Den Drang danach, ein Deck vollgestopft mit Anti-Meta Karten und Fallen, die verhindern, dass sich die eigentlichen Decks messen, wie manche hier es anscheinend wollen, kann verschiedene Ursprünge haben.
Ich denke du hast hier nicht ganz verstanden, was die Leute mit einem vielseitigen Meta meinen. Es geht nicht darum, dass jeder Anti-Meta-Decks spielt (die genauso viel Spaß machen wie Meta-Decks und imho genauso "langweilig" sind), sondern das jeder das Deck spielt was er am meisten mag. Und das Spiel wäre sogar noch besser, wenn alle Decks so fair wären, dass man gar keine Floodgates mitnehmen müsste. Aber das ist nochmal eine ganz andere Ebene. Aber je mehr Decks es gibt, desto mehr Leute können auch an Turnieren teilnehmen (wie man in Bochum gesehen hat). T0 Decks grenzen halt bestimmte Leute aus, da sie entweder nicht das Geld für haben und/oder nicht die Lust haben ein gezwungenes Deck zu spielen, das ihnen gar nicht gefällt (ist ja auch logisch, überlegt mal ihr gebt 500+Euro für ein Deckthema aus, das euch vom Artwork und der Spielweise gar nicht gefällt. Das wäre mehr als nur dumm. Es sei denn man hat das Geld).
Trotzdem wird mir wohl jeder zustimmen, dass es schwieriger ist, erst seine Combos korrekt durchzuführen und bereits zu wissen, was am Ende rauskommen soll, und danach auch noch zu entscheiden, welche Karte man jetzt annuliert, als einfach nur Strike zu setten und zu entscheiden, welche Karte man annuliert.
Der Satz ist so zwar richtig, aber kein Spieler setzt nur ein Strike und gibt ab. Dein Gegenspieler macht genausoviele Kombi oder gar mehr als der Metaspieler und am Ende liegt dennoch ein schwächeres Feld, weil das Deckthema einfach zu alt oder nicht Meta ist.
Zoodiak habe ich mal Spaßeshalber online Metamäßig gespielt, bei YouTube konnte man die nötigen Kombi auswendig lernen. Das braucht kein können oder Feingefühl, das ist stupides auswendig lernen. Genauso ist Geistungeheuer-Deck ein Deck wo man viel auswendig lernen muss, aber wenn man es einmal beherrscht ist es auch nicht anspruchsvoll. Skillig sind für mich vor allem die Decks, die wenig Konstanz haben, aber sehr viele Möglichkeiten haben. Das heißt die soviel Kombi-Potential und Synergien haben, dass jede Starthand zu einem starken Feld führt, aber der Weg dorthin immer unterschiedlich ist. Solche Decks können aber nie Meta sein, da Meta Konstanz braucht, um gezielt die nötigen Felder zu legen die man gerade braucht. Was ich damit sagen will: auswendig gelernte Combos haben (aus meiner Sicht) nicht viel mit Skill zu tun, noch mit dem Meta. Sowohl nonmeta Decks haben ihre auswendig gelernten Züge, als auch die Metadecks. Genauso gibt es Metadecks die ansatzweise skillig sind als auch nonmetadecks und genauso gibt es no-Brainer Metadecks und no-Brainer non-Metadecks. Und es gibt zig skillige Formate in Yugioh, welche ihre eigenen strategischen Schwerpunkte haben. Sogesehen ist Yugioh eigentlich sehr vielfältig.
Übrigens sehr schöner Artikel, der sehr neutral und sachlich die verschiedenen Formate vorstellt. Solche Artikel sind immer sehr lesenswert.
Ich persönlich bin mit dem Meta sehr zufrieden, es ist wirklich extrem vielseitig und wenn selbst World-Chalice toppen kann scheint auch alles gut zu laufen. Einige unfaire Linkmonster oder Themen werden das Format aber bald wieder stark einschränken. Außerdem ist auch jetzt noch nicht alles perfekt, da es mit ein paar Änderungen in der Bannliste möglich wäre noch viel mehr Themen ins Meta zu holen und noch viel mehr in den T2 Bereich. Aber die Entschleunigung durch das Link-Format hat imho dem Spiel extrem geholfen.
T0 Formate scheinen für Turnierspieler fairer zu sein, aber für mich war Yugioh noch nie ein Spiel wo man sich wirklich ernsthaft messen konnte oder gar sollte. Dafür spielt das Glück eine zu große Rolle.Ob im Goat-Format (was für mich auch ein T0-Meta war), im Zoo, Spyral und sonstigen T0 nahen Metas, letztendlich wird das Spiel immer bis zu einem gewissen Grad durch Glück entschieden. Ob es darum geht wer den ersten Zug hat, wie die Starthände aussehen, wer die Ash/MaxxC/Verbrecher-Duo und co im rechten Moment hat, wer am besten topdeckt oder einfach die richtigen Karten im Side-Deck hat und diese auch sieht. Am nächsten käme es tatsächlich wenn alle Leute das selbe Deck spielen. Daher empfinde ich das Goat-Format noch fast am skilligsten, da hier alle Leute nahezu das selbe Deck spielen und das Spiel doch sehr lange geht, so das jeder die Chance auf ein Come-back hat und dementsprechend auch die Power-Karten ziehen kann. Aber wer schonmal Goat-Format gespielt hat weiß, dass es auch Momente gibt die wirklich nicht sehr skillig sind. Wer also wirklich ein Spiel spielen möchte, wo man seine Fähigkeiten messen kann, dem kann ich Schach nahe legen. Ein sehr schönes Spiel, welches (mit der Ausnahme das weiß beginnt) sehr fair ist, leicht zu erlernen ist und extrem viel Spaß macht. Dafür fehlt die Vielseitigkeit von Yugioh (obwohl Märchenschach auch zig neue interessante Figuren erlaubt und es auch Spielweisen gibt, wo man seine eigene Aufstellung nutzen kann, was das Spiel auf ein anderes Level hebt und besonders für starke etablierte Spieler teilweise zu starken Verwirrungen führt, da fest gelernte Züge wenig Erfolg bringen. Dann hilft wirklich nur noch die echte Kompetenz)
Umgekehrt kann man natürlich auch sagen, dass der Deckbau zum skill gehört (solange man nicht netdeckt). Dann wären besonders vielseitige Formate sehr skillig, da man sowohl ein Thema finden muss, welches mit der Vielzahl der Deckthemen klar kommt (also möglichst wenig Schwächen hat) und das Deck dann auch noch so gestalten und splashen muss, dass man auf alles eine Antwort hat. Und das dies schwer ist bemerkt man ja daran, dass es Leute gibt, die diese Vielseitigkeit nicht mögen. In diesem Sinne wäre vielleicht auch das 500-Format von Leseleff am skilligsten, da Netdecken noch nicht möglich ist und der Kartenpool sehr fair und ausgeglichen scheint. Dementsprechend könnte das auch ein Format sein, was für Leute die eine Herausforderung suchen oder mal beweisen wollen das sie Skill im Deckbau besitzen eine gute Möglichkeit ihre Kompetenzen zu beweisen.
Zusammengefasst: Ich glaube vielfältige Formate tun Yugioh sehr gut, was man auch durch den hohen Andrang in Bochum sehen konnte (und das obwohl wie bei jedem Wechsel sehr viele Spieler durch die Linkeinführung aufgehört haben). Wäre Cyberse sofort T0 geworden mit Einführung von Link und hätten die alten Strategien und Themen kaum Support bekommen (gäbe es also nicht die Vielfalt) wären bestimmt deutlich weniger Leute erschienen und noch mehr Leute wären ausgestiegen. Das was Yugioh rettet und am Leben erhält ist die Vielfalt, die ständig mit neuen Themen und Support erweitert wird und die Freude die das Spiel trotz der Schnelligkeit und den vielen negations immer noch zu haben scheint. Gäbe es nur T0 Formate wäre das Spiel definitiv schon tot.
Viele Grüße
Jack