Prinzip fortbestehen - das bundesstaatliche System, das auch Deutschland, Österreich usw. besitzen würde einfach auf größeren Maßstab übertragen werden.

Ein Hindernis ist natürlich die Sprache, aber da man fast überall zumindest etwas Englisch spricht und Behörden sowieso, dürfte das Problem geringer sein als geschätzt.

Problematisch ist nur, dass Staaten nicht gerne Kompetenzen abgeben. Jeder Staat will seine Interessen im großen Ganzen durchsetzen und das geht schlecht, wenn man seine Kompetenzen wie Verteidigung an eine höhere Organisation abgibt.

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Original von Dreckslord
Tausende Jahre voll von grossen MEnschen haben es zu dem Land gemacht das es heute ist und das wuerde ich nicht aufgeben wollen nur um als ein geeintes Europa, am besten noch unter fremder Sprache dazustehen.. das ist einfach schwachsinn.

[...]

Wie gesagt ein wirtschaftlich, teils politisch geeintes Europa mit gleichen Richtlinien aber souveränen Vaterländern.

Normalerweise bin ich absolut nicht derjenige, der die Vereinigten Staaten von Amerika zum positiven Vergleich heranzieht, aber diesmal muss es einfach sein..

Ich glaube, ich muss etwas noch ergänzen: Alle großen europäischen Föderalisten (man nehme Kalergie, Churchill, Fischer) hatten die Vorstellung von den "Vereinigten Staaten von Europa" - nach dem Vorbild der USA. Aus euren Posts lese ich die berechtigte Angst nach Autonomieverlust der Teilstaaten, aber den würde es kaum geben. Die Bundesstaaten würden in einem solchen Verband bestimmte Kompetenzen wie Verteidigung und Außenpolitik an die Union abtreten, würden aber den allergrößten Teil ihrer Macht behalten. In den USA haben die Bundesstaaten ebenfalls vergleichsweise viel Macht für ein föderales Gebilde. Nimmt man die US-Bundesstaaten als Maßstab, haben die deutschen Bundesländer deutlich weniger Kompetenzen. Die Autonomie der europäischen Teilstaaten würde auf jeden Fall weiterexistieren - auf hohem Niveau.

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Original von Dreckslord

Nein darum geht es mir nicht, es geht mir nicht um die politischen Machtverhaeltnisse... da kann man sicher ne Loesung finden.

Dir geht es vielleicht nicht daru, aber manch anderem.

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Es geht mir um den Identitaetsverlust... danach bin ich "nur" noch Europäer und kein Deutscher mehr... ich bin Deutscher und bin Stolz auf mein Vaterland...[...]

Es wird ja jeder Bundesstaat seine eigene Identität behalten. Man sehe sich die Bayern an. Seit 1871 kein eigenständiger Staat mehr, dennoch haben sie ihre eigene Kultur und ihre eigene Identität bewahrt. Natürlich bleiben nationale Identitäten bestehen, ich werde meine deutsche Identität auch nicht aufgeben - will ich auch gar nicht. Es gibt immer noch viel, was alle europäischen Staaten unterscheidet, das will ja auch niemand ändern.

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Hier bin ich geboren, hier lebe ich... es ist mein Vaterland... das ist der riesen Unterschied. Zu Europa habe - und werde ich niemals einen solchen Bezug haben.

Mal ganz banal, wenn du sagst, du bist hier geboren, dann kann man das auch auf den Kontinent beziehen.^^ Ebenso auf das Bundesland und die Stadt. Ich hab zu Deutschland so natürlich auch mehr Verbundeheit als zu Italien beispielsweise, dann zu Schleswig-Holstein mehr als zu Thüringen und zu Lübeck mehr als zu Freiburg. Das ist doch vollkommen normal.

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Original von dark vampire lady
mann bleibt immer was man ist, egal was auf einem Papier steht!!

Aber woher weiß man denn, was man ist? Es ist eben das, was man fühlt. Momentan steht auf den Papieren die Nationalität in Form von deutsch, österreichisch, schweizerisch usw. - wenn man sich als etwas anderes fühlt, dann ist man das eben. Es gibt noch genug Bayern, die sich weniger als Deutsche sondern viel mehr nur als Bayern sehen. Das ist eben eine persönliche Sache, die nicht in so einem Maße verallgemeinert werden kann.