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Card Rating: Feierlicher Schlag

Rating von Leseleff am 20.04.2016 um 17:21

Hallo und herzlich willkommen zu einem weiteren Card Rating! Gott ist mal wieder wütend und wenn das geschieht, bedeutet das meist gute Neuigkeiten für die Yu-Gi-Oh!-Spieler, denn dann erscheint zumeist eine extrem starke neue Fallenkarte!
In der Vergangenheit hat der alte Herr bereits Urteile gefällt (Feierliches Urteil), Warnungen ausgesprochen (Ernste Warnung) und Predigten gehalten (Ernste Predigt). Nun ist es offenbar an der Zeit, den Worten Taten folgen zu lassen, denn der neueste Spross dieser Kartenserie heißt Feierlicher Schlag und erschien wie so viele anderen extrem starke Karten im Set „Breakers of Shadow“.
Die Bilanz dieser Kartenserie ist bisher: Eine Karte verboten, eine andere limitiert. Es handelt sich bei allen um extrem starke Karten und auch Feierlicher Schlag stellt hier keine Ausnahme dar. Was sie genau kann, das möchte ich in diesem Card Rating ergründen.

Effekt


Da es sich bei der heutigen Karte um eine Falle handelt, können wir uns den üblichen Abschnitt über Werte, Attribut und Typ sparen und gleich mit dem Effekt loslegen.
Feierlicher Schlag ist eine Konterfalle, die im Spielzug beider Spieler aktiviert werden kann. Wenn ein Monster als Spezialbeschwörung beschworen werden würde oder seinen Effekt aktiviert, kann man sie aktivieren, indem man 1500 Lebenspunkte zahlt. Anschließend wird die Beschwörung oder der Effekt annulliert und das Monster zerstört.
Es ist offensichtlich, dass dieser Effekt extrem stark ist. Die Karte ist gewissermaßen Schwarzes Horn des Himmels und ein Göttlicher Zorn ohne Kosten in einem. Nun ja, nicht ganz ohne Kosten. Fünfzehnhundert Lebenspunkte sind immer noch fünfzehnhundert Lebenspunkte. Und auch, wenn die Spieler jetzt, wo Emporkömmling Goblin limitiert wurde, vielleicht ein paar Lebenspunkte weniger zur Verfügung haben und obwohl die Punkte gewissermaßen der ganze Sinn des Spiels sind, haben sie paradoxerweise kaum noch einen Wert. Kosten, die das verringern von Lebenspunkten beinhalten, sind in den Köpfen der Spieler keine. Dies liegt wohl daran, wie schnell das Spiel geworden ist. OTKs sind allgegenwärtig und wenn sie durchkommen, können sie meist genau so 4000 wie 9000 Lebenspunkte auslöschen. Es ist gewissermaßen wie 0 und 1: Entweder man hat Lebenspunkte, oder man hat keine. Alles dazwischen zählt nicht.
Gut, ich will nicht nur in schwarz und weiß malen. Aber im Grunde ist es so. Die genaue Anzahl an Lebenspunkte zählt nicht mehr wirklich viel. Schafft der Gegner es, das eigene Feld zu durchbrechen, steht man mit 1000 LP oft genau so schlecht da wie mit 8000. Der weit größere Nachteil, der sich aus den Kosten ergibt, sind gar nicht die Kosten selbst, sondern die Tatsache dass, sollte es der Gegner nicht schaffen, einen in einem Zug zu besiegen und man nur mit wenigen LP zurück bleibt, Karten wie Feierlicher Schlag, aber auch Ernste Warnung und Instantfusion tote Karten sind in einer Situation, in der man einen guten Topdeck am meisten gebrauchen könnte. In dieser Hinsicht war das inzwischen verbotene Feierliches Urteil trotz der augenscheinlich höheren Kosten im Vorteil, da sie auch bei niedrigen LP aktiviert werden konnte.
Über die Stärke des Effekts selbst lässt sich kaum streiten. Noch immer benutzt fast jedes Deck intensiv Spezialbeschwörungen und Monstereffekte. Diese beiden Mechaniken definieren seit Jahren das Metagame. Ein Gutteil der Decks benutzt ihr Extra Deck, um nach Bedarf verschiedenste Bossmonster zu beschwören, woran sie Feierlicher Schlag hindern kann. Da die Beschwörung annulliert wird, kann die Karte sogar benutzt werden, um Monster zu entsorgen, die nicht durch Karteneffekte zerstört werden können, etwa El-Schattenpuppe Winda, noch bevor sie wirklich das Feld betreten können. Und auch andere Spezialbeschwörungen kann die Karte annullieren.
Doch selbst, wenn ein Monster als Normalbeschwörung beschworen wurde, ist die Falle nicht wirkungslos. Denn sobald das Monster seinen Effekt aktiviert, und mittlerweile aktivieren fast alle Monster in irgendeiner Form Effekte, kann sie ebenfalls aktiviert werden und den Effekt annullieren.
Lange Zeit wurde es sogar als Pflicht angesehen, irgendwelche Effektnegierer im Main Deck zu spielen. Effektverschleierin, Durchbruchfähigkeit und Teuflische Kette sind allesamt ehemalige Staples. Gut, Effektverschleierin nimmt eine Sonderrolle ein, weil sie nicht mit den üblichen Nachteilen einer Fallenkarte verbunden ist und dazu auch als Empfänger dienen kann, und Durchbruchfähigkeit kann in eigenen Spielzügen ein zweites Mal vom Friedhof aktiviert werden, insgesamt kann man aber sagen, dass Feierlicher Schlag alles, was diese drei Kartenklassiker machen, besser kann. Der offensichtlichste Vorteil ist natürlich, dass Feierlicher Schlag nicht nur den Effekt des Monsters annulliert, sondern es auch zerstört. Auf diese Weise verbleibt es nicht auf dem Feld, wo es noch für andere Dinge benutzt werden kann, beispielsweise als Material für eine Synchro- oder Xyz-Beschwörung.
Doch auch zwei weitere, weniger offensichtliche Vorteile sollten unbedingt bedacht werden. Zum Einen hat Feierlicher Schlag als Konterfalle eine sehr hohe Kettenpriorität (Weiß nicht recht, wie das auf Deutsch heißt, ich meine Spell Speed). Das heißt, dass man auf ihre Aktivierung nichts außer einer anderen Konterfalle anketten kann, was die Möglichkeiten massiv einschränkt, die Karte auszukontern. Lediglich Karten wie Abhören können sie aufhalten. Das Dasein als Konterfalle birgt noch andere Vorteile. Auf die gehe ich dann aber im nächsten Abschnitt ein.
Der letzte Vorteil gegenüber klassischen Effektnegierern wie Effektverschleierin ist mindestens genau so wichtig wie das Zerstören. Für Feierlicher Schlag ist es egal, wo der Monstereffekt aktiviert wird. Das heißt, die Falle kann auch als Reaktion auf Monstereffekte aktiviert werden, die sich in der Hand oder im Friedhof aktivieren, sprich Handtraps und Floater. Prominente Beispiele aus dem aktuellen Metagame sind Maxx „C“ sowie Kozmo-Dunkelzerstörer, wenn er zerstört wird. Beides sind wichtige Karten des Formats und können erhebliche Schäden anrichten. Es ist ein großer Nachteil, dass Karten wie Teuflische Kette nur gegen Effekte auf dem Feld wirken und dies ist vielleicht gleichzeitig der größte Vorteil von Feierlicher Schlag gegenüber den klassischen Alternativen.

Wir haben also einen extrem starken und flexiblen Effekt fast ohne Kosten. Feierlicher Schlag ist gegen eigentlich jedes Deck mächtig und dazu in fast jeder Situation. Die Karte kann sowohl genutzt werden, um gegnerische Bossmonster auszuschalten, aber auch, um Karten wie Maxx „C“ und Cyber Drache Unendlichkeit aufzuhalten, die einem am eigenen Spielaufbau hindern. Von der reinen Spielstärke her kann man Feierlicher Schlag also locker drei Mal in jedem Main Deck spielen. Warum dies trotzdem nicht unbedingt geschieht, das werde ich versuchen, im letzten Abschnitt zu ergründen. Vorher möchte ich mich jedoch noch mit einem etwas spezielleren Teil beschäftigen:

Konterfallen als Deckthema


Mit den letzten Produkten hat ein bestimmtes Deck erheblich an Spielstärke gewonnen, das Konterfallen gewissermaßen als eigene Deckthematik nutzt: Das Counter Fairy Deck, das insbesondere durch Leitende Ariadne, ebenfalls einer Karte aus Breakers of Shadow, einen massiven Push bekam. Dieses Deck nutzt eine Vielzahl von Konterfallen und Monster, insbesondere vom Typ Fee, die mit diesen interagieren. Besonders wichtig ist dabei Großzügige Artemis, die einen jedes Mal, wenn eine Konterfalle aktiviert wird, eine Karte ziehen lässt. Aber auch Leitende Ariadne ist wichtig. Das Pendelmonster bewirkt, solange es in der Pendelzone liegt, dass man weder Karten für die Aktivierung von Konterfallen abwerfen noch LP bezahlen muss. Wenn man sie sie also in der Pendelzone hat, braucht man nicht einmal die 1500 Lebenspunkte bezahlen.
Wichtiger ist jedoch noch der Monstereffekt. Wird Leitende Ariadne zerstört, auch in der Pendelzone, kann man seiner Hand eine von drei Konterfallen hinzufügen, was Feierlicher Schlag, der in einem solchen Deck natürlich ein klares 3-off sein sollte, sogar in gewissen Grenzen suchbar macht.
Das sind die beiden wichtigsten Supportkarten für Konterfallen. Es gibt jedoch noch mehr. Ernteengel der Weisheit erlaubt es einem, Konterfallen vom Friedhof auf die Hand zu nehmen, sollte er durch Kampf zerstört werden. Meltiel, Weiser des Himmels kann einem Lebenspunkte zurückgeben und Karten zerstören, sollte Die Zuflucht im Himmel auch noch auf dem Feld liegen. Dazu gibt es mit Voltanis der Schiedsrichter und Van’Dalgyon der finstere Drachenherrscher Bossmonster, die beschworen werden können, wenn Konterfallen aktiviert werden.
Und auch eine weitere Karte, die demnächst erscheinen könnte, ist höchst interessant für das Deck: Mit Ties of the Brethren, die mit großer Wahrscheinlichkeit im kommenden Set Shining Victories zu uns kommt, kann man zwei weitere Monster mit dem gleichen Typ, der gleichen Eigenschaft und der gleichen Stufe wie eines, das man bereits kontrolliert, vom Deck beschwören. Auf diese Weise kann man Leitende Ariadne, Großzügige Artemis und Aufrichtig beschwören, wenn man bereits eine von ihnen kontrolliert, und Aufrichtig anschließend mit seinem Effekt auf die Hand zurückgeben.
Auf alle Fälle ist Counter Fairy ein schönes Deck, das man im Auge behalten sollte!

Fallen oder keine Fallen, das ist hier die Frage


Kommen wir zum letzten, gewissermaßen spielphilosophischen Abschnitt. Wie bereits festgestellt, könnte man theoretisch problemlos drei Kopien von Feierlicher Schlag in jedem Main Deck spielen. Die Frage ist heutzutage eher, ob man überhaupt noch Fallenkarten spielen will. Fallenkarten hatten schon immer den Nachteil, dass man sie zuerst setzen und eine Runde warten musst, bis man sie aktivieren kann. Das lässt sich auch damit übersetzen, dass sie in dem Moment, wo man sie zieht, nutzlos sind.
Wenn man sich jetzt ein typisches aktuelles Deck ansieht, z.B. das zumindest vor der neuesten Banlist noch dominante Dracopal-Deck, so ist dieses ein Kombodeck, das riesige Spielzüge mit seinen Pendelmonstern durchführen kann und typischerweise mit mehreren Monstern wie Fallenstellerin Rafflesia endet, die dem Gegner das Leben schwer machen. In einem solchen Deck kann jeder Deaddraw tödlich sein, da ein Mangel an zusammenpassenden Karten oft das Ende der Kombo bedeutet. Gleichzeitig kann man passende Karten wie bereits erwähnt relativ einfach in dicke Brocken wie Fallenstellerin Rafflesia, Cyber Drache Unendlichkeit oder Dinoster-Power, der mächtige Drachobezwinger umwandeln, die einen ebenfalls schützen und dem Gegner das Leben schwer machen können. Ähnliches gilt auch für andere Topdecks, beispielsweise Kozmo mit ihren Dunkelzerstörern oder Monarchen mit Domäne der wahren Monarchen und Marsch der Monarchen. Hinzu kommt die Tatsache, dass viele Spieler, um Pendelmonster und Monarchen-Zauber aufzuhalten, diverse Kopien von Karten wie Zwillings-Twister oder Erzunterweltler-Exzentrick im Main Deck spielen, die auch gerne Backrow fressen. Dies alles hat dazu geführt, dass viele Spieler überhaupt keine Fallen mehr spielen und stattdessen lieber Karten wie den inzwischen limitierten Emporkömmling Goblin gespielt haben, die die Wahrscheinlichkeit erhöhen, seine Komboteile zusammen zu bekommen.

Fazit


Feierlicher Schlag ist eine Karte von einem Stärkelevel, wie wir es lange nicht mehr erlebt haben. Die 1500 LP Kosten können vernachlässigt werden und spielen meist nur eine Rolle, wenn die eigenen Lebenspunkte zu niedrig sind, um sie zu bezahlen. Dafür bekommen wir eine Karte, die nicht nur gegnerische Spezialbeschwörungen aufhalten kann, sondern auch noch Monstereffekte annullieren und die Karten obendrauf zerstören, was einen gewaltigen Vorteil gegenüber konventionellen Effektannullierern wie Teuflische Kette darstellt. Weitere Vorteile ergeben sich durch ihren Status als Konterfalle.
Tatsächlich ist die Frage weniger, ob man Feierlicher Schlag spielen sollte, sondern eher, ob man überhaupt Fallenkarten spielen sollte. Ihrer Langsamkeit und der Gefahr, sie im eigenen Spielzug tot auf der Hand zu haben verschuldet machen die nämlich gerade eine Art Krise durch und werden zunehmend durch Zauberkarten ersetzt. Ob man noch Fallen spielen sollte, hängt vom Deck ab und muss letztendlich jeder Spieler für sich selbst entscheiden. Sollte man sich jedoch dafür entscheiden, ist Feierlicher Schlag aber sicher eine der ersten Karten, zu denen man greifen sollte. Die Karte kann ohne Probleme 3x in jedes Main Deck integriert werden und wird so lange relevant sein, bis sie eines sicher kommenden Tages, wenn Fallen wieder eine größere Rolle spielen, von der Banlist erfasst wird. Daher erhält die Karte von mir auch verdiente 9 von 10 möglichen Sternen.

So, das war’s erstmal wieder. Danke fürs Lesen, ich hoffe, das Card Rating hat euch gefallen. Sollte dem so sein, oder auch nicht, der ->Diskussionsthread und ich freuen uns über jede Meinung. Ansonsten geht es in zwei Wochen weiter, wenn ich mir endlich das neue Set „Shining Victories“ vorknöpfen werde. Bis dann!

- Leseleff -