Stellt Euch vor, Ihr müsstet morgen an einem Turnier im Traditional Format teilnehmen, also mit der Liste vom 1.3.2013. Welches Deck würdet Ihr spielen und warum?
Ich finde dies immer einen interessanten Gedankengang. Viele Casuals würden als erstes so viele verbotene Karten wie möglich zusammenkratzen und damit ein Deck aus 40 Karten bauen. Das halte ich aber für den falschen Weg, ein stabiles Deck zu bauen. Was genau aber der "richtige" Weg ist, kann ich schwer sagen. Ich habe mich aber dennoch damals im eTCG Magazin in einem Artikel mit der Problematik beschäftigt:
Traditional – so geht’s nicht!
Mit dem Erscheinen von „Temple of the Kings“ aus dem „Structure Deck Marik“ hat es erstmals eine Karte ins TCG geschafft, welche direkt auf der Liste der verbotenen Karten zu finden war. Einen interessanten Aspekt hat dies jedoch definitiv zur Folge: Das Traditional-Format steht nach Jahren der Flaute wieder im Gespräch. So zum Beispiel bin ich alleine in den ersten zwei Wochen nach dem Europarelease von drei Spielern gefragt worden, ob wir nicht mal wieder ein Traditional-Turnier starten können.
Das Format Traditional heißt, dass es keine verbotenen Karten gibt. Während die Liste der Limitierungen und Semi-Limitierungen beachtet werden muss, ist es in diesem Format also möglich, die Karten zu spielen, die aufgrund ihrer außerordenltichen Spielstärke aus dem Advanced-Format verbannt wurden.
Wo soll aber der Reiz an einem Spiel bestehen, welches durch das Ausspielen einer einzigen Karte entschieden werden kann? Genau hier! Viele Spieler spielen das Spiel noch nicht so lange, um zu wissen, wie es sich anfühlt, durch einen einzigen im April 2004 „Yata-Garasu“ zu gewinnen oder zu verlieren. Ein Traditional-Turnier gäbe den Spielern die Möglichkeit, diese Erfahrung zu machen und danach zu wissen, warum zum Bespiel „Chaos Empereror Dragon – Envoy of the End“ seit September 2004 verboten ist.
Nun stellen wir uns mal vor, Euer Shop kündigt ein Traditional-Turnier an, an welchem Ihr natürlich teilnehmen wollt. Euer erster Griff geht natürlich zu der verstaubten Tinbox unter Eurem Bett, in welcher Ihr Eure verbotenen Karten aufbewahrt. Nun baut Ihr aus Eurem Kartenpool ein Deck, welches womöglich so aussehen könnte:
Monster: 19
1x Chaos Emperor Draogon – Envoy of the End
1x Cyber Jar
1x Cyber Stein
1x Dark Magician of Chaos
1x Fiber Jar
1x Witch of the Black Forest
1x Magical Scientist
1x Magician of Faith
1x Destiny Hero – Disc Commander
1x Black Luster Soldier – Envoy of the Beginning
1x Tribe-Infecting Virus
1x Sinister Serpent
1x Yata-Garasu
1x Plaguespreder Zombie
1x Blackwing – Gale the Whirlwind
2x D.D. Warrior Lady
2x Shining Angel
Spell: 18
1x Confiscation
1x Dimension Fusion
1x Graceful Charity
1x Brain Control
1x Harpie's Feather Duster
1x Last Will
1x Metamorphosis
1x Painful Choise
1x Raigeki
1x Snatch Steal
1x Heavy Storm
1x The Forceful Sentry
1x Pot of Greed
1x Change of Heart
1x Deliquent Duo
1x Premature Burial
1x Dark Hole
1x Monster Reborn
Trap: 7
1x Crush Card Virus
1x Imperial Order
1x Ring of Destruction
1x Time Seal
1x Torrential Tribute
1x Mirror Force
1x Call of the Haunted
Man kann mich natürlich nicht als einen der besten Spieler Deutschlands bezeichnen, aber ich kann Euch garantieren, dass Ihr mit so einem Deck bei einem Traditional-Turnier auf die Nase fallen würdet! Ohne Sinn und Verstand ein Deck aus [hier] 44 Karten (33 davon verboten) zusammenzuschustern und ohne eine klare Strategie zu spielen, ist im Traditional-Format genauso sinnlos, wie im Advanced-Format. Die Tatsache, dass es im Moment über 40 Karten auf der Verbotsliste gibt, welche man im Main Deck spielen könnte, kommentiere ich mal mit einer englischen Redewendung „Just because you can, doesn't mean you should“.
Schauen wir uns doch mal das Winnerdeck des letzten großen Traditional-Turniers an: Auf den Side-Events der deutschen Yu-Gi-Oh! Meisterschaften 2008 gewann ein Spieler das Turnier mit 78 (!) Teilnehmern mit einem „Cyber Valley Turbo“. Ziel dieses [mittlerweile unspielbaren Decks] war es, das Deck schnellstmöglich durchzuziehen, um dann den Gegner in der ersten Runde durch drei „Magical Explosion“ zu besiegen. Die Fallenkarte war damals noch unlimitiert. Ich habe leider keine Kopie der Deckliste, wenn wir uns diese jedoch anschauen würde, würde uns auffallen, dass er höchstens fünf verbotene Karten gespielt hat. Er brauchte keinen „Black Luster Soldier – Envoy of the Beginning“. Er brauchte keinen „Yata-Garasu“. Lediglich Karten, wie „Pot of Greed“ oder „Graceful Charity“ haben das „CVT“ so stark gemacht, dass es sich mit den gegnerischen Traditional-Deck messen konnte. Einem OTK-Deck, wie diesem ist es tatsächlich egal, was der Gegner spielt, weil man in der Regel ohnehin im ersten Zug gewinnt.
Gäbe es also morgen ein Traditional-Turnier, würde ich in etwa folgendes Deck spielen:
Monster
3x Cyber Valley
2x Destiny Hero – Dogma
2x Destiny Hero – Plasma
2x Destiny Hero – Diamond Dude
1x Dark Magician of Chaos
1x Elemental Hero Stratos
Spell
3x Trade In
3x Upstart Goblin
2x Magical Stone Excravation
2x Machine Duplication
1x Pot of Greed
1x Graceful Charity
1x Dimension Fusion
1x Premature Burial
1x Temple of the Kings
1x Destiny Draw
1x Allure of Darkness
1x Card Destruction
1x Reinforcement of the Army
1x Monster Reborn
1x Reasoning
1x Monster Gate
Trap
3x Spirit of Yata-Garasu
3x Jar of Greed
1x Exchange of the Spirit
Unterstützt durch „Temple of the Kings“ ist es das Ziel, im ersten Zug sein Deck durchzuziehen und nach der direkten Aktivierung von „Exchange of the Spirit“ des Gegner ohne Deckkarten dastehen zu lassen und so in Runde eins oder zwei durch gegnerischen Decktod zu gewinnen.
Werdet Kreativ! Ihr glaubt gar nicht, wie viel mächtiger das „Equalizer-OTK“ alleine durch Zuwachs von „Pot of Greed“, „Graceful Charity“ oder „Painful Choise“ ist. Das „Frog-OTK“ kann man auch mit nur einer einzigen „Substitoad“ spielen und vielleicht können die X-Saber ja auch im Traditional-Format einfach nur durch Unterstützung der „Rescue Cat“ mithalten.
Ich würde mich freuen, euch auf dem nächsten Traditional-Turnier wegzulucken
LG
Chironomus
Der meiner Meinung nach beste Ansatz ist es, ein Deck zu spielen, bei dem es prinzipiell egal ist, welches Deck der Gegner spielt. Damit meine ich Deck wie etwa Herold, Chain Burn, Exodia oder das oben vorgestellte Exchange OTK und diese dann bloß mit ein paar verbotenen Karten anzupassen.
Wie seht Ihr das? Was würdet Ihr aktuell im selten gespielten Traditional Format spielen?