Das Yu-Gi-Oh TCG hat mittlerweile schon eine Menge erlebt. Fast 8 Jahre ist das Spiel alt und hat mittlerweile über 20 Editionen herausgebracht. Der Internationalisierung des Spiels bei der Abschaffung des EU-Formats folgte die Banned-List. Mit jeder Änderung waren die Spieler gezwungen, sich neuen Bedingungen anzupassen, ihre Decks zu überarbeiten. Nicht jedem gefiel das, Veränderungen bedeuten auch, dass man so manche liebgewonnene Karte ins Nirvana des Sammelordners verbannen muss.
Welcher alte Hase denkt manchmal nicht wehmütig an die alten Zeiten des EU-Formats zurück, als man nur deutsche Karten im Deck hatte und sehnsuchtsvoll die Editionen, die in den USA schon längst erschienen waren erwartete, um endlich einen deutschen Gemini-Elf in der Hand zu halten? Damals waren zwar die Preise hoch, aber umso schöner war der Moment, wenn man ein PSV-Booster aufriss und einen Kaiserlichen Befehl in der Hand hielt. Damals zählte vor allem eins: Mächtige ATK und Jinzo auf dem Feld. Das Spiel war vielleicht nicht besser, aber es war ursprünglich und noch ungeschliffen. Kraft ging vor Köpfchen und ein Raigeki konnte ein schon verlorenes Duell noch drehen. Das Spiel war unberechenbar und dadurch vielleicht sogar reizvoller als heute, wo so manches Duell bereits nach zwei Runden entschieden ist.
Wahrscheinlich wird auch jeder Spieler bei der Erinnerung an "die guten alten Zeiten" bestimmte Karten im Kopf haben, die man damals im Deck hatte, die man heute aber gar nicht mehr sieht. Ich meine jetzt nicht das gebannte und übermächtige Raigeki, eher die kleinen unscheinbaren Karten, mit denen man angefangen hat und mit denen man seine ersten Siege errungen hat. In diesem Thread will ich euch ein paar der alten Schätze von damals vorstellen, den Werdegang der Karte beleuchten und versuchen, sie für das heutige Format fit zu machen, indem ich einige Supportkarten aufzähle. Dabei werden vielleicht keine Turnierdecks rauskommen, aber bestimmt bekommt man ein paar Anregungen für das nächst Funduell.
Als erste Retro-Karte möchte ich mich mit der Karte "Herr der Drachen" beschäftigen. Herr der Drachen erschien als Holokarte im ersten Kaiba-Starterdeck. Außerdem ist er als Secret Rare in der ersten TinBox-Reihe erschienen. Er ist ein 4-Sterne-Monster vom Typ Hexer, Attribut Finsternis. Sein Artwork ist durchaus gelungen und dem Thema der Karte angemessen.
Seit Anbeginn gehören Drachen zu den stärksten Monstern im Spiel, was die Angriffskraft angeht, vor allem symbolisiert durch den legendären "Blauäugigen Weißen Drachen". Der Nachteil dieser frühen Drachenmonster ist, dass sie oftmals nicht leicht zu beschwören sind. HIer kommt Herr der Drachen ins Spiel.
Der HdD war eine der ersten Karten, die ein ganz bestimmtes Deckthema exklusiv supportete. Durch seinen Effekt schützt er alle Drachen auf dem Feld vor zielenden Effekten. Damit ist ein BEWD vor Karten wie Fallgrube, Sakuretsu Armor oder Schnappstahl sicher, auch eine Exiled Force würde wirkungslos verpuffen. Richtig mächtig wird HdD durch Kombination mit der Karte "Drachenrufflöte", die es einem erlaubt bis zu zwei Drachen aus der Hand ohne weitere Kosten spezialzubeschwören. Der Traum eines jeden YGO-Spielers könnte also wahr werden: In einem Zug zwei BEWD spezialbeschwören und den Gegner mit unglaublicher Angriffskraft in einem Zug plätten. In einem Drachendeck war HdD damals eine mächtige Schlüsselkarte.
Der HdD hat sich aber nicht lange halten können, werden seine Nachteile doch schnell offensichtlich. Im Gegensatz zu den Drachen ist ihr Herr nämlich ziemlich schwach auf der Brust. Sowohl ATK als auch DEF halten bestenfalls einem Sangan stand und damit ist er flugs entsorgt. Außerdem ist auch klar, dass man für die Kombo mit der Flöte eine geradezu unglaubliche Hand braucht. Neben dem Herrn selbst ist eine Flöte plus zwei mächtige Drachen nötig. Das sind vier Karten und nach der Druchführung sollte man das Duell auch besser schnell gewinnen, denn die Hand dürfte dann so gut wie leer sein, so dass man dem Gegner nicht mehr viel entgegenzusetzen hat. Der Herr der Drachen, eine von Kaibas frühen Keycards, verschießt sein Pulver leider viel zu schnell, um wirklich mächtig zu sein. Lohnt es sich überhaupt dem HdD heute noch eine Chance zu geben und ihn aus dem Ordner zu holen? Ich behaupte: JA!
Schaun wir uns doch erstmal die Monsterarmee an, über die der HdD gebietet, denn seit seinem ersten Erscheinen hat die mächtig Zuwachs bekommen. Ohne jetzt groß auf deren Effekte eingehen zu wollen, will ich ein paar der stärksten Drachenkarten vorstellen. Es sei hier auch auf den "Drachenthread" verwiesen.
Armed Dragons - Die Armed Dragon-Lv-Reihe hat sich nie so recht durchsetzen können. Auch der Herr der Drachen würde sie nicht wirklich stärker machen.
Horus - Die Horuse sieht man immer mal wieder auch auch Turnieren, vor allem die beiden High-Levels. Nicht zu unrecht, ihre Effekte sind sehr stark, auch ohne den Lord.
Kaiser Glider - Der Kaiser Glider gilt als einer der unterschätztesten Karten des Spiels. Beschützt vom Lord of D. könnte er sogar noch etwas stärker werden.
Differen Dimension Dragon - Der DDD wird nur von zielenden Effekten und Monstern mit ATK größer als 1900 zerstört. Kombiniert mit dem Herrn der Drachen erhöht man seine Unzerstörbarkeit noch. Perfect Match, möchte ich fast sagen.
Edelmetall-Drache - Er bringt satte 2400 ATK bei 4 Sternen. Da er nur per spezialbeschwörung geholt werden kann, schreit er geradezu nach dem Einsatz des Lords mit seiner Flöte.
Mirage-Dragon - Der Mirage-Dragon sollte auch in keinem Drachendeck fehlen.
Divine Dragon Ragnarök - Ein normales 4-Sterne-Monster mit 1500 ATK, was hat der hier verloren? Nun er fusioniert perfekt mit Lord of D. und zwar im Wortsinne. Beide werden zu dem mächtigen
King Dragun - Dieses Fusionsmonster ist quasi HdD mit eingebauter Flöte, außerdem ist er selbst Drache und schützt sich damit selbst. Eine sehr gut spielbare Fusion!
Twin-Headed Behemoth - Einer der wenigen Drachen, der es bis in einige Decks von Turniersiegern geschafft hat.
So genug der Drachen, es gibt noch viel mehr und auf den entsprechenden Thread habe ich bereits verwiesen. Welche Karten supporten den HdD den noch? Schaun wir mal...
Mystische Tomate - Der Sucher für den Herrn.
Friedensbote, LLAB, Schwerkraftbindung, Lichtschwerter - Die Standard-Staller sind der nötige Schutz
Burst Breath, Stamping Destruction, Dragon's Rage, - Weiterer Support für das Drachenthema.
Die Finsternis - Hexversiegelte Fusion - FUsionsersatz für den King Dragun
Was für ein Deck könnte man jetzt um den Herrn der Drachen bauen? Ich würde ein Deck vorziehen, in dem man auf King Dragun setzt, d.h. mit der Hex-versiegelten Fusion und Lord of D. versuche ich King Dragun zu beschwören. Als zusätzlichen Support baut man noch ein paar Drachen , wie Kaiser Glider oder Different Dimension Dragon ein, um den Effekt von Dragun voll ausnutzen zu können. Auf die Flöte würde ich verzichten, diese Kombo ist einfach zu Handkartenlastig.
Das Monsterline-Up könnte in etwa so aussehen
1 oder 2 Kaiser Glider
1 oder 2 Different Dimension Dragon
3 Mystische Tomaten
3 Herr der Drachen
2 The Dark
1 Mirage Dragon
1 Speer-Drachen
1 Twin-Headed Behemoth
Damit hat man schon 14 Monster, die restlichen Slots überlasse ich eurer Kreativität.
Die Zauberkarten enthalten die üblichen Staples und vielleicht 1 oder 2 Friedensboten als Schutz bis man King D. draußen hat. Außerdem würde ich zu Stamping Destruction raten, eine sehr starke Drachenkarte imo. Am Ende hat man 13-15 Spells würde ich schätzen.
Bei den Fallenkarten kann man auch etwas Kreativität walten lassen, das das Drachenthema über sehr viel Support verfügt. Statt TT kann man auf jeden Fall Burst Breath spielen, damit kann man den Gegner sehr schön ärgern. Auch Dragons Rage wäre eine Möglichkeit. Dazu natürlich Sakus. Wenn man hier auf nicht allzuviele Karten kommt (max. 7) kann man bei den Monstern evtl. auch noch Jinzo spielen.
Ein solches Deck hat den Vorteil, dass es sehr viele zauber-und Fallenkarten des Gegners ineffektiv macht. Durch die verschiedenen Schutzeffekte der Drachen hat man gute Chancen, dass die Fallenkarten vom Gegner nutzlos werden. Natürlich ist es durch die Fusionskombo sehr Drawlastig und es wird einiges Geschick erfordern, sie wirklich gewinnbringend durchzubringen. Aber ich glaube daran, dass man aus dieser Idee ein einigermaßen solides Lord of D.-Deck bauen kann und dem alten Recken damit zu einem Comeback verhelfen kann. Sollte es mal einer von euch testen, schreibt mir, wie es gelaufen ist.
Ich hoffe, dieser erste Teil hat euch gefallen und euch gezeigt, dass nicht alle Monster von damals unbedingt zum alten Eisen gehören müssen. Mit etwas Kreativität kann man sie wieder zum Leben erwecken.
Wenn ihr eigene Ideen für Retro-Decks habt, postet sie. Wenn ihr Wünsche oder Vorschläge für ein Retro-Deck habt, posten oder PN, ich werde versuchen, was draus zu machen. Die Reihe wird bestimmt fortgesetzt, der Ordner hat noch viele alte Schätze parat